Wann ist man eigentlich realitätsnah?

  • Heißt: Man steht mit beiden Beinen im Leben und ist sozusagen in seiner inneren Mitte.


    Bisher hatte ich von vielen gehört "Wenn man arbeitet", "Wenn man selbstständig ist", "ab einem gewissen Alter" oder auch "Wenn man einfach mit sich zufrieden ist". Da stellt sich mir erst die Frage: Wie nimmt jeder die Realität wahr? Ich für meinen Teil muss sagen, dass es nichts mit dem oben genannten Dingen zu tun hat. Denn wenn man sich seiner Lage bewusst ist muss man nicht unbedingt mitten im Leben stehen. Denn dann wäre es doch für jüngere Menschen nicht möglich auch realitätsbewusst zu sein und ich kenne doch einige jüngere Gesellen, die mehr vom Leben Bescheid wissen als so manch ältere Generationen.


    Hier geht es darum, dass man mit seinem Leben zurechtkommt so wie es ist. So sieht es für mich zumindest aus. Realitätsnah ist irgendwie auch so ein subjektiver Begriff. Das klingt so als wär man von nem Drogentrip losgekommen. Was dann auch wieder heißt, dass nur welche, die geistig total nüchtern sind die Realität als die wahrnehmen können die sie ist. Hängt das dann nicht auch wieder damit zusammen, dass man schon viel über das Leben selbst philosphiert hat und auch einen Teil der Erfahrung gemacht hat? Das würde das Ganze schon wieder ziemlich eingrenzen, denn nicht jedem Menschen gelingt es an solchen Erfahrungen teilzuhaben (die eigene Vorsicht z.B.) Ist man dann nicht auch realitätsnah wenn man gefasster an die Dinge angeht und es nicht für nötig hält von allem eine Erfahrung zu machen?


    Ein - wie ich finde - sehr schwieriges Thema, da man dieses Thema sehr schnell subjektiv angreift, was nicht unbedingt schlecht sein muss, aber gibt es überhaupt ein Überbegriff für dieses Thema? Ich würde mich über einen Diskussionsaustausch freuen. =)



    P.S.: Ein Thema, dass mich übrigens schon seit langer Zeit beschäftigt.

  • "Realitätsnah" ist irgendwie vielleicht der falsche Begriff für das, worauf du hinauswillst... Mich zumindest verwirrt der Begriff etwas gerade.


    Ich glaube, dir geht es doch darum, ab wann man von jemandem sagen kann, dass er sein Leben im Griff hat, oder?
    Was die Wahrnehmung der Realität angeht, tja, das unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, da jeder andere Maßstäbe für sich selbst setzt. Der eine sagt sich, er hat im Leben was erreicht, wenn er dann durch seine Ausbildung durch ist und einen gut bezahlten Job, ein Haus und zwei Kinder hat; der andere ist froh mit halbjährlich wechselnden Jobs, mit denen er sich gerade mal so über Wasser halten kann, und strebt gar nicht besseres an. Ich denke, man braucht schon einen gewissen "Grip" für die Realität, wenn man im Leben auf einen grünen Zweig kommen will. Keinen Ehrgeiz und keine Ziele zu haben führt schnell auf's Abstellgleis, und genauso ist es nicht wirklich förderlich, wenn jemand sich permanent nur Druck und aus jeder Fliege einen Elefanten macht. Mir fällt zu dem Thema spontan mein Bruder ein, der die letzten zwei Jahre 6 verschiedene Jobs hatte, zwischenzeitlich Hartz IV, der es verpennt, Kindergeld zu beantragen, neuerdings Mietschulden hat und der sich immer wieder Ziele setzt ("Ausbildung anfangen", "Job hier", "job da"), die er ohnehin nie einhält. Er ist ein Mensch, den ich tatsächlich als realitätsfern bzw. Träumer bezeichnen würde. Ihm ist nicht bewusst, welches Ausmaß seine Verfehlungen haben (können), und gleichzeitig sind ihm die dadurch entstehenden Nachteile einfach nicht so wichtig. Er braucht kein Geld, um sich neue Klamotten zu kaufen, er braucht kein Kino, generell lebt er sehr spartanisch. ICH wiederum wäre an seiner Stelle todunglücklich.


    Wie gesagt, "realitätsnah" ist hier glaube ich einfach ein irreführender Begriff für eine Diskussion. Ich finde letztlich sollte man die Dinge einfach sehen, wie sie sind; ob man da dann in seinem Leben Risiken eingeht oder nicht bleibt jedem selbst überlassen, solange man sich zumindest ein wenig Gedanken über mögliche Folgen macht.

