Amokläufe aufgrund "Killerspiele"

  • Zitat

    Original von HoZweMuSicher, die fördern Aggressivität, und sind vielleicht ein kleiner Schubser über die Klippe des Massenmordes, aber als Grund dafür festnageln?


    Ich erinnere mich an eine Doku auf Arte, oder 3Sat vor einiger Zeit, in der men eben nach den größeren dieser Ausrastertaten das untersuchte. Die kamen eigentlich immer zu dem Schluss, dass es eben nicht so ist, sprich sie fördern keine Aggressivität in nennenswerter und vor allem lang anhaltender Weise. Sie können für einige Sekunden oder Minuten nach dem unmittelbaren Spielen u. U. bei einigen Probanden zu höherer Aggressivität führen, aber das ließ so rasch wieder nach, dass es keine Auswirkung auf irgendwelche nachfolgenden Aktivitäten hat.
    Da wurden auch andere Spiele getestet und letztlich kam es auch da vor, gerade bei so harmlosen Sachen, wie Sportspiele, dass auch hier kurzzeitige Aggressionssteigerung vorkam. Man schloss wohl draus, dass es eher daran liegt, man ist eben angespannt und wenn manchmal was im Spiel nicht optimal klappt, löst Frust aus. Ich dachte mir damals nur, für die Erkenntnis hätte es jetzt nicht unbedingt aufwändige Studien gebraucht. Ich hab schließlich auch mal meinen GB via Fensterwurf entsorgt und das wegen Super Mario. :argh:


    Abgesehen davon, wenn Egoshooter automatisch normale Leute in solche Monster verwandeln, müssten Polizisten von Spezialeinheiten, die Bundeswehr und ähnliche Einheiten auch vermerht "Amokläufer" produzieren. Deren Training erfolgt teils in ähnlicher Manier eines Egoshooters und es war m. E. sehr spaßig auf Schießbahnen oder in Simulatoren einfach herumzuballern, was die Rohre hergeben.


    Ein anderes Problem ist, dass die meisten dieser sog. Amokläufe keine sind. Amok heißt eigentlich, ungeplant und quasi im Affekt auszurasten. Die Taten sind aber allesamt meist akkribisch vorbereitet oder zumindest mehrfach durchdacht und geplant worden. Dazu brauchte es keine Spiele als Einleitung. Ich denke als Stimuli dienten wohl eher soziale Probleme und letztlich ist es doch irgendwo auffallend, dass die meisten dieser Täter Außenseiter in ihrem Umfeld waren. Das ist dann auch das, was Manson meinte, man sollte auch mal fragen, was ihre wirklichen Probleme waren und so hart wie es scheinen mag, auch mal im Umfeld ihrer Opfer suchen, ob die nicht auch vorher eine Art von Täter waren und es gewissermaßen provozierten.

  • Killerspiele. Mal ohne Anführungszeichen. Ein kompliziertes Thema.


    Ich bin selbst leidenschaftlicher Gamer und habe auch schon mit 12 Spiele gespielt, die damals erst ab 18 freigegeben waren. Geschadet hat mir das nicht, wenn man von zwei äußerst lebhaften Albträumen nach einer besondes grotesken Szene absieht.. aber genug davon.


    Trotz dieser vergleichsweise schlechten Erfahrungen bin ich grundsätzlich gegen eine Altersbeschränkung bei Spielen, jedenfalls eine verbindliche. Es sollten Empfehlungen sein. Ich kenne Menschen die mit 14 Lebensjahren reifer sind als mancher "Erwachsener" und denen diese Spiele nicht das Geringste ausmachen. Umgekehrt kenne ich auch Leute, welche die 50 bereits überschritten haben und denen ich solche Spiele trotzdem nicht zumuten würde. Alter ist EIN Faktor für geistige Reife, aber eben nicht der dominante. Aus diesem Grund: Empfehlung statt Beschränkung. Das ist jedenfalls meine Meinung zu diesem Punkt.


