Wissenschaftsethik

  • Die zentrale Frage, um die sich dieser Thread drehen soll, ist:


    "Wissenschaftsethik - nötige Selbstkontrolle, oder Behinderung des Fortschritts"


    • Der Papst hat es bei seiner Rede angedeutet, der Mensch muss sich seiner Verantwortung gegenüber der Natur bewusst sein.
    • Vor kurzem hat die Länderkammer die Präimplantationsdiagnostik für zulässig erklärt.


    Um mal nur zwei Gedankenanstöße zu geben.


    Es gibt so viele Gebiete der Wissenschaft, in denen der Mensch mit seinem Wissen so weit gekommen ist, dass er sich nun vor einer Wand moralischer und ethischer Bedenken befindet, die es fraglich macht, ob er weiter machen soll, oder ob er es ab hier bleiben lassen sollte.



    Die PID ist nur ein "kleines" Beispiel

    Zitat

    Als Präimplantationsdiagnostik (PID) werden zellbiologische und molekulargenetische Untersuchungen bezeichnet, die dem Entscheid darüber dienen, ob ein durch in-vitro-Fertilisation erzeugter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden soll oder nicht. Die PID wird hauptsächlich zur Erkennung bestimmter Erbkrankheiten und schädlicher Besonderheiten der Chromosomen angewendet.

    quelle: Wikipedia
    Hauptargumente gegen die PID, sind allesamt nur ethisch/moralischer Natur, mit anderen Worten es spricht kein trockener Fakt dagegen.



    Nächstes Beispiel: Gen-Food
    Ich muss ja jedes Mal lachen wenn ich jmd sagen höre "Das Gemüse esse ich nicht, da sind Gene drin"
    Nein, bleiben wir ernst: Transgene Pflanzen fangen an den Weltmarkt zu dominieren. Sie bringen mehr Ertrag, sind weitestgehend resistent gegen Schädlinge und und und...
    Es gibt viel, was Genpflanzen können, doch dann meldet sich der Öko und brüllt "Das Zeug ist unnatürlich und ungesund".
    Fakt ist, kein Mensch weiß, ob es wirklich ungesund ist, dafür gibt es Gen-Food einfach nicht lang genug.
    Der durchschnittliche westliche Mensch kann es sich leisten, sich teures Bio-Food zu kaufen, in Dritte Welt Ländern muss der Mensch essen, was man ihm gibt und Gen-Food ist nun mal billiger, auch im Anbau und "lohnt" sich daher für afrikanische arme Bauern eher.



    Krasseres Beispiel: Stammzellenforschung
    Hierzu ein kleiner Clip: Family Guy über Stammzellen
    Kurze Beschreibung: Peter hatte einen Schlaganfall und beschließt, weil er kein Spaß mehr am Leben hat, es mit Stammzellenforschung zu versuchen. Als er geheilt aus der Klinik raus kommt, folgender Dialog zwischen ihm und dem Wachmann:
    Peter: "Wie lange war ich da drin?"
    Wachmann: "Etwa fünf Minuten."
    Peter (total entsetzt): "Warum wird das nicht subventioniert?"
    Bitte jetzt nicht glauben, ich würde darauf meine Meinung und mein Wissen aufbauen :D
    Stammzellenforschung hätte das Potential, die Medizin auf ein komplett neues Level zu heben. Was der Mensch alles mit fötalen indefferenzierten Zellen anstellen könnte ist noch gar nicht ausgetestet. Das Problem mit Stammzellen ist die Herstellung: Sie kommen von Föten/Embryonen.
    Jetzt ist die große Frage: Ab wo sieht man den Beginn des Lebens, also ab wo ist es fast als Mord zu bezeichnen, einen Fötus für seine Stammzellen "auszuschlachten"? Ist es die Fusion von Samenzelle und Eizelle? Ist es die Einnistung in die Gebärmutter? Ist es die Entwicklung des zentralen Nervensystems und des Herzens? Oder ist es erst die Geburt? Ab wo kann man von potentiellem Leben reden? Von hier aus kann man auch gerne einen Querschlag zum Thema Abtreibungmachen.


