• Zitat

    Original von Shatnu
    Nun zur Frage/Fragen:
    Was gibt euch die Gewissheit dass euer Gott euch erhört wenn ihr zu ihm betet?
    Woher nehmt ihr den glauben an ein solches Wesen wie es in der Bibel/Koran/Tora/wasauchimmer beschrieben wird?
    Warum fühlt ihr euch Wohl/Geborgen bei diesem Wesen von dem ihr noch nichtmal wisst ob es existiert?


    Ich bin zwar nicht gläubig (zumindest nicht im herkömmlichen Sinn), aber ich glaube, dazu kann ich trotzdem etwas beitragen, denn ich habe eine gute Freundin, die sehr gläubig ist und mit der ich daher des Öfteren diskutiere.


    Auf die Frage mit dem sich gegenseitig Verzehren kann ich auf die Art zwar nicht eingehen (denn mir kam, ehrlich gesagt, noch nie der Gedanke, sie ausgerechnet nach sowas zu fragen), aber allgemein kann ich etwas beisteuern, denn auch ich habe sie schon oft gefragt, was ihr diese Gewissheit gibt.


    Vor allem bei deiner letzten Frage würde sie dir sofort widersprechen. Sie weiß sehr wohl, dass Gott existiert (bzw. sie ist eben felsenfest überzeugt davon), die Erklärung basiert aber auf Gefühlen, soweit ich das richtig verstanden habe. Ihr Argument war, dass man Gott, wenn man ihn in sein Leben lässt, fühlen kann, er begleitet angeblich jeden (selbst Nichtgläubige) im Leben permanent, nur denken wir Ungläubigen das eben nicht, weil wir „Gott nicht kennen“, weil wir ihn nicht erfahren haben und dieses Gefühl nicht deuten können.


    Die Gewissheit, dass Gott ihre Gebete erhört, sieht sie an den Zeichen, den Auswirkungen, die ihre Gebete haben. Sie hat mir ein (zugeben, für mich eher eigenartiges) Beispiel gebracht, wie Gott in ihr Leben eingegriffen hat.
    Sie hat immer viel zu tun und manchmal mache ich mir Sorgen, dass sie sich übernehmen könnte, so stark, wie sie immer auf Achse ist. Einmal stand ihr wieder so ein Tag bevor, mit viel zu tun und keine Freizeit, doch es kam anders, weil ihr morgens buchstäblich kotzübel wurde und sie total flach fiel.
    Ich fragte, was das mit Gott zu tun hätte und sie meinte, auch wenn es nicht angenehm gewesen war, dass es ihr plötzlich so schlecht erging, war es Gottes Wirken, weil er immer weiß, was das beste für seine Kreation ist. Sie erhielt an diesem Tag quasi eine Pause von dem Stress, der sonst immer bei ihr herrschte und konnte sich erholen.
    So verhält es sich eben auch mit ihren Gebeten und der daraus resultierenden Überzeugung, Gott würde sie hören. Wenn sie betet, dann kommt auch eine Reaktion (ob diese Reaktion tatsächlich von Gott kommt oder ob sie sie nur so interpretiert, sei mal dahingestellt, das sehen Gläubige und Nichtgläubige dann natürlich anders.)


    Ihr Glaube basiert also auf dem, was sie fühlt und erfährt.


    Was ich im Übrigen sehr interessant fand, war ihre Ansicht von der Hölle, denn von ihr hörte ich, als ich jünger war, das erste Mal von einer Hölle, in der kein Feuer lodert und wo die Seelen gepeinigt werden. Ihrer Ansicht nach ist die Hölle schlichtweg ein Zustand, in dem es Gott nicht gibt. Da Gott aber während unseres Lebens allgegenwärtig ist, können wir es uns nicht vorstellen, sie meinte nur, es wäre ein schrecklicher Ort.


    Gewandet in Rot stand sie reglos wie eine Wachsfigur am Fenster. Selbst das fahle Mondlicht konnte die Farbe
    von Blut auf dem samtenen Stoff, der sich um ihren makellosen Körper schmiegte, nicht dämpfen.
    Ihr Licht war zu dieser dunklen Stunde erloschen, begraben unter einem Berg an verstorbenen Sehnsüchten und
    leeren Hoffnungen, und doch strahlte es heller als je zuvor. Nur tief in ihrem Inneren verborgen, lediglich sichtbar
    für die raubtierhaften Augen der wachsamen Schatten, die in jenem Moment in Form von Annith Hadusa
    dicht hinter ihr standen. Seine Hände lagen ruhig auf ihren nackten Schultern.
    Er zehrte von ihrer Kraft. Und zog sie immer weiter ins Vergessen.

  • Hmm das mit dem Gott kennen und nicht kennen hört sich für mich interessant an, da man sich damit wohl auch durch schwere zeiten helfen kann mit der Gewissheit das es der Schöpfer des Universums gut mit einem meint, aber...
    wenn sie der Meinung ist das ihre guten Erlebnisse ihr von einem Gott geschenkt werden , wie verhält es sich dann mit den schlechten?
    Sieht sie diese als Strafe,Zufall oder Machwerk eines bösen Wesens welches sie ebenso begleitet wie Gott?
    Ich persöhnlich finde die Vorstellung unbehaglich von einem Wesen zeit meines Lebens beobachtet, kontrolliert und gemaßregelt zu werden.Wie eine Art geistige Selbstversklavung.
    Aber so lange sie betet weil sie Freude daran empfindet und sie sich danach besser fühlt und nicht aus Angst vor Bestrafung, oder der Konsequenz von Gott verlassen zu werden , will ich mich auch gar nicht weiter auf sie einschießen.
    (selbst wenn es so wäre würde es mir nicht zustehen ihren Lebendsweg zu beurteilen, was weiß ich schon von solchen Dingen?)
    Die Sache mit der Hölle fand ich schon immer seltsam, keine Religion kommt ohne sie aus...
    Können manche dieser Höllengläubigen noch gutes tun um Freude am guttun zu haben , oder tun sie es nur aus Angst vor der Hölle oder aus Gier nach einer Belohnung?
    Und woher nimmt sich Gott das Recht zu bestrafen?