    Würde ich als Spieler auch gerne eine Lanze für mein Hobby brechen, so muss ich doch leider sagen: Es gibt einen evidenten Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalttätiger Spiele und Gewaltphantasien. Da braucht sich niemand zu echauffieren oder Gegenbeweise zu führen, der Zusammenhang ist in mehreren neutralen Studien erwiesen worden. Trotzdem machen diese Spieler einen nicht zum Mörder oder auch nur zum Schläger, was an einem sehr einfachen Sachverhalt liegt: Der Mensch besitzt Vernunft.
    Man mag diesen Satz aufgrund solcher Dinge wie Kriegen, Hungersnöten oder Bezahlfernsehen zunächst nicht glauben, seine Wahrheit ist aber dennoch nachweisbar. Vernunft ist es, die den Menschen daran hindert, jede Phantasie in die Tat umzusetzen. Sonst würde ich jedenfalls nicht angezogen vor einem Kasten sitzen und diesen Beitrag hier schreiben anstatt nackt durch die Weltgeschichte zu laufen und Hasen zu jagen.. und Frauen. Je nachdem wonach mir gerade ist.


    Vernunft ist es also, die den Menschen davon abhält, sein durch diverse Medien (nicht nur Spiele übrigens, Bücher hatten in fast allen Untersuchungen denselben Effekt) angeregte Phantasie auszuleben. Bei manchen Menschen ist diese Vernunft enorm groß, die werden dann eben Politiker oder Lobbyisten, weil sie wissen was gut für uns ist. "Normale" Menschen aber haben immer eine Art Zündschnur im Kopf und diese kann durch verschiedene Ereignisse in Brand geraten und schlimmstenfalls eine Kettenreaktion auslösen, in deren Folge die Vernunft hinter die Triebe zurückgestellt wird.


    Ich will mich jetzt nicht weiterer Metaphern oder Sarkasmus bedienen und auch darauf verweisen, dass diese Interpretation stark laienhaft ist. Ich bin kein studierter Psychologe und wer das ist wird sich über diesen Beitrag hier aufgrund seiner Einfachheit kaputtlachen. Was ich, stark verkürzt, sagen will ist folgendes:
    Solange ein Mensch "normal" ist, kann er zwischen sozial akzeptiertem Verhalten und dem was nur Phantasie ist unterscheiden. Durch starke Belastung, Geisteskrankheiten oder ähnliche Faktoren kann diese "Normalität" jedoch gestört werden und dann kommt es zu Kurzschlussreaktionen. Und manchmal auch lange geplanten Attentaten. Dass es dafür keine Videospiele braucht ist hinreichend bewiesen, so gab es Mörder, die ihre Reaktion aus Filmen und Büchern bezogen, unter Letzteren übrigens Mark David Chapman, der Mörder von "Beatles" Mitglied John Lennon. Er gab bei der Vernehmung wiederholt an, seine Inspiration aus Salingers "Der Fänger im Roggen" zu haben, welches für die damalige Zeit ein extrem vulgäres und geschmackloses Buch war. Und dass Bücher wie die Bibel mehr Mord angestiftet haben als alle Spiele zusammen muss ich wohl nicht extra erwähnen.


    Nebenher gesagt: Neben exzessivem Killerspielekonsum bedarf es auch einiger Übung für einen Amoklauf. Ein ungeübter Schwächling bricht sich am Rückstoß einer guten Waffe eher den Arm als dass er jemanden damit trifft.

  • Zitat

    Original von Asmael
    Nebenher gesagt: Neben exzessivem Killerspielekonsum bedarf es auch einiger Übung für einen Amoklauf. Ein ungeübter Schwächling bricht sich am Rückstoß einer guten Waffe eher den Arm als dass er jemanden damit trifft.