    Mit der Stammzellenforschung verwandt: Klonen
    Wobei man hier zwischen therapeutischem Klonen, also dem "nachbauen" einzelner Organe, und dem kompletten Klonen eines ganzen Organismuses unterscheiden muss. Das therapeutische Klonen könnte dazu dienen, Menschen, die ein neues Organ brauchen, ein Organ zu geben, das nicht nur zu ihnen passt, sondern praktisch von ihnen kommt. Die Abstoßung wäre gleich Null, aber auch hier gibt es wieder moralische und ethische Stimmen, die beim Klonen eine Grenze sehen, die der Mensch nicht überschreiten darf, vom kompletten Klonen gar nicht erst anzufangen.
    Aber warum wäre es so falsch, einen Menschen zu klonen?


    Als sozusagen Zusammenfassung: Eugenik
    Die natürliche Selektion von kranken und schadhaften Individuen ist beim Menschen durch seine Fortschritte in Lebensqualität und Medizin ausgesetzt, es kommt also zu einer permanenten Dysgenik, zu einer Verschlechterung des gesamten Genpools. Kranke, oder auch behinderte Menschen, wären in der "freien Wildbahn" hilflos und würden nicht lange überleben. Doch der Mensch ist stets bemüht das Leben zu verlängern und ich bin mir sicher, bald wird der Mensch durchschnittlich über 100 (Joopy Heesters ftw XD ) Fast alles was ich bisher aufgezählt habe, würde Anwendung im Bereich der Eugenik finden, besonders die PID. Warum sollte man ein Kind, dass schwer behindert oder erbkrank auf die Welt kommen würde und das unter "normalen" Umständen wahrscheinlich keine vier Jahre alt werden würde, überhaupt auf die Welt bringen und es teuer und umständlich am Leben erhalten? Am Ende gibt dieser Kranke Mensch, seine kranken Erbanlagen sogar selber weiter und verstärkt die Dysgenik noch weiter und da kann mir keiner mehr erzählen, dass das noch natürlich ist.



    Eigentlich waren all diese Beispiele fast unnötig für die Diskussion, denn ich will hier nicht über die Zulässigkeit der einzelnen Beispiele diskustieren, sondern über die ethische Frage hinter all diesen Beispielen: Wie weit darf der Mensch gehen? Darf man Fortschritt über Moral und Ethik stellen? Sollte der Mensch, einfach weil er könnte? Ist das Ergebnis, zb die Rettung von Tausenden über den Weg, zb die "Tötung" von Embryonen, zu stellen?


    Und noch eine kleine Bitte vorweg: Bitte informiert euch vor einer Antwort ein bisschen über das, was ihr antworten wollt. Es ist ermüdend immer wieder jmd die Fakten erklären zu müssen, weil dieser jmd denkt sein Halbwissen wäre ausreichend. :)

  • Im großen und ganzen spielen dabei zwei Faktoren eine Rolle: Der Mensch und die Möglichkeiten.


    Der erste Faktor ist folgender. Wieweit darf der Mensch in seine eigene Struktur eingreifen? Darf man sich besser machen? Darf man seine Kinder töten? Oft ist hierbei auch unsere religiöse Einstellung mit dabei. Egal ob man sich nun als nichtgläubig darstellt, so ist doch unser Moralsystem christlich geprägt. Sprich in Sachen der Schöpfung ist Gott zuständig. Selbstverständlich kann man im Gegenzug auch sagen, dass Gott einen doch die Möglichkeit dazu gegeben hat. Ansonsten hätte man das ja nicht erfinden brauchen oder gar können. Doch auch diese Einstellung ist leider nicht oft vertreten.


    Wo also die Grenzen ziehen? Geht es um Heilung oder Schöpfung? Warum klont man? Der ursprüngliche Gedanke ist es ja, eine Leber nachzuahmen um nict auf Spenden von Toten angewiesen zu sein. Doch wenn man eine Leber nachahmen kann, ist der Weg nicht weit auch ein weiteres Leben zu kopieren.


