Amazon und die Mindestlöhne

  • Zitat

    Original von Morrissey
    Und wenns um Gerechtigkeit geht...es gibt viele ausgebildete Fachkräfte die heute für 8,50€ arbeiten, warum soll also ein unausgebildeter Hilfsarbeiter in Zukunft das gleiche bekommen??? Gerecht ist nicht, dass jeder das gleiche kriegt, sondern das was er verdient. Natürlich verdienen Frieseure mehr als 4€ die Stunde. Dann müssten wir Alle aber auch das 3 bis 4-fache bei unserem nächsten Haarschnitt auf den Tresen legen.


    Auch wenn´s etwas extrem wäre...ich würd ja am liebsten alle Sozialabgaben abschaffen und somit wäre die Diskussion um Niedriglöhne vom Tisch.


    Das seh ich ja jetzt erst. Bitte was? Gerechtigkeit am Arsch. Ich weiß, ich nehme jetzt das böse böse Wort >Marx< in den Mund, aber es ist schon etwas an seiner kapitalismuskritisch-philosophischen, differenzierten Frage dran, warum der Wert einer Arbeit ausschließlich dem Produkt immanent sei. Auch ein ungelernter Arbeiter, wie du sagst, leistet einen wichtigen Beitrag, genau genommen sagt "gelernt" oder "ungelernt" nichts darüber aus, in welchem Maße er zum Gemeinwesen beiträgt. Und deswegen ist dein Argument, dass ein Mindestlohn für solche nicht gelten solle ("wieso das gleiche bekommen???"), nicht gültig. Außerdem geht es um einen >Mindest<lohn, der eine zumindest existenzsichernde Bezahlung gewährleisten soll, darüber hinaus sind alle Schranken offen und seien wir ehrlich: 8,50 Euro sind auch nicht so besonders viel. Und meines Erachtens ist die Diskussion um verschiedene Gehälter, fernab jeglicher Krisen, durchaus angebracht. Ob es wirklich fair ist, dass ein Werbeheini das Vielfache eines einfachen Bauern verdient, sei mal dahingestellt. So etwas funktioniert nur in einem System, in dem manche Maßstäbe äußerst (!) fragwürdig sind.


    Und wer bistn du überhaupt, dass du offenbar ernsthaft in Erwägung zögest, "alle Sozialabgaben abschaffen" zu wollen? Deine alleinerziehende Mutter, die n Leben lang gearbeitet hat, war wohl noch nie vorübergehend arbeitslos. Nein, du kommst wahrscheinlich aus einem Heile-Welt-Zuhause, wo Mama&Papa das Studium mal locker bezahlen können - denn wer braucht schon BAföG? Dass gerade gut gestellte Familien oft einen größeren Nutzen aus den innerländischen Strukturen ziehen, scheint dir noch nicht in den Sinn gekommen zu sein. Und diese Strukturen funktionieren nur in einem stabilen Gemeinwesen.
    Alter Schalter, so etwas lesen zu müssen, widert mich an.

  • ApothekenHeidi:


    Muss dich enttäuschen ich komm nicht aus einem reichen Elternhaus und ne Uni kenn ich auch nur von Außen. Aber ich glaub halt, dass das Sozialsystem heut schlichtweg nicht mehr funktioniert. Dazu hier ein paar Ausführungen:


    Anstatt zu überlegen wie wir immer mehr Geld aus anderen Tasche ziehen und umverteilen, könnten wir über ein Regelwerk zu spekulieren, mittels dessen ein jeder nach seinen Möglichkeiten, Talenten, Leistungen, insbesondere aber nach seiner Intelligenz gedeihen kann, ohne dem anderen auf den Sack zu gehen und in dessen Portemonnaie zu greifen. Aber bevor ich mit einer ellenlangen Einleitung langweile, fange ich gleich mit der Annäherung an mein persönliches Ideal an. Sozial kann man nur privat sein, zum Beispiel, wenn ich einem Hilfsbedürftigen aus Mitleid und freien Stücken 50 Euro schenke. Der Staat kann jedoch schon logischerweise nicht sozial sein, weil er ja, bevor er “sozial” agiert, dafür jemandem anderen erst etwas wegnehmen muß, ergo asozial agiert. Man kann aber nicht asozial und sozial in einem sein und die Sache einfachheitshalber sozial benennen. Das ist paradox. Desgleichen verhält es sich mit dem Wort Solidarität. Tatsächlich scheinen es viele vergessen zu haben, aber Solidarität ist etwas Freiwilliges und meint nicht einen Akt mit vorgehaltener Pistole. Wenn das Letztere mir mit der Aufforderung, meine Kohle herauszurücken, vor die Nase gehalten wird, dann wird ja nicht an meine Solidarität appelliert. Ich handle nicht solidarisch, wenn ich dann die Kohle herausrücke, sondern habe Angst um meine Gesundheit. Noch etwas: In diesem Text könnte der Ausdruck “Pech gehabt” vorkommen, weil der den Normalzustand des Lebens auf diesem Planeten aufs Vorzüglichste illustriert. Zudem bemißt sich Glück weit weniger an Geld, Annehmlichkeiten oder Freizeit als man denkt. Jeder Staat, der das Shit-happens-Prinzip hundertprozentig ausschalten will, ist einer abnormalen Illusion erlegen und zum Scheitern verurteilt. Früher oder später.


