Eure Lieblingsgedichte?

  • Aus schulischen Gründen wühle ich mich gerade durch Berge an lyrischen Texten - da ist mir gerade beim Stöbern mal aufgefallen, dass es noch gar keinen Thread dieser Art zu geben scheint, da dachte ich, ich mache einfach mal einen auf.


    Hier soll es um eure Lieblingsgedichte gehen - ganz gleich, von wem oder woher sie stammen, wie alt sie sind und ob ihr sie vielleicht auf Opas Dachboden in einem angeschimmeltem Buch gelesen habt, hier kann man sie vorstellen und erzählen, warum man sie gut leiden kann. Oder vielleicht gibt es Gedichte, die euch gar nicht gefallen // schon zu den Hylianerohren raus hängen? Wenn ja, warum?
    Bitte nicht vergessen, den Autor zu nennen, sonst gibt es vielleicht Ärger mit den Urheberrechten...
    Das muss jetzt nicht in ganze Analysen ausarten, will euch nicht vergraulen XD


    Eins meiner persönlichen Favoriten ist "Die Ballade vom Nachahmungstrieb" von Erich Kästner.



    Ich finde, Kästner schafft hier einen ganz wundervollen Kontrast zwischen der düsteren Handlung und dem einfachen, klaren Schreibstil. Ich habe dieses Gedicht mal in meinem Deutschbuch gefunden - gegen Ende der sechsten Klasse muss das gewesen sein - und ich fand es teils schockierend, dass neben Stadt-, Land-, Flussgedichten so ein einfaches, dunkles Textlein steht, aber diese scharfe Kritik hinter der simplen Geschichte einiger "spielender" Kinder... Ich weiß nicht, ich finde es faszinierend auf eine gräueliche Art und Weise. Es hat Handlung, es hat Tiefsinn und eine Moral dahinter, ohne zu geschwollen oder kitschig zu wirken, sowas erwarte ich von einem Gedicht.


    Mir fallen sicher noch weitere ein, aber erstmal seid ihr dran. =)

  • schöner Thread! :D
    Ich hab eines von einem irischen Dichter, W.B. Yeats:


    He wishes for the cloths of heaven




    Es stellt ein schönes Beispiel für ein Gedicht dar, welches, obwohl es kaum Form besitzt (also kein Metrum und keine Reime, lediglich Wiederholungen der letzten Wörter in der übernächsten Zeile), aber durch eine sehr bildhafte Beschreibung doch sehr lyrisch und schön wirkt. Es bietet ausführlich einen innigen Wunsch, den der Dichter erfüllen will, aber dann doch die harsche Realität; die letzte Zeile ist sogar meiner Meinung nach eines der schönsten Zeilen, die jemals geschrieben worden sind

  • Rein theoretisch ist eine Ballade etwas anderes als ein Gedicht, aber meine favoriten auf diesen Gebiet ist "Die Seeräuber-Jenny". Warum weiß ich nicht. Wir hatten diese Ballade mal in Deutsch durchgenommen und von dort an hab ich sie gemocht:


    Mein lieblingsgedich ist "Der Erlkönig." Auch hierzu hab ich keine Gekründung.


    Die Autoren sind übrigens Bertholt Brecht(Jenny) und Goethe(Erlkönig).

  • @ Yunavi:


    Ich finde ja Kästners Gedichte haben ähnlich wie die von z.B. Wilhelm Busch alle so einen schmunzlelnden Unterton, der ein bisschen augenzwinkernd ein bisschen oberlehrerartig große Wahrheiten in kleine Anekdoten verpackt. Auch hier ist dem Thema des Mordes mit der kindlichen Spielwelt der Kinder so verknüpft, dass dieser groteske Eindruck entsteht.


    Ich muss zugeben ich habe dieses Gedicht heute zum ersten Mal gelesen und bin erschüttert und gleichzeitig fasziniert. Es scheint so einfach, so unbekümmert daherzukommen. Ein Spiel, einen kleinen Jungen so aufzuhängen, wie man das bei den Großen gesehen hat, ohne die Folgen wirklich und wahrhaftig zu begreifen. Es ist eine Art Abkehr von der Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens, die sich gleichsam in die Erwachsenenwelt übertragen lässt.


    Auf alle Fälle große Lyrik und Sprachgewalt in der Einfachheit der Worte und der Eindringlichkeit der Botschaft.


    @: Tido


    Obwohl ich mich mit englischen Gedichten häufig schwer tue, einfach weil mir Muttersprache in Gedichten viel kräftiger und von Bedeutungen schwerer klingt, muss ich sagen, dass mir das Gedicht von Yeats gefällt.


