Noch dazu ist die Videospiel Produktion heutzutage (meines Empfinden nach) viel größer als bspw. früher. Vlt. hab ich auch nur das so wahrgenommen, aber ich hab das Gefühl, dass heutzutage mehr Spiele raus kommen als man spielen könnte. Zumindest wenn das Interessenfeld sehr groß ist.
Dein Empfinden ist da definitiv korrekt und allein ein Blick in Steam oder in den Nintendo eShop bestätigt deine These da.
Seit unserer Kindheit ist die Gaming Branche rasant gewachsen. Einerseits weil die großen Firmen (Microsoft, Sony, Nintendo etc.) natürlich enorm einflussreich geworden sind und durch immer leistungsstärkere und erschwinglichere Systeme sind Games für die breite Masse zugänglicher geworden. Außerdem sind Games längst nicht mehr eine nerdige Niché wie es früher mal der Fall war - so ziemlich jeder zockt heutzutage. Abseits von PC und Konsole braucht man sich da nur den Mobile Game Markt anschauen - der größte und umsatzstärkste Markt im Bereich der Videospiele.
Also ja, es gibt definitiv mehr zu zocke und es kommt immer mehr raus. Viele gute Spiele, aber auch viel, was Altes neu aufgewärmt ist.
Dass einem über die Zeit hinweg aber die Lust am Zocken vergeht ist ein Gefühl, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich arbeite ja eh als Game Designer und hab mit dem Thema Tag für Tag zu tun, aber ich krieg längst auch nicht alles mit, was an neuen Spielen erscheint - meist nur das, was aus der Masse hervorsticht. Für viele Spiele kann ich mich mittlerweile gar nicht mehr so sehr begeistern und Neuerscheinungen lassen mich in vielen Fällen kalt. Selbst bei BotW 2 ist es bei mir so... leichte Vorfreude gemischt mit Gleichgültigkeit. Ich glaube das letzte Mal wirklich gehyped auf einen Titel war ich... weiß ich schon gar nicht mehr...
Ich glaube bei mir hat das aber auch viel damit zu tun, dass Games für mich einen großen Teil ihrer Magie verloren haben. Ich bin da eigentlich sehr idealistisch eingestellt und finde, dass bei Games der Spielspaß und die Experience immer im Vordergrund stehen sollte. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich als Stift mit 6 Jahren auf der Gamecube TWW gezockt hab - das waren einfachere und besondere Zeit. Es gab nur das Spiel und seine Welt. Keine Microtransaktions, kein DLC, kein kommerzialisierter Hype - einfach nur das Spiel.
Heutzutage geht man da aber einfach mit anderen Augen durch die Welt und die Zeiten haben sich dahingehend geändert. Games sind Mainstream geworden - und damit kommt auch der Profitgedanke. Ein Spiel an so viele Leute zu verkaufen wie möglich - und das vielleicht sogar doppelt, dreifach, hier eine Erweiterung, da eine Lootbox... es ist mittlerweile so weit gekommen, dass manche Spiele designierte Shop-Buttons in ihre UI einbinden (looking at you, Ubisoft), und sowas gibt mir einfach nicht mehr das Gefühl, dass ich ein Game zocke - es kommt mir nur noch wie ein Pappaufsteller vor, der mir vorgaukeln will, ein Game zu sein, aber keinen Hehl daraus macht, dass es ihm eigentlich nicht darum geht, dass ich Spaß habe- sondern dass ich Geld ausgebe.
An der Stelle sei angemerkt: Spieleproduktion ist unheimlich teuer geworden. Heutzutage wird von Spielen ein sehr viel größerer Umfang erwartet, wie es noch früher der Fall war. Open World ist ein tolles Stichwort dafür - TWW ist für mich irgendwo ein Open World Spiel (oder jedenfalls ähnlich geartet), aber mit einer solchen Overworld würde man heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen. Zwischen einem TWW und einem Skyrim oder Cyberpunk oder Elden Ring liegen Dimensionen was den Content anbelangt.