    Diejenigen, welche diese Taten begingen, waren i. d.R. im Umgang mit Waffen geschult. In den USA lernen die meisten sowas als Kleinkinder und es ist dort so normal, wie bei uns mit 14 Bier zu trinken oder mit Freunden in die Disco zu gehen. Auch jene Schützen in unseren Breiten hatten bereits im Vorfeld mit echten Waffen zu tun. Die Verfügbarkeit ist also auch ein Problem.
    Abgesehen davon, hast du schon einmal mit echten Waffen geschossen? In meiner Bundeswehrzeit durfte ich vom G3 bis zum MG3, sowie G36 alle gängigen Handfeuerwaffen ausprobieren. Moderne Pistolen und Sturmgewehre, inbesondere jene amerikansicher Bauart, bzw. auch unser G36 haben kaum Rückstoß. Hingegen die AKs, sowie die G3 schon. Aber selbst das, ist eigentlich kein Ding, wenn man es weis. Die Ausbilder erzählten zwar auch bei uns in der AGA Horrorgeschichten von Blauen Augen, Schulterbrüchen und son Kram, aber wenn man dann mal mit echter Mun geschossen hat, war das doch alles eher "Seemannsgarn" und halb so wild. Insbesondere MPs sind prima ausbalanciert, aber auch die normale Pistole hat man schnell im Griff. Das richtige Zielen ist eher das Problem und genau dabei helfen die Spiele heute ungemein. Denn manche von denen simulieren ja gerade das "Blicken" über die virtuelle Kimme und das virtuelle Korn ganz ausgezeichnet.


    Was Altersfreigaben angeht, so bin ich der Ansicht, die sind Sinnvoll und man sollte sie wesentlich stärker einhalten und kontrollieren. Eben genau aus den Gründen, welche in dem oben verlinkten Interview angesprochen werden. Jugendliche und Kinder sind empfänglich für derlei Botschaften und lassen sich leichter prägen als Erwachsene. Nicht umsonst sind Kindersoldaten die effizientesten Tötungsmaschinen in allen Kriegen. Eine frühe Indoktrinierung und Abstumpfung gegen Gewalt ist der Beste Weg Anteilslosigkeit zu erzeugen und da bei Spielen oft noch der Belohnungseffekt kommt und sie derart gestaltet sind, dass auch die richtigen Stimuli im Hirn angesprochen werden, ist das durchaus problematisch. Haben sich gerade in sehr jungen Jahren einmal die Verknüpfungen des Belohnungszentrums mit Gewaltexzessen verbunden, wird man das auch nur schwer wieder raus erziehen können. Wenn Eltern also ihre Sprösslinge damit allein lassen und sie quasi durch Medien erziehen lassen, führt das unweigerlich zu Problemen. Nicht jeder muss gleich Massenmörder werden. Aber man muss sich nicht wundern, wenn der Umgang im sozialen Miteinander in der Gesellschaft schärfer wird und leichter und häufiger Gewalt als Problemlösung genutzt wird.
    Wenn man nur Medienberichten glauben schenken darf, scheint es den Eindruck zu erwecken. Gewalt in der Öffentlichkeit unter jungen Menschen und ihre Anteilslosigkeit ist ja jetzt nicht soo selten. Müsste man mal schauen, ob die entsprechenden Kriminalstatistiken das Bild auch stützten (?).


    Ich wäre auch Vorsichtig mit der Behauptung, die Bibel und derlei Bücher, hätten zum Mord angestiftet. Du hast sie gelesen, oder? Da stehen im Gesamtzusammenhang eher gegenteilige Dinge drin (auch wenn viele Stellen, gerade das AT weniger kindgerecht sind). Die Bücher sind jedoch recht harmlos. Es waren Menschen, die sie instrumentalisiert haben. Falls du auf mittelalterliche Zeiten anpielst, bedenke auch, dass damals kaum jemand die Bibel las, die war in Latein nur den Geistlichen vorbehalten. Das Volk wusste doch gar nicht, was da wirklich drin steht. Also haben, wenn überhaupt, machbessesene Einzelne aus ihren persönlichen Beweggründen heraus im Namen von Religion zu Gewalt aufgerufen. Das ist ein großer Unterschied dazu, als wenn jemand der aktiv das Buch selbst liest, daraus den Schluss zieht, jetzt mal eben gegen Jerusalem ziehen zu müssen und unterwegs noch rasch Konstantinopel niederzubrennen.

