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Original von Areßeus
Schaut euch mal das Gebiss an:
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Das sind mal Hauer wa? Der muss ja mächtig Beute reißen! Wem gehört das Gebiss? Einem Gorilla... reine Veganer... essen den ganzen Tag nichts anderes als Blätter...
Gorillas ernähren sich nur fast ausschließlich pflanzlich. Gegen Termiten haben sie auch nichts einzuwenden und die waren zu meiner Schulzeit noch Tiere. Und wie schon zuvor erwähnt, waren große Eckzähne nicht unbedingt ein alleiniges Merkmal von Fleischfressern. Abgesehen davon ist ein Gebiss kein gutes Ausschließlichkeitsmerkmal. Die Art der Ernährung einer Lebensform hängt in der Natur oft viel Stärker von Verfügbarkeit bestimmter Nahrung ab und es gibt viele Pflanzenfresser mit vermeintlichen Fleischfressergebissen. Die könnten oft auch, wenn sie wollten, Fleisch verdauen, aber müssen es eben nicht und tun es daher meistens nicht. Sie haben sich eine andere Nische gesucht.
Die Homospezies hat sich hingegen abgespalten und nun einmal bald begonnen sich auch von tierischem Eiweiß und Fetten zu ernähren. Seine Verdauung hat sich daran angepasst, sowie sein Sozialverhalten und überhaupt sein ganzes Verhalten. Wenn ich mich recht entsinne, lief vor einigen Wochen eine interessante Doku, welche da eine neuere Theorie vorstellt, nachdem bereits frühe Hominiden einige Millionen Jahre vor dem Homo Erectus als an Ufern und in Feuchtgebieten lebende Wesen propagiert. Demnach ist der aufrechte Gang dann eine Anpassung an ein mehr im Wasser lebendes Wesen und auch das Gehirn entwickelte sich aufgrund reichhaltiger Eiweißnahrung in diesen Gebieten weiter. Die Nahrung bestand dann eher aus Fischen und Muscheln, also wieder nicht sonderlich vegan.
Ist aber sicher auch kein ein Zufall, dass sich mit dem ersten echten Jägern und Sammlern vor etwa 2 Mio Jahren (also immer noch gut 1,8 Mio Jahre vor dem Homo Sapiens), welche plötzlich Feuer zu nutzen vermochten (und als erste auch Jagdwerkzeuge schufen), etwa zur selben Zeit die Steppen- und Savannenlandschaften in deren Verbreitungsgebiet ausweiteten.
Wofür braucht aber ein vegan lebender Hominide Feuer? Sicher nicht, um sich Licht zu machen. Ist auch unpraktisch, wenn es die eigene Nahrungsgrundlage verbruzzelt und wegbrennt. Als Jäger und Sammler ist es schon eher nützlich. Mit Feuer zubereitetes Fleisch ist länger haltbar, man kann es einige Tage transportieren, zur wartenden Gruppe, als Proviant für die Jagd. Es ist auch leichter verdaulich und erleichtert damit die Aufnahme der Nährstoffe ungemein. Außerdem ist Feuer prima zur Jagd zu verwenden. Ein geschickt gelegtes Feuer brennt schöne Schneisen und treibt die Beute aus der Deckung. So kann eine kleine Gruppe in kurzer Zeit viel mehr Beute machen. Wenn man bedenkt, dass sich mit dem Aufkommen des Homo Erectus die Wälder zurückzogen, ähnlich wie sie es in Australien mit der Ankunft der Vorfahren heutiger Aboriginies taten (die ebenfalls Feuer als "Jagdwaffe" nutzen), nicht wirklich verwunderlich.
Wir sind Allesfresser, wir waren nie was anderes. Es ist überhaupt nicht "unnatürlich" sich so zu ernähren, wie die Evolution den Menschen hat werden lassen. Wir sind in dieser Form die Laune der Natur und das war die Nische, welche sich unsere Vorfahren suchten und auf die sich spezialisierten.
Aber wir können heute dank unserer Fähigkeit zu Reflektieren tatsächlich als einzige Spezies über unser Handeln nachdenken (und sogar diskutieren). Es ist uns also durchaus möglich (bis zu einem gewissen Grad) selbst zu entscheiden was wir just tun möchten und somit zu wählen. Wer also meint, ihm schmeckt kein Fleisch und womöglich nichts Tierisches, der soll diese Wahl treffen. Jeder nach seinem Gusto. Verachtenswert finde ich nur jene, die meinen sie hätten die Übermoral gepachtet und meinen in etwas eine Unmoral zu sehen, wo Moral gar keine Rolle spielt. Wir sind was wir sind, Allesfresser, die eine Wahl haben, ob und was sie speisen wollen, ebenso wie sie leben und auf welche Weise sie es fortsetzen und an kommende Generationen weitergeben wollen.