  • Ich finde Midna hat es eigentlich schon perfekt formuliert.
    Es ist leichter zu definieren, dass jmd realitätsfern ist, als das jmd "Realitätsnah" ist. Ihr Bruder ist also das perfekte Beispiel (wie sie selber ja schon sagt), für jmd, der realitätsfern ist.


    Wie würde ich das aber selber definieren. Für mich hat "Realitätsnähe" nichts damit zu tun, ob man sein Leben im Griff hat, sondern eher, dass man sich keine Illusionen über das Leben macht, nicht Zielen nachträumt, die man nicht mal anpackt. Jemand, der extrem optimistisch ist, der immer nur an das Gute glaubt und sich nicht vorstellen kann, dass jmd ihm oder überhaupt irgendwem etwas Böses will, der ist in meinen Augen realitätsfern.


    "Realitätsnah" sein heißt, wie ich finde, dass man erkennt, wie das Leben wirklich ist, dass es kein rosaroter Ponyhof ist, und dass man was leisten muss, um etwas zu erreichen, sofern man das denn will.
    Ich habe ja schon am Anfang "Desillusionierung" gesagt. (naja, eigentlich nicht direkt, aber so ungefähr^^)

  • Zitat

    Original von Mereko
    "Realitätsnah" sein heißt, wie ich finde, dass man erkennt, wie das Leben wirklich ist, dass es kein rosaroter Ponyhof ist, und dass man was leisten muss, um etwas zu erreichen, sofern man das denn will.


    Der Abschnitt "...dass man was leisten muss, um etwas zu erreichen..." kann man aber auch aus verschiedenen Sichtweisen sehen. Da stimme ich dir zu, keine Frage... Aber was ist mit den Menschen, denen schon von vornherein alles in den Arsch geschoben bekommen? Die "Leistung" in dem Sinne als Leistung sehen, nur mit dem Finger zu schnippen und sich nicht z.B. für ein neues Auto abzurackern wie andere Menschen..!? Ist das dann auch "Realitätsnah"?

    Shouganai.
    Hakuna Matata.
    Bei Nacht sind alle Miezen Schwarz.
    Das letzte Hemd hat keine Taschen.
    Wir alle bluten die selbe Farbe.
    Der Regen fällt auf die Köpfe der Menschen gleichermaßen.
    Kommt Zeit, kommt Rat.



    ;

  • Zitat

    @Akadendoel
    Aber was ist mit den Menschen, denen schon von vornherein alles in den Arsch geschoben bekommen? Die "Leistung" in dem Sinne als Leistung sehen, nur mit dem Finger zu schnippen und sich nicht z.B. für ein neues Auto abzurackern wie andere Menschen..!? Ist das dann auch "Realitätsnah"?


    Ich denke, dass sich Realität immer aus der Sicht der jeweilig Betroffenen definiert. Wenn es für diejenigen, die eben für nichts Mühen aufbringen müssen, angenommen, man erklärt "Mühen" nach unseren Maßstäben (also die Maßstäbe, die ein Fingerschnippen nicht als Leistung einstufen), eine Anstrengung ist, für ein Objekt, das sie begehren, fast gar nichts zu tun, dann ist das ihre Sicht auf die Realität. Was ist schließlich die Wirklichkeit generell? Jeder von uns lernt sie kennen, und damit ergibt sie sich auch unterschiedlich. Die meisten hier, auch ich, stufen die "harte" Realität als eine Welt ein, die oftmals gleichgültig ist und nicht auf die wartet, die sich nicht um das bemühen, was sie sich als Ziel ausgewählt haben. Werden keine Aktionen für den Erfolg getätigt, dann ist der Zug abgefahren, und es wird vielleicht auch keinen derer kratzen, die nun "Fahrgäste" sind (ich hoffe, ich schmeiße hier nicht zu sehr mit Bildern um mich). Damit ist die Ponyhof-Aussage erläutert, zumindest grob. Schaut man sich nun reiche und/oder einflussreiche Menschen an, die ihre Ambitionen weitaus leichter verfolgen können als wir, zeigt sich die Wirklichkeit anders - hier gibt es keinen, und wenn, dann einen im kleineren Kreis stattfindenden Wettbewerb, und selbst bei einer Niederlage müssen keine allzu verheerenden Konsequenzen in Kauf genommen werden, betrachtet man es jetzt mal außerhalb von Sonderfällen. Ein leichteres, möglicherweise sogar zuvorkommenderes Leben als jenes, das wir (schätze ich) hier haben, wir müssen uns tagtäglich mit allen erdenklichen Widrigkeiten herumschlagen.


