Subkulturen

  • Ein Thema, welches es in einer allgemeinen Form hier scheinbar noch nicht gibt...Subkulturen spiegeln, gerade bei jüngeren Menschen, oftmals den "idealen" Lebensaspekt wieder, weil sie sich innerhalb dieser Kreise verstanden und geborgen fühlen. Das dies oftmals (oft, nicht immer) aber nichts weiter als eine Farce ist, wurde bisweilen ebenso bewiesen, wie auch, dass wir eben alle nur Menschen sind. ^^


    Darum direkt zu meinen Anregungen - fühlt ihr euch persönlich in einer Subkultur heimisch? Und wenn ja, warum? Gehen euch Subkulturen am Allerwertesten vorbei? Und habt ihr vieleicht schon einmal extrem schlechte oder extrem gute Erfahrungen mit Anhängern von Subkulturen gemacht? Und vor allem - wie steht ihr allgemein zu Anhänger von Subkulturen? Neigt ihr zu Pauschalisierungen, aufgrund etaiger negativer Erlebnisse? Oder betrachtezt ihr jeden Menschen als Solchen?


    Eure Meinungen würden mich mal interessieren. :)

  • Puh, eigentlich kenn ich mich mit Subkulturen gar nicht aus, das sind jetzt nur eigene oberflächliche Wahrnehmungen:


    Mit Anhängern solcher Gruppen hatte ich bislang immer ganz unterschiedliche Erfahrungen, lässt sich nicht pauschlisieren. Überall gibts wohl tolle und weniger tolle Menschen. Gleiche Ideale zeugen ja noch lange nicht von gleichem Charakter.


    Ich finde es ein wenig seltsam, sich selbst in eine Schublade zu stecken und ein Etikett an die Stirn zu kleben. Wieso müssen erst Gruppen gebildet werden, damit man wo zugehören kann? Aber nunja, solange man sich nicht verbiegt sondern dahinter steht, why not.


    Ich selbst hatte nie das Bedürfnis irgendeine große Gruppe über mich stellen zu müssen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einem das ein gewisses Sicherheitsgefühl gibt, wenn man zufällig gerade sowas wie ein Außenseiter in seiner Umgebung ist.

  • Ich hatte mal diese Phase, wo ich mich sehr für Punk interessiert und damit auch identifiziert habe. Das fing so mit 16 an und war wohl spätestens mit 18/19 auch schon vorbei.


    Den Style hab ich jetzt nicht übernommen (Nieten, Stiefel, die lustigen Frisuren etc), höchstens ein paar T-Shirts mit entsprechendem Aufdruck, aber vor allem viel Punkmusik gehört, Konzerte besucht, in meiner Schule alles mit Antifa Stickern vollgeklebt und mich sehr für Anarchie als Statsform interessiert, unter anderem einige Bücher über das Thema gelesen. Und war natürlich fest überzeugt, dass ich nie wieder irgend eine andere Meinung vertreten werde. :)


    Aber man wird ja doch älter, und auch wenn ich es nicht komplett ablehne, ich hab doch für mich entdeckt, dass es viel mehr Möglichkeiten bietet, sich nicht selbst in eine Schublade zu stecken und auf die eine Weltanschauung zu begrenzen.


    Heute hab ich mit Subkulturen jedweder Art eigentlich nix mehr zu tun, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Es ist schön, wenn man etwas hat, mit dem man sich identifiziert, aber viele Subkulturen, sei es Punk, Skinheads oder Hipster, beinhalten nunmal auch ein "sich abgrenzen". Ich kann dem einfach nichts Gutes abgewinnen, wenn man alles, was nicht zur eigenen Subkultur gehört, per se ablehnt und für schlecht befindet. Dass ich mit diesem Satz natürlich genau das mache (vorverurteilen), ist mir übrigens bewusst und wird von mir gerade einfach mal ignoriert. :)

  • Sehr schöner Thread, auch wenn der Begriff Subkultur eigentlich problematisch ist. Er ist nicht einwandfrei definierbar und außerdem je nach Verwendung positiv oder negativ wertend und daher soziologisch gesehen nicht mehr zu gebrauchen.
    Da es hier vor allem um Jugendkulturen wie Punks und Co. gibt denke ich meint ja trotzdem jeder das gleiche, von daher passt es dann doch wieder ;)


    Den typischen Nerd, gibt es ja bei uns erst zu der Zeit wo ich schon fast mit der Schule fertig war. Ich war aber schon immer ein Hardcore-Gamer und auch PC-affin (daher auch immer für jeden die Anlaufstelle für Fragen) und daher habe ich mich schon als Fan von Games, Technik, Trading Card Games, Anime, Manga, Comics etc. als Nerd begriffen ohne das es das wirklich gab.
    Gleichzeitig habe ich mit 13 angefangen Rockmusik zu hören und mit 14 dann auch regelmäßig auf Konzerte zu gehen. Zeitweise auch fast nur Punk oder mal mehr auf Metal fixiert. Dementsprechend war ich auch sehr lange mit Chucks (bevor sie auch bei Nicht-Punks in waren) Bandshirts, Festival-Bändchen, Nietengürtel, Festival-Bändchen etc. bekleidet. Ich habe mich dieser Rock/Punk-Subkultur auch angehörig gefühlt.
    Viele meiner besten Freunde jedoch waren keiner Subkultur angehörig und hatten wenn man es unbedingt eher in eine Schublade stecken will eher den Hang zum Hip Hop, von daher war ich nie jemand der sich nur in seiner eigenen Subkultur verbarrikadiert hat, was mir gleichzeitig immer offene Augen für Andere gelassen hat; Mal mehr mal weniger.


