Hochsensibilität ( HSP )

  • Huhu Leute ^.^


    Ich bin gestern auf etwas gestoßen, was ich sehr interessant fand und mir auch half mich selber mehr zu verstehen. Es geht um die Hochsensibilität


    Was ist Hochsensibilität?
    Hochsensibilität betrifft etwa 15 - 20% aller Menschen ( Frauen und Männer gleichermaßen )
    Die Menschen besitzen eine hohe Empfindsamkeit, da ihr Nervensystem viel feiner ist als das der anderen Menschen. Dadurch können sie Dinge in ihrer Umwelt viel feiner und detaillierter wahrnehmen, sind dafür aber auch deutlich verletzlicher.


    Häufige Merkmale von Hochsensibilität
    - intensives wahrnehmen auf die Umwelt ( z.B Geräuche )
    - intensivere Schmerzwahrnehmung
    - hohe emotionale Verletzlichkeit
    - hohe Emphatie // Hoher Sinn für Gerechtigkeit
    - sorgfältiges und bewusstes Handeln, Hang zum Perfektionismus
    - schnelle Überreizung in Stresssituationen
    - geringe Belastbarkeit
    - Drang nach Ruhe und Alleine sein


    Diese Merkmale führen dazu, das HSP oft unter Überreizung und Stress leiden, weswegen sie dafür sorgen müssen, sich genügend Ruhe zu suchen. Durch ihre hohe Empfindsamkeit werden sie von "normal" sensiblen Menschen häufig falsch oder nicht verstanden. Oft werden sie mit Sprüchen, wie "Stell dich nicht so an!", oder "Nimm dir das nicht so zu Herzen!" konfrontiert. Folgen sind das zweifeln des eigenen Selbstbewusststeins oder der eigenen Wahrnehmung. Auch Ausgrenzungen können auftreten.


    Stärken von hochsensiblen Menschen:
    - Emphatie
    - Kreativität
    - starke Bindung zu Tieren
    - Hilfsbereitschaft
    - hohe Beobachtungsgabe


    All diese Merkmale haben dazu geführt, dass ich seit gestern weiß, weshalb ich so oft über Gefühlssachen nachdenke oder mir vieles zu Herzen nehme. Jetzt weiß ich endlich wieso ich niemals "normal" war und mich nicht so gut in "normalen" Gruppen intigrieren kann :D


    Aufjedenfall möchte ich das Thema hier ansprechen, weil ich mir sicher bin, dass in dieser Communitiy einige HSP sind und entweder schon wissen oder nicht ( es aber durch meinen absoluten informativen Thread nun herrausfinden! ) Ich bin aufjedenfall auf eure Meinung gespannt! :)
    ( ich hab extra das Forum gesucht und bin nicht auf das Thema gestoßen! )


    Quellen und weitere Links zu dem Thema
    http://mein-kummerkasten.de/So…53/Hochsensibilitaet.html
    http://www.hochsensibel.org/startseite/aktuelles.html
    Hochsensibilätstest ( wer einen besseren findet kann ihn gerne posten ^.^ )

  • Könnte man hier einen Daumen hoch geben, würde ich es tun!


    Ich kannte HSP noch gar nicht und da klang der Thread-Titel für mich im ersten Moment nach irgendeiner schlimmen Krankheit á la Schmetterlingskinder. Als ich mir dann aber den Abschnitt zu den Merkmalen durchgelesen und den Test gemacht habe, habe ich mich doch sehr oft wiedererkannt. Ich war schon immer sensibel und das ist als "männliches Wesen" oft nicht so einfach, da viele meiner Freunde eben anders gestrickt sind und anders empfinden als ich. Ich hatte nicht selten das Gefühl, dass die anderen im Vergleich zu mir abgestumpft sind, was hier aber nicht abwertend gemeint ist, sondern einfach als Beschreibung meiner Gefühle dient. Es kann aber natürlich genauso gut sein, dass ich gar nicht hochsensibel bin, aber das ist sowieso nur eine Bezeichnung. Wie die anderen schon geschrieben haben, selbst würde ich mir das nicht diagnostizieren können/wollen.


