@ Yunavi:
Komme auch gerade aus dem Kino, allerdings hatte sich bei mir die Wahl gestellt zwischen The LEGO Movie und Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand. Obwohl der Titel so lang ist, habe ich letzteren gewählt, einfach weil ich im Hinterkopf irgendetwas von guten Kritiken behalten hatte.
Dieser Film fängt gleich schon mit einer, seinen Humor ausmachenden Szene an. Die Katze des Protagonisten, dem Hundertjährigen "Allan Karlsson" (nicht „Ällen“, sondern „Allan“, der Film und auch das Buch stammen aus Schweden), namens Molotov wird von einem Fuchs getötet, welchen der alte Mann mit Dynamit in die Luft jagt. So krass und furios die Knalleffekte in diesem Film gewählt sind, so liebevoll gestaltet sind auch die Charaktere, allesamt gescheiterte Existenzen, die sich im Laufe des Films als doch nicht ganz gescheitert erwiesen.
Noch bevor Allan zu seinem hundertsten Geburtstag im Altersheim gefeiert werden soll, steigt dieser aus seinem Fenster, stapft über das Blumenbeet und mit seiner leicht bis stark senilen, aber doch liebenswerten Art schaff er es direkt die Sympathie des Zuschauers zu gewinnen. Seine Abenteuerreise, die hier beginnt ist nur die Fortsetzung seines schon immer recht turbulenten Lebens, dass retrospektiv sowohl viele Schicksalsschläge, aber im allgemeinen eine faszinierende mit Charm und Naivität gespickte Weltsicht beinhaltet, die stark an „Forest Gump“ erinnert.
Nachdem er früh seine Liebe für Sprengstoff entdeckt hat, den reichsten Industriellen des Ortes bei einer Probesprengung (das Motiv zieht sich durch den ganzen Film) und daraufhin in eine psychatrische Klinik gesteckt wurde, hat ihn ein Rassen-Biologe, der negroide Anlagen an ihm gefunden hat, kastriert. Während er die Tragweite der Ereignisse um sich herum gar nicht begreift, sprengt er spanische Brücken, feiert er mit dem Diktator Franco, hilft beim Bau der Atombombe im Manhattan-Projekt, wird vor Stalin geladen und in ein Arbeitslager gesteckt, wo ihm Albert Einsteins (fiktiver) Idioten-Bruder Herbert Einstein beim Ausbruch hilft. Daraufhin wird er Doppelagent in Amerika und Russland, trägt somit seinen Teil zum kalten Krieg bei, um schließlich den Mauerfall herbeizuführen.
Parallel zu seiner Lebensgeschichte läuft ein kurioser Kriminalfall, in dem er teils Täter teils Opfer ist, aber doch eher Täter. Einen Koffer voller Geld (50 Millionen schwedische Kronen, das sind ungefähr 5 Millionen Euro) schleppt er unwissentlich durch Schweden, trifft unterwegs auf einen alten Bahnhofswärter, einen Dauerstudenten, der fast Zoologe, fast Tierarzt, fast Betriebswirt, aber voll und ganz single ist, eine Frau, die mit ihrem entführten Zirkus-Elfanten Sonja ein kleines Blockhaus in der schwedischen Pampa besitzt. Dieses Kleeblatt hat es mit einer Rockerbande zu tun, die hinter dem Geld und somit hinter den Vieren her ist, wobei Zufall und eine gehörige Portion Querverknüpfungen unter den Charakteren immer wieder zu ungeahnten Ausflüchten, Verfolgungsjagden und Verwechslungsspielchen führt.
Alles in allem ein sehr lustiger Film, der allein druch seine Situationskomik, die skurrilen Charaktere und den zwar morbiden Humor, der allerdings nie verletztend, sondern höchstens durch pointierte Explosionen (sowohl verbal, inhaltlich oder auch echtes BUMM), zu überzeugen weiß. Mir gefiel vor allem die Leichtigkeit und die charmante Erzählweise, die durch den fast komödienhaften Verlauf der Geschichte führte. Sowohl die Geschichte des etwas tattrigen, aber stets rüstigen Allans, als auch die Geschichte der letzten Hundert Jahre.
Dieser Film ist definitiv für alle Leute zu empfehlen, die Forest Gump mögen, sich gerne auf Filme einlassen, die nicht immer voller Aktion sind, sondern Geschichten erzählen, die wunderbar, komisch aber auch wunderbar komisch sind.
Von mir gibt es 9 von 10 Patronenhülsen in Elefantenkot :D