Todesstrafe! Was denkt ihr darüber?

  • Myxocon


    Für mich ist jedes Leben gleich viel Wert.
    Auf dieser Grundlage stand meine Aussage, dass auch Tierquäler hingerichtet werden sollten.
    Es war vielleicht auch eher ein Wunsch als eine Forderung.
    Niemals würde ein solches Gesetz existieren können, ohne dass es zu Protesten kommt.


    Ich rede auch nur über beabsichtigte Quälereien. Jeder macht mal Fehler.


    Und mir ist egal ob eine Milchkuh oder ein Tunierpferd getötet wird. Beide sind gleich viel Wert und es ist Mord.


    Wenn allerdings ein LKW-Fahrer das Pferd oder die Kuh versehentlich tötet, sieht die Sache anders aus.


    Wäre bei einem Menschen doch genauso?

    Die Rache wurde gewährt.


    Oh, erbärmlicher Schatten, gefesselt an die Finsternis, verletzend und auf die Anderen herabblickend.
    Eine Seele, ertränkt in sündhaftem Karma.
    Möchtest du einmal ausprobieren zu sterben?


    Diese Rache wird dich direkt in die Hölle befördern.

  • Aber bei welchen Tieren würde es dann aufhören? Man kann ja niemanden wegen dem Tod einer Mücke oder so einsperren. Würde ich wirklich gerne wissen, wie du das handhaben würdest. :)

  • ...Gilgamesch, wenn ich Deiner Aussage jetzt folgen wollte, dann würdest Du ja sagen, dass jeder Mensch, der beabsichtigt in seinem Leben Fleisch gegessen hat, eigentlich auch die Todesstrafe verdient hätte? -.-"


    Meinste nicht, das führt das Ganze in eine Richtung, die, bei allem was Recht ist, überhaupt keinen Sinn mehr ergibt?

  • Also, meiner Meinung nach sollte die Todesstrafe in besonders harten Fällen auf jeden Fall erlaubt sein.
    Allerdings sollte die Todesstrafe nicht schnell über die Bühne gehen, ich finde es gibt Menschen die einfach leiden müssen.


    Ich hoffe ihr habt jetzt kein falsches Bild von mir, eigentlich bin ich ganz nett.
    Nur manchmal, da kann ich auch beißen!!!

  • Zitat

    Original von MondBlut
    Also, meiner Meinung nach sollte die Todesstrafe in besonders harten Fällen auf jeden Fall erlaubt sein.
    Allerdings sollte die Todesstrafe nicht schnell über die Bühne gehen, ich finde es gibt Menschen die einfach leiden müssen.


    Und was sind für dich besonders harte Fälle?


    Und warum haben manche Menschen es verdient, zu leiden?


    Zitat

    Original von MondBlut
    Ich hoffe ihr habt jetzt kein falsches Bild von mir, eigentlich bin ich ganz nett.
    Nur manchmal, da kann ich auch beißen!!!


    Ich weiß zwar nicht, was das mit Nettsein zu tun hat, aber auch gut.


    Mondblut, es wäre schon, wenn Du uns Deine Ansichten etwas genauer erläutern könntest :)

  • @ Ôra


    Es ist halt sehr undurchdacht xD


    Ich rede davon, wenn man Tiere grundlos zum Spaß tötet, Ôra.


    @TheDoctorDreh


    Theoretisch bei keinem. Wenn man die Mücke tötet um sich vor dem Stich zu schützen, ist das doch okay.
    Tiere verteidigen sich ja auch.

    Die Rache wurde gewährt.


    Oh, erbärmlicher Schatten, gefesselt an die Finsternis, verletzend und auf die Anderen herabblickend.
    Eine Seele, ertränkt in sündhaftem Karma.
    Möchtest du einmal ausprobieren zu sterben?


    Diese Rache wird dich direkt in die Hölle befördern.

  • @Gilgamesch


    Undurchdacht?


    Naja, es macht einen Unterschied, ob man einfach nur verschiedene Meinungen hat, ob man einfach oder komplex über etwas nachdenkt, oder ob man es - so scheint es mir in Deinem Fall - nicht wirklich ernst nimmt?



    Allerdings muss ich sagen, dass ich Deine Aussagen nicht nur als undurchdacht empfinde, sondern auch als schlichtweg widersprüchlich und sinnlos.
    Du ziehst leider Vergleiche, die man kaum vergleichen kann. Menschen behandeln viele Tiere einfach nicht auf derselben Grundlage wie andere Menschen. Klar machen bei einem Hund oder eine Katze viele eine Ausnahe; sagen, er/sie gehört zur Familie und sowas.
    Aber dennoch werden Tiere von Menschen generell für ihren Nutzen gebraucht, missbraucht und getötet, um es trocken zu sagen.


    Wenn Du sagen willst, für Delikte an Tieren sollten dieselben Strafurteile gelten, dann musst Du Tieren auch grundsätzlich dieselben Rechte zusprechen.
    Und - nicht dass ich Tiere nicht schätzen würde, aber:


    Ich glaube es wird spätestens ab dem Punkt schwierig, wenn die Giraffe sich einen Anwalt holen muss....

  • Heikles Thema,


    die Frage sollte sein, was rechtfertigt die Todesstrafe?


    Ich bin nicht unbedingt dafür, eher gegen das momentane fortpflanzen des Menschen und soziale Ungerechtigkeit.


    Ich habe mal das verhalten von Chimpansen gesehen und es wurde dazu gezeigt/gesagt das es dem vom Menschen sehr gleicht. Ein Affe ist in das Revier eingedrungen darauf hin haben ca. 5 Chimpansen den einen totgeschlagen.


    Trotz unserer Intelligenz, haben wir das Verhalten von Tieren.


    Wieviel Leben haben wir getötet um selber am Leben zu bleiben in Form z.B. von Nahrung?
    In den Kriegen haben Die Sieger die Besiegten vergewaltigt, gequält und getötet.
    (als Recht des Stärkeren )


    Wäre es nicht besser Leute könnten Ihre Triebe ausleben ohne jemanden zu schaden? Aber wie soll das gehen?
    Wenn man streng erzogen worden ist, hat man gelernt auf bestimmte Lüste zu verzichten und sich zu beherrschen.


    Im Falle der z.B. getöteten Kinder Mohamed/Elias bin ich dafür das der Mörder auch nicht leben sollte. Wir sind überbevölkert.

  • So ... jetzt habe ich wohl einiges aufzuholen. Meine Arbeit forderte mich eben sehr ein und ich hatte nebenbei noch andere Dinge zu erledigen, die nur an diesen Tagen zu regeln waren.


    Wo fange ich an ...


    @ Ôra
    Ob es reicht, dass Gilgamesch künftig andere Beiträge mehr berücksichtigen möchte? Durchaus. Doch wollte ich mir diese Bemerkung nicht verkneifen müssen, denn ich rede nicht gerne mit Leuten, die dann doch eine abwesende Haltung einnehmen - um es milde auszudrücken. Da hätte ich mir meine Texte auch sparen können.


    Das Unschuldsthema ist keinesfalls irrelevant für die Frage der Gesetzeslage, da es hier auch Regelungen gibt, denen Präzedenzfälle (allerdings nicht immer) vorgingen.
    Und gerade in Amerika ist das nicht selten der Fall und jene Nationen von Amerika sind dabei auch nicht außen vor und eben ein prominentes Beispiel - wenn auch nicht das einzige, welches zu nennen ist. Siehe Nord-Korea als weiteres an - wie du es ja selbst genannt hast.
    Aus diesem Grund lasse ich Amerika sicherlich nicht außen vor --> nirgendwo war die Rede davon, dass nur von Deutschland die Rede sei oder diverse Länder ausgegrenzt werden sollten. Das schränkt die Diskussion erheblich ein, wenn man so vorgeht, denn an solchen Beispielfällen kann man eben einiges ableiten und das Thema der Todesstrafe ist kein auf eine Nation eingeschränktes Thema. Und ja, man kann dabei auch objektiv vorgehen, denn Amerika dient hier nur als "ein" Beispiel für einen Weg. Ich hätte aber ebenso Nord-Korea oder auch historisch auf andere Länder zurückgreifen können - irgendwo müssen jedoch die Beispiele ihren Anfang nehmen, denn jene bereichern dazu noch die Diskussion. An Amerika waren wir eben gerade festgefahren, dies mag stimmen, doch ist dies zunächst kein Nachteil, sofern man die Perspektive umschwenken kann - und das war auch sicherlich nicht meine Schuld (und ja, mir ist bekannt, dass du dies auch nicht gesagt hast). Unübersichtlich wird es vielleicht ein wenig, aber das macht in diesem Fall die Diskussion keinesfalls schwächer, sofern wir irgendwann auch - wie von mir schon gesagt - die Perspektive ändern. Ich würde sogar sagen, dass solche Beispiele die Thematik beleben und bereichern. Wenn du magst, können wir auch gerne auf andere Nationen umschwenken - Amerika ist, wie gesagt, nur ein Musterbeispiel und ich hatte eben diese Studie gerade zur Hand.
    Das ist aber eher von nebensächlicher Natur, denn wir unterhalten uns allgemein über die Todesstrafe und dabei gehört dies eben dazu. Die Diskussion handelt darüber, ob man für oder gegen die Todesstrafe ist und ich kommentierte dazu - anfangs ausschließlich - die kleinen Nebenbedingungen von Gilgamesch, welche - wie ich schon zuvor sagte, du es nun wiederholt und weitergeführt hast - nicht nur unbedacht, sondern auch sinnfrei erscheinen. Es spricht also nichts dagegen, auf diverse Nationen und ihrer Handhabung, ihren Nachteile und eventuellen Vorteilen hinzuweisen.


    Und von einem "Wie" sprach ich auch nicht --> die Gesetzeslagen sind eben so gestrickt, dass sie - meist - durch verschiedene Diskurse liefen und so stets verfeinert wurden. Doch es sind eben nur diese 99 %, die da meist greifen, doch nicht immer (ich werde jetzt sicherlich nicht etliche Beispiele für und dagegen nennen, da reicht schon ein wenig Eigenrecherche). Ich sprach hier auch keinesfalls pauschal für alle Dinge, sondern bezog mich damit auf die Würde des Menschen. Und dazu hatte ich doch bereits mehr als nur diesen Satz als Stellungsnahme angegeben, nicht?
    Man sollte nun aber nicht davon ausgehen, dass dies der allgemeine Konsens darstellen soll. Das ist im Falle der Würde des Menschen so, aber nicht bei allem. Und das sollte auch nie die Regel sein! Aus diesem Grund suche ich auch wie verrückt diese Liste, mit der man die "Kriterien" der Würde näher erläutert sehen kann. Doch ist das leider ein paar Jahre her und ich weiß nicht einmal, was für einen Titel dieses juristisch-angehauchte, ethische Buch heißt. Das Grundgesetz der Würde des Menschen ist dabei leider sehr schwammig - das ist zumindest die Essenz dieses Kapitels.
    Im Übrigen wird ein Jurist, wenn er sich auf den Paragraphen der Würde des Menschen bezieht, stets auch mit diversen anderen Gesetzesgrundlagen arbeiten müssen, da eben jene Würdekriteren nicht genau definiert sind (oder eben nur sehr schwammig). Meist ist dann aber recht "einfach", wenn man einen guten Anwalt hat.
    (Aber artet die Diskussion nun nicht zu weit aus?)


