Verschleierungsverbot - Eure Meinungen

  • Was haltet ihr von einem Verschleierungs-/Burka-Verbot? 0

    1. Andere Meinung. (0) 0%
    2. Es ist mir egal. (0) 0%
    3. Ich bin dagegen. / Ich kann es nicht nachvollziehen. (0) 0%
    4. Ich bin mir nicht ganz sicher. (0) 0%
    5. Ich bin dafür. / Ich kann es nachvollziehen. (0) 0%

    Konnichiwa, allesamt!


    Ich hab brav die Suchfunktion bemüht und gesehen, dass es dafür noch keinen Thread gibt. Also wollte ich mal einen dazu erstellen: das Verschleierungsverbot, oder salopp "Burka-Verbot" genannt.
    Für all jene, die nicht wissen, was eine Burka ist: Eine Burka ist eine Verschleierung des gesamten Körpers und stammt aus dem islamischen Kulturkreis.
    Und für diejenigen, denen die ganze Thematik nichts sagt, hab ich mal schnell den Wikipedia-Artikel rausgesucht, der knapp erzählt, was das überhaupt ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Verschleierungsverbot


    Ich bin nur heute zufällig darüber gestolpert, als ich eine kleine Diskussion darüber mit meiner Mama hatte. Und da hab ich festgestellt, dass das Thema doch ganz interessant wäre. Ich wollte deshalb rein interessehalber mal fragen, was ihr so darüber denkt.


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    Um ehrlich zu sein, bin ich da etwas zwigespalten. In der westlichen Gesellschaft wird ja die Burka (teilweise das Kopftuch an sich) als das Zeichen schlechthin der "Unterdrückung der Frau" gesehen. Tatsächlich finde ich Frauen, die eine Burka tragen, im ersten Moment etwas befremdlich, aber das kann auch z.T. daran liegen, dass man in einer Kleistadt so etwas selten zu Gesicht bekommt.
    Meiner Meinung nach sollte eine Gesellschaft, die sich den Pluralismus auf die Fahne schreibt, nicht einfach Komponenten anderer Kulturen verbieten, nur weil sie nicht in das eigene Weltbild passen. Das ist der Grund, warum ich da etwas vorsichtig bin.


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    Nun denn, aber zu euch. Was haltet ihr von einem solchen Verbot? Findet ihr das sinnvoll? Ja, nein, vielleicht?
    Haut in die Tasten, ich würde mich über Beteiligung freuen. :)

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

  • Also ich finde das ist ein ganz schweres Thema.


    Meiner Meinung nach sollte kein Mensch den Zwang haben verschleiert herumzulaufen, ich finde also schon den religiösen Ansatz unzumutbar.
    Ob ich jetzt einem Menschen verbieten sollte seine Religion auszuleben halte ich für fragwürdig.
    Und ich denke auch, dass die Unterdrückung der Frau in dem Thema eine Rolle spielt, aber da ist eben die Religion schuld, und auch da können wir wenig tun.
    Was ich hingegen als sehr interessant und wichtig empfinde ist die Tatsache, dass die Verschleierung in einigen Ländern eher eine Neu-Erscheinung ist.
    So gibt es länder in denen es bis in die 70er-80er völlig normal war für junge Frauen auch mal einen Rock zu tragen. Erst mit einer neuen Regierung kam dann die Verschleierung zurück.


    Auch finde ich interessant, was mein Vater mir von Reisen in den Iran und nach Saudi Arabien erzählt, dort ist es nämlich gerade am Flughafen oft lustig mit anzusehen, wie die Schleier fallen, die in Saudi zum Beispiel vorgeschrieben sind, von vielen aber nicht getragen werden wollen.


    Ich hab mich gerade auch etwas eingelesen und habe diesen Text gefunden, der auch einige aufschlussreiche Stellen hat (Wenn auch mit Vorsicht zu genießen, da von einer anderen Religionsgruppe geschrieben)
    www.islaminstitut.de
    Hier und bei dem kurzen Wikipedia Auszug wird klar, dass für die Frauen dort teilweise die Verschleierung eine art Befreiung ist.


    Um zurück zum Thema zu kommen hier meine Einschätzung zum Verbot in Deutschland:


    Wenn ich jetzt aber an eine Lehrerin denke finde ich es sinnvoll, dass diese zu erkennen ist (wenn nur eine mit Burka da ist ist das ja einfach). Ich würde also bei einer Lehrerin erwarten (das klingt irgendwie besser, als es zu verbieten), dass sie sich ihren Schülern zeigt.


