Die Flüchtlingskrise

  • Hey Leute,


    ich habe lange überlegt, ob ich einen Thread zu diesem Thema eröffnen soll, da es natürlich sehr viel nahrhaften Boden für Diskussionen, aber leider auch für heftige Streitereien bietet.


    Es ist auch gut möglich, dass viele Leute sagen werden; "Flüchtlinge? Das Thema hängt mir schon zum Hals raus!" - von daher ist das hier auch eher an die Leute gewandt, die sich tatsächlich für das Thema interessieren und sich darüber austauschen möchten.


    Mich hat es eigentlich gewundert, das bisher niemand etwas hier dazu gesagt hat. Auf der anderen Seite natürlich auch wieder nicht, da man sich mit so einem Thema auch schnell zur Zielscheibe machen kann. Aber das alles nur vorweg.



    Ich möchte hierbei einen kleinen Fragenkatalog einstellen, den jeder nach Belieben beantworten kann, wenn er möchte. Als eine Art Leitfaden. Jeder soll natürlich seinen Senf dazugeben, wie es ihm lieb ist. Ich bin an euren Standpunkten und Gedanken interessiert.



    1. Wie steht ihr generell zu der Situation? Es zeigt sich ja eine deutliche Spaltung zwischen den Leuten, die sich gegen den Anlauf der Asylsuchenden stellen, und denen, die die "Refugees Welcome!"-Kultur leben.


    2. Wie empfindet ihr die politischen Reaktionen auf diese Lage? Angebracht? Ausreichend? Unzulänglich? Wie sieht es mit Merkel aus? Mit der EU als Ganzem?


    3. Habt ihr selbst schon Erfahrungen in der Richtung gemacht? Demonstrationen? Seid ihr schon einmal Zeugen von Zwischenfällen geworden? Setzt ihr euch gezielt für bestimmte Aktionen ein? Wie verhaltet ihr euch?



    Mir selbst geht dieses Thema sehr nahe, auf vielen verschiedenen Ebenen. Allerdings finde ich es schwierig, mich dabei konkret politisch einordnen zu müssen.


    Bei uns in Duisburg gibt es jeden Montag noch immer Demonstrationen der PEGIDA vor unserem Hauptbahnhof, immer umringt von Gegendemonstrationen der Linken oder auch allgemeinen Gegensprechern.
    Auch wenn dies keine Massenaufläufe sind, so ist die Intensität und die Präsenz dieses Andrangs doch sehr spürbar, geht unter die Haut, mir vor allem negativ.


    Ich bin selbst nicht links oder in irgendeiner Weise radikal eingestellt, aber mir kommen trotzdem Nackenschauer, wenn ich sehe, wie Menschen auf öffentlichem Boden gegen anderen Menschen und ihre Nöte hetzten, auf stupide und hasstreibende, verachtende Art und Weise. Und dann ein ganzer Mob, der da rum steht, und bei jeder hirnverbrannten Aussage auch noch applaudiert.


    Ich habe dann oft das Bedürfnis, dagegen zu wettern, aber mich dann direkt auf die Seite der Linken stellen möchte ich mich auch nicht. Das ist nicht einfach. Wie etwas tun, etwas bewegen, ohne gleich Farbe bekennen zu müssen?


    Ich habe keine großen Summen, die ich spenden könnte, aber aktuell suche ich nach Hilfsstellen für Flüchtlinge, um eventuell Kleidung zu spenden, oder auch Lebensmittel zu besorgen. Aber das ist natürlich auch nur ein Ansatz.


    Viel Aufhebens werden dabei ja auch in den Sozialen Netzwerken gemacht, allerdings erscheint mir das alles eher dünkelhaft. Es ist eine gute Möglichkeit, um sich zu informieren, um auch andere zu informieren und die Lage zu erfassen, gerade für die jüngeren Leute.


    Aber hilft das? Hilft es, einen Pro oder Contra Beitrag zu liken, zu teilen, oder in dasselbe Horn zu pusten?


    Was sagt ihr? Ist euch das zu passiv, oder glaubt ihr, dass auch solche virtuellen Aktionen eine Auswirkung haben?





