Kinderwunsch?

  • In der Vergangenheit habe ich immer gedacht, dass Kinder niemals was für mich wären. Meine Mutter hat immer gesagt "irgendwann willst du auch Kinder". Und tja, was soll ich sagen, sie hatte recht. Bin jetzt seit ca 11 Monaten mit der Dame meines Herzens zusammen und seitdem hat sich mein Wunsch nach Kindern tatsächlich ziemlich überraschend geändert. In vergangenen Beziehungen hatte ich das nicht, aber dieses mal ist das irgendwie anders. Vielleicht weil sie die Richtige ist, vielleicht auch weil ich mich seit einiger Zeit intensiv mit Ahnenforschung beschäftige. Jedenfalls möchte ich unbedingt Kinder haben. Ich will der Welt etwas hinterlassen, einen Teil von mir, Menschen, die sich an mich erinnern, wenn ich irgendwann nicht mehr bin. Und außerdem soll mein Nachname nicht mit mir sterben.

    Genauso wie ich glaube, dass man sich diesen Spruch "Irgendwann willst du auch Kinder" nicht zu Herzen nehmen muss, da ihm keine kategorische Wahrheit innewohnt, denke ich ebenso, dass die Wünsche und Ziele von Menschen sich immer wieder wandeln können (aber nicht müssen), und dass vieles auch mit der Lebens- und Partnersituation zusammen hängt.


    Ich finde es schön, dass es hier so unterschiedliche Ansätze und Meinung dazu gibt und dass mit deiner Partnerin die Richtige gefunden hast, um sich so eine Zukunft vorstellen zu können :3.


    Leider ist es als Frau tatsächlich bis heute so, dass man die (bisweilen unangenehme) Frage immer noch gestellt bekommt, insbesondere, sobald man ein gewisses Alter erreicht. Logisch betrachtet ist das nachvollziehbar, denn im Gegensatz zu Männern, die bis ins hohe Alter meistens zeugungsfähig sind, muss sich unsereins doch ab einem gewissen Alter Gedanken machen, ob das noch eine gute Idee ist, da damit erwisenermaßen auch potenzielle Risiken für eine werdende Mutter einhergehen.


    Ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich irgendwann mal Kinder möchte, und kann mir das auch heute - insbesondere wegen meines Partners - gut vorstellen, merke aber zugleich, dass ich irgendwie noch längst nicht "da" bin und mag es entsprechend auch nicht unbedingt, damit behelligt zu werden. Mit behelligt meine ich damit auch hauptsächlich dumme Sprüche oder suggestive, wertende Fragen. Allgemein über das Thema zu sprechen, finde ich überhaupt nicht schlimm oder nervig, wenn man es eben als reinen Austausch betrachtet, der ohne Erwartungshaltungen einhergeht, die eigenltich niemand zu stellen hat, weil das immer eine persönliche Entscheidung ist.


    Meine aktuelle Haltung dazu ist, dass ich mir im Augenblick keinen Kopf darüber machen will, aber in ein paar Jahren darüber nachdenken und mich damit auseinandersetzen möchte, ob ich das nun will oder nicht, denn ich möchte auch keine super "alte" Mutter sein, und mich selbst damit auch nicht in Gefahr bringen, sobald es auf ein gewisses Alter zusteuert ... wobei es dabei natürlich heute deutlich weniger Komplikationen und mehr Möglichkeiten gibt, dank moderner Medizin.


    Viele Leute sagen mir immer "ich wäre bestimmt eine tolle Mutter" - meistens in dem Kontext, wenn ich meine Mitmenschen mal auf Benehmen, Common Sense oder auch darauf hinweise, dass sie sich in gewisse Dinge einbringen könnten (Stichwort Haushalt). Zugegeben, wenn mir etwas nicht passt, egal worum es geht, kann ich eine strenge Art an den Tag legen. Aber auch erst dann, wenn ich den Eindruck habe, dass es einer gar nicht rafft, wenn man jetzt nicht den Zaunpfahl rausholt. Solche Reaktionen darauf finde ich dann verstörend bis nervig, denn weder möchte ich als "mütterlich" oder Mom Friend wahrgenommen werden, noch geht für mich das eine aus dem anderen hervor. (Abgesehen davon, dass ich im menschlichen Miteinander ein gewisses Benehmen an sich einfach begrüße ... altersunabhängig, man stelle sich vor.)

