Wahrheit schmerzt...

  • Hier geht es um das Thema Lügen. Durch ein Video wurde ich dadurch aufmerksam gemacht, wobei ich sagen muss, dass ich in meinem Leben schon oft mit dem Thema konfrontiert bin. Das ist ja immer so eine Sache die man abwägen muss.


    Wie verwerflich sind zum Beispiel Notlügen? Und vor allem wie seid ihr als Kind damit umgegangen, dass die ganzen (oder die meisten) Geschichten, die euch eure Eltern da verzapft haben eigentlich purer Schwachsinn war? Teils ist es dann auch wieder so ne Sache die sich mit dem Glauben streitet, dann irgendwas muss der Mensch doch glauben und wenns der bekloppte Glaube ist, dass Schnee schwarz wird wenn der Teufel kommt. [SIZE=7]Ist jetzt nur mal so spontan ausgedacht. Btw. würde nicht denken, dass jemand so etwas glauben würde.[/SIZE]


    Ich für meinen Teil hatte teils schon sehr derbe Erfahrungen mit Lügen machen müssen. Wer nicht? Ich habe oft gelogen und hab auch extrem viel Scheiße dabei gebaut, doch mittlerweile hab ich diese Fehler ausgemerzt und kann damit leben, da ich seitdem viel ehrlicher bin, doch wie geht ihr mit diesem Thema um? Ich will das jetzt auch nicht mit Samtpfötchen behandeln, denn ich weiß, dass Lüge großteils auch mal zum Alltag gehört und sei es nur etwas hinauszuzögern. Mit einer weißen Weste können sich wohl nur ungeborene Kinder rühmen. Auch in der Beziehung ist das wohl ein Thema... na ja, wo ich schon mal misstrauisch bin (meine Erfahrungen, nicht mehr). Lügen ist wohl das schwarze Schaf vom Vertrauen, denn die entstehen meist auch durch Misstrauen, Angst, Groll oder einfach aus Versehen (wenn man nicht mit denkt).


    So richtig stark hab ich mich nie wirklich mit dem Thema befasst, doch es wirft so unendlich viele Themen auf und mich würde auch interessieren wie ihr damit umgeht. Würdert ihr euch selbst als ehrlich rühmen? Oder gibt es da doch die ein oder andere Lüge, die sich hinter euer Fassade versteckt? Und damit mein ich nicht die vollkommene Persönlichkeit zu offenbaren, sondern auch der Umgang mit den Mitmenschen.


    Natürlich ist das hier ein sehr SEHR gewagter Thread, denn wer gibt schon gerne zu, dass er hin und wieder mal nicht ein braver Mensch ist? Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass es absolut nichts Verwerfliches ist mal die ein oder andere Notlüge spielen zu lassen, doch da genau daran meine erste Beziehung gescheitert ist applaudiere ich auch freilich nicht wenn mir jene Person dann sagt, dass dieser Umgang auf ne Lüge basiert. Trotzdem würde ich von mir sagen, dass ich manchmal lieber ins ein oder andere Fettnäpfchen steige als mich selbst zu belügen. Sich selbst zu belügen ist ja meist noch schlimmer als seine Mitmenschen anzulügen. Denn wenn man sich selbst belügt zeigt man eigentlich, dass man nicht mal den Mut hat für seine eigenen Handlungen einzustehen.


    Ich könnte das hier wohl noch endlos fortsetzen, doch erst mal will ich euren Teil hören. Also haut in die Tasten.

  • Seitdem ich mit ungefähr 18 die größte Lüge meines Lebens (bisher) aufgetischt bekam, habe ich mir vorgenommen, dass das nicht richtig sein kann. Seitdem bin ich radikal ehrlich. Notlügen lasse ich auch sein, aber auch ich bin nur ein Mensch und ab und zu rutscht mir eine raus, aber generell versuche ich, sie zu vermeiden. Damit macht man sich keine Freunde, aber die paar, die ich habe, wissen genau das an mir zu schätzen.
    Ein paar Jahre später hörte ich dann von der Radical Honesty-Bewegung, die ich sinnvoll finde, aber: Wie immer übertreiben es die Amis absolut. Na ja, man muss sein eigenes Ziel finden.
    Wenn ich weiß, dass eine ehrliche Meinung wirklich nicht angebracht ist ("Dein Freund liegt im Krankenhaus? Boo-Hoo, wen interessiert's?"), sage ich einfach gar nichts. Aber Heuchelei kann man von anderen erwarten, ich bin da raus.
    Es lebt sich besser so.