    Dass führt mich auch zu meinem zweiten Punkt: Die Möglichkeiten. Ich habe es gerade angeschnitten. Man hätte die Möglichkeit, daraus einen ganz neuen Menschen zu kreieren. Oder was ist aus der Atomenergie geworden? Eine Bombe, ein Werk der Zerstörung. Das Problem ist, die positiven Errungenschaften mit den negativen in Einklang zu bringen. Jedoch frage ich mich selber: Sollte man in den Menschen soviel schlechtes sehen?


    @PID: In meinen Augen ist das eigentlich nichts schlechtes. Vielleicht kann man dadurch Krankheiten schon vorher begegnen. Leider führt es auch zu missbrauch, dass Leute sich deswegen entscheiden ihr Kind abzutreiben. Aber das hat ja nichts mit der Moral der Wissenschaft zu tun, sondern mit der Moral der Nutzer.


    @ Eugenik würde ich später noch etwas schreiben wollen... denn auch das ist ein wichtiges Thema mit vielen Kontroversen...

  • Albert Einstein hat fast Augenblicklich Abstand vom Thema atomenergie genommen, als absehbar wurde, dass der Mensch seine Relativitäts-Theorie für die Schaffung neuer Waffen missbrauchen würde.


    Zu der Frage: Ob man im Menschen so viel schlechtes sehen sollte: Hominus hominum lupo est. ~ Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf.
    Die Geschichte zeigt leider, dass man im Menschen eigentlich immer das Schlechteste sehen muss und damit meine ich jetzt nicht nur jüngere Vergangenheit wie WKII oder noch jüngere Ereignisse, sondern auch viel ältere.
    Der Mensch ist immer auf den eigen Vorteil bedacht, das ist sein Instinkt zum Überleben. Sieht ein Volk seine Existenz bedroht, schreckt es nicht davor zurück für das eigene Überleben ein anderes Volk zu unterdrücken oder sogar fast auszulöschen, siehe Indianer vs. Kolonisten oder Israel vs. Palästina.


    @PID: Kann man denn die PID anders verwenden, als zur entscheidung, ob man einen Fötus eingepflanzt haben möchte oder nicht? Was du meinst, mit "es bringt manche Eltern zur Abtreibung" ist die Fruchtwasseruntersuchung, die bereits heranreifende Ungeborene untersucht und nicht Föten, die noch nicht einmal im Mutterleib sind.

  • Ich weis nicht so recht... in mir käme auf jeden Fall ein mulmiges Gefühl auf, wenn ein anderer Mensch sterben müsste um mir das Weiterleben zu ermöglichen. Auch, wenn es sich 'nur' um einen Embryo, einen potentiellen Menschen handelt. Es stimmt, dieser Embryo würde natürlich nicht das geringste bemerken. Wahrscheinlich hat seine Wahrnehmung in diesem Stadium noch nicht einmal eingesetzt und trotzdem... ich könnte es nicht einfach so leichtfertig ertragen.
    Noch schlimmer wird es bei einem Klon. Jemand, der genauso aussieht wie ich, zwar nicht zwangsläufig genauso tickt wie ich, jedoch mein Blut in den Adern hat und genetisch gesehen zur Familie gehört. Das ist Wahnsinn, so jemanden aus reinem Egoismus heraus zu töten. Hat jemand von euch schon mal den Film "Die Insel" gesehen? Er greift genau diese Problematik auf, einen Klon auszubeuten.
    Ich würde mir lieber ein dampfbetriebenes Herz einpflanzen lassen, als einen Klon auf dem Gewissen zu haben. Jedoch kommt das auf die Umstände an. Würde der Klon sowieso sterben und hätte ich Kinder, die an mir hängen, dann würde ich dem Tod des Klons wohl doch schweren Herzens zustimmen.