    Tatsächlich glaube ich sogar, dass ich aktuelle eine furchtbare Mutter wäre, weil ich viel zu sehr mit meinen eigenen Interessen beschäftigt bin und mich diesen auch widmen möchte, statt ständig für so einen kleinen Windelscheißer zu springen, weil der gerade rumkrakehlt.

    "Mama, ich will meine Milch."

    "Geh arbeiten und kauf dir welche, ich will jetzt was zeichnen, bye."

    ... ich glaube, das würde mich nur stressen. Also ... aktuell lieber nicht :goro:

  • Genauso wie ich glaube, dass man sich diesen Spruch "Irgendwann willst du auch Kinder" nicht zu Herzen nehmen muss, da ihm keine kategorische Wahrheit innewohnt, denke ich ebenso, dass die Wünsche und Ziele von Menschen sich immer wieder wandeln können (aber nicht müssen), und dass vieles auch mit der Lebens- und Partnersituation zusammen hängt.

    This! Ich denke, es ist grundsätzlich völlig normal, dass einige im jungen Alter in Planung haben, auf Kinder zu verzichten und sich später doch umentscheiden - genauso, wie es auch normal ist, dem Plan treu zu bleiben. "Irgendwann willst du auch Kinder haben" kann eintreffen, muss es aber nicht. Fand dieses Zitat nur sehr erfrischend, weil es das meiste, was es zu diesem Thema zu sagen gibt, schon erklärt, aber so viele entweder im einen oder im anderen Lager zu verorten sind. :D

  • Ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich irgendwann mal Kinder möchte, und kann mir das auch heute - insbesondere wegen meines Partners - gut vorstellen, merke aber zugleich, dass ich irgendwie noch längst nicht "da" bin und mag es entsprechend auch nicht unbedingt, damit behelligt zu werden.

    Das ist ein Punkt, um den ich mir hin und wieder Gedanken mache.


    Dieses Gefühl, noch nicht bereit zu sein, begegnet einem ja immer wieder im Laufe des Lebens, insbesonders bei größeren Entscheidungen oder Wendungen. Als ich 18 wurde und mich noch genauso minderjährig fühlte, wie am Vortag, habe ich es gefühlt. Als ich meinen Führerschein bekam, habe ich es gefühlt. Als ich aus meinem Elternhaus auszog, habe ich es gefühlt.


    Und irgendwie glaube ich, dass man sich auch für Kinder nie wirklich bereit fühlt, solange man kein eitler, selbstverliebter Narr ist. Es hat nunmal keiner das perfekte Leben oder die bombenfeste Stellung darin. Erst recht nicht zu Zeiten von Social Media, wo sowieso jeder andere besser aufgestellt zu sein scheint, als man selbst.


    Ich habe auch immer wieder gehört, dass wenn man generell auf irgendein Zeichen oder Gefühl wartet, wenn es darum geht, große Aufgaben anzugehen, man es wahrscheinlich niemals tut. Das ist dann eine Art von Prokrastination, bei der man das als Ausrede nimmt, um nicht ins kalte Wasser springen zu müssen.


    Irgendwie sehe ich da auch eine gewisse Ironie. Diese Angst bzw. Vorsicht ist vermutlich kein Bug, sondern ein archaisches Feature. Die Welt von heute ist die sicherste aller Zeiten, aber unsere Hirne ticken noch stark nach Urzeitmensch-Maßstäben. Damals konnte man sich keine Fehler erlauben, da reichte ein kleiner Fehltritt und man war hinüber. Da war es sehr sinnvoll, keine Wagnisse einzugehen, die nicht notwendig waren und gewissermaßen gilt das auch heute noch, trotz des deutlich geringeren Risikos.

    Der gewaltige Haken an dieser These ist aber, dass unsere Vorfahren sich vermehrt haben, wie die Kanickel. Sowohl Frauen, als auch Kinder sind reihenweise bei der Geburt und in frühen Lebensjahren verreckt, trotzdem wurde sich vermehrt, was das Zeug hält. Die Psychologie war damals eindeutig eine andere und das wirft gravierende Fragen auf. Objektiv ist unsere heutige Welt die sicherste aller Zeiten, dennoch ist die psychologische Hemmung, Kinder zeugen zu wollen, so hoch wie nie. Da fragt man sich schon, woran das liegt.