    STEUERN – DAS GELD DER ANDEREN


    Jeder bezahlt 5 Prozent seines Einkommens an den Staat. Das gilt auch für den Gewinn von Firmen. Sämtliche anderen Steuern, Abgaben, Gebühren, Vergünstigungen, Abschreibungen, vor allem jedoch die Steuerprogression werden abgeschafft. Jemand, der 1 Million im Jahr verdient, entrichtet 50tausend Euro an den Staat und derjenige, der es auf 20tausend bringt, tausend Euro. Selbst derjenige, der nur 5tausend im Jahr einnimmt, drückt seine 250 Euro ab. Warum jemand, der viel Geld verdient, prozentuell mehr Steuern zahlen soll als jemand mit niedrigem Einkommen, konnte mir bis jetzt niemand erklären. Soll man etwa schöne Menschen häßlichamputieren, weil sie durch ihre Schönheit im Vergleich zum Durchschnitt bessere Chancen im Leben haben und mehr Fickgelegenheiten bekommen? Widersinnig – weg damit!


    Sämtliche Ausgaben für Soziales werden ersatzlos gestrichen. Familiengedöns (gegenwärtig 250 Milliarden), Harz-IV, Kinder- und Jugendhilfe, Wohngeld, Eltern-und Erziehungsgeld, Alleinerziehendenvergottung, alle sozialen Projekte und schmarotzenden Institute von wegen Armenbericht und Frauen- und Migrantenförderung und so, Alimentierung von Wohlfahrtsorganisationen (mit einer Beschäftigungszahl von unfaßbaren 4 Millionen Menschen), Asylbewerberleistungen, all dies und alles andere, von dem wir nicht einmal ahnen, daß es überhaupt existiert, gibt es nicht mehr. Und da es so ist, findet mit einem Mal eine Reorganisation der Gefühle, Anschauungen und Verhalten der Menschen statt. Vielleicht geht Alexander dann diesen Samstagabend nicht wie üblich in den angesagten Club, sondern zum 72. Geburtstag seines peinlichen, allein stehenden Onkels Werner in Wattenscheid, der immer so kehlig auflacht, aber “dat Alexchen” immer sehr gern gehabt und früher sogar damit geliebäugelt hat, ihm das eine Grundstück in bester Lage zu vererben. Familiäre und verwandtschaftliche Beziehungen verfestigen sich wieder, die einstige “Bürgerversicherung” durch den Staat weicht schlagartig dem fast vergessenen und sehr menschlichen und sehr familiären Modell “sich einander versichern”. Und vielleicht geht dann dem Junkie plötzlich auf, daß er mehr noch von Heroin von einem ganz anderen Stoff abhängig ist, falls er nicht sterben möchte, nämlich von Nahrung, die ihm der Staat früher einmal kostenlos aufgetischt hat.


    Menschen, die ohne Selbstverschulden in bittere Not geraten sind, werden bei ihren Eltern, Geschwistern oder Verwandten einquatiert, soweit diese überhaupt existieren und über ein normales Einkommen verfügen. Dann hört auch schlagartig die Diskussion darüber auf, ob sie zu faul zum Arbeiten sind oder nicht, denn ihre Lieben werden ihnen schon genug Druck machen, damit sie wieder einer Beschäftigung nachgehen und ganz schnell verschwinden. Es geht darum, die Anonymisierung des Notleidenden aufzuheben, damit jeder sich persönlich überzeugen kann, ob überhaupt notgelitten wird oder nicht. Denn im Grunde besitzen fast alle Menschen ein großes Herz, und wenn dieses Monstrum namens Staat sie nicht permanent ausplünderte, würden sie sich gegenseitig helfen, ob privat oder über irgendwelche Stiftungen.