  • Hm... bei den schlechten bin ich im Moment leider ein wenig überfragt (wir reden immer so lange, dass mir davon irgendwann der Kopf schwirrt, da vergisst man Sachen teilweise leider wieder; sie kann sich beispielsweise meinen Krebs nicht völlig erklären, das gab sie auch offen zu), aber manchmal dienen schlechte Ereignisse auch dazu, Menschen Fehler aufzuzeigen oder sie zu Gott zu führen. Ich zitiere sie gerne mal: „Ich weiß, dass es im Moment nicht schön klingt und für dich ist es auch sicher kein Trost, aber wenn dieser Krebs dich letztendlich zu Gott führt, dann war er nötig und kein willkürliches Übel.“


    Denn in ihrem Glauben ist Gott eine liebende Vaterfigur, da er alles nach seinem Vorbild geschaffen hat, hat er ebenfalls Gefühle und es schmerzt ihn, wenn er sieht, dass seine Kinder sich von ihm abwenden, weshalb er manchmal zu extremen Mitteln greift, um sie zu sich zurückzuführen.


    Ah, genau! Manche schlechten Dinge sind zudem das Selbstverschulden der Menschen. Gott hatte am Anfang alle Gefühle, selbst solche, die wir als „schlecht“ bezeichnen wie Eifersucht oder Wut. Aber erst ein bestimmter Umgang mit ihnen hat diese Emotionen „schlecht“ gemacht. Gott gab den Menschen den freien Willen, das heißt aber auch, dass sie damit auch wirklich machen können, was sie wollen und wenn die Entscheidungen, die sie treffen, eben nicht gut sind, dann entsteht daraus eine „schlechte Tat“ bzw. ein solches Ereignis.


    Und natürlich streut auch der gefallene Engel Zwietracht unter die Menschen, sie schreibt ihm aber keinen so großen Einfluss zu wie manch anderer Gläubige es tut. Er ist durchaus mächtig und lockt willensschwache oder einfach unwissende Menschen auf seine Seite, aber wenn ich mir andere Christen so anhöre, entsteht bei mir manchmal der Eindruck, er würde höchstpersönlich durch die Menschen pflügen und sich eine Armee an loyalen Satanisten zusammenstellen... :skeptisch: Das ist bei ihr nicht so.


    Zitat

    Ich persöhnlich finde die Vorstellung unbehaglich von einem Wesen zeit meines Lebens beobachtet, kontrolliert und gemaßregelt zu werden.Wie eine Art geistige Selbstversklavung.


    Das ist es eben nicht, ihrer Meinung nach. Gott beobachtet uns, weil er uns liebt und uns beschützen möchte, nicht weil er einen Kontrollzwang hat und er maßregelt uns nicht so, dass wir keine Wahl haben. Ich verweise hier wieder auf den freien Willen und das Krebsbeispiel. Er zeigt Wege zu sich auf – aber ob wir diesen Weg beschreiten, ist unsere Entscheidung.


    Und ja, sie betet, weil sie Gott nahe sein will und nicht, weil sie Angst vor der Hölle hat. Ich persönlich finde ja genau diese Art von „Gläubigen“ eher heuchlerisch, sagen, sie glauben an Gott und beten, und dabei tun sie das nur aus Egoismus, weil sie eben Angst vor dem Fegefeuer und der ewigen Verdammnis ihrer Seele haben.


    Das Recht zu bestrafen... hm, das ist eine gute Frage. Es ist angeblich nicht so, dass er direkt sagt „du warst böse, geh' nach unten!“, aber warum die Seele eines nicht Gläubigen dann automatisch in die Hölle wandert, darüber haben wir uns, glaube ich, noch nie unterhalten und selbst wenn, dann ist's mir gerade entfallen.


    Gewandet in Rot stand sie reglos wie eine Wachsfigur am Fenster. Selbst das fahle Mondlicht konnte die Farbe
    von Blut auf dem samtenen Stoff, der sich um ihren makellosen Körper schmiegte, nicht dämpfen.
    Ihr Licht war zu dieser dunklen Stunde erloschen, begraben unter einem Berg an verstorbenen Sehnsüchten und
    leeren Hoffnungen, und doch strahlte es heller als je zuvor. Nur tief in ihrem Inneren verborgen, lediglich sichtbar
    für die raubtierhaften Augen der wachsamen Schatten, die in jenem Moment in Form von Annith Hadusa
    dicht hinter ihr standen. Seine Hände lagen ruhig auf ihren nackten Schultern.
    Er zehrte von ihrer Kraft. Und zog sie immer weiter ins Vergessen.

  • Ein Vater der seine Kinder schlägt damit sie wieder nach hause kommen ist kein guter Vater.
    Eine Wahl ? Wenn ich keine Lust mehr auf mein Leben habe und meinen Verstand und mein Bewusstsein vernichten will bringe ich mich um.
    Ist das nicht eine Sünde bei den Christen?
    wenn ich mein leben welches mir von einem Gott aufgezwungen wurde nicht mehr will warum soll er mich dafür dann bitte bestrafen?

