Homosexualität...

  • Erst einmal ein kleines Hurray auf den Entscheid des Bundesverfassungsgerichtes zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Und auch ein Applaus an Merkel, die wieder einmal eine 180°-Wende vollzogen hat und sich jetzt die Homo-Ehe auf die Fahne schreibt, auch wenn ihre Beweggründe möglicherweise nicht reine Menschenfreundlichkeit sind.


    Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts habe ich schon mehrere Meinungen dazu gehört. Kaum einer aus meinem Freundeskreis ist noch so rückständig und betrachtet die Homo-Ehe als etwas, dass es nciht geben darf. Anders sieht es da bei der Homo-Adoption aus: Nicht wenige sprechen sich dagegen aus, allerdings nicht aus Homophobie, sondern aus "Sorge" um die Kinder.
    Diese Menschen sind der Meinung es schadet einem Kind, bei homosexuellen Paaren aufzuwachsen. Wie steht ein Kind vor anderen Kindern da, wenn es gleichgeschlechtliche Eltern hat? An wen wendet sich ein Mädchen mit zwei Vätern, wenn es zB. zum ersten Mal seine Periode bekommt? Woher nimmt ein Kind eines lesbischen Pärchens seine Vaterfigur?


    Was meint ihr dazu?

  • Ich freue mich natürlich erstmal sehr über den Entscheid, bzw. zumindest darüber, dass es in die richtige Richtung geht. Ich würde später gerne mal Kinder haben. Mal sehen, was sich in den nächsten Jahren noch so tut. :3


    Diese "Sorge" kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn man damit so arg konform geht, sollte man Alleinerziehenden die Kinder wegnehmen, zum Beispiel bei Scheidung, Abtritt des Sorgerechts, Versterben des Ehepartners. Das ist für mich ein und die selbe Kiste.
    Ich finde es unmöglich, wie man sich anmaßen kann darüber zu urteilen, ob solche Paare in der Lage sind ein Kind großzuziehen oder nicht. Niemand wird genau sagen können, ob das Kind darunter leiden *könnte* oder ob so ein Leid nicht durch etwas anderes herrührt oder auch verhindert werden kann.


    Noch bin ich ja jung ... aber ich weiß nicht, was ich alles dafür geben würde, ein Kind großzuziehen ...
    Alleine der Gedanke, dass ich eventuell nie die Möglichkeit dazu haben könnte, macht mir ehrlich gesagt richtig zu schaffen ... :/

  • Meiner Meinung nach eine überfällige Entscheidung.


    Direkt zu den von dir angesprochenen Punkten:
    Um ein Kind, dass von einem homosexuellen Paar aufgezogen wird, mache ich mir nicht mehr oder weniger Sorgen, als um jedes andere Kind.


    Zitat

    An wen wendet sich ein Mädchen mit zwei Vätern, wenn es zB. zum ersten Mal seine Periode bekommt? Woher nimmt ein Kind eines lesbischen Pärchens seine Vaterfigur?


    Was machen in dem Fall Kinder von alleinerziehenden Eltern? Oder (Halb-)Waisen? Solche "Probleme" können in jeder Familie auftreten, dass es Kinder mit zwei Vätern oder Müttern da generell schwerer hätte halte ich einfach für nicht wahr.


    Zitat

    Wie steht ein Kind vor anderen Kindern da, wenn es gleichgeschlechtliche Eltern hat?


    Die Frage stelle ich mir auch, und ich habe da so meine Sorge. Meine Erfahrung mit Kindern ist (jetzt, und auch als ich noch selbst in dem Alter war), dass viele Homosexualität nicht akzeptieren oder das zumindest in der Gruppe (auf dem Schulhof) nie zugeben würden. Mobbing ist in vielen Schulen nach wie vor ein gravierendes Problem. Und sicherlich werden auch die ein oder anderen konservativeren Eltern ihren Kindern den Umgang mit Kindern von Homosexuellen verbieten oder zumindest stets skeptisch auf diese Familien schauen. All das kann passieren.


    ABER: Wie soll sich daran jemals etwas ändern, wenn man nun dieser Logik folgt? Weil irgendjemand ein Problem damit zu haben scheint, es deshalb verbieten? Dazu ein Zitat, was ich vor einer Weile im Kommentarbereich einer Online-Zeitung gelesen habe und den ich einfach mal komplett hierhin kopiere:



    Nach dem Grundsatz der Gleichbehandlung gibt es meiner Meinung nach überhaupt keine andere Option als die vollständige Gleichstellung der (sogenannten) Homo-Ehe in jeder Beziehung.