    Genauso finde ich es sinnvoll auf offiziellen Dokumenten den Menschen zu erkennen.


    Wenn jemand in der Öffentlichkeit verschleiert sein möchte kann er (in dem Fall ja eher sie) das gerne sein, mich stört es nicht.


    Interessant wäre für mich mal, wie das Vermummungsverbot auf Schleier zutrifft, mal abgesehen davon, dass die Frauen mit Schleiern vermutlich nicht auf Demontrationen zu finden sind, weil sie sich öffentlich nicht "zeigen" sollen.

  • Witzig finde ich ja, dass es in den Ländern, aus denen diese Frauen kommen, teilweise (!) lockerer zugeht als hier. Während z. B. viele Türkinnen hier mit Kopftuch herumlaufen, findet man in Istanbul verhältnismäßig wenige. Liegt wohl hauptsächlich daran, dass "unsere" eher aus ländlichen Gebieten kommen.


    Gegen Kopftücher habe ich nichts - ich bin Bayer, hier läuft jede Bäuerin mit Kopftuch rum :lol: . Aber Burkas gehen gar nicht. Das gehört einfach nicht in unsere Kultur, und da hört bei mir die Toleranz absolut auf. Wenn man in einem fremden Land lebt, hat man sich nunmal in vielen Dingen anzupassen. In einem muslimischen Land kann ich mich nicht nackt an den Strand legen mit dem Argument "Aber bei uns daheim am FKK-Strand ist das ganz normal!". Ja, extremes Beispiel. Aber wenn ich dann Frauen sehe, die hier GEBOREN sind, kein Wort deutsch sprechen und in einer Burka herumrennen, dann möchte ich nur noch :argh: . Integration: Fail. Eine Burke gehört nicht in die westliche Kultur, und wenn ich trotzdem darauf bestehe, muss ich mich nicht wundern, wenn ich täglich beleidigt und bespuckt werde. Wenn ich in krass muslimischen Ländern was falsch mache, dann werde ich mit etwas Pech auf offener Straße angezündet und gesteinigt. Ja, ist so, da kann man nix schönreden. Also muss ich mich dort anpassen. Und hier muss man sich auch anpassen. Man kann nicht herkommen und so tun als wäre man in Afghanistan. Man kann in einem christlichen Land nicht erwarten, dass man sämtliche muslimischen "Freiheiten" (lol) genießt. Man kann nicht erwarten, dass einen ein christliches Volk in irgend einer Weise akzeptiert, wenn man komplett verschleiert herumläuft.


    Das Ganze birgt ja auch Gefahren, denn wenn man die Person, die man vor sich hat, nicht identifizieren kann, dann wird sie anonym. Theoretisch kann man im einen Moment die eine Frau vor sich stehen haben und im nächsten eine andere. Theoretisch könnte sie unter ihrer Burka einen Blumenstrauß tragen oder einen Sprengstoffgürtel. Jaja, nicht alle Muslime sind Terroristen, schon klar. Aber die Gefahr ist nunmal nicht von der Hand zu weisen, so 'ne große rosarote Brille gibt es gar nicht, durch die man das so sehen könnte.


    Davon abesehen ist dieser ganze Religionskram für mich sowieso die Pest. Wie kann man im 21. Jahrhundert nur nach irgendwelchen uralten Schinken leben. Die ältesten Märchenbücher der Welt - und nichtmal gute. Und jetzt höre ich lieber auf, sonst bekomm ich wieder Sodbrennen.

  • Ein wirklich ganz ganz schwieriges Thema. Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich überhaupt etwas dazu schreibe aber irgendwie lässt mich der Drang nicht los. :unsicher:


    Ich bin bei dem Thema Verschleierung sehr zweigeteilt. Einerseits gebe ich den vorherigen Schreibern recht, die sagen, dass in Schulen oder auf der Arbeit keinerlei Burka vorhanden sein sollte. Vielleicht wirkt es wirr oder gar falsch aber ich würde als Arbeitgeber (oder Arbeitskollege desjenigen) ein besseres Gefühl dabei haben, dem jemanden ins Gesicht schauen zu können. Außerdem stelle ich mir je nach Arbeitsbereich und je nach Burka schon vor, dass sie störend bei der Ausführung von Tätigkeiten sein kann. Im Gegenteil allerdings finde ich Kopftücher absolut nicht störend und ehrlich gesagt auch nicht hässlich. Ich selbst würde es nicht tragen, aber ich habe alten Freundinnen immer neugierig dabei zugesehen, wie sie sich das Ding morgens aufwickelten. Das sah wirklich schön aus. Wo wir zum nächsten Punkt kommen...