    Ich finde, es ist sehr interessant zu wissen, dass es so etwas gibt und erklärt sicher auch viele Verhaltensweisen, die so mancher Mensch hat. Ich habe mehr oder weniger akzeptiert, dass ich am liebsten meine Ruhe habe und auch glücklich werden kann, ohne auf den größten Partys dabei zu sein, so toll es auch auf Facebook und Co. dargestellt wird. Eigentlich wollte ich noch mehr schreiben, aber ich bin dann doch ziemlich vom Thema abgedriftet, weswegen ihr euch jetzt mit diesem Satz begnügen müsst. :D


    Ich danke dir für diesen Thread. :)

  • Über das Phänomen "Hypersensibilität" habe ich einiges gelesen, als ich mich ausführlich mit Hochbegabung, oder konkreter, Hochbegabungsausprägungen beschäftigt habe.
    Bei HSP existiert dementsprechend das gleiche Problem wie bei (manchen) Hochbegabungsausprägungen, nämlich jenes der Reliabilität.


    Neurologische Wissenschaften verfolgen seit einigen Jahren einen Trend der Allgemeingültigkeit, obschon man jene stets kritisch betrachten sollte. Das ist alleine deswegen schon so, da neurologische Forschungen relativ eingeschränkt sind in ihrer Überprüfbarkeit, welche sich außerhalb der gewöhnlichen, für valide gehaltenen Messverfahren befinden. Ein Beispiel für die schwierige Überprüfbarkeit ist auch leicht zu liefern: wenn ein Mensch diverse Reize empfindet, müssen diese nicht nur am Verhalten lesbar und nicht nur durch die eigene Einschätzung beschreibbar sein, sondern auch am besten durch neurologische Ströme. Doch da ist der Punkt: oftmals gibt es diesbezüglich - so "individuell" die Ausprägung auch ist - keine einheitlichen Werte. Aus diesem Grund können solche Tests nur Ausprägungstendenzen anzeigen, jedoch nie zu 100 % aussagen, ob man dementsprechend unter solch einem Phänomen "leidet". (Es gibt allerdings auch Ausnahmen, aber das würde zu weit ins Detail gehen.)


    Besonders kritisch wird es hierbei bei solchen Internettests, die man einmal macht und dann glaubt, man würde HSP oder sonstiges inne haben. Verstehe mich hierbei nicht falsch, aber eine Bestandsprüfung macht hier wenig Sinn, wenn es um psychologische Studien bzw. Feststellungen diverser Ausprägungen geht. Hier bedarf es stets einer strömischen Beobachtungen und Analyse, oder anders ausgedrückt, einer Beobachtung und Analyse in einem bestimmten Zeitlauf im Kontext des Alters, der sozialen Umgebung und noch bei diversen anderen Hintergründen deiner Person.
    Eine Komponente bei dieser langfristigen Beobachtung und Analyse wird stets automatisch ausgeführt: anhand deiner eigenen Wahrnehmungen. Oftmals sind es jene, die - leider oftmals zu spät - Aufschluss darüber geben, "dass etwas nicht normal ist". Aber da liegt auch das Problem: oftmals ist es dementsprechend auch eine selbst erfüllende Prophezeiung, aber besonders auch nur eine Interpretation der eigenen Wahrnehmungen. Dieser Alltagsrelativismus ist bei allen Menschen verschieden ausgeprägt, aber gerade in solchen Fällen kommt das ganz schon häufig vor - gerade wenn diese Tests "seriös" aussehen.
    Was solche Tests - wenn sie denn objektiv durchgeführt werden - aussagen können, ist eine Tendenz, aber dafür brauchst du auch Personen, die damit etwas anfangen können: sie müssen es lesen, verstehen, analysieren und bewerten können. Das kann dir ein Internettest nicht liefern, außer dass du selbst etwas festhalten kannst (nahezu völlig abhängig vom Internettest ...) und da hat man wieder das Problem der Interpretation.


