Amerika, der Amoklauf und das Waffenrecht generell

  • Wir alle sind wohl zu Recht entsetzt über den Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School in Conneticut, der am 14. Dezember verübt wurde. Es sind, soweit der Stand der Ermittlungen, 28 Menschen gestorben/getötet worden, und eine halbe Grundschule ist traumatisiert, ebenso müht sich das kleine Städtchen, mit dem Drama fertig zu werden. Es werden Trauerdienste und Andachten in der örtlichen Kirche gehalten, überall legen die Leute Kränze aus, die Regierung bekräftigt ihre Anteilnahme, will sowohl den tatsächlichen Tathergang sowie -ursprung erfahren als auch Konsequenzen auf politischer Ebene folgen lassen. Wir müssen uns wieder fragen, wie so etwas passieren konnte, aber auch, wie in Zukunft derartige Fälle verhindert werden können.


    Allein an dem Statement von Parteien und Einzelpersonen kann man nun voraussehen, dass ein neuer, in den Vereinigten Staaten besonders reich diskutierter Punkt erneut in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden wird: das sehr liberale Waffengesetz. Denn es stellt sich die Frage: wie können jährlich 350.000 bewaffnete Verbrechen geschehen, wie können 11.000 Menschen ihnen zum Opfer fallen? Anstatt sich defensiv zu geben, ziehen die Lobbyisten den Angriff vor: so sagt ein Sprecher der Gun Owners of America, dass, wenn an Schulen Waffen legalisiert wären, die Lehrer etc. zurückschießen gekonnt hätten.


    Meine Meinung:
    Ist das moralisch? Ich denke, dass so noch eher ein Zirkel aus Gewalt geschaffen wird, als dass seine Existenz verhindert wird. Ab dem Punkt, ab dem an staatlichen Institutionen der Bildung zum Selbstschutz Gewehre gegeben sein müssen, gibt man dem Tötungsdelikt immer mehr Normalität wie Nähe - nicht, dass man es nicht ernst nehmen sollte, nein, ich sage vielmehr, dass das Problem am Kern angegangen werden muss. Doch wie soll das getan werden? Ich weiß es nicht.
    Nebenbei möchte ich noch hinzufügen, dass mich die These des GOA-Vertreters entsetzt - in Angesicht eines Dramas wie diesem eine (äußerlich) durchaus lukrativ angehauchte Meinung zu verkünden, ist respektlos und absolut unangebracht. Generell wünsche ich mir, dass die gesamte Situation des Waffenbesitzes in Amerika endlich geändert wird. Wir können nur hoffen, dass es nicht nur ein Wunsch bleibt.


    [HR /]


    Über eure Meinung zum Amoklauf direkt, wie aber auch der Gesetzeslage in den USA würde ich mich freuen. Dabei bitte ich euch, nicht direkt meine Aussage zu diskutieren; schreibt doch erst einmal, was eure Ansicht ist. Es sollte hier nicht um den Autor des Threads, sondern um die Sache an sich gehen.

  • Es ist furchtbar, das was passiert ist!
    Wenn das der USA nicht zu denken gibt weiß ich auch nicht aber ich habe erst kürzlich in den Nachrichten gehört, dass die NRS nicht der Meinung sei die Gesetzte müssten verschärft werden sondern das der Amoklauf verhindert hätte können, wenn noch mehr Waffen an der Schule gewesen wären! Frechheit!
    Besonders die Eltern und vor allem die Erst- und Zweitklässler tun mir leid.
    Die können das noch gar nicht richtig verarbeiten was passiert ist.
    Ich wünschte die Welt wäre nicht so Habgierig.
    Aber eigentlich wollte Obama ja schon die Gesetzte ändern (Waffenführerschein etc.)
    aber er kann das ja nicht allein entscheiden und es ist nun mal so, dass die großen Firmen ihre Finger in der Politik haben und ich fürchte es wird nichts bringen.
    Die NRS wird nur weiterhin profitgierig sein und die Kinder und Lehrer/innen sind gestorben ohne dass etwas unternommen wird, was einen weiteren Amoklauf verhindern könnte.


    Es tut mir leid wenn ich hier so meine Meinung sage aber ich bin unendlich traurig über die Vorfälle und bin gedanklich bei allen Angehörigen und Überlebenden.
    Ich hoffe sie können noch weiterleben wie gehabt
    und versinken nicht zu sehr in Trauer oder beim Therapeuten.


    Trotzdem liebe Grüße Syrenia

  • Zitat

    Original von Regin
    Allein an dem Statement von Parteien und Einzelpersonen kann man nun voraussehen, dass ein neuer, in den Vereinigten Staaten besonders reich diskutierter Punkt erneut in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden wird: das sehr liberale Waffengesetz.


