Fleisch aus dem Labor

  • Quelle: Focus-Online

    Zitat

    Für diesen Genuss stirbt kein Tier: Forscher haben in der Petrischale Fleisch gezüchtet und zu Buletten verarbeitet. Verbraucher müssten dafür allerdings sehr tief in die Tasche greifen.


    Fleischgenuss, ohne Tieren Schaden zuzufügen – das geht: Noch in diesem Frühjahr will der Physiologe Mark Post von der Universität Maastricht einen Hamburger präsentieren, dessen Fleischeinlage aus dem Labor kommt. Dafür züchtet Post Stammzellen eines Rindes in einer speziellen Nährlösung. Laut einer Recherche von FOCUS kostete die Entwicklung der Bulette aus der Petrischale etwa 240.000 Euro.


    Was haltet ihr davon? Findet ihr das gut? Würdet ihr es essen?


    Generell bin ich dabei meine Ernährung umzustellen und achte auf gesundes Essen und bin eigentlich gegen fast alles was "aus dem Labor kommt" ziemlich skeptisch. Ein Vegetarier bin ich nicht, jedoch esse ich extrem selten Fleisch höchstens mal im Restaurant und seltenst Zuhause (und wenn keins aus Massenproduktion), neumodisch würde man mich als Flexitarier bezeichnen.


    Als ich diesen Artikel gelesen und mich dann mehr informiert habe war ich äußerst skeptisch. Ersteinmal ist die Berichterstattung darüber oft äußerst prätentiös (siehe Spiegel-Online) und daher wird man schnell in eine Richtung gelenkt.
    Je länger ich mich damit außeinander setze je besser finde ich es jedoch. Natürlich muss sehr stark darauf geachtet werden, dass keine extra "Chemie" eingesetzt wird. Ansonsten kann sobald das massenmarktfähig ist (noch ist die Lösung sehr teuer aber daran wird gearbeitet) wird damit die Massentierhaltung ersetzt werden können, so das diese vielleicht in 10 bis 20 Jahren ausstirbt. Da das Fleisch direkt als Fleisch erzeugt wird müssen Antibiotika etc. nicht verabreicht werden, sodass das "Standartfleisch" noch weitaus gesünder ist und kein Tier dafür stirbt. Die Masse wird nicht zu Vegetarieren und somit ist das die einzige Chance in dieser Richtung auf eine bessere Welt hinzuarbeiten. Eine Chance Tierquälerei, Umweltschädigung (Waldrohdung für Anabuflächen von Tierfutter), Hunger etc. in diesen Bereichen zu beenden.


    Die meisten Leute mit denen ich darüber rede sind sehr abweisend. Sie essen extrem viel ungesundes Zeug was alles chemisch bearbeitet ist aber dort kommt es ihnen merkwürdig vor, obwohl das Fleisch das so erzeugt ist biologisch einwandfrei ist. Daher muss die Akzeptanz für diese Art der Fleischgewinnung dringend vergrößert werden.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

  • Auf den ersten Blick ist das echt strange wenn da ein Fetz Kuh im Labor heranwächst. Aber es ist vielleicht ein guter Ansatz um die gewissenlosen Karnivoren unter uns von den Tierchen abzuhalten. Die Frage ist wie das gut werden soll. Ich meine die Konsistenz wird sicher seltsam sein, selbst für Hackfleisch. Fleisch braucht doch Fasern und eine gewisse Grobheit, aber so wie das klingt wird das am Ende so eine art gepresste Matsche.


    Und der Preis haut natürlich auch rein, ich will gar nicht wissen wie viel man für die Cheeseburger-Version blechen muss.




    Aber eigentlich find ich die Idee lustig. Lange nicht so nützlich wie die japanischen Hühnerzüchtungen mit Tofugeschmack, aber dennoch: Weiter so!

  • Gizmo, nein das Fleisch wird genauso wie normales Fleisch weil es das auch ist. Muskel. Mit Stamzellen kann man ja auch Organe nachzüchten und genauso geht es auch mit Muskelzellen, da bilden sich fasern etc. von selbst 1:1 nach.


    Ja der Preis ist momentan echt hapisch. Das liegt aber wie gesagt an der Lösung in der die Stammzellen zu Muskelzellen heranwachsen. Es gibt mehrere Forscher die günstigere Alternativen entwickeln, wenn da der Durchbruch kommt wird es wahrscheinlich sobald es massenmarkt fähig ist (zumindest in der Produktion) billiger als "normales" Fleisch.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

  • Wenn es am Ende wie echtes Fleisch (so gesehen ist es ja echt, es ist nur anders gewachsen) ist und nicht gesundheitsschädlich ist, würde ich es essen.


    Neben der öffentlichen Akzeptanz wird der Preis aber eine tragende Rolle spielen. Selbst wenn es es irgendwann dem preis von gewöhnlichem Fleisch nahekommt, werden sich die traditionellen Fleischanbieter sich nicht so einfach verdrängen lassen. Sie werden wahrscheinlich versuchen die Preise zu drücken, noch mehr Regenwald abholzen usw.