    Ich lese hier teilweise oft etwas von "Zwang", größtenteils wird das aber auch nur auf die Muslime hier in Deutschland eingegrenzt, sehe ich das richtig? Das kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen. Natürlich sollte man nicht alle über einen Kamm scheren wenn ich sage, dass die Frauen die ich bisher kannte, ihr Kopftuch / ihre Burka freiwillig trugen allerdings sollte man Gegensätzlich auch nicht davon ausgehen, dass dort immer ein Zwang besteht. Eine alte Klassenkameradin bei mir aus der Berufsschule sagte da früher mal zu mir: "Für mich ist das kein Zwang. Für mich ist es ein hübscher Schleier wie auf einer Hochzeit. Oder eine Krone. Es hat etwas gutes, nichts schlechtes." <- Das allerdings war natürlich im Bezug auf ein Kopftuch, keiner Burka.


    Ich gebe meinem Vorposter Wyrule Harrior (und anderen) zumindest in dem Punkt recht, dass es irgendwie nicht in unsere "westlichen Vorstellungen" passt. Aber nur weil etwas passt, muss es dann verboten sein? Dein Kommentar im Vergleich zwischen muslimischen Ländern und Deutschland, dass man dort gesteinigt wird, wenn man freizügig rumläuft, sehe ich leider als Dorn im Auge. Klar, deinen Beweggrund kann ich durchaus nachvollziehen, aber mal ganz ehrlich, warum sollten wir uns dann quer stellen, weil wir in deren Ländern anders behandelt werden? Im Endeffekt werden Regelungen aufgestellt um ein möglichst harmonisches Miteinander zu erreichen, überall auf der Welt - zumindest oberflächlich. Wenn allerdings niemand damit anfängt, alle gegenseitig mit dem Finger auf sich zeigen, wo soll dann die Besserung beginnen? Das hat für mich etwas, ohne es gegenüber dir persönlich böse zu meinen, von kindlichem Trotz. Der hat mich gemein behandelt, deswegen entschuldige ich mich nicht, soll er doch. So in der Richtung.


    Ich will damit nicht sagen dass man die Muslime doch bitte machen lassen sollen was sie wollen, sondern dass man Gerechtigkeit schaffen sollte. Wir leben in neuen Zeiten, die Flüchtlingskriese steht vor der Tür, und auch wenn das nicht unbedingt etwas mit dem Verschleierungsthema hier zu tun hat kommt das im Endeffekt auf selbiges hinaus: Alle müssen sich anpassen. Alle müssen mit der Lage zurecht kommen. Man darf nur nicht den Fehler machen, gegenseitig mit dem Finger auf einen zu Zeigen damit man bloß keinerlei Veränderungen in seinem Weltbild und seiner gewohnten Heimat vornehmen muss. Fernab von Arbeit oder Schule, ob Zwang oder frewillig: Wenn die gute Frau eine Burka trägt, dann lasst es sie tun.


    Zitat

    Original von Wyrule Harrior
    Eine Burka gehört nicht in die westliche Kultur, und wenn ich trotzdem darauf bestehe, muss ich mich nicht wundern, wenn ich täglich beleidigt und bespuckt werde.


    :kA: Und warum sollte sich die arme Frau dann nicht wundern? Wenn sie abseits einer Kultur lebt, nur weil sie sich auf offener Straße verhüllt, gibt es dann eine spezielle Erlaubnis diese zu bespucken? Was gibt dir das Recht, das zu tun? Damit man seine "westlichen Werte" verteidigt oder was hat diese Aussage auf sich? Ich verstehe die Art von Denken einfach nicht. Wie soll das denn weitergezogen werden? "Und wenn du dein Schweinefleisch isst und dein Bier trinkst, haben die Muslime das Recht dich auf offener Straße zu demütigen" ? Nein, natürlich nicht. Das meine ich mit dem Finger zeigen. Dieses Denken ist einfach keine Lösung. Egal wie man es dreht und wendet, für irgendeinen bedeutet es schluss endlich Leid. Nur weil jemand seinen Glauben auslebt, oder vielleicht gar von Zuhause aus gezwungen wird eine Burka zu tragen, hat diese Frau zu erwarten bespuckt zu werden? Merkt man an dieser Aussage nicht, wie erfolgreich die Medien damit sind, für uns ein Feindbild zu schaffen; und das allgemein gehörig etwas aus den Bahnen gerät?