    Sämtliche Subventionen werden ersatzlos gestrichen, als allererstes für die Landwirtschaft. Die reichsten Menschen sind in diesem Land weder Unternehmer noch Bänker noch Manager noch Fußballer, sondern Bauern. Sie verfügen über drei Viertel des Grundbesitzes in Deutschland, und es ist ein schier mittelalterlicher Anachronismus, daß ein Land, dessen Wohlstand fast zur Gänze auf technischen Errungenschaften basiert, noch Landwirtschaft auf Kosten der Allgemeinheit betreibt. Fahrt mal zwei Stunden über die Autobahn und schaut zwischendurch immer wieder nach links und rechts. Alles, was ihr dort sehen werden, gehört zu Dreivierteln Bauern, und wenn auf diesen Dreivierteln Windräder und Solarpanele stehen oder Raps angebaut ist, kassiert der Bauer bei Ihnen über den Strom- und Spritpreis nochmal extra ab. Bauer oder gar Bio-Bauer, die das Dreifache an Subventionen abgreifen, ohne daß ihr Zeug besser schmeckt oder nachweislich “gesünder” ist, mag sein, wer will, aber bitte auf eigene Rechnung.


    Sämtliche Umweltgesetze, die nach 1975 ins Gesetzbuch geschrieben wurden, werden ersatzlos gestrichenn. Alles, was danach in dieser Sache an Änderungen und Hinzufügungen folgte, beruht darauf, daß man die Panikpropaganda, vor allen Dingen jedoch die faustdicken Lügen einer einzigen und sehr kleinen Partei, nämlich die Grünen, für bare Münze nahm bzw. von linken Medien dazu genötigt wurde, so zu verfahren.


    Die Beamtenschaft wird komplett abgeschafft. Man braucht Beamte und öffentliche Angestellte deswegen nicht mehr, weil alle Aufgaben des Staates bis auf Polizei und Justiz privatisiert und an kommerzielle Hände übergeben werden. Selbst Ausweise und Pässe erteilen dann unter gesetzlichen Vorgaben Privatfirmen. Mercedes Benz baut seine Autos auch dergestalt, daß sie den Anforderungen des Technischen Überwachungsvereins entsprechen. Wieso sollte es anderen “Produkten” wie Wasserversorgung und dergleichen, welche gesetzlichen Regelungen unterliegen, anders ergehen? Ich habe nie verstanden, weshalb ein Beamter weniger habgieriger und weniger krimineller sein sollte als, sagen wir mal, mein Metzger. Nur weil der Beamte ein Gehalt über dem Durchschnitt bekommt und unkündbar ist? Daß ich nicht lache! Die Zeitungen sind voll von Gestalten, die das Tausendfache eines Beamten verdienen und ebenfalls unkündbar sind, weil die Firma ihnen gehört, und trotzdem Betrügereien in Milliardenbereich betrieben haben.


    Das Arbeitsamt wird aufgelöst und damit auch der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung. Wer sich gegen Verdienstausfall versichern lassen möchte (bezahlt wird heute sowieso nur noch für ein Jahr), kann es privat tun, und derjenige wird sich wundern, daß solch eine Versicherung auf wirtschaftlicher Basis nicht einmal die Hälfte von der Summe kostet, die er monatlich diesem Arge-Moloch in den Rachen schmeißen muß. Eine Arbeitsagentur ist nichts anderes als so etwas wie ein Reisebüro, es geht um die Vermittlung einer Dienstleistung, in diesem Falle der Arbeit. Also, weg mit Schaden! Und keine Sau wird irgendwelche sinnlosen Umschulungsmaßnahmen und Sackhüpfenkurse für Analphabeten vermissen.


    Staat und Religion werden streng voneinander getrennt, die Kirchensteuer wird abgeschafft. Es ist verboten, weitere Sakralbauten zu errichten, ob Kirche oder Moscheen. Kein klar denkender Mensch wird ja wohl im heutigen Deutschland auf die Idee kommen, noch eine Kirche hinzustellen, nicht einmal die Katholische Kirche selbst. Wir sind eine durch und durch säkularisierte Gesellschaft, und derjenige, der mit Religionsfreiheit und in deren Folge mit dringend benötigten Bethäusern argumentiert, tut es in Wahrheit nur, weil er eine religiöse, also gegen unsere Lebensform ausgerichtete Gesellschaft anstrebt. Brauchen wir nicht, Pech gehabt!


    Die sogenannte "Ausländerproblematik" erledigt sich von selbst. Da es ja diesen magische Keine-Arbeit-trotzdem-Geld-Apparat nicht mehr gibt, arbeiten die Ein- und Zugewanderten entweder mit uns zusammen und werden nach ihrer eigenen Fasson glücklich oder sie sehen zu, wo sie bleiben.