  • Tja. Da magst du recht haben, aber sie meinte irgendwie noch, solange man am Ende zurück zu Gott gefunden hat, ist der Weg egal.


    Hm... weil du nicht ein Leben wegwirfst, was dir aufgezwungen wurde, sondern ein einzigartiges Geschenk und damit ein undankbares Blag bist? (Um mal die Metapher mit dem schlechten Vater aufzugreifen.)


    Gewandet in Rot stand sie reglos wie eine Wachsfigur am Fenster. Selbst das fahle Mondlicht konnte die Farbe
    von Blut auf dem samtenen Stoff, der sich um ihren makellosen Körper schmiegte, nicht dämpfen.
    Ihr Licht war zu dieser dunklen Stunde erloschen, begraben unter einem Berg an verstorbenen Sehnsüchten und
    leeren Hoffnungen, und doch strahlte es heller als je zuvor. Nur tief in ihrem Inneren verborgen, lediglich sichtbar
    für die raubtierhaften Augen der wachsamen Schatten, die in jenem Moment in Form von Annith Hadusa
    dicht hinter ihr standen. Seine Hände lagen ruhig auf ihren nackten Schultern.
    Er zehrte von ihrer Kraft. Und zog sie immer weiter ins Vergessen.

  • Ich wäre mit dieser Einstellung ein undankbares Blag ja da hast du Recht.(Ich habe auch nicht die Absicht mein Leben kaputtzumachen ich hab nur eins)
    Aber ich bin ja auch ein sprössling aus der Europäischen Mittelklasse was bedeuted dass ich eins der bequemsten Leben führe die es auf diesem Planeten gibt.
    Der kleine nordkoreanische Junge der in seinem erbärmlichen freudlosen Leben niemals die Chance haben wird mit Gott in Kontakt zu kommen da sein gesamtes Umfeld stockkommunistisch ist wird die Sache vileicht anders sehen.
    (allerdings sollte er auch nicht den Luxus haben die Zeit zu besitzen über so etwas nachzudenken zu können)
    Das selbe mag für das Baby gelten welches als Missgeburt mit Papierhaut und verkümmerter Lunge zur Welt kommt.


    Das Leben ist zu willkürlich und abwechslungsreich um von einem Wesen mit guter Gesinnung gemacht zu sein.

  • Da magst du womöglich sogar Recht haben, aber an der Ansicht meiner Freundin ändert's auch nichts (ich als nicht Gläubige stimme dir da eh zu.)
    Egal, was einen ereilt hat - sobald man auch nur irgendwie die Möglichkeit hat, sich Gott zuzuwenden, dann soll man die nutzen. Wenn man eine "Missgeburt" ist, dann ist das zwar passiert und angenehm sieht anders aus, aber "mit Gott an seiner Seite lässt es sich viel leichter bewältigen".


    Und, wenn man die europäische Mittelklasse betrachtet, die solche Möglichkeiten ja hat, dann gibt es ja so schöne Treffen, bei denen hin und wieder Menschen auf wissenschaftlich unerklärliche Weise geheilt werden. Sowas soll's ja auch geben, wenn man wegen welchem schwerwiegenden Makel auch immer todunglücklich ist. Vielleicht erbarmt Gott sich deiner und heilt dich.


    Interessant aber, dass es auch hier wieder ganz andere Auffassungen gibt. Erst letzten irgendwann lief eine Dokumentation, die einen kleinen Jungen mit Ichthyosis in den Regenwald begleitet hat, damit er dort von einem Schamanen behandelt wird (von einem modernen Schamanen, man darf sich dabei also keine Halbnackten vorstellen, die um ein Lagerfeuer hüpfen.)
    Und es hat tatsächlich etwas gebracht, sein Zustand hat sich den Umständen entsprechend erheblich verbessert und das nur durch Rituale und den Extrakt aus einer Pflanze dort, in dem man den Jungen regelmäßig gebadet hat.
    Da frage ich mich zweierlei: Warum konnte die moderne Medizin ihm nicht Linderung verschaffen, das Wissen eines Schamanen um Pflanzen aber schon?
    Und warum haben die Eltern (Deutsche, also aus Europa, wo der christliche Glaube sich etabliert hat) nicht auf Gott, sondern einen fremden Mann im Ausland vertraut, den andere sofort als Quacksalber und womöglich sogar Teufelsanbeter abstempeln würden (nur weil er den christlichen Glauben nicht teilt, wie wir ihn hier wahrnehmen. Er hatte, soweit ich mich recht erinnere, einen ein Gott Glauben, aber wohl nicht zu DEM Gott, an den hier zulande geglaubt wird.)


    Gewandet in Rot stand sie reglos wie eine Wachsfigur am Fenster. Selbst das fahle Mondlicht konnte die Farbe
    von Blut auf dem samtenen Stoff, der sich um ihren makellosen Körper schmiegte, nicht dämpfen.
    Ihr Licht war zu dieser dunklen Stunde erloschen, begraben unter einem Berg an verstorbenen Sehnsüchten und
    leeren Hoffnungen, und doch strahlte es heller als je zuvor. Nur tief in ihrem Inneren verborgen, lediglich sichtbar
    für die raubtierhaften Augen der wachsamen Schatten, die in jenem Moment in Form von Annith Hadusa
    dicht hinter ihr standen. Seine Hände lagen ruhig auf ihren nackten Schultern.
    Er zehrte von ihrer Kraft. Und zog sie immer weiter ins Vergessen.