    Zitat

    Original von Wyrule Harrior
    Man kann in einem christlichen Land nicht erwarten, dass man sämtliche muslimischen "Freiheiten" (lol) genießt. Man kann nicht erwarten, dass einen ein christliches Volk in irgend einer Weise akzeptiert, wenn man komplett verschleiert herumläuft.


    Akzeptanz und Menschlichkeit sind meiner Meinung nach nicht unbedingt verschieden. Ich glaube nicht mal, dass diese "Burka-Trägerinnen" viel darüber nachdenken, wie gut sie bei den gebürtigen Deutschen damit ankommen. Sie wollen einfach das tun woran sie glauben oder was sie für richtig empfinden und nicht belästigt werden - so wie wir auch, nicht wahr? Ist das denn so falsch, frage ich mich? :/


    Zitat

    Original von Wyrule Harrior
    Das Ganze birgt ja auch Gefahren, denn wenn man die Person, die man vor sich hat, nicht identifizieren kann, dann wird sie anonym. Theoretisch kann man im einen Moment die eine Frau vor sich stehen haben und im nächsten eine andere. Theoretisch könnte sie unter ihrer Burka einen Blumenstrauß tragen oder einen Sprengstoffgürtel. Jaja, nicht alle Muslime sind Terroristen, schon klar. Aber die Gefahr ist nunmal nicht von der Hand zu weisen, so 'ne große rosarote Brille gibt es gar nicht, durch die man das so sehen könnte.


    Gewagte Anmaßung; nicht unbedingt falsch, allerdings wieder sehr tiefgreifend wie ich finde. Ich ziehe das jetzt mal so an den Haaren herbei um dir einen Vergleich zu bieten: Die riesen Cosplaymessen überall auf der Welt, da wird es sicher einige geben, die verschleiert rumlaufen - und weil sie eben nicht muslimischer Abstammung sind, ist die Chance weitaus geringer, dass sie keinen Sprengstoffgürtel um sich tragen? Oder noch ein wenig alltäglicher: Eine Frau mit aufgebauschten Mantel oder einer dicken Winterjacke... Die könnte so etwas nicht? Man muss da sehr vorsichtig sein. Wo soll man da anfangen zu unterscheiden? Ganz einfach: Gar nicht. Warum? Weil nicht, wie du ja so schön sagtest, jeder Muslime ein Amokläufer ist, sowie nicht jeder Priester in der Kirche kleine Kinder missbraucht hat. Nur, weil es sowas wie die ISIS gibt oder anderweitige Selbstmordattentäter, kann man nicht erwarten, dass man deswegen gewisse Regelungen einführt, dass sich diese Leute ihrem kompletten Glauben entziehen. Sie leben zwar in Deutschland, ja, aber müssen sie deswegen komplett deutsch leben? Intregration ist wichtig und finde ich auch als ein muss, aber wo fängt intregration an und wo grenzt es schon beim Zwang, sich anpassen zu müssen?


    Wenn man weniger die BILD und CO. lesen würde und einfach mal ein wenig aufeinander zugehen würde, gäbe es viele Probleme einfach nicht, die wir momentan haben. Alles wird aufgebauscht und schlimmer, als es je hätte werden sollen. Das sieht man ja am besten daran, wie viel Zustimmung die AFD leider bekommen hat. Ist das nicht ein Warnruf für uns alle, uns alternativ zu informieren und aufzuwachen?