    Es geht mir nicht darum, mich über Schwache, Abhängige und mehr Pech-gehabt-Habende als ich zu erheben. Es geht mir nur darum, die Idee der Freiheit und des Individualismus hochzuhalten, die in einer materiellen Welt leider nun einmal zuvörderst über das Wirtschaftliche funktioniert. Ein kleiner Hinweis noch: Ihr braucht euch vor den oben angekündigten Maßnahmen nicht zu fürchten. Wenn dies alles tatsächlich einträfe, würden wir automatisch das Doppelte unseres jetzigen Gehalts verdienen und wären sowas wie reich. Ersten hat ein Durschnittsverdiener zwischen 350-450€ mehr in der Tasche, weil Sozialabgaben wegfallen und der Arbeitgeber spart auch imens ein (da er den 50%-igen Anteil der Sotialabgaben nicht mehr zahlen muss) somit der Lohndurschnitt allgemein ansteigen würde. Es ist immer besser auf sich selbst zu vertrauen, als irgendwelchen Politikern, die mit ihrer Umverteilungsscheiße uns zu blenden versuchen.
    Und wer jetzt fragt: "Was wird aus den Armen und Hilfsbedürftigen?" Den wirklich Armen hilft der Sozialstaat einen Scheiß, sondern nur der Soziallobby (größter Arbeitgeber Deutschlands).


    Zur Rente:
    Die Altersversorgung ist keine Erfindung von Otto von Bismarck, sondern es gab sie bereits bei den alten Römern. Altgediente, verdienstvolle Legionäre bekamen vom Staat ein Stück Land überlassen, das sie zum eigenen Nutzen bewirtschaften konnten. Hier liegt jedoch der große Unterschied zur Rente oder Pension unserer Zeit. Die Alten bekamen kein Gehalt, sondern die Gelegenheit, sich bis zu ihrem Tod selber zu behelfen. Denn gleichgültig, welchen Namen man dem Kind gibt, ob Rente, Pension oder Ruhegeld, in Wahrheit handelt es sich bei der heutigen Altersversorgung jeglicher Gestalt um ein festes monatliches Einkommen fürs Nichtstun (unwichtig, ob verdient oder nicht). Und das kann über kurz oder lang nie und nimmer funktionieren. Nun mag man einwenden, daß die Alten einmal selber jung waren und in die Rentenversicherung oder in ein vergleichbares Versicherungssystem eingezahlt hätten bzw. der Staat es für sie getan hätte. Großer Denkfehler! Das war in der Vergangenheit, und die Vergangenheit ist toter als ein toter Pharao. Es ist kackegal, wer in der Vergangenheit wie viel abgedrückt hat, die Kohle muß heute generiert werden, auch für die privaten Pensionsfonds übrigens. Höre ich da wieder Buhrufe und was von “Betrug!” und “Unrecht!”? Ja, ja, ungerecht ist es schon, nur was ist schon gerecht im Leben?


    Für diejenigen, die es noch nicht kapiert haben: Selbst eine Kleinstrente, schon gar aber eine dicke Pension muß stets von den Aktiven erst einmal erwirtschaftet werden. Heute! Das ist schlechterdings unmöglich. Ich will hier nicht mit irgendwelchen Rentenmodellen langweilen, schon gar nicht mit irgendwelchen Männchen-Grafiken, um zu illustrieren, wie viele Aktive gegenwärtig und erst recht in der Zukunft, in der sowohl die Lebenserwartung als auch die Anzahl der Ruheständler steigen werden, für eine Rente/Pension arbeiten müssen. Aber so über den Daumen gepeilt muß jeder Aktive für einen Nichtaktiven aufkommen und zusätzlich zu seinem Einkommen auch dessen Ruhegeld verdienen.


    Warum merke ich denn davon jetzt nix? Ganz einfach, weil es da einen Zaubertrick gibt: Schulden! Zu der Kohle, welche die Rentenversicherung über Beiträge milliardenfach eintreibt, bezuschusst der Staat die monatlichen Überweisungen an die Alten mit bis zu 40 Prozent, mit steigender Tendenz. Das Geld hat der Staat natürlich nicht, und deshalb macht er es über Schulden. In dieser Rechnung sind jedoch nicht künftige Pensionisten berücksichtigt, für die man in den folgenden Jahren nochmal schätzungsweise eine Billion zusätzlich wird herbeischaffen müssen. Dafür hat der Staat nicht einmal einen Cent zurückgelegt. Früher oder später wird also diese Lügenblase platzen, und evtl. sogar Leute in meinem Jahrgang werden es noch erleben. Wir rekapitulieren: Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, daß man zu seinem eigenen Gehalt noch ein zweites erwirtschaften kann. Wer da meint, aber so ein Durchschnittsrentner bekommt ohnehin nicht viel, der sollte sich durch den Kopf gehen lassen, ob er auf zirka 1200 Euro im Monat verzichten kann, wenn die Rechnung wie in der jetzigen Form nicht getürkt wäre. Und an Schulden stranguliert man sich über kurz oder lang gewiß.