    Ich habe hier, ein meiner Meinung nach, gutes und informatives Video zu der Gesamtsituation gefunden. Das Video ist offensichtlich Pro-Flüchtlinge im Unterton, das will ich nicht auslassen. Aber ich finde es trotzdem sehr empfelehnswert:




    The European Refugee Crisis and Syria Explained


    Das Video ist leider auf Englisch, aber gut verständlich, und wer mag, kann sich die deutsche Übersetzung in den Untertiteln einstellen :)







    Weitere interessante Inhalte:


    Bürgerkonferenz mit Gregor Gysi


    Behandelt viele interessante Fragen und Vorurteile.


    "Die Wahrheit über Flüchtlinge"


    "Hart aber fair 31.08.2015 - 800.000 Flüchtlinge - schafft Deutschland das?"


    "Wie blöd Du bist - Karolin Kebekus"



    Anmerkung: Ja, ich gestehe, dass die Inhalte mit Sicherheit durch meine persönliche Haltung beeinflusst und danach gewählt sind. Seht es deshalb nur als Anregung oder persönliche Zugabe. Letztlich sind es Dinge die ich interessant finde - aber das ist natürlich diskutabel. Deshalb: Ich würde mich freuen, wenn auch ihr Inhalte, Links oder Interessantes beisteuern möchtet!

  • Danke für den Thread und das erste Video; das füllt einerseits kleine Wissenslücken und bietet noch einmal kleine Unterthemen. Nebenbei sei gesagt, dass mir wie immer Kebekus' Auftritt sehr gut gefiel und dort sich erneut ein kleines (eventuelles) Diskussionthema versteckt hat.
    Aber ich fange mal mit den Fragen an, wo ich anmerken möchte, dass ich hierbei daran erinnere, dass es nicht nur Kriegsflüchtlinge, sondern auch Wirtschaftsflüchtlinge gibt.


    [HR /]
    1. Wie steht ihr generell zu der Situation? Es zeigt sich ja eine deutliche Spaltung zwischen den Leuten, die sich gegen den Anlauf der Asylsuchenden stellen, und denen, die die "Refugees Welcome!"-Kultur leben.
    Ich bin in erster Linie auf alle dafür, dass Kriegsflüchtlinge aufgenommen werden, damit ihnen geholfen wird. Sie haben für mich das Recht dazu, Asyl zu beantragen oder um es anders auszudrücken: Ein Recht auf Leben. Dazu gehören für mich die Grundbedürfnisse: Nahrung, sauberes Grundwasser, eine richtige Unterkunft, Kleidung, medizinische Versorgung. Und hier fangen die Probleme schon an; mehr dazu unter Politik und Erfahrungen.


    2. Wie empfindet ihr die politischen Reaktionen auf diese Lage? Angebracht? Ausreichend? Unzulänglich? Wie sieht es mit Merkel aus? Mit der EU als Ganzem?
    Vorweg sei gesagt: Alles rund um Spezifisches mit Merkel und der EU als Ganzem lasse ich jetzt außen vor, da ich mich bisher nie konkret damit auseinander gesetzt habe (dementsprechend nenne ich alles schlicht "Politik"). Was ich aber mitbekomme, ist, dass die Politik vom der Flüchtlingswelle überrumpelt wurde und unvorbereitet war, wie es das Video auch zeigt. Der Winter nämlich steht an und viele leben noch in Zelten; des Weiteren zeigt die Politik zu wenig Initiative, wenn man Berichte davon hört, wie Touristen extra Kleidung und Versorgung für die dortigen Flüchtlinge nehmen, worum nahezu "gekämpft" wird. Jedes Hemd ist von Nöten, was mich zum dritten Punkt bringt: Erfahrungsberichte.


