Seit letzter Woche Donnerstag steht der GameBoy Advance-Klassiker The Legend of Zelda: The Minish Cap als Download für die Wii U Virtual Console zur Verfügung. Wir haben das mal unter die Lupe genommen, wie sich der Titel auf Nintendos neuer Heimkonsole so macht und damit auch im Allgemeinen GameBoy Advance-Spiele auf der Virtual Console angetestet.
Zunächst einmal die Eckdaten:
- Preis: 6,99€
- Größe: 61MB
- Spieldauer: um die 15 Stunden
Das Spiel wiegt 61MB auf der Festplatte, wobei unser Download ca. 35MB größer war (wahrscheinlich weil der Emulator geladen werden musste), und kostet 6,99€ im eShop. Mit dem Preis sind GBA-Spiele einen Euro günstiger als Super Nintendo-Titel, müssen sich deswegen aber nicht vor diesen verstecken. Im Gegenteil, was Emulation betrifft, dürfte der GameBoy Advance das neue Aushängeschild für Nintendo sein.
Es ist im Bezug auf den GBA vielleicht nicht sofort ersichtlich, warum Nintendo hier der Wii U, anstatt dem Nintendo 3DS den Vorrang gegeben hat, insgesamt erinnert das Wii U GamePad von der Form her aber an einen großen GameBoy Advance und spielt sich auch so. Die hochskalierte Optik der GBA-Spiele ist dabei gestochen scharf und The Minish Cap hat noch nie besser ausgesehen als auf dem Wii U GamePad. Man zwar links und rechts einen schwarzen Rand, dieser stört aber nicht sonderlich.
Es sei angemerkt, dass die Gammawerte angepasst wurden, damit das Spiel natürlicher aussieht. Ursprünglich hatten GBA-Spiele eine sehr hohe Helligkeit, um die fehlende Beleuchtung des Displays auszugleichen. Und dies wurde auf der Wii U angepasst, damit es nicht allzu knallig wirkt.
Auch neu bei GBA-Spielen ist die Möglichkeit, einen Weichzeichner zu aktivieren, wodurch die hochskalierte Grafiken nicht so pixelig wirken. Dies lässt sich in den Einstellungen ändern oder ganz komfortable per Druck auf den rechten Analogstick während des Spielens. Auf dem Wii U GamePad schaute das Game in unseren Augen aber ohne den Weichzeichner besser aus.
Bild und Sound wird während des Spielens gleichzeitig über TV und GamePad ausgestrahlt. Wer nicht mit dem GamePad spielen will, der kann auch einen Pro Controller, eine Wiimote oder einen Classic Controller verwenden. Für alle Controller kann man die Tastenbelegung frei ändern (was auf dem Nintendo 3DS nicht geht), was dann per Spiel gespeichert wird. Wenn man beispielsweise in The Minish Cap lieber die ZR- und ZL-Tasten als Schultertasten nutzen möchte, dann geht dies ohne Probleme.
Auch hat man wie auf dem Nintendo 3DS die Möglichkeit, einen Speicherpunkt zu erstellen, wo ihr einen beliebigen Punkt im Spiel (z.B. vor einem Bossgegner) anlegen und wieder laden könnt. Dies wurde optisch diesmal sogar noch besser als auf dem 3DS aufbereitet, weil diesmal nicht nur der letzte Speicherpunkt, sondern auch die Option, einen neuen Speicherpunkt anzulegen, mit einer kleinen Vorschaugrafik versehen ist. So sieht man auf den ersten Blick ganz intuitiv, was man anwählen muss.
Das Menü lässt sich dabei per Knopfdruck aufrufen und auch über Tasten bedienen, was prima ist für alle, die nicht gern mit den Fingern auf den Touchscreen gehen. Bei dem Nintendo 3DS kam man da leider nicht herum.
Während das Erstellen von Speicherpunkten und das Konfigurieren der Steuerung auch bei NES- und SNES-Titeln bereits vorhanden war, bieten die GameBoy Advance-Titel noch eine weitere Neuerung: man kann sich durch die originale Anleitung blättern, so wie sie beim Originalspiel beigelegt war. Diese öffnet man über ein kleines Fragezeichen-Icon im linken unteren Touchscreen. Mit L und R (oder dem Touchscreen) blättert man sich durch die Seiten und mit der A-Taste zoomt man hinein.