    Gefühlt ist es ein Dilemma. Niemand kann vorhersehen, wie er darauf reagiert, Kinder zu bekommen. Niemand weiß, was ihm entgeht, oder was er sich erspart. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, ob er mit Kindern ein erfüllteres Leben hätte, als ohne, denn sowas verändert einen. Besonders bei Frauen geht ein richtiges neurales Feuerwerk ab, wenn sich das mütterliche Band etabliert. Manchen gibt das eine echte 180 Grad Wendung, sodass sie ihren ganzen Lifestyle umstellen.

    Aber wenn man so drüber nachdenkt, dann steckt auch hinter diesen Überlegungen nur die schiere Unsicherheit. Klar gibt es Horrorstories von kaputten Familien, wo es besser gewesen wäre, auf Kinder zu verzichten. Heutzutage im Informationszeitalter verbreiten sich diese Geschichten auch überproportional stark, verzerren unsere Wahrnehmung und befeuern unsere Unsicherheit. Aber von dem, was ich in der echten Welt mitkriege, bereut die überwiegende Mehrheit jener, die den Schritt wagen, es nicht, Kinder zu bekommen. Wenn man rein nach der Datenlage geht, dann sind Kinder eigentlich das Erfüllendste, was es gibt.


    Man darf, glaube ich, auch nicht den Fehler machen, zu warten, bis einem "langweilig" wird und sich Kinder erst dann anzuschaffen, um dieses Loch zu füllen. Denn dafür werden wir heute einfach zu gut unterhalten, bei all dem Luxus, den die Welt bietet. Wir könnten bestimmt bis in unsere 50er einen Junggesellen-Party-Lebensstil pflegen und unseren Tatendrang mit Beruf und Hobbies befriedigen, ohne uns leer zu fühlen. Nur von dem, was ich mitkriege, sehen die wenigsten das im höheren Alter noch als bedeutsam an. Im Fall von Rina kann ich mir gut vorstellen, dass individuelle Zeichnungen ihr irgendwann nicht mehr so wichtig sein könnten, wenn sie irgendwann auf eine Lebenszeit des Schaffens zurückblickt. Wenn ich im Alter auf meine Softwareprojekte von heute zurückblicke, dann wird da bestimmt eine gewisse Nostalgie mitschwingen, aber ob ich meine Potentiellen Kinder dagegen eintauschen würde, ist fraglich.


    Das sind so Gedanken, die ich nur mal einwerfen wollte.

  • Ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich irgendwann mal Kinder möchte, und kann mir das auch heute - insbesondere wegen meines Partners - gut vorstellen, merke aber zugleich, dass ich irgendwie noch längst nicht "da" bin und mag es entsprechend auch nicht unbedingt, damit behelligt zu werden.

    Dieses Gefühl, noch nicht bereit zu sein, begegnet einem ja immer wieder im Laufe des Lebens, insbesonders bei größeren Entscheidungen oder Wendungen. Als ich 18 wurde und mich noch genauso minderjährig fühlte, wie am Vortag, habe ich es gefühlt. Als ich meinen Führerschein bekam, habe ich es gefühlt. Als ich aus meinem Elternhaus auszog, habe ich es gefühlt.

    Dieses Gefühl ist absolut verständlich und menschlich. Durch die Selbstdarstellung vieler Menschen insbesondere in den Sozialen Medien hadert man natürlich mit diesem Gefühl und möchte es loswerden, weil man davon überzeugt ist, dass alle anderen ja auch bereit sind - warum ich also nicht?


    Ich mache mir über das Thema Kinderkriegen gern Gedanken, obwohl ich erst junge 18 Jahre alt bin - nicht, weil ich tatsächlich davon überzeugt bin, dass ich jetzt Kinder erziehen und stemmen könnte, sondern weil es nicht schadet, immer wieder zu überprüfen, welche Faktoren gegenwärtig dafür oder dagegen sprechen. Diese Faktoren können sich ja je nach Lebenslage völlig verändern.


    Nur man selbst kann letztendlich am besten einschätzen, wann man bereit ist und wann nicht. Es ist jedoch wichtig, sich vor Augen zu führen, dass man nie vorbereitet sein kann. Der Zustand des Bereitseins würde voraussetzen, dass man etwas schon im voraus geübt hat. Man kann sich auf eine Prüfung vorbereiten durchs Lernen, auf einen Job durch Praktika, auf einen Lebensabschnitt durch Rituale und Reflexionen - aber wie soll man sich auf das Erziehen von Kindern vorbereiten? Das kann man eben nicht wirklich simulieren, zumindest, wenn man nicht als Erzieher tätig ist. Und selbst da ist es etwas grundlegend anderes.


