Steuert die Spielindustrie auf einen Crash zu?

  • Hallo,


    heute mal ein etwas allgemeineres Thema rund um Gaming. Per Facebook wurde ich auf eine Videoanalyse von Clever Noobs aufmerksam, die sich detailliert damit auseinandersetzt, in welchem Zustand sich die heutige Spielindustrie befindet (veranschaulicht am Beispiel von EA), welche Parallelen zu den frühen 80er Jahren zu finden sind und ob sich ein ähnlicher Crash wie damals in den 80ern ereignen könnte, der die Spielindustrie damals fast dem Untergang geweiht hätte (ein Schicksal, das nahezu allein von Nintendo abgewendet wurde mit dem NES, wie der geneigte Fan weiß und dankbar dafür ist :zwinkern:).


    Lange Rede kurz, hier ist mal das Video:


    http://youtu.be/XZxXEidtxHk


    Mit einer runden halben Stunde Länge muss man sich zum Anschauen natürlich Zeit nehmen, ich fand es jedoch extrem interessant. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich allen Punkten in dem Video so wirklich zustimmen kann. Wenn man sich alleine anschaut, welche Produktionswerte heutzutage in Spielen zu finden sind, dann fällt es mir extrem schwer, einen Vergleich zu damals und Games wie E.T. für Atari zu ziehen. IMO ist es einfach nicht ganz gerechtfertigt, denn selbst, wenn manche Fans (teilweise aus sehr kleinlichen Gründen!!) von einzelnen Ablegern einer Spieleserie heutzutage sehr enttäuscht sind, so handelt es sich dennoch oftmals um objektiv betrachtet sehr hochwertig produzierte Titel, die immer noch mehr als genug Leute als gut empfinden. Klar, die Sache mit DLCs und Gebrauchtspiele-Sperren ist auf der anderen Seite wieder bedenklich, aber hier sollte man noch abwarten, wie sich alles letztendlich entwickelt. Wie seht ihr das? Ist der gegenwärtige Stand der Industrie einem Abwärtstrend unterworfen oder sind es ohnehin gute Zeiten für Gamer, wenn man bedenkt, dass Spiele so aufwendig erzeugt und inszeniert werden und man so eine vielfältige Auswahl von hochwertigsten Produktionen bis Gratis-Flashgames mit echtem Spaßfaktor hat wie noch nie zuvor?

  • Nun ja, wenn man sich in Zelda-Foren umsieht, merkt man schon, dass doch relativ viele ehemalige Fans sich dazu entschließen, sich kein Spiel der Reihe mehr zu kaufen, weil sie von allen neueren Titeln enttäuscht sind (Besonders Skyward Sword wird ja gehatet ... aber ich nehme an, das lässt nach, sobald der nächste Ableger rauskommt :ugly: ).
    Und dazu kommt, dass bestimmt einige Eltern verwirrt sind von den ganzen ähnlichen Namen, also meinen sie vielleicht, dass die Wii U und der 3DS wohl dasselbe sind wie ihre Vorgänger, kaufen neuere Spiele und sind dann stocksauer, weil die Spiele dann nicht auf den alten Konsolen funktionieren (Man siehe nicht nur mal die ganzen 1-Stern-Bewertungen auf Amazon an, besonders bei Professor Layton...). Na ja.


    Aber wenn man sich mal die Erfolge von beispielsweise CoD anschaut ... dann wäre der Worst Case, dass es irgendwann nur noch Shooter auf dem Markt gibt und das Vorurteil, dass Videospiele nur Geballere, wird wahr. :ugly:

  • Erst einmal Geist:
    Nachdem Nintendo-Thema wieder ein sehr schöner Thread, bei dem du auch sehr schön reflektiert agumentierst. :eins:



    Zum Video:
    Die Zusammenfassung des 1. Crashs ist eigentlich ziemlich OK. Jedoch wird nicht deutlich wie krass es damals war, dass zuviele Spiele rauskamen (heute kommen mehr raus, aber damals gab es nicht so viele so weit verbreiteten Konsolen, + Handy und PC und Indie-Gaming) die fast 90% schlecht waren und alle Vollpreis. Das hätte noch stärker herausgeheben werden können, jedoch wäre dann die Unvergleichbarkeit der jetzigen und damaligen Situation noch mehr klar geworden.


    Wie die heutige Situation dargestellt wird ist extrem gefärbt, zum Großteil unwahr und wirkt fast schon wie Propaganda eines verärgerten Old-School Gamers. Es wird das Beispiel mit EA gezeigt, dass die fast nur Müll produzieren zum Teil werden sehr gute Spiele gezeigt bei denen ein bischen rumgemeckert wurde und zum Teil wurden echte Enttäuschungen gezeigt. Mass Effect 3 hat mit seinem Ende enttäuscht und das lag an falscher Entwicklungspolitik, aber es ist immer noch ein super Spiel und das Aufschreien der vokalen Minderheit spielt nicht die Zufriedenheit aller Mass Effect Fans wieder. Sowas mit ET zu vergleich ist völlig unprofessionell.
    Dann kommt die Behauptung, dass Fifa 12 und 13 bis auf ein paar Essets das gleiche Spiel sind. Ich kenne viele Fifa Spieler und die sagen es ist nicht so. Ich denke mir auch, dass das unnötig ist jedes Jahr ein neues zu bringen aber es ist nun einmal so und solange die Fans es wollen ist es als nicht Fifa-Fan arrogant zu sagen, es soll so nicht sein. In dem Video wird das gleiche über Madden angedeutet und bei Fifa als Fakt behauptet. Da merkt man, dass der Macher keine Sportspiele spielt und es nur bei Fifa behauptet hat, da die meisten Zuschauer des Videos Amerikaner sind und die das nicht überprüfen werden.
    The Old Republic soll auch ein gutes Spiel sein, aber kein MMO hält sich neben WOW, das war auch Hetze.
    Ich finde Valve auch super, aber deren Erfolg basiert nun einmal fast nur auf Steam, die letzte Zeit kam bis auf Counter Strike (was sehr schlecht angenommen wurde) keine Spiele, wie soll dann der Erfolg nur nebensächlich durch Steam kommen?


    Ich bin auch manchmal der Grumpy Old Gamer und bin genervt, über Spiele die "immer wieder das gleiche" sind (Musterbeispiel Homefront das sind für mich 0815-Spiele) und mag keine DLCs und nur noch Shooter etc. Aber mit der Meinung kann man kein objektives Video erstellen. Wer so viele Wörter wie ridiculous, greedy, crappy etc. verwendet kann kein Video machen und es so als Fakt darstellen, das ist pure Meinung. Genauso wie die Ablehnung über DLCs etc., natürlich sind diese Themen heikel, aber es per se als schlecht zu bezeichnen ist sehr einseitig. Die Gerüchte über den kommenden Verbot von Gebrauchtspielen (und Onlinepässe die wirklich Mist sind, sind ja wirklich ein Indikator) gibt es schon seit Jahren und selbst wenn Sony es verneint, wird es präventiv als Argument gegen Sony verwendet.


    Es gibt eine Rezession (da gehe ich noch genauer darauf ein), aber das hat nur wenig mit den im Video genannten Faktoren zu tun. Das im Video ist rumgeflame auf höherem Nivau, dass heute alles schlecht ist, die Konzerne wollen nur Geld und die Spiele leiden. Alles ist schlecht und wir werden ausgesaugt. Natürlich ist ein kleiner Kern Wahrheit da, aber das war für mich eigentlich schon Hetze, die kaum auf Fakten beruht und nicht mit Quellen belegt wurde.



    Zum Thema neuer Crash:
    Ich denke jedoch nicht, dass ein neuer Crash kommen wird. Der Videospielmarkt ist immer noch bei weitem größer als die Filmindustrie, sprich ein gigantischer Markt.


    Er geht zurück, das zeigen auch die Zahlen, der Pleitegang von THQ und die dauerhafte Schließung von einer Menge Entwicklerstudios, aber das hat vor allem 2 Gründe:


    -Einerseits ist es eher das Gesundschrumpfen des Marktes. Wir sind in der größten Wirtschaftskrise seit fast 100 Jahren und natürlich wirkt sich das auch auf diese Branche aus. Dieser Markt ist auf eine größe Gewachsen die dem aktuellen Wirtschaftsbild nicht entspricht und jetzt geht er wieder zurück.


    -Andererseits sind wir am Ende der Konsolengeneration. Da gehen die Verkäufe zurück und es kommen nur noch wenige bis keine neuen Franchises. Da diese Generation jetzt so lange hielt, wurden manche Franchises so lange gedehnt (siehe Assassins Creed in dieser Generation erschienen und jetzt schon 5 Hauptteile) bis die Leute keinen Bock mehr haben.


    Wenn die neue Generation kommt richtet sich beides wieder da bin ich mir sicher.



    Zum aktuellen Markt:
    Im Grunde genommen vereint dies ein bischen das Nintendo-Thema, dieses Thema und es könnte ein anderes sein. Wie in dem Video wird so oft gemeckert, dass alles nur noch schlecht ist wegen DLCs, Online-Pass, keiner Innovation, nur noch Shooter und jedes Franchise wird gedehnt und Nintendo ist nur noch Casual. Das ist meiner Meinung nach so seinseitig.


    Ich erinner mich gerne auch an die alte Zeit zurück. Da hatte ich mit meinem SNES und meinem Game Boy 2 Plattformen eine Heimkonsole und ein Handheld. Außer dem abgeschottenen PC Markt auf dem sich damals hauptsächlich andere Genres abgespielt haben und den paar wenigen Nennenswerten SEGA-exklusiven-Spielen hatte ich mit den 2 Nintendo Plattformen das Allround-Angebot. Es kamen nicht so viele Spiele heraus, weil der Markt kleiner war, vieles war neu und vieles war wirklich super. Es war alles einfacher und übersichtlicher und ich erinnere mich immer noch gerne daran.


    Heute ist der Markt unübersichtlich groß, doch im Grunde genommen gibt es mehr bessere Spiele. Die negativen Aspekte habe ich schon genannt. Doch ich kann mit Hilfe von Emulation (legale meine ich) alle alten Titel Spielen auch unterwegs und mir gleichzeitig noch die Retro-Konsolen kaufen. Durch das Internet werden eine Menge Spiele die es nicht zu uns schaffen übersetzt. Es gibt Hacks- und Mods von Fans sowie ganze Fanspiele. Im Grunde genommen hat man durch die ganzen New Super Mario Bros Hacks unendlich viele Mario-Spiele. Auf dem Indie-Markt gibt es so viele super tolle Spiele. Klassiker wie Monkey Island kommen im neuen Gewand zurück und hinzu kommen epische Abenteuer wie Skyrim oder so. Niemand hätte ein Chrono Trigger dem aktuellen Nino Ku Ni vorgezogen. The Walking Dead überzeugt Fans noch mehr als die Serie und den Comic.


    Der aktuelle Markt ist ein riesengroßer Dschungel bei dem es schwer ist sich durchzukämpfen. Doch wenn man einen wirklichen Überblick hat findet man (meiner Meinung nach) mehr super tolle Spiele als man überhaupt Zeit zum spielen hat. Man muss sich nur die Mühe der Suche machen und das wird oft übersehen.


    Zitat

    Original von WhiteSpottedFox
    Aber wenn man sich mal die Erfolge von beispielsweise CoD anschaut ... dann wäre der Worst Case, dass es irgendwann nur noch Shooter auf dem Markt gibt und das Vorurteil, dass Videospiele nur Geballere, wird wahr. :ugly:


    Das ist im Grunde genommen der einzige negative Abstrich der in Zukunft meiner Meinung nach kommen wird. AAA-Titel haben kosten im dreistelligen Millionenbereich, da darf es keine Flops geben.
    Daher werden, denke ich zumindest die großen Produktionen oft nur noch alte Franchises sein (außer am Anfang einer Generationen da kommen immer viele neue Franchises), die sich gut verkaufen. Genauso werden die teuren Spiele auch nur noch Genre, die sich gut verkaufen.
    Innovation kommt bei günstigen Genres (wie Rayman oder Walking Dead) bzw. eher im Indiesektor, siehe Spiele wie Limbo, Braid, To the Moon, Splender usw.


    Daher bin ich froh, dass Nintendo seine Marken etabliert hat. Natürlich bringen sie weniger neue Franchises, aber die bringen sie trotzdem noch und durch Nintendo gibt es auch neben Open World, 3rd Person Shooter, West RPG und Ego-Shooter auch noch andere Genres die sich verkaufen.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

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