    Gegen das Klonen an sich habe ich allerdings nichts. Klone sind normale Menschen, nur dass ihr Erbmaterial nicht einzigartig ist. Dann sieht dieses Geschöpf eben genauso aus wie ein anderes, was solls. Der Charakter wird sich unterscheiden und den Klon auf den Stand eines Individuums erheben.


    Grundsätzlich kann ich nur sagen, Fortschritt bedeutet Weiterentwicklung... und das in allen Bereichen, also auch in unserem Verständnis der Ethik. Was uns noch unsauber und schlecht Vorkommt, ist für die nächste Generation schon wieder normal. Dabei kann man auch nicht sagen, ob dies ein Schritt in die richtige Richtung war oder nicht. Das stellt sich stets, wenn überhaupt, erst im Nachhinein heraus. Ich warte nur auf eine Studie, die beweist, dass die kognitiven Gehirnfunktionen eines Embryos bis zum 3. Monat überhaupt nicht vorhanden sind und es sich dabei noch nicht um einen Menschen handelt. Danach kann das Schlachten von Embryos anfangen und die nächste Generation wächst damit auf.
    Sprich: wäre ich 100 Jahre später auf die Welt gekommen, dann wäre sowas für mich sicherlich nicht so tragisch wie jetzt.

  • Es gibt ja schon heute in den USA die Problematik des Rettungsbabys. Da werden mithilfe der PID Föten ausgewählt, die die entsprechenden eigenschaften besitzen, um ein bereits vorhandens krankes Kind zu retten. Da bin sogar ich dagegen und ich hab eig ncihts gegen Abtreibung oder PID oder sonstiges. Es ist schon ein Unterschied, einen unförmigen Zellklumpen (heißt auch schon Embryo) in seine Einzelzellen zu zerlegen um so an die Stammzellen zu kommen, oder einen lebendigen gesunden Menschen zu züchten nur um ihn auszuschlachten. Das ist wirklich abartig.


    @Klon: Eineiige Zwillinge sind natürlich Klone, so unnatürlich sind Reproduzierte Klone also gar nicht.


    @Ethikweiterentwicklung: Zu Zeiten Da Vincis war es bei Strafe verboten Leichen zu obduzieren, von wegen Unantastbarkeit des Körpers auch nach dem Tod. Hätten mutige und wissenshungrige Forscher sich dem nicht wiedersetzt.... wir wissen nicht, wo wir dann heute wären.
    Dementsprechend stimme ich dir voll zu: die Ethik und Moralvorstellung wird sich wandeln und irgendwann dahin gehen, dass ein menschliches Leben erst dann etwas zählt, wenn der Embryo mehr ist, als ein Zellklumpen. Man muss ja nur mal überlegen, wie Sex im letzten Jahrhundert enttabuisiert wurde.

  • In der Theorie wäre es möglich ja auch nur eine Organ zu züchten... Kann man da von klonen sprechen? Einen Menschen nur deswegen zu züchten um ihn auszuschlachten wird hoffentlich niemals modern, aber gegen Organe klonen hätte ich eigentlich nichts. Man schlachtet ja auch nicht einen Zwilling aus, nur weil er die selben Eigenschaften hat.


    Dennoch besteht ein Unterschied zum natürlichen eineiigen Zwilling und einem Klon. Ein Klon wird aus schon vorhandenem, meist schon abgenutzen Zellmaterial gewonnen, und denn künstlich hergestellt. Hier wären wir wieder bei dem religösen. Dürfen wir Gott spielen? Oder in die Natur eigreifen mit unserer Technik?


    Nusma: Auch das Erbmaterial eines Klones wird einzigartig, weil es ständig zu rigendwelchen Mutationen kommt, die niemand beeinflussen kann. Dementsprechend gäbe es geringe Änderungen. Jedoch reichen meine Kenntnisse nicht soweit, dass ich sagen könnte, ob es nun so enorm viel sein würde...


    Wenn es denn gelinge würde einen Menschen zu klonen, hätte er die selben rechte? Und wenn man es schaffen kann, kann man die Menschen verbessern? Ich denke auch die Angst davor hält viele zurück sowas überhaupt zu machen.