  • Ich versuche immer nach besten Möglichkeit ehrlich zu sein. Ich kann oberflächler nicht ausstehen und sag oft Leuten meine Meinung ins Gesicht. Ich benutze keine Notlügen, da sich letzten Endes alles gegen dich dreht.
    Ich bin immer ehrlich und das zahlt sich aus. Ich hab n'Paar Leute die mich mögen und n'Paar die mich nicht ausstehen können. Ich weiß wer meine Freunde sind und wenn man selber nicht lügt, beginnen die Leute um ein herum dir nichts mehr zu verheimlichen.
    Notlügen finde ich schrecklich, wer verdient hat aufs Mauel zu bekommen, der soll das gefälligst sich da auch nicht herumlügen. Personen die sich aus jeder Situation irgendwie herausmogeln, sind die Art von Person die ich nur bemitleiden kann, den das Kamma wird euch allen noch mal so richtig den hintern versohlen.


    Mein Senf, nicht zu danken.

  • Wie der Spruch in meiner Signatur dazu passt xD


    Aber zum Thema: Lügen tu ich oft. So wie jeder andere. Klar, die meisten sind kleine Alltagslügen, die keine große Auswirkung haben außer den Alltag zu erleichtern. Jeder hat sicher schon gelogen, wenn er seine Hausaufgaben vergessen hat und eine x-beliebige Ausrede sucht, um wenigstens einen nicht so~ schlechten Eindruck beim Lehrer zu hinterlassen.
    Aber ich lüge auch bei Situationen, wo meine Meinung oder mein Kommentar gefragt sind. Schlichtweg aus dem Grund, weil ich mich entweder nicht weiter damit beschäftigen will und mit dieser unzureichenden Antwort abschweifen will oder weil ich diese Person nicht verletzen will.


    Die klassischsten Beispiele in meinen Fall dazu sind Folgende. Freundin: "Ich bin so fett, findest du nicht?" Ich: "Nein, deine Figur ist perfekt : )"
    ...nennt es verwerflich und Heuchelei (obwohl ich es hasse, zu heucheln), aber wenn ich sage "Ja das bist du", nun ja ich finde das nicht wirklich besser. Besonders weil ich speziell bei dem Thema Figur, dick & dünn sensibilisiert bin aber ich schweife ab >.>


    Und das andere Beispiel wäre die Frage: "Wie geht es dir?" Selten, so gut wie gar nicht antworte ich "Schlecht" oder Ähnliches. Denn ich traue es den meisten Personen nicht zu, darüber mit mir zu reden, warum es mir so geht. Nicht weil ich diejenigen inkompetent halte, sondern weil ich sie nicht belästigen will oder weiß, dass ich sowieso auf Desinteresse treffen werde. Ich komme alleine besser zurecht in diesem Punkt.


    Jedoch verzichte ich auf größere Notlügen, die eine heftige Auswirkung haben könnten auf später. Ich weiß, dass diese Lüge sich einfach ausbreitet und mehr Lügen entstehen und das muss nicht sein.


    Geht es aber darum, dass jemand mir eine Lüge verzapft und ich es merke, spiele ich meistens mit und tue so, als ob ich denjenigen glaube. Aber nur solange diese Lüge mir oder jemand anderen, den ich mag, nicht schadet. Sonst kann derjenige tun was er will.
    Und das war schon immer so bei mir, auch früher, wenn meine Eltern irgendeinen Quatsch erzählt haben und ich schlau genug war, es zu merken. Ich habe dennoch mitgespielt, wahrscheinlich weil ich der Typ von Mensch bin, der Andere ungern in peinliche Situationen bringt.


    Das wärs von mir.

  • Nun, ganz so korrekt wäre deine Signatur dann doch nicht.
    Nicht jede Hoffnung ist eine 'Lüge'. Zudem würde ich Hoffnung nicht als etwas bezeichnen, was man als wahr oder falsch sehen kann.