    Leider ist genau das auch alles, was passieren wird. Selbst Obama wird es nicht schaffen das Waffengesetz auf ein auch nur halbwegs anständiges Niveau zu bringen. Es gibt wohl nichts in das die Amerikaner so sehr vernarrt sind wie in ihre Waffen. Man könnte das bei uns Deutschen mit Fussball vergleichen. Die Amerikaner sehen es als ihr Recht an Waffen zu besitzen. Das steht sogar in ihrer Verfassung und ich weiß nicht, was man in den USA alles anstellen muss, um dort drin etwas zu ändern.


    Zudem ist so gut wie jeder Republikaner Mitglied der NRA und damit immerhin ein großer Teil der Regierung.
    Selbst in Deutschland bekommen wir es nicht hin, dass man Schusswaffen nicht mehr Zuhause lagern darf und warum? Weil einige Politiker bei uns Sportschützen sind und lieber Menschenleben gefährden als ihre Waffen abzugeben.

    Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die die wichtigen Fragen des Lebens stellen!


    Fragen wie:


    "Was ist hinter dieser Tür?"
    "Steht das wirklich unter Strom?"
    "Pass ich da durch?"
    "Wofür ist dieser Knopf gut?"

    Und: "Brauch ich dafür wirklich einen Fallschirm?"

  • Zitat

    Ich wünschte die Welt wäre nicht so Habgierig.


    Doch leider ist diese Habgier das Leid vieler Menschen in allen Ländern, denn große Firmen oder auch kleine Betriebe stellen ihren Profit über das Wohl anderer Menschen, der Umwelt und dergleichen. Dies ist ein Thema worüber ich lange diskutieren könnte, doch das ist nciht der Sinn dieses Threads, aber nur meine These dazu: Die Habgier, die Profitsucht wird eines Tages die Menschheit an den Abgrund führen.


    Leider kann ich nichts wirkliches zu dem thread beitragen, da ich hier nicht mit Halbwissen um mich schmeißen will.

  • Zitat

    Anstatt sich defensiv zu geben, ziehen die Lobbyisten den Angriff vor: so sagt ein Sprecher der Gun Owners of America, dass, wenn an Schulen Waffen legalisiert wären, die Lehrer etc. zurückschießen gekonnt hätten.


    Das ist so ziemlich eine der bescheuertsten Idee die ich je gehört habe. Legalisieren wir die Waffen an Schule, passiert ja nichts, außer dass ein Lehrer, der vielleicht psychisch nicht ganz gesund ist, eines Tages dann seine Schüler umlegen geht, weil er seine Autorität nicht durchsetzen kann. :grinning_face_with_sweat: Das war jetzt aber mal ein übertriebenes Beispiel.


    Vielleicht sollte man den Fokus mal auf die Beweggründe des Amokläufers verlegen. Niemand geht "einfach so mal" Leute umlegen, da steckt immer irgendwas psychisches dahinter, unter anderem Stress, Mobbing etc. Und hier kommt der Punkt wo ich sage: Das hätte man verhindern können, auch ohne Waffen. Gerade bei Mobbing (ich greifs jetzt mal als Beispiel auf) kann mir keiner erzählen, dass das keiner das mitbekommen hat. Beim Mobbing gehts darum, dass eine Person von einigen anderen Personen auf Grund von etnischen, psychischen, physischen oder anderen Gründen von einer Gruppe anderen Menschen ausgeschlossen und gedemütigt wird. Und wie geht sowas besser, als wenn ein Haufen Schaulustiger daneben steht und das "Mobbing-Opfer" auslachen? Und wenn dann niemand was dagegen unternimmt, kann sowas durchaus das Resultat sein. Der Gemobbte lässt seiner aufgestauten Aggression und Wut freien Lauf, bringt ein paar Leute um, will aber nicht in Knast und legt sich dann selbst um. Kurzum: Der Mensch hat die Eigenschaft Gruppen zu bilden, in denen er sich aufhält und mit der er sich indentifiziert, wird aber andere, die nicht zu der Gruppen gehören, ausstoßen, sollte er mit bestimmten Idealen nicht übereinstimmen. Hier geht es nicht nur um die Habgierigkeit der Politiker, sondern auch um das Verhalten von jedem Einzelnen. Man kann relativ einfach die ganze Schuld auf die Politiker schieben, letzenendes sollte man sich aber bewusst sein, dass alles, was man tut, Folgen hat.