    Es ist kurz knapp und voller schöner Bilder. Eine Homage an die Träume und die Vertrautheit, diese mit anderen zu teilen. So schön der Himmel ist, so viel wertvoller und zugleich viel verletzlicher sind die eigenen Träume und das eigene Innere, dass man anderen ausliefert. Egal, wie viel Gold, Silber und wie viel Prunk man einem anderen darbieten kann, ein Zugeständnis der eigenen Seele einem anderen Menschen gegenüber ist von höherem Wert als all dies. Sehr schön :D

    ________________________________________


    Eines meiner Lieblingsgedichte ist der Panther von Rainer Maria Rilke:



    Zunächst einmal möchte ich erzählen, wie ich das allererste Mal mit diesem Gedicht in Kontakt gekommen bin, denn dies trägt mit Sicherheit dazu bei, weswegen es mich so berührte.


    Ich saß nach einem Kinobesuch mit meiner Freundin am Bahnhof und wir warteten auf den Zug nach Hause. Während wir warteten, kam zu uns ein Mann, gekleidet in grau-staubiger, zerfledderter Montur mit einer grobporigen, rötlichen Nase und dem ungepfelgten Gesicht einer armen Seele, die man gemeinhin Bettler oder Obdachloser oder gar noch verachtenswerter nennt.


    Doch anstatt uns um Geld zu bitten, begann er damit, ein Gedicht vorzutragen. Eben genau jenes. Und während er sprach begann meine Freundin, welche dieses Gedicht ebenfalls zu ihrem Lieblingsgedicht erkoren hatte, einzusetzen und die kratzende, etwas lallende Stimme des Mannes vermischte sich mit der durch Gesang geschulten, dunklen Stimme des Mädchens an meiner Seite.


    Und nun dem Inhalt dieser trüben, gefühlsleeren und dennoch so kraftvollen Wortgewalt zu lauschen, erfasste meine eigenen Gefühle und ich vermochte nicht zu sagen, weswegen ich letztlich diese Tiefe und Melancholie verspürte.


    Entsprechend wurde auch mir dieses Gedicht wichtig und ich erkannte die Wahrheit hinter den Worten, so klar und so eindeutig, dass es mir zu einem Schatz wurde.


    Vor zwei Sommern war ich sogar in der Stadt, in welchem der Käfig des Panthers stand, der Rilke dazu bewegt dieses Gedicht zu schreiben. Ich besuchte den Jardin des Plantes, besah mir die Gitterstäbe, sag die Raubtiere hinter ihnen, verspürte das gleiche aufwühlende und innerlich zermalmende Gefühl und vernahm einen kalten Hauch, als ich an den betäubten Willen, an der Glieder angespannten Stille und an das Herz des Panthers dachte.

  • Nunja eine Ballade ist eine Gedichtsform, nicht etwas anderes als ein Gedicht :D man kann fast jedes Gedicht unter einer Gedichtsform einreihen, z.B. Oden, Hymnen, Balladen, Villanellen, Haikus etc.


    Aber nur fürs Protokoll: Seeräuber-Jenny stammt aus der Drei-Groschen-Oper und ist damit eigentlich ein Lied innerhalb eines Schauspiels (sry, will eigentlich nicht klugscheißern :D)


    Der Erlkönig ist auch richtig cool, von Goethe mag ich aber auch den ironischen Totentanz:



    Edit: oh, da war ja noch ein Post :D schön, dass dir Yeats gefällt; er hat noch viele weitere tolle Gedichte geschrieben, kann ich nur empfehlen!

  • Zählen auch eigene Kreationen? :D
    Wenn ja, dann ist es:

  • Ich weiß nicht, ob ich direkt ein Lieblingsgedicht habe. Es gibt so viele unheimlich schöne, berührende, teifgründige [...] Gedichte, die so viel ausdrücken...


    Aber ich schreib einfach mal eins der ersten, die mir so eingefallen sind....


    Das Gedicht ist aus dem Buch Erebos, und dort von der, vielleicht so 16,17 jährigen Emily geschrieben. Der Autor des Buches, und somit also auch des Gedichtes ist Ursula Poznanski.

  • @Buffbuff


    Vom Genre her eigentlich nicht das, was ich zur Zeit lese. Aber die Schreibweise ist einfach so unglaublich gut und fesselnd...
    Und das Gedicht ist einfach echt verdammt schön.


    Ich hab noch nen seeehr langes Gedicht. Ungereimt, von Ulrich Schaffer geschrieben. Aber meiner Meinung nach echt gut.



