Hmmmm... *Arme verschränk* Eigentlich halte ich mich immer lieber zurück, was solche Themen angeht, aber dieses spezielle hat mich dann irgendwie doch angefixt. Nicht zuletzt, weil es mich irgendwie stört, wie damit umgegangen wird.
Denn das erste, was ich davon mitbekommen habe, war die Welle der Empörung dagegen. Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass da nicht großartig mehr kommt...? Ich hab ein, zwei ganz informative Artikel dazu gefunden und ein YouTube-Video, welches trotz eigener Meinung und nicht ansatzweise dem Anspruch objektiv zu sein, das ganze irgendwie differenzierter dargestellt hat als das meiste, was ich bisher dazu gelesen bzw. gehört habe. (Edit: Siehe den Post von @BlazeFrostdemon. )
Versteht mich nicht falsch, ich finde diese beiden Artikel in dem Gesetzesentwurf auch gelinde gesagt besch...eiden, aber es stört mich irgendwie dass die meisten "Quellen", die durch's Internet geistern und geteilt werden, alles gleich so erscheinen lassen, als ob der Untergang des Abendlandes bevorstünde. Es ist gut, sogar wundervoll, dass sich Leute dagegen auflehnen, Petitionen unterschreiben und für das Thema sensibilisieren - gerade wenn derzeit WM läuft und alle nur Augen für das eine haben - aber irgendwie würde ich mir wünschen, dass im allgemeinen Diskurs etwas differenzierter damit umgegangen würde als "Die Zensurmaschine kommt!!1elf!!".
Was meine Meinung zu den beiden Artikeln an sich angeht: Wie gesagt halte ich die für ziemlich behämmert, so wie sie sind. Dabei hätten sie so viel Potenital!
Über Artikel 11 wird ja eher weniger gesprochen in dieser ganzen Debatte, dennoch möchte ich diesen hier nochmal kurz erwähnen. Denn der ist irgendwie der zum Scheitern verurteilte kleine Bruder von Artikel 13. So etwas wie ein Leistungsschutzgesetz gibt es in Deutschland auf nationaler Ebene bereits. Hat man davon was mitbekommen? Öhm, wahrscheinlich eher nicht. Warum? Weil's ein totaler Flop war. Und ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass das auf EU-Ebene groß anders sein dürfte, selbst wenn er käme.
Und Artikel 13... puh... Zwar wird in dem konkreten Entwurf nichts Explizites von Uploadfiltern gesagt, aber eigentlich ist allen klar, dass genau das gemeint ist. Weil das bei solchen Sachen wie YouTubes ContentID auch so wundervoll funktioniert... (nicht). Algorithmen sind so unfassbar störanfällig und auch wenn sie nicht explizit für Manipulation und Zensur eingesetzt würden - und das will ich an dieser Stelle auch wirklich keinem unterstellen, denn wer das machen würde, der würde ziemlich fix sämtliche Glaubwürdigkeit bis ans Ende aller Tage verlieren - besteht allein darin schon die Gefahr, dass dies unbeabsichtigt passiert. Denn die Uploadfilter werden hauptsächlich in der Kombination, dass von nun an die Plattformen und nicht mehr die User für Urheberrechtsverstöße verantwortlich gemacht werden sollen, so richtig toxisch. Die Gefahr ist groß, dass die Betreiber dann einfach hergehen und in der Angst, dass sie von allen Seiten belangt würden, radikal erstmal alles wegblocken. (Siehe ContentID.) Und das ist, glaube ich, das größere Problem, als dass Betreiber von irgendwelchen Privatblogs und -seiten jetzt auf einmal Angst haben müssten, dass sie von Rechteinhabern zu Tode verklagt würden, wenn sie ein paar Memes oder Fanarts posten. Ich denke mal, ein Milliarden-Konzern wie Nintendo interessiert sich herzlichst wenig dafür, was irgend so 'ne Mini-Fangemeinde in Deutschland in sowas altbackenem wie 'nem Forum macht.
Das, was mich an diesen beiden Artikeln irgendwie am meisten stört, ist einfach dieses ganze Drumherum. Je mehr ich darüber lese, desto mehr bekomme ich den Eindruck, dass Leute durchaus den Willen hatten, etwas Gutes und Brauchbares zu produzieren - und sei es auch nur der Wählerstimmen wegen - aber dann irgendwie weder so wirklich weit gedacht, noch die Mechaniken und Probleme des Internets so wirklich verstanden haben. Der Grundgedanke dieser ganzen Aktion ist super! Das Urheberrecht, wie es bisher ist, ist schlicht outdated, weil es mit der Entwicklung des Internets einfach nicht mitgekommen ist. So viele Leute machen so viel Reibach damit, dass sie ungeschoren den Content von anderen Leuten klauen können, dass es einfach Neuregelungen bedarf. Doch so, wie es aktuell steht, ist es einfach viel zu radikal und macht alles eher schlimmer als besser.
Ich hoffe im Verlaufe der Verhandlungen einfach, dass noch irgendwem auffällt, dass da noch ein wenig (viel) Verbesserungsbedarf besteht. Denn die generelle Idee dahinter ist gut, nur die Ausführung bekäme so allerhöchstens ein "Mangelhaft". Und wenn es keinem der Abgeordneten auffällt - trotz der ganzen E-Mails und Anrufe, die bei ihnen hoffentlich / wahrscheinlich eintrudeln dürften, dann hoffe ich als kleines naives Mäuschen in allerletzter Instanz auf den Europäischen Gerichtshof, denn in den habe ich irgendwie am meisten Vertrauen in der ganzen Angelegenheit. Nicht zuletzt bin ich nämlich in einem der Artikel, die ich gelesen habe, auf einen Satz gestoßen, der mir diese Hoffnung ein klein bisschen bestätigt hat: "Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte 2012 noch entschieden, dass soziale Netzwerke Inhalte nicht per Vorfilter blockieren dürfen." [1]
Und wenn wir schon bei Artikeln sind, dann will ich doch einfach mal ganz frech zwei Artikel verlinken, die ich persönlich ganz gut fand:
https://www.zeit.de/digital/in…uploadfilter-netzfreiheit
[1] https://www.wbs-law.de/urheber…buehren-fuer-links-77566/