Ka ist das Rad, welches die Welt bewegt und wer dagegen aufbegehrt, Mann oder Frau, wird unter ihm zwequetscht werden -
Der dunkle Turm ist das Zentrum des gesamten Multiversums - Alle Welten, alle Zeiten, das Hier und das Dort, das Jetzt und das Dann - Alles findet seinen Anfang und sein Ende im dunklen Turm, dem Angelpunkt, der als gigantisches Gebäude aus schwarzem Stein in der geographischen Mitte von Endwelt liegt. Doch in der letzten Zeit scheint der Turm zu zerbröckeln und von innen heraus zu zerfallen und er droht, alle Welten und alles Dasein mit sich zu reißen, wenn er fällt.
Genau diesen Fall versucht Roland Deschain von Gilead, Der letzte Revolvermann, zu verhindern. Stephen Kings siebenteilige Buchreihe "Der dunkle Turm" beschreibt Rolands Reise durch seine Welt. Er ist der letzte Nachkomme eines uralten, und auf den legendären König Arthur Eld (Pendragon) zurückgehenden, Ordens von Rittern, die Revolvermänner. Nach dem Fall seiner Heimat Gilead, dem grünen Land, zieht er aus, um Den dunklen Turm zu finden, seine Pforten zu öffnen und den in ihm eingenisteten Parasiten, was immer er auch sein mag, zu vernichten, um nicht nur seine, sondern alle Welten zu retten. Das ist sein Ka, sein Schicksal, seine Aufgabe.
Die Bücher sind genial geschrieben und lassen den großen Geist des Meisters erkennen. Und wer Stephen King bisher nur als den König der Horrorliteratur kannte, sollte sich warm anziehen, denn diese sieben Bücher scheinen, auf den ersten Blick, nur ansatzweise in dieses Genre zu fallen. Viel mehr ist es eine rasante Mischung aus Fantasy, Western, Horror und postapokalyptischer Science Fiction. King-Fans werden die vielen Parallelen zu anderen Werken des Meisters feststellen können, die sich nicht nur in den Namen von Orten und Personen sondern auch in vielen Ereignissen wiederfinden. Das alles hat natürlich seinen Grund, denn auf der Reise zum dunklen Turm laufen alle Welten zusammen. Die Welt der Literatur, unsere reale Welt sowie tausend andere verschiedene Universen, die dieses Werk nicht langweilig werden lassen. Ich selbst musste mich beim Lesen ständig fragen: WAS wird sich dieser Mann als nächstes einfallen lassen?
King selbst beschreibt die Geschichte um den dunklen Turm als seinen "Jupiter", sein Magnum Opus, das Werk, um das sich alles dreht. Das bemerkt man unter anderem daran, dass er mit dem ersten Buch, Schwarz im jugendlichen Alter von 19 Jahren gegen 1966 begonnen, und erst im Jahre 1982 veröffentlicht hat, wohingegen der siebte und letzte Roman, Der Turm, im Jahr 2004 fertig gestellt wurde. Ergo stecken beinahe vierzig Jahre von Kings Leben nur in diesen sieben Büchern.
Der Stil ist unvergleichlich und brillant. Die Reihe kann es ohne weiteres mit Tolkiens "Mittelerde" aufnehmen (übrigens finden sich viele Inspirationen durch "Der Herr der Ringe" im Turm-Zyklus, wie der dunkle Turm selbst oder das "Scharlachrote Auge" sowie der "Scharlachrote König", der in den späteren Bänden als Haupt-Bösewicht genannt wird). Oft finden sich Absätze oder ganze Kapitel, die im sogenannten "Stream of consciousness", dem Bewusstseinsstrom, verfasst sind. Diese abstrakten Abschnitte machen das Lesen noch vergnüglicher. Auch die nüchternen und realistischen Beschreibungen, die doch ein bisschen den "Meister des Horrors" erkennen lassen, sind unbedingt lesenswert. Glücksmomente finden sich in der trostlosen Welt, die sich, um es mit den Worten von Roland von Gilead zu beschreiben "weiterbewegt hat", dagegen sehr selten.
Der Protagonist der Reihe, Roland von Gilead, ist, um es einmal freundlich zu formulieren, ein absolutes Arschloch, der für seinen Turm ohne mit der Wimper zu zucken nicht nur seine erste große Liebe Susan, sondern auch seinen Adoptivsohn Jake und seine Mutter Gabriell ans Messer liefert (letztere tötet er sogar selbst). Er ist nicht besonders klug, aber weise, und als letzter Revolvermann selbstverständlich Zeuge des einst strahlenden Reiches, das er hinter sich gelassen hat. Als Leser gelingt es nur schwer, Roland in irgendeiner Weise sympatisch zu finden. Gerade, wenn man ihm einen neuen Hauch zurückgekehrter Menschlickeit anmerken lässt, baut er wieder Mist: So tötet er viele seiner Mitstreiter (oder lässt sie sterben, manchmal sogar mehrmals) oder vernichtet ganze Existenzen aufgrund eines Tarot-Spiels, das ihm einen wagen Hinweis darauf geliefert hat, dass diese Tat ihm dem Turm näher bringen könnte. Seine Bessesenheit zieht sich scheinbar durch die gesamte Reihe und lässt den Leser oft genug an dem stolzen Nachkommen von Arthur Eld zweifeln.
Ich selbst beginne gerade mit Band 5 der Reihe, "Wolfsmond", und kann mich schon wieder kaum davon lösen (und sei es nur, um das hier zu schreiben). Wer also auf düstere Fantasy-Epen voll Heldenmut und Verzweiflung abfährt, sollte sich die Bücher auf keinen Fall entgehen lassen. Hier die Bücher mit Kurzbeschreibung auf Amazon:
Band 01 - Schwarz
Band 02 - Drei
Band 03 - tot.
Band 04 - Glas
Band 05 - Wolfsmond
Band 06 - Susannah
Band 07 - Der Turm
Also, wer die Bücher kennt darf sich hier über sie auslassen (ohne zu spoilern bitte), wer sie nicht kennt kann sich das alles durchlesen und Kommentare abgeben wie "Klingt gut, könnt ich mal ausprobieren!"
What ever, ich hatte einfach mal Lust, diese großartige, leider in Deutschland relativ unbekannte, Buchreihe vorzustellen.
Peace und Liebe
Der Baum