  • Nun ja,


    "Adoptionsrecht" ist ja da schon ein wenig zu generalisierend. Am Ende passiert dasselbe wie mit der Homo-Ehe: jemand kommt an und sagt Gleichgeschlechtliche Paare können zusammen ein Kind adoptieren und das ist noch ein wenig zu fortgeschritten für unser Land. Was diesen Monat tatsächlich erlaubt wurde, ist die so genannte Sukzessivadoption; soll heißen, dass man das Kind seines Partners adoptieren kann, wenn dieser das Kind adoptiert hat.
    Nun ein Fortschritt ist es immerhin schon, da zuweilen nur die Einzel- und die Stiefkindadoption zugänglich war, aber schon allein die Tatsache, dass man versucht mit so etwas wie Sukzessivadoption Zeit zu zögern ist ja einfach nur erbärmlich.


    Nur zum Vergleich:

    Was gewünscht ist: Ein Pärchen möchte ein Kind, also beantragt es zusammen die Adoption, wird geprüft mit allem drum und dran und bekommt zusammen ein Kind, für welches sie zusammen sorgen, Verantwortung tragen und als Vormund fungieren müssen.


    Was vor kurzem erlaubt wurde: Ein Pärchen möchte ein Kind, also beantragt einer davon die Adoption, wird geprüft mit allem drum und dran und bekommt alleine ein Kind, für welches er alleine sorgen, Verantwortung tragen und als Vormund fungieren muss.
    Und erst dann darf der Partner das Kind ebenfalls adoptieren.


    Klingt idiotisch?
    Ist es auch. Immerhin wird durch beide Wege dasselbe Ziel erreicht, nur eben nicht so schnell(; von den steuerrechtlichen Fragen ganz zu schweigen, aber darüber wird derweilen auch ein wenig diskutiert). Wieso dann eigentlich nicht gleich die vollfertige Adoption erlauben? Oder ist es wieder die gute, alte "wir geben denen mal wieder ein Happen, dann sind sie für's erste zufrieden"-Taktik?


    So viel zum Entscheid. Ich finde es zwar gut, dass unser Statt einen Schritt näher zur Gleichstellung geht, doch einerseits finde ich (wie Manto auch) das Urteil schon längst überfällig und dann noch total lächerlich konzipiert.


    Zum Thema, homosexuelle Eltern könnten schlecht für die Kinder sein. Darüber gibt es bereits vielfache Studien, die überwiegend behaupten, dass Kinder heterosexueller Beziehungen keine Unterschiede zu homosexueller Beziehungen darbringen mit der Ausnahme, dass Kinder von homosexueller Beziehungen offener und Experimentierfreudigkeit im Umgang mit Sexualität sind. Generell scheint sich ein wissenschaftlicher Konsens einzustellen, dass in der Entwicklung keine Nachteile vorliegen, solange stabile Beziehungen vorliegen.
    Und wem das nicht ausreicht, der braucht einen Blick in die Länder zu werfen, in denen Homo-Ehe mit allen Rechten gewährleistet ist, denn da entwickelten sich Kinder ebenfalls durchschnittlich. Spanien und Kanada schon seit 2005 und mit Hinblick auf die bereits erlaubten Adoptionsrechten sollte man meinen, dass (sollten sich negative Auffälligkeiten häufen) die konservativen Stimmen schon längst laut geworden wären.
    Was hingegen ein Nachteil ist: Laut Erfahrungsberichten werden viele Kinder davon tatsächlich wegen der Familie schikaniert. (ob es öfter passiert... keine Ahnung) Wahrscheinlich ein vorrübergehendes Opfer, was man für eine bessere Weltsicht aufbringen müsste.

  • http://www.spiegel.de/politik/…dergeld-weg-a-887793.html


    Interessant, wie nunversucht wird, vom Thema: Homo-Ehe abzulenken und jetzt das Kindergeld versuchen su streichen... Irgendwie scheint es so, als wenn sie jetzt überzeugen wollen, dass beide Sachen verbunden sind. Ich denke, die schüren jetzt ziemlichen Hass gegen Schwule und Lesben, wenn sie sowas auch nur ansatzweise durchbringen wollen...

  • Ich hoffe ihr seid mir nicht böse wenn ich auf die obrige Diskussion nicht direkt eingehe, aber für heute schafft mein Hirn es einfach nicht mehr das alles zu verarbeiten und in einen aufwendigen Text umzuformulieren, doch bin ich der Meinung...


    *tief Luft hol*


    ...dass Homosexualität genauso normal ist wie Niesen. Gut, das hab ich jetzt ein wenig aus 'Die Ärzte' zitiert, aber es stimmt doch. Für mich kommt es schlichtweg auf den Mensch an. Egal ob er mit Hunden Balett macht oder Sombreros am Abend trägt. Auch wenn vieles davon mir spanisch vorkäme würde ich ihn so akzeptieren wie er ist, denn nur darauf kommt es an.