    Kurz gesagt: die Realität, denke ich, definiert sich für jeden von uns aus dem, was wir über sie/direkt von ihr erfahren haben. Somit variieren auch die Sichten auf die Mühen, die im Leben aufgebracht werden müssen, um etwas zu erreichen; es gibt eben verschiedene Maßstäbe. Für den einen/die eine mag es lästig/auf Dauer ermüdend sein, immer wieder alle Bediensteten zu kommandieren, dieses oder jenes nach seinem/ihrem Willen auszuführen - für den anderen/die andere ist es eine anstrengende Geduldsprüfung, für das erste eigene Auto zu arbeiten. Lange, kraftaufwendig zu arbeiten.


    Ich hoffe, man versteht, was ich meine. Ehem. ^^"

  • Ich mag deine Sichtweise, Regin.
    Vllt sollte man sich mal von dem ganzen Berufsleben, dem Geld und den anderen Alltagsphänomenen entfernen und über den Begriff "realitätsnah" ganz anders philospphieren und die "wahre Realität" suchen.
    In unserem Alltag sehen wir in den Nachrichten oftmals Gewalt, wie Krieg, Amokläufe oder verschiedene Krisen.
    Unser Alltag ist eine Realität. Doch der Krieg ist eine ganz andere Realität. Evtl. sogar die wahre Realität. Die Realität der Menschheit. Wir können den Fernseher abschalten, die Nachrichten ignorieren und können uns alles schönreden. Doch so entfernt man sich dieser Realität. Ich denke, um dieser Realität näher zu kommen, muss man sich damit befassen.
    "Lebe in deiner Welt, doch verstehe die gegenüber"
    Um wirklich realitätsnah zu sein, sollte man nicht nur seine Realität verstehen/leben/darüber philosophieren, sondern sich auch mit der wahren Realität befassen. Das ist schwer zu erklären, aber vllt eine Sichweise, worüber man nachdenken kann.

  • @Mereko/Midna: Ich weiß nicht so recht, doch ich glaube nicht, dass man realitätsfern ist, wenn man sein Leben nicht im Griff hat. Was bedeutet das denn? Das man das macht, was die Gesellschaft von einem fordert? Was andere von einem verlangen? Ich denke, dass nicht jeder für die regelkonformität geschaffen ist, aber dass man das als realitätsnah bzw -fern bezeichnen kann finde ich nicht richtig.


    Es ist das Problem was viele haben, sie müssen für sich einen Weg finden - aber nicht jeder findet ihn. Und bei manch einen der ihn findet, sieht man das einfach nicht, weil es nicht gesellschaftskonform ist. Wobei das häufig auch zu Konflikten führt. Die anderen sehen nur, dass derjenige nicht klar kommt oder klar kommen will und (im schlimmsten Fall!) lehnen ihn ab. Derjenige weiß, dass er die konformität nicht will, wird aber dazu gezwungen. Und dadurch soll er glücklich sein? Ich denke nicht...


    Ich denke sowas wie realitätsferne und nähe gibt es generell nicht. Es gibt nur eine anpassungsfähigkeit an die Umgebung, aus der Glück und Unglück entspringen kann. Und... ist optimistisches oder idealistisches Denken denn so verkehrt?

  • Vyserhad: Nicht unbedingt. Nur finde ich, dass die meisten Realisten (die so hart im Leben und der Gegenwart sind) nicht wirklich die Träumer respektieren, die ihren Träumen hinterher hängen, selbst wenn diese nicht so realistisch sind. Ich selbst hatte damit schon oft zu kämpfen - grade in meiner Familie, da ich doch sehr schnell zum Träumerle werde, doch wurde mir diese Fähigkeit aus keine-Ahnung-welchem-Grund gegeben, selbst wenn das hieße, dass ich nicht immer gut mit meinem Leben klarkomme (auch wenns grade sehr gut aussieht schlitter ich doch oft auf eisiger Bahn). Aber du hast das im zweiten Absatz eh schon so gut beschrieben. Glücklich kann man sowieso nicht werden wenn man sich alles von der Gesellschaft aufzwingen lässt. Ein gutes Diskussionsthema wäre dann das hier [SIZE=7]Ja ich zeig mal den Link, da ich finde, dass das auch ein gutes Thema zum Reden wäre. ^^[/SIZE]


    Zum letzten Satz: Nein, eigentlich nicht, nur ist es schwer als - ich nenns mal so - Andersdenker klarzukommen wenn der Realist (oder auch Arbeitende) ständig idealisiert wird (die meisten vergessen durch diese Haltung meist eh ihr eigenes Privatleben und da frag ich mich echt was daran realitätsnah sein soll :grinning_face_with_sweat: ).