    Davon abgesehen, geistert noch immer die Frage in dem Raum: Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Da diese Frage auch mit anderen Themen zusammenhängt, will ich nochmal auf ein gebiet zurückkommen, was weniger problematisch sein sollte. genverändertes Essen.


    Hierbei stellt sich die Frage, ob es langzeitwirkungen geben wird, welche wir noch gar nicht ermessen können. Verändert es den Menschen? Verursacht es Erbkrankheiten, jetzt oder in vielen vielen Jahren? Wie wirkt sich das Zeug auf die Umwelt aus? verdrängt es andere Organismen? Verändert es Bakterien?


    Auch wenn wir schon damit vollgepropt werden, sind solche Dinge noch immer unbeantwortet und werden es, wenn es nach den Verantwortlichen geht auch bleiben.

  • Einzelne Organe Züchten würde auf der Praxis des therapeutischen Klonens basieren (siehe "Klonen"-Link; Abschnitt "Therapeutisches Klonen") ist somit durchaus als Klonen zu bezeichnen, weil das gezüchtete Organ aus geklonten Stammzellen entstehen würde.


    Mit ein Klon wäre nicht sooo unnatürlich meinte ich, auch in der Natur gibt es Lebewesen mit theoretisch gleichem erbamterial, es ist also eher, dass der Mensch wie üblich versucht der Natur nachzueifern. Aber greifen wir dadurch in sie ein?
    Theoretisch greifen wir schon durch jede Operation in die Natur ein. Ein OP-Faden zum Wunden nähen ist ein Eingriff in die Natur und ein künstliches Hüftgelenk ist eine künstliche Verbesserung des natürlichen Menschen. die Frage ist also nicht, ob wir "Gott" spielen dürfen, sondern nur wo wir damit aufhören, denn angefangen haben wir damit schon lange.
    Um weiter bei den Zwillingen und Klonen zu bleiben: Zwillinge haben auch nicht 100% identisches Erbmaterial, sondern eher 99,999999%. Äußert sich durch verschiedene Sachen, wie unterschiedlich Starkes Immunsystem, unterschiedlicher Charakter oder auch nur Muttermale an unterschiedlichen stellen (sind die genetisch bedingt???)


    @Gen-food: Ganz genau: wir wissen einfach nichts davon. Wir wissen nciht ob es schädlich ist, oder am ende sogar noch besser, als nur durch das Offensichtliche. Könnte schließlich auch sein, dass Transgene Pflanzen durch einen Nebeneffekt den Mensch Immun gegen bestimmte Krankheiten machen, oder sogar einen lebensverlängernden Effekt haben. Man muss doch nicht gleich immer vom Negativen ausgehen.
    Und ja, Bakterien verändert es höchstwahrscheinlich, ich sag nur: Antibiotikaresistenz. Vor der Erfindung des Antibiotikas gab es keine bakterien, die dagegen Immun waren, doch inzwischen gibt es sie. Das nennt man Evulotion und natürliche Selektion ~ Survival of the fittest

  • Seit Abtreibung legalisiert wurde, hat sich die Achtung vor dem Sein und dem Leben meiner Meinung nach sprichwörtlich in Rauch aufgelöst :(


    Ich kann mich mit solchen Themen nicht lange beschäftigen, sonst werd ich wieder nachdenklich und außerdem ist es mir viel zuwider! Natürlich könnte man für sie Stammzellenforschung die Zellen von abgetriebenen Embryonen/Föten nehmen, aber das ist für mich das gleiche wie das Schänden einer Leiche. Und irgendwo hat das ganze auch moralische und ethnische Grenzen.