    @ Kria
    Du hattest mich da wahscheinlich missverstanden oder ich mich einfach ein wenig zu unklar ausgedrückt. Strafprozesse greifen nicht nur die Würde des Täters an, sondern auch die des Opfers. Aus diesem Grund verwies ich auf Michel Fourcault, welcher davon ausgeht, dass Strafen, welche einen Freiheitsentzug beherzigen, als eine Verletzung der Würde betrachten (wie gesagt, den Würdebegriff nennt er aber de facto meines Wissens nach nicht --> es lässt sich aber herauslesen). Dabei spricht er sogar die Opfer nicht frei davon, dass sogar ihre Würde dabei angegriffen werden kann (oder definitiv wird). Und weil das so ist, kann man diese Argumentationsgrundlage ebenso weg lassen. Man kann allerdings auch weiterhin damit argumentieren, sicherlich. Und wenn ich dann in diesem Kontext auch sogleich deine Frage beantworten darf (bei der ich klar sagen muss, dass ich nicht erkenne, ob es eine rhetorische darstellen soll oder nicht), so ja, die Todesstrafe ist damit nicht vereinbar. Aber dabei sollte berücksichtigt werden, dass man zuvor vielleicht den Würdebegiff klarer definiert (und ich finde leider diese verdammte "Liste" nicht ...), wie du ja selbst hervorgehoben hast.


    @ Gilgamesch
    Nun, ich denke es wurde alles gesagt. Ôra nahm sich deiner an, zuvor schrieb ich dir lange Texte zu diesem Thema und Myxocon ist auf den juristischen Aspekt näher eingegangen. Ich würde vorschlagen, du überdenkst deine Meinung in diesem Falle mal und verinnerlichst die Denkimpulse und reflektierst sie. Damit zwinge ich dir keine Meinung auf, sonder lege dir nahe, deine unbedachte Vorstellung zu überdenken. Mir kommt es so vor, als konkretisiert du deinen Standpunkt nicht, sondern entwickelst jenen gerade erst und/oder hast vorher einfach eine für viele Menschen - die ebenso unbedacht an das Thema herangehen - ethisch plausible Vorstellung der Selbst- und Lynchjustiz angenommen, um so besser "gehört" zu werden. Du siehst allerdings, dass dies einige Makel vorweist, die du jedoch selbst hättest erkennen können. Naja ... sofern du nun vielleicht darüber nachdenkst, kommst du vielleicht auch zu dem Punkt, dass einige deiner Vorstellungen so nicht tragbar sind.


    Zitat

    Original von GanondämonIm Falle der z.B. getöteten Kinder Mohamed/Elias bin ich dafür das der Mörder auch nicht leben sollte. Wir sind überbevölkert.


    Das hat aber nichts mit dem Fall der Todesstrafe zu tun, sondern ist ein völlig anderer Kontext. Ich würde aus vielen Gründen sicherlich nicht auf den Aspekt der Überbevölkerung im Sinne des Todesstrafen-Themas kommen wollen - das hat hier ebenso keinen Platz und wirkt genauso unbedacht, wie die Dinge, die Gilgamesch hier fabriziert hat.


    Falls noch weitere Antworten eurerseits folgen sollten: nicht wundern aufgrund meiner späten Antworten bezüglich eurer, denn momentan vereinnahmen mich meine Arbeiten wieder sehr.

    Freundes-Code (N3DS): 4854-6473-1482
    Aktuelle Spiele: MHGen, Metroid: Samus returns, Monster Hunter Stories, Pokémon Ultra Sun
    NNID (Wii U): Herr-der-Zeiten
    Aktuelle Spiele: MH3U, Hyrule Warriors
    PS4-Name: Azure-Phoenix55
    Aktuelle Spiele: Horizon Zero Dawn, Dragonball Z Xenoverse 2, Blazblue Central Fiction


    Falls wer kämpfen will oder Hilfe braucht: die Einladung zu einem heißen Tänzchen lehne ich nie ab! ;)
    (Einfach per PN anfragen.)

    Einmal editiert, zuletzt von Herr der Zeiten ()

  • @ Herr der Zeiten


    In dem Sinne hatte ich dich anscheinend wirklich etwas missverstanden. :nick:
    Ich verstehe jetzt, was du sagen wolltest und bin auch gerade am Überlegen, ob ich mir Michel Fourcault auch mal zu Gemüte ziehen. Wie heißt denn das Werk, auf das du dich beziehst?
    Und zu der Frage, die ich stellte: Wenn man bedenkt, dass eine rhetorische Frage eine Frage ist, deren Antwort bereits klar ist, könnte man diese als solche bezeichnen. Es war allerdings nicht verkehrt, dass du auf sie geantwortet hast - im Gegenteil. ^^
    Ich hoffe, du findest diese Liste wieder.



    Ganondämon


    Ich kann deiner Argumentation nicht ganz folgen, ganz besonders der letzte Punkt. Was haben Überbevölkerung, Triebe und Todesstrafe jetzt genau miteinander zu tun?
    Es kommt ein wenig so rüber, als hieße es, wir sind eh überbevölkert, also können wir die schlimmsten Verbrecher auch "aussortieren". Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du das nicht sagen wolltest.
    (Zumahl ich auch der Ansicht bin, dass der Aspekt etwas unpassend wirkt im Kontext dieser Diskussion...)

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Kria Eisblume ()

  • Zitat

    Original von Herr der Zeiten


    @ Ôra
    Ob es reicht, dass Gilgamesch künftig andere Beiträge mehr berücksichtigen möchte? Durchaus. Doch wollte ich mir diese Bemerkung nicht verkneifen müssen, denn ich rede nicht gerne mit Leuten, die dann doch eine abwesende Haltung einnehmen - um es milde auszudrücken. Da hätte ich mir meine Texte auch sparen können.


    Sicherlich kann man sich dadurch irritiert fühlen. (Das tue ich ja mitunter auch.) Ich bitte nur darum, zu bedenken, dass die Leute eben ganz unterschiedlich diskutieren und diskutieren möchten. Mancher gibt sich eben unheimlich viel Mühe damit, was er schreibt, wie er schreibt und auch damit, auf andere einzugehen.


    Andere haben es da schwerer, oder messen dem Ganzen auch nicht so viel Bedeutung zu. Wer weiß, gerade Neulinge könnten zum Beispiel noch völlig unerfahren mit Foren und Diskussions-Threads (und deren Dynamiken) sein.


    Es gibt auch Leute, die empfinden Texte, die eine gewisse Länge oder Komplexität überschreiten anstrengend oder im schlimmsten Falle - abschreckend. Eben daraus folgend kann auch eine abweisende Haltung entstehen.


    Solche Irritationen können also in beide Richtungen funktionieren.
    Eine mögliche Lösung wäre zu versuchen, trotzdem auf einander einzugehen, eventuell Fragen zu stellen, die den Diskussionspartner anregen können, oder einfach erstmal nach weiteren Erläuterungen zu fragen, anstelle vowurfsvoll zu werden, oder den pädagogischen Zeigefinger zu heben. =)



    Zitat

    Original von Herr der Zeiten
    Das Unschuldsthema ist keinesfalls irrelevant für die Frage der Gesetzeslage, da es hier auch Regelungen gibt, denen Präzedenzfälle (allerdings nicht immer) vorgingen.
    Und gerade in Amerika ist das nicht selten der Fall und jene Nationen von Amerika sind dabei auch nicht außen vor und eben ein prominentes Beispiel - wenn auch nicht das einzige, welches zu nennen ist. Siehe Nord-Korea als weiteres an - wie du es ja selbst genannt hast.
    Aus diesem Grund lasse ich Amerika sicherlich nicht außen vor --> nirgendwo war die Rede davon, dass nur von Deutschland die Rede sei oder diverse Länder ausgegrenzt werden sollten. Das schränkt die Diskussion erheblich ein, wenn man so vorgeht, denn an solchen Beispielfällen kann man eben einiges ableiten und das Thema der Todesstrafe ist kein auf eine Nation eingeschränktes Thema. Und ja, man kann dabei auch objektiv vorgehen, denn Amerika dient hier nur als "ein" Beispiel für einen Weg. Ich hätte aber ebenso Nord-Korea oder auch historisch auf andere Länder zurückgreifen können - irgendwo müssen jedoch die Beispiele ihren Anfang nehmen, denn jene bereichern dazu noch die Diskussion. An Amerika waren wir eben gerade festgefahren, dies mag stimmen, doch ist dies zunächst kein Nachteil, sofern man die Perspektive umschwenken kann - und das war auch sicherlich nicht meine Schuld (und ja, mir ist bekannt, dass du dies auch nicht gesagt hast). Unübersichtlich wird es vielleicht ein wenig, aber das macht in diesem Fall die Diskussion keinesfalls schwächer, sofern wir irgendwann auch - wie von mir schon gesagt - die Perspektive ändern. Ich würde sogar sagen, dass solche Beispiele die Thematik beleben und bereichern. Wenn du magst, können wir auch gerne auf andere Nationen umschwenken - Amerika ist, wie gesagt, nur ein Musterbeispiel und ich hatte eben diese Studie gerade zur Hand.


    Ich wollte es dir nicht zum Vorwurf machen, dass Deine Wahl konkret auf Amerika gefallen ist. Es hätte zunächst mal jedes andere Land sein können. Generell stimme ich auch zu, dass solche Beispiele bereichernd sein können.
    So kann man beispielsweise betrachten, wie es in Staaten funktioniert, die eben Gesetzeslagen haben, die die Todesstrafe zulassen, oder sogar auch generell befürworten. Den Nutzen, den man aus solchen Vergleichen und Betrachtungen ziehen kann, sehe ich durchaus. (Den Du ja auch noch weiter erläutert hast.) Darum ging es mir auch nicht.


    Auch in Staaten wie Amerika gibt es Debatten über die Todesstrafe, nicht jeder stimmt dem zu und schreit: "Jawoll! Auf sie mit Gebrüll!". So viel ist klar. Daher könnte man auch getrost sagen: Wo darüber diskutiert wird, da kann man auch hinhören. Ist ja dasselbe Thema."


    Die Frage, die ich mir eher stelle ist, wie solche Betrachtungen verwendet werden können, und ob das so einfach ist.


    Gehen wir nun einmal davon aus, dass die meisten hier in Deutschland groß geworden sind, von unserem Kulturraum, unseren Werten, Normen, Erziehung, Bildung etc. geprägt wurde.
    Solche Aspekte nehmen einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie die eventuelle Grundhaltung eines Menschen aussehen kann.


    Die Frage, die ich mir also, etwas weiter ausgeführt, stelle, ist: In wie weit reichen diese Einflüsse, in wie weit müssen sie (zum Beispiel bei einem Vergleich) berücksichtigt werden? Kann man einfach nur Zahlen und bestimmte Beispiele eines Landes (und deren Gesellschaft und Kultur) verwenden und es generell übertragen, oder ist dies überhaupt machbar - wenn man eben die oben genannten Hintergründe miteinbezieht?