    Dass wir in der westlichen Welt uns irgendwann nur noch von Laborfleisch ernähren, kann ich mir gut vorstellen. Aber in Südamerika z.B. wird man damit wohl nicht sehr weit kommen. Dort würde man vielen Menschen ihre Lebensgrundlage wegnehmen. Einen Kuhfarmer kann man nicht mal eben ins Labor stellen und gut is. Es verbleiben dort dann noch soviele Hersteller, wie der örtliche Markt dort abnehmen kann. Das Laborfleisch würde ja wahrscheinlich bei uns hergestellt werden. Nach Südamerika exportieren, was sie selbst dort herstellen? Unwahrscheinlich.


    Also selbst wenn es Erfolgreich wird. Eine vegetarische Erde würde nicht entstehen.

    Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die die wichtigen Fragen des Lebens stellen!


    Fragen wie:


    "Was ist hinter dieser Tür?"
    "Steht das wirklich unter Strom?"
    "Pass ich da durch?"
    "Wofür ist dieser Knopf gut?"

    Und: "Brauch ich dafür wirklich einen Fallschirm?"

  • Ich traue dem Braten nicht so ganz. Wahrscheinlich weil ich mich durch mein Studium schon zu viel mit Zellen auseinandergesetzt habe, aber irgendwie kann ich mir nciht vorstellen, dass Muskelzellen, die "ungerichtet" wachsen tatsächlich die selbe Konsistenz wie normales Muskelfleisch.
    Aber genug der Fachsimpelei.
    So an sich sehe ich darin viele gute Möglichkeiten, die noch weit über Nahrungsmittelproduktion hinaus gehen. Und sollte das Fleisch tatsächlich gut schmecken würde ich auch ansonsten keine Bedenken haben sowas zu essen. Nur weils im Tank gezüchtet wurde, muss es doch nicht schlecht sein ;)

  • Also DAS nenn ich mal eine Errungenschaft!


    Wir hatten das Thema der in vitro-Experimente recht ausführlich in Ethik... insofern, spannend! Ich persönlich finde das eine sehr gute Entwicklung, und Mereko, das ist tatsächlich möglich so :D Klar, man braucht eben eine Stammzelle, um das machen zu können, aber auf diesem Weg wird ja bspw. schon Haut gezüchtet, um sie transplantieren zu können. Die Grundlagen sind also da - und dass man nun in diese Richtung weitergeht, wäre nicht nur erfreulich für die (ideologischen) Vegetarier unter uns, sondern würde ja nun auch die Umwelt immens entlasten. Keine riesigen Rinderfleischfarmen mehr, halleluja! :D


    Doch, also so krass das auch ist, wenn das irgendwann für den Otto-Normal-Verbraucher erschwinglich sein sollte, meine Unterstützung hätte das!

  • Das wird kommen und das ist auch gut so. Dann können sie gleich alles Ungesunde rausverwissenschaftlern und die faserige, sich zwischen die Zähne klemmende, Konsistenz ändern und alles ist gut. Auch gut: Keine Verunreinigung durch Medikamente und negative Umweltbeeinflussung. Da könnte man dann tatsächlich gesundes Fleisch herstellen.


    Sobald dieses Zeug massentauglich und erschwinglich wird ist die industrielle Tierhaltung gestorben. Ich zähle die Sekunden.

  • Und am Ende panschen sie doch wieder allen möglichen Mist rein, von Vitaminen, über Hormone bis hin zu Geschmacksverstärkern, weil das Zeug am Ende dann doch ungenießbar und zäh wie Gummi ist. Schmeckt eh nix so gut wie selbstgeschlachtet! Oder erlegt, je nachdem.


    Statt allerdings "nur" Nahrungsmittel im Reagenzglas zu züchten, sollte man mindestens ebenso große Mühen in Richtung Organzucht aufbringen. Herz kaputt, kein Spender in der Nähe oder zu Risiko einer Abstoßung zu hoch? Züchten wir was aus dem Zellen des Bedürftigen! Dazu müsste man natürlich Forschungen an menschlichen Stammzellen erlauben. Und da wären wir dann auch wieder.

  • Zitat

    Original von Martikhoras
    Und am Ende panschen sie doch wieder allen möglichen Mist rein, von Vitaminen, über Hormone bis hin zu Geschmacksverstärkern, weil das Zeug am Ende dann doch ungenießbar und zäh wie Gummi ist.


    Naja dann hast du das Konzept nicht verstanden, da es normales Fleisch ist ist es genauso geniesbar oder ungeniesbar wie herkömmliches Fleisch. Und das meiste Zeug was im herkömmlichen Fleisch reingepanscht ist liegt an der Massentierhaltung. Das heißt es besteht im jetzigen Status kein absehbarer Grund was reinzumischen, denn wenn es nicht nötig ist wieso sollte man es tun Hormone kosten auch Geld.