  • Zunächst muss ich mich für den Gebrauch des Begriffs Missgeburt entschuldigen, das war nicht richtig und verletzend gegenüber betroffenen Personen die das hier lesen könnten.
    und ja, solche Schicksalsschläge können mit einem Gott vll besser überwunden werden.(solange man nicht glaubt für irgendwas bestraft worden zu sein)
    Davon abgesehen wollte ich weder dir fortlaufend wiedersprechen noch den Lebendsweg deiner Freundin manipulieren =), ich habe einfach Spaß am disskutieren und suche eben noch ein paar Antworten im Thema Relligion.
    (wenn ich schon Atheist bin muss ich mich auch mit Theismus beschäftigen)
    Ja es ist immer wieder Erstaunlich was für Kräfte in unseren Pflanzen und vor allem im Regenwald stecken.

  • Ich bin gläubig. Tief verwurzelt gläubig.
    Ich bin kein Typ, der nur an Weihnachten in die Kirche geht, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.
    Warum gehen die Leute denn überhaupt in die Kirche?
    Damit sie wenigstens einmal im Jahr in der Kirche waren?
    Ich sage nicht, dass man in jeden Gottesdienst gehen sollte, aber man muss doch die Zeit erübrigen können, öfters in die Kirche zu gehen.
    Wenn nicht kann man sich Heiligabend sparen.
    Ich will damit jetzt nicht ausdrücken, dass Menschen, die nicht in die Kirche gehen nicht gläubig sind.


    Was ich außerdem noch sagen muss, ist, dass ich Protestant bin.
    Und manche Dinge in der katholischen Kirche kann ich absolut nicht ausstehen.

  • Ich schalte mich mal zu einem Punkt ein, den ich ein wenig aufklären möchte, soweit es mir möglich ist. (Und vorausgesetzt, die Schulmedizin, der ich anhänge, hat Recht.)


    Zitat

    Original von Hylia
    Und es hat tatsächlich etwas gebracht, sein Zustand hat sich den Umständen entsprechend erheblich verbessert und das nur durch Rituale und den Extrakt aus einer Pflanze dort, in dem man den Jungen regelmäßig gebadet hat.
    Da frage ich mich zweierlei: Warum konnte die moderne Medizin ihm nicht Linderung verschaffen, das Wissen eines Schamanen um Pflanzen aber schon?


    Zitat

    Original von Shatnu
    Ja es ist immer wieder Erstaunlich was für Kräfte in unseren Pflanzen und vor allem im Regenwald stecken.


    Natürlich kennt die moderne Medizin noch lange nicht alle Pflanzen der Urwälder unserer Erde, und womöglich schlummern dort Heilungen gegen Krebs, AIDS, Altzheimer und was es nicht sonst noch an mehr oder minder unheilbaren Krankheiten gibt. Dennoch bezweifle ich, dass in dem hier geschilderten Fall die Heilkraft einer einzelnen Pflanze für die "Heilung" zuständig war.
    Die Freundin meines Bruders etwa leidet an einer Fülle an Allergien. Angefangen hat es mit einer Allergie gegen Katzenhaare, dann gegen irgendeine Art von Nussbäumen, wodurch sich eine "Kreuzallergie" gegen so ziemlich alles ergeben hat. (Sie konnte stellenweise nur noch Trockenmilch trinken und Haferschleim essen.) Die moderne Medizin hat gegen so etwas nur bedingt Lösungen, also ist sie zu einem "Heilpraktiker" gegangen.
    Das Verfahren sah so aus: Sie legte sich auf einen Stuhl und ihre Hände wurden auf zwei warme Steinplatten gelegt. Dann durchfloss "positive Energie" ihren Körper, wodurch die "negative Energie", d.h. die Allergien, neutralisiert werden sollte. Unnötig zu erwähnen, dass jeder Professor und Mediziner so etwas als absoluten Humbug abtun würden; umso überraschender, dass es wirkte.


    Jetzt allerdings der Clou: Die Kreuzallergien kamen bei diesem Mädchen erst auf, als sie ein Mediziner darauf angesprochen hatte. Scheinbar war es zwar nicht zwingend, aber oft vorgekommen, dass neben einer Allergie gegen diese eine Art von Bäumen eben auch andere Allergien auftraten. Kaum hatte sie davon gehört, konnte sie im Sommer nicht mehr heraus gehen wegen der Pollen, keine Pizza mehr essen wegen der Tomaten und so weiter und so fort.
    Auf gut Deutsch: Placebo. Jemand redete ihr ein, dass es ihr schlecht gehen würde, und es ging ihr schlecht. Der Heilpraktiker redete ihr ein, dass es ihr wieder besser gehen würde - und es ging ihr besser.


    So, wie ich mir das vorstelle, war es bei dem kleinen Jungen ganz genauso. Durch sein Alter war er noch leicht zu manipulieren und zu beeinflussen. Er sah einen vertrauenserweckenden, aber zugleich fremden Mann, der nichts mit dem gemein hatte, was er bisher kannte. Dieser Mann führte Heilpraktiken durch, die er ebensowenig gesehen noch jemals gespürt hatte; eine vollkommen neue Erfahrung, die - nicht zuletzt durch ihre Andersartigkeit der Schulmedizin gegenüber - vielleicht ja doch wirken mochte. Diese neuen Erfahrungen könnten genug gewesen sein, um die Selbstheilungskräfte des Körpers anzusprechen und das Kind zumindest teilweise zu heilen.