    Und ja -.- Ich hab das alles abgetiptt.

  • Ui, das freut mich aber, dass es hier soviele Rückmeldungen gibt. =)


    Erolatilon: Wow, dann scheinst du ja einen sehr persönlichen Bezug zu dem Gedicht zu haben, das war bestimmt ein sehr einprägendes Erlebnis. Besonders, wenn man in solch einem Moment gar nicht damit gerechnet hat, dass im nächsten soetwas passieren könnte. Ich finde auch das Bild sehr eindrucksvoll, das durch lediglich drei Strophen gezeichnet wird. Kurz, aber dennoch eindrucksvoll... Mir ist gerade richtig die Lust vergangen, irgendwann in meinem Leben nochmal in einen Zirkus zu gehen.



    @MAWE & Tido: Stimmt, Goethe hat auch sehr viele Gedichte geschrieben, die mir gut gefallen. Der Erlkönig ist einer der zeitlosen Klassiker, mit denen ich früher zuallerst in Kontakt gekommen bin - fand ich damals schon toll, wenn auch dezent gruselig. *g*


    @Buffbuff:

    Zitat

    Original von Buffbuff99


    Schön gedichtet, die Stelle gefällt mir ganz besonders. Musste echt schmunzeln. :XD:


    Maya-Bo: Mir gefällt besonders das erste Gedicht sehr. Habe mir intressenshalber mal den Roman angeschaut, von dem die Rede war, und die Inhaltsbeschreibung liest sich sehr interessant. Erinnert mich ein bisschen an den Manga "Ousama Game".


    - - - - - - - - - - - - - -


    Ist ja, wenn man sich meine Profilseite anschaut, kein großes Geheimnis, dass ich ein großer Fan vom Sams bin. Habe den Autor Paul Maar auch schon einmal persönlich bei einer Lesung getroffen, ein echt netter Herr ist das.
    Dieses Gedicht heißt "Udakak und Lidokork". =)



    Ich weiß nicht, ich mag diesen witzigen, simplen Unterton einfach. Früher habe ich meine Familie immer mit dem Rezitieren von sowas unterhalten. :'D

  • Ich habe das Gedicht in der Grundschule gelernt, und ich kann es bis heute auswendig aufsagen.
    Es ist von Theodor Fontane und heißt "Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland"
    Ich finde das Gedicht richtig toll, nicht nur, weil Birnen mein Lieblingsobst ist.
    Lest selbst. :3


  • Hier eines meiner Lieblingsgedichte zum Nachdenken von j.w.waldeck, entnommen aus dem Buch I der Maschinenträume. Seine Bücher sind hier zu kaufen.


  • Zitat

    Original von GhostBride
    Ich habe das Gedicht in der Grundschule gelernt, und ich kann es bis heute auswendig aufsagen.
    Es ist von Theodor Fontane und heißt "Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland"
    Ich finde das Gedicht richtig toll, nicht nur, weil Birnen mein Lieblingsobst ist.
    Lest selbst. :3


    *Wäh* ich kann Birnen nicht ausstehen :D aber das Gedicht ist wirklich genial und unglaublich niedlich.


    Aber Gedichte aus der Schule erinnert mich gerade an John Maynard:


    John Maynard!
    "Wer ist John Maynard?"
    "John Maynard war unser Steuermann,
    aushielt er, bis er das Ufer gewann,
    er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
    er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
    John Maynard."


    Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
    Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
    von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
    die Herzen aber sind frei und froh,
    und die Passagiere mit Kindern und Fraun
    im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
    und plaudernd an John Maynard heran
    tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
    Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
    "Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."


    Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
    da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
    "Feuer!" war es, was da klang,
    ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
    ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
    und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.


    Und die Passagiere, bunt gemengt,
    am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
    am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
    am Steuer aber lagert sich´s dicht,
    und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
    Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -


    Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
    der Kapitän nach dem Steuer späht,
    er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
    aber durchs Sprachrohr fragt er an:
    "Noch da, John Maynard?"
    "Ja,Herr. Ich bin."


    "Auf den Strand! In die Brandung!"
    "Ich halte drauf hin."
    Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
    Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -


    "Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
    mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
    Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
    jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
    Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
    Rettung: der Strand von Buffalo!


    Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
    Gerettet alle. Nur einer fehlt!


    Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
    himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
    ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
    ein Dienst nur, den sie heute hat:
    Zehntausend folgen oder mehr,
    und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.


    Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
    mit Blumen schließen sie das Grab,
    und mit goldner Schrift in den Marmorstein
    schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:


    "Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
    hielt er das Steuer fest in der Hand,
    er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
    er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
    John Maynard."