    3. Habt ihr selbst schon Erfahrungen in der Richtung gemacht? Demonstrationen? Seid ihr schon einmal Zeugen von Zwischenfällen geworden? Setzt ihr euch gezielt für bestimmte Aktionen ein? Wie verhaltet ihr euch?
    Um die schön gebaute Überleitung mal zu überspringen, fange ich mit meinen persönlichen Erfahrungen bzw. Eindrücken an, die lediglich darauf hinauslaufen, dass ich vor etwa einem Jahr schon "Zelte" sah. Erschreckend ist es also, dass die Politik nicht schon früher gehandelt hat, um sich auf eine solche Situation, der Flüchtlingswelle, vorzubereiten, denn: Es war vorhersehbar. Und ich habe mich versehentlich wieder in die Politik begeben, zurück zu Erfahrungsberichten aus meinem nahen Umfeld, die dann endlich sich mit den Wirtschaftsflüchltingen befasst.
    Es gab hier in Hamburg eine Spende von der Kleiderkammer, sowie einen ganzen Laster voll mit guten Obst von einem Bekannten, was beides an die Flüchtlinge gehen sollte. Das Traurige daran: Den Flüchtlingen sei das Essen nicht fein genug gewesen und sie würden nur bestimmte Markenklamotten haben wollen. Ergo: 2 Kilo (oder Tonnen? Gehirn schaltet gerade aus) Klamotten und der komplette Laster ging wieder zurück. Hierbei handelte es sich nämlich mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht um Kriegsflüchtlinge, sondern um welche der Wirtschaftswegen. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich mich mit deren Situation nicht auskenne, aber ich kann diese Leute aus dem Grund nicht in ihrem Handeln nachvollziehen, wenn ich Kriegsflüchtlinge sehe, die um ihr Leben kämpfen, während es denen nicht "fein genug" ist.


    Und noch etwas kurzes Kleines am Rande: Wenn ein selbst Personen, die optisch nicht ins "westliche Bild" passen (ich finde keine richtige Umschreibung für eine dunkelhäutige Person, ohne auch nur in kleinster Weise rassistisch zu wirken; schließlich sind sie, solange es im Pass unter Staatsangehörigkeit steht, auch Deutsche), Angst davor haben, als "Nazi" abgestempelt zu werden, nur weil sie sich über einige Flüchtlinge beschweren, dann frage ich mich wirklich, wir lange diese Welt eigentlich auf dem Kopf stehen wird.


    [HR /]
    Kurzer Einwurf, weil ich es gerade im Radio kurz aufgeschnappt (und eventuell falsch verstanden) habe: Es steht gerade offen, ob man Flüchtlinge nicht nach Religion aufteilen sollte (es kam zu Streitereien). Eine Antwort von "oben" gab es bisher keine.


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    Und nun zu dem ersten Video: Ich muss nämlich einmal bei der Kriminalitätsrate einhaken, die in einem Stadtteil von Hamburg seit der Flüchtlingswelle gestiegen ist und zu Sicherheitsmaßnahmen führte: Einerseits ist es ungewiss, ob es sich um Flüchtlinge handelt, die es tun, weil es ihnen an dem Geld bzw. der allgemeinen Grundbedürfnisse mangelt, oder um Verbrecher deutscher Staatsangehörigkeit, die diese Chance nutzen, um es dann auf die Flüchtlinge schieben zu können.


    Zum zweiten Video wollte ich eigentlich nur die Frage in die Runde werfen, weil es in einem Kommentar dort herumschwirrte: Würdet ihr Flüchtlinge zu Hause aufnehmen, wenn ihr die (von dem Umständen her realistische) Chance dazu hättet? Wenn ja, warum? Wenn nicht, warum nicht?
    Hierbei sei gesagt, dass dies alles auf ein reines Gedankenspiel hinausläuft.


    [HR /]
    Und weil ich die Flüchtlinge aus den Erfahrungsberichten so lieb gewonnen habe (Achtung, Sarkasmus), erfahre ich folgendes: Sie protestieren/demonstrieren. Vorher haben sie in der Messehalle genächtigt (weshalb viele Messen auch ausfielen), jetzt sollen sie in einen leer stehenden Max Bahr umziehen. Das wiederum sei ihnen nicht zumutbar. Nachzulesen >hier<.