Das ist wesentlich charmanter als die üblichen Anleitungen zu Virtual Console-Spielen und verleiht dem Ganzen doch etwas mehr Sammlerwert, weil man nun doch mehr geboten bekommt als nur den Download einer ROM.
Es sei dazu angemerkt, dass für die Umsetzung der GameBoy Advance-Spiele Nintendo diesmal Hilfe von dem Entwicklerstudio M2 hatte (Quelle), die zuvor an den 3D SEGA Classics für den Nintendo 3DS gearbeitet haben und daher Erfahrungen in aufgewerteter Emulation mitbringen.
Aufgewertet wurde bei The Minish Cap leider dann aber nichts. Es handelt sich hier weiterhin um die alte europäische Version, die auf einer unfertigen Fassung des Spiels basierte. Diese hat gegenüber der japanischen und der US-Version folgende Mankos:
- In Aiyas Laden fehlt eine Bombentasche, die normalerweise nach dem Bumerang käuflich ist. Dadurch kann man in der europäischen Version nur 50 Bomben tragen, anstatt 99.
- Es gibt einen Bug, wodurch man unter bestimmten Umständen nicht mehr mit dem Farmer Karo Glücksfragmente vereinen kann. Dadurch fehlt am Ende ein Gorone in der Goronenhöhle, eine Flasche, Biggoron und das Spiegelschild!
- Durch Glücksfragmente geöffnete Pforten und geholfenen Personen verschwinden nicht von der Karte. In anderen Versionen werden die Icons ausgeblendet, sobald man die Orte erkundet hat, wodurch der Spieler einen besseren Überblick hat, was er schon geholt hat und was nicht.
- Vor dem Eingang zum Palast der Winde kann man die Okarina nicht benutzen. Dadurch muss man erst den gesamten Turm hinabsteigen, um den Ort zu verlassen.
All dies waren gute Gründe, für Zelda-Fans auch in Europa lieber die nordamerikanische Fassung zu spielen. Und für die Veröffentlichung auf der Virtual Console wäre es natürlich mehr als wünschenswert, ja sogar ein Kaufgrund gewesen, wenn diese entsprechend angepasst worden wäre. Leider ist dies nicht der Fall und Fans in Europa stehen erneut vor einem leeren Regal oder laufen Gefahr, jede Menge wertvoller Items zu verpassen (damit das nicht passiert, geht sicher, dass ihr das eckige blaue Fragment besitzt, bevor ihr mit Karo Glücksfragmente tauscht).
Zu The Minish Cap selber lässt sich ansonsten nur sagen, dass das Spiel wirklich gut gealtert ist. Nach Oracle of Ages & Seasons und Four Swords legte Capcom hier ein abschließendes Meisterwerk hin, wo man gut und gerne traurig sein darf, dass von Flagship keine weiteren Zelda-Spiele mehr entwickelt wurden. Die wunderschönen 2D-Grafiken wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet und wirken absolut zeitlos - das Spiel sieht um einiges hübscher aus als seine Nachfolger für den Nintendo DS, was auf dem Wii U GamePad auch nochmal so richtig gut wirkt.
Wer The Minish Cap noch nicht kennt, der bekommt hier ein liebevoll gestaltetes Zelda-Abenteuer mit insgesamt sechs Dungeons und zahlreichen Sidequests. Basierend auf der Idee der Zwergenkappe aus dem Vorgänger Four Swords kann sich Link in dem Spiel winzig machen und in Miniaturwelten eintauchen. Wer mehr erfahren will, der liest sich am Besten unsere Infoseite zum Spiel durch. The Minish Cap ist recht linear und ein wenig einfach, aber insgesamt so unglaublich charmant gemacht, dass es schwer fällt, etwas Schlechtes über das Spiel zu verlieren.
Fazit:
[+]Optik und Steuerung auf dem Wii U GamePad ist hervorragend
[+]Original-Anleitung zum Durchblättern dabei
[+]Wunderschöne und zeitlose 2D-Grafik
[-]Basiert auf der veralteten EU-Version!