    Und wieso behaupten Menschen, das Heucheln zu verabscheuen? Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere von euch öfter geheuchelt hat, als es ihm lieb ist und das höchstwahrscheinlich gar nicht als Heuchelei erkennt. Wie kann man Heuchelei also verabscheuen, wenn es einem hilft, sich besser zu fühlen? Sei es nun das Verhindern von verletzten Gefühlen, aus welchen Gründen auch immer.


    Prinzipiell heucheln wir Menschen uns so einiges vor. Ja, auch sich selbst. Wenn man heuchelei wirklich verabscheut, dann wären wir Menschen alle empathielose Bastarde. Aber selbst diese Sorte.. ach, das Thema, wenn man es richtig anspricht, darüber kann man pausenlos diskutieren.


    Fakt ist, dass wir alle heucheln. Der eine mehr, der andere weniger. Selbst, wenn wir etwas sagen/tun, um andere nicht zu verletzen, ist es Heuchelei. Etwas nicht zu sagen, obwohl das unsere persönliche Meinung/Äußerung zu etwas wäre. Na? Wer widerspricht mir? Ich hoffe mit solch starken Argumenten, dass ich nicht darauf zu antworten vermag *g*


    Swiiing!

  • Wahrheit ist sozial nicht akzeptiert, auch wenn alle so tun, das ist das Problem in der Sache. Wahrheit wird mit Unfreundlichkeit gleichgesetzt. Solange sich das nicht ändert, solange die Leute nicht ein dickeres Fell kriegen, bzw. genug Eier haben, um die Wahrheit zu sagen, wird sich das nicht ändern.
    Wahrheit ist nichts für zart besaitete Menschen.
    Es heißt immer, dass man lieber die Wahrheit erfahren wollen würde. Wenn du dann anfängst, den leuten zu sagen, dass sie wirklich scheiße aussehen, dass sie sich albern benehmen, dass du ihr letztes Geschenk echt blöd fandest, dass dir ihr essen nicht schmeckt, du wirst auf Ablehnung stoßen. Soviel zur Wahrheit.


    Ich persönlich bevorzuge sie dennoch, egal wie schmerzhaft, über jede noch so süße Lüge. Ich habe ein halbes Jahr lang mit einer Lüge gelebt und als ich das erfahren habe, ist meine Welt um mich herum zerbrochen; das wäre alles leichter gewesen, wäre ich nicht die ganze Zeit angelogen worden sondern man hätte mir die Wahrheit ins Gesicht gesagt.


    Ich habe die Radical Honesty-Bewegung schon verlinkt. Ich finde, jedem konkret und ohne Nachzudenken die Wahrheit ins Gesicht zu sagen (Von "Mit dir würde ich sofort schlafen" bis "Du sieht gtrauenhaus aus in diesen Klamotten") ist auch nicht der richtige Weg. Manchmal ist ein Kommentar (auch ein wahrer) nicht mehr angemessen als ein anderer. Daher, wie gesagt: Wenn ich nichts nettes zu sagen habe, sage ich einfach nichts.

  • Und nichts sagen interpretierst du auch gleich als besser, oder wie?


    Wir sollten mal in Betracht ziehen, dass es IMMER auf den/die Menschen drauf ankommt. Redest du mit jemanden, der dich kennt wie du bist, der nimmts dir auch nicht krumm wenn du zu ihm sagst: "Du siehst aus wie gefickt und anschließend untern Dozer geraten." wobei DAS noch etwas harmloser ist. Und dann kommt es natürlich darauf an, was du selbst für den Menschen empfindest. Ist er nichts Besonderes für dich, wie soll sich da auch was aufbauen? Ist er irgendein Stück Brot, wieso sollte man sich die Mühe machen? Ein jeder wird schon selber wissen, zu welchem Menschen er die Wahrheit sagt. Und ist man öfter dazu geneigt, jemanden anzulügen, dann ist das sein persönliches Problem und er weiß nicht, mit welchen Menschen er sich da zuammen hockt, bzw wen er sich da anlächeln will.


    Alles nur eine Sache der Perspektive. 'Nichts' zu sagen is mindestens genauso freundlich wie ihm ins Gesicht zu sagen, dass sein beschissenes Raucherbein das Resultat seines behinderten Genusses war. Fuck off. Es kommt nunmal, wies kommen soll.