    Sowas wird alles natürlich niemals passieren, aber man kann ja mal drüber nachdenken. Kein Grund angewidert zu sein liebe ApothekenHeidi

  • @ Morrissey


    Um einfach nur zu trollen hast du dir da ein bisschen viel Mühe gegeben, deswegen kommentiere ich das mal.


    Wenn ich manche deiner Gedanken zu Steuergerechtigkeit, Schulden- und Rentenproblematik auch verstehen kann, ist das meiste von dem, was du schreibst, natürlich blanker Unsinn. Ohne dir zu nahe treten zu wollen muss man das leider so sagen.


    Zuerst willst du alle Stellen in den Sozialsystemen streichen (und die gesamte Beamtenschaft), womit du Millionen neue Arbeitslose schaffst, die nun aber von keinem Sozialsystem mehr aufgefangen werden. Vollbeschäftigung ist ohnehin nie möglich, d.h. selbst ohne diese zusätzlichen Menschen, Arbeitslose gibt es immer. Von Arbeitsunfähigen noch gar nicht zu reden.
    "Jedem wird halt von der Familie geholfen" ist natürlich schön gesagt, faktisch aber überhaupt nicht möglich. Wenn die Eltern selbst kaum genug haben, um über die Runden zu kommen, wie füttern die noch ihren invaliden Sohn durch? Oder jemand hat keine lebenden Verwandten mehr. Was dann? "Soll er doch arbeiten!" Wo? Woher zauberst du die Millionen neuer Stellen?
    Oder alle, die keine Angehörigen haben, in dafür geschaffene Wohnheime stecken? Und wer finanziert die wieder, wenn nicht die Öffentlichkeit? Oder lassen wir alle verhungern?
    Oder die Passage mit dem Großvater. Schön, wenn der ein "Grundstück in bester Lage" hat, das er dem lieben Alex vermachen kann. 90% der Menschen haben das nicht. Was vermacht die 80jährige Witwe in ihrer 25qm-Wohnung ihren 5 Enkeln?


    Die Rente streichen? Die Alten sollen sich "bis zu ihrem Tod selber behelfen"? Haha! Mal gesehen wie der Rücken eines Dachdeckers nach 40 Jahren Arbeit aussieht? Oder einer Krankenschwester? Die freuen sich aber, mit 70 noch den Spaten in die Erde stechen zu dürfen.
    Und auch wenn du jemandem, der über sein gesamtes Arbeitsleben in die Rentenkasse gezahlt hat, seinen Anspruch auf Rente aberkennen willst ("ist ja Vergangenheit"), so funktioniert die umlagenfinanzierte Rente.
    Natürlich kommen da wegen alternder Bevölkerung noch genug Probleme auf uns zu, aber die Rente zu streichen kann ja wohl nicht dein Ernst sein.


    Auch für Umweltschutz gibt es gute Gründe, selbst wenn man den Klimawandel, den du scheinbar auch anzweifelst, außen vor lässt.


    Außerdem scheinst du anzunehmen, alle Bauern und Landwirte dieser Republik würden in Geld schwimmen. Genug Bauern, besonders kleinere, können sich schon mit Subventionen kaum über Wasser halten.


    Ich nehme jetzt nicht auf jeden einzelnen Punkt Bezug, aber was dir ja vorschwebt ist die komplette Abschaffung des Sozialstaates und vollständige Privatisierung sämtlicher Lebensbereiche. Ein Blick über den Atlantik in die USA oder gen Osten in die VR China verrät, wie es in Staaten ohne umfangreiche Sozialsysteme um die Ärmsten bestellt ist.
    Es ist eine Illusion, in einer komplett freien und privatisierten Marktwirtschaft könnten alle Menschen den selben Lebensstandart genießen. Und das liegt nicht daran, dass manche Menschen eben zu faul und selbst Schuld an ihrem Unglück sind. Von der Denkweise solltest du dich auch entfernen.


    Und weil ichs grad noch sehe, Kinder- und Jugendförderung soll auch gestrichen werden. Damit schießt sich eine Gesellschaft doch nur selbst ins Bein. Gerade diese Bereiche sind so ziemlch die wichtigsten, in denen der Staat aktiv werden sollte.