    Ich verstehe, wie auch Myxocon und Du bereits angemerkt haben, dass es bei dem Beispiel von Unschuldsfällen um eine Frage der Feinheiten geht - die auch durchaus ihre Berechtigung erfährt. Ebenso fordert meine Frage eigentlich nur eine weitere Skepsis bezüglich etwaiger Feinheiten - ich schließe nicht aus, dass Fälle aus Amerika relevant für die Diskussion an sich sein können - ich möchte nur betrachten, in wie weit solche Beispiele und Vergleiche anwendbar sind, oder eventuell nicht.


    Solche Aspekte sind - vielleicht auch aufgrund meines Studiums und ähnlicher Interessen - eher ein Schwerpunkt für jemanden wie mich, vielleicht also auch ein Fokus von instinktiver Natur.


    Um es vielleicht noch etwas konkreter zu formulieren:
    Man kann dieses Thema einfach als eine Meinungsfrage betrachten, ganz simpel: "Todesstrafe, ja oder nein?" - und Meinungen gab es schon zuhauf.
    Nun gehe ich, allein schon interessenmäßig, hin und frage: "Was für Menschen äußern diese Meinung - und wodruch wird ihre Meinung geprägt?" - Daraus ergeben sich dann eventuell Indikatoren wie Nationalität, Kulturraum, Normen und Werte dieser Kultur, Religon, Staatsform dieser Kultur und so weiter - also Aspekte die vor allem soziologischer und gesellschaftspolitischer Natur sind.


    Das ist aber auch nur eine von vielen möglichen Betrachtungsweisen. Nicht die Einzige ;)


    Nun kann man die Frage nach diesen Relationen auch weiterführen: Wie sehen diese Einflüsse aus? Wie stark sind diese Einflüsse? Welche Tendenzen gibt es? Wie konkret spielen sie bei der Prägung eines Meinungsbildes mit ein?
    Lässt sich dies nur auf diese eine Gesellschaft anwenden, oder auch auf die völlig anderer Kulturräume/Länder usf.?


    Ähnlich kompliziert ist die Frage nach globaler Verantwortung. Mal von der Todesstrafe abgesehen, wie weit reicht unsere potenzielle Verantwortung für eventuelles Leid und Tod in anderen Ländern und Gesellschaften? Wie weit reicht die Verbindung? Begehen wir schon ein Verbrechen (das strafbar und nachvollziebar ist), wenn wir einen Pulli kaufen, von dem wir wissen, dass er von kleinen Kindern in einem Sweatshop hergestellt wurde - obwohl unsere Gesetzlage Kinderarbeit verbietet?


    Man sieht schon, das Ganze wird schnell abwegig, (auch teils ein bisschen off-topic), großspurig und unübersichtlich. Es entzieht sich, zumindest schon anhand der nicht transparenten Distanz und ständigen Nachvollziehbarkeit, unserer Kontrolle.


    Und gerade deshalb finde ich es, nur als Beispiel, relevanter, wie Fragen solcher Natur in unserer Gesellschaft faktisch und hypothetisch gehandhabt werden - vielleicht einfach, weil es mir greifbarer und plausibler erscheint.


    Ich hoffe das hilft, um zu verdeutlichen, was ich eigentlich meinte? Es ging mir nämlich nicht darum, die Relevanz globaler greifender Bezüge komplett auszuklammern.


    (Ich muss auch zugeben, dass ich in letzter Zeit seltsam oft mit amerikanischen oder sonst-woigen Beispielen konfrontiert wurde, anstelle dass jemand mal ein lokales oder zumindest kulturell und geographisch naheliegenderes Beispiel gefunden hätte).


    Aber - wie Du bereits sagstest:



    Zitat

    Original von Herr der Zeiten


    Das ist aber eher von nebensächlicher Natur, denn wir unterhalten uns allgemein über die Todesstrafe und dabei gehört dies eben dazu.


    Deshalb belasse ich es auch soweit dabei - ich hoffe, es ist nun klarer, was ich sagen wollte.
    Gerade bei so einer Frage, bei der es im wahrsten Sinne des Wortes, um Leben oder Tod geht, ist es auch nicht einfach, immer (oder überhaupt) konkrete Relationen festzulegen, oder mögliche Einflüsse ein- und auszuschließen. Ich befürchte aber auch, dass es an dieser Stelle etwas ausartet (auch wenn es interessant ist ._.;).

  • Zitat

    Original von Ganondämon
    Du hast recht ich wollte es nicht so rüber bringen, ich werde nicht weiter darauf eingehen.


    Du kannst ruhig weiter darauf eingehen, Ganondämon :)



    Ich glaube, es war nur nicht ganz deutlich, worum es eigentlich ging. Der Fall Mohamed/Elias löst bei solchen Themen durchaus verschiedene Meinungen aus -> wobei man vielleicht nochmal kurz erwähnen sollte, was hinter den Namen aktuell steht =)
    Ich habe nämlich die Befürchtung, Leute, die nicht so viel Nachrichten sehen, denken, es geht um biblische Inhalte/Mord am Propheten oder sonst was :ugly:


    Wer es nachlesen möchte:
    Der Fall Mohamed & Elias - Bericht


    Gerade bei Sexualstraftätern und insbesondere bei pädophilen Straftätern nehmen viele Leute eine deutlich radikalere Haltung ein - wenn es um die Verurteilung/Strafe geht - als bei vielen anderen Delikten.
    Auch bei dem Thema der Todesstrafe spielt das mitein. Besonders wenn es um die lieben Kinder geht, habe ich auch schon mehrfach miterlebt, wie Leute, allein bei der Vorstellung, ihrem eigenen Kind/Geschwistern etc. könnte so etwas passieren, von rasendem Enthusiasmus gepackt wurden, wenn es um den Gedanken ging, wie man mit dem Täter umzugehen hätte.


    Hier wurden ja schon viele Beispiele genannt, von denen Leute sagten, sie würden die Todesstrafe rechtfertigen. Und der traurige Fall von Elias und Mohamed stellt all das natürlich in einen sehr emotionalen Kontext.

  • *buddelt Thread wieder aus* Tut mir leid, den wieder rauszuholen zu müssen. Aber ich habe wohl verpasst, hier meinen Senf dazu zu geben.


    Man muss mit meiner Meinung nicht konform gehen, ich bins auch gewohnt, dass man es nicht tut.


    Ich finde, die Todesstrafe ist nicht nur wünschenswert, sondern nötig. Und ich kann Ganondämon in vielen Punkten sehr gut verstehen. Denn der Mensch, wie dreist er auch ist, sich über sie zu stellen, ist ein Tier. Und viele Verhaltensweisen von uns, sind die eines Tieres. Dazu gehört natürliche Selektion. Was der Gruppe schadet, wird davon abgetrennt.
    Menschen, die von der Allgemeinheit gemieden werden, finden sich auch oft in Gruppen zusammen. Eine weitere Eigenschaft vieler Tiere: Gruppenbildung, weil der Durchschnittsmensch sich allein nicht sicher fühlt, oder zumindest unbehaglich, selbst wenn es nur im Sinne der Langeweile ist. Soziale Verhaltensweisen hat der schließlich Mensch auch nicht erfunden.
    Wir sind sowieso nicht objektiv. Betrachten wir die Welt als Ökosystem, wäre es das beste fürs Ökosystem, wenn alle Menschen die Todesstrafe bekommen. Wir sind nicht das einzige Lebewesen ohne Sinn, aber wir sind die einzigen, die dem Planeten derart schaden. Aber es gibt niemanden, der dies umsetzt, da Menschen es größtenteils falsch finden, andere Menschen zu töten. Ich persönlich halte das für - nichts für ungut - Heuchelei. Denn wir kennen diesen Menschen nicht, weshalb sollten wir Mitgefühl mit ihm haben? „Man wünscht niemandem den Tod“? Seh ich anders.
    Ein Mensch tötet einen anderen, wird dadurch zum „Mörder“. Man weigert sich, den Mörder zu töten, weil er Familie haben könnte? Seltsam finde ich, denn er hat möglicherweise mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Menschen aus seiner Familie gerissen. Ich denke, ein Mörder hat, wenn er absichtlich gehandelt hat, mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine glückliche Familie, als der Getötete. Wie auch immer, mal angenommen, jeder Mensch hätte Familie, wäre es nur ein Ausgleich. Das wäre meine Vorstellung von Gerechtigkeit, wenn ich ehrlich bin. Ein Mensch, der in den Rollstuhl geprügelt wurde, ist meiner Meinung nach nicht gerecht behandelt, wenn er als Entschädigung ein bisschen Geld bekommt, und der Täter eventuell für ein paar Jährchen sitzt. Und man bedenke, das jeweilige System muss auch für Täter aufkommen. Er verpflegt sich nicht allein, während er sitzt. Und woher kommt das Geld dafür wohl wieder. Somit versorgt das System und damit jeder Mensch, jeden Mörder der nicht hingerichtet wird.


    Was Sexualtäter angeht, bin ich über alle Maßen subjektiv. Eine heimzahlung mit gleicher Münze wäre in dem Fall wieder etwas, was den Menschen verständlicher Weise widerstrebt, und in solchen Fällen, wäre ich auch dagegen. Doch meiner Meinung nach verdienen Sexualtäter zumindest die Todesstrafe. Sexualverbrechen in Hinsicht von Vergewaltigung ist etwas schlimmeres als Mord. Es nennt sich Folter, und es führt dazu, dass ein Mensch sich den Tod wünscht, er ihm aber nicht gewährt wird. Und im Nachhinein entstehen weitere Schäden. In Form von Depressionen, Angstsstörungen, Dissoziative Zustände als Schutzmechanismus, was einem durchaus vieles versauen kann. Das alles kann bis zum Suizid führen, womit der Täter wieder indirekt zum Mörder würde, und kaum Strafe dafür erhält. Und die Beispiele der seelischen Erkrankungen, habe ich alle schon persönlich in jenen Zusammenhängen gesehen. Meiner Meinung nach verliert jeder Mensch, der einen anderen Menschen foltert oder tötet, jegliches Recht auf seine Existenz. Wenn jemandem etwas dergleiches passiert, der mir etwas bedeutet, würde ich, wenn möglich, zur Selbstjustiz greifen. Ich würde nicht wollen, dass er nicht das bekommt, was er verdient. Und wenn man mich fasst, ist es das wert gewesen. Abgesehen davon, man wird ja eh nicht hingerichtet. (Übrigens ist dieser Satz, bestes Beispiel dafür, dass Mörder in Deutschland schon allein durch Einführung der Todesstrafe, abgeschreckt werden könnten. Welcher Täter will schon eine gerechte Behandlung?)
    Ich denke, ich habe alles gesagt.

  • Lieber Selkon_Sajien,


    Zitat

    *buddelt Thread wieder aus* Tut mir leid, den wieder rauszuholen zu müssen. Aber ich habe wohl verpasst, hier meinen Senf dazu zu geben.


    Tut mir leid, etwas harsch hierauf eingehen zu müssen, aber ich sah einige Probleme mit deiner Argumentation. Natürlich sind Meinungen verschieden, aber diese Meinung dürfte doch potentiell zu einer gefährlichen Einstellung gegenüber der Welt führen, wenn genügend Menschen so denken würden (=meine Meinung). Ich hoffe, durch meinen eigenen Senf bezüglich deiner Argumente ein etwas anderes Licht darauf zu werfen. Ich bin, weiß Gott, in keiner Weise ein weiser Mensch, immerhin bin ich nur 17 Jahre alt, aber ich tue mein Bestes, so objektiv wie möglich zu antworten, und vielleicht hilft das uns beiden dazu gemeinsam eine etwas gesündere Einstellung zu erlangen.