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    Als Romanschreiber kann ich Fontane wirklich nicht ausstehen, aber als Dichter war er genial!

  • Die Königin wurde vom König entfürt,
    am Ende siegte er.
    Es ist vollbracht,
    er hat die Macht.
    Uns gehört das Meer!


    Jo, ho. Stehn' zusammen.
    Bis die Flagge zeigt sie!
    Soll'n sie uns verdammen,
    doch wir sterben nie.


    Das ist so ein Lied aus Fluch der Karibik 3. Wer es auch auswendig kann, und in dem Text ist ein Fehler: Bitte Verzeiung.

  • Wir hatten vor ein paar Monaten eine Einheit "Lyrik der Romantik" in der Schule, und in diesem Zusammenhang haben wir natürlich Joseph Freiherr von Eichendorff gemacht. Dazu gefällt mir vor allem dieses Gedicht:


    Mondnacht


    Es war, als hätt der Himmel
    Die Erde still geküßt,
    Daß sie im Blütenschimmer
    Von ihm nun träumen müßt.
    Die Luft ging durch die Felder,
    Die ähren wogten sacht,
    Es rauschten leis die Wälder,
    So sternklar war die Nacht.


    Und meine Seele spannte
    Weit ihre Flügel aus,
    Flog durch die stillen Lande,
    Als flöge sie nach Haus.

  • Hier mal ein Gedicht, das wir gerade im Deutschunterricht behandelt haben, was mir wirklich sehr gut gefällt.
    Auf den ersten Blick ein wenig komisch, lest es am besten zwei, drei Mal durch, dann wird es sinnvoller. ^-^


    Ulla Hahn - Bildlich gesprochen
    [1981]


    Wär ich ein baum ich wüchse
    dir in die hohle Hand
    und wärst du das Meer ich baute
    dir weiße Burgen aus Sand.


    Wärst du eine Blume ich grübe
    dich mit allen Wurzeln aus
    wär ich ein Feuer ich legte
    in sanfte Asche dein Haus.


    Wär ich eine Nixe ich saugte
    dich auf den Grund hinab
    und wärst du ein Stern ich knallte
    dich vom Himmel ab.


    Das Gedicht gefällt mir deshalb so gut, weil es irgendwie gerade zu meiner Situation passt, und ich die Stilmittel, welche Ulla Hahn verwendet sehr schön und passend finde. Die Embajements machen das Gedicht ein wenig anspruchsvoller, und, dass es ein abcb-Reim ist, macht das Gedicht irgendwie 'interessanter'.
    Sie verwendet eher ungewöhnliche Vergleiche, jedoch macht genau diese 'Ungewöhnlichkeit' das Gedicht aus.

  • Heute gibts von mir einen weiteren Eichendorff - In der Fremde


    Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
    Da kommen die Wolken her,
    Aber Vater und Mutter sind lange tot,
    Es kennt mich dort keiner mehr.


    Wie bald, ach wie bald kommt die stille Zeit,
    Da ruhe ich auch, und über mir
    Rauscht die schöne Waldeinsamkeit,
    Und keiner kennt mich mehr hier.



    --------------------------------------


    Das ist natürlich SEHR typisch romantisch, mit der Verschönerung des Todes, der Sehnsucht nach Heimat und der Natur (Waldeinsamkeit); stellenweise sehr verbittert in der ersten Strophe, welches aber in der zweiten wieder relativiert wird. Dazu gibt es ein recht freies Metrum, wobei es immer zwischen 4 und 3 Hebungen abwechselt, ohne jedoch ein klares Metrum aufzunehmen. Gefällt mir gut.. okay, Eichendorff war allgemein gut :D

  • *Staub wegpust*
    Ich wollte schon seit Ewigkeiten ein Thema dazu aufmachen. Aber wenn es schon einen gibt, wollen wir den doch mal wiederbeleben. ^^


    Im Deutschunterricht habe ich die Romantik irgendwie für mich entdeckt. Das Sehnsuchtsmotiv, die Natur, dieses leicht verklärte... das hab ich wirklich gern. Ganz besonders mag ich ja Eichendorff und da auch wieder Mondnacht, was hier ja schon erwähnt wurde.