  • Nein, überhaupt nicht. Also, dass nichts sagen besser sie als die Wahrheit. Weil eine Wahrheit, auf die der andere ein Recht hat, zu verschweigen, ist genauso schlimm wie lügen.
    Aber ich denke nicht, dass man IMMER und UNABDINGLICH die Wahrheit sagen mus. Obwohl -- das ist blöd formuliert. Man sollte immer die Wahrheit sagen, aber man muss nicht alles kommentieren. Das trifft es vielleicht besser.
    Paradebeispiel: Meine bff hat einen völlig anderen Musik- und Kleidungstsil als ich. Wir verstehen uns prima. Sie trägt 'ne Menge Klamotten, die ich grausig finde. Deswegen geh ich nicht hin und kommentiere ihre Garderobe jedes mal, wenn ich sie sehe. Wenn sie FRAGT, werde ich ehrlich antworten, aber ich muss ihr meine Meinung nicht ständig aufdrücken.


    Oder, anders gesagt: Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal Fresse halten. :D

  • Ugh, ich bin eindeutig zu langsam beim Posten x.x Ich wollte eigentlich darauf eingehen, warum Heucheln "verwerflich" ist bzw. der Unterschied zum Lügen. Im sorry dass ich jetzt so quer einsteige ^^'


    Ich will erstmal abgrenzen zwischen Heucheln und Lügen. Beide sind, da sind wir und doch einig, eine Form, bei der man z.B. bei seinen eigenen Meinungen das Gegenteil oder zumindest etwas anderes meint als man wirklich denkt. Für mich geht Heucheln aber ein Schritt weiter. Heucheln ist, wenn man schon in Richtung Schleimen geht. Oder so gesagt dreht man beim Lügen das Falsche ins Wahre um und bei Heucheln sein eigentliches Desinteresse in Interesse. Also sehe ich da den Unterschied in Tatsache (Lüge) und Handlung (Heucheln).


    Aber kommen wir zum Thema Heucheln und warum viele es verwerflich halten: Wie man von der Definition, die ich so halte (und andere wahrscheinlich anders sehen) entnehmen kann, ist Heucheln in dem Sinne negativ, weil man nicht nur das sagt, was man eigentlich nicht so meint, sondern auch noch mehr tut und dem anderen vorgibt, dass man deutliches Interesse hat und denjenigen dann auch noch in dem Sinne Hoffnung gibt. Ich finde ja schon allein blöd genug, wenn man jemanden anlügt aber dann noch einen drauf zu setzten und vorzuheucheln, dass man ja so interessiert ist, finde ich nicht so toll.

  • Guter Ansatz, Liebes. Kann ich auch verstehen. Aber da kommen wir wieder auf mein Obriges zu sprechen. Dass das immer auf die Person darauf ankommt. Ich will nun nicht behaupten, dass jeder dumm ist, der sich so verarschen lässt.. aber ein gewisses Maß an Erfahrung fehlt, um ne gesunde Menschenkenntniss ausmachen zu können. Und da gibts nen Spruch, den ich persönlich liebe: Ein jeder ist des anderen Lehrer. Wirklich jeder. Egal, ob wir jetzt über ein Kind, nen Erwachsenen oder nen Opa reden. Wir alle können dem anderen noch etwas beibringen, oder dieser uns. Erfahrungen gehören zum Leben, sich verarschen lassen ebenso. Wer sich öfter verarschen lässt als gesund für ihn ist, der ist selber Schuld.


    Sicher ist diese Art negative Heuchelei scheiße (für den Betroffenen) aber andererseits ists wichtig, dass es auch solche Leute gibt. Woher sollten wir sonst aus solchen Situationen lernen?


    Ich zB bin für jede scheiß Lüge dankbar und auch über Dinge, die in meinem Leben passiert sind, die ein jeder normale Mensch als 'nicht gut' oder 'ungesund' oder 'scheiße' bezeichnen würde. Wir beziehen nunmal unsere Lehren daraus, es ist einfach Tatsache. Aus guten wie beschissenen Dingen. Auch in bezug auf gewisse 'Heuchler' und 'Lügner'