    Zitat

    Man muss mit meiner Meinung nicht konform gehen, ich bins auch gewohnt, dass man es nicht tut.


    Nein, sicherlich nicht, sonst wäre es hier ja keine Diskussion.


    Zitat

    Ich finde, die Todesstrafe ist nicht nur wünschenswert, sondern nötig. Und ich kann Ganondämon in vielen Punkten sehr gut verstehen.


    Das ist schon eine knallharte Aussage! Ich bin gespannt, wie sich die Argumentation entwickelt um diese These zu unterstützen.


    Zitat

    Denn der Mensch, wie dreist er auch ist, sich über sie zu stellen, ist ein Tier. Und viele Verhaltensweisen von uns, sind die eines Tieres. Dazu gehört natürliche Selektion. Was der Gruppe schadet, wird davon abgetrennt.
    Menschen, die von der Allgemeinheit gemieden werden, finden sich auch oft in Gruppen zusammen. Eine weitere Eigenschaft vieler Tiere: Gruppenbildung, weil der Durchschnittsmensch sich allein nicht sicher fühlt, oder zumindest unbehaglich, selbst wenn es nur im Sinne der Langeweile ist. Soziale Verhaltensweisen hat der schließlich Mensch auch nicht erfunden.


    Sicherlich sind wir biologisch gesehen wie Tiere. Und wie viele Philosophen und Wissenschaftler uns schon gelehrt haben, gibt es viele Punkte, in denen wir noch mit Tieren übereinstimmen. Biologen lehren uns wo Triebe herkommen, Freud und spätere Psychologen erklären uns wie das zu bestimmten Verhaltensweisen führt. Allerdings gibt es auch krasse unterschiede. Das hat nichts damit zu tun, dass wir ‚dreist‘ sind und uns über die Tiere stellen, sondern ist einfach eine knallharte Tatsache. Durch unser Bewusstsein, unser Unterbewusstsein, und die Fähigkeit, miteinander abstrakt zu kommunizieren, sind wir einzigartig. Diese drei Eigenschaften sind zusammen rein menschlich, und damit unterscheiden wir uns. Natürlich, auch einige Tierarten können möglicherweise in diesen Punkten nachkommen, aber kein anderes Tier hat auch die Möglichkeit, abstrakte Begriffe zu lernen und zu verstehen. Dementsprechend bilden sich Gruppen, die auf nicht-biologischen Sachen zurückzuführen sind. Gruppenbildung bei Tieren führt zum Überleben, und aus diesem Grund finden sich auch Menschen zusammen. Der Unterschied liegt aber in der Art der Gruppenbildung: Der Mensch findet sich durch Interessen in Gruppen zusammen, die nicht unmittelbar mit dem Überleben zusammenhängen. Was soziale Verhaltensweisen angeht, hängt das, wie gesagt, teilweise mit Biologie zusammen, aber auch mit sehr vielen anderen Sachen. Psychologische Ursachen z.B. (Freud: Zeitgemäßes über Krieg und Tod, was über die Angst vor dem Sterben geht) oder Ursachen, die mit dem Produktionskapital zusammenhängen (Marx: Das Kapital). Der Mensch ist viel komplizierter als ein Tier; auch, wenn er immer noch tierische Eigenschaften in sich hält.
    Was natürliche Selektion angeht: Nein, was der Gruppe schadet, wird nicht abgetrennt. Natürliche Selektion ist kein bewusst vorangehendes Phänomen, sondern einfach die Tatsache, dass diejenigen, die sich schlechter anpassen, automatisch ausgeschieden werden -> weil sie sich nicht auf die Art weiterentwickelt haben, wie es die Umwelt von ihnen verlangt. Ausscheiden aus sozialen Gruppen in menschlichen Kreisen ist demnach keine natürliche Selektion, sondern hängt mit weiteren komplizierten sozial-psychologischen Phänomenen zusammen (Machtspiele, z.B.). Des Weiteren möchte ich hier unbedingt klarstellen, dass natürliche Selektion zwar eine wissenschaftliche Tatsache ist, aber auf keinen Fall eine gute Ethik darstellt. Ich weiß, das sagst du an dieser Stelle nicht, ich wollte es nur klarstellen; und wenn du weiter unten das in den Raum werfen solltest, werde ich an jener Stelle etwas härter darauf reagieren.


    Zitat

    Wir sind sowieso nicht objektiv. Betrachten wir die Welt als Ökosystem, wäre es das beste fürs Ökosystem, wenn alle Menschen die Todesstrafe bekommen. Wir sind nicht das einzige Lebewesen ohne Sinn, aber wir sind die einzigen, die dem Planeten derart schaden. Aber es gibt niemanden, der dies umsetzt, da Menschen es größtenteils falsch finden, andere Menschen zu töten. Ich persönlich halte das für - nichts für ungut - Heuchelei. Denn wir kennen diesen Menschen nicht, weshalb sollten wir Mitgefühl mit ihm haben? „Man wünscht niemandem den Tod“? Seh ich anders.


    Interessante Wendung, nachdem du vorhin gemeint hast, wir wären so dreist uns über das Tier zu stellen, und doch machst du hier genau dasselbe. Erstmal zum Thema anderen Menschen den Tod wünschen: das ist an dieser Stelle nicht sonderlich wichtig, aber lies bitte die Vorlesung von Freud, die ich oben schon erwähnt habe; das erklärt schön, woher die Einstellung „Töten ist schlecht“ herkommt (bzw. herkommen könnte). Was hier aber wichtiger ist, ist das Thema „Die Welt zerstören“. Du bist an dieser Stelle der Heuchler, weil du wirklich der Meinung bist, der Mensch könnte die Welt derartig beeinflussen. Die tragische Tatsache ist, dass die Welt sich immer im Wandel befunden hat. Globale Erwärmung, globale Abkühlung, absterbende Spezies, große Landflächen die ausgetrocknet sind… das gab es alles schon in der Weltgeschichte, und tatsächlich in wesentlich stärkerem Maße und in kürzerer Zeit, als wir es jetzt beeinflussen. Die Natur ist anpassungsfähig, und wird immer weiter existieren (solange es unseren Planeten gibt, natürlich). Nein, das Problem mit der Umweltverschmutzung ist nur die, dass wir die Natur derartig in den Umschwung bringen, dass wir es für uns selbst, als Menschen, nicht mehr beleben können. Als Spezies können wir uns nicht schnell genug anpassen; wenn wir die Umwelt derartig belasten, könnte es dazu führen, dass es uns nicht mehr gibt. Die Natur, hingegen, wird weiterleben, mit oder ohne uns.


    Zitat

    Ein Mensch tötet einen anderen, wird dadurch zum „Mörder“. Man weigert sich, den Mörder zu töten, weil er Familie haben könnte? Seltsam finde ich, denn er hat möglicherweise mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Menschen aus seiner Familie gerissen. Ich denke, ein Mörder hat, wenn er absichtlich gehandelt hat, mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine glückliche Familie, als der Getötete.


    Das Argument, man dürfe einen Mörder nicht töten, weil er eine Familie hat, höre ich zum ersten Mal. Was meinst du aber mit ‚möglicherweise mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Menschen aus seiner Familie gerissen‘? Dass er ein eigenes Familienmitglied umgebracht hat? Eine Tat führt nicht zum anderen; du unterstellst hier einer Menschengruppe etwas, ohne es zu erklären. Was „Wenn er absichtlich gehandelt hat“ angeht: Ein Mörder ist per Definition einer, der die Tat geplant hat, demnach hat er in jedem Fall absichtlich gehandelt. Und was die letzte Bemerkung angeht: erstens, was spielt es für eine Rolle, ob die Familie glücklicher ist als die andere? Wie kann man Glück überhaupt messen? Und woher weißt du, dass er keine glückliche Familie hatte? Muss immer eine große Tragödie im Familienleben mitspielen, wenn jemand zu so einer Tragödie gezwungen wird? Das ist eine ziemliche Anmaßung. Einfaches Szenario: ein Mensch hat sein ganzes Leben lang, sagen wir bis zum 30sten Lebensjahr, ein normales Leben geführt, dann litt er plötzlich an Depressionen, wurde an der Arbeitsstelle gemobbt, und dann durch einen Arbeitskollegen gefeuert. In so einer Situation kann es durchaus passieren, dass dieser Mensch die Kontrolle verliert, auch wenn er immer noch eine ‚glückliche Familie‘ hatte.


    Zitat

    Wie auch immer, mal angenommen, jeder Mensch hätte Familie, wäre es nur ein Ausgleich.


    Jeder Mensch HAT eine Familie. Aber ich denke du spielst eher auf Ehe mit Kindern hin. Aber wirklich, Ausgleich? Ist das deine Ethik? Auge um Auge, Zahn um Zahn?


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    Das wäre meine Vorstellung von Gerechtigkeit, wenn ich ehrlich bin. Ein Mensch, der in den Rollstuhl geprügelt wurde, ist meiner Meinung nach nicht gerecht behandelt, wenn er als Entschädigung ein bisschen Geld bekommt, und der Täter eventuell für ein paar Jährchen sitzt. Und man bedenke, das jeweilige System muss auch für Täter aufkommen. Er verpflegt sich nicht allein, während er sitzt. Und woher kommt das Geld dafür wohl wieder. Somit versorgt das System und damit jeder Mensch, jeden Mörder der nicht hingerichtet wird.


    Es gibt einige Studien die beweisen, dass die Todesstrafe durch die Methode selbst und das bürokratische Aufkommen tatsächlich teurer ist, als die lebenslange Haftstrafe. Zusätzlich dazu hat der Häftling in seiner Haft die Möglichkeit, sich weiterzubilden, produktive Tätigkeiten auszuführen, und auch später zur Wirtschaft beizutragen. Die Todesstrafe ist also a) Teurer durch die Hinrichtung und b) noch teurer durch die verlorene Wirtschaftskapazität. Und bitte, Gerechtigkeit? Deine Meinung von Recht ist es wirklich, dass jemand anderes bestraft wird dafür, dass er zuvor jemandem etwas angetan hat? Nein, er sitzt in Haft, damit er der Gesellschaft nicht schädlich werden kann, sich dort weiterbilden kann und wieder zu einem normalen Menschen werden kann. Die ‚Entschädigung‘ durch Geld ist das, was der Geprügelte erhält – ob es gerecht ist sei dahingestellt, aber es ist nun einmal die einzige Möglichkeit, wie er etwas wiedererlangen kann nach der Tat. Den Häftling dafür umzubringen wäre unendlich ungerecht. Müsste dann nicht auch der Rollstuhlfahrer umgebracht werden, damit beide gestorben sind und wieder ‚Auge um Auge‘ gilt?


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    Was Sexualtäter angeht, bin ich über alle Maßen subjektiv. Eine heimzahlung mit gleicher Münze wäre in dem Fall wieder etwas, was den Menschen verständlicher Weise widerstrebt, und in solchen Fällen, wäre ich auch dagegen. Doch meiner Meinung nach verdienen Sexualtäter zumindest die Todesstrafe. Sexualverbrechen in Hinsicht von Vergewaltigung ist etwas schlimmeres als Mord.