  • Abtreibung wurde nie legalisiert. es ist immer noch gesetzlich verboten und wird auch mit Freiheitsstrafe geandet, aber unter Bestimmten umständen ist es Straffrei, da der Tatbestand des Abbruchs nicht besteht. (§218 ff. StGB)
    Ich finde nicht, dass dadurch der Wert eines Lebens verfallen ist, sondern eher, dass die Leute dadurch anfangen, ihr eigenes Über das des Kindes zu setzen. Zuegebn, evolutionstechnisch gesehen eine absolute Abart, andrerseits treiben die meisten Eltern ab, weil sie sich der Aufgabe des Eltern sein nicht gewachsen sehen, sei es psychisch oder finanziel, also steigern sie somit sozusagen die Überlebenschance für potentielle spätere Kinder, falls sie später bereit für das Eltern sein sind.


    @Leichenschändung: Ist denn Organentnahme aus einem Verstorbenen zugunsten noch Lebender nicht eigentlich auch Leichenschändung? Ist nicht schon der bloße Akt des Leiche aufschneidens Leichenschändung?
    Und ums mal krass auszudrücken: Was passiert mit den Embryonen, die nciht zur Fortpflanzung eingesetzt werden? Sie landen auf dem Müll, sind ja schließlich nur Zellklumpen.


    An dieser Stelle erkennt man am besten die Doppelmoral des Menschen. Geht es um einen Menschen ist alles unethisch und unmoralisch, aber geht es um Tiere, stört es maximal die Tierschützer, wobei ich nicht glaube, dass sich Tierschützer groß um die Embryonen von Labortieren kümmern. Warum darf der Mensch an anderen Spezies Experimentieren und Forschen, aber an sich selber nicht? Warum ist es in Ordnung und nicht bedenklich ein sportlich erfolgreiches Pferd zu klonen und das selbe zb mit einem genialen wissenschaftler komplett verwerflich?

  • Zitat

    Original von UltimaWeapon
    Seit Abtreibung legalisiert wurde, hat sich die Achtung vor dem Sein und dem Leben meiner Meinung nach sprichwörtlich in Rauch aufgelöst :(


    Ich sehe das genau umgekehrt: Die Menschen machen sich seit Modernisierung der Medizin und Einführung aktiver genetischer Verfahren viel mehr Gedanken um Sein und Nichtsein. Es wird diskutiert, was geht, was nicht geht, wo Leben beginnt und wo es endet beziehungsweise, ab wann man Entscheidungen treffen darf, die ganz allgemein formuliert nicht dem Konsens vor noch 50 Jahren entsprechen.
    Was ist daran schlecht, dass nachgedacht wird? Dass unter Ottonormalbürgern aktiver Philosophie betrieben wird als je zuvor? Das kann ich nicht für schlecht befinden. Man sollte sich zudem nicht dem Irrglauben hingeben, Wissenschaftler würden während ihrer Forschungen nicht auch selbst darüber grübeln, inwieweit ihre Erkenntnisse uns zum Guten gereichen – oder doch eher schaden. Was daraus gemacht wird, können Wissenschaftler nicht ändern. Siehe Albert Einstein und Atombomben.


    Um ganz allgemein auf die Eingangsfrage einzugehen:
    Ich denke, es gibt keine eindeutige Antwort (Lieblingsantwort aller Philosophen :D).
    Man muss sich ja die Frage stellen, wo Fortschritt aufhört und Wahnsinn anfängt, denke ich. Doch wie macht man das fest? Wieso ist Klonen verwerflich? Gefährlich wäre es nur, wenn ein Klon nicht als eigenständiges Individuum angesehen würde, wie es beispielsweise im Horrorszenario des Films Die Insel (2005) der Fall ist. Wer den Film kennt, weiß, wie krass menschliche Klone dort nur noch als Lager der Organe genutzt werden, um ihren "Vorbildern" später zur Ausschlachtung bereit zu stehen. So ein Szenario wäre tatsächlich Wahnsinn. Wenn man an die Psyche derjenigen denkt, die feststellen, dass sie vielleicht nur der Klon eines anderen sind.
    Doch ich denke, dass wir davon vielleicht gar nicht so weit entfernt sind, wie wir glauben. Eltern, die ihre Kinder verlieren? Wer würde nicht wollen, dass genau dieses Kind wieder ein Teil der Familie ist? Wer würde dann nicht mit dem Gedanken spielen, es klonen zu lassen, ohne ihm je davon zu erzählen? Stellt sich einem wieder die Frage, ob es dann noch derselbe Mensch ist oder ob man ihn doch anders betrachten sollte, was passiert, wenn dieser Mensch herausfände, dass er "nur" ein Klon ist… Wir Menschen haben eine empfindliche Psyche, Kleinigkeiten reichen aus, sie völlig aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen. Insofern sind Bedenken in dieser Richtung völlig berechtigt.