  • Zitat

    Original von Skarn
    Ich zB bin für jede scheiß Lüge dankbar und auch über Dinge, die in meinem Leben passiert sind, die ein jeder normale Mensch als 'nicht gut' oder 'ungesund' oder 'scheiße' bezeichnen würde. Wir beziehen nunmal unsere Lehren daraus, es ist einfach Tatsache. Aus guten wie beschissenen Dingen. Auch in bezug auf gewisse 'Heuchler' und 'Lügner'


    Ich würde zwar nicht das Wörtchen "dankbar" benutzen, aber ich sehe es ähnlich. Seit ich so beschissen wurde, hat sich viel in meinem Leben zum Guten geändert. Und so scheiße das damals war, so froh bin ich heute, wo ich ein paar Schritte weiter bin. Aus jedem Mist, der einem passiert, kann man mit mehr Erfahrung rauskommen.
    Happy bin ich aber nicht, wenn man mich anlügt. Aber wenn man eine derart radikale Personist wie ich, hat man eh nicht viele Leute, die das noch können. *g*

  • Ja da muss ich dir vollkommen zustimmen :) Deswegen und auch allgemein wegen meiner Naivität vor gut einem halben Jahr wurden mir die Augen in gewisser Weise geöffnet und deswegen sehe ich Dinge von differenzierten Sichtweisen. Eindeutig gehört es dazu im Leben zu lügen oder gar zu heuchlen und dem selbst zu begegnen um nicht als ahnungloser, volkommen unbekümmerter Idiot zu enden. Hätte ich auf diese Frage vor nem Jahr geantwortet, wäre nur Regenbogen Bullshit rausgekommen.


    Man muss halt Erfahrungen machen, egal wie schmerzlich sie sind.

  • In meinem Fall ist das Thema "Lügen" ein relativ desillusionierendes Kapitel. Ich war als Kind und Jugendlicher stets ein ausufernder Gutmensch und ebenso ein naiver Mensch, so interpretierte die Menschheit mich wohl.


    Ich dachte niemals nur im Traum daran, dass man mich belöge. Jede Phrase und jeden Satz nahm ich hin und interpretierte ihn als die letzte Wahrheit. Sobald es Probleme gab, schluckte ich zudem jede Ausrede als anzunehmende Wahrheit. Ich konnte mir in keiner Weise vorstellen, dass mich jemand anlöge. Das erschien mir als vollkommen bizarr und unrealistisch, dass mich andere Personen anlögen. Ich sah dafür keine Gründe, weil ich mit den Wahrheiten der Welt immer auskam.


    Letztlich waren es dann aber enorme Lügen vieler mir als Jugendlicher im Altern von etwa 16 Jahren in der Schule näherstehender Personen, die mein Leben desillusionierten. So begriff ich innerhalb weniger Wochen, wie naiv und gutgläubig ich doch gewesen war, all die Jahre. Mein Leben erlebte damit eine 180-Grad-Wendung. Ich hinterfragte plötzlich meine letzten Lebensjahre nach bizarren oder anormalen Erklärungen anderer und war ziemlich bestürzt von meiner eigenen Naivität.


    Seit diesem Moment bin ich sehr pessimistisch bezüglich meiner Umwelt. Ich vermute heutzutage wohl eher zu viele als zu wenige Lügen in meiner Umgebung, obgleich ich selbst eher zu nackter Ehrlichkeit tendiere, damals wie heute. Lügen beeinflussten mein Leben sodann nicht auf eine positive Weise, da sie mir ein Stück meiner positiven Seite raubten ...

    Prinzessin Ruto: „Hey, Du! Du bist cool... Ein bißchen mehr als andere... Aber nur ein bißchen!” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Zoras Quelle)


    Prinzessin Ruto: „Als meinen Lohn... gewähre ich Dir meine ewige Liebe! Äh, naja, das würde ich gern, aber ich merke, daß Du an eine andere denkst...” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Halle der Weisen)

  • Interessant, wie sehr hier Lügen verteufelt werden. Ich selbst als guter und regelmäßiger Lügner kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, wenn ich 90% der Fragen, die mir RL gestellt werden, nicht so beantworten würde, wie es mir gerade passt, sondern wahrheitsgemäß, nein, das könnte ich mir nicht vorstellen. Zu Lügen bedeutet doch, strategisch sein Umfeld zu formen, nicht wahr? Nun, so muss ich sagen, die gesamte Freiheit, die ich mittlerweile habe, habe ich mir erlogen, erkämpft. Natürlich, auch die Wahrheit habe ich gesagt, die harte Wahrheit, als Waffe. Mitschwimmen, im Hintergrund manipulieren und Fäden ziehen. Es ist illusorisch zu glauben, dass man Dummköpfen mit Wahrheit und Härte beikommen könnte, Dummköpfe, wie ich sie erlebt habe. Man muss sie nur mit dem füttern, was sie hören wollen, hintenrum verletzen, und schon geben sie Ruhe. Lügen und Heucheln vereinfacht einem das Leben immens, denn wirklich gute Freunde findet man nur in der Schwäche, nicht an der harten Oberfläche des Alltags.