    Zitat

    Original von Martikhoras
    Statt allerdings "nur" Nahrungsmittel im Reagenzglas zu züchten, sollte man mindestens ebenso große Mühen in Richtung Organzucht aufbringen. Herz kaputt, kein Spender in der Nähe oder zu Risiko einer Abstoßung zu hoch? Züchten wir was aus dem Zellen des Bedürftigen! Dazu müsste man natürlich Forschungen an menschlichen Stammzellen erlauben. Und da wären wir dann auch wieder.


    1. Ist die Forschung mit Stammzellen durchaus erlaubt, nur nicht überall.
    2. Wurden schon längst Organe aus Stamzellen verpflanzt. Kleiner Organe wie die Bronchien. Während Fleisch nur einfaches Muskelgewebe ist, ist das Herz obwohl es auch "nur" ein Muskel ist so kompliziert aufgebaut, dass es noch nicht so einfach ist das komplett im Reagenzglas von sich von selbst entwickeln zu lassen. Weiterhin brauch man ja erst einmal die passenden Zellen vom Spender und oft können diese gerade wegen Krankheit nicht verwendet werden. Weiterhin können auch solche Organe trotzdem abgestoßen werden.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

  • Ich selbst finde diese Ideen und wie sie sich darstellt gar nicht einmal unappetitlich. Diese neue Entwicklung von Fleisch und Gewebe in einem Reagenzglas erscheint mir durchaus essbar und akzeptabel.


    Ich befürworte Massentierhaltung und Tierquälerei nicht, jedoch möchte ich auf mein Fleisch ebenso nicht verzichten. Deswegen arrangiere ich mich in meinem Lebensstil bisher damit, dass ich das Fleisch aus massenhafter Tierhaltung konsumiere.


    Wenn sich mir durch eine solche Neuerung jedoch eine tierfreundliche und umweltbewusstere Nahrungserstellung darböte, so nähme ich diese sicherlich an. Die Preise dürften womöglich hierbei nicht allzu hoch sein, da ich ohnehin schon so viel sparen muss, nicht einmal Skyward Sword konnte ich mir bisher leisten. Das soll schon etwas heißen ;-) ...

    Prinzessin Ruto: „Hey, Du! Du bist cool... Ein bißchen mehr als andere... Aber nur ein bißchen!” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Zoras Quelle)


    Prinzessin Ruto: „Als meinen Lohn... gewähre ich Dir meine ewige Liebe! Äh, naja, das würde ich gern, aber ich merke, daß Du an eine andere denkst...” (The Legend of Zelda - Ocarina of Time: Halle der Weisen)

  • Irgendwas in mir sträubt sich gerade dagegen. Ich kann es nicht genau beschreiben.


    Da wird lebendes Gewebe nur zum Verzehr herangezüchtet. Ja, es ist nur Muskelgewebe und hat natürlich kein Bewusstsein; und von jemandem, der (wie ich) wissentlich über alle Formen der nicht artgerechten Haltung von Tieren hinwegsieht und trotzdem fast jede Art von Fleisch isst, ist ein Einwand aus ethnischen Gründen ausgerechnet an dieser Stelle sicher etwas unlogisch.


    Aber irgendwie ist das doch schon ziemlich pervers. Kann es wie gesagt nicht wirklich erklären, aber das war mein erster Gedanke.

  • Zitat

    Original von _Antiheld


    Naja dann hast du das Konzept nicht verstanden, da es normales Fleisch ist ist es genauso geniesbar oder ungeniesbar wie herkömmliches Fleisch. Und das meiste Zeug was im herkömmlichen Fleisch reingepanscht ist liegt an der Massentierhaltung. Das heißt es besteht im jetzigen Status kein absehbarer Grund was reinzumischen, denn wenn es nicht nötig ist wieso sollte man es tun Hormone kosten auch Geld.


    Fleisch ist doch nicht gleich Fleisch. Je nachdem, was das Tier zu Lebzeiten so alles getrieben und gefressen hat, schmeckt es am Ende doch auch vollkommen unterschiedlich. Ich bin da noch sehr skeptisch, ob man diese Qualität tatsächlich rein aus dem Reagenzglas heraus und ohne irgendwelche Zusätze erhalten kann.

  • Angenommen, die in-vitro Herstellung von Fleisch würde richtig gut funktionieren...


    8o


    Dann könnte man ja die Energie und Nährstoffe, die beim Tier in den Aufbau von Knochen, Haare, Haut (sprich: alles 'Ungeniessbare') geht, einsparen.
    Ausserdem würden die Schlachtabfälle praktisch verschwinden, was den CO2-Ausstoss verringern würde.
    Und: Ist es nicht so, dass Rinder aufgrund ihrer Ernährung und Verdauungssystems ziemlich viel Methan ausstossen? (Methan: ein weiteres Treibhausgas.) Würden die Nährstoffe direkt dem Gewebe zugeführt, könnte man ja auch den Methan-Ausstoss verringern.
    Zudem hätte man das ethische Problem gelöst, dass man durch die (Massen-)Tierhaltung die Würde des Tieres verletzt.


    (Und mir würde es beim Fleischverzehr nie mehr schlecht werden, weil ich nie mehr grässliche Knorpelstücke und Sehnen im Mund haben werde)


    Ich... freue mich auf die Zukunft. :D

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