    Vergewaltigung ist schlimmer als Mord? Es ist eines der grauenvollsten vergehen, das ist richtig, aber es ist definitiv nicht schlimmer als Mord. Jedes Opfer einer solchen Tat reagiert anders (so wie jeder in jedem Aspekt des Lebens), aber ja, es führt in den meisten Fällen zu langfristigen psychischen Problemen. Aber nicht in allen Fällen. Und selbst wenn diese Probleme lebenslang anhalten würden, es sind nicht Sachen, die man nicht mit Therapie unter Kontrolle bringen kann; die meisten können schon nach relativ kurzer Zeit ein normales Dasein führen. Ja, die Traumata sind noch da, und es gibt immer wieder Zeiten, in denen es schwierig wird, aber es hält sich in Grenzen: es ist ein Leben, das Lebenswert ist. Mord hingegen ist hingegen bereits das Ende. Die Person existiert nicht mehr, sie kann nicht mehr Leiden oder Freude empfinden. Das Leben besteht nämlich zum größten Teil aus diesen beiden Aspekten. Mord ist tragisch für diese Person, weil sie eine ganze Bandbreite an Erfahrungen nicht machen konnte. Der/die Vergewaltigte hingegen wird noch diese Bandbreite erleben dürfen.


    Zitat

    Es nennt sich Folter, und es führt dazu, dass ein Mensch sich den Tod wünscht, er ihm aber nicht gewährt wird.


    Nein, es nennt sich nicht Folter. Folter ist eine ganz andere Straftat und ist in den meisten Fällen noch traumatischer, aber dafür würde ich jetzt nicht meine Hand ins Feuer legen. Willst du wirklich hier für jeden Vergewaltigten sprechen und behaupten, alle wünschen sich den Tod? Das ist wieder ziemlich anmaßend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Meisten nur aus dieser Situation hinauswünschen.


    Zitat

    Und im Nachhinein entstehen weitere Schäden. In Form von Depressionen, Angstsstörungen, Dissoziative Zustände als Schutzmechanismus, was einem durchaus vieles versauen kann. Das alles kann bis zum Suizid führen, womit der Täter wieder indirekt zum Mörder würde, und kaum Strafe dafür erhält.


    Siehe oben zu diesem Thema. Und ‚kaum Strafe‘: in schwierigen Fällen kann man für sexuelle Straftaten bis zu 10 Jahren bekommen, das ist fast so lang wie lebenslänglich.


    Zitat

    Und die Beispiele der seelischen Erkrankungen, habe ich alle schon persönlich in jenen Zusammenhängen gesehen.


    Und ‚seelische‘ (psychische) Erkrankungen habe ich an mir selbst erlebt, zwar nicht aus diesem Grund, aber schwerwiegende psychische Erkrankung bleibt schwerwiegende psychische Erkrankung. Und ja, es ist mies, aber es ist nicht unmöglich unter Kontrolle zu bekommen.


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    Meiner Meinung nach verliert jeder Mensch, der einen anderen Menschen foltert oder tötet, jegliches Recht auf seine Existenz. Wenn jemandem etwas dergleiches passiert, der mir etwas bedeutet, würde ich, wenn möglich, zur Selbstjustiz greifen.


    Man verliert also das Recht auf Existenz dadurch, dass man eine solche Straftat ausführt. Basierend auf welcher Logik? Absolut auf Emotionen. Aus diesem Grund ist es gut, dass du nicht in der Justiz arbeitest. Dein größtes Problem, ist dass du nur eine Seite der Münze betrachtest – die der Opfer. Die Täter sind allerdings ebenfalls Opfer, Opfer der Umstände. Was machst denn du, als Mitglied einer Gesellschaft, dagegen, dass Menschen so werden? Diese Mörder oder Vergewaltiger sind keine schlecht geborenen Menschen. Was ist denn das für eine Unterstellung bitte? Alle Menschen sind mit ähnlichen Werten ausgestattet, die auf biologische und psychologische Umstände zurückführen – Angst vor dem Tod, dadurch der Wunsch, nicht zu sterben, und ergo der Wunsch, Familienmitglieder nicht zu verlieren, und so weiter und so fort. Und das führt ganz schnell daraufhin, dass man dann ebenfalls als große Gemeinschaft zum Schluss kommt, dass man allgemein nicht töten sollte. Man schreitet nur aus dieser Norm heraus, wenn man ein tragisches Dasein führt. Versetze dich doch einfach mal in die Lage eines solchen Verbrechers. Stell dir vor, dir wiederfahren ganz viele tragischen Sachen, du wirst an den Ruin getrieben, hast kaum mehr etwas, für das es sich lohnt zu leben, und dadurch bist du nicht mehr in der Lage klar zu denken, und gibst einer bestimmten Person die Schuld – und schwups, wirst du zum Mörder. Gerade bei Menschen, die offenbar so subjektiv wie du Justiz anfordern, würde das schnell gehen, glaube ich! Oder sexuelle Straftäter. Biologisch gesehen ist der sexuelle Trieb eines der stärksten treibenden Kräfte, die uns zu Sachen vorantreiben. Sagen wir, du bist pädophil geboren, leidest darunter, dass dich alle hinabziehen, du hast eine große Scham, weil es überall verteufelt wird und sie als ‚böse Menschen‘ dargestellt werden – da ist die Tragödie doch auch schon vorprogrammiert. Oder, wie Büchner es einst sagte, ‚ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemandes Gewalt liegt, kein Dummkopf oder Verbrecher zu werden, - weil wir durch gleiche Umstände wohl ALLE gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen‘. Wahrere Worte wurden selten vorher gesprochen!


    Zitat

    Ich würde nicht wollen, dass er nicht das bekommt, was er verdient. Und wenn man mich fasst, ist es das wert gewesen. Abgesehen davon, man wird ja eh nicht hingerichtet.


    Siehe alles oben. Und glücklicherweise gibt es in der westlichen Welt genügend Leute, die nicht so denken wie du, sonst wären wir in unmenschlichen Verhältnissen – so wie in den USA. Die Menschen sollen das bekommen, was sie verdienen, das ist richtig: von vornherein die Chance, ein gesundes und vernünftiges Leben zu leben. Und wenn es aus tragischen Umständen dazu führt, dass es schief läuft, die Möglichkeit sich zu verbessern, und in der Zwischenzeit zum Schutz der Gesellschaft – und zum Schutz auch des Verbrechers – die Person in eine Haftstrafe setzen. Für die Opfer ist es immer tragisch, ja. Aber ich habe noch nie von einem Fall gelesen, in dem die Opfer glücklich waren, wenn es zu einer Todesstrafe kam. Auge um Auge ist eines der schlechtesten ethischen Einstellungen, die man haben kann. Nach Sozialdarwinismus vielleicht.


    Zitat

    (Übrigens ist dieser Satz, bestes Beispiel dafür, dass Mörder in Deutschland schon allein durch Einführung der Todesstrafe, abgeschreckt werden könnten. Welcher Täter will schon eine gerechte Behandlung?)


    Diese Passage… ist etwas fragwürdig. Statistik alleine macht es deutlich: die USA sind der Staat mit der größten Menge an Gewaltverbrechen in der westlichen Welt, und das mit Abstand, und inklusive Mord. Und es ist auch der einzige Staat in der westlichen Welt, wo teilweise (in einigen Staaten!) die Todesstrafe noch erlaubt und häufig vorzufinden ist. Glaubst du wirklich, dass die Strafe überhaupt etwas damit zu tun hat, was die Menschen tun? Hat das jemals jemand wirklich geglaubt?


    Zitat

    Ich denke, ich habe alles gesagt.


    Ich denke, ich bin auf alles eingegangen. Hoffe es war nicht zu harsch. Sollten gewisse Stellen etwas zu schroff gewesen sein, entschuldige ich mich natürlich dafür; ich verurteile dich nicht für deine Einstellung, nur finde ich sie, wie oben gesagt, potentiell gefährlich, und es könnte zu Unmenschlichkeiten führen. Sollten ein paar Aussagen unklar sein (ich weiß, ich schreibe stellenweise etwas unklar), kannst du mich gerne fragen, dann erkläre ich mich gerne nochmal im Detail; und über eine Antwort auf meine Argumente würde ich mich natürlich freuen.


    Gruß
    Tido

  • Tido:


    Zitat

    Ich denke, ich bin auf alles eingegangen. Hoffe es war nicht zu harsch. Sollten gewisse Stellen etwas zu schroff gewesen sein, entschuldige ich mich natürlich dafür; ich verurteile dich nicht für deine Einstellung, nur finde ich sie, wie oben gesagt, potentiell gefährlich, und es könnte zu Unmenschlichkeiten führen.


    Erster Kommentar meinerseits: Keine Sorge, man kann gar nicht zu schroff sein, wenn man sich in seiner Meinung äußert, solange man nicht vulgär wird. Klar stellt meine Meinung eine potentielle Gefahr dar, und ich danke dir, dass du mich darauf hinweist. Ist mir nämlich entgangen.


    Zitat

    Die Natur ist anpassungsfähig, und wird immer weiter existieren (solange es unseren Planeten gibt, natürlich). Nein, das Problem mit der Umweltverschmutzung ist nur die, dass wir die Natur derartig in den Umschwung bringen, dass wir es für uns selbst, als Menschen, nicht mehr beleben können. Als Spezies können wir uns nicht schnell genug anpassen; wenn wir die Umwelt derartig belasten, könnte es dazu führen, dass es uns nicht mehr gibt. Die Natur, hingegen, wird weiterleben, mit oder ohne uns.


    Da kann ich nicht mit Sicherheit zustimmen. Gewisse Teile der Natur sind bereits vor uns deshalb am Aussterben. Siehe Eisbären und so. Sobald wir aus diesen Gründen aussterben, werden auch viele andere Tiere aussterben. Wir sind ja nicht das sensibelste Tier auf der Erde. Pflanzen sind auch nicht unbedingt auf Veränderungen eingestellt. Abgesehen davon, sind wir in der Lage, uns durch viele Dinge zu schützen. Und es wäre theoretisch Zeit Vorbereitungen zu treffen, und ich bin sicher, bei einem Ereignis, das früher oder später eintreten wird, werden auch Vorkehrungen getroffen werden. Sollte das gelingen, wird sich die Umweltverschmutzung nicht ändern. Vielleicht wird sie sogar noch schlimmer.


    Zitat

    Das Argument, man dürfe einen Mörder nicht töten, weil er eine Familie hat, höre ich zum ersten Mal. Was meinst du aber mit ‚möglicherweise mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Menschen aus seiner Familie gerissen‘? Dass er ein eigenes Familienmitglied umgebracht hat? Eine Tat führt nicht zum anderen; du unterstellst hier einer Menschengruppe etwas, ohne es zu erklären.


    Den ersten Punkt von wegen Familie und Mörder hört man bei dem Thema öfter, aber ich habe es auch irgendwo hier im Thread gesehen, man solle doch bedenken, Mörder hätten auch Familien.
    Mein Satzbau war an der Stelle wirklich seltsam. Ich verstehe den Satz fast selbst nicht mehr. Ich meinte nur, er hätte jemanden getötet, dessen Familie nun trauert, von daher wäre da dieser Ausgleich durch die Todesstrafe.