    Das gleiche Prinzip gilt meiner Meinung nach wohl auch für diese Wunderwallfahrten, die sich vor allem in Amerika (wo auch sonst?) großer Beliebtheit erfreuen. Wenn man erst einmal genug Hoffnung, genug Vertrauen in eine Sache steckt, kann alles möglich sein. Und Fälle von spontaner Selbstheilung gibt es genügend, sowohl bei fundamentalistischen Gottesgläubigen wie auch bei alles verneinenden Atheisten. (Nur dass die Fundis eben immer gleich Gott danken und das gerne in die Welt hinaus posaunen. :xugly: )


    Quellen:
    Spontanheilung (wikipedia-Artikel)
    Placebo (wikipedia-Artikel)
    __________


    Ich bin im übrigens Atheist und zwar kein Todfeind der Kirche, aber ihr gegenüber in jedem Fall reserviert. Das mag zum einen daran liegen, dass "Die Kirche" (die katholische) mir persönlich zu viel Scheiße baut (Verteufelung des Kondoms, wenn auch eine Lockerung gemacht wurde; kein Zulassen Geschiedener und Wiederverheirateter zur Kommunion; Verteufelung von Schwulen und Lesben etc etc etc), und zum anderen daran, dass mir das Bild eines Gottes, der hundert Menschen bei einem Flugzeugabsturz tötet, ein kleines Kind überleben lässt und dafür gepriesen werden will, nicht in den Gram passt.


    Greets


    "Man sollte glauben, das Leben sei ein einfaches Thema.
    Wenn man die 10 Gebote beherzigen würde, dann wäre es auch so.
    Dummerweise macht das heutzutage kein Mensch mehr."
    - Philip Weisel

    Einmal editiert, zuletzt von Al Fifino ()

  • Ich bin gerade über ein sehr interessantes Video gestoßen, das mir sehr gefällt.


    Ohne Religion wäre die Welt besser dran!


    Bei dem Video handelt es sich um eine Diskussion zwischen Vertretern und Gegnern dieser These. Wie bei einer irdentlichen Diskussion spricht erst ein Vertreter, dann ein Gegner, teils für sich, teils als Reaktion auf den Vorredner.
    Es handelt sich durchweg um gebildete und Vernünftige Menschen (Vernünftig zumindest auf der Verterter-Seite :engel: )


    Schaut es euch an. was denkt ihr dazu?

  • Ein Bild, das mir gerade in Facebook über den weg gestolpert ist:

    Aufgenommen von Fysal Aks


    Ich finde es ja immer interessant, alte Denkansätze mal neu in Zusammenhang gesetzt zu sehen. Ich selbst bin Agnostiker; ich glaube auch, dass Gott ein von Menschen geschaffenes Gebilde ist, kann aber natürlich nicht wissen, ob es nicht trotzdem irgendwo eine solche Präsenz gibt. Daher auch meine Skepsis dem Atheismus gegenüber; Atheisten sind ja fester Überzeugung, dass es Gott nicht gibt, allerdings haben sie ebenso wie Gläubige keinerlei Beweise dafür. Besonders stört mich eigentlich nur, dass Atheisten den Gläubigen ihren Glauben absprechen wollen - mit welcher Legitimation? Gäbe es Beweise, dass es Gott nicht gibt, wäre das etwas vollkommen anderes, aber so sind die Atheisten auch nur "Gläubige", die versuchen Gottesgläubige von ihrem Glauben abzubringen und zu ihrem "Glauben" zu konvertieren...

  • Nihilist. Das ist vermutlich so die Endmeinung, nach diversen Jahren voller verschiedener Erfahrungen.


    Die Ansicht wird oft belächelt mit der Begründung, man "mache es sich damit zu einfach". Ne, absolut nicht. Ich glaube, dass der Mensch diese Welt zugrunde richtet auf Dauer, egal ob das nun der Papst oder der große Diktator von nebenan ist. Kriege werden durch Menschenhand geformt und jeder hat seine eigene Intention, warum ein Krieg entsteht. Religionen waren seit jeher Hauptgrund für die Entstehung von Kriegen und deshalb gebe ich auch einen großen Fuck darauf. Was mich an Religionen interessiert sind die einzelnen Mythologien, die damit zusammenhängen, Ortschaften und teilweise auch Ästhetik. Aber nicht die internen Konflikte. Denn da ist jede religion - auf ihre Weise - gleich.


    Ich erwarte nicht, dass mir da jemand zustimmt. Das ist schon okay. Abgesehen davon, respektiere ich den Glauben als Solchen. Besonders für alte Menschen, die Niemanden mehr haben, dient dieser Glaube dazu, weiterhin Halt im Leben zu finden und das ist dafür auch völlig okay.

  • Nun, Audi, so ungern ich es auch sage, du machst es dir auch in meinen Augen ein wenig zu einfach...


    Die Ansicht des Nihilisten bedeutet in einfachen Worten, soweit ich es verstanden habe, dass einem die konventionellen Religionen zu viel Mist bauen, und man sich deshalb nicht mit ihnen auseinandersetzt.


    Ich kann diese Einstellung zwar gut nachvollziehen, doch schlussendlich sagst du damit nichts über deine tatsächlichen Ansichten aus. Nun wissen wir zwar, woran du nicht glaubst, und was dich nicht interessiert, doch das wars auch schon. Deine eigentliche Weltsicht, die Philosophie, mit der du dein Leben betrachtest, kommt nicht aus deinen Worten hervor.


    Das ist auch ein großer Fehler, den die ganzen Atheisten häufig machen. Sie sagen, sie glauben nicht an Gott, und stellen das als eine eigene Religion hin, doch letzten Endes verneinen sie nur, ohne eine brauchbare Alternative zu liefern.

  • Da ich selbst Atheist bin, möchte ich mal kurz die Beschreibung von "Atheismus" etwas korrigieren.