    Und nun zum Waffenrecht: Sowas wird nichts bringen. Wie will man bitte Waffen verbieten? Die Waffe war seid der Steinzeit das Werkzeug des Menschen um sich zu verteidigen oder Konflikte mit Gewalt beizulegen. Das fing mit Steinen an und hört heutzutage mit Sturmgewehren auf. Waffen lassen sich nicht verbieten, denn mal abgesehen davon, dass man immer irgendwo her, und wenns auch nur vom Schwarzmarkt ist, illegales "Zeug" herbekommt. Im Prinzip ist außerdem alles eine Waffe: Ich kann jemanden mit einem Messer, einem Kissen oder auch mit einem Glassplitter töten. Und wenn man den Besitz von Schusswaffen verbietet, kommt der Mensch gerade jetzt auf den Gedanken, sich eine Waffe zu besorgen. Es ist wie, wenn man einem Kind den Kuchen wegnimmt, im obersten Regal versteckt und sagt: "Das darfst du ab jetzt nicht mehr haben." Das Kind wird, egal wie, versuchen an den Kuchen zu kommen.


    Soviel zu dem Thema mal zu mir.

  • Adi:


    Zum Thema Motivation:
    Das war eine Grundschule, 5 bis 10-jährige, und der Täter war 20. Der wird wohl kaum auf mobbende Kleinkinder losgegangen sein.
    Bisher ist ja leider nicht viel zum Täter bekannt, und wird wohl auch nicht viel mehr, da die Person, die wohl noch hätte Aufschluss geben können, ja leider zu seinem aller ersten Opfer wurde, seine eigene Mutter. Sie war offenbar auch Lehrerin an der Schule, sodass man jetzt Vermutungen anstellen könnte, ob er sich z.B. vernachlässigt gefühlt hat, weil seine Mutter mehr mit den Kindern als mit ihm unternommen hat oder irgendetwas in die Richtung, aber wie gesagt: nicht mehr als Vermutungen.


    Ich gebe dir Recht, in einigen Fällen kann man sowas frühzeitig erkennen. Aber das ist leider zu beiden Seiten offen. a) Nicht jedes Mobbing-Opfer wird zum Amokläufer, und b) nicht jeder Amokläufer muss tatsächlich solche Probleme in seinem Leben gehabt haben. Und nachher zu sagen "Oh ja, der war schon immer so ruhig, da hätte man was merken müssen." ist auch Unfug, wieder aus Grund a). Ich war in meiner Jugend auch nicht der charismatischste Junge, aber trotzdem bin ich psychisch noch mehr oder weniger gesund. ^^


    Zum Thema Waffengesetze:
    Wie man Waffen verbieten soll? Eine Möglichkeit wäre, sie nicht legal in die Hände von Zivilisten zu geben. Es stimmt, irgendwie bekommt man dann trotzdem noch eine Waffe, wenn man hart danach sucht, aber nicht wenige solcher Amokläufe (als Beispiel) sind Impulshandlungen, bei denen der Täter eben das nutzt, was zur Hand ist. Wenn dieser Jugendliche vorher erstmal noch irgendwelche Kontakte zum Schwarzmarkt aufbauen muss und mehrere Tausend Dollar für eine illegae Waffe hinblättern müsste, ist das einfach eine viel größere Hürde und verhindert Impulshandlungen sehr stark.
    Zudem, klar, alles kann irgendwie als Waffe benutzt werden. Aber ich hoffe, du stimmst mir zu, dass ein Schütze, der mit zwei Handfeuerwaffen eine Schule betritt, sehr viel schwieriger aufzuhalten ist, als einer, der nur ein Küchenmesser dabei hat. Es hätte dann zwar sicherlich immer noch Tote gegeben, aber mit Gewissheit keine 26.


    Ich hoffe einfach mal, du wolltest mit deinem Beitrag nicht aussagen, dass Waffen nicht verboten werden können, weil sie halt zu unserer Gesellschaft gehören...

  • Gründe warum es zu so etwas kommt gibt es viele. Und sie würden meiner Meinung nach überall auf der Welt in diesem Ausmaß passieren, wenn die Leute überall so leicht an Waffen kämen. In der Regel brauchen diese Täter ja nur an den Waffenschrank ihrer Eltern gehen.


    Ich hab hier mal ein kleines Video, nehmt es nicht zu ernst:


    http://www.youtube.com/watch?v=qk8DsCe12qA


    Es ist natürlich sehr überspitzt, und Micheal Moore nimmts auch gelegentlich mit der Wahrheit nicht ganz so genau. Aber in diesem Video zeigt sich zumindest das Grundproblem der Menschen. Die Angst. Ohne Waffen fühlen sich viele Amerikaner nicht sicher. Natürlich ist es Schwachsinn zu sagen: gebt allen eine Waffe. Dann mag der Täter schneller sterben, aber Opfer gibt es trotzdem reichlich. Und sogar noch mehr weil dann jeder der mal grad schei.e drauf ist rumballert.