  • Die Flüchtlingskrise zeigt halt auf, was in Europa falsch läuft bzw. an der Europäischen Union.
    Ungarn war auch schon davor rechtsextrem. Ebenfalls gab es davor auch schon für die hier lebenden Menschen zu wenige, bezahlbare Wohnungen. Es gab auch schon davor Arbeitslose und Menschen im Niedriglohnsektor, hat aber leider keinen wirklich interessiert. Nun wird sich darum gekümmert (ob das Erfolg verspricht weiß aber auch keiner, was für ein Witz) und dann sind die hier lebenden natürlich verärgert, ob es aber etwas bringen wird Flüchtlinge in billige Jobs zu stecken ist eine andere Frage (Antwort: Nein, natürlich nicht).
    Dies sind halt leider die Gründe, weswegen die Menschen in Europa keine Lust mehr auf Flüchtlinge haben, aber diese Menschen können ja nichts dafür, was Politiker versäumt haben. Das sollte man sich immer bewusst machen. Besonders die Leute, die bei irgendeiner Rechten-Demo mitlaufen. Und ganz besonders wenn das Leute aus Ostdeutschland sind, die vor ein paar Jahren selbst noch Flüchtlinge waren...bzw. ihre Eltern. Was für ein Widerspruch, nicht?
    Ein Thema das sehr weit reicht, wie man sieht. Ein Thema, dass nicht vermeidbar gewesen wäre, aber man hätte die Wirkung vermindern können, ja.
    Ein Verteilungsschlüssel, wie er so oft gefordert wird, ist schwierig, sehr sogar. Man sollte dabei immer bedenken, dass das Thema Flüchtlinge sehr mit dem Thema Islam zusammenhängt (da ja ein Großteil der Flüchtlinge Islamisch sein sollten) und jedes Land anders damit umgehen tut: Die Türkei nimmt sie zwar auf, hat aber auch etwas gegen Kurden. In Frankreich und Österreich nehmen die Rechtspopulisten mittlerweile zu und Osteuropäische Länder wie Ungarn wollen die erst gar nicht ins Land lassen.

  • Tja, tja, die Debatte um Wirtschafts- bzw. Kriegsflüchtlinge ist schon ziemlich mies.


    Ich kann es nachvollziehen, geht man von einem grundsätzlichen Prinzip aus, dass es bei den Leuten Unmut erregt, wenn man ihnen sagt, dass nun ein Haufen Fremder kommt, die vom Sozialsystem des Landes profitieren wollen - bzw. wenn sie mit dieser Absicht in ein anderes Land "flüchten".


    Natürlich sind das vielleicht keine Kriegsflüchtlinge. Aber ich stehe dann oft vor dem Gedanken:


    "Naja, ich bin ja Deutsche und wohne hier mein Leben lang. Ich hab ne Krankenversicherung, wenn ich arbeitslos werde, ist für mich gesorgt, und generell geht's mir hier ziemlich gut. Hätte ich aber keine Arbeit, keine Perspektiven und eine schlechte Versorgung, würde ich vielleicht auch überlegen, woanders hin zu jockeln."


    Ich meine, letztlich kann man niemandem vorwerfen, ein besseres Leben führen zu wollen, oder? Wenn wir nur vom Grundmotiv ausgehen.
    Was dann aus diesem Motiv gemacht wird, ist nochmal etwas anderes. Aber mir fällt es schwer, mir vorzustellen, dass jeder, der von solchen Motivationen getrieben ist, gleich ein Schmarotzer oder Krimineller sein muss.


    Für mich klingt die geradezu hetzerische Verwendung des Ausdrucks "Wirtschaftsflüchtling" wie eine lächerliche Ausrede, um xenophobes Denken und dessen Zustimmung zu rechtfertigen und zu fördern. Deshalb wäre ich vorsichtig damit.


    Das nun allerdings nicht auf Deine Aussage bezogen, Lia, sondern mehr auf die Präsenz des Begriffes als solches.



    Du hast auch noch ein weiteres wichtiges Thema angesprochen, Lia. Eines, das ich ebenfalls schwierig finde. Nämlich der öffentliche und private Umgang mit...ja, nennen wir es einfach Unmut.
    Es ist ebenso unfair, jemanden, der Zweifel an der Situation äußert, direkt als Rasissten oder Nazi zu beschimpfen.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht nur die Länder der EU auf politischer Ebene, sondern auch die Bürger, die Leute an sich, mit der Situation überfordert sind.
    Letztlich rollen Zahlen von hunderttausenden Menschen täglich durch die Nachrichten. Man lebt zwar selbst in Städten mit viel größeren Einwohnerzahlen, aber trotzdem kann ich mir vorstellen, dass sich jemand denken kann "Meine Güte, das sind aber eine MENGE Leute auf einmal, das kann doch nur schief gehen!" - einfach, weil es Dimensionen sind, die für einen einzelnen nicht ganz so einfach zu erfassen sind :/


    Allerdings ist das trotzdem keine Rechtfertigung dafür, rassistisch, fremdenfeindlich oder einfach arschig zu sein.