    [SIZE=7]Ich warte auf eure Empörung. <3[/SIZE]

  • Zitat

    Original von Bakuya
    Ich warte auf eure Empörung. <3


    Du Troll, du! :D


    Ich für meinen Teil habe mich auch bewusst gegen Lügen entschieden. Wann das war, weiß ich nicht, aber ich gehe die Richtung schon seit langem... in manchen Fällen passe ich mich aber durchaus den Erwartungen an, die an mich gestellt werden; beispielsweise in klassischen "Hey, wie geht's dir?"-Nachrichten per Skype o.ä. - als ob da irgendwer das wirklich wissen will ^^ Sprich, ich mach beim Smalltalk mit, wie es jeder erwartet, und betrachte das obligatorische "Wie geht's dir? - Gut, und dir? - Joah, alles schick!" einfach als wäre es nie gesagt worden :xugly:


    Davon abgesehen fallen mir im Moment keine Momente ein, in denen ich bewusst oder absichtlich lügen würde. Ich sehe da auch einfach nicht den Sinn; Bakuya beschreibt das jetzt als "Fäden ziehen", aber ich fänd das auch schlicht zu anstrengend, mich immer daran erinnern zu müssen, was ich nun wem gegenüber wie gesagt habe. Hinzu kommt, dass die Wahrheit eigentlich entweder eh nicht wirklich schlimmer ist als eine Lüge, oder aber die Lüge eh irgendwann auffliegen wird - insofern, lohnt sich nicht, mir geht's besser ohne Lügen, und ich schätze mich selbst und auch jeden anderen dafür, wenn er oder sie ehrlich ist.

  • Bei diesem Thema stellt sich natürlich auch die Frage, welche Äußerungen bereits Lügen sind. Dies ist natürlich eine Interpretationsgegenstand, den keiner unterschätzen sollte. Ist es bereits eine Lüge, sich bei einem "Wie geht es dir?" nicht faktisch zu äußern? Ich äußere mich da faktisch und sage nicht, dass es mir gut geht, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht XD.


    Und voilà, das Verschweigen des Folgenden bringt hier wohl auf Dauer sowieso wenig. Wer es also noch nicht gemerkt hatte: Ich sah mich nie als lügende Person an, wenn ich als Jugendlicher oder Kind meine Homosexualität gekonnt in Heterosexualität umdeklarierte, so dass es nicht gelogen, wohl aber weit interpretiert war. Anstelle der Korrektur der Frage von "fester Freundin" zu "fester Freund" nahm ich es einfach in meinem Gehirn als "fester Freund" wahr. Genauso redete ich von Freundinnen und nicht Freunden, änderte Wörter von männlich zu weiblich und so weiter ... ist das nun schon ein Lügen?


    Auch die Frage nach meinen sexuellen Präferenzen beantwortete ich so doppeldeutig, dass sie nicht gelogen war mit einem "Womöglich vielleicht!" Ich konnte mich als Jugendlicher nicht zu solcher Ehrlichkeit durchringen. Erst in der 13. Klasse am Gymnasium traute ich mich eines Tages, vollkommene Offenheit walten zu lassen. Zu meiner Verwunderung, waren die Leute sehr liberal. Es mag wohl auch mit dem im Durchschnitt etwas weiteren Bildungsstand der dortigen Umgebung zu tun haben. Nun denn, jeder soll sich sein eigenes Bild von solchen Situationen machen ...