    Je nachdem wie man es definiert bewege ich mich jetzt auch in einer Subkultur. Durch meine Parteimitgliedschaft und meine politische Aktivität im linken Spektrum und dann noch als Student lebe ich auch in einer Subkultur. Im Grunde genommen kenne ich mehr Vegetarier als Leute die Fleisch essen, viele Veganer und auch in sonstigen Bereichen der linken Politik entsprechend eingestellte Menschen. Gerade wenn ich dann wieder in meiner Heimat im Saarland bin und "normale" Leute um mich rum habe merkt man erst wieder, dass das Umfeld was in Mannheim die Normalität für mich darstellt in Wirklichkeit auf die Gesamtgesellschaft gesehen eine sehr kleine Minorität ist.
    Mit den Lebenseinstellungen die so konträr zu Leitkultur sind ist das definitiv auch eine Subkultur obwohl man jetzt im Gegensatz zu Punks, Hip Hoppern etc. keine Stereotypen festmachen kann.


    Wenn ich meine Erfahrungen mit Subkulturen rückwirkend zusammen fassen will, kann ich eigentlich was ähnliches berichten, was Audi~ in einem anderen Thread sehr schön über Außenseiter geschrieben hat. Obwohl ich eigentlich nie ein Mobbingopfer war (aber auch nie der mit einer riesen Clique oder der große Partyhengst) wär ich ohne meine Ansichten nie zu dem geworden der ich bin. Meine "Nerdseite" hat mich über Filme, Animes etc. zu Arthouse-Filmen, Medienkritik, Philosophie in Filmen etc. gebracht, gleichzeitig hat wurde der Rockfan in mir durch den Punk sehr politisch und gesellschaftskritisch. Beides ergibt für mich zumindest eine sehr gute Synergie wodurch ich sehr offen bin und großes Interesse für Sachen wie Medien, Philosophie, Soziologie, Geschichte, Gesellschaft, Politik etc. habe.


    Das ganze hat aber immer auch negative Seiten. Gerade durch diese Punkphase war ich damals auch sehr vielen abgeneigt und gar nicht offen. Vieles war Kommerz, andere Musik außer Rock per se Scheiße, zeitweise waren alle Komödien Filme für Dumme, Leute die modisch oder so waren waren oberflächlich und Tussen etc. ich habe die Welt für ihren Kommerz, die Oberflächlichkeit und die Außgrenzung Andersdenkender gehasst und war oft trotzdem selbst nicht besser.
    Sehr schön wurde das ganze von South Park-Machern kommentiert. Da sagen die Goth-Kids als Stan einer von ihnen werden möchte: "If you wanna be one of the non-conformists all you have to do is dress just like us and listen to the same music we do".


    Von daher begegne ich Goth, Punks, Hippies, Nerds, Metaler und sonstigen Leute im Nerd-, linksalternativen- oder Rockmusik-Spektrum immer sympathischer (weil ich ja zumindest in einem Thema mit ihnen auf einer Welle liege) als ich vielleicht bei anderen Leuten tue, weil ich mich ihnen irgendwie immer noch zugehörig fühle, doch gleichzeitig kann ich diesen Tunnelblick inzwischen auch einfach nur belächeln.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

    Einmal editiert, zuletzt von _Antiheld ()

  • Auch wenn manche Subkulturen in mir die eine oder andere Interesse wecken und auch mal beeinflüssen können- sei es z.B. nur das Hören der gänigen Musik oder das Vertreten mancher Ansichten - könnte ich es nicht hinnehmen, nur wegen das Ausbreiten meines Interessenfächers in irgendeine Schublade gesteckt zu werden. Einfach weil ich mich meiner eigenen Persönlichkeit beräubt fühlen würde, die doch so viel vielfältiger ist als irgendeine, einzelne Lebenseinstellung.
    Ich selbst lasse mich zumindest ungern an den nicht Licht einlassenden Rand irgendeiner Gruppe kehren und vielleicht als Punk, Hippie, Nerd oder Goth bezeichnen, nur weil ich an irgendetwas aus diesen Szenen Interesse zeige.
    Nun gut, ich selbst - so ist zumindest meine eigene Wahrnehmung - lebe auch nichts soweit aus, dass jemand, der mir auf der Staße begegnet plötzlich sagen könnte "Ah, die hat einen Hang zu Schwarz", "Das Mädchen hört gerne Metalmusik" oder "die ist sich so fein mit mir zu reden", sondern gebe mich so wie ich bin, so individuell, dass es dennoch vielleicht für manche in das Schema des "Mauerblümchen" passt, aber nicht mehr oder weniger.


    Ich selbst habe nichts gegen Subkulturen, aber selbst werde ich mich wahrscheinlich nie in einer so offen bewegen oder sagen wir besser, nie so sehr einnehmen lassen, dass ich für das mich umgebende Allgemeinbild plötzlich nur noch die Kritieren einer Sparte erfülle.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!