Bei mir gibt es die 7 "Phasen-des-Nicht-Weiterkommens".
Phase 1: Das Realisieren
Die erste der 7 Phasen und wohl eine der kürzesten. Man gelangt an eine Stelle und realisiert: Ups, ich häng fest.
Das kann dabei mehrere Ursachen haben. Entweder, man ist von Anfang an mit einer komplexen Problemstellung überfordert und weiß gar nicht, wo man anfangen soll, stellt bei einer vermeintlich einfachen Stelle plötzlich fest, dass es doch nicht so einfach ist oder findet heraus, dass man mit seinem Lösungsansatz rein gar nichts bewirkt und man sich im Kreis dreht. In allen Fällen geht es weiter mit Phase 2.
Phase 2: Das systematische Rumprobieren
Wenn man so wie ich erstmal zu stolz ist, in die Komplettlösung zu gucken, beginnt man also mit Nachdenken und Überlegen. Man geht systematisch mögliche Lösungswege durch, ist dabei aber noch ruhig und bestimmt. Man selbst weiß, dass man zuvor schon vermeintlich komplexere Probleme gelöst hat und geht davon aus, die Lösung gleich zu haben. Sollte dies aber nicht der Fall sein, geht es weiter mit Phase 3.
Phase 3: Das wilde Rumprobieren
So langsam wird die Geduld strapaziert und man beginnt, außerhalb irgendwelcher nicht vorhandener Kisten zu denken. Es werden wirre Lösungswege entwickelt, die so abwegig sind, dass sie natürlich nicht funktionieren, jede merkwürdig aussehende Wand wird als eventueller Lösungshinweis interpretiert, ja manchmal macht man sogar zwei Schritte zurück, um fünf Sprintsprünge nach vorne zu machen und festzustellen, dass man so nicht weiterkommt. Allmählich wird man gereizter.
Phase 4: Das Flamen
Die Lösung ist nicht greifbar und die Nerven vollends strapaziert. Frust baut sich auf, dem in Form von Vulgärsprache und ggf. lauten Flüchen Ausdruck verliehen wird. Spielfiguren werden beschimpft, das Spiel herabgewertet und man fragt sich, was für einen Sinn eigentlich die eigene Existenz hat. Auf die Lösung des Rätsels fokussiert man sich schon gar nicht mehr, stattdessen wird wild auf alles eingeschlagen, was sich bewegt oder irgendwie grade da ist.
Phase 5: Der Rage-Quit
Nach einem letzten, halbherzigen Anlauf um das Problem zu lösen (was meistens nicht funktioniert), lässt der Spieler noch einmal sein ganzes Repertoir an Flüchen und Beleidigungen raus, bevor er der Power-Schalter der Konsole drückt und meistens vergisst abzuspeichern. Ist ihm dann aber auch egal, sauer ist er ja schon. Manchmal wird die Tatsache aber auch erst fünf Minuten später realisiert und macht dann umso frustrierter. Wie dem auch sei, es wird der pauschale Entschluss gefällt, das Spiel nie wieder anzufassen.
Phase 6: Das Come-Back
Nach einiger Zeit vermisst man das Spiel, das eigentlich gar nicht so doof ist, dann doch, wirft seinen halblebigen Entschluss über Bord und spielt es wieder. Wenn man nun wieder an die Stelle des Problems gelangt, werden erneut Lösungsansätze gesucht. Man erkennt dabei manchmal ein sogenanntes "Brett-vorm-Kopf" gefolgt von einem Schlag mit der Handfläche gegen die Stirn. Sollte dies aber nicht der Fall sein, beschließt der Spieler, im Internet nach Lösungen zu suchen. Für gewöhnlich wird er dort fündig und es folgt meist dann das Erkennen des "Brett-vorm-Kopf"es. Die Reaktion darauf besteht deshalb auch in einem Schlag mit der Handfläche gegen die Stirn und dem Lösen des Problems.
Phase 7: Die tiefe Erleichterung
Einfach nur heilfroh darüber, das Rätsel gelöst zu haben, speichert der Spieler das Spiel erstmal ab (was er beim letzten Mal vergessen hat) und setzt sein Abenteuer fort. Dabei macht das Spiel wieder richtig Spaß und ist super-toll... bis man wieder feststellt: Ups, ich häng fest.