    Anders ist es mit der Sympathie. Wenn jene Person mir nicht sympathisch wäre würde ich das wohl früher oder später auch klären, doch das hängt nicht mit seinen Zuneigungen zusammen. An Mobbing gegen Schwule sind wohl schon viele Menschen zugrunde gegangen und ich werde mich keinesfalls für diese Art von Menschenverletzung einsetzen, da ich zu der Sorte Mensch gehöre die den Mensch an sich sieht und nicht das was die Gesellschaft vorgibt 'normal' zu sein. :nick:

  • Als Vertreter der angesprochenen Fraktion melde ich mich nun hier auch einmal zu Wort. Dies ist wohl auch passend, angesichts der thematischen Diskussion ;-).


    Ich selbst treffe in der Schule als momentaner Lehramtsstudent in meinen universitär vorgeschriebenen Praktika auf viele Klassenstufen und Altersstufen der heutigen Jugend. Dabei wurde mir innerhalb von einer Woche im ersten Praktikum klar, dass meine einfach erkenntliche Homosexualität ein weiterer Faktor ist, der mir das Unterrichten definitiv erschweren wird. Ich kann zwar als positives Beispiel für andere Homosexuelle in der Schülerschaft agieren und als Ansprechpartner dienen, jedoch bin ich für Mobbing, Schubladeneinsortierung und Vorurteile somit auch weit anfälliger.


    Es wird sicherlich auch Elternteile geben, die ihre Kinder aus meinen Unterricht entfernen lassen wollen. So kann ich nur innig hoffen, dass mich das Kollegium und die Schulleitung meiner zukünftigen Schule, wenn ich das Studium einmal beendet haben und Referendar sein werde, unterstützten wird. Ich mache mir schon ein wenig Sorgen in dieser Richtung, da man es mir wohl sehr anmerkt, dass ich homosexuell bin. Sodann versuche ich es auch gar nicht, auf Dauer zum Geheimnis zu machen, sondern spreche es beiläufig aus. Das erscheint mir als der beste Weg, wenn ich allerdings auch keine guten Erfahrungen damit vorweisen kann. Die Ablehnung der Jugend ist beschränkt, das liegt aber wohl an meiner Position im Unterricht. Hinter meinem Rücken werde ich ausgelacht, das ist ein Faktum, dass mir nicht entgangen ist ...


    Sodann möchte ich auch etwas zur Adoption von Kindern sagen. Ich möchte später einmal in irgendeiner Weise Kinder haben. Ob dies über eine Adoption oder künstliche Befruchtung geschehen wird, weiß ich derzeit noch nicht. Eine Adoption von Kindern wäre für mich auf jeden Fall denkbar. Somit hoffe ich doch, dass möglichst auch die letzte, etwas bürokratische Hürde der nicht erlaubten gemeinsamen Adoption gleichgeschlechtlicher Partner demnächst der Geschichte angehören wird und im Nirwana der Gesetzestexte landet.


    Auch zur gleichgeschlechtlichen Ehe bleibt mir eine ähnliche Rederichtung erhalten. Ich finde es enorm bestürzend, dass Deutschland noch immer nicht dazu gekommen ist, die Ehe für alle zu öffnen und die Sonderbehandlung der Gleichgeschlechtlichkeit in Partnerschaften zu beseitigen. Sie war und ist noch immer ohnehin nur ein Übergangsinstrument, bis die Ehe geöffnet wird. Ich möchte meinen Partner heiraten können, keine Sonderbehandlung. Ich möchte auch nicht de facto in meiner Steuererklärung angeben müssen, dass ich homosexuell oder bisexuell bin, indem ich etwas anderes als Ehegatten ausfülle. Das ist doch wirklich eine bürokratische Diskriminierung.


    Ich suchte mir meine sexuelle Orientierung nicht aus, sonst wäre ich wohl heterosexuell geworden. Damit besitzt man einige Probleme weniger, womit die Frage, die immer wieder auftaucht, ob man es sich aussucht, homosexuell zu sein, auch klar zu verneinen sei. Kaum ein Mensch sucht sich selbstständig und wissentlich eine in vielen Gesellschaften als negativ deklinierte Position freiwillig aus. Das erscheint als plausibel ...


    Da ich keine Orientierungsentscheidungsgewalt besitze, möchte ich auch nicht danach beurteilt werden und nicht danach rechtlich gestellt werden. Ein Schwarzer kann ebenso eine Weiße heiraten, damit auch ein Mann einen Mann. Viele Personen werden diskriminiert, nur fast jeder besitzt andere Ecken und Kanten. Homosexualität solle damit wohl eine der meinen Ecken sein, welche die Gesellschaft kritisch beäugt.


    Nun gut, ich habe mir nun einmal einige Gefühle zu diesem Thema aus dem Herzen geschrieben. Ich hoffe, das war nicht zu viel oder zu kräftig ...

    Prinzessin Ruto: „Hey, Du! Du bist cool... Ein bißchen mehr als andere... Aber nur ein bißchen!” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Zoras Quelle)


    Prinzessin Ruto: „Als meinen Lohn... gewähre ich Dir meine ewige Liebe! Äh, naja, das würde ich gern, aber ich merke, daß Du an eine andere denkst...” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Halle der Weisen)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!