    Zitat

    Und was die letzte Bemerkung angeht: erstens, was spielt es für eine Rolle, ob die Familie glücklicher ist als die andere? Wie kann man Glück überhaupt messen? Und woher weißt du, dass er keine glückliche Familie hatte? Muss immer eine große Tragödie im Familienleben mitspielen, wenn jemand zu so einer Tragödie gezwungen wird? Das ist eine ziemliche Anmaßung. Einfaches Szenario: ein Mensch hat sein ganzes Leben lang, sagen wir bis zum 30sten Lebensjahr, ein normales Leben geführt, dann litt er plötzlich an Depressionen, wurde an der Arbeitsstelle gemobbt, und dann durch einen Arbeitskollegen gefeuert. In so einer Situation kann es durchaus passieren, dass dieser Mensch die Kontrolle verliert, auch wenn er immer noch eine ‚glückliche Familie‘ hatte.


    Es geht nicht um das Maß des Glücks. Mir geht es darum, dass ein Mörder durch viele Dinge belastet ist, wie du sagst. Möglicherweise ein Mensch der im Sozialverhalten eher, entschuldige das jetzt bitte, ich finde kein Wort, „verkrüppelt“ ist. Ich will jetzt nicht jedem Mörder unterstellen, er hätte in dieser Hinsicht Probleme. Aber Belastungen äußern sich im Verhalten, Verhalten führt in manchen Fällen dazu, dass man erst gar keine Familie gründet. Eltern sind eventuell schon alt, dement, tot, was weiß ich. Für mich war das nur eine Art Wahrscheinlichkeits-Abschätzung, ob Familie, vorhanden ist.


    Und ja, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nicht unbedingt immer, aber in diesem Fall defenitiv. Nur meine Meinung.


    Zitat

    Es gibt einige Studien die beweisen, dass die Todesstrafe durch die Methode selbst und das bürokratische Aufkommen tatsächlich teurer ist, als die lebenslange Haftstrafe. Zusätzlich dazu hat der Häftling in seiner Haft die Möglichkeit, sich weiterzubilden, produktive Tätigkeiten auszuführen, und auch später zur Wirtschaft beizutragen. Die Todesstrafe ist also a) Teurer durch die Hinrichtung und b) noch teurer durch die verlorene Wirtschaftskapazität. Und bitte, Gerechtigkeit? Deine Meinung von Recht ist es wirklich, dass jemand anderes bestraft wird dafür, dass er zuvor jemandem etwas angetan hat? Nein, er sitzt in Haft, damit er der Gesellschaft nicht schädlich werden kann, sich dort weiterbilden kann und wieder zu einem normalen Menschen werden kann. Die ‚Entschädigung‘ durch Geld ist das, was der Geprügelte erhält – ob es gerecht ist sei dahingestellt, aber es ist nun einmal die einzige Möglichkeit, wie er etwas wiedererlangen kann nach der Tat. Den Häftling dafür umzubringen wäre unendlich ungerecht. Müsste dann nicht auch der Rollstuhlfahrer umgebracht werden, damit beide gestorben sind und wieder ‚Auge um Auge‘ gilt?


    Das fand ich interessant, denn über die Kosten des Verfahrens hab ich mich nicht informiert. Der Täter mag die Möglichkeit haben, sich zu ändern. Aber es gäbe nicht so viele Wiederholungstäter, wenn das so gut funktionieren würde, wie gewünscht. Außerdem führt das wieder dazu, dass dieser Mensch sein Leben neu aufbauen kann, in der Lage ist, wieder glücklich zu werden.
    Sobald die Medizin soweit ist, dass der Ermordete das auch kann, stört mich das nicht mehr. ^^


    Was den Rollstuhlfahrer angeht, nein, es gibt keine Möglichkeit, ihn zu entschädigen, oder meine Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. Beim Mörder könnte man es, ohne jemandem das Rückgrat zu brechen, und damit wieder bei einer Sache zu landen, die wir als unbehaglich empfinden. Trotzdem hat dieser Mensch seine Fähigkeit zu laufen verloren. Meine Frage wäre, selbst wenn es irgendwann technisch möglich sein sollte, ihm diese Fähigkeit wiederzugeben: Würde das Geld, das er bekommen würde, dazu reichen? Ich wage es irgendwie zu bezweifeln.


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    Siehe oben zu diesem Thema. Und ‚kaum Strafe‘: in schwierigen Fällen kann man für sexuelle Straftaten bis zu 10 Jahren bekommen, das ist fast so lang wie lebenslänglich.


    Ein weiterer Aspekt über den ich vergessen habe, mich aufzuregen. Lebenslänglich ist in Deutschland leider wieder ein dehnbarer Begriff. Wenn sie wenigstens alle in der Zelle verschimmeln würden, könnte ich mich damit vermutlich anfreunden.


    Zitat

    Und ‚seelische‘ (psychische) Erkrankungen habe ich an mir selbst erlebt, zwar nicht aus diesem Grund, aber schwerwiegende psychische Erkrankung bleibt schwerwiegende psychische Erkrankung. Und ja, es ist mies, aber es ist nicht unmöglich unter Kontrolle zu bekommen.


    Ich war und bin auch durch einige psychische Erkrankungen behaftet, wollte es aber nicht unbedingt breittreten, weil es nicht aus diesem Grund ist. Jedoch bin ich anderer Meinung. Manche Dinge lassen sich nicht unter Kontrolle bringen, und bei einigen ist es unmöglich. Kenne mehrere Beispiele an mir selbst, und einige an anderen.


    Zitat

    Dein größtes Problem, ist dass du nur eine Seite der Münze betrachtest – die der Opfer. Die Täter sind allerdings ebenfalls Opfer, Opfer der Umstände.


    Nein, ich sehe nicht nur eine Seite der Medaille. Ich bemühe mich eigentlich immer, alle Beweggründe zu verstehen. Selbst was den IS angeht, haben viele Menschen keine andere Wahl. Aber sie müssen mit den Konsequenzen leben, was in diesem Fall heißt, als Terroristen bezeichnet zu werden, oder zu sterben.
    Aber alle Probleme die man hat, gehen selten von einer einzigen Person aus. Natürlich haben sie Beweggründe. Aber es gibt Hilfsprogramme, und wenn man sich um die Bürokratie kümmert, ist es fast unmöglich in Deutschland wirklich in den Ruin abzurutschen. Und selbst dafür kann man sich kostenfrei Hilfe holen.
    Was es angeht, mich in diese Lage zu versetzen: Ich bin defenitiv impulsiv, aber aus Verzweiflung würde ich eher mein eigenes Leben beenden, als irgendjemandem die Schuld zu geben, und ihn zu töten. Schuld trifft fast nie nur eine Person, es gibt viele Faktoren. Allerdings rührt dieser Vorzug woanders her, also kann ich nur für mich sprechen.


    Zitat

    Die Menschen sollen das bekommen, was sie verdienen, das ist richtig: von vornherein die Chance, ein gesundes und vernünftiges Leben zu leben. Und wenn es aus tragischen Umständen dazu führt, dass es schief läuft, die Möglichkeit sich zu verbessern, und in der Zwischenzeit zum Schutz der Gesellschaft – und zum Schutz auch des Verbrechers – die Person in eine Haftstrafe setzen.


    Guter Ansatz, auf jeden Fall. Die Chance sollte definitiv jeder bekommen, so wird es aber nicht kommen. Ab dem Punkt mit den tragischen Umständen kann ich jedoch nicht mehr zustimmen. Wenn Menschen schon eine gleichwertige Chance bekommen, wie alle anderen. Wäre ich dafür, dass sie nur eine bekommen. Womit wir wieder bei Auge um Auge wären. Du hast viele Dinge gesagt, denen ich durchaus zustimmen kann. Aber das reicht leider nicht, um meine Meinung zur Todesstrafe zu ändern.


    Zitat

    Diese Passage… ist etwas fragwürdig. Statistik alleine macht es deutlich: die USA sind der Staat mit der größten Menge an Gewaltverbrechen in der westlichen Welt, und das mit Abstand, und inklusive Mord. Und es ist auch der einzige Staat in der westlichen Welt, wo teilweise (in einigen Staaten!) die Todesstrafe noch erlaubt und häufig vorzufinden ist. Glaubst du wirklich, dass die Strafe überhaupt etwas damit zu tun hat, was die Menschen tun? Hat das jemals jemand wirklich geglaubt?


    Die Statistiken mögen stimmen. Ich hoffe jedoch auch, dass der Maßstab stimmt. Falls ja, gibt es auch hier wieder mehrere Faktoren. Beispielsweise allein die Waffengesetze. Den Abzug zu betätigen ist wesentlich einfacher, als einem Menschen die Kehle zuzudrücken, ihm das Genick zu brechen oder im ein Messer ins Fleisch zu rammen. Abgesehen davon sind Waffen, insbesondere Schusswaffen immer eine Form von Macht. Je größer die Macht, desto größer die Versuchung. Würde jeder zweite (kann jetzt übertrieben sein) Haushalt hier eine Waffe besitzen, wäre es vielleicht auch nicht unbedingt anders.


    Sooo... das wars dann erstmal von meiner Seite. Ich hab auch gerade üble Kopfschmerzen, solltest du also Rechtschreibfehler finden, behalt sie bitte. =D
    Und bitte verstehe es nicht so, als würde ich deinen Standpunkt überhaupt nicht nachvollziehen können. Ich habe mich halt nur für den anderen entschieden, und sehe bisher keinen Grund, diesen Standpunkt zu ändern.

  • Hey Selkon_Sajien,


    Lieben Dank für die ausführliche Antwort; so schnell und differenziert hatte ich keine erwartet :D (und um kurz vor 3 Uhr nachts? Uha :S)
    Nun, ich weiß nicht, wie gerne und ausführlich du diskutierst, also entschuldige, dass ich hier vermutlich mal wieder eine Textwand hinklatsche. Aber es gibt, so empfinde ich das zumindest, noch einige Punkte die ich meinerseits ausführlicher erläutern muss. Ich glaube zwar nicht, dass ich deine Meinung komplett herumschwingen kann, aber vielleicht kann ich immerhin aufzeigen, dass dieses ‚wir müssen alle Mörder umbringen‘ eine sehr schlechte Lösung darstellt.


    Zitat

    Erster Kommentar meinerseits: Keine Sorge, man kann gar nicht zu schroff sein, wenn man sich in seiner Meinung äußert, solange man nicht vulgär wird. Klar stellt meine Meinung eine potentielle Gefahr dar, und ich danke dir, dass du mich darauf hinweist. Ist mir nämlich entgangen.


    Freut mich!


    Zitat

    Da kann ich nicht mit Sicherheit zustimmen. Gewisse Teile der Natur sind bereits vor uns deshalb am Aussterben. Siehe Eisbären und so. Sobald wir aus diesen Gründen aussterben, werden auch viele andere Tiere aussterben. Wir sind ja nicht das sensibelste Tier auf der Erde. Pflanzen sind auch nicht unbedingt auf Veränderungen eingestellt. Abgesehen davon, sind wir in der Lage, uns durch viele Dinge zu schützen. Und es wäre theoretisch Zeit Vorbereitungen zu treffen, und ich bin sicher, bei einem Ereignis, das früher oder später eintreten wird, werden auch Vorkehrungen getroffen werden. Sollte das gelingen, wird sich die Umweltverschmutzung nicht ändern. Vielleicht wird sie sogar noch schlimmer.