Um zum Punkt zu kommen, meine Essgewohnheiten und Vorlieben sind meine Sache. Mir schmecken tierische Produkte, ich sehe kein moralischeres Problem darin, sie zu kosten, nur weil deshalb das eine oder andere Tier sterben muss. Ebensowenig wie darin, würde ich rein Pflanzlich leben, dass dabei die eine oder andere Pflanze mehr dran glauben muss. Denn auch Pflanzen sind Lebewesen und es ist nun mal in unser Aller Natur, dass einige Arten davon leben, Nährstoffe aus anderen Spezies zu gewinnen. Ob das nun Pflanzen sind, Tiere oder Pilze, ist absolut irrelevant in der Bewertung.
Viel wichtiger sind m. E. ganz andere Fragen und die haben viel eher etwas mit der Gesellschaft als Ganzes, auch jenseits der Ernährungsfrage, zu tun. Wie viel Verschwendung kann sich eine Spezies leisten, will sie wirklich dauerhaft existieren.
Bricht man es auf Ernährung runter, so glaube ich nicht, dass sich etwas an der Wegschmeißmentalität ändert und auch nicht an der Bequemlichkeit der westlichen Zivilisation, nur weil diese morgen vielleicht keine Tiere mehr zur Ernährung nutzt. Dann sind die Läden halt mit noch mehr Pflanzen voll und jeden Abend nach Ladenschluss geht die Wegwerforgie auch hier weiter. Und wer weis, was für perverse Genmanipulationsspiele sich gierige Konzerne (und wir als ihre Aktionäre und Geldgeber) und die Technokratiegläubigen (die wir doch alle hier sind) dann alles einfallen lassen, um neue Verschwendungssucht und Massenkonsum im Lebensmittelbereich und in allen anderen Lebensbereichen weiter zu bedienen.
Daran muss sich was ändern, an genau der Einstellung muss geschraubt werden. Ressourcen sind endlich und ewiges Wirtschaftswachstum, wie von meiner Kanzlerin und allen (auch den Grünen) als Allheilmittel, sind dauerhaft unmöglich und ein Hirngespinst, dessen Folgen das einzig wirklich Schlechte und große Übel sind. Das ändere ich aber nicht, nur weil ich ganz auf Pflanzen als Quell meiner Nahrung und einige Konsumgüter umsteige und dann in allen anderen Dingen weiter mache, wie gehabt. Bewusst kaufen, bewusst speisen, Abfall meiden, bewusst konsumieren und auch mal verzichten, dass ist m. E. der echte und moralisch bessere Weg. Ich muss nicht jeden Tag Fleisch haben, ich muss es nicht absolut zum Tiefstpreis haben. Ich muss mir bewusst machen, was es wirklich wert ist, wie bei allen anderen Dingen auch. Leider werden wir gesellschaftlich extrem indoktriniert, dass wir nur gute und für die Gesellschaft wertvolle Menschen sind, wenn wir unaufhörlich konsumieren und immer mehr verbrauchen, weil nur das Arbeit sichert und nur so die Zukunft schön werde.
Die Auswüchse im Lebensmittelbereich sind nur eines von vielen kranken Symptomen unsere Gesellschaft. Mag sich mal jeder Fragen, ob man wirklich alle zwei (oder gar weniger) Jahre ein neues Natell (iPhone oder was auch immer) braucht, in Anbetracht, dass darin verdammt seltene und sehr endliche Rohstoffe drin sind, wie viele Klamotten man so braucht und wie viele Unterhaltungselektronikfirlefanz alle paar Jahre neu dazu und an alten Dingen weggeworfen werden muss.
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Original von Areßeus
Ich denke also bin ich. Denkt die Kartoffel? Höchstwahrscheinlich nein. Denkt das Schwein? Definitiv ja. Gleichsetzung von Pflanze und Tier ist ja cool und so, aber dann muss man auch den Mensch in die Formel mit reinnehmen. Ist ja alles egal. Töten wir uns. Essen wir uns. Töten wir alles. Töten wir nichts. Ist doch egal. Ändert ja doch nichts.
Denkt ein Schwein? Darüber würde ich mir keine abschließende Beurteilung anmaßen, warst du schon mal eins? Denkt eine Pflanze? Hm, sie hat Nervenzellen und die haben auch Aktivitäten, denkt sie vielleicht nur anders als Tiere? Was ist Denken überhaupt? Sorry, aber du bist hier etwas zu voreilig und wenig glaubhaft, in dem was du ausdrücken willst. Nennt man reine Verallgemeinerung und ist jetzt nicht gerade argumentativ hilfreich.
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Original von Areßeus
Bin auch gegen Bevölkerungswachstum und für einen Rückgang der menschlichen Population. Aber jetzt dem Vegetarismus irgendeine Verbindung zu diesem Vorgang anzukreiden ist doch völlig hanebüchen.
Wobei auch fleischliche Ernährung mit dem Bevölkerungszuwachs der Spezies Mensch wenig zu tun hat. Eher allgemeine Verfügbarkeit von Nahrung und anderen Ressourcen überhaupt. Übrigens ist es geradezu ironisch, dass die Bevölkerung in jenen Teilen der Welt am Schnellsten wächst, die weit weniger Fleisch und tierische Produkte konsumieren, als es die westliche Gesellschaft tut. Aber das ändert dennoch nichts am Grundproblem.