    Umso wichtiger ist es, sich wirklich tiefgründig mit dieser Frage zu beschäftigen. Eben weil man es vorher nicht üben kann, muss man sich umso mehr Gedanken darüber machen. Damit meine ich auch wirklich, dass man sich selbst betrachtet und 1-2 Stunden hinsetzt, alles mögliche notiert und durchdenkt. Dies muss jedoch zielführend passieren, ohne starke Umschweife oder sonstiges. Bisher habe ich mich 2-mal in meinem Leben hingesetzt und angestrengt über die Frage nachgedacht - würde ich jetzt Kinder kriegen wollen? Einmal mit 16 und einmal vor ein paar Wochen, kurz nachdem ich 18 wurde. Dachte ich im Vorhinein wirklich, dass ich bereit wäre? Nein, selbstverständlich nicht. Aber ich konnte trotzdem etwas aus dem Prozess ziehen. Vor allem, als ich das Geschriebene von vor 2 Jahren mit dem heutigen Stand verglichen habe, ist mir aufgefallen, dass ich heute zumindest um einiges bereiter wäre (das ist natürlich klar). Aber meine Hoffnung ist, dass ich irgendwann an den Punkt komme, wo ich zurückblicke und sage "Ja, ab jetzt fühle ich mich bereit genug". Du wirst niemals bereit sein. Du wirst dich nur bereit fühlen, abhängig von deinen Lebensumständen und Ansichten.


    Vielleicht bringt das ja irgendwie weiter, vielleicht auch nicht - vielleicht ist das auch Gelaber eines noch zu jungen Menschen. Aber ich denke, da kann man für sich etwas mitnehmen. Wenn man sich immer Mal wieder wirklich mit solchen (und weiteren Sinnfragen!) beschäftigt und auch die Fortschritte betrachtet, die man während der eigenen Zeit gemacht hat. Und vielleicht kommt man dem Gefühl des Bereitseins dann näher.

  • Wer hätte gedacht, dass sich meine Meinung bei diesem Thema nochmal ändert? Eigentlich war ich mir beim letzten Post sehr sicher Mutter zu sein, aber ich bin froh nochmal ein Gespräch mit meinen Mann geführt zu haben. Seitdem bei mir privat einiges passiert ist bin ich echt froh mich doch dagegen entschieden zu haben. Denn natürlich ist es auch möglich mit Depression Mutter zu werden. Allerdings sind die Hürden heutzutage sehr groß wenn man ein Kind großziehen will. Von den finanziellen Aspekten abgesehen haben wir hier immer noch sechs Kaninchen. Wovon gerade eins davon (unsere Älteste) sehr viel Aufmerksamkeit braucht und momentan durch die regelmäßigen Tierarzt Termine auch sehr viel kostet.


    Ich liebe Kinder nach wie vor. Doch es ist einfach etwas anderes ein eigenes großzuziehen. Und zudem genieße ich es sehr wenn ich weiß, dass ich nach der Arbeit nach Hause komme nicht noch mehr Verantwortung habe als ohnehin schon. Da ich auch geplant habe irgendwann in den nächsten Jahren Bücher zu veröffentlichen würde mir das zusätzlich im Weg stehen, da Kinder unglaublich viel Zeit kosten. Mittlerweile weiß ich, dass ich damals einfach eine rosa Brille auf hatte und wahrscheinlich auch etwas unter hormonellen Einfluss stand, da ich durch die Spaziergänge mit meiner Nichte einen sehr verklärten Blick drauf hatte.


    Das heißt nicht, dass es nicht toll sein kann Kinder zu haben, aber sofern sich da in den nächsten Jahren nichts ändert (ich werde dieses Jahr 30) wird das wohl auch in Zukunft nichts mit Kindern. Wir haben trotzdem für uns erst Mal eine Sterilisation ausgeschlossen, damit wir trotzdem noch die Möglichkeit haben. Doch aktuell sieht es eher danach aus, dass wir keine bekommen werden. Unsere Kinder sind und bleiben weiterhin unsere Fellnasen. Das reicht. 🐇

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!