  • Zitat

    Original von LadyThumperGirl
    Vyserhad: Nicht unbedingt. Nur finde ich, dass die meisten Realisten (die so hart im Leben und der Gegenwart sind) nicht wirklich die Träumer respektieren, die ihren Träumen hinterher hängen, selbst wenn diese nicht so realistisch sind.


    Nun als bekennender Realist UND Träumer würd ich das nicht so sagen. Ich denke man kann so wie ich sowohl Realist als auch Träumer in einem sein und daher denke ich auch nciht das Realisten den Träumern immer nur vorwürfe machen jeder hat Träume auch relistisch denkende Menschen.


    Ich habe selber einen "meinen größten Traum" der ist vollkommen unrealistisch aber ich bin realist genug um das zu wissen:XD:. Dennoch Träume ich weiterhin davon und strebe das Ziel an denn allein die Vorstellung der Erfüllung des Traumes beflügelt mich dann auch in anderen Dingen.
    Habe aber auch Träume bei denen ich wirklich sagen kann, dass ich sie mir realistisch gesehen tatsächlich womöglich eimal erfüllen kann. Und hier hilft mir das auch mein realismus ein Gefühl zu bekommen dem Ziel näher zu kommen wenn man was dafür tut und das ist auch echt gut.


    Ich denke Realismus gepaart mit Träumerei ist sehr schön man muss nur wissen damit umzugehen. Und darf nicht in selbstmittleid verfallen nur weil man relistisch gesehen manches nicht erreichen kann.


    Realitätsnah ist denke ich ein Begriff wie schon viele gescheiben haben der für jeden ein wenig was anderes bedeutet. Für den einen ist es schon schwer genug das eigene Leben oder das seiner Familie womöglich Kinder auf die Reihe zu bekommen. Für ihn spielt sich die realität in unmittelbarer umgebung ab, der rest der Welt ist hier unwichtig und wenig von belangen. Man kann sich nicht um alles und jeden kümmern.

  • mMn muss man schon zwischen den Realitäten unterscheiden. Für die Naturwissenschaft ist Realität nur etwas, was man Erforschen kann und in Wechselwirkung mit anderen Dingen steht. z.B. ist ein Stein real: Man kann ihn anfassen, vermessen, wiegen und versuchen, wie er unter verschiedenen einflüssen reagiert. Magnetismus sieht man nicht, doch ist er nachweisbar, ich brauche ja nur nen Magnet und ein kleines Stückchen Eisen. Vll haben wir auf manche Kräfte auch noch nicht die richtige Sichtweise, doch ihre Existenz ist nachgewiesen.


    Dagegen könnte man jetzt die ich sag jetzt mal subjektive Realität setzen, also wie jemand die Außenwelt wahrnimmt. Wenn jetzt jemand behauptet es gäbe die Gesetze der Physik nicht, ist er aus meiner ebenfalls subjektiven Sichtweise fern der Realität, denn die Schwerkraft wirkt ja auch auf ihn. Wenn er jetzt behauptet er wird eines Tages sehr reich sein, nur habe er keine Ahnung wie das gehen soll, dann kann ich nur noch mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten, wie "realistisch" es ist, dass er es erreicht.
    Vermutlich wird er es nicht schaffen, doch genauso gut könnte er einen Lottogewinn haben, oder eine phänomenale Geschäftsidee entwickeln und auch so zu Geld kommen.


    Oder jemand mit Rot-Grün-Schwäche. Er wird behaupten die Sache ist grau, jemand anders sagt aber, dass sie grün ist. Wessen Realität stimmt dann? Die allgemein anerkannte, oder die desjenigen für den sie anders erscheint? Beide benutzen ihren Sehsinn, nur funktionieren sie unterschiedlich. Also haben beide aus ihrer Sichtweise recht.


    Dann gibts noch den Glauben. Für die einen ist Gott real, ein Überwesen, dass auf uns achtet und das es wert ist verehrt zu werden. Die anderen sagen es gibt ihn nicht und das wir selbst auf uns achten sollen.
    Dass sind beides "reale" Sichtweisen, denn durch Befragung kann ich feststellen, dass es sie gibt, doch was jetzt "richtig" ist, existiert ein Gott oder nicht kann nicht nachgewiesen werden.


    Also ist auch Realität einfach eine Frage der Definition des Begriffs.

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