    Es ist kein Grundbestandteil des Atheismus, dass man Gläubigen ihren Glauben absprechen will. Ja, einige Atheisten haben sich das zur Aufgabe gesetzt, besonders die in den USA, wo Atheismus immer noch eine Untergrunderscheinung ist. Es ist aber kein Teil der allgemeinen Definition des Atheismus. Genau so wenig ist es Teil der Definition von Religion, dass man andere Leute missionieren will - trotzdem machen es viele Gläubige. Da darf man einfach den Grundbegriff nicht mit der Auslegung verwechseln.


    Hinzu kommt eine Sache, bei der ich nicht müde werde, Leute darüber aufzuklären. Nämlich ein ganz bestimmter Definitionsunterschied, der für viele auf den ersten Blick vielleicht gleich klingen mag, wo aber eine wichtige Konnotationsänderung zu finden ist. Nämlich die hier genannte Definition von "Atheismus heißt, fest daran zu glauben, dass es keinen Gott gibt.", und die Definition, die man von den meisten Atheisten (ich eingeschlossen) hören wird: "Atheismus heißt, an gar nichts zu glauben."
    Hört sich auf den ersten Blick erstmal sehr ähnlich an, oder? Nun, das Problem an der Sache ist, dass gerade die Menschen, die Religion in ihrem Leben haben oder hatten, häufig das Konzept des "nicht glaubens" nicht wirklich umfassen können. Da hört man häufig "Gut, die glauben also nicht an Gott. Das heißt, sie glauben, dass es Gott nicht gibt.". Aber nein! Die korrekte Variante ist "Wir glauben nicht an Gott. Das heißt, dass wir nicht glauben."
    Im Kern des Atheismus spielt Gott keine Rolle. Glaube, Religion, Götter - all das taucht im Atheismus nicht auf. Deswegen ja auch "A-theismus", "kein Theismus" - es ist kein "Anti-Theismus". Das heißt also, dass man weder an Gott glaubt, noch an irgendein anderes religiöses Konzept, noch glaubt man an die Nicht-Existenz von irgendetwas. Man glaubt einfach nicht. Oder etwas umgangssprachlicher: man verliert gar keinen Gedanken über die eventuelle Existenz oder Nicht-Existenz von Götterwesen.


    Aber wieder haben wir den Unterschied zwischen der Grunddefinition und der alltäglichen Auslegung. Die etwas aggressiveren Atheisten, gerade die, die anderen ihren Glauben absprechen wollen, werden natürlich auch proklamieren "Wir sind uns ganz sicher, dass es keinen Gott gibt!". Aber das ist eben deren Auslegung. Im Kern heißt das Wort "Atheismus" erstmal nur "kein Glaube". Deswegen ist Atheismus im übrigen natürlich auch KEINE Religion und KEIN Glaubensbekenntnis in sich - etwas, dass gerade in den USA nicht ganz verstanden wird, wo die Atheisten häufig als Gläubige eines "Nicht-Gottes" dargestellt werden.


    Im übrigen gibt es aber trotzdem noch Unterschiede zum Agnostizismus. Wieder ein sehr feiner, aber wichtiger Unterschied. Agnostiker sagen "Ich weiß nicht / will nicht darüber urteilen, ob es einen Gott gibt oder nicht.". Atheisten sagen "Diese Frage spielt für mich keine Rolle."
    Wieder ist diese Glaubensfremdheit des Atheismus der ausschlaggebende Punkt dabei. Agnostiker sind diejenigen, die sich im System der Weltreligionen nicht genau zuordnen. Atheisten sind diejenigen, die in dem System gar nicht erst auftauchen.


    Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt... ^^"
    Ich trete damit hoffentlich auch niemandem auf die Füße. Ich will nur dafür sorgen, dass Atheismus nicht falsch verstanden wird, da nämlich die gängigen (und meiner Meinung nach falschen oder unvollständigen) Definitionen des Begriffs häufig einen eher negativen Beigeschmack haben oder Atheisten als die "Feinde des Glaubens" darstellen, was eben einfach nicht stimmt.

  • Halt Arawn. Dieses "Die Frage nach Gott spielt für mich keine Rolle" ist nicht Atheismus, sondern eine Sonderform des Agnostizismus, genannt Apatheismus. Eigentlich ist auch dieser Begriff schnell erklärt: Man hält, ebenso wie Agnostiker, die Frage nach Gott für unbeantwortbar, jedoch ebenso für komplett unwichtig. Es ist einem also herzlich egal, ob es eine höhere Macht gibt oder nicht. Atheisten wiederum haben schon eine Überzeugung, die nun mal besagt, dass es keinen Gott beziehungsweise keine Götter gibt. Mag sein das ich dich falsch verstanden habe, aber für mich hört es sich so an, als ob du dem Atheismus ganz seine Überzeugungen absprechen wolltest, und das ist nun mal auch falsch, wenn ich nicht falsch informiert bin. Aber die ganzen Begriffe bilden da auch schon ein großes Wirrwarr.


    Für mich selbst hört sich zumindest der Apatheismus einfach am Vernünftigsten an. Als Individuum spielt es keine Rolle, ob es eine Höhere Macht gibt oder nicht, meine Philosophie und Lebenseinstellung ist komplett unabhängig davon. Auch der Frage nach dem freien Willen, die sich ja eng mit der Religiösen Überzeugung kuppeln lässt, räume ich keine Bedeutung ein, denn jeglicher Schluss, auf den man gelangen kann, spielt keine wirkliche Rolle für das weitere Leben. Ein Fatalist kann beispielsweise keine Entscheidungen aus seiner Einstellung ziehen, ganz einfach weil er glaubt, dass er sich in Wahrheit gar nicht frei entscheiden kann. Eine Beantwortung dieser Frage also führt zu keinerlei Nutzen.