    ... Schlussendlich: Auch ich finde, dass man im beruflichen Leben einiges an Grenzen ziehen muss, was das tragen von Burkas angeht. Das ist einfach hinderlich auf vielen Ebenen. Das tragen auf öffentlichen Straßen allerdings sollte jeder Muslimin die das tun möchte, erlaubt bleiben. Wenn sie so leben möchte dann soll sie es bitte tun; und das OHNE Angst haben zu müssen, von den anderen bepöbelt zu werden. Fairness, ein Gleichgewicht, eine gerade Linie. Schwer zu erreichen aber das ist das, was ich da als die einzig gute Lösung ansehe. Aufhören sich gegenseitig irgendwelche Schuldiger anzuhängen und anfangen, gemeinsame Ziele zu finden. Akzeptanz. Ganz egal welcher Religion man angehört, schluss endlich sind wir alle Menschen und wir haben alle nur ein Leben, also sollen es die Leute trotz des krassen Arbeitstums von heut zu tage weitgehend bitte leben, wie sie möchten.


    :)

  • Das sind alles blumige Theorien, die dir da vorschweben. Sicher löblich, aber wird es in dieser Form wohl so nie geben. Solange es Menschen gibt, wird es Hass, Missgunst, Neid, Intoleranz und all die anderen schönen Dinge auch geben. Ein friedliches Miteinander der gesamten Weltbevölkerung halte ich für absolut unmöglich - wo Menschen sind, ist auch Krieg. War immer so, wird immer so sein - wir sind nunmal eine kriegerische Spezies. Außerdem sind die Ansichten und Werte zu verschieden, und leider auch alles drumherum (Armut/Reichtum etc.) - genau diese Dinge entfachen wiederum gerne mal Kriege.


    Ist ja schön, dass manche Leute so eine "Ich hab alle lieb"-Einstellung haben. Hab ich nicht. Ich bin Misanthrop und Realist. Ich tue niemandem etwas, solange er mir nichts tut. Weder bespucke ich Burkaträgerinnen, noch gehe ich sie anderweitig an. Sie bekommen höchstens einen skeptischen Blick. Aber ich finde es nicht gut - erstens gehört es wie gesagt nicht hierher, zweitens sind nicht alle so friedlich wie ich. Diese Frauen provozieren genau das, was sie hier bemängeln. Und dass man eine breit gefächerte Akzeptanz für Burkas hier in Deutschland erreicht... wohl kaum. Wir sind es gewohnt, unserem Gegenüber ins Gesicht zu sehen, in die Augen. Nichtmal die sieht man ja noch bei Burkas. Ist doch logisch, dass sowas auf Ablehnung stößt.


    Meine persönliche Abneigung gegen derartige vom Glauben diktierte Extreme rührt außerdem auch daher, dass ich Atheist bin, und absolut auf jegliche Religionen pfeife. Ich finde es einfach nur lächerlich und geradezu absurd, sein Leben nach irgendwelchen alten Schinken zu richten, die irgendwelche Drogenjunkies im finsteren Mittelalter mal im Vollrausch zusammengeschrieben haben. Ja, meine Ansichten mögen extrem sein, aber es sind nunmal meine Ansichten. Auch hier gehe ich wiederum niemanden persönlich an. Habe Freunde, die relativ gläubige Christen sind - interessiert mich nicht, solange sie mich nicht missionieren wollen. Mache ich auch nicht andersrum. Mit Kopftüchern und Muslimen allgemein hab ich kein Problem. Mit Burkas schon. Habe keine Lust, mich mit anonymen Menschen zu unterhalten. Ich muss das auch nicht lang und breit begründen, es ist einfach so. Ich sehe es so, fertig. Andere sehen es anders, sollen sie. Mehr schreibe ich zu dem Thema auch nicht mehr, da das immer vom Hundertsten ins Tausendste geht, und beim Thema Religion rasten die Leute sowieso gerne mal aus. Muss ich mir nicht geben.

  • Zu Wyrule Harrior nur noch so viel: Gesellschaften und ihre Werte sind nichts festes, sondern einem steten Prozess der Veränderung unterzogen. Hierzulande mussten sich Frauen auch schon mal vergewaltigen lassen, wenn ihr Mann Sex wollte, sie aber keine Lust dazu hatten. Kinder durften bis vor nicht allzu langer Zeit geschlagen werden. Homosexuelle wurden ihrer Sexualität wegen strafrechtlich verfolgt. Abseits von FKK-Stränden darf ich in Deutschland auch nicht öffentlich nackt rumlaufen. Auf dem Oktoberfest werden jährlich Frauen vergewaltigt, und krankhaft hoher Alkoholkonsum ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen heute teils nicht nur akzeptiert, sondern fast schon gefordert. Und wie schon gesagt wurde: Unter langen Mänteln kann ich auch Sprengstoff und Waffen tragen, ohne, dass es jemand merkt. Der Teil deines ersten Textes war einfach paranoid. Nicht realistisch. Misantroph aber definitiv.
    Oh, und obwohl das Christentum unsere Gesellschaft und ihre Werte sicherlich nachhaltig geprägt hat, würde ich Deutschland heute nicht mehr als besonders christliches Land bezeichnen. Bei diesen ganzen Atheisten und Heiden, die hier rumlaufen...



