Hat sonst niemand mehr den Film gesehen? Schade, denn ich habe mir Dune: Part One letztes Jahr im November noch im Kino gegönnt (zum Glück zu einer Vorstellungszeit mit wenig Andrang) und finde ihn empfehlenswert, selbst für Sci-Fi-Muffel wie mich. :3
Die Handlung ist meiner Meinung nach verständlich und gut inszeniert, genauso für Neulinge im Dune-Universum oder für jemanden mit rudimentären Kenntnissen darüber. In der zweiten Hälfte haben sich einige Etappen etwas zu gedehnt und zu wenig getaktet angefühlt, allerdings nicht so sehr, um mich tatsächlich zu langweilen oder zu stören. Außerdem hat sich dadurch die Möglichkeit geboten, die zahlreichen Informationen und Ereignisse, die man zuvor erfahren hat, nochmals etwas verdauen zu können und stattdessen zusammen mit den Figuren die Welt von Dune (und deren Gefahren) kennenzulernen. Ich mag die Art, wie harmonisch sich Magie und Fortschritt hier verbinden, ohne miteinander zu kollidieren.
Die (meisten) Figuren werden in ihren Motiven und Aktionen nachvollzieh- und greifbar dargestellt oder bleiben bewusst undurchschaubar und mit dem ein oder anderen Geheimnis behaftet. Gerade der Protagonist Paul Atreides ist sowohl als schlaksiger, unerfahrener Jüngling als auch im späteren Verlauf, in dem mit einem Mal wichtige Schritte und Entscheidungen von ihm gefordert werden, überzeugend. Sein Weg ist der eines klassischen Auserwählten, teilweise eine Art Heldenreise, und obwohl ich einige Details der noch folgenden Ereignisse kenne, bin ich neugierig darauf, wie seine weitere Entwicklung bei dieser Adaption aussehen wird.
Besonders beeindruckend ist, wie bereits geschrieben worden ist, einerseits die Klangkulisse. Die tiefen, vibrierenden Töne tragen zur Immersion bei, sich auf die Welt von Dune einzulassen. Gefallen hat mir zugleich die Filmmusik, die Hans Zimmer - wie von ihm gewohnt - großartig komponiert hat. Mich hat die ein oder andere Melodie noch Tage nach meinem Kinobesuch als Ohrwurm verfolgt. Andererseits ist die Optik beachtlich. Einige Szenen sind wie ein Gemälde virtuos arrangiert; manchmal habe ich sogar den Eindruck erhalten, etwas zu sehr, weil mir das "Kunstvolle" daran mehr ins Auge gesprungen ist als der eigentliche Inhalt. Trotzdem macht es Spaß, die imposanten Bilder zu bestaunen.
Gegen Ende des Films hat sich alles zwar sehr offen und überhaupt nicht abgeschlossen angefühlt - aber das ist nicht überraschend, da mindestens eine Fortsetzung angedacht ist, und das merkt man einfach. Zum Glück ist (seit 26. Oktober 2021) bestätigt, dass es diese Fortsetzung tatsächlich geben wird. Ohne eine solche Fortsetzung wäre der erste Teil andernfalls sehr unbefriedigend. Dune: Part Two soll am 20. Oktober 2023 in den US-amerikanischen Kinos erscheinen, demnach dürfte die Premiere hierzulande ebenfalls im Herbst 2023 erfolgen, möglicherweise wie beim ersten Teil sogar vor der US-amerikanischen. Da mein Stiefvater ein Sci-Fi-Fan ist und den Film sehr gemocht hat, ist bereits entschieden, dass wir uns die Fortsetzung wieder im Kino ansehen werden. xD
Im Übrigen finde ich die Interpretation der Ornithopter im Film super. *-*
Zu Lord Leto Atreides
Mir ist es mit dem Tod von Lord Atreides ähnlich ergangen, es ist nicht überraschend gewesen, trotzdem ein wenig traurig. ;_;
Wenigstens sind er als Figur und sein Tod klasse umgesetzt worden. Er ist sympathisch (mit Ecken und Kanten) charakterisiert worden und man hat von Anfang an gemerkt, wie schwer die Last der neuen Aufgabe auf seinen Schultern wiegt. Es hat gewirkt, als würde er insgeheim selbst bereits ahnen, daran mehr als nur zu scheitern. Als er gestorben ist, war das sehr gut in die Handlung eingebunden und die Szene mitreißend - obwohl er sein eigentliches Ziel verfehlt hat, weil Baron Harkonnen überlebt hat, wobei das an dem Punkt der Geschichte zu erwarten gewesen ist. Abgesehen davon war's definitiv ein außerordentliches Ableben.
Zu deinen Kritikpunkten
Ich habe bei den beiden Punkten, die du angeführt hast, eine andere Ansicht; allerdings werde ich nur den zweiten näher aufgreifen, weil mir vor allem der erste eine Frage der persönlichen Auslegung zu sein scheint. Für mich ist die Begründung, wieso der Angriff der Harkonnen nicht bemerkt worden ist, plausibel gewesen, besonders vor dem zusätzlichen Hintergrund, dass die Intrige offenbar durch den Imperator unterstützt worden ist. x)
Die Fremen habe ich sonst überhaupt nicht "wie die letzten Wilden" wahrgenommen. Dieser strenge und gnadenlose Kodex, den sie haben, erscheint uns natürlich absolut befremdlich; doch neben dem harten Pragmatismus (zum Beispiel Menschen als bloße Wasserquellen zu betrachten), haben sie dem Anschein nach schlichtweg sehr strikte Vorstellungen von dem, was richtig und falsch ist, und Ehre, damit sie an einem so lebensfeindlichen Ort wie Dune überhaupt in einer Gemeinschaft bestehen können, ohne komplett zu verrohen.
Mit dem Duell hat Paul seinen Wert und den seiner Mutter bewiesen, und dass sie bereit sind, die Regeln der Fremen ohne Hinterfragen zu respektieren und sie zu befolgen (und sie nicht unterwandern werden). Das Zurückbringen des Leichnams des Verlierers ist ein Zeichen, dass die Fremen mehr als bloße Tiere sind, eine Kultur mit eigenen Konventionen (und beispielsweise Toten- und Bestattungsrituale) pflegen. Das mag zwar "unpraktisch" anmuten, ist aber essenziell, um den Zusammenhalt zu gewährleisten, da jeder mehr ist als sein Wert in Wasser, sobald er zur Gemeinschaft der Fremen gehört.
Die Kampfszenen, in denen sie aufgetreten sind, und die Anzüge, die sie nutzen, zeigen ja durchaus, dass es sich bei ihnen um eine im Hinblick auf die für sie vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten hochentwickelte Kultur handelt, die gelernt hat, sich perfekt mit den Gegebenheiten des Planeten zu arrangieren - und mit ihm in Einklang zu leben, ohne ihn zu zerstören (im Gegensatz dazu, was die Harkonnen schließlich beim Abbau von Spice veranstalten).