    In Bowling for Columbine zieht Moore einen schönen vergleich zwischen Amerika und Kanada. Er vergleicht die Nachrichten. Wie sie in den USA die Angst schüren und in Kanada eben nicht. Er geht in einer Kanadischen Stadt zu den Häusern und siehe da, viele der Türen sind unverschlossen. Und er fragt die Leute warum das so ist.


    Nun weiß man natürlich nicht was daran wieder stimmt und was nicht, aber es zeigt sich doch ein enormer Unterschied in der Sichtweise der Leute. Freilich gibt es auch in Kanada Verbrechen genau wie bei uns. Aber wenn die Menschen nicht ständig in Angst gehalten werden, haben sie auch nicht das Bedürfnis ständig Waffen mit sich rum zutragen.


    Vielleicht auch etwas einseitig diese Betrachtung, aber es dürfte zumindest ein Teilproblem dessen sein, weshalb die Amis nie auf Waffen verzichten werden.


    Aber zurück zum Täter. Davon mal abgesehen das es in diesem Fall wohl mal jemand mit einer psychischen Störung gewesen sein könnte (ich glaube sein Bruder sagte so etwas). Kann so etwas überall auf der Welt passieren. Bei uns in Deutschland ist es ja auch manchmal dazu gekommen. Ärger, Zorn, Wut, das gibt es überall. Überlegt doch nur mal welche Schüler oder Arbeitskollegen ihr kennt, die ständig gemobbt oder irgendwie unterdrückt werden. Und jetzt stellt euch weiter vor das diese zuhause leicht an Waffen und Munition kommen können...

  • Arawn
    Die Grundschüler werden ihn wohl kaum gemobbt haben. Aber mit 20 ist man Amerika grade mal mit der Schule fertig glaube ich, wenn nicht ist man sogar noch dabei. Dass es zu Mobbing durch gleichaltrige kam, ist durchaus nicht auszuschließen. Eventuell kam er dann zu dem Einfall seinen Frust an jüngeren auszulassen, da er sich den anderen Unterlegen fühlte. Natürlich wird nicht jedes Mobbingopfer automatisch zum Amokläufer, aber niemand läuft einfach so Amok. Spannungen sind dabei immer vorhanden, wenn nicht der Mobbing, dann durch andere Sachen und auch wenn es einfach die Begründung schlechthin für sowas ist, zähle ich jetzt einfach den medialen Einfluss z.B. durch "Killerspiele" auf. Dabei hat das etwas mit der Psyche des Betroffenen zu tun. Genau so wenig wie jedes Mobbingopfer Amokläufer wird, wird jeder, der Shooter spielt auch einer. Dieser Faktor ist sehr wichtig. Und ums nochmal verständlicher auszudrücken: Ein Mensch, der psychisch weniger verkraftet, und auch leichter angeschlagen und beeinflussbar ist, neigt eher zu unerwarteten Aktionen. Gut möglich, dass ich das in meinem letzten Beitrag zu sehr verallgemeinert hab.


    Den Punkt mit der Angst finde ich auch sehr interessant, gerade in Verbindung mit dem Waffengesetz. Unwillkürlich musste ich da an Robin aus "How I met your Mother" denken, weil die es als Kanadierin ist, die mit einer Knarre in der Tasche herumläuft.
    Wie dem auch sei, gerade wenn man früher in den Nachrichten die ganzen Geschichten mit den Taliban etc. gehört hat, ist es mehr als verständlich, dass sich Menschen Waffen besorgen, weil sie sich sicherer fühlen und weil man in den USA extrem leicht an eine Waffe rankommt.

  • Zitat

    Original von Askel


    Zudem ist so gut wie jeder Republikaner Mitglied der NRA und damit immerhin ein großer Teil der Regierung.


    Wie kommst du darauf? Die NRA hat knap 4 Mio Mitglieder, die Grand Old Party bei einem Land von 300 Mio Einwohnern, als eine der einzigen 2 großen Parteien erheblich mehr. Genaue Zahlen sind schwer zu bekommen, aber das sind zweistellige Millionenzahlen bei den beiden Parteien. 2009 hatte die RP 30 Mio., es dürften heute nicht weniger sein. :zwinkern:


    Im Übrigen finde ich es immer leicht aus unserer europäischen, insbesondere deutschen Sicht der Dinge, mit dem Finger auf die USA zu zeigen und über deren Gesellschaft zu urteilen.
    Historisch bedingt haben die USA nun einmal eine etwas andere Einstellung zu sehr vielen Dingen. Deren Geschichte ist nicht sehr lang, aber dafür geprägt von zahlreichen Bedrohungen und Unbill, um zu einer mehr oder weniger gemeinschaftlichen Form des Miteinanders zu kommen.
    Wer sich die Entstehung ansieht, erkennt, warum die Gründerväter das Recht auf Waffen in die Verfassung schrieben. Die immerhin vor dem Hintergrund einer Invasionsbedrohung aus dem alten Europa verfasst wurde und diese junge Nation musste sich sofort nach ihrer Entstehung eben genau der Bedrohung erwehren. Danach folgten Konflikte mit anderen Europäern und deren Vasallen, den First Nations (wobei ein hausgemachtes Problem) und eben ein Bürgerkrieg. Man bedenke auch, dass die wirkliche Sicherung des Westens der USA, man kann sagen der "Befriedung", erst zum Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen war. Also noch gar nicht lange her. (Wyat Earp drehte sogar noch selbt an einem Film über sich mit und er war nicht der einzige, der noch lebte, als die ersten Western gedreht wurden ) Bis dahin galt das Gesetz nicht viel und in weiten Teilen des Landes man musste sich und seine Familie verteidigen können. Staatsmacht als solche war fern, Zentralmacht noch viel mehr.
    In den Familien, gerade im mittleren Westen, erinnern sich noch viele an Opas Geschichten aus jener Zeit, dem was wir nur aus mythischen Filmen mit John Wayne kennen. Da ist das viel präsenter und ein Mann mit Waffe, der seine Familie beschützt, auch aus Kindheitszeit ein Idealbild bis heute.
    Sowas verschwindet nicht so schnell, zumal generell die USA gerade durch starke Armeen und idealisierte Heldenmythen auch im 20. Jahrhundert ihren Erfolg hatten, bzw. sich erneut in einem Konflikt gegen eine andere Macht sahen und identifizierten. Waffen bieten eben eine einfache Lösung in einer komplexen Welt. Die Leute, die ausgewandert sind und deren Nachfahren, haben sich ihre Welt durch überlegene Waffen und Abenteurertum aufgebaut. Der Rest von uns saß sicher am Herd und wundert sich noch heute, wie die es geschafft haben.


    Das alles mag vielleicht solche Extremtaten nicht entschuldigen, aber ich finde es reichlich danaben, wie sich hier in Deutschland über die USA polemische Sichten so leicht verbreiten. Dabei haben wir auch mit stärkeren Gesetzen auch unsere Probleme hier. Man sollte mal den Ball flach halten. In den USA finden durchaus Diskussionen zum Thema statt und die machen das, was sie für ihre Verhältnisse können, auf ihre Art eben. Da haben wir kein Recht uns einzumischen. Obama wird das ganze schon angehen. Bislang konnte er nicht, denn er musste wieder gewählt werden. Jetzt aber ist er den Druck los, also könnte das auf seiner Agenda stehen.

  • Zitat

    Original von Lacron


    Wie kommst du darauf? Die NRA hat knap 4 Mio Mitglieder, die Grand Old Party bei einem Land von 300 Mio Einwohnern, als eine der einzigen 2 großen Parteien erheblich mehr. Genaue Zahlen sind schwer zu bekommen, aber das sind zweistellige Millionenzahlen bei den beiden Parteien. 2009 hatte die RP 30 Mio., es dürften heute nicht weniger sein. :zwinkern:


    Damit meinte ich natürlich nicht jeden Amerikaner der republikanisch wählt, sondern die richtig "extremen" Republikaner, von denen viele in der Partei sitzen. Mag sein, dass auch da welche nicht in der NRA sind, aber die NRA gehört nun mal ganz klar zum Lager der Republikaner.

    Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die die wichtigen Fragen des Lebens stellen!


    Fragen wie:


    "Was ist hinter dieser Tür?"
    "Steht das wirklich unter Strom?"
    "Pass ich da durch?"
    "Wofür ist dieser Knopf gut?"

    Und: "Brauch ich dafür wirklich einen Fallschirm?"

  • Lehrer mit Schusswaffen sind Moppelkotze, die sind doch nicht mehr im wilden Westen (Arizona mal ausgenommen...)! Als nächstes wollen Schullotsen auch welche und dann Busfahrer und irgendwann die Kinners selbst. Dieses Argument ist lächerlich.


    In meinen Augen sollten Kriegswaffen allein der Armee und der Polizei zugänglich sein, und sonstige Großkaliberwaffen nur Jägern, angemessenen Sicherheitsdiensten und Personen mit besonderer Gefährdung.
    Kleinkaliberwaffen sollten nur für Sportschützen mit vorher abgelegter Eignungsprüfung erlaubt sein. Das fände ich gut für hier und die USA, allerdings ist die Mentalität dort oft eben anders als hier und teilweise gibt es wirklich zu wenig Polizeiaufgebot, um im Haus keine Waffe haben zu wollen (vor allem in ländlichen Gebieten).