    Gut, das war etwas unklar von mir ausgedrückt. Natürlich sterben Teile der Natur aus; das habe ich auch nie in Frage gestellt. Es ging mir eher darum, dass wir nicht in der Lage sind, die Natur als Ganzes auszulöschen, und das ist eine recht unumstößliche Tatsache. Nein, die Natur als solches war schon immer harsch und grausam. Es ist kein gesundes Gleichgewicht, das wir aus der Bahn werfen. Im Gegenteil, Milliarden an Tierarten leiden tagtäglich an Hunger, Kälte, Verletzungen und so weiter und sofort. Und Tierarten sterben die ganze Zeit aus, ob mit oder ohne unser Einwirken. Denke an Dinosaurier, z.B. Mit der Eiszeit und Naturkatastrophen sind in wesentlich kürzerer Zeit wesentlich mehr Spezies ausgerottet worden, als wir es getan haben seit Anbruch der Zivilisation. Dann gibt es wiederum Spezies, die komplett auf das Leid anderer Wesen basiert existieren – Parasiten, die im Augapfel von Schafen nisten, z.B., wobei das Schaf unter höllischen Qualen stirbt, und das Parasit sich dort satt frisst. Nein, der Punkt an der Natur ist: es ist weder gut noch böse. Es ist kein harmonisches Gleichgewicht. Es ist der Natur egal (wenn ich die Natur mal personifizieren darf), was vorfällt. Aber sie ist dafür unglaublich anpassungsfähig. Und hier spielt natürliche Selektion eben rein: das, was sich nicht diesen harschen Umständen anpassen kann, stirbt aus. So war es immer, und so wird es immer sein. Evolution stellt nur zufällige Veränderungen dar, und die Spezies, die sich zufällig korrekt weiterentwickeln, überleben noch einige Generationen. Andere sterben aus. Der Mensch unterscheidet sich insofern, dass er in der Lage ist die Natur an sich anzupassen. Zumindest war das bisher der Glaube. Aber die Umweltverschmutzung und die Konsequenzen daraus erleben wir tagtäglich, und wie langsam (ZU langsam) die Staaten reagieren sehen wir immer mal wieder wenn sie eine klägliche Konferenz einbeziehen. Du bist ziemlich optimistisch, wenn du glaubst, dass wir schnell genug reagieren werden. Die Realität sieht eher so aus, dass wir langsam in eine Situation kommen, in der wir den Klimawandel nicht mehr umkehren können um selbst zu überleben. Vielleicht kommt irgendwann der kritische Punkt, an dem wir als Spezies nicht mehr die Luft zum Atmen benutzen können – das wäre ein kritischer Punkt von jetzt auf gleich. Es würde schnell gehen, und bevor wir uns umsehen können, wäre es um uns geschehen. Die Natur, hingegen, wird noch weiterhin existieren, einfach weil in unendlich vielen Formen und Farben Lebewesen existieren, die anderen Umweltbedingungen angepasst sind, und nur weil es für uns nicht mehr passt, heißt es nicht, dass es für andere nicht passt. Und sie werden sich weiter anpassen. Leben wird nach uns existieren, zusammen mit der harschen Umwelt, aber wir werden nicht mehr da sein. Du überschätzt wirklich unsere ‚Macht‘.


    Zitat

    Den ersten Punkt von wegen Familie und Mörder hört man bei dem Thema öfter, aber ich habe es auch irgendwo hier im Thread gesehen, man solle doch bedenken, Mörder hätten auch Familien.
    Mein Satzbau war an der Stelle wirklich seltsam. Ich verstehe den Satz fast selbst nicht mehr. Ich meinte nur, er hätte jemanden getötet, dessen Familie nun trauert, von daher wäre da dieser Ausgleich durch die Todesstrafe.


    Okay, wie gesagt, nur ich hatte es noch nicht gehört. Das Argumente ‚Familie‘ halte ich jedoch für schwach, einfach darauf basierend, dass nun einmal jeder Mensch eine Familie hat. Danke für die Aufklärung um deinen Satzbau. Aber hier sind wir wieder beim Problem: Ausgleich. Auge um Auge. Und die Tatsache, dass kein Mensch jemals durch Rache wirklich Erfüllung gefunden hat. Und dass es der trauernden Familie auch nicht hilft. Die einzige Konsequenz ist, dass weiteres Leid entstanden hat – für die Familie des Mörders.


    Zitat

    Es geht nicht um das Maß des Glücks. Mir geht es darum, dass ein Mörder durch viele Dinge belastet ist, wie du sagst. Möglicherweise ein Mensch der im Sozialverhalten eher, entschuldige das jetzt bitte, ich finde kein Wort, „verkrüppelt“ ist. Ich will jetzt nicht jedem Mörder unterstellen, er hätte in dieser Hinsicht Probleme. Aber Belastungen äußern sich im Verhalten, Verhalten führt in manchen Fällen dazu, dass man erst gar keine Familie gründet. Eltern sind eventuell schon alt, dement, tot, was weiß ich. Für mich war das nur eine Art Wahrscheinlichkeits-Abschätzung, ob Familie, vorhanden ist.


    Das Problem, das ich hierbei sehe, ist, dass diese soziale ‚Verkrüppelung‘, wie du es beschreibst, nicht dem Mörder vorzuwerfen sein kann. Kein Mensch wird ‚böse‘ geboren. Jeder Mensch, der zu solchen Taten gedrängt wird, wird einen heftigen Grund brauchen, d.h. so eine soziale ‚Verkrüppelung‘. Der springende Punkt ist eben der, dass diese Person nichts dafür kann, und du willst ihn quasi dafür umbringen, dass er aus Verzweiflung gehandelt hat. Das meine ich auch weiter unten mit nur eine Seite der Münze betrachten.
    Was die ‚wahrscheinlichkeits-Abschätzung‘ angeht basiert das absolut auf Vermutungen, und ich würde wagen zu behaupten, dass deine Einschätzung falsch ist. Ein paar Zahlen würden hier helfen.


    Zitat

    Und ja, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nicht unbedingt immer, aber in diesem Fall defenitiv. Nur meine Meinung.


    Siehe oben, und vorheriger Beitrag.


    Zitat

    Das fand ich interessant, denn über die Kosten des Verfahrens hab ich mich nicht informiert. Der Täter mag die Möglichkeit haben, sich zu ändern. Aber es gäbe nicht so viele Wiederholungstäter, wenn das so gut funktionieren würde, wie gewünscht. Außerdem führt das wieder dazu, dass dieser Mensch sein Leben neu aufbauen kann, in der Lage ist, wieder glücklich zu werden. Sobald die Medizin soweit ist, dass der Ermordete das auch kann, stört mich das nicht mehr. ^^


    Es gibt zwar Wiederholungstäter, aber es gibt auch viele, bei denen es funktioniert. Und jeder Hoffnungsschimmer sollte Grund genug sein, diese Methode weiter zu verbessern und zu perfektionieren, wenn es möglich ist. Und wieso sollte es nicht zu verbessern sein? Man sollte sich eben die Gründe anschauen, die zu Wiederholungstätern führt. Ein großer Aspekt dabei ist, mal wieder, das soziale Umfeld nach der Haftstrafe. Durch das polizeiliche Führungszeugnis, was Arbeitgeber beantragen dürfen, die krasse Überwachung, die Schikane durch die Gesellschaft, ist es ungemein schwierig sich wieder einzufinden. Hut ab vor allen, die es können! Nein, was man einführen müsste wäre die Möglichkeit für den Täter, weitgehend immun vor Vorurteilen zu bleiben, vielleicht auch anonym, damit diese Person sich wirklich einbringen kann, und irgendwann Selbsterfüllung vollziehen kann. Und ja, dieser Mensch sollte in der Lage sein wieder glücklich zu werden. In jedem Fall. Wir sind hier wieder beim Punkt, dass du den Mörder für seine unglücklichen Umstände verurteilst, und es dir anscheinend scheiß egal ist, dass es der Familie des Opfers auch nichts bringt wenn der Mörder umgebracht wurde. Entschuldige bitte, aber das ist doch wirklich eine ziemlich fragwürdige Einstellung zum Leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich Rache wirklich glücklich macht. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der wirklich so denkt. Und nach dieser Logik solltest du die Gesellschaft auch verurteilen, der dem Mörder die Möglichkeit genommen hat ein normales Dasein zu führen.


    Zitat

    Was den Rollstuhlfahrer angeht, nein, es gibt keine Möglichkeit, ihn zu entschädigen, oder meine Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. Beim Mörder könnte man es, ohne jemandem das Rückgrat zu brechen, und damit wieder bei einer Sache zu landen, die wir als unbehaglich empfinden. Trotzdem hat dieser Mensch seine Fähigkeit zu laufen verloren. Meine Frage wäre, selbst wenn es irgendwann technisch möglich sein sollte, ihm diese Fähigkeit wiederzugeben: Würde das Geld, das er bekommen würde, dazu reichen? Ich wage es irgendwie zu bezweifeln.


    Naja, doch, du brichst ja dem Mörder das Rückgrat. Es wäre eine grauenvolle Ethik, wie ich es schon oft betont habe. So wurde im Mittelalter gehandelt. Wären dir solche Situationen lieber? Für alles, was du tust, darf dir ein anderer dasselbe antun? Wie schnell würde das in Chaos ausarten?
    Zum Thema Medizin: Wieso bezweifelst du es? Die Geldstrafe ist schon nicht wenig, wenn man jemandem wirklich das Rückgrat bricht, und die meisten Operationen kosten im Bereich der tausender, vielleicht ein paar Mal zehntausend. Diese Operation kann bezahlt werden. Solange es aber medizinisch nicht möglich ist, können wir es natürlich nicht einschätzen. ‚Wagen zu bezweifeln‘ ist mal wieder nur aus der Luft gegriffen.


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    Ein weiterer Aspekt über den ich vergessen habe, mich aufzuregen. Lebenslänglich ist in Deutschland leider wieder ein dehnbarer Begriff. Wenn sie wenigstens alle in der Zelle verschimmeln würden, könnte ich mich damit vermutlich anfreunden.


    Lebenslänglich ist in den meisten Staaten ‚nur‘ so lang. Es bezieht sich nicht darauf, dass man den Rest des Lebens hinter Gittern verbringt, sondern, dass man eine quasi-lebenslange Zeit dort drin verbringt. Alles, was man vorher aufgebaut hatte, ist in dieser Zeit verloren – Qualifikationen gelten nichts mehr, Kontakte sind weg. Man hat nur noch die unmittelbare Familie – d.h. Eltern, Geschwister usw. Und deine Einstellung finde ich wirklich fabelhaft für einen Polizeistaat. Sie sollen einfach leiden?! Wieder stelle ich mir die Frage: Wieso leidet die Gesellschaft nicht für ihre Verbrechen an solche Individuen, die zu solchen Taten gezwungen werden?


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    Ich war und bin auch durch einige psychische Erkrankungen behaftet, wollte es aber nicht unbedingt breittreten, weil es nicht aus diesem Grund ist. Jedoch bin ich anderer Meinung. Manche Dinge lassen sich nicht unter Kontrolle bringen, und bei einigen ist es unmöglich. Kenne mehrere Beispiele an mir selbst, und einige an anderen.