    HSP selbst - soweit mir durch die Literatur bekannt - ist größtenteils auch noch nicht eindeutig erforscht und streckt sich über einen großen Radius an Interpretationen. Studien sind allerdings Mangelware, besonders auf Längsschnittebene.
    HSP wird daher auch nicht umsonst mit diversen Hochbegabungsausprägungen gleichgesetzt, welche durch einige Testverfahren (beispielsweise den HAWIK-Tests, welche nicht unkompliziert in der Durchführung sind - zumindest für den Testenden) festgehalten werden. Diese sind auch nie zu 100 % aussagekräftig, aber grundsätzlich ist hier eine Vielfalt an Tests vorhanden, mit denen man zumindest tendenziell eine Ausprägung festhalten kann, wenn man mehrere "erträgt" (ist ja manchmal auch relativ anstrengend für den Probanden, obschon auch sehr interessant!).
    Nun muss man bei HSP aber auch differenzieren: "sensiblere Reize" ist so eine Sache der schwammigen Definition, denn als ich vor einigen Jahren dass erste Mal davon las, war ich mir nicht sicher, ob damit lediglich nervliche oder auch psychische bzw. emotionale Reize gemeint waren, da stets nur von "erhöhter Wahrnehmung" die Rede war.
    HSP hat - soweit ich heute noch weiß - allerdings dabei auch keine direkte Trennung, denn beides kann auftreten (es gibt allerdings auch andere begriffliche Definitionen von "übernervlicher Wahrnehmung" etc. ...). Allerdings muss man hier deutlich differenzieren zwischen einer beispielsweise deutlich erhöhten haptischen Wahrnehmung, wenn ich mich z. B. etwas greife, einer thermischen Wahrnehmung oder wenn ich mich verletze, gegenüber einer emotionalen Reizung welche erhöht ist, also dass man schneller gereizt wirkt, "sich etwas schneller zu Herzen" nimmt oder schnell aus Affekt besonders "heftig" reagiert, was so nicht mehr als "normal" aufzufassen ist. Der kognitive Prozess des lang anhaltenden Nachdenkens über sich selbst ist dabei nur das Resultat des Reizes und kommt in der Kausalkette erst nach der Wahrnehmung dran - kann aber durchaus bei Menschen mit HSP ausgeprägt sein, sofern es feststellbar ist ... zumindest tendenziell und auch abhängig von der Art der Reizung.


    Und das sollst du nun nicht offensiv auffassen, sondern möchte ich lediglich von meinen Beobachtungen und Erfahrungen berichten, welche ich als Dozent, Lehrer und einfach nur als Mensch mal gemacht habe:
    Es scheint immer mehr ein Trend zu sein, eine gewisse Legitimation für sein wohl "nicht normales Verhalten" (und da muss man stets auf vielen Ebenen kritisch hinterfragen!) zu haben, wenn man "bei sich selbst" solche Ausprägungen diagnostiziert. Manchmal trifft man damit wirklich ins Schwarze, manchmal ist eine solche Ausprägung auch wirklich der Auslöser für das "nicht normale" Verhalten, aber ich wäre dabei stets vorsichtig und würde meine (kognitiven und zeitlichen) Ressourcen eher dafür aufwenden, sich vielleicht mal zu fragen, wie man etwas verbessern kann, statt nach "Problemen" zu suchen, an denen man wohl doch nichts (scheinbar) ändern kann. Das ist der durchaus anstrengendere Weg, aber ebenso einer, bei dem man sich am Ende sicher sein kann, dass man sich besser integrieren (und so viel mehr tun) kann und - das ist das Schönste überhaupt! - man sich selbst besser kennen lernt, weiterentwickelt und so sein Potenzial ausschöpfen kann! Menschen lernen das von Zeit zu Zeit in gewissen Tendenzen von ganz alleine, wenn sie das Realitätsprinzip irgendwann wahrnehmen ... aber eben auf verschiedenen Niveaus. Wenn man allerdings ein gewisses Alter erreicht hat, dann ist es ganz gut, sich mal dabei lösungsorientiert zu hinterfragen. Man muss ja nicht seinen Charakter oder Vorlieben ändern - es genügt schon ein flüchtiger Blick, gekoppelt mit Ehrlichkeit und Mut sich selbst gegenüber. Dafür braucht man aber keine Internettests ...
    (Aber bei wirklichen Fällen, die diverse Verhaltensmuster begründen, kann dir eine professionelle Kraft auch dabei helfen! Doch wann erkannt werden kann, wann eine solche benötigt wird, liegt stets im Ermessen der betroffenen Person selbst (wenn die Folgen nicht zu extrem und radikal sind ...).)


    Mein Rat: bevor hier noch einige zu glauben meinen, sie würden unter HSP "leiden", wenn sie diesen Test auch gemacