Die Glorie vergangener Zeiten...

  • So, nachdem ich mir kürzlich auf einem Büchermarkt hier in der Straße voller Freude Boccaccios "Dekameron" und Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer" für je 1 Euro unter den Nagel gerissen habe, kam mir eine knifflige Sache in den Kopf...


    Ich persönlich bin ein regelrechter Bücherwurm, wenn es um alte Klassiker geht. Goethe, Dante, Shakespear, die Glorie der vergangenen Jahrhunderte. ^^ Aber auch "etwas neuere" Autoren wie Wilde, Verne, Stevenson, Carroll, Bulgakow, Stoker. Ich verschlinge solche Meisterwerke ganz einfach! Ich liebe altertümliche Literatur. Nicht nur sind es tolle Geschichten, die man einfach gelesen haben muss, sondern mir zumindest kommt auch immer so ein prickelndes Gefühl, direkt in die Vergangenheit einzutauchen, wenn ich Werke von den Meistern der vergangenen Zeiten lese.


    Mir scheint allerdings, dass diese Leidenschaft nicht mehr all zu verbreitet ist in unserer Generation. Natürlich nimmt man noch den einen oder anderen Klassiker in der Schule durch, aber häufig führt das ja auch weniger zu Interesse sondern meist zu dem genauen Gegenteil. (Ich weiß noch: im Deutsch-Abi habe ich "Die Leiden des jungen Werther" geliebt... und war damit der einzige im gesamten Jahrgang. Gott, das Buch wurde zerrissen von meinen Mitschülern, und ich als einziger Verfechter Goethes. XD)


    Somit will ich mal die Frage in den Raum stellen:
    Interessiert sich heutzutage noch jemand für altertümliche Literatur? Oder denkt ihr, das sind verstaubte und uninteressante Schinken?


    (Def.: Als "altertümlich" würde ich mal alles bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zählen. ^^ Auch wenn es für den einen oder anderen schon sehr "altertümlich" wirkt, die 60er sind trotzdem zu neu! XD)

  • Ich lese sehr gerne Bücher. Mein Kriterien sind einfach: Es muss mir nach den ersten Seiten gefallen, sonst landet es in der Ecke.
    Zu meinem Pech nahmen wir in der Schule nur moderne Literatur durch (Die Welle, Ich knall Euch ab!, Das Tagebuch der Anne Frank,..).


    Ich lese gerade die Märchen von Hans Christian Andersen und den Gebrüder Grimm (nicht die verkitschten, sondern die Originale!).
    Ich würde gerne einmal etwas von Goethe lesen. ABER man bekommt es fast nicht mehr. Was ich bis jetzt in den Händen hatte waren irgendwelche einfachere Nacherzählungen :grimacing_face:

  • @Zsapi: Goethe und den ganzen anderen alten Kram findet man ganz einfach in diesen gelben Reclam- Hefterln.


    Meine Meinung: Ich lese sowas nicht freiwillig! Im allgemeinen lese ich ja nicht viel - stöber nur immer in wissenschaftlichen Magazinen und Büchern. Folglich lese ich auch kein Harry Potter, Eragon oder was es sonst noch Modernes gibt.
    Allerdings wenn ich lese, dann sind es alte Werke, weil wir sie einfach im Deutschunterricht durchnehmen. Ich bin kein Freund von diesen. Bis jetzt hat mich nur eines dieser Bücher wirklich angesprochen und das waren "Die Leiden des jungen Werthers" die wir erst kürzlich gelesen haben. Auch wenn die Schreibweise wieder mal so geschwollen war, fand ich es doch bereichernd.


    1. Fand ich die Ausführung als Briefroman einfach herrlich.
    2. Stecken die ganzen Punkte, die man interpretieren kann, nicht so versteckt.
    3. Vertritt das Buch interessanter Weise einige Meinungen, die auch ich vertrete.


    Und nun allgemein: Ja, die meisten, also auch die Leute aus meiner Schule, halten die alte Literatur für zaach und auch ich, wenn mit einer Ausnahme denke so.

  • (boink, 100ster Post! ^^)


    KDodongo:


    Einige der Sachen, die wir im Deutschunterricht hatten, fand ich auch zum Kotzen. Ich bin zum Beispiel überhaupt kein Freund von Büchner, und von dem haben wir gleich 2 Werke durchgenommen.
    Ich kann dir aber raten: wenn dir die alten Werke der deutschen Literaturgeschichte nicht so gefallen, versuch mal, den Engländern eine Chance zu geben. "Dracula" von Bram Stoker hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen, und ist auch kein ganz so eingestaubter Stil wie der von Goethe und seinen Genossen. ^^

  • Omg, Büchner xD Der Typ musste wirklich krank gewesen sein. Oder vllt war auch nicht er krank, sondern nur seine Ideen. Woyzeck zum Beispiel ist ja nur mehr psycho @.@. Ok, es soll ja auch so rüberkommmen, dass Woyzeck psychische Probleme hat, aber ich zitiere mal die ersten Sätze des Buches:


    Zitat

    Woyzeck: "Ja Andres; den Streif da über das Gras hin, da rollt abends der Kopf, es hob ihn einmal einer auf, er meint es wär' ein Igel. Drei Tag und drei Nächt und er lag auf den Hobelspänen Andres, das waren die Freimaurer, ich hab's, die Freimaurer, still!"


    Und dann das was Andres darauf sagt:


    Zitat

    Andres: "Saßen dort zwei Hasen Fraßen ab das grüne, grüne Gras"


    Wie sollte man da ohne Internet verstehen, was da abgeht. Schon klar, es waren nur Textfragmente, die dann vielleicht nicht ganz so gut zusammenpassen, aber es ist dennoch äußerst unverständlich.


    Wobei wenn ich darüber nachdenke: Sobald ich mich näher mit einem alten Werk auseinandergesetz hatte, fand ich sie ja meinstens schon recht gut. So zum Beispiel auch bei Woyzeck: Das ist so krank, dass ich es teilweise echt lustig fand.


    Nun denn Arawn: Werd mir deinen Tipp im Hinterkopf aufbewahren ^^

  • Auch ich habe Das Bildnis des Dorian Gray gelesen (allerdings erst auf eine Empfehlung hin) und da dann gemerkt, dass "alte" Literatur nicht nur das ist, was man so im Lateinunterricht vorgesetzt bekommt.


    Ansonsten lesen wir jetzt gezwungenermaßen klassische Literatur - darunter Bertolt Brecht, Kafka und Dürrenmatt. Auch wenn Arawn von altertümlicher Literatur gesprochen hat, KLASSISCHE Literatur ist auf jeden Fall etwas, was ich empfehlen kann. Gerade Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (eigentlich ein Theaterstücke - "tragische Komödie") ist ein herausragendes Stück, das beweist, dass klassische Literatur nicht nur aus schnöden, philosophischen Ausführungen besteht, sondern wirklich witzig sein kann.


    Des weiteren ist Brechts "Das Leben des Galilei" ebenfalls ein überraschendes Werk, auch wenn es teilweise etwas langatmig sein kann.


    Gut, von Kafka kenne ich bisher nur die Verwandlung vollständig, die aber auch durchaus interessant ist - und leserlicher als der Proceß auf jeden Fall XD


    Um mal aufs Thema zurückzukommen: Ich bin durchaus interessiert in ältere Literatur, aber habe einfach nicht die Zeit, mir mal so etwas wie Dantes Divina Commedia durchzulesen.


    Zu Dracula geb ich Arawn Recht: auch heute noch ein Horror/Gruselschinken, der eine genauso düstere Atmosphäre schaffen kann wie heutige Bücher :)

  • Ich bekenne mich schuldig: Auch ich bin leidenschaftlicher Liebhaber dieser "alten Schinken".
    Allzu lange zwar noch nicht, aber man ist ja noch jung und offen für alles. Auf diese Passion bin ich mit einem Buch gestoßen, das vielen ein Begriff, jedoch nur wenigen tatsächlich greifbar ist. Es handelt sich um "Der Glöckner von Notre-Dame" von Victor Hugo. Klar, die Materie ist jedem bekannt: Quasimodo, pottenhässlich und isoliert von der Außenwelt, verliebt sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda. Das wissen wohl selbst die, die den Disneyfilm nicht gesehen haben.^^"
    Allerdings ist das Originalwerk noch um einiges komplexer und kann nicht auf diese unglückliche Romanze (die ohnehin völlig anders endet als in der "kinderfreundlichen" Erzählung) reduziert werden. Hugo schafft mit diesem Roman ein Bild der französischen Gesellschaft im späten 15. Jahrhundert. Jede Figur hat ihren Sinn, zum Beispiel der arme Schriftsteller Gringoire, der durch unglückliche Umstände in die Misere hineingerät, oder auch der Domherr Claude Frollo, der abseits seines Altars noch ganz andere Dinge tut, als Messen zu halten.
    Ich halte es einfach für brillant, und ich lobe seinen Schöpfer dafür in den Himmel, obwohl ich die französische Urfassung nicht gelesen habe. Warum? Ich kann kein Französisch, was irgendwie ärgerlich ist. Na ja, wer sich für Geschichte interessiert und dabei gut unterhalten sein will, dem sei dieses Monumentalwerk wärmstens ans Herz gelegt. Aber bitte nur vom Diogenes-Verlag, mit der Übersetzung von Philipp Wanderer; alles andere trifft den Stil Hugos nicht so genau.


    Ein weiteres Schriftstück, das ich auch noch gelesen habe, wäre selbstverständlich Goethes "Faust", wovon ich allerdings nur der Tragödie erstenTeil wirklich kenne. Die Figur des Mephisto habe ich sofort ins Herz geschlossen, doch auch der Doktor selbst überzeugt in seinem Gewissenskonflikt. Und die Sprache erst...ich fang gleich an zu schwärmen.
    Kafkas "Die Verwandlung" kenne ich ebenfalls, und auch Dürrenmatts Werke sind mir ein Begriff, schließlich durfte ich mir vor kurzem erst "Die Physiker" im Deutschunterricht zu Gemüte führen. Einfach herrlich, wie dieser Mann sich ausdrücken kann; obwohl ich sein Schaffen noch eher als aktuell ansehen würde.
    Imponierend finde ich übrigens noch Edgar Allan Poe, der gerade im Grusel- und Horrormilieu Maßstäbe setzt. Klar, vor seinem Raben fürchtet sich heute niemand mehr, aber er vermag es spielend, mit nur ein paar (fehlenden) Ausführungen eine Gänsehaut zu erzeugen. Auch ihn kann ich nur empfehlen, und Stoker sowieso.

  • Ach, mir hat Büchners 'Woyzeck' gefallen, das Werk war durch die ungewöhnliche Sprache richtig interessant zu lesen. Ja ... damit stand ich damals in meinem Kurs wohl auch recht alleine da. :ugly:
    Mich hat es in der Schule mehr genervt, Lektüren stumpf bis zum letzten Buchstaben zu zerlegen, nur um die gelernte Theorie anzuwenden, statt sie sinnvoll und umfassend zu analysieren. Gott sei Dank war meine Deutschlehrerin in der Oberstufe in der Hinsicht eher locker. Ein bisschen Durchsprechen, ein paar Blätter mit Informationen ... und fertig.


    Jedenfalls: Hier! Noch eine Liebhaberin altertümlicher Werke! Wobei das nicht verwunderlich ist ... ich habe generell ein ziemliches Interesse an Geschichte und alten Sachen. xD
    In Bezug auf Literatur hat diese Leidenschaft wohl richtig begonnen, als mir mit ungefähr neun Jahren eine Übersetzung von Edgar Allan Poes 'Der Untergang des Hauses Usher' und anderen seiner Geschichten in die Hände gefallen ist. Es hat mich angetrieben, Englisch zu lernen, um diese absolut grandiose Geschichte eines Tages in der Originalsprache lesen zu können. Das habe ich in der Mittelstufe auch gewagt und in der Kollegstufe schließlich meine Facharbeit über diese Geschichte geschrieben.
    Durch Poe bin ich natürlich auch auf andere Autoren dieses Genres gestoßen. Bram Stoker ist ein sehr bekannter Vertreter, neben 'Dracula' hat er allerdings noch andere interessante Geschichten geschrieben, zum Beispiel 'The Judges House' oder 'The Squaw' - besonders letztere sagt mir zu, da der Schauplatz in einer nahen Stadt hier liegt und ich den Ort als Kind selbst einmal gesehen habe. *-*
    Aber weitere Autoren und (einige ihrer) Werke sind ebenfalls ausgesprochen lesenswert, unter anderem: Joseph Sheridan Le Fanu ('Madam Crowl's Ghost'), Montague Rhodes James ('A School Story'), Elizabeth Gaskell ('The Old Nurse's Story'). Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen, da ich mittlerweile sehr viele Sammlungen mit solchen Geschichten besitze. Englische Gruselliteratur des neunzehnten Jahrhunderts hat es mir einfach angetan. Vor dem Schlafengehen in einer solchen Geschichte des klassischen Horrors zu schmökern, was gibt es Schöneres. *g*