    Was ich auch schön finde sind Erlkönig und auf jeden Fall Prometheus von Goethe. :D Warum ich Erlkönig mag, kann ich gar nicht mal so pauschal sagen. Doch Prometheus hingegen mag ich wegen dieses typischen Sturm und Drang Motives - Auflehnung gegen Autoritäten, in diesem Falle Gott (Zeus) persönlich. Yeah, Prometheus, zeig's ihm! x3


    Tatsächlich sind aber meine drei Lieblingsgedichte gar keine wirklich "klassischen" Gedichte. (Und alle mit einem recht negativen Unterton, wie ich gerade feststelle. o.o) Wie folgt:


    Als ich es das erste mal im Kunstunterricht (Thema: Kalligraphie) gelesen habe, war ich einfach nur überwältigt von dem so schön düsteren Ton im Gedicht. Ich fand es wunderschön - wohlgemerkt als einzige. :lol:
    Wenn ich es mir heute anschaue und das Veröffentlichungsdatum betrachte (1944), sehe ich es schon wieder etwas anders. Aber ich mag es auf jeden Fall. ^^



    Veröffentlicht 1946, als Thema der Holocaust (oder Die Shoah). Mir hängt dieses Thema inzwischen zu den Ohren heraus, weil ich es schon zum gefühlt 50sten Mal im Unterricht durchnehmen "durfte" und man es jedes Jahr auch wieder zum Jahrestag des Endes des WW II vorgehalten bekommt. Aber dieses Gedicht hat mich wirklich berührt (zumahl ich nicht leugne, dass es ein wichtiges Thema ist) vor allem durch diesen leicht zynischen Gegensatz zwischen dem Ausdruck "Geretteten" und dem Inhalt des Gedichtes.



    Ja, eines meiner Lieblingsgedichte ist von einem hier aus dem Forum, dem guten Mar-kun. :D Und ich mag es vor allem, weil ich mich so gut selbst darin sehe.

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

  • @ Kria


    Oh, den Chor der Geretteten hatten wir damals auch im Unterricht. Das Gedicht von Hermann Hesse kannte ich so noch nicht, aber Hesse liebe ich ja sowieso und das Gedicht ist wunderschön.


    Wenn es um Gedichte geht, bin ich ein großer Bewunderer von Paul Celan.
    Sicher kennen einige hier die Todesfuge. Es ist ein bekanntes Gedicht aus der Nachkriegszeit und sicher auch in vielen guten Deutschbüchern vertreten. Ich war Lyrik schon immer etwas zu getan, aber die Todesfuge von Celan hatte in mir damals zum ersten mal heftige Rührungen ausgelöst, eine tiefe Stimmung, die sich nur schwer mit Eigenschaftswörtern beschreiben lässt. Und das, ohne ein formelles oder augenscheinlich sehr rhythmisches/melodisches Gedicht zu sein. Dass das Gedicht durchaus eine Art Rhythmus besitzt, einen düsteren Singsang sozusagen, zeigt sich letztlich trotzdem - nur war es damals eine Überraschung für mich, da ich, plump gesagt, immer dachte, ein gutes Gedicht müsste sich auch reimen.


    Bis heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich dieses Gedicht lese oder vorgetragen bekomme. Der zweite Weltkrieg war mir als Thema in der Schule immer unlieb, nicht wegen der Inhalte, aber wegen der geradezu belästigenden, immerwährenden Präsenz. Das kennen sicher manche: Dass es einem schon aus den Ohren raushängt, und dass man sich fragt, ob es nicht sonst noch was an Weltgeschichte zu wissen gibt.


    Allerdings sticht für mich dieses Werk sehr hervor. Für jemanden aus unserer Generation ist es schwer, sich vorzustellen, wie die Leute damals gelebt haben, was sie durchgemacht haben, wie sich diese Zeit angefühlt hat.
    Man ist zwar vorsichtig, aber auch seltsam teilnahmslos, kann den Schrecken dieser Vergangenheit nie ganz nachvollziehen oder selbst spüren.
    Die Todesfuge durchbricht diese Grenzen für mich. Es ist ein sehr bildliches, sehr sinnliches Gedicht, das stark unter die Haut geht. Während es zunächst wirr erscheint, abstrahiert es jedoch nicht, sondern fügt einzelne Aspekte zu einem großen Bild, einer großen Empfindung zusammen, ohne wirklich abstrakt zu sein.


    Ich empfinde sehr große Ehrfurcht vor diesem Werk. Vor seiner Ehrlichkeit, vor seiner literarischen Stärke, und auch vor dem, was es in einem auslöst.


    Das mag natürlich alles eine sehr subjektive Erfahrung sein, aber so ist es eben. Ich finde es interessant zu hören, warum Menschen etwas bewegt, was sie an einem Gedicht bewegt oder fasziniert.




    Weitere Werke von Celan:



    [SPOILER=Selbdritt, Selbviert]


    [/SPOILER]




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