    Was mich allerdings ein bisschen in Deutschland nervt ist das Gesetz zum Thema Luftdruckpistolen/gewehren. Ich selbst habe ein altes (aber zugelassenes) Luftgewehr mit Knicklauf von meinem Vater, welches ich bis heute nicht einmal testen konnte, weil man laut Gesetz entweder ein Grundstück braucht welches so groß ist, dass Projektile es unmöglich verlassen können (etwa 300x300 Meter, wenn man sich in die Mitte stellt), oder eine geschlossene private Schutzvorrichtung haben muss, die die Kugel von allen 6 Seiten problemlos abfängt (eine Art Tunnel oder Gang ohne Fenster (z.b. im Keller) also). Hab ich leider beides nicht.

  • Ein großes Problem ist denke ich einfach dass es dort zur normalität gehört und da eben wirklich viele Menschen dort eine Waffe besitzen ist es schwer zu sagen alle sollen jetzt mal eben ihre Waffen abgeben selbst wenn das per gesetzt beschlossen worden wäre.


    Denn wer möchte schon seine Waffe abgeben mit dem Wissen oder dem Verdacht das um ihn herum noch viele andere womöglich zwielichtige Gestalten noch eine bei sich tragen, egal ob legal oder illegal. Die Angst unbewaffnet "hilflos" zu sein ist in Armerika einfach viel zu groß bei einigen. Und bei der aktuellen lage eben auch ein wenig verständlich, denn wie Gizmo auch schrieb die Polizei in den USA hat weit weniger die kontrolle als hierzulande. Was eben auch an der Weitläufigkeit der Staaten gerrührt, wie soll denn auch die Polizei in jedem hinterletzen kaff Präsent sein.

  • Askel


    Ich finde auch das sehr verallgemeinert. Romney hat als Gouverneur Gesetze gegen Waffen in seinem Staat erlassen und deren Nutzung eingeschränkt. Obama hat sich in seiner Karriere viel liberaler gezeigt. Ich kenne auch einige Hardcore NRAler, die starke Unterstützer der Democrats sind. Die NRA ist einfach opportunistisch. Im mittleren Westen und den Südstaaten hat sie es mit meist republikanisch geführten Staaten zu tun und damit sucht sie die Nähe zu diesen Machthabern. Das ist normaler Lobbyismus. An der Ostküste ist seit jeher die Bundesregierung, bzw. die Democrats und auch die Staatsmacht viel stärker entwickelt. Insofern ist der Bedarf an Waffen zum Eigenschutz, die Angst, nicht so groß. Da hat es die NRA schwerer, aber sucht hier dennoch die Nähe zu eben den Machthabern.


    Übrigens hat erst dieses Jahr eine Umfrage ergeben, dass die NRA Mitglieder nicht immer das gleiche wollen, wie die Führungsspitze der NRA und weit weniger aggressiv sind. Viele wollen sogar eine Einschränkung der Herausgabe von Waffen, sprich eben, dass es nicht mehr unter 21 Jahren möglich ist, welche zu bekommen, Führungszeugnisse nötig sind, Menschen mit kriminelle Hintergründen gar keine Waffen bekommen können, etc. Die NRA, bzw. deren Mitglieder sind kein simpler Haufen schießwütiger John Waynes. Die Führung der NRA biedert sich zum Beispiel stark der Federal Government an, während viele Hardcore Republics eigentlich mit Washington nicht viel am Hut haben und auch viele NRAler die Zentralmacht skeptisch sehen.
    Es wird nur gern bei uns so dargestellt, als sei die NRA ein gleichförmiger Haufen Irrer und leider haben sie tatsächlich einige miese Führungsmitglieder, die immer wieder auffallen. Aber da sind sie ja nicht allein. Sowas kennt man ja aus vielen Interessensgruppen, Unternehmen und Parteien.

  • Was mich an dieser Thematik echt am meisten Schockiert, ist einfach dieses Denken, Waffengewalt, ließe sich durch noch mehr Waffen und noch freieren Zugang zu Waffen verhindern.
    Was ist denn in Deutschland passiert, nachdem nach Winenden bekannt wurde, dass der Amokläufer seine Waffen aus Daddys Waffenschrank hatte? Die Gesetze wurde geändert, oder nicht?
    In der Süddeutschen stand ein Zitat eines 48-jährigen aus Conneticut. Er sei für das Waffengesetz und sei auch überzeugt, jmd mit einer Pistole in der Schule hätte den Amokläufer aufhalten können. Nice to know: Der Mann ist Vater eines jungen Mädchens und hatte dabei Tränen in den Augen.
    Es ist also keineswegs so, wie manche es hier sehen, dass das lasche Waffengesetz nur von Profitgier aus der Rüstungsindustrie und den Lobbys kommt, sondern eher, dass es tatsächlich einfach zur Mentalität in Amerika dazu gehört.
    Wie bei allen Fanatikern ist das keineswegs entschuldigend oder auch nur in irgendeiner Weise in Ordnung, aber es hilft ein bisschen, eine andere Sichtweise auf die Sache zu bekommen.