    Natürlich lese ich auch sehr gerne ältere, deutsche Literatur. Zu meinem Geburtstag habe ich dieses Jahr eine Sammlung mit ausgwählten Werken Goethes geschenkt bekommen, nur bisher nicht die Zeit gefunden, sie auch in Ruhe zu lesen. Die obligatorischen klassischen Werke und Schriftsteller sind mir während der Schulzeit ebenso vorgesetzt worden, wobei es mich immer interessiert hat.
    Man könnte den Zeitpunkt meiner Leidenschaft vermutlich noch weiter zurückdatieren, denn ich habe eigentlich schon immer Märchen geliebt. Vor ein paar Jahren habe ich mir deswegen eine Komplettausgabe der Märchensammlung der Brüder Grimm zugelegt - mit einem Anhang der Originalbemerkungen. Mir gefallen ja die Märchen allein schon unglaublich gut, aber diese Hintergründe sind genauso interessant zu erfahren.


    Und was wirklich alte Literatur betrifft ... Homers Ilias und Odyssee habe ich mit etwa zehn oder elf Jahren in einem Faible für das antike Griechenland gelesen (und über das Verstehen schweige ich lieber). Sollte ich demnach mal wiederholen, wobei ich mir damals vorgenommen hatte, den Text das nächste Mal in der Originalsprache zu lesen. Nur dürfte das auf sich warten lassen. xD
    Daneben möchte ich eines Tages auf jeden Fall noch das Nibelungenlied und andere mittelalterliche Literatur lesen ... in der Originalsprache, versteht sich. Da bin ich (leider) oft sehr engstirnig: Texte entfalten meiner Meinung nach ihre Wirkung am besten in der Originalsprache.


    EDIT:
    Oh je, wie konnte ich ihn nur vergessen? Shakespeare! Was habe ich es genossen, als wir seine Texte im Leistungskurs Englisch behandelt haben (allein deswegen hätte sich die Wahl schon gelohnt). :D

    »Zeit entschwindet, Menschen scheiden ...

    In ewig wie des Wassers Fluss ...

    Zu königlichem Streben reift des Kindes Mut ...

    Junger Liebe Knospen erblühen groß und stark ...«

    – Shiek in »The Legend of Zelda: Ocarina of Time«

  • Ich lese viel und ältere Sachen haben mich auch schon früh begeistert. Ob nun als Kind Karl May und zeitgleich dennoch auch Star Wars und andere moderne Unterhaltungsliteratur, oder als Heranwachsender dann verschiedenste sog. Weltliteratur. Ich finde, dass gerade Bücher vergangener Epochen auch ein Tor in jene Zeiten öffnen und eine Welt lebendig und teilweise anschaulicher vermitteln, als es jedes Sachbuch oder Doku im TV kann. Man nehme nur mal Hans Fallada, Brecht und Hermann Hesse. Aber auch Charles Dickens ist einfach zeitlos und wohl die unterhaltsamste Art das London und England der Victorianischen Epoche kennenzulernen. Mark Twain mit seinem Humor und Zynismus war ebenso ein sehr guter Beobachter seiner eigenen Zeit und so kalt, fordernd und doch lebendig wie Jack London hat wohl kaum ein Zeitzeuge die Hatz nach dem Golde beschrieben. Fitzgeralds Bücher aus dem "Jazz Age" sind einfach toll und die Detektivgeschichten eines Raymond Chandler sind so spannend wie nur was bei kalten, verregneten Herbstabenden.


    Abegsehen vom Unterhaltungsfaktor lese ich alte Literatur auch, weil es gerade für sehr alte Zeiten unsere meist einzige gute Zeitzeugenquelle ist. Ich habe nun mal zwei Altertumswissenschaften studiert und kann mich daher durchaus auch an Dingen aus der Feder eines Platon, Xenophon, Diodor, Polybios, Cato und vieler anderer erfreuen, bzw. aus ihnen interessante Dinge lernen. Selbst der Klassiker schlechthin, die Ilias ist letztlich nicht nur eine tolle Geschichte, sondern gibt auch Einblicke in die sog. Homerische Zeit, die archäologische Befunde ganz ergänzen können.


    Ein Vorteil war wohl auch, dass mein Vater immer so eine Taschenbuchsammlung hatte, die er während seiner Studienzeit angesammelt hatte. Das war damals ein Verlag in der DDR, der kleine, günstige Bücher der Weltliteratur herausbrachte und da sind wirklich tolle Sachen dabei, aus allen Epochen und Genres.

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