Wie viel jedoch die Welt an Menschen verträgt, kommt wohl einfach darauf an, wie gut man die allgemeinen Ressourcen der Erde nutzt und ob die Menschheit bereit ist die Natur noch mehr an sich anzupassen, als sie es bereits tut. Optimal genutzt, so rein als Agrarwelt mit hohem technologischen Aufwand und kompakten Bevölkerungzentren dürfte eine vereinheitlichte und ganz auf uns angepasste Flora und Fauna sicherlich einige Dutzend Milliarden bis einige Hundert Milliarden Menschen ernähren. Dabei könnten es sogar mehr sein, wenn man weitgehend eine pflanzliche Ernährung einführt.
Insofern sind die Grenzen noch nicht erreicht. Die Frage ist nur, ist das dann eine schöne Welt und wollen wir unseren Enkeln eine solche Zukunft bauen?
Aber das ist wieder ein anderes Thema und keine Frage, ob Vegetarier oder Allesfresser.
Ich selbst habe weniger etwas gegen Bevölkerungswachstum, als das angeblich grenzenlos mögliche Wirtschaftswachstum. Gegen dessen Folgen nehmen zunehmende Bevölkerung und daraus resultierende Probleme sich geradezu gering aus. Eine Umdefinierung von Wohlstand und Glück, würde m. E. die meisten Probleme eher lösen, als so simple Strategien, wie ein bissel Futterhokuspokus.
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Original von AreßeusDer Vergewaltiger hat auch nicht das Ziel eine Person zu quälen. Der will auch nur einen wegstecken. Ist eigentlich voll ok. Lassen wir ihn.
Mit dem Argument, dass man zwangsläufig töten muss um Fleisch zu essen, brauch ich dir ja nicht kommen, da töten dir nichts schlimmes zu sein scheint, und das Leben für sich keinen Wert hat.
Obacht, du neigst sehr zum Verallgemeinern. Viele Vergewaliger haben durchaus auch eine Neigung dazu und wollen die Opfer erniedrigen und quälen. Die Gründe dafür willst du lieber nicht wissen, nicht immer sind traumatische Ereignisse der Kindheit schuld.
Was das Töten angeht, Pflanzen leben anscheinend für dich nicht. Du wirfst uns Amoral vor? Was für ein Heuchler!
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Original von AreßeusEs braucht natürlich eine gewisse innere Dynamik und Ehrgeiz um etwas. Wer sich sagt; die Welt ist wie sie ist, die Welt ist schlecht, der einzelne kann nie etwas ändern - dem fehlt die mentale Spritzigkeit. Aber das gilt für alle Bereiche des Lebens, auch für Sport, Beruf usw.
Und warum glaubst du immer, dass jeder Fleischesser das tut, weil er perse meint "ich kann nix tun, die Welt ist schlecht, ...? Ich kann sicherlich wenig tun, denke aber nicht, dass die Welt an sich schlecht ist. Einzelne Dinge gefallen mir nicht, so weit es geht vermeide ich sie, oder versuche meinen Beitrag zu leisten und nach meinen Möglichkeiten die Dinge zu bessern. Aber die Welt ist m. E. als solche weder gut, noch schlecht. Es sind die Taten einzelner oder größerer Gruppen, die vielleicht nicht ganz einwandfrei sind. Aber sich normal zu ernähren ist in meinen Augen absolut nichts Schlechtes und absolut nichts Verwerfliches. Übermaß ist schlecht, Verschwendung ist schlecht, Gedankenlosigkeit im Umgang mit allen Lebensmitteln und Ressourcen ist schlecht. Aber einfach essen, was man gern hat und Leben genießen? Warum sollte das schlecht sein?
Du magst es auf andere Art genießen, aber schreib doch bitte nicht immer anderen vor, was dir gefällt und zwing ihnen deine Vorlieben auf. Wären wir alle gleich, wäre Leben wahrlich öde.
Du unterstellst anscheinend nur gern, dass andere sich nicht ändern wollen (weil zu bequem?) und stets fortfahren mit schlechtem Gewissen zu handeln. Aber genau da liegst du in meiner Ansicht (und wenn ich hier manch andere Sicht lese, wohl auch deren Ansicht) falsch. Wir haben kein schlechtes Gewissen dabei uns teils tierisch zu ernähren. Das ist für uns nichts unmoralisches, es ist für uns ein normales Vorgehen. Wir haben vielleicht, wie du sicherlich auch, das gleiche schlechte Gewissen ob der ganzen Verschwendungssucht und extremen Auswüchse, die sich in der Lebensmittelbranche manifestieren. Gegen die kann es verschiedene Vorgehensweisen geben, aber das ist m. E. nicht die Frage, welche Ernährungsweise für jeden besser und allgemeingültig sein soll.
Um deine Worte zu gebrauchen, für mich entsteht bewusster Konsum von Lebensmitteln (egal ob tierisch oder pflanzlich) nicht aus Pessimismus, sondern aus sondern aus einem "Optimismus. Der Wille und Glaube die Welt schöner zu machen. Die Überzeugung etwas ändern zu können."