Und um Games eines solchen Umfangs zu produzieren, braucht man große Teams, viel Koordination, viel Können und damit vor allem - viel, viel Geld. Selbst bei Indie-Titeln glaube ich, dass wir uns da enorm große Beträge anschauen müssen, denn der Aufwand, der hinter der Spieleentwicklung steckt, ist sehr leicht zu unterschätzen. Mir fehlt da die Einsicht, wie teuer die Produktion wirklich ist, aber weit hergeholt würde ich es nicht finden zu sagen, dass 70€ pro Kopie die Kosten da vielleicht erst ab einer sehr großen Abnehmerzahl überhaupt decken. Mit DLC und Mikrotransaktions weiter zu monetarisieren und so einen Break-Even zu erreichen erscheint mir dann doch irgendwo nachvollziehbar (auch wenn der Pessimist in mir sagt, dass es da trotzdem eher um einen Profitgedanken geht, aber belegen kann ich es nicht. Benefit of a doubt und so).
Übrigens, was Spiele neben Geld auch brauchen, ist Zeit. Viel Zeit. Einerseits für die Produktion, und das ist eine Vorraussetzungen, die heute meist nicht mehr so schnell gegeben ist. Zuletzt Cyberpunkt hat ja gezeigt, dass äh... naja, sehr viel falsch laufen kann, wenn man nicht die nötige Zeit hat um Fehler auszumertzen (und das Spiel war, was, 7 - 8 Jahre in Entwicklung? Mehr? Sollte massig sein, aber das Game ist gigantisch).
Andererseits brauchen sich auch Zeit um genossen zu werden. Zeit, die ich zumindest für mich derzeit nicht mehr wirklich finde. Zudem, dass mir der ganze kapitalistische Hintergedanke meinen Hype killt, hab ich einfach zu viele anderen Dinge um die Ohren, die meine Zeit in Anspruch nehmen. Währenddessen wächst mein "Pile of Shame", wo so viele coole Titel drauf sind, die ich eigentlich echt mal wieder gerne mehr zocken würde. The Witcher 3 ist fantastisch, aber ich find nicht die Zeit mich vor die Playse zu hängen. Yakuza 0 ist zur Hälfte durch, aber ich komm nicht dazu es fertig zu spielen. Letztens erst einen Abend Deep Rock Galactic mit einem Kumpel gespielt, und es macht so viel Spaß das mit anderen Leuten zu zocken, sodass ich das gern öfter tun würde. Aber ich komm häufig einfach nicht dazu, weil mich andere Interessen einnehmen.
Und dazu kommt für mich auch irgendwie der unangenehme (und wahrscheinlich auch irgendwo bescheuerte Gedanke), dass ich mich beim Zocken so fühle, als ob ich meine Zeit verschwende. Weil ich könnte ja eigentlich auch was Produktiveres machen. Ich hasse den Gedanken, weil ich eigentlich nicht das Gefühl haben will, dass ich 24/7 produktiv sein muss und ab und an einfach abschalten will. Aber der Gedanke ist trotzdem da und der hemmt mich darin, die Spiele zu genießen, an denen ich eigentlich Freude habe.
Mittlerweile seh ich davon ab mir neue Spiele zu holen. Ich nehme mir sowieso nur noch eher dürftig die Zeit was zu zocken, also sind neue Games irgendwo rausgeschmissenes Geld, gerade wenn ich dafür keine richtige Begeisterung mehr empfinde - weder beim Hype, noch beim Spielen selbst. Irgendwo bin ich mit meiner Mentalität wahrscheinlich selber das Problem. Auf der anderen Seite find ich es aber dennoch nur schwer abzustreiten, dass Spiele mittlerweile viel zu darauf ausgelegt sind Geld zu verdienen und der Gedanke raubt mir persönlich am meisten den Spaß an der Sache. (Und dabei ich noch nicht mal von Mobile Games angefangen, because holy shit, that's a whole different can of worms.)