Meine Meinung zum Thema Kinder kriegen ist, Stand jetzt, sehr eindeutig und die lautet: Bloß nicht.
Tatsächlich habe ich mich die längste Zeit meiner Kindheit und Jugend nie wirklich aktiv mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt. Ich habe als Kind immer fleißig mit (Baby-)Puppen gespielt oder Spielereien wie Mutter-Vater-Kind mitgemacht (meistens in der Rolle das Vaters witzigerweise) und habe bis heute eine Puppe aus meiner Kindheit behalten, die ich über alles liebe, aber der Gedanke, dass aus solchen Spielereien mal Realität wird, ist mir nie aktiv in den Sinn gekommen. Ich habe das Thema Fortpflanzung mehr als biologische Gegebenheit betrachtet und dachte, dass der Kinderwunsch schon kommen würde, wenn ich alt genug sei.
Doch je älter ich wurde, desto mehr habe ich für mich realisiert, dass ich einfach keine Kinder haben möchte. Die Gründe dafür sind viele an der Zahl, aber es kommt im Wesentlich auf drei Kernpunkte zurück.
Der größte und ausschlaggebenste davon ist, dass ich einfach keine Kinder mag. Ich habe ohnehin schon eine schwierige Zeit damit, mit anderen Menschen klarzukommen und mich dann auch noch mit etwas derartig Irrationalem wie einem heranwachsenden Menschen auseinander setzen zu müssen, ist der absolute Horror für mich. Ich verstehe Kinder nicht und ich finde sie 99,5 % der Zeit eher nervig als niedlich. Eine Kollegin, welche aktuell in Mutterschutz ist, schaut ab und zu mal im Labor vorbei und bringt dabei ihr Baby mit. Und während sich alle um das kleine Gör den kleinen Fratz scharen, verstecke ich mich währenddessen am anderen Ende des Labors und bin erst wieder ansprechbar, wenn sie wieder weg ist, weil ich einfach nicht mit der Anwesenheit von Kindern klarkomme...
Der zweite große Punkt ist, dass ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht bereit bin, mein Leben komplett umzukrempeln, um eine Familie zu gründen. Partnerschaft ist eine andere Geschichte, aber ein oder mehrere Kinder großzuziehen, ist eine Lebensaufgabe, die man nicht mal eben so nebenbei macht. Ich bin aktuell sehr happy damit, wo ich bin. Ich habe einen Masterabschluss, arbeite in einer interessanten Branche und kann mich trotz Vollzeitjob privat noch einigermaßen ausleben. Auch wenn es oft genug stressig und herausfordernd ist - ich habe mir diese Eigenständigkeit hart erarbeitet und ich möchte sie genießen.
...Wenn ich mich dazu entscheide, eine Familie zu gründen, muss ich zwangsläufig einen nicht zu vernachlässigenden Teil dieser Eigenständigkeit aufgeben, denn es ist nun einmal eine Tatsache, dass ein Kind großziehen kein Hobby ist, sondern, um es in den Worten meiner Kolleginnen auszudrücken, "ein zweiter Vollzeitjob". Und das kann und will ich (noch) nicht leisten.
Und last but not least bin ich dem gesamten Prozess des Kinderkriegens von Anfang bis Ende generell abgeneigt. Ob es um den Startschuss, das Schwangersein an sich oder die Geburt am Ende geht - das sind alles ehrlich gesagt Erfahrungen, auf die ich gerne verzichten kann. In dem Sinne wäre Adoption wohl die attraktivste Option im Falle dessen, dass ich tatsächlich irgendwann mal in die Verlegenheit käme, meine Meinung zum Thema Kinder großziehen zu ändern.
Generell sei gesagt, dass ich zwar eine recht eindeutige Einstellung habe, doch sehe ich es nicht als unmöglich an, dass diese sich irgendwann vllt mal ändert. Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Ich hätte wahrscheinlich noch nicht einmal eine derart starke Meinung zu dem Thema, wenn ich nicht seit etwa einem Jahr in einem Umfeld existieren müsste, welches diese Frage andauernd direkt oder indirekt aufwirft, da ich in einer Abteilung arbeite, welche fast ausschließlich aus Frauen besteht, die bereits Mutter und teilweise sogar schon Großmutter sind. Und leider ist es auch im 21. Jahrhundert noch immer oft genug so, dass man sich als junge Frau dafür rechtfertigen muss, wenn man keine Kinder haben möchte und ich tendiere dazu mit Trotz zu reagieren, wenn man mir substanzlos meine Meinung schlechtreden möchte.
Ich habe oft den Eindruck, dass sich Leute in ihrer Entscheidung Kinder bekommen zu haben, angegriffen fühlen, wenn jemand sich dafür entscheidet das nicht zu tun und diese Entscheidung auch nach außen hin vertritt. Dabei frage ich mich warum. Ich spreche ihnen ihre Entscheidung ja nicht ab. Im Gegenteil, ich habe sehr großen Respekt für jene übrig, die sich dazu entscheiden, eine Familie zu gründen und mit dieser Entscheidung glücklich sind. Schließlich existiere ich ja auch nur, weil meine Eltern sich dazu entschieden haben, Kinder bekommen zu wollen und ich bin ihnen sehr dankbar für alles, was sie mir gegeben und ermöglicht haben. (Nebenbei bin ich ihnen auch sehr dankbar dafür, dass sie dem ganzen Thema so entspannt gegenüber stehen und mich darin bestärken, meinen eigenen Weg zu verfolgen.) Doch ich bin halt einfach zum derzeitigen Zeitpunkt nicht bereit das gleiche für ein eigenes Kind zu tun. Und es tut mir nicht leid, dass es mir nicht leid tut.