    Was mir beim lesen der anderen Beiträge noch in den Sinn kam: Die Simpsons hatten mal eine Intressante Folge in der es ebenfalls um Waffenbesitz und die NRA ging. Homer symbolisierte dabei den schießwütigen, waffengeilen Ami, der seinen Revolver sogar zum Dosenöffnen oder Licht ausmachen nutzt und sein örtlicher Waffenverband stellt lustigerweise die Gruppe der Vernunft dar. Natürlich auch alles Waffennarren, für die ihre Waffen sowas wie Statussymbole sind, aber dennoch vernünftige Menschen, denen es hauptsächlich darum geht, Heim und Familie schützen zu können.


    Edit: und nochmal eine Kleinigkeit zu den Simpsons, die dieses Thema aufgreift:

  • Ehrlich gesagt verstehe Ich dieses hochgepushte entsetzen nicht mehr ... alleine schon weil man damit so manchen Tätern in die Arme spielt und ihnen ein Motiv liefert, welches letzten Endes zum Erfolg wird.


    Es ist traurig was passiert ist und natürlich sollte den Angehörigen geholfen werden und das was dazu geführt hat überdacht werden. Jedoch hilft es keinem wenn einer in Deutschland sein Mitleid und Unverständnis ausdrückt.


    Ein Grund für derartige Amokläufe ist der verzweifelte Versuch von Selbstverwirklichung, und sei es nur eine ach so kurze da man sich anschließend selber hinrichtet. Man zeigt der Welt das man existiert und Macht hat und was passiert? Die ganze Welt berichtet drüber und irgendwie, sorgt man dann dafür dass der Amokläufer Erfolg hatte. Er wurde wahrgenommen, jeder weiß was er getan hat und wie er über Leben und Tod entschieden hat.


    Ich mag es nicht dass sowas immer zu durch die Medien fließt und donnert, egal ob meine These nun auf diesen Fall anwendbar ist.


    Ein weiterer Effekt von solchen Fällen ist, das man durch das große Unglück das Unglück vor der eigenen Tür vergisst. Scheiß doch auf Amokläufer, es gibt genug Leute die niemals Amok laufen würden und trotzdem Mal ein gutes Wort brauchen, einen Freund oder sonst was. Schaut euch in eurem Umfeld um, seid dort nett zu den Leuten und hört auf zu philosophieren warum Person xy in Ami-Land Amok lief!


    Gut, irgendwie philosophiere Ich hier jetzt auch ein wenig über die Ursache, aber Ich will trotzdem den Blickpunkt auf euer Leben und euer Umfeld zurückbringen. Schaut vor die eigene Tür als in die Ferne ... Trauer, Verzweiflug und Gewalt gibt es überall ... und wenn man sich im kleinen um sie kümmert wird sie wesentlich weniger im großen auftreten!




    Aber noch zum Waffengesetz in den USA: Für einige Ami's ist die Waffe im Haus ein wichtiges Symbol der Freiheit und der Fähigkeit sich und seine Familie zu beschützen. Ihnen die Waffe wegzunehmen käme vielen Amis einer Endmündigung gleich ... so würden eines Mittels beraubt, dass sie als Teil ihrer Selbstbestimmungs-Fähigkeit betrachten. So glaube Ich das jedenfalls, kein Anspruch auf richtigkeit an dieser Stelle, den es ist nur eine Meinung ;)

  • Ich möchte, da ich jetzt nicht auf alle Beiträge eingehen kann, noch einen weiteren Punkt anbringen. Am wichtigsten erachte ich es, abgesehen davon, Anteilnahme zu zeigen, etwas aus der Sache zu lernen. Es wird freilich nicht möglich sein, derartige Taten zu verhindern - so wie sie stattgefunden haben, werden sie auch in Zukunft immer wieder eintreten. Es muss (im Idealfall) alles unternommen werden, sie zu verhindern, und da das nie zuverlässig möglich sein kann, sollen auch Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Klingt erstmal ziemlich allgemein gehalten, darum sollten wir, wie schleifenbaumj schon gesagt hat, besonders darauf achten, im Alltag freundlich wie verständnisvoll zu sein. Bei fast allen Amokläufern rührten eben ihre Taten aus Ausgrenzung und daraus folgender Vereinsamung. Wobei im Fall Lanza noch längst nicht alles klar ist, wie die Umstände lagen, soweit ich darüber informiert bin.