  • Tja so siehst du das halt. Mir ist schon bewusst das dies alles ne Utopie ist. Aber halt meine Sicht.


    Nach einem Beitrag wie deinem, ist nun mal mit starkem Gegenwind zu rechnen. Den dann mit "Ist halt miene Ansicht" abzutun, ist nicht gerade diskussionsfördernd. Gib dir doch bitte mehr Mühe auf die Gegenargumente deiner Mitmenschen einzugehen.
    ~Mereko

  • Um ApothekenHeide Arbeit zu ersparen nehme ich mich diesem Post auch einmal an.


    Zitat

    Original von Morrissey
    Warum jemand, der viel Geld verdient, prozentuell mehr Steuern zahlen soll als jemand mit niedrigem Einkommen, konnte mir bis jetzt niemand erklären.[...] Widersinnig – weg damit!


    Ich bin froh es dir dann erklären zu können. Das ganze hat 2 Gründe. Einer ist eher ideologisch zu betrachten. Ab einem gewissen Betrag führt mehr Geld nicht zu mehr Glück, Konsum oder sonst irgend etwas sondern nur zu mehr macht. Ich weiß nicht wie es mit dir aussieht, aber ich bin für Demokratie und Machtanhäufung durch Kapitalanhäufung ist tiefst antidemokratisch. Weiterhin zeigst du damit, dass du von unserem Geld und Zinssystem absolut gar nichts verstehst. Ich lasse mal weg wieso das ganze System sowieso zum Scheitern vorurteilt ist und sich daher immer Zyklisch selbst neustarten muss (Krise in den 20er Jahren und jetzt wieder eine neue). Je mehr Geld du hast je mehr Zinsen bekommst du. Das muss aber jemand anders erwirtschaften, sprich die kleinen Arbeiter die meist verschuldet sind. Zu viel Geld an einer Person heißt einfach, dass sie ohne arbeiten in einem übermäßigen Maße Mehreinkommen bekommt, was einfach konträr zum System ist. Daher müssen um dieses sowieso mangelhafte Geld und Wirtschaftssystem zu erhalten, Besitzstände abgeführt werden wenn sie zu groß sind.
    An dieser Stelle könnte ich jetzt noch mit meinem politischen Ansichten und Erklärungen zu Gerechtigkeit kommen, aber das ist Meinungssache und die kommt später.


    Zitat

    Original von Morrissey
    Sämtliche Umweltgesetze, die nach 1975 ins Gesetzbuch geschrieben wurden, werden ersatzlos gestrichenn. Alles, was danach in dieser Sache an Änderungen und Hinzufügungen folgte, beruht darauf, daß man die Panikpropaganda, vor allen Dingen jedoch die faustdicken Lügen einer einzigen und sehr kleinen Partei, nämlich die Grünen, für bare Münze nahm bzw. von linken Medien dazu genötigt wurde, so zu verfahren.


    Ich habe nicht die Kompetenz, hier über CO2 Emissionen und Klima zu reden, aber was ist denn mti den ganzen Flüssen die verdrecken, den Atommüllgesetzen etc. Wenn du denkst Öl im Fluss und Atommüll in einer stinknormalen Halle sind keine Schädigung der Umwelt, dann hast du keine Ahnung. Das sind nur die offensichtlichsten Fälle. Alles was mit CO2 und Klima zu tun ist streitbar und ich bin kein Spezialisist, aber ein Großteil der Umweltgesetze hat damit nichts zu tun. Ich wohne in Mannheim, dort grenz Ludwigshafen die BASF Stadt an. In manchen Viertel stinkt es da immer noch so, dass es nicht zumutbar ist. Das war früher noch viel schlimmer...


    Zitat

    Original von Morrissey
    Die Beamtenschaft wird komplett abgeschafft. Man braucht Beamte und öffentliche Angestellte deswegen nicht mehr, weil alle Aufgaben des Staates bis auf Polizei und Justiz privatisiert und an kommerzielle Hände übergeben werden. Selbst Ausweise und Pässe erteilen dann unter gesetzlichen Vorgaben Privatfirmen. Mercedes Benz baut seine Autos auch dergestalt, daß sie den Anforderungen des Technischen Überwachungsvereins entsprechen. Wieso sollte es anderen “Produkten” wie Wasserversorgung und dergleichen, welche gesetzlichen Regelungen unterliegen, anders ergehen? Ich habe nie verstanden, weshalb ein Beamter weniger habgieriger und weniger krimineller sein sollte als, sagen wir mal, mein Metzger. Nur weil der Beamte ein Gehalt über dem Durchschnitt bekommt und unkündbar ist? Daß ich nicht lache! Die Zeitungen sind voll von Gestalten, die das Tausendfache eines Beamten verdienen und ebenfalls unkündbar sind, weil die Firma ihnen gehört, und trotzdem Betrügereien in Milliardenbereich betrieben haben.