    Zum Thema: Wie ich oben schon geschrieben habe: Kulturen wandeln sich. Ansichten wandeln sich. Bräuche wandeln sich. Manche bleiben lange bestehen, anderen wird nach und nach eine neue Bedeutung zugeschrieben. In manchen Kulturen ist das Kopftuch sicherlich ein Zeichen von Unterdrückung. Ich selbst kenne Menschen, die ein Kopftuch aus religiösen Gründen tragen, deren Geschwister dies aber z.B. nicht tun. Hier wurde eine freie Entscheidung für ein Kopftuch getroffen.


    Und an der Stelle muss sich der gesunde Geist fragen, was dagegen spricht. Da ist ein Mensch, der sich ein Tuch um den Kopf wickelt und damit auch seine Religiösität zum Ausdruck bringt. Die Religion muss mir nicht gefallen, aber solange die Person sie aus freien Stücken auf diese Art nach außen trägt, ist das in Ordnung. Niemandem wird etwas angetan.
    Wenn eine Person nun zum tragen eines Kopftuches gezwungen wird, ist das natürlich eine andere Sache. Aber was bewirken wir dann durch ein Kopftuchverbot? Dass erwachsene Frauen gar nicht mehr aus dem Haus dürfen, wenn ihr Mann derart eingestellt ist? Dass sie es vielleicht nicht wollen, weil sie sich -wie oben beschrieben wurde- als nackt empfinden?
    Hat jemand eine starke Blinddarmentzündung, und ich gebe ihm Schmerzmittel, verschwinden vielleicht die Symptome. Das eigentliche Problem bleibt. Und da hilft letztendlich nur, irgendwie in entsprechende Hotspots/ Getthos/ whatever hineinzukommen, tatsächlich unterdrückte Frauen zu erreichen und ihnen Mut zu machen, sich Hilfe zu holen. Ein Verbot hilft niemandem, weil es die Unterdrückung zugrunde liegenden Einstellungen nicht ändert und nur diejenigen bestraft, die ihre Religion gerne und friedlich ausleben möchten, während es die Situation anderer vielleicht noch verschlimmert.


    Selbes gilt für die Burka. Es wurde angesprochen, dass man einen Menschen hier nicht erkennen kann. Und das macht Angst. Das kann ich verstehen. Und es ist der einzige Unterschied zum Kopftuch.
    Ich habe auch Angst vor leicht übergewichtigen, recht stark behaarten Männern mit diversen Piercings, Tattoos und in schwarzen Lederjacken. Vor allem, wenn sie Motorräder haben. Ich will aber weder ein Tattooverbot, noch eines für Piercings oder Lederjacken, und auch nicht für diese Combo von Merkmalen. Wenn einer davon ein netter Typ ist, schränke ich ihn grundlos ein. Und wenn einer davon ein brutaler Schläger ist, raubt er mich auch im Nadelstreifenanzug aus. Und dann müsste ich Nadelstreifenanzüge verbieten...


    An der Stelle, an der wir Angst bekommen, sind wir einfach wieder als denkende Wesen gefragt: Ist unsere Angst berechtigt? Hat diese Frau einen Grund, mich umzubringen, und die gesamte Fleischtheke mit ins Jenseits zu reißen? Oder gründet diese Angst nur auf Vorurteilen, die ich über eine Kultur habe, mit der ich mich kaum auskenne und die derart viele Facetten hat, dass es von außen gar nicht möglich ist zu erkennen, welche Einstellungen und Absichten die Person vor mir jetzt hat?


    Neben all dem bleibt mein Hauptargument aber: Kulturen sind nicht starr, sondern wandeln sich. Und in Rückbezug auf meinen Punkt mit dem krankhaften Alkoholkonsum in diesem Land denke ich, dass wir von einer religiösen Kultur, die Alkoholkonsum ablehnt, durchaus noch etwas lernen können.

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