    Ich finde es kommt sehr darauf an, wie man seine Zweifel begründet, worauf sie sich gründen, und was für Vorstellungen man überhaupt von gewissen Dingen hat. Und wie man all dies dann eben äußert.


    Was Du auch ansprichst, ist ja so etwas wie politcal correctness.
    Ich finde das teilweise furchtbar. Ich meine, ich nenne mich nicht "Weiße" oder und nenne andere nicht "Äusländer" und nenne dunkelhäutige Menschen auch nicht "schwarz" oder schlimmeres. Aus dem Grund, weil solche Begriffe durchaus vorgefärbt und belastet sind.


    Ich finde es allerdings nicht schlimm, jemanden schlicht und objektiv als dunkelhäutig, blass, hellhäutig oder ähnliches zu bezeichnen. Das ist ja eher deskriptiv. Man sagt ja auch, der blonde Junge, das brunette Mädchen, die rothaarige Oma und all sowas.
    Da steckt ja keine Kultur, kein Vorurteil, keine Nationalität hinter.
    Und das muss man sich auch, so finde zumindest ich, von niemandem vorwerfen lassen.


    Ein bisschen hinterwäldlerisch finde ich ja wiederum Ausdrücke wie "Maximalpigmentiert" oder ähnliches. Macht gar nichts, aber auch gar nichts besser oder entschärft irgendwas.


    Aber ja, zu diesen Zeiten sind die Leute besonders sensibel bei solchen Begriffen oder Äußerungen.
    Ich finde man darf durchaus zweifeln oder sich auch über Unrecht beschweren, nur sollte man sich dann halt doch fragen, ob das auch angebracht ist, oder halt nicht.



    Und zu Deiner Frage:


    Würdet ihr Flüchtlinge zu Hause aufnehmen, wenn ihr die (von dem Umständen her realistische) Chance dazu hättet? Wenn ja, warum? Wenn nicht, warum nicht?


    Ehrlich? Kommt drauf an. Grundsätzlich, wenn der Raum gegeben ist, und die Mittel, ja, klar, meinetwegen.
    Sicher wäre es mir lieber, wenn die armen Leute eine besser organisierte und geräumigere Unterkunft bekommen könnten. Aber wenn es zum Beispiel so etwas wie eine Notlage oder Notverteilung gäbe, wäre es wohl ziemlich heftig, den Leuten kein Obdach zu bieten?


    Ich weiß nicht, ob ich die Frage als wirklich beantwortbar empfinden kann.


    Man kann sich nicht so einfach vorstellen, wie das funktionieren soll - mir geht es dabei um Fragen wie die Organisation von Zusammenleben und Versorgung.
    Klar kann man sagen, die dürfen hier übernachten, aber wohnen ist nochmal etwas anderes als sich ein Dach über den Kopf suchen, und bei der Vorstellung brummt mir der Schädel (nicht vor Abneigung, aber vor Ratlosigkeit) - ich wüsste gar nicht, wie ich die Leute versorgen sollte, da ich selbst gerade genug habe, um pro Monat über die runden zu kommen, und ich lebe wirklich nicht luxuriös.
    Wie kümmere ich mich um diese Leute? Was mache ich, wenn ich Termine, Arbeit habe? Wie kann man die Verantwortungen verteilen? Wie läuft überhaupt die Kommunikation ab, bzw. kann das irgendwie reibungslos verlaufen, wenn man eventuell die Sprache des anderen nicht spricht?


    Allein bei der Vorstellung tauchen schon ganz schön überrumpelnde Fragen auf. Fragen, die keinen Zweifel erwecken sollen an dem Prinzip der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit, aber Fragen, die einen Menschen wie mich, der keine Erfahrung mit solch akuten Situationen hat (wie viele andere hier sicher auch), ganz schön verwirren und ratlos machen.


    In anderen Worten: Ich würde gerne sagen: Ja. Aber ich weiß nicht, ob die Umsetzung so einfach ist wie gut gemeinte Äußerungen.

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