    Das es Korruption gibt ist klar, das gibt es in beidem gleichermaßen. Aber zum Beispiel ein Lehrer ist staatlich geregelt, damit er nicht nach der Propaganda einer Firma unterrichtet, sondern von der Wirtschaft unabhängig Bildung bieten kann. Das auch dort Defizite herrschen sind klar, ich studiere Lehramt, das musst du mir nicht sagen. Jedoch wird eine Firma immer für ihren Vorteil lenken, was die öffentliche Hand eben verhindert.
    Warum das Wasser nicht privatisiert werden soll ist klar. Schau dir doch die Städte in Spanien und Frankreich mit privatisiertem Wasser an, der Preis steigt um 400% und das Wasser ist voller Chlor, um die Verunreinigung durch schlecht gewartete Rohre zu verdecken. Das ist faktisch überall so. Schau dir doch die Stromkosten seit der Privatisierung an. Bei sowas ist öffentlich Hand am besten. Noch besser als staatliche Regulierung ist es hier die Gemeinde direkt daran arbeiten zu lassen. Die Gemeinden die ihren Strom selbst herstellen haben die billigsten Strompreise. Gleichzeitig ist die Stromfirma vor Ort und die Bürger vor Ort können mit Bürgerinnitiativen Korruption direkt verhindern, da es weder der Große Staat noch die große Firma ist gegen die man sich gar nicht auflehnen kann, sondern der Nachbar.


    Zitat

    Original von Morrissey
    Es geht mir nicht darum, mich über Schwache, Abhängige und mehr Pech-gehabt-Habende als ich zu erheben. Es geht mir nur darum, die Idee der Freiheit und des Individualismus hochzuhalten, die in einer materiellen Welt leider nun einmal zuvörderst über das Wirtschaftliche funktioniert. Ein kleiner Hinweis noch: Ihr braucht euch vor den oben angekündigten Maßnahmen nicht zu fürchten. Wenn dies alles tatsächlich einträfe, würden wir automatisch das Doppelte unseres jetzigen Gehalts verdienen und wären sowas wie reich. Ersten hat ein Durschnittsverdiener zwischen 350-450€ mehr in der Tasche, weil Sozialabgaben wegfallen und der Arbeitgeber spart auch imens ein (da er den 50%-igen Anteil der Sotialabgaben nicht mehr zahlen muss) somit der Lohndurschnitt allgemein ansteigen würde. Es ist immer besser auf sich selbst zu vertrauen, als irgendwelchen Politikern, die mit ihrer Umverteilungsscheiße uns zu blenden versuchen.
    Und wer jetzt fragt: "Was wird aus den Armen und Hilfsbedürftigen?" Den wirklich Armen hilft der Sozialstaat einen Scheiß, sondern nur der Soziallobby (größter Arbeitgeber Deutschlands).


    Mit dem Absatz stellst du ja alles andere sowieso als lächerlich dar. Gerne kannst du für dich selbst dein sozialdarwinistisches Menschen- und Gesellschaftsbild haben, aber dann propagierst du noch für ein Modell das es nicht gibt, wie die Gesellschaft dann konkret in Zahlen besser wird, wenn sie sich so ändert wie du es dir in deinem Kopf ausmalst :rolleyes:


    So nun noch eine Allgemeine Antwort:


    Die Schulden sind nicht da, weil wir uns das Sozialsystem nicht leisten können. Andere Länder wenn man sich zum Beispiel die Schweiz oder auch Skandinavien anschaut, bei denen funktioniert das ganze viel besser, obwohl unser Bruttoinlandsprodukt pro Kopf viel höher ist. Natürlich kann 1 Job sich selbst und noch 1 Gehalt finanzierne. Heute erarbeitet ein Bauarbeiter bestimmt 10 mal so viel wie vor 50 Jahren, ein Bauer genauso. Wir haben solch eine hohe Produktionssteigerung, dass wir das alles locker querfinanzieren können. Problem ist, das den Reichen nicht genug in die Tasche gegriffen wird. Du wirst es vielleicht als Linke Propaganda sehen. Doch trotz Überalterung (sprich immer mehr Retnern im Vergleich zu erwirtschaftenden Personen) und Bevölkerungsschwund erwirtschaftet die komplette deutsche Wirtschaft mehr als früher auch nach der Bereinigung der Inflation. Trotzdem geht die so oft zitierte Schere zwischen arm und reich immer mehr außeinander, das liegt daran, dass zu viele Steuern gesenkt werden.