    Doch was geht den Fortschritt an sich an?
    Wissenschaftsethik ist in meinen Augen schon notwendig, doch auch da sollte man abwägen und nicht sofort alles verteufeln, was "alten Werten" entgegengerichtet ist. Mereko hat das schon sehr anschaulich erklärt und uns gezeigt, dass auch Leichen einst nicht zu Forschungszwecken ausgenommen werden durften. Heute sind Autopsien bei Verstorbenen nichts Ungewöhnliches mehr.


    Zitat

    Original von Mereko
    Geht es um einen Menschen ist alles unethisch und unmoralisch, aber geht es um Tiere, stört es maximal die Tierschützer, wobei ich nicht glaube, dass sich Tierschützer groß um die Embryonen von Labortieren kümmern. Warum darf der Mensch an anderen Spezies Experimentieren und Forschen, aber an sich selber nicht? Warum ist es in Ordnung und nicht bedenklich ein sportlich erfolgreiches Pferd zu klonen und das selbe zb mit einem genialen wissenschaftler komplett verwerflich?


    Steinigt ihn! Holt eure Mistgabeln raus, der Mann redet ihm Wahn!

    :zwinkern:


    Gute Fragen eigentlich, die du da in den Raum wirfst. Ich frage mich auch immer, woher diese geradezu "Heiligsprechung" des menschlichen Körpers kommt. Wenn ich tot bin, bin ich tot. Mein Körper nur noch eine Masse aus Fleisch und Knochen. Ein Zellhaufen ist alleine nicht lebensfähig – wieso ihn zu einem Leben erklären? Weil Bakterien auch nur Zellen sind und trotzdem "leben"? Ich brauche eine neue Niere, aber keiner in meinem Umkreis kommt als Spender infrage. Wieso nicht mein eigenes Organ klonen lassen und sicher sein, dass es vom Körper angenommen wird?
    Es gibt in meinen Augen so viele Dinge in der modernen Medizin, die von einer Wissenschaftsethik tatsächlich nur Hinderung, aber keine sinnvollen Anstöße erfahren, dass ich mich schon manchmal frage, wie notwendig es ist, über alles nachzudenken. Dann wiederum treten solche Fälle auf wie eben Kinder, die nur deshalb gezeugt werden, um ein älteres Geschwisterkind zu retten. Und dann wird es wohl doch wieder notwendig.
    Eben weil wir Menschen ein Bewusstsein haben, das mit Weiterdenken und einer bewussten Wahrnehmung von Vergangenheit und Zukunft sowie detailliert beschreibbaren Gefühlen ausgestattet ist. Da ist es klar, dass viele Dinge erst einmal tabuisiert werden. Man versucht immer abzuschätzen, wie es sich auf die Beteiligten auswirkt. Stellt euch mal vor, ihr wärt ein Klon. Ich wüsste nicht, ob ich mich dann als eigenständiges Wesen fühlen würde. :XD:


    Aber ich glaube, das hat auch wieder nur mit der derzeitigen Gesellschaft zu tun. Wir sind eben so groß geworden, mit den Moralvorstellungen, die sich hauptsächlich so durch den Thread ziehen. Das ist ja auch nicht schlecht oder ein Weiterdenken besser, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Mensch sich seine Klone schafft und diese sowohl anerkannt als auch ohne Minderwertigkeitskomplexe durch die Welt rennen.

    Andererseits… Der Mensch ist schlecht, ich sollte mich wohl nicht in bunten Zukunftsvisionen ergehen.

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