    Zum Schutz, was ist da zu tun. Betrachtet man die Lage jetzt mal in den USA, kann ich nur eins sagen: was soll da noch groß getan werden? Die Schulen haben Pförtner, es wird durchaus kontrolliert. Das Problem liegt eher im Gesetz an sich. Wie bereits erwähnt, verändern wird sich eher wenig, daher müssen wir das Problem erst einmal von uns aus angehen. In die Abgründe des Ganzen einzusehen, das möchte ich mich nicht anmaßen, dazu bin ich zu behütet aufgewachsen, somit kann ich es nur objektiv betrachten - hier scheitere ich leider an dem Thema selbst, um ehrlich zu sein. Moralisch ist die Sache eindeutig, aber längst nicht politisch. Was soll man dagegen tun? Zurückschießen ist keine Lösung.


    Zu schleife noch einmal.
    Du sprichst von hochgepushtem Entsetzen. Mit aller Ehrlichkeit, mich entsetzt die Sache sehr - auch wenn ich sie nicht nachfühlen kann geschweige denn dass sie weit weg stattgefunden hat. Das soll weder geheuchelt noch unecht sein, ich betrachte es als wichtig, es zeigt, wie menschlich wir sind, aber auch, dass wir unsere Augen nach Newtown schicken. Soll aber jeder für sich entscheiden, ich betrachte es als human.



    Man verzeihe mir, wenn ich nicht allzu präzise in dem Thema werde. Ich bin da etwas unbegabt.

  • Ich lass mal nur kurz was da...


    Mich nervt diese ganze Pusherei solcher Amokläufe einfach nur noch. JA, der Vorfall WAR schrecklich! JA, sowas darf nicht wieder passieren! JA, das Waffengesetz sollte geändert werden!
    Aber verdammtnochmal, wieso bekommen diese Amokläufer immer so verdammt viel Medienpräsenz? Entschuldigt die Flucherei, aber wie schon gesagt - es nervt mich einfach nur noch. Für Wochen sind diese Killer kurz Star der Welt, jeder redet über sie - und das tragische Ereignis, das sie ausgelöst haben, verlässt dann gleichzeitig mit ihnen die Köpfe der Menschen, wenn die Medien genug haben. Es ist falsche Anteilnahme, die verbreitet wird. Niemand fragt auch nur nach einem Namen irgendeines Opfers; jeder kennt den Namen des Killers. Warum ist DER bitte wichtig? Ich dachte, es geht den Menschen um die Tragik, dass so viele Menschen sterben mussten, und dann kennen sie nichtmal nur EINEN (!) Namen?


    Nee, danke. Das ist für mich inzwischen nichts weiter mehr als Heuchelei und vollkommen falsch. So gehen die Menschen ins "Guiness-Buch der Amokläufe" ein und nach zwei Jahren denkt kein Schwein mehr daran. Wenn man Glück hat, gedenkt man "der Opfer". Die Opfer, ja, und wieder fällt kein Name bis auf den des Monsters, der sie alle auf dem Gewissen hat.


    Edit:
    Oh. Äh :xugly: Ich stimm dann wohl mal schleife zu XD Hab den Beitrag nicht gesehen, nur die kleine Diskussion über Waffenrecht in den USA.

  • Midna
    Du hast recht, und mir fällt das erst jetzt auf. Vielleicht sollten wir eine Liste mit den Namen erstellen, oder einige Verlinkungen zu lesenswerten Artikeln? Vielleicht könnte man ein paar Ratschläge geben, wo sich Nützliches findet.
    Und wie gesagt, ich kann nur zustimmen: es sollte nicht allein um den Täter gehen, sondern auch um die Opfer. Was die Familien durchmachen müssen, kann ich mir kaum vorstellen - es sind nicht nur die Toten, die leiden, auch die Lebenden werden immer den fehlenden Menschen bemerken. Es muss eine unfassbare Situation sein. Mehr kann ich dazu nicht sagen.


    Aber zu einem anderen Punkt... warum sollte der Täter der Mittelpunkt des ganzen Desasters werden? Vielleicht bin ich falsch gesetzt, aber in meinem Umfeld sind hauptsächlich die Namen derer gefallen, die betroffen sind. Dabei spielen beide Parteien eine Rolle, aber doch weit mehr die der Opfer. Oder habe ich da Unrecht? In den Nachrichten wird, geht es um den Tathergang, ausschließlich von dem jeweilig Verantwortlichen gesprochen - sonst stehen aber die Hinterbliebenen im Vordergrund. Die einzige Position, die dann der Schuldige einnimmt, ist die desjenigen, dessen Innenleben wir uns kaum vorstellen können. Da möchte ich mich weit mehr in die Familien einfühlen als in einen, der unfassbar fern ist. Denke ich an diesen Fall, dann fällt mir nur die Trauer der Menschen darum ein, aber nicht sofort die Grausamkeit des Mörders. Obwohl das bei den Medien nicht immer der Fall ist, ja.

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