    Natürlich kann der Staat an 1000 Stellen einsparen, wenn du dir mal den Religions-Thread durchliest siehst du, das wir da z.B. auf einer Linie sind. Wenn aber mehr Geld bei denen unten ankommst liegt es daran, dass es die oben anhäufen das ist Fakt.


    Nun sind weltweit gesehen die Resourcen begrenzt und das Wachstum auch nicht expotential. Das heißt wenn man als Menschheit weltweit Armut, Gewalt, Sklaverei, Menschenhandel, Hunger etc. beseitigen will muss man umverteilen. Wenn man einen gewissen Mindeststandart in Deutschland erreichen will auch.


    Wenn man das Sozialsystem wie du es vorschlägst kürzen würde und alle Sozialabgaben entfernt kommt es nicht, zu einer Familiensolidasierung sondern zu Bürgerkriegen. Die Leute die ohne den Staat nicht leben können und die auch nicht von der Familie aufgefangen werden gehen in die Millionen, die werden nicht verhungern wenn man es ihnen wegnimmt sondern sich das nehmen was sie zum Leben brauchen. Was auch passieren kann und wem sich die abgehängten dann auch anvertrauen hat man 1933 bis 1945 gesehen. Noch ein Beispiel ist Griechenland. Die sozialen Einsparungen verschlechtern Griechenlands soziale Lage sogar noch. Das führt zu regelmäßigen Massendemonstrationen mit Gewaltausschreitungen und wir sind jetzt erst am Anfang. Spanien zieht jetzt mit den selben Verhältnissen hinterher.


    Zu den Schulden. Es gibt weltweit mehr Schulden es Geld, das heißt niemals können alles Schulden bei allen abgezahlt werden und trotzdem haben die Leute noch Besitz. Das ist der Fehler im System, das kannst du überall nachlesen. Daher das Zitat von Henry Ford: "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh".


    Was ich noch zu den Aufgaben eines Staates sagen möchte. Die Aufgabe des Staates ist es ein ziviles Leben zu ermöglichen. Dazu gehört nicht wie du denkst nur die Justiz die dich bei Gesetzesbrüchen bestraft. Erst einmal stellt dieser die Infrastruktur her, das sind nicht nur Straßen. Das ist auch Wasser, (war auch Post, Telefon, Bahn, Strom, Gas und bei all diesen Beispielen ist die Privatisierung schlechter für den Bürger), Bildung, Krankenhäuser alle sonstigen öffentlichen Einrichtungen und viel mehr (Keine Privatfirma würde auch nur eine Straße aufs Land ziehen, womit das Land noch mehr ausstirbt und eine Überbevölkerung der Städte erfolgt, wie in allen Ländern mit mangelnder Infrastruktur). Weiterhin ist Chancengerechtigkeit ein wichtiger Faktor, auch wenn du nicht aus der Oberschicht kommst scheinst du eine normale Erziehung genossen zu haben. Für alle Kinder sollen alle Bildungswege offen stehen, eine gewaltfreihe Erziehung möglich sein und vieles mehr. Da könnte ich an vielen Stellen weitermachen und meiner Meinung nach soll der Staat bzw. die gemeinde und die öffentlich-rechtliche Hand viel mehr übernehmen.


    Schau dir doch einmal die Länder an, die eher in der Richtung funktionieren wie du das siehst. Einmal die USA oder auch die ganzen Schwellenländer, die Armut ist dort viel höher und aufgrund dessen weniger Chancengleichheit, mehr Gewalt und Kriminalität und eine niedrigere Lebenserwartung. Es wird vollkommene Freiheit propagiert, vom Tellerwäsche vom Millionär und jeder kann es schaffen. (Fast) jeder, aber nicht alle gleichzeitig, dass lässt die Strukturierung des Systems nicht zu.
    Die Länder in denen die Leute am glücklichsten sind, sind die skandinavischen Länder. Diese haben einen hohen öffentlichen Beschäftigungssektor und die höchsten Steuersätze. Auch die Reichen sind dort glücklicher und flüchten nicht massenhaft. Denn wenn der Staat für ein gutes Mindestniveau an Chancen und Einkommen für alle sorgt, kann sich auch jeder frei und unabhängiger entfalten.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

    2 Mal editiert, zuletzt von _Antiheld ()

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