    Prinzessin Ruto: „Hey, Du! Du bist cool... Ein bißchen mehr als andere... Aber nur ein bißchen!” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Zoras Quelle)


    Prinzessin Ruto: „Als meinen Lohn... gewähre ich Dir meine ewige Liebe! Äh, naja, das würde ich gern, aber ich merke, daß Du an eine andere denkst...” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Halle der Weisen)

    Einmal editiert, zuletzt von Link-90 ()

  • Link-90
    Wenn ich jetzt nichts falsch interpretiert habe (hoffentlich). Ich finds wirklich mutig, dass du dich hier outest. Natürlich in einem Forum wo man so gut wie anonym ist und jederzeit entscheiden kann zu gehen ist so was nicht so ne Herausforderung, doch ich wurde auch schon oft wegen meiner Bisexualität gemobbt (obwohl dieses Forum wohl extrem tolerant ist in diesem Punkt). Weswegen ich den Hut vor dir ziehe. [SIZE=7]Sollte ich was falsch interpretiert haben entschuldige ich mich natürlich dafür. ^^' Will hier ja Niemanden zu nahe treten.[/SIZE]


    Mhm... Lügen ist echt so ne Sache wo ich mir manchmal nicht sicher bin. Ich wurde schon oft in meinen Leben belogen und betrogen, förmlich ausgenutzt und angeheuchelt. So etwas kann ich einfach nicht tolerieren, selbst wenn es hieße, dass ich mich dadurch nicht so entwickelt hätte wie ich jetzt bin. Mir wurden ganze 50 € abgezockt und ständig hat man mir Honig ums Maul geschmiert. Freilich... ich war naiv. Doch das wussten die. Und das machten sie sich zu Gute. Das ist in meinen Augen eine verwerfliche Lüge. Auch wurde das ganze Mobbing in der Hauptschule von einer gewissen Person verdeckt und tot getreten. Was ich damit sagen will? Niemand glaubte mir, dass ich wirklich von so vielen Personen eingezwängt und fertig gemacht wurde, weil das süße Prinzesschen (mit ihrer Schönheit und ihrer ständigen Hilfsbereitschaft) von allen geliebt und gemocht wurde.



    Doch in welchen Fällen lasst sich denn Lügen überhaupt nicht vermeiden? Auch wenns mir ein wenig unangenehm ist, aber na ja, ... Grade in einer Freundschaft will man doch die Freundschaft wahren. Und wenn man nicht fähig ist über seinen Schatten zu springen ist man ja irgendwo gezwungen demjenigen etwas vorzugauckeln. Da frage ich mich immer ob das richtig oder falsch ist? Früher oder später findet jene Person das sowieso heraus. Es ist bloß irgendwie ein bedrückendes Gefühl wenn man weiß, dass man mit drei Worten vielleicht sogar ne ganze Freundschaft zerstören kann. Und das will man ja vermeiden. Ich bin leider schon oft in solchen Zwickmühlen geraten. Manchmal entliebte ich mich auch in dieser Zeit, doch vermeiden kann man solche Situationen auch schlecht. Ist man deswegen gleich ein Lügner? Ich weiß es nicht. *sfz*


    So 'kleine Lügen' sind dann wieder was anderes. Sicher hab ich in der Schule auch versucht mich aus gewissen Situationen zu reißen, doch meist flog ich dann früher oder später sowieso auf. Ich hatte auch ne ziemliche Scheiße gebaut weswegen ich nun mehr denn je ehrlich bin. Nicht nur deswegen weil mein Mobbing auch noch auf einer Lüge basieren soll (wer steht schon gerne als das Opfer und der Lügner da?)


    Es kommt immer darauf an wieviel Gewicht deine Lüge hat. Später ziehst du ohnehin die Konsequenzen daraus. Manche werden nie aufgedeckt. Dann gibt es aber auch wieder so Situationen wo du dir selber schlecht vorkommst wenn du schweigst. Richtig wütend macht es einem doch nur dann wenn man der Angelogene ist und nicht weiß wie man mit der Situation umgehen soll. [SIZE=7]Meine Zusammenfassung.[/SIZE]

  • Exakt, du interpretiertest mich genau in die vorgesehene Richtung ;-). Vielen Dank dir für deine sehr nette Antwort. Da fühlt man sich irgendwie immer gleich erleichtert :D. Das kennst du in deiner Situation sicherlich ebenso, wie ich jetzt einfach einmal annehme ...