  • Da stimme ich Lenox (darf ich dich noch All nennen? :unsicher: ) zu.
    Atheismus heißt nicht "Abwesenheit von Glaube", sondern "Abwesenheit von Gott". Genauer aufgeschlüsselt:
    Der Theismus beschreibt den Glauben an eine oder mehrere göttliche Instanzen, die die Welt geschaffen haben und darin eingreifen. (Der Deismus beschreibt im Prinzip das Gleiche, nur dass man hier nicht mehr davon ausgeht, dass der Schöpfer in das Geschehen eingreift.)
    Atheismus hängt einfach dieses "A-" vor; das ist eine Vorsilbe griechischen Ursprungs, und bedeutet eine Verneinung, also bspw. "un-". Übersetzt also im weitesten Sinne dann "ungöttlich" oder "ohne Gott", also die ÜBERZEUGUNG, dass es keinen Gott gibt, nicht etwa Gleichgültigkeit.
    Der Atheismus beschreibt den Glauben, dass es keinen Gott gibt, nicht die Abwesenheit von Glaube generell. Atheisten glauben daran, dass es keinen Gott gibt.


    Soviel dazu! Aber ich dachte auch lange, ich sei Atheist, bis ich mich mal schlau gemacht habe und bemerkt habe, dass ich eigentlich vielmehr agnostisch denn atheistisch bin ^^

  • All und Midna: tut mir Leid, da muss ich widersprechen.


    Erstmal zur linguistischen Herangehensweise von Midna:


    Im Grunde würde ich dir da zustimmen in der Beschreibung der Wortherkunft, wenn es da nicht einen Prioritätenfehler gäbe. Du beschreibst, dass der Theismus richtigerweise der Glaube an Gott (mal vereinfacht) ist. Sagst dann aber, dass der Atheismus das "Gott" quasi verneint, und somit der "Glaube an nicht-Gott" (doof ausgedrückt) ist. Das heißt quasi, dass man erst die -the- Silbe für "Gott" hat, dann das A- davor als Verneinung, und dann das -ismus, eben der Glaube an die Verneinung. Das ist so aber nicht korrekt. Die Prioritäten gehen folgendermaßen: die A-Verneinung verneint das -theismus. Man hat Theismus als "der Glaube an Gott", und A-theismus als "nicht 'der Glaube an Gott'". Das bedeutet dann genau das, was ich auch beschrieben habe, nämlich die Abwesenheit von Glauben.



    Dann @Apatheismus:


    Da hast du eine Kleinigkeit durcheinandergebracht, All. (Auch wenn ich zustimme, dass die einzelnen Kategorienbegriffe da zum Teil sehr nah beieinander sind und sehr verwirrend sein können). Der Atheismus sagt "Die Frage nach Gott spielt für mich keine Rolle.", aber der Apatheismus sagt "Die Antwort nach Gott spielt für mich keine Rolle."


    Es ist wirklich schwierig, die Existenz des Atheismus als nicht-Glaube zu erklären, aber ich versuch's nochmal auf folgende Art und Weise:
    Ist Schatten einfach eine andere Form von Licht? Nein, es ist einfach die Abwesenheit von Licht, es hat weder eine Quelle noch breitet es sich aus, es ist schlichtweg da, wenn Licht nicht da ist. Besteht der Raum außerhalb unserer Atmosphäre aus einer anderen Form von Luft? Eine Form, die man halt nicht atmen kann? Wieder nein, es ist schlicht die Abwesenheit von Luft, und das ist seine einzige Eigenschaft: nicht Luft.
    Ich denke, bis dahin sind wir uns alle einig, oder?
    Auf diese Weise muss man sich auch Atheismus vorstellen. Sobald kein Glaube da ist, ist man Atheist. Insofern gibt es auch viele Leute, die prinzipiell zurecht behaupten, dass Agnostizismus einfach eine Unterart des Atheismus ist, aber das ist eine Diskussion für ein Andermal.
    Wenn man ganz strikt argumentiert, dann wird man noch nicht einmal durch die eigene Entscheidung Atheist. Man ist es einfach automatisch. Die Entscheidung ist die, eben nicht (mehr) Teil einer Religion zu sein, die Existenz als Atheist folgt danach automatisch. Ob diese Wandlung zum Atheist dadurch kommt, dass man sagt "Ich glaube ganz fest NICHT an Gott!" oder, wie es in meinem Fall ist, dass Religion einfach durch eine vollkommen glaubensfreie Erziehung kein Teil meines Lebens ist, ist dabei egal.


    Stellen wir uns einen Menschen vor, der seit seiner Geburt in irgendeiner Höhle, abgeschottet von der gesamten Außenwelt gelebt hat. Er hatte nie Kontakt zu anderen Menschen und, das behaupten wir einfach mal, kam nie alleine auf die Idee, irgendeine Religiösität zu entwickeln. Dieser Mensch kennt kein Konzept von Gott, von Glaube, von Religion. Trotzdem ist er Atheist. Nie würde er auf die Idee kommen zu behaupten "Ich glaube, dass es keinen Gott gibt", denn er KENNT einfach das Konzept "Gott" nicht. Trotzdem ist er Atheist, da er auch keinen anderen Glauben hat.
    Das ist natürlich ein Spezialfall - nicht alle Atheisten sind Einsiedler. ;] Aber so muss man sich das vorstellen. Wissenschaftlich wird dies auch häufig mit der "elsewhere"-Regel beschrieben. Das würde ungefähr folgendermaßen funktionieren:


    Wenn Person christlich, muslimisch, jüdisch, buddhistisch, ..., --> gläubig.
    Elsewhere --> atheistisch.