    Es ist selten unmöglich. Bei manchen ist es schwierig, und man muss viele Methoden ausprobieren, aber wirklich unmöglich ist es nicht. Fehlschläge entstehen meistens dadurch, dass sich unerwartete Folgen ergeben (ein krasser Fall: eine Bekannte von mir war gegen viele Medikamente allergisch, und merkte das erst, als sich weitere, wesentlich signifikantere Langzeitfolgen herausbildeten), oder wenn der Patient selbst die Diagnose und Therapie in die eigene Hand nimmt (sich selbst ohne Absprache von Medikamenten absetzt, Therapie aufgibt usw.). Wenn solche Unannehmlichkeiten aber nicht vorkommen, ist es meistens zu bewältigen. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber von Ausnahmen sprechen wir hier nicht…


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    Nein, ich sehe nicht nur eine Seite der Medaille. Ich bemühe mich eigentlich immer, alle Beweggründe zu verstehen. Selbst was den IS angeht, haben viele Menschen keine andere Wahl. Aber sie müssen mit den Konsequenzen leben, was in diesem Fall heißt, als Terroristen bezeichnet zu werden, oder zu sterben.
    Aber alle Probleme die man hat, gehen selten von einer einzigen Person aus. Natürlich haben sie Beweggründe. Aber es gibt Hilfsprogramme, und wenn man sich um die Bürokratie kümmert, ist es fast unmöglich in Deutschland wirklich in den Ruin abzurutschen. Und selbst dafür kann man sich kostenfrei Hilfe holen.
    Was es angeht, mich in diese Lage zu versetzen: Ich bin defenitiv impulsiv, aber aus Verzweiflung würde ich eher mein eigenes Leben beenden, als irgendjemandem die Schuld zu geben, und ihn zu töten. Schuld trifft fast nie nur eine Person, es gibt viele Faktoren. Allerdings rührt dieser Vorzug woanders her, also kann ich nur für mich sprechen.


    Das ist eine etwas heuchlerische Einstellung – du meinst, du betrachtest alle Perspektiven, und siehst ein, dass immer viele Aspekte mit reinspielen – und doch verurteilst du Straftäter, als wären sie menschlicher Abschaum. Diese Hilfsprogramme sind nicht publik, d.h. die meisten wissen gar nicht von ihrer Existenz. Oder aber sie haben Angst, Hemmungen und so weiter sich an Hilfestellen zu wenden. Du stellst dir das ein bisschen zu einfach vor. Ja, die Möglichkeiten gibt es, aber dazu erfordert es a) Kenntnisse über die Hilfestellen b) Wissen um die eigene Lage c) Mut, sich über alle Hemmungen hinwegzusetzen und d) Beseitigung der Angst um die Konsequenzen daraus, dass man überhaupt eingesteht, solche Probleme zu haben. Denn beim letzten Punkt kann es oft zu Nachteilen führen, wenn man wirklich an die Öffentlichkeit geht, man hat geringere Jobchancen, die Familie könnte enttäuscht sein und so weiter.
    Entschuldige, dass ich dich als Beispiel genommen habe, das war etwas unfair. Aber trotzdem, du gehst hier wieder von deinem jetzigen Dasein aus. Wenn du so tief gefallen bist, dass du nicht mehr klar denken kannst – und das geht schneller als du glaubst – würde denke ich auch der ursprünglich am klarsten denkende Mensch in solche Umstände fallen. Das heißt nicht, dass jeder, der derartig fällt, auch gleich zum Mörder wird. Aber Es ist falsch anzunehmen, dass du, wenn du in so eine Lage kommen würdest, automatisch eher Selbstmord als Mord begehen würdest. Man weiß es einfach nicht.


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    Guter Ansatz, auf jeden Fall. Die Chance sollte definitiv jeder bekommen, so wird es aber nicht kommen. Ab dem Punkt mit den tragischen Umständen kann ich jedoch nicht mehr zustimmen. Wenn Menschen schon eine gleichwertige Chance bekommen, wie alle anderen. Wäre ich dafür, dass sie nur eine bekommen. Womit wir wieder bei Auge um Auge wären. Du hast viele Dinge gesagt, denen ich durchaus zustimmen kann. Aber das reicht leider nicht, um meine Meinung zur Todesstrafe zu ändern.


    Wenn es nicht dazu kommt, dann liegt es an Menschen, die dagegenhalten – wie du zum Beispiel einer bist. Du möchtest hier Leid für Leid verursachen. Das ist aber ein Phänomen, das von der Gesellschaft kommt, als Ganzes, nicht von individuellen Personen.
    Wie viele Chancen ein Mensch bekommen sollte, steht in den Sternen, so lange es nicht diese gleichen Chancen für alle wirklich gibt. Ich würde argumentieren, dass bei wirklicher Chancengleichheit nur ‚eine Chance‘ nötig sein würde. Dann wäre es auch egal, ob du mir im Nachhinein zustimmst oder nicht. Das Ziel sollte es also sein, dass wir jedem Mensch die Möglichkeit geben, Selbstentfaltung zu durchleben – also kurz, eines der wichtigsten Punkte in unserem Grundgesetz. Auch das ist noch nicht Chancengleichheit, aber es ist zumindest schon eine Verbesserung des derzeitigen Status Quo.


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    Die Statistiken mögen stimmen. Ich hoffe jedoch auch, dass der Maßstab stimmt. Falls ja, gibt es auch hier wieder mehrere Faktoren. Beispielsweise allein die Waffengesetze. Den Abzug zu betätigen ist wesentlich einfacher, als einem Menschen die Kehle zuzudrücken, ihm das Genick zu brechen oder im ein Messer ins Fleisch zu rammen. Abgesehen davon sind Waffen, insbesondere Schusswaffen immer eine Form von Macht. Je größer die Macht, desto größer die Versuchung. Würde jeder zweite (kann jetzt übertrieben sein) Haushalt hier eine Waffe besitzen, wäre es vielleicht auch nicht unbedingt anders.


    Natürlich stimmt der Maßstab. Es ist kein Geheimnis, dass es so ist; viele wissen das. Und natürlich spielen wieder andere Faktoren wieder rein. Aber um kurz das Wind aus deinen Segeln zu nehmen: nein, es hat nichts mit den Waffengesetzen zu tun. Kanada hat dieselben, dort sind sie genauso vernarrt in Waffen, und trotzdem gehört Kanada zu den westlichen Ländern mit der niedrigsten Rate an Straftaten. Es hängt viel stärker mit den Medien zusammen und der Angst, die sie den Menschen in den USA einflößen – kurz, es ist mal wieder die Gesellschaft, die so verkorkst ist. Aber damit ist der Punkt, es wäre leichter jemanden mit einer Waffe umzubringen, entkräftet.


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    Sooo... das wars dann erstmal von meiner Seite. Ich hab auch gerade üble Kopfschmerzen, solltest du also Rechtschreibfehler finden, behalt sie bitte. =D
    Und bitte verstehe es nicht so, als würde ich deinen Standpunkt überhaupt nicht nachvollziehen können. Ich habe mich halt nur für den anderen entschieden, und sehe bisher keinen Grund, diesen Standpunkt zu ändern.


    Nein, ich finde es schön, dass du so differenziert auf Punkte eingehst, und es ist eine schöne Diskussion, auch wenn ich noch immer bei einigen Punkten der Meinung bin, dass du sehr aggressiv bist. Also mal wieder Entschuldigung, sollten einige Punkte schroff sein. Die Diskussion macht mir schon Spaß ;)

  • Ich bin bei diesem Thema sehr zwiegespalten. Einerseits finde ich es grundsätzlich falsch ein menschliches Leben zu nehmen, der Mensch sollte außer in Fällen der Notwehr keinen anderen Menschen töten, andererseits hat meiner Meinung jemand der 20 Kinder vergewaltigt und zerhackstückelt hat kein Recht mehr zu leben. Das ist dann meiner Meinung nach kein Mensch mehr, in gewisser Weise ist das ja sogar Notwehr. Ich bin mir grad nicht sicher aber ich glaub die Höchststrafe in Deutschland ist 15 Jahre (Bitte um
    Korrektur falls ich falsch liege :D ) und das reicht nicht aus finde ich.
    Doch ich bin mir auch nicht sicher wo man dann die Grenze ziehen sollte, ab wie vielen Morden verdient Jemand den Tod? Nach einem erscheint mir übertrieben aber wo genau die Grenze liegen sollte kann ich nicht sagen. Zudem ist ein großes Gegenargument, dass im Falle eines seltenen Justizirrtums ein menschliches Leben unwiederbringlich vernichtet wurde, aus dem Gefängnis kann man Jemanden entlassen, doch wer tot ist bleibt tot.

    All men trust fully the illusion of life. But is this so wrong?
    A construction, a facade, and yet...
    A world full of warmth and resplendence.
    Young Hollow, are you intent on shattering the yoke, spoiling this wonderful falsehood?

  • Ich hing die letzten Wochen über nihilistischen Gedanken nach, weil ich Rick & Morty geschaut habe. In Verbindung mit ein bisschen Konstruktivismus kommt da schnell die Frage auf, ob menschliches Leben, oder irgend ein Leben, überhaupt einen Wert hat. Wirklichen Schmerz fühlen wir meist nur, wenn uns nahe Menschen sterben, verletzt sind o.ä. Diese Menschen sind aus unserer Idee davon, wie die Welt existiert und funktioniert, nicht wegzudenken. Der Wert dieser Menschen erwächst für uns individuell aus unserer Beziehung zu ihnen. Hitlers Tod war für die Menschen, die ihm nahe standen, auch ein schmerzhafter Verlust. Für andere war es das tollste Ereignis seit der Erfindung von Toastbrot, weil Hitler für sie nur ein wertloser Massenmörder und Diktator war. Ihm wurde die Menschlichkeit abgesprochen, weil seine Taten und Ideen nicht mit dem übereinstimmten, was wir gerne als "menschlich" oder "gut" bezeichnen. Somit hat ein Mensch wie Hitler für viele keinen inhärenten, untrennbar mit ihm ...atische Lösung, sich von einem konkreten Problem in menschlicher Form zu lösen, auch wenn die abschreckende Wirkung für andere nicht nachgewiesen werden konnte. Ein Problem sehe ich allerdings darin, dass eine Gesellschaft, in der kein Leben einen Wert hat, mir nicht überlebensfähig erscheint. Ich kann nicht gegen Verbrechen vorgehen, wenn jeder Mensch eigentlich wertlos ist, weil wir das Recht auf Schutz vor anderen über diesen Wert menschlichen Lebens ableiten. Die Konstruktion unserer Welt über unsere Wahrnehmung ist eben das, was den Menschen ausmacht, und worauf seine Gesellschaften fußen. Insofern komme ich in den letzten Wochen zwar tatsächlich immer mehr zu dem Glauben, dass wir außerhalb unserer eigenen Vorstellungen keinen Wert haben, diese Vorstellung aber zwingend notwendig ist, damit unsere Gesellschaft funktioniert und wir sie deshalb annehmen sollten. Somit können wir am Ende doch wieder gegen Massentierhaltung argumentieren: Hurra! Und eben auch gegen die Todesstrafe.

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