Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich BotW hasse. Im Gegenteil, ich hatte sehr viel Spaß beim Spielen und auch etliche Spielstunden darin. Es ist definitiv ein sehr gutes Spiel mit interessanten und gut umgesetzten Mechaniken, die schier grenzenlose Möglichkeiten zu bieten scheinen. Es hat einen tollen Flow und hat in gewisserweise mich auch desillusioniert, was Open World spiele angeht, wenn ich so drüber nachdenke. In einem Sinne, bin mir nicht sicher, ob es positiv oder negativ ist.
Ich glaube, bevor ich BotW gespielt habe, mochte ich Open World Spiele lieber. Danach hat sich einfach was geändert. BotW hat so viel besser und interessanter gemacht und das hab ich in der Form in keinem anderen Spiel mehr gefunden. Danach hat bei mir eine Art Open-World-Sättigung eingesetzt. Ich hab an dem Spielprinzip einfach nicht mehr so viel Spaß, es wird für mich schnell eintönig und ich muss Open-World-Titel schon nach kurzer Zeit wieder weglegen, einfach weil ich keine Lust mehr habe sie weiterzuspielen. Ironischerweise bewegt sich Zelda von eher linearen Titeln weg hin zu offeneren Spielen mit mehr Möglichkeiten und mehr Vielfalt, dabei würde ich mir im Augenblick genau das Gegenteil wünschen. BotW hat den Trend nicht gestartet, das ging schon mit ALBW los, und ich würde es auch nicht als kategorisch als eine schlechte Entwicklung sehen, aber ist halt nicht was ich im Moment will.
Da spielen aber auch andere Sachen rein, z.B. dass ich Open World als "Genre" wenn man so will mittlerweile als ziemlich übersättigt ansehe. Jedes große Franchise und jeder zweite Titel der rauskommt ist mittlerweile Open World und ich finde, Open World geht immer irgendwo zulasten von Stories und als jemand, der gute Stories eigentlich sehr mag, ist das irgendwo traurig. Ich fand BotWs Story auch nicht fantastisch, allerdings - und das muss ich ihr lassen - im Rahmen dessen was möglich war, gut erzählt.
Ich habe knappe 200 Stunden in dem Spiel. Für mich bietet BotW leider nicht mehr soviel Wiederspielwert. Noch mehr erkunden? Irgendwann hatte ich das erkunden satt und war zufrieden.
Das ist es tatsächlich, was ich an BotW in Retrospektive am stärksten bemängeln würde. Ich habe den Wiederspielwert an Zeldaspielen immer geliebt. Irgendwo steckt da natürlich auch Nostalgie mit drin, wenn man ältere Titel wie (bei mir) OoT, TWW oder TP wieder einlegt. Nicht auszuschließen, dass das bei BotW einfach per se nicht mehr gegeben sein kann. Nur... selbst wenn ich die anderen Titel einlege, gibt es immer ganz spezifische Dinge, auf die ich mich freuen kann: Die Dungeons, die Items, die Endbosse, bestimmte Story-Sequenzen oder vielleicht sogar manche Minispiele (fragt mich nicht wieso, ich find das Goronen-Wrestling aus TP cool und finds schade, dass daraus kein eigenständiges Minispiel außerhalb der Mainstory geworden ist).
Bei BotW ist da... irgendwie nicht viel. Oder jedenfalls nichts, wofür ich einen neuen Spielstand anfangen müsste. Und um denselben Progress wie bei meinem ersten Spielstand zu erreichen, müsste ich erstmal wieder viele Stunden Erkundung in das Spiel reinbuttern, die ich eigentlich nicht habe und die mir auch nicht reizvoll erscheinen. Es gibt nichts Neues zu entdecken, an 90% aller Orte war ich schon, die zusätzlichen Krogs reizen mich da nicht genug.
Die Items sind gut, aber quasi gleich von Anfang vorhanden, danach gibt es nur noch leicht Upgrades. Die Dungeons sind... ich weiß nicht. Vom Prinzip her mag ich die Titanen, aber sie sind so simpel gestrickt, dass da nicht wirklich Vorfreude aufkommt. Die Schreine sind okay, aber bieten alle auch keine besondere Erfahrungen und unterm Strich gibt es nur recht wenige Schreine oder Schreinprüfungen, die wirklich für mich herausstechen oder an die ich konkrete Erinnerungen habe. Auch hier - ich kann sie bei meinem ersten Spielstand einfach nochmal machen, wenn ich Bock auf das Rätsel habe (wenn ich sie denn finde). Und was die Endbosse angeht... ich mag die Flüche nicht. Spieltechnisch fühlen die sich wie viermal derselbe Gegner an und machen optisch nicht viel her. Und die Verheerung Ganon ist... ja, ein großer Fluch und die Biestform empfinde ich fast wieder als beleidigend.
Ich denke mir an vielen Stellen: Wenn ich Lust auf BotW habe, verliere ich nicht viel, wenn ich einfach meinen alten Spielstand weiterspiele, ein paar Krogs aufklaube und die Landschaft bewundere. Das ist so eine Erkenntnis für mich, die nach 6-7 Jahren immer stärker durchsickert, und mir klarmacht, dass ich dieselbe Experience wie bei meinem ersten Playthrough von BotW nie wieder kriegen werde. Die Open-World ist Segen und Fluch zugleich - man kann total viel entdecken, aber nochmal Lust hab ich nicht, alles erneut zu erkunden, wo ich doch das meiste schon kenne.
Und das ist eigentlich furchtbar schade. BotW ist kein schlechtes Spiel, aber aus den genannten Gründe leider keine Top 5 für mich.
Was TotK angeht: Ich werde es mir wohl anschauen, wenn ich dazu in Stimmung bin. Bis dahin vermeide ich Spoiler. Spielen werde ich es eh früher oder später, weil Zelda auf der Verpackung steht.