    Um's nochmal anders zu formulieren:
    Es gibt keinen Menschen ohne Kategoriezugehörigkeit. Sobald man nicht gläubig ist, ist man atheistisch, egal ob man strikt gegen den Götterglauben ist oder nicht. Somit fallen unser vorher genannter Höhlenmensch genau so in die Kategorie Atheismus wie die Leute, die sagen "Ich will beweisen, dass es Gott nicht gibt." (eben die Anti-Theisten).


    Versteht ihr, worauf ich hinaus will?


    Ja, viele Atheisten hängen tatsächlich der Überzeugung an, dass es definitiv keinen Gott gibt. Aber das ist nicht die Grunddefinition des Begriffs "Atheismus" und es gibt genügend Atheisten, wie ich zum Beispiel, die so etwas nicht sagen, die aber auch keine Agnostiker oder Apatheisten sind.


    Der gläubige Mensch sagt: "Ich glaube, dass es Gott gibt."
    Der Agnostiker sagt: "Ich weiß nicht, ob es Gott gibt oder nicht."
    Der Apatheist sagt: "Mich interessiert es nicht, ob es Gott gibt oder nicht."
    Der Atheist sagt: "Heute ist Montag."
    (Mal als Extrembeispiel. XD)


    Wird meine Argumentation klar? Die zugrundeliegende Definition von Atheismus ist schlichtweg "das, was nicht gläubig ist".

  • Kurzum... lies dir einfach mal die Definition von Atheismus durch. Ich gehe bei Religionsfragen nicht danach, was ein Begriff für eine bestimmte Person bedeutet, sondern was die allgemeingültige Bedeutung ist, und die ist nunmal eine andere ^^ Zeig mir, wo du die "Glaube an nichts" bzw. "Gleichgültigkeit/Abwesenheit von Glaube"-Definition für Atheismus her hast und dann lass ich mich auch auf weiteres Diskutieren ein :nick:


    Auch dein "Sobald man nicht gläubig ist, ist man atheistisch, egal ob man strikt gegen den Götterglauben ist oder nicht." stimmt so leider überhaupt nicht, da es einfach noch Facetten dazwischen gibt. Ich bin nicht gläubig. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass es keinen Gott gibt. Daher: Agnostizismus. Solange wir uns nicht an die allgemeingültigen Definitionen für die verschiedenen Glaubensrichtungen halten können wir hier nicht weiterdiskutieren ;-)

  • Von eurer Diskussion um die Begrifflichkeiten abgesehen – Linguistik kann schon eine Hure sein – möchte ich mal auf das eingehen, was Audi weiter oben geschrieben hat, denn das umfasst den in meinen Augen gefährlichsten Fehlschluss überhaupt.

    Zitat

    Religionen waren seit jeher Hauptgrund für die Entstehung von Kriegen und deshalb gebe ich auch einen großen Fuck darauf.


    Diese Aussage nämlich ist so pauschal, dass man sie nur als falsch bezeichnen kann.


    Der Glaube wurde schlichtweg stets als Legitimation für Kriege genutzt. Beispiel Kreuzzüge: Die Kämpfenden in den unteren Reihen mögen ja tatsächlich davon überzeugt gewesen sein, dass das, was sie tun, dem Willen Gottes entspricht – diejenigen, die diese Grausamkeiten angezettelt hatten, waren auf Macht und Schutz gegen die Türken (beispielsweise, kommt ja auch auf die Kreuzzüge an) aus, es ging also vorrangig um weltliche Motive – die mit religiösen vermengt wurden, um das einfache Volk auf die eigene Seite zu ziehen. Hätte es in solchen Fällen keine Religion gegeben, die Verantwortlichen hätten auch eine andere Legitimation gefunden, es hätte sie nur ein bisschen mehr Denkarbeit gekostet; Bush hat's ja auch geschafft, das amerikanische Volk mit seinen Beweggründen zum Irak-Krieg zu verarschen, und da war es wohl mehr als offensichtlich, dass der "Terror" nur ein Gespenst ist.


    Oder man nehme einmal die Inquisition, die so harsch gegen "Häretiker" vorgegangen ist: Man gebe mir auch nur einen Beweis, dass es da nicht vorrangig um innerpolitische Überlegungen ging, da diese "Ungläubigen" ja vorrangig aus der Fremde stammten. Ohne Kirche, die damals ja noch mehr oder weniger eins mit dem Staat war, hätte sich auch da eine andere hübsche Ausrede gefunden, um gegen diese armen Seelen zu hetzen. Hat Hitler auch wunderbar geschafft; obgleich er selbst sich schon von Gott dazu bestimmt sah, aber dass Hitler auch ohne derartige Gedankengänge einfach ein kranker Kopf war, darüber muss wohl nicht gestritten werden. Auch er hätte eine andere Legitimation (in seinem Kopf) gehabt, wäre die Religion kein Teil unserer Welt.


    Fakt ist: Religion an sich ist in etwa so schädlich, als würde ein Kind sich dazu entschließen, dass es am liebsten Kirschlollis lutscht. Wenn das Kind aber erwachsen wird und zu der Überzeugung gelangt, dass es die besten Kirschlollis nun mal in einem bestimmten Land gibt, an das es aber ohne Macht nicht rankommt, wird es diese Lollis zu seiner Legitimation erklären, eben diese Macht über besagtes Land zu gewinnen, damit es schön seine Lollis unter Kontrolle halten kann – absurder Vergleich, aber er dürfte schön zeigen, dass es stets die Menschen sind, die für Kriege die Verantwortung tragen. Nicht die Religion.

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