    Es mag zwar kein großer Schritt sein, dies hier wieder einmal, wie man es in dieser Position ohnehin ein komplettes Leben lang durchführen muss, zum Besten zu geben, allerdings gibt man sich stets der Gefahr hin, durch einige Personen einsortiert zu werden. Dann folgen erneut Äußerungen der standardisierten Form: "Das sagst du nur, weil du homosexuell bist!" Es ist vollkommen ersichtlich, dass dies nicht stimmt, jedoch lässt sich meine Meinung somit immer sehr gut abwerten. Auf Dauer nennt man dies dann wohl ebenso Mobbing ;-).


    Aber nun komme ich einmal zurück zum Thema dieser Gesprächsrunde. Verwerfliche Lügen sind etwas, das ich selbst niemals praktizierte, jedoch mehrfach erfuhr. Ich bin schockiert, wozu so manche Person fähig ist, wenn es um den eigenen Vorteil gehen mag. Glücklicherweise bin ich für ein Vorgehen solcher Art zu aufrichtig und optimistisch veranlagt. Es ist auch besser so, denn ich bin wohl zu rechtschaffend und gutmenschlich erzogen. Ich stelle meine Ehrlichkeit über meinen Vorteil, wodurch ich durchaus einstecken muss, allerdings komme ich nur so mit mir selbst ins Reine und Feine des Lebens.


    Auf die längere Sicht bezogen müsste ich somit ohnehin all meine Lügen selbst preisgeben. So unterhaltsam es auch erscheint, dies ist exakt der Fall meiner Person. Wenn man Lügen nicht von anderer Seite aufdeckte, so enttarnte ich mich automatisch selbst. Deswegen sind Lügen für mich ungeeignet. Auch im Falle meiner Homosexualität trifft dies folgerichtig zu. Nach einiger Zeit öffnete ich mich für alle, damit waren meine seichten Lügen offen sichtbar ...

    Prinzessin Ruto: „Hey, Du! Du bist cool... Ein bißchen mehr als andere... Aber nur ein bißchen!” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Zoras Quelle)


    Prinzessin Ruto: „Als meinen Lohn... gewähre ich Dir meine ewige Liebe! Äh, naja, das würde ich gern, aber ich merke, daß Du an eine andere denkst...” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Halle der Weisen)

  • Ich denke, jeder Mensch hat schon einmal gelogen und ob es nur eine Notlüge, eine kleine Lüge oder sonst was gewesen war, Lügen sind menschlich und nicht verboten. Wenn man mit dem Schmerz auskommt, ist es doch in Ordnung. Man muss die Konsequenzen daraus ziehen, das ist alles.


    Ich persönlich lüge auch. Öfters, als gewollt. Schlimmer, als gewollt. Ich belüge mich sogar selbst so lange, bis ich der Lüge Glauben schenke und eigentlich weiß ich ja, dass es nicht der Wahrheit entspricht, aber was soll man schon tun? Für mich sind beide... Lüge und Wahrheit einfach nur schmerzlich. Aber wie ich euch kenne, würde wohl gleich jemand herbeieilen und mir sagen, es gäbe doch auch schöne Wahrheiten. Das stimmt, da werde ich gar nicht gegen andiskutieren. Ein Geständnis, die Wahrheit erzählen... ein ganz schön schwieriges Konzept.


    Zurück zum Anfang.

    Zitat

    Wie verwerflich sind zum Beispiel Notlügen? Und vor allem wie seid ihr als Kind damit umgegangen, dass die ganzen (oder die meisten) Geschichten, die euch eure Eltern da verzapft haben eigentlich purer Schwachsinn war?


    Notlügen braucht man eigentlich nicht und doch tun wir es immer und immer wieder. Um sich zu schützen. Um einen besseren Eindruck zu hinterlassen, sollte die Lüge noch nicht ans Licht gekommen sein. Wer gut Lügen kann, ist klar im Vorteil. Ich zum Beispiel lüge zwar viel und ohne großes Bedenken (natürlich gibt es hier Ausnahmen), kann es gewiss, aber manchmal auch wieder nicht. Vielleicht, weil ich es gewohnt bin? Wer weiß~.
    Ach, die guten, alten Kindergeschichten! Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Es kam heraus, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und Ende. Geschenke bekam ich nach wie vor, also gab's dementsprechend keine Probleme. :xugly:

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