  • Die von dir angesprochenen Fakten sind durchaus richtig, Lacron. Erlaube mir, mich zu erklären:


    1.) Mit der "Übung" bezog ich mich auf Amokläufer allgemein. Das Gesetz in Amerika (und die allgemeine Waffenmentalität) ist laxer als beispielsweise in Deutschland. Meine Argumentation bezog sich aber auf Amokläufer/Mörder allgemein, nicht nur auf die Staaten.


    2.) Ich bezog mich da auf Leute, die noch NIE ZUVOR eine Waffe in der Hand gehalten haben. Und es war auch nicht so gemeint dass sie sich den Arm zwangsläufig brechen, nur stelle ich es mir schwer vor, ohne jede vorige Übung eine Waffe so zu halten dass man damit auch das trifft worauf man zielt. Das mit dem Arm brechen war da vielleicht ein wenig exaggeriert, aber ich bleibe doch bei meiner Meinung, dass ohne vorige Übung das Zielen und Treffen mit einer Waffe schwerer ist als in einem Spiel.

  • Meiner Erfahrung nach nicht. Im Spielen lernst du das Zielen, mehr braucht es nicht. In Medien wird auch gezeigt, wie man die Waffen halten muss und jeder, der sich entschließt eine Schusswaffe zu nutzen, hat in seinem Leben sicher mal echt wirkende Spielzeugwaffen gehalten, wenn nicht sogar vorher schon Zugang so richtigen Waffen gehabt (ist doch komisch, dass praktisch alle sog. Amokläufer, die Schusswaffen nutzen, auch Zugang zu ihnen hatten).
    Es ist stink einfach und im Grunde nun mal wirklich so, dass man nur wissen muss, wo die Kugel raus kommt. Was soll da sonst noch sein? Rückstoß? Die machen das ja nicht unvorbereitet. Die gehen vorher auch üben und wenn man mal ein paar Schuss abgegeben hat, weis man, was einen erwartet. Der Rest, Zielen, das lernt man im Spiel sehr gut. Was glaubst du denn, was man beim Bund jetzt anders macht? Die ersten Schüsse gaben wir im Simulator ab, ist wie ein Videospiel. Du hälst eine Waffenattrappe, guckst auf die Leinwand und feuerst, wenn da ein Feind auftaucht. Später gehts auf die Schießbahn und jetzt knallt das Ding eben und statt einigen Pixeln, hast du eine in menschenumrissen gestaltete Klappfallscheibe, respektive Zielscheibe.

  • Hmm... ich denke, dass es eine wirklich verzwickte Frage ist.
    Ich mein es stimmt schon in meiner Umgebeung sind so viele die solche Spiele spielen und völlig normal sind, aber sie zeigen das das Töten ja "so leicht ist".

    Meiner Meinung nach ist das heutzutage in unserer Gesellschaft ein generelles Problem, mit Tod, Sex und Volter wird so offen umgegangen, dass es viel zu Present ist, es ist etwas Alltägliche, Gewöhnliches.
    Wir verlieren den Respekt vor alle dem und solche Spiele üben uns darin, geilen uns daran auf, stellen uns Personen vor, anstelle der gezeigten Gesichter.


    Es geht entweder in die eine Richtung, dass die Person sich so sehr in den Hass hineinsteigert oder er reagiert sich lediglich ab.
    Es gibt so viele Faktoren, die soetwas beeinflussen können, die Umgebung, seelische Verfassung, es ist nur schwer zu sagen, aber ich denke das sie keinesfalls positiv sind!

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