Machtmissbrauch durch Medien

  • In der Schule habe ich gelernt, dass Medien vier Funktionen haben bzw haben sollten:


    die Informationsfunktion,
    Kritik- und Kontrollfunktion,
    Artikulations- bzw Meinungsbildungsfunktion
    und zuletzt die Unterhaltungsfunktion.


    Ebenso habe ich gelernt, dass die Reihenfolge dieser Funktionen maßgeblich ist und richtungsweisend sein sollte. Was aber, wenn die Medien diese ihnen gegebene Macht missbrauchen?


    Beim Browsen durch youtube kam dann wieder mal ein Trailer als Werbung (diesmal NICHT "Django unchained", ich hatte mich schon gefreut :xugly: ), den ich euch nicht vorenthalten möchte:
    Zero Dark Thirty
    Ich muss sagen, nachdem ich diesen Trailer gesehen habe, hat mich vor allem ein Gefühl erfüllt: tiefste Abscheu und absoluter Ekel. Ich bin fassungslos, was Hollywood da produziert hat, und absolut verzweifelt bei der Vorstellung, dass so ein Film in Amerika als patriotischer Siegeszug gesehen werden könnte. Er glorifiziert alles, was gegen Osama Bin Laden unternommen wurde, er glorifiziert Gewalt, Folter, Mord und den Einfall in den nahen Osten. Er endet damit, wie Osama schließlich getötet wird. Wer das nicht mitbekommen hat, hier ein Bericht. Ein Ausschnitt: "Im obersten Stockwerk stoßen die Navy Seals schließlich auf Bin Laden selbst, im Zimmer sollen eine Kalaschnikow und eine Pistole gelegen haben. Bin Laden greift angeblich nach einer Waffe, während seine Ehefrau auf die Soldaten zustürmt. Die Einheit schießt dem Al-Qaida-Chef in den Kopf, einigen Berichten zufolge auch in die Brust."
    Zweifellos, es ist gut, dass dieser Mann außer Gefecht ist. Aber die Art, wie das geschah, ist in meinen Augen schon schlimm genug. Viel schlimmer nun also dieser Film, der genau dieses Geschehen als pompöses, erfolgreiches Ende nutzt und das Publikum klatschend und jauchzend zurücklässt. Hier ein Zitat eines Autors vom Rolling Stone:
    "And when they dragged the big prize with its blood-soaked beard back into the copter and flew off, well – the triumph the characters felt at that moment exploded into the theater, there were gasps and patriotic applause, and even I got caught up in it." [Und als sie den großen Preis mit seinem blutgetränkten Bart zurück in den Heli zogen und davonflogen, ja - der Triumph, den die Charaktere in diesem Moment spürten, explodierte in den Kinosaal hinein, man hörte Keucher und patriotischen Applaus, und selbst ich verfing mich darin.]


    Dieser Trailer hat mich gerade ein bisschen das Fürchten gelehrt. Hollywoodkino ist für gewöhnlich in erster Linie zur Unterhaltung gedacht, und das ist auch gut so. Nachrichten erfüllen im Grunde die Informationsfunktion, und dann gibt es noch Journalisten, Klatschblätter und Kolumnen, die die übrigen beiden Funktionen erfüllen. Nur frage ich mich, sind genau solche Filme wie Zero Dark Thirty nicht eigentlich Alarmstufe Rot? Verstehe ich da etwas nicht, sehe ich nicht die versteckte Kritik an Amerika oder ist dieser Film tatsächlich darauf ausgelegt, den Amerikanern falschen Patriotismus einzuflößen?


    Mich würde brennend interessieren, was eure Meinungen zu diesem Film sind... und generell auch wie ihr zum Thema Zensur, sowohl in Filmen als auch Literatur steht (man denke mal an Werke wie "Mein Kampf" - absolut schädliches Gedankengut, in Deutschland verboten, und Filme wie dieser werden in Amerika gefeiert?), und ob es nicht besser wäre, wenn jede "Sparte" der Medien schön in ihrem Funktionsbereich bleiben würde - oder ob es gut ist, wenn das Kino anfängt, eine Meinungsbildungsfunktion zu erfüllen.

  • Zitat

    Hier ein Zitat eines Autors vom Rolling Stone:
    "And when they dragged the big prize with its blood-soaked beard back into the copter and flew off, well – the triumph the characters felt at that moment exploded into the theater, there were gasps and patriotic applause, and even I got caught up in it." [Und als sie den großen Preis mit seinem blutgetränkten Bart zurück in den Heli zogen und davonflogen, ja - der Triumph, den die Charaktere in diesem Moment spürten, explodierte in den Kinosaal hinein, man hörte Keucher und patriotischen Applaus, und selbst ich verfing mich darin.]


    Wie ich dir auch schon in Skype schrieb, Midna, erinnert mich diese Szene dezent an den Film Inglourious Basterds; denn auch in diesem explodierte die Stimmung im Kinosaal förmlich, als (in diesem Fall) Adolf Hitler von den Kugeln eines Maschinengewehrs (oder dergleichen) zerfetzt wurde.
    Und darum geht es ganz grundlegend gesprochen auch in beiden Filmen: Die Jagd nach und der Tod eines bestimmten Menschen (Adolf Hitler / Osama bin Laden), der in beiden Fällen auf eine - für den Film passende - Art und Weise glorifiziert wird; nur könnten beide Filme, trotz dieser Gemeinsamkeit, nicht unterschiedlicher sein: Denn wo Inglourious Basterds die Parodie eines geschichtlichen/fiktiven Ereignisses ist, ist Zero Dark Thirty scheinbar die heroische Wiedergabe eines geschichtlichen Ereignisses - scheinbar, weil ich den Film weder gesehen habe, noch mit dem Gedanken spiele, ihn mir anzuschauen.
    Problematisch an dieser heroischen Zelebrierung des Todes Bin Ladens ist gewiss die mögliche patriotische Wirkung, die eine solche auf das Publikum haben kann. Doch wenn man diese Wirkung kritisieren möchte, so muss man sämtliche Filme kritisieren, in denen die Geschichte auf solche Art und Weise dargestellt wird (beispielsweise manche amerikanische Filme, die Pearl Habor und den Vietnamkrieg thematisieren, bei deren Betrachtung mancher Amerikaner* vor Patriotismus nur so überschäumen könnte).


    Auch wenn ich an und für sich Zensur nur bedingt gut heißen kann - und deswegen auch nicht wirklich sagen kann, ob man solche Filme zensieren sollte oder nicht - , so finde ich dennoch, dass man solche Filme stark kritisieren muss. Zwar störe ich mich nicht daran, wenn geschichtliche Ereignisse durch das Medium Film thematisiert und dargestellt werden, doch umso mehr ecke ich mit diesen zusammen, wenn solche Themen gewisse Reaktionen provozieren/implizieren. Gerade Thematiken wie der Tod von Osama bin Laden sollten objektiv behandelt und nicht noch unnötigerweise patriotisch aufgeladen werden.


    Zumindest mir würden sich die Nackenhaare aufstellen, wenn ich mir einen solchen Film im Kino ansehen würde, und plötzlich meine Sitznachbarn patriotisch aufgeladene Sprüche und Meinungen von sich geben würden. >.<


    Und somit: Nein, ich finde es nicht gut, wenn das Kino eine meinungsbildende Funktion einnehmen würde, wie es beispielsweise unter Joseph Goebbels im Dritten Reich der Fall gewesen war. Damals hatte man das Kino genutzt, um gezielt Propaganda betreiben zu können - was ja auch gar nicht so verkehrt gewesen war, bei dem großen Ansturm an Kinogängern, den es damals (wie auch heute) gegeben hatte.

  • Den Film habe auch ich nicht gesehen, aber bisher kommt er mir tatsächlich eher wie billige Unterhaltung vor, die ein politisches Ereignis maßlos simplifiziert und einen Heroismus in die Thematik hineinbringt, um den Leuten das zu geben, was sie halt von Hollywood-Filmen gewohnt sind: Spannung ohne viel moralische Fragen, man weiß halt im Film wer die "Guten" und wer die "Bösen" sind. Kommt mir größtenteils vor wie einfacher Kommerz, Ausschlachtung eines Ereignisses um Geld zu machen halt. Aber sei es nun die Intention der Macher gewesen oder nicht, wie euer Zitat da belegt hatte das Teil wohl doch durchaus einen polarisierenden Effekt auf die Zuschauerschaft. Inwieweit das ihre tatsächliche Meinung beeinflusst, vermag ich jetzt nicht einzuschätzen, doch leider ist es bei den Menschen ohnehin so, dass sie keine wirklich differenzierte Meinung zu solchen politischen Themen haben und daher, wenn überhaupt, nur oberflächlich das hinterfragen, was man ihnen liefert. Die Problematik sehe ich also viel eher in den Leuten als im Film, da dieser nur die Stumpfheit der Menschen nutzt um ein wenig Geld einzuspielen. In einer vernünftigen Gesellschaft (ich weiß, guter Witz :ugly: ) würde einfach niemand so einen Film besuchen.
    Um mal ein wenig allgemeiner auf das Thema der Medien zu kommen: Ich hab mittlerweile die traurige Meinung herausgebildet, dass der, der wirklich informiert sein möchte sich ohnehin nicht auf Medien verlassen kann und sich aus der Summe aller Informationen an die er gelangen kann selbst eine Meinung bilden muss. Die Medien haben im Idealfall nur die Funktion, objektiv über die Geschehnisse zu berichten, doch meist sind sie hintergründig durch Auslassung von Informationen etc. schon polarisierend. Statt zu helfen, sich eine Meinung zu bilden implizieren sie oft indirekt eine Meinung. Beispiel hierfür sind all die Berichte über diese Pussy Riot. Die Berichterstattung war dermaßen selektiv, dass man die Damen hier im Westen als Heldinnen gefeiert hat und anscheinend beinahe vergessen hat, dass sie trotz allem in einen abgesperrten Bereich eingedrungen sind und als Mitglieder einer militanten Gruppe schon ganz andere Straftaten begangen haben. Alles was in den Köpfen hier zurückzubleiben schien war da nämlich "Pussy Riot werden ganz ungerecht vom bösen Mann in Moskau behandelt." (Anmerkung hierzu: Ich denke ja ebenfalls, dass das Strafmaß um einiges übertrieben war. Aber die Heroisierung ihrer Taten kann ich einfach nicht ausstehen. Im Grunde haben die sinnlosen Bullshit gemacht und wurden dann verehrt, als ob sie allesamt Propheten wären.) In solchen Punkten sehe ich den Missbrauch der Medien wesentlich problematischer und präsenter.

  • Jep, finde ich auch ziemlich beunruhigend und irgendwie krank und respektlos. So ähnlich gings mir mit Camerons Titanic und dem zukünftigen Blockbuster über den Anschlag am 11.09.01, der zweifellos noch folgen wird.


    Ich habe nicht das geringste gegen unparteiische Dokumentationen über solche Vorfälle, daraus jedoch eine hochgeschaukelte Drama-Story zu basteln ist wirklich fehl am Platz. Aber so wird aus den Gefühlen der Leute eben der Profit gemacht. So war es immer und so wird es auch immer sein.




    Letztendlich werden die Medien eben gerne zum Lenken der breiten Masse eingesetzt. Das nennt sich dann Propaganda und funktioniert wunderbar. Ich als angehender Medientechniker widme mich daher hauptsächlich der Berichterstattung, der Satire und mahnenden Fantasiegeschichten (z.b. à la Jurassic Park 1). Grade bei ersterem ist es aber oft schwierig die gesamte Situation in einem Bericht einzufangen. Viele Artikel werden nach dem schreiben beim Sichten nochmal um ein drittel von anderen gekürzt und was übrig bleibt kann ziemlich einseitig aussehen.

  • Sorry...aber was der Film nun mit "Machtmissbrauch durch Medien"zu tun hat versteh ich grad nicht. Ich hab ihn ( wie die Meisten hier sicherlich) noch nicht gesehen, hab halt nur davon gehört. Ist ja nicht so, dass der Film von der Regierung in Auftrag gegeben wurde (das wär wieder typisch Verschwörungstheorie-Quatsch). du schreibst ja richtig, dass Hollywood-Kino in erster Linie unterhaltsam sein soll. Wenn man bedenkt, wie kurz dieses Ereignis um Osama erst zurückliegt und wie es dargestellt wird, wirkt dies sicherlich etwas befremdlich. Aber es gibt immerhin auch genug andere amerikanische Filme zum Vietnamkrieg oder 2. Weltkrieg (letztens kam im Fernsehen "Flags of our Fathers" von Clint Eastwood, spielte im 2. Weltkrieg, Amerika VS Japan. Ein krasser Film, der alles andere als patriotisch ist, sondern eher entglorifizierend wirkt) Ich glaube nicht, dass der Film irgendwie propangandistisch ( gibts das Wort überhaupt? :rofl: ) sein soll. Daher kann ich keinen Missbrauch durch die Medien erkennen. Ist halt ziemlich billig daraus Profit zu schlagen, würde ich sagen.



    Zitat

    Original von Gizmo
    Jep, finde ich auch ziemlich beunruhigend und irgendwie krank und respektlos. So ähnlich gings mir mit Camerons Titanic und dem zukünftigen Blockbuster über den Anschlag am 11.09.01, der zweifellos noch folgen wird.


    Hey Gizmo, den Film gibts doch schon. Ich glaub der heißt direkt 9.11 (nine-eleven), bin mir aber nicht sicher. Ist auf jeden Fall mit Nicolas Cage als Feuerwehrmann. Ziemlich schlechter Film, der dem Schrecken des Attentats auf keinster Weise gerech wird. Eher so "Stirb Langsam"-mäßig nur auf wahren Gegebenheiten.

  • Ich wiederhol's einfach mal:


    Ich hab ein Problem mit dem Film, weil er die Geschehnisse glorifiziert. Nicht weil er womöglich schlecht ist, oder weil die Ereignisse erst so kurz zurückliegen, oder weil Krieg, Mord und Totschlag ja ach-so-traurig sind.
    Sondern allein deshalb, weil das der erste mir bekannte Film ist, der bewusst patriotisch vorgeht, bewusst darauf abzielt, in den Zuschauern ein deutliches Gefühl des Triumphs hervorzurufen.
    Die Medien tragen Verantwortung, und wenn diese Verantwortung bewusst für eigene Ziele - Profit - ausgenutzt wird, und gleichzeitig noch die Zuschauer auf so eine Weise beeinflusst, dann ist das in meinen Augen Machtmissbrauch...

  • Zitat

    Original von Midna
    Ich wiederhol's einfach mal:


    Ich hab ein Problem mit dem Film, weil er die Geschehnisse glorifiziert. Nicht weil er womöglich schlecht ist, oder weil die Ereignisse erst so kurz zurückliegen, oder weil Krieg, Mord und Totschlag ja ach-so-traurig sind.
    Sondern allein deshalb, weil das der erste mir bekannte Film ist, der bewusst patriotisch vorgeht, bewusst darauf abzielt, in den Zuschauern ein deutliches Gefühl des Triumphs hervorzurufen.
    Die Medien tragen Verantwortung, und wenn diese Verantwortung bewusst für eigene Ziele - Profit - ausgenutzt wird, und gleichzeitig noch die Zuschauer auf so eine Weise beeinflusst, dann ist das in meinen Augen Machtmissbrauch...


    Mh, wobei wir aber nicht wissen, ob das denn tatsächlich der Fall ist, oder? Also für mich geht das zumindest nicht aus dem Trailer hervor. Und wenn man liest, dass das Publikum in den US-Kinos von ihren Sitzen aufsteht und gröhlt, dann kann das zwar an der Intention des Films liegen, kann aber auch einfach am Publikum liegen. Die Leute bewerfen sich in Vorstellungen der Rocky Horror Picture Show auch mit Klopapier oder schmeißen bei The Room Plastikbesteck gegen die Leinwand - ganz klar Reaktionen, die durch das Publikum kommen, nicht durch die Intention des Films.
    Mit anderen Worten: ohne den Film gesehen zu haben, und nur auf diesem recht nichtssagenden Trailer basierend, würde ich den Filmemachern wirklich nicht unterstellen, dass der Film irgendwie glorifiziert oder patriotisiert, bzw. das absichtlich tut. Es ist durchaus möglich, dass es so ist, aber dafür müsste man den Film einfach erstmal sehen.

  • Hm, ich muss sagen, dass ich solche Gedanken für überzogen halte.


    Ich kann deine (eure) Argumentation zwar insofern nachvollziehen, als dass die Sache ganz schön patriotisch und gepusht wirkt, doch das Unwohlsein liegt bei euch. Ihr bewertet Patriotismus als schlecht, in diesem Fall den amerikanischen Patriotismus im Besonderen, und das reicht schon, um den Filmemachern einen Machtmissbrauch vorzuwerfen. Allerdings: Es ist nur ein Film. Nicht der selbst macht es so befremdlich für unsere deutsche Mentalität (den amerikanischen Patriotismus werden wir wohl nie wirklich nachvollziehen können), sondern unser ganz eigenes Gefühl von Scham – und vielleicht auch der Gedanke an die Menschenwürde? Ich für meinen Teil finde jedenfalls noch am befremdlichsten, dass Bin Laden als Tier gehandhabt wird und das auch noch ernst gemeint ist. Das widerspricht tatsächlich meinem Begriff von Menschenwürde, gleich welche Grausamkeiten er angezettelt hat. Er war auch nur ein Mensch.


    Dass der Film aber größeren Einfluss haben wird, bezweifle ich stark – und da bricht für mich auch die Sorge von wegen Machtmissbrauch weg. Es ist und bleibt Unterhaltung. Ihr sagt ja schon richtig, dass euch der Film nicht gefallen würde (zumindest von dem ausgehend, was man von ihm weiß), weil darin glorifiziert wird. Und weiter? Es gibt Leute, die dieser Glorifizierung von Bin Ladens Tod gerne beiwohnen und die sicher einfach nur froh sind, sowas mal als Film verpackt sehen zu können, weil sie sich mit dem Thema (auf ihre Art) umfangreich auseinandersetzten, als es aktuell war. Wer sollte es ihnen nehmen? Für mich hat so ein Film nichts mit Meinungsdbildung zu tun; denn diejenigen, die dem kritisch gegenüberstehen, werden die Sachen aus dem Film nicht einfach stumpf annehmen, sondern kritisieren ihn – und diejenigen, die ihn sehen und dem Patriotismus im Kinosaal verfallen, sind ohnehin schon ganz heiß drauf. Ich wüsste also nicht, was hier missbraucht wurde. ^^

  • Kinners, ich würde sagen, weil es ja auch so unter "Interessen" in meinem Profil steht, werd ich mich opfern und den Film sobald er veröffentlicht ist mal ansehen, um anschließend ein kleines Review diesbezüglich zu schreiben. Ich glaub zu spekulieren bringt uns jetzt auch nicht allzu viel.

  • Zitat

    Original von Gizmo
    Kinners, ich würde sagen, weil es ja auch so unter "Interessen" in meinem Profil steht, werd ich opfern und den Film sobald er veröffentlicht ist mal ansehen, um anschließend ein kleines Review diesbezüglich zu schreiben. Ich glaub zu spekulieren bringt uns jetzt auch nicht allzu viel.


    Sehr gut, Gizmo! Opfere dich für uns! >:]


    Wobei der Film nicht unbedingt einer ist, den keiner kennt, uuund wenn man der öffentlichen Meinung glauben darf (was nicht immer der Fall ist, zugegeben) ist der Film auch nicht schlecht. Immerhin hat der Film bereits diverse Awards bekommen, ist für 4 Golden Globes und 5 Oscars nominiert, und die Filmkritiker sind allgemein sehr positiv gestimmt. Klar, man sollte nicht immer den Reviews glauben, aber dieses durchweg erstaunliche Lob kommt sicherlich nicht von ungefähr. o.0

  • Stimmt... verdammt. Vielleicht bin ich doch nicht der Richtige für diesen Job. Aber sofern sich jetzt kein User meldet bei dem im Profil "[...] wöchentlich von Kritikern gut bewertete, jedoch politisch anstößig anmutende Filme die jeder kennt ich Kino ansehen." steht, werd ichs trotzdem machen.


    Wundert mich auch dass es den Kritikern so gefällt... und ich ahne plötzlich irgendwie, dass wir mit unseren Vorurteilen über den Film eins auf die Mütze bekommen werden xD

  • Zitat

    Original von Kharaz
    Und somit: Nein, ich finde es nicht gut, wenn das Kino eine meinungsbildende Funktion einnehmen würde, wie es beispielsweise unter Joseph Goebbels im Dritten Reich der Fall gewesen war. Damals hatte man das Kino genutzt, um gezielt Propaganda betreiben zu können - was ja auch gar nicht so verkehrt gewesen war, bei dem großen Ansturm an Kinogängern, den es damals (wie auch heute) gegeben hatte.


    Witzig ist, dass der Film (oder zumindest der Trailer) bei dir seine meinungsbildende Funktion erfüllt hat ^^
    Wenn auch nicht unbedingt das, was er möglicherweise bewirken wollte, aber er hat definitiv eine Wirkung auf dich gehabt, die du eben durch deine bisherigen Erfahrungen, Vorstellungen, etc. verarbeitet hast und sich dadurch deine kritische Meinung gebildet hat.
    Diese "Meinungsbildende Funktion der Medien" bedeutet letztendlich nur (zumindest habe ich das immer so interpretiert), dass sie zwar eine Meinung vertreten und versuchen, diese weiterzutragen, im Endeffekt aber nur einer von (idealerweise) vielen Faktoren ist, sich eine Meinung zu einem Thema zu bilden.


    Zitat

    Original von Si'naru
    ...denn diejenigen, die dem kritisch gegenüberstehen, werden die Sachen aus dem Film nicht einfach stumpf annehmen, sondern kritisieren ihn – und diejenigen, die ihn sehen und dem Patriotismus im Kinosaal verfallen, sind ohnehin schon ganz heiß drauf.


    Trotzdem ist es wahrscheinlich genau so. ^^
    Sollte der Film seine Geschichte tatsächlich alles andere als feinfühlig oder differenziert erzählen, hat das im Regelfall genau den hier beschriebenen Effekt.

  • Ich mache schon seit längerer Zeit einen Bogen um die ganze Holllywoodriege und das kommt nicht von ungefähr, was dieses Beispiel hier mal wieder mehr als verdeutlicht. Für überzogen halte ich diese Gedanken keineswegs, ganz im Gegenteil. Die Amis provozieren damit natürlich ihre Feinde. Somit sind wir von einem Weltfrieden wieder ein Stückchen weiter weg. Man muss die Situation auch mal umfassend betrachten, was das für die globale Szenarie bedeutet. Die USA räkelt sich mal wieder als Alleinherrscher und ist mit ihren "Erfolgen" am rumposen. Dieser Film ist doch ohnehin nur die reinste Propaganda gegen die Länder im nahen Osten. Ich meine, mir ist das per se ziemlich egal, da mich Politik eh nicht interessiert und ich auch ohnehin nicht einfach so an Weltfrieden glaube. Zumindest nicht ohne weiteres. Gleiches gilt für Patriotismus jeglicher Art. Aber SO wird das natürlich unter keinen Umständen etwas mit dem Frieden. Noch schön Öl ins Feuer kippen....na wenn sie meinen. Und wenn dann der nächste Anschlag folgt als Reaktion auf diese Provokation ist das Geheule wieder groß. Es ist halt typisch Amerika und da wundert mich auch nichts mehr.



    Kur noch als Randnotiz:

  • Es ist aber genau so kurzsichtig, einfach mit einer Anti-Alles-Meinung an die Sache ranzugehen. "Glaub keinem, weil: alles korrupt, USA böse, etc.", das zeugt auch nicht gerade von tiefergehendem Auseinandersetzen mit dem Thema.


    Zunächst mal:


    Niemand von uns hier hat den Film bisher gesehen. Und ich hoffe, ihr werdet mir zustimmen wenn ich sage: Aus dem Trailer lässt sich nicht wirklich viel ableiten. Hat der Film (anhand des Trailers) das Potenzial, ein reines Patriotismus-Fest zu sein? Klar, auf jeden Fall. ABER der Film könnte genau so in die andere Richtung gehen, es könnte auch einfach ein spannender Thriller sein, der nicht (bzw. nur wenig) wertet, sondern einfach nur darstellt. Das kann man vergleichen mit dem Film "Argo". Basiert auch auf einer wahren Begebenheit, und wieder sind "die Amerikaner" die Helden und "der mittlere Osten" die Bösen. Aber auch dieser Film hat nichts mit Patriotismus oder Feindbildfindung zu tun, sondern stellt einfach nur die Ereignisse dar, wie sie geschehen sind (natürlich mit leichter kreativer Freiheit, es ist letztlich immer noch ein Film und keine Doku). Da hat sich auch niemand aufgeregt.


    Solange wir also den Film nicht kennen, macht es keinen Sinn, die ganze Zeit rumzuposaunen, dass der Streifen so übel und patriotistisch und ekelhaft amerikanisch sei, denn wir wissen es einfach nicht.
    Und wie ich vorher schon erwähnt hatte: nur weil das amerikanische Publikum in dem Film am Ende jubelnd auf ihren Sesseln steht, heißt das nicht, dass das von dem Film auch so beabsichtigt ist. Intention des Autors nicht gleich Intention des Publikums.
    Ja, es ist einfach, auf den "Amerika ist blöd!"-Zug aufzuspringen, aber in dem Falle brauchen wir glaube ich einfach eine bessere Grundlage, um uns hier überhaupt eine Meinung bilden zu können.


    Außerdem:
    Audi, die Academy Awards werden nicht von Fans bestimmt, auch nicht von Kritikern, sondern von Mitgliedern der Academy - das sind Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, etc. Leute, die was von ihrem Fach verstehen. Denke ich, dass man den Awards immer glauben sollte? Nein, sicherlich nicht. Aber genau so wenig macht es Sinn, einfach alles als korrupt und falsch hinzustellen.
    Außerdem haben die Academy Awards mehrere Kategorien, in denen auch Indiefilme ausgezeichnet werden können. Und selbstverständlich können nicht ALLE tollen Filme Preise bekommen oder auch nur nominiert werden, da es einfach zu viele sind.
    Zu deinem Beispiel: Die Hauptdarstellerin von Possession hat für den Film den Preis für "Best Actress" auf dem Cannes Film Festival erhalten, und das ist ebensowenig ein independent Award wie die Oscars.


    Zurück zum Thema:
    Zudem wurde Zero Dark Thirty nicht nur von der Academy, sondern auch von vielen anderen Grämien, sowohl offiziell (Golden Globes, Oscars, etc.) als auch inoffiziell (diverse Websites, große und kleine) gelobt. Das heißt immer noch nicht, dass alle den Film toll finden müssen, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei einfach um einen platten Patrioten-Streifen handelt, wenn die Kritiker sich so überschlagen. (Und wie gesagt, das sind sowohl "offizielle" Kritiker - bei denen man gerne behaupten kann, dass die alle nur gekauft sind - als auch irgendwelche Studenten, die ihre eigenen Film Websites betreiben - bei denen diese Annahme wohl weniger greifen würde.)
    Ich darf nochmal daran erinnern: viele der großen Grämien bestehen aus Leuten der Filmindustrie, Schauspieler, Regisseure und so weiter. Denkt mal daran, wie viele unzählige Leute aus diesem Metier sich damals gegen Bush und gegen den Irak- und Afghanistan-Krieg ausgesprochen haben. Ich denke, man sollte annehmen, dass zumindest ein paar der Leute aus den offiziellen Auswahlgrämien der Awards erkennen würden, wenn ein Film nur aus Kriegspropaganda besteht.

  • @Audi und überhaupt
    Wen meint man denn mit "die Amis"? Schaltet ein wenig zurück, es ist nicht mehr als ein Film von Hunderten Filmen, die selbst in den USA im Jahr erstellt werden und in erster Linie nur ein Unterhaltungsfilm. Er wurde auch nicht von den USA gemacht, oder gar als Regierungsauftrag für die Bildung und offizielle Belehrung der eigenen und schon gar nicht der restlichen Bevölkerung der Welt gemacht. Es ist schlicht ein Film, der ein gewisses, breites Publikum erreichen soll, dass actionreiche und irgendwie nicht zu komplizierte Blockbuster sehen möchte, um einfach mal einige Zeit im Kino abzuschalten und sich gehen zu lassen.
    Damit wollen sich mit Sicherheit nicht "die Amis" profilieren und es ist auch nicht ganz Hollywood, welches hier dahinter steht.
    Ihr steigert euch da mal wieder typisch engstirndeutsch in etwas rein.
    Der Film wird sicher schonugslos sein, das haben die Macher damals bei Hurt Locker schon bewiesen. Aber da bewiesen sie noch etwas anderes, eine gewisse Neutralität. HL erzählte den brutalen Alltag im Irak aus Sicht der Soldaten, ohne gehirngewaschenen Patriotismus, sondern schlicht, einfach krank und schonungslos. Ich würde daher hier auch mal abwarten, denn in dem Punkt sind Kritiker doch meist durchaus brauchbar, sie haben mehr Hirn, um einfach nur in Juhupatriotismus zu verfallen. Wenn selbst deutsche Kritiker, die ja ähnlich schnell Amiwerk verteufeln, wie man es hier tut, dem Streifen Lob abgewinnen, stehen die Chancen durchaus gut, dass auch dieser Film den Irrsinn einer Abermillionen verschlingenden Menschenjagd schonunsglos und weitgehend authentisch darstellt.


    Nebenbei war die ganze Aktion um Bin Laden nun mal auch real nix weiter als ein Propagandacoup und was soll daran nun der Film fälschen oder irgendwie zurechtrücken? Er kann höchstens darstellen was (soweit öffentlich bekannt) gelaufen ist, die Sicht der einfachen beteiligten Personen zeigen und die Wertung bleibt sowieso dem Publikum überlassen. Wenn er dann vielleicht den Wahn der Jagenden rüberbringt, ist das Botschaft genug, um so etwas zu hinterfragen. Ob er da etwas glorifiziert, indem er es einfach darstellt, wie es ablief? Ich glaub kaum, oder anders gesagt, ob man das Glorreich findet liegt ja wohl am Betrachter und dessen persönlichen "Vorlieben". Die Wertung über eine Person, welche Folter, Mord, Menschenjagd und Krieg perse Glorreich findet, überlasse ich mal jedem selbst. :zwinkern: Ein vernünftig gebildeter Zuschauer dürfte wohl kaum etwas glorreiches und schönes daran finden und es eher so abstoßend sehen, wie es real eben auch war.


    Ganz unabhängig davon, sollte man nicht an einem 2Min Trailer viel festmachen. Der soll nur anheizen und das geht nur mit sehr raschen und stimmungsgeladenen Szenen. Ich finde außerdem, dass der hier recht harmlos ist. Einige ruhige Szenen, wenig sagende Dialoge und ein bissel Action. Wobei man hie und da aufblitzen sieht, dass sich die Protagonisten mit den Schattenseiten ihrer Arbeit auseindersetzen. Die Jägerin scheint in einem winzigen Augenblick dieses Trailer über abu ghraib zu brüten, in einer Besprechung scheint mir jemand am Sinn der Geldverschwendung zu zweifeln. Ob das so ist, wie ich es da in den kurzen Sekündchen eines Trailers sehe, könnte mir erst der ganze Film verraten. Und doch interpretiere ich daraus eine kritischere Sicht, als es die Threadersteller in diesem Trailer sehen. Man kann also alles oder nichts aus so einer Trailer ziehen, oder muss einfach nur genauer hingucken, oder hatte ohnehin eine vorgefasste Meinung?
    Kurz gesagt, abwarten und sehen wie das ganze Machwerk ist.
    Ich werd ihn mir vielleicht sogar ansehen, so viel Neugier hat diese Diskussion schon mal geweckt.

  • Da ich jetzt schon mehrere Trailer und Infos zu dem Film gesehen hab und auch längere Szenen (über Stream) kann ich ehrlich gesagt nix verwerfliches an dem Film erkennen. Er beruht auf wahren Tatsachen (vielleicht an eine oder anderen Stelle etwas ausgeschmückt, so wie bei allen Filmen) und hat teilweise den Stil einer Doku. Die Actionszenen scheinen realistisch und nicht überzogen wie z.B. in "Stirb Langsam"-Filmen, wo nach jeder Explosion ein cooler Spruch folgt. Allgemein macht der Film nicht den Eindruck als ob irgendetwas glorifiziert wird, vonwegen hurra Krieg und schießen is voll geil oder so...


    Und ich geb Lacron mal recht.


    Die Zuschauer sind klug genug auch in Amerika sich ein Urteil zu bilden.


    Aber, wie von Lacron schon erwähnt, ist halt die typisch deutsch...wie soll man sagen...engstirnigkeit, vielleicht auch Gutmenschlichkeit die bei einigen gewisse Gefühle bei solchen Filmen auslöst. Fast so wie, nachdem berichtet wurde dass Osama tot ist, die liebe Angela gesagt hat sie wäre "froh" und sofort wird überall diskutiert ob man sich freuen kann wenn ein Mensch stirbt, selbst wenn es ein Terrorfürst war. Nun ist es aber so, dass nicht die Amerikaner die bösen Schlächter sind, die alles masakrieren, sondern genau die Leute für die man hierzulande teilweise Mitleid entfindet. Schaut euch an was in Afghanistan unter den Taliban alles ablief und was Osama noch so in der Vergangenheit getrieben hat. Daher finde ich Anti-amerikanisches Geschwätz und den Verweis auf die Zivilbevölkerung die ja so sehr unter dem Krieg leidet ziemlich heuschlerisch.

  • Ich gehe da einfach nicht mit einer so utilitaristischen Denkweise ran, wenn das für dich heuchlerisch ist - leid tut's mir nicht, aber machen kann man da wohl auch nichts. Hat im Übrigen nichts mit "die bösen Amis" zu tun, keine Ahnung, woher du diese Annahme nimmst.


    Zum Thema später mehr ^^

  • utilitaristisch...na nun gehts los...


    nee das mit den bösen amis kam halt, weil mal wieder bei Einigen die typische Tendenz zur Patriotismusdebatte der Amis los ging. Wollt ja nur sagen, dass ich es weder als "Machtmissbrauch" noch "Propaganda" sehe einen solchen Film zu drehen. Ich empfand die Szenen die ich gesehen habe nicht als übertrieben patriotisch...


    Und wenn mal wieder ein Film über den Fall des "Dritten Reiches" gezeigt wird, würde zu Recht niemand darüber meckern, dass sich die USA zu sehr glorifizierend darstellt(außer ein paar brauner Vollpf... die eh nicht mehr zu belehren sind).

  • OT: Alles Gute zum geburtstag Morrissey :yippie:


    Gebe ich halt auch mal meinen Senf dazu: Ich verstehe unter Machtmissbrauch und Propaganda etwas anderes, als diesen Film.
    Ich denke man kann im Fall christian Wulff eher von Machtmissbrauch durch die Medien sprechen: Dieser Mann, auch wenn er selber Schuld war und alles falsch gemacht hat, war als mitunter einer der ersten Fälle, der geballten Macht der Print-, Funk-, und Onlinemedien ausgesetzt. Wie ein einziges Wesen haben sie sich auf ihn gestürtzt. Bemerkung am Rande: Ich mag den Mann nicht und seine Frau noch weniger, Ich verteidige sie also nicht.


    Klar, der Film ist nicht unbedingt so einer, den man sich unbedingt ansehen will, weil er unglaublich cool oder sonst was ist, aber letztenendes ist es ein Film der auf wahren Begebenheiten beruht. Man könnte jeden anderen Film dieser Art, also Filme, die sich außerdokumentarisch/unterhaltend mit einem historischen Ereignis auseinandersetzten in die selbe Schublade stecken. Pearl Harbor, Full Metal Jacket, Der Untergang, Der Bader-Meinhoff-Komplex, uvm... Jeder dieser Filme nimmt ein historisches Ereignis, um mehr oder weniger realitätsnah darüber zu berichten, aber auch zu Unterhalten. Jeden dieser Filme könnte man auch als Propagandamittel hinstellen, wenn man es nur von der "richtigen" Warte aus betrachtet.


    Natürlich ist es in gewisser Weise menschenverachtend sich über den Tod eines Menschen zu freuen, egal, was er in seinen Lebzeiten fabriziert hat, aber "Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein!". Wenn jeder, der diesen Film als Schande betrachtet, ihn menschenverachtend nennt, ihn als propagandapopulistisches Mittel bezeichnet, ernsthaft sagen kann, noch nie einem anderen Menschen etwas böses gewollt zu haben, weil er einfach gemein, oder sogar böse war, dann bitte.


    Ansonsten denke ich: Das ist nur menschlich. Bin Laden war weiterhin eine Bedrohung. Auch jetzt noch ist der fundamentalistische Islamismus eine Bedrohung, aber das gehört in einen anderen Thread. Um auf den Punkt zu kommen: Wenn wir uns nicht einmal mehr erlauben dürfen, erleichtert und froh zu sein, wenn ein Massenmörder und Volksverhetzer zur Strecke gebracht wird... Hier darf sich jeder seinen Teil denken.


    Wie Lacron und Morrissey schon sagten: Selbst unsere Freunde aus 'Merica sollten noch genügend verstand beisammen haben, um nicht gleich in einem patriotischen Rausch den nächsten Araber zu verprügeln, den sie sehen.

  • Nachdem ich mir das Ende nun nochmal angesehen habe, kann ich euch zustimmen, dass das Ende für einen objektiven Betrachter nicht als übermäßig patriotisch/triumphal gesehen werden kann. Dennoch schockiert mich der Bericht, dass teilweise Kinosäle in Applaus und Jubelschreie ausbrichen...


    Mereko, tut mir leid, auch wenn ich dem Rest deines Beitrags nur zustimmen kann finde ich den Absatz über die "Schadenfreude" nicht richtig. Du sagst es selbst, Schadenfreude ist menschlich - allerdings sollte die Schadenfreude bei für andere Personen ernsthaftem Schaden aufhören. Und wenn man sich über einen Knochenbruch, eine psychische Krankheit oder gar den Tod eines anderen Menschen freut, dann ist das in meinen Augen ein absolut unmoralisches Verhalten. Ganz ehrlich, klar, ich war auch irgendwie überrascht und von einem Gefühl der Erhabenheit ergriffen, als Osama (in der Realität jetzt ^^) schließlich weg war - aber zu keinem Moment habe ich mich darüber gefreut. Da schwang bei mir zumindest immer ein äußerst mulmiges Gefühl mit, weil mein Gewissen mir gesagt hat "Ja, er war der Kopf der Organisation, aber er war trotzdem ein Mensch und hätte ein Verfahren verdient". Würde mich insofern tatsächlich interessieren, was denn schlimmes passieren soll, wenn man sich nicht aufrichtig freut, wenn ein anderer Mensch (ungeachtet seiner Taten) getötet wird ;-)


    Generell noch zum Diskussionsstil hier, ich fänd's schön, wenn mal aufgehört wird, anderen Leuten irgendwelche Charakterzüge zu unterstellen (Lacron: "typisch engstirndeutsch", Morrissey: "heuchlerisch", "braune Vollpfosten"). Damit schiebt ihr euren Diskussionspartnern Eigenschaften zu, die wahrscheinlich keiner hier zu seinem Namen lesen will, und sowas hat in einer Diskussion nichts zu suchen.


    BACK TO TOPIC!
    Ich halte alle diese "Geschichtsdramen" für nicht wirklich gut. Mag etwas konservativ klingen, aber Kino ist - wie ihr schon sagt - in erster Linie Unterhaltung. Wer über Geschichte berichten will, soll das durchweg sachlich machen und nicht noch versuchen, nebenher zu unterhalten durch dramatische Kameraeinstellungen oder pompöse musikalische Untermalung. Wenn Filme unterhalten wollen zu einem geschichtlich heißen Thema, dann sollen sie es doch bitte machen wie Inglorious Basterds. Berichterstatten kann man auch anders... zumal, warum muss überhaupt "unterhalten" werden bei einem Thema, das einfach absolut nicht "Unterhaltung" ist? Ich finde nichts glorreiches, nichts lustiges oder tatsächlich kinoreif dramatisches am Dritten Reich, wieso also sollte man das unterhaltend darstellen? Für das Publikum, das ein so fürchterliches Kapitel der Geschichte nicht tatsächlich realistisch sehen will und nicht sehen will, wie schrecklich die Dinge waren?
    Ein hervorragendes Beispiel zu "unterhaltender Geschichte" ist der Film Waltz With Bashir. Das ist ein Zeichentrickfilm, der den Libanonkrieg von 1982 thematisiert. Zwischendurch gibt es poppige Musik, zum Spaßen aufgelegte Soldaten, die mit ihren Panzern munter durch die Gegend fahren - ja, es gibt komische Szenen. Die werden aber entweder direkt von der Realität unterbrochen (bspw. einem unerwarteten Angriff, der die Soldaten für ihre Lockerheit straft) oder vom Ende des Films "aufgewogen" werden. Der Film zeigt am Ende, nachdem er durchweg in Zeichentrick gehalten wurde, echte Kameraaufnahmen... und hinterlässt den Zuschauer mit einem einfach richtig miesen Gefühl. Als ich diesen Film im Kino gesehen habe, saß ich nach dem Ende noch einige Minuten da, ohne überhaupt zu denken, einfach weil dieser Film einen den Schrecken des Krieges tatsächlich nahegebracht hat. Wen's interessiert, hier das Ende. Zum Schluss dann ohne Ton, ohne "kinoreifes Material"...


    Si'naru hat anklingen lassen, dass man einen Film ja ohnehin abhängig von der bereits bestehenden, eigenen Meinung aufnimmt - das ist sicherlich der Fall bei einem reifen Publikum, allerdings gibt es genauso die "jüngere Generation", die leider oft schnell dazu neigt, tatsächlich aus dem Film erst eine Meinung mitzunehmen. Wir waren beispielsweise mit der Schulklasse im Baader-Meinhof-Komplex. Tja, und nun ratet mal, hinterher fand man das Thema megaspannend... versteht mich nicht falsch, ich finde, das ist ein großartiger Film, aber ich finde einfach diese Prämisse grundsätzlich nicht gut...

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