Atheismus und Glaube sind keine Garanten für einen schlichtweg moralischen, bzw. unmoralischen Werdegang. Es gab verfluchte Arschlöcher, die bekennend gläubig waren und gute Menschen, die die Vorstellung eines Gottes abgelehnt haben. Moral hat nämlich rein gar nichts mit Religion zu tun.
Die Religion ist in erster Linie zunächst mal ein Versuch, das für den Menschen unerklärliche in eine abstrakte Form zu bringen, die der Mensch begreifen kann. Nehmen wir als Beispiel die Erschaffung der Welt. Bevor uns neueste Erkenntnis in Physik und Chemie zum Modell des Urknalls geführt haben, gab es keine logische Erklärung für die Entstehung des schönen Planeten Erde. Da der Mensch diesen Vorgang nicht begreifen konnte, musste er sich ein abstraktes Bildnis schaffen, um diese seine Wissenslücke irgendwie mit logischen Informationen zu füllen. Aber: Er konnte bei der Erfindung dieses abstrakten Bildes vergleichsweise nur auf ihm bekannte Vorbilder zurückgreifen. Das Bild von Gott als "Übermensch" war geboren. Hier hat der Mensch sein eigenes Bild zu etwas göttlichem erhoben, um einen Vorgang erklären zu können, für den er zuvor keine logische Erklärung finden konnte.
So entstanden die frühesten Religionen. Schon in der Steinzeit wurden besondere Götter und Göttinnen angebetet, etwa die der Fruchtbarkeit. Hier ist der unerklärliche Vorgang die Entstehung von Leben aus der Vereinigung von Mann und Frau. In Ermangelung der heutigen medizinischen Erkenntnisse (Samenzellen, Eisprung, usw) musste auch hier das abstrakte Bild einer Gottheit her, wiederum allerdings aus einem bekannten Vorbild (dem Menschen) geschaffen. Es entstand die adipöse Frau, von der in der Steinzeit so viele Skulpturen erschaffen wurden, um ihr zu huldigen und somit für Fruchtbarkeit und Potenz zu beten.
Aus diesen frühen Religionen entwickelten sich später weitere, die meisten davon polytheistisch, weil es so viele Vorgänge gab, für die der Mensch eine Erklärung brauchte. Mit der Zeit jedoch wurden durch Forschung und Wissenschaft viele der damaligen Rätsel geklärt und die Existenz mancher Götter wurde schlichtweg überflüssig. Es entstanden also mit der Zeit monotheistische Religionen. Die Götter dieser jüngeren Kulte waren nur noch für sehr wenige unerklärliche Phänomene zuständig, unter anderem die Erschaffung der Welt, das Schicksal, usw.
Fazit: Zunächst einmal waren und sind Religionen ein vom Menschen erdachtes Mittel, um ihm unerklärliche Vorgänge seiner Umwelt zu erklären, die er, in Ermangelung ausreichender Forschungen, selbst nicht vollständig begreifen kann.
Nun wissen wir also, wie Religionen entstanden. Sehen wir uns jetzt an, wie die Kirche entstanden ist. Denn "Religion" und "Kirche" unterscheiden sich voneinander wie ein existierender Mensch auf der Straße und seine Karikatur auf einem Stück Papier.
Betrachten wir es simpel: Kirchen als Gebäude gingen aus den Schreinen und Tempeln früherer Religionen hervor. Diese wurde geschaffen, um einen Ort zu haben, an dem man zu den relativ jungen Götterbildern beten konnte. Das Bauen solcher Heiligtümer erscheint zunächst völlig logisch, ist es doch auch nur wieder ein völlig menschlicher Akt: Selbst in der Steinzeit wurden unterschiedliche Tätigkeiten an unterschiedlichen Orten ausgeübt: In der Höhle gab es einen Platz zum Schlafen, einen Platz für Mütter und ihre Kinder, eine Feuerstelle, vielleicht eine Art "Vorratskammer". Die Tätigkeiten waren klar voneinander getrennt. Die Philosophie dahinter: Warum sollte man am selben Ort kochen, an denen man auch seine Ausscheidungen vergräbt? Oder anders gesagt: Wieso sollte man den Göttern am selben Platz huldigen, an dem man auch schläft oder Tierkadaver häutet? Zunächst waren solche frühen Kirchen also etwas praktisches.
Später wurde die menschliche Rasse reicher, nicht nur an Intelligenz sondern auch an Bodenschätzen, technischen Errungenschaften, usw. Somit wurden die Tempelanlagen größer und prächtiger. Es festigte sich ein Bild heraus: Für die Götter wurden nur die prächtigsten Gebäude gebaut und die herrlichsten Geschenke dargebracht, um damit ihr Wohlwollen herbeizuführen. Es war wie ein Geschäft: Man opferte etwas im Tempel und erhielt dadurch beinahe die Garantie auf ein besseres Leben. So tief ging bereits der Glaube. Ein klares Paradoxon: Stellen wir uns nun einmal einen Mann vor, dessen Familie hungert, und der deswegen zum Tempel geht und sein letztes Stück Brot opfert, damit die Götter ihm Essen dafür geben. Seine Familie verhungert natürlich elendig. Das ist auch verständlich. Welcher Gott, der noch alle Tassen im Schrank hat, tauscht eine Monatsration Lebensmittel für eine hungernde Familie gegen ein Stück Brot? Mieses Geschäft, ganz mies.
Interessante Beobachtung, nicht wahr? Dass das ein mieses Geschäft ist, muss sich auch der Mann mit dem Brot gedacht haben, doch seine Hoffnung, die Götter mit der Geste des Schenkens auf seine Seite ziehen zu können, hat ihn zu dieser Tat getrieben. Er glaubte an wohlwollende und gütige Götter. Halten wir dieses Bild fest, es wird später noch wichtig.
Kommen wir zurück zu den Opfergaben im Tempel. Nun, um die prächtigen Tempel und Schreine muss sich ja jemand kümmern, nicht wahr, das Geld verwalten, das ein und hinaus geht, die Opfergaben verwalten, und so weiter und so fort. Diese "Verwalter" der Tempel und Kirchen hatten, in den Augen des Volkes, eine große Ehre, denn sie dienten den Göttern persönlich. Der Klerus war geboren.
Dieser nahm Geldgeschenke an, baute die Tempel und Kirchen weiter aus und hielt sie in Ordnung. Eine weitere, für mich persönlich offensichtliche Tatsache, wird in den alten Erzählungen an dieser Stelle immer verschwiegen: Stellen wir uns vor ein Mann opfer eine Kuh in einem Tempel, um den Göttern wohlzugefallen. Dass die Kuh nicht einfach verschwindet und zum Olymp, nach Walhalla, oder was weiß ich wohin aufsteigt, ist an dieser Stelle klar. Und dann denkt sich der Klerus: Warum eine gute Kuh im Tempel verrotten lassen. Der Mann hat sein Opfer geleistet, es gibt keinen Grund, warum die Götter damit nicht zufrieden sein sollten. Schnappen wir uns also die Kuh und machen uns ein Abendessen draus.
Gesagt getan. Die Opfergaben gingen also an den "wohltätigen" Klerus.
Zu dieser Zeit gewann der Klerus die Macht, die er lange innehaben sollte. Nicht nur, dass das Volk die Diener der Götter mit dem größten Respekt betrachtete, nein, sei waren auch, durch diverse Schenkungen und Opfergaben, Kirchensteuern, usw. unglaublich wohlhabend, was wiederum eine gewisse Macht bedeutet. Nun mussten sie nur noch dafür sorgen, dass das Volk nicht plötzlich wankelmütig wurde, und sich von den alten Göttern abwendete.
Man begann mit Zuckerbrot und Peitsche. Auf der einen Seite wurden prächtige Messen und Rituale abgehalten um den Menschen von den unglaublichen Taten der Götter zu berichten (das meiste davon frei erfunden) auf der anderen Seite musste unverzüglich damit begonnen werden, querdenker zu eliminieren. Sokrates, der größte Philosoph, der jemals gelebt hat, wurde in Griechenland wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Seine Erkenntnisse waren gefährlich für die Kirche und den Klerus, deswegen musste er beseitigt werden.
Folgen dieser lustigen Denkweise: Hexenhammer, Inquisition, unter anderem Kreuzzüge und der durch den Klerus verschuldete Tod der größten Denker der Welt, alles nur aus einem einzigen Grund: Weil sie das wollten, was alle Männer wollen, die Macht haben. Noch mehr Macht.
Fazit: Der Klerus und die Kirche erhielten ihre Macht aufgrund der Religion. Um diese Macht nicht wieder zu verlieren, stellten sie ein einfaches Prinzip auf: Wer religiös ist, ist gut, wer es nicht ist, ist schlecht.
Ich habe nun relativ weit ausgeholt, aber das war nötig, um zu verdeutlichen, wie diese festgefahrene Denkweise (Religion = gut, Atheismus = schlecht) überhaupt entstehen konnte.
Das führt mich zu meinem nächsten Punkt: Die 10 Gebote (oder auch alle anderen Regeln, die von "Göttern" aufgestellt wurden).
Moral, Sitte und Recht sind Dinge, die sich relativ früh entwickelt haben. Genau genommen galt der Mord an einem Mensch schon in der Steinzeit als Verbrechen. Dort wurde es dann eben nicht mit "lebenslänglich Höhle" sondern eben mit "Keule auf den Kopf bis Blut kommt" bestraft. Quasi die Erfindung der Todesstrafe. Aber ich schweife ab.
Wie schon gesagt, das Wissen um Moral, Sitte und Recht entwickelte sich in der menschlichen Gesellschaft recht früh. Das man einen Menschen nicht töten, eine Frau nicht gegen ihren Willen schänden oder jemanden um sein rechtmäßiges Eigentum bringen sollte, war auch schon klar, bevor Moses die 10 Gebote empfangen hat. Auch hier hat sich der Klerus, diesmal der des Christentums, eines raffinierten Trickes bedient, um seine Macht zu festigen. Indem man eigentlich allgemeingültige moralische Grundsätze als Gesetze des eigenen Gottes ausgab, entwickelte sich in den Köpfen der Menschen nach und nach eine Assoziation zwischen Moral und Religion. Da niemand von sich selbst behaupten wollte unmoralisch zu sein, und sich dies auch nicht nachsagen lassen wollte, war man automatisch ein guter Mensch, wenn man Gottes Gesetze für sich annahm, und Christ wurde (kleien Exkursion: Was für eine pfiffige Idee, diese Taufe doch war! Ich meine: Da zieht man einen Menschen in seinem späteren Leben für eine Entscheidung zur Rechenschaft, die er nicht einmal aus freien Stücken getroffen hat. Diese Kirche, sowas von gewitzt!).
Selbstverständlich bildeten sich im Laufe der Zeit verschiedene Religionen. Aber wenn ein katholischer Pfarrer sah, dass es auf der anderen Seite der Weltkugel noch ein paar Millionen Menschen gibt, die noch nicht einmal etwas von Gott GEHÖRT haben, und deswegen auch nicht in der Lage sind, irgendwelche Steuern zu entrichten, oder die Messen zu besuchen, dann drehte sich ihm schon mal flugs der Magen um. Die Macht, die die Institution Kirche seit Erfindung der Religion durch den Menschen erhalten hat, konnte unmöglich mit anderen Glaubensrichtungen geteilt werden! Das Ergebnis daraus waren die schon angesprochenen Kreuzzüge, sowie alle heutzutage religiös begründeten Attentate, außerdem, aber das nur am Rande, das erste (oder die ersten drei) Gebote des Christentums.
Lange Rede kurzer Sinn:
Philosophisch gesehen ist die Religion als solche begründet in einem Unverständnis des Menschen gegenüber seiner Umwelt. Im Laufe der Zeit werden somit viele Kulte und Glaubensrichtungen obsolet, da ihre Funktion als "Platzhalter" für eine bisher nicht existente logische Erklärung nicht mehr von Nöten ist.
Die Kirche als solche ist eine Institution, die auf der Religion aufbaut, die aber, wie jede Institution nur zwei nennenswerte Ziele hat: Die Erhaltung der eigenen Macht und die Anhäufung von noch mehr Macht. Die Kirche ist eine Parodie auf die Religion selbst, ihre Perversion (und vielleicht versteht ihr jetzt, was ich vorhin mit dem Vergleich des Mannes auf der Straße und der Karikatur sagen wollte).
Vielleicht ist es mittlerweile klar, ich bin Atheist.
Das liegt nicht daran, dass ich nicht an einen Gott glauben würde, sondern schlicht und ergreifend daran, dass ich nicht bereit bin an einen Gott zu glauben, den alte Männer aufgrund ihrer Macht- und Habgier erschaffen haben, und in dessen Namen sie unvorstellbare Gräueltaten verübt haben (angeführt seien vor allem die Versklavung der Ureinwohner von Afrika und Amerika durch die Erschließung der "Neuen Welt", die Inquisition oder jüngste, religiös begründete Terroraktionen.). Ich bin nicht der Meinung, das solche Dinge nicht auch geschehen wären, wenn die Religion nicht existieren würde, nein, sie wären sicherlich geschehen, denn diese Dinge liegen einfach in der selbstzerstörerischen Natur der menschlichen Rasse. Aber dann hätte keiner von diesen Mördern, Vergewaltigern und Dieben stolz seine Brust recken, den Namen seines Gottes auf den Lippen, und ernsthaft der Meinung sein können, er tue das alles für mehr als für die Befriedigung seiner eigenen Triebe.
Ich bin aus mehrerlei Gründen davon überzeugt, dass eine antropomorphe Gottheit existiert, eine Art "Überwesen", doch ich bin zu gleichen Teilen davon überzeugt, dass er entweder...
...sein Werk hier einfach unvollendet zurückgelassen hat, und schon weitergezogen ist, um noch mehr Welten zu erschaffen,...
...nicht über die Macht verfügt, irgendetwas auf dieser Welt zu verändern, sei es zum Gedeih der Menschheit oder zu ihrem Verderb...
...oder sich einfach einen Scheiß für uns interessiert und uns nur aus reiner Langeweile erschaffen hat.
Anders kann ich ein Götterbild und die momentanen Verhältnisse auf diesem Planeten nicht unter einen Hut bringen.
Abschließend sei gesagt:
Ich mache niemandem seine Vorstellungen oder seinen Glauben mies. Ihr könnt von mir aus glauben, was ihr wollt, und wenn ihr mit aller Kraft daran glauben wollt, dass ein pinker Elf das Sonnensystem, die Erde und all ihre Kreaturen aus einem abgebrochenen Zahnstocher erschaffen hat, dann habe ich auch nichts dagegen...ich würde mich im Gegenteil wahrscheinlich prima mit euch verstehen^^.
Ich halte es nur für kleingeistig, alles, was die Kirche sagt oder tut, oder alles, was in der Bibel steht, für bare Münze zu nehmen. Nehmen wir nur mal den Papst. Wie drücke ich es am besten aus? Ah, ich weiß...ich lasse mir von meinen Freunden, den "Beginnern", helfen:
Achja, ich muss auch erzählen vom Vatikan
denn ich seh' 'nen ganzen Kontinent sterben,
seh' 'nen Virus sich vermehr'n und sich an die Kinder vererben.
Und diese Spinner, die selber keinen Pimmel mehr haben
woll'n den Menschen wegen Verhütung den Himmel versagen?
Fuck that
- Beginner - St. Anger
(Echt, diese Aktion war total hirnrissig...bedenken wir dabei noch, dass der Vatikan Teilhaber einer der größten Kondomfabriken der Welt ist, möchte man doch am liebsten über so viel Bigotterie kotzen).
Aber dem ganzen liegt eine interessante Komik zugrunde, wie den frühren dionysischen Komödien der Griechen...der Witz entsteht durch die Ironie der Kirche. Durch ihre eigenen Bemühungen, den Schein ihrer Heiligkeit (Scheinheiligkeit, hihi) aufrecht zu erhalten, hat sie sich langsam genau in das verwandelt, was sie von Anfang an mit ihren Idealen bekämpfen wollte, und seien diese Ideal nur eine Maskerade gewesen.
Die Kirche, egal welche, ob es nun das Christentum mit ihren Kreuzzügen, ihrer Inquisition und ihren unverständlichen Dogmen ist, der Islam mit seinen radikalen Methoden oder der Buddhismus bzw. Hinduismus mit seinem Karma und seinem menschenverachtetenden Kastensystem, ist nur noch eine Parodie ihrer selbst, geschaffen durch ihre eigene Hand.
Und jetzt, weil ich müde bin und schlafen will, sage ich euch noch folgendes:
Die Götter sind tot, an ihre Stelle sind die Götzen getreten. Wer den Willen hat, hinter diese Götzen und ihre Masken zu blicken, wer sich gegen die alten Lügenmärchen und Dogmen erhebt, wird in der Lage sein, die wahre Religion, den wahren Glauben zu erkennen und sich selbst ein Bild zu machen...und wer weiß? Vielleicht erkennt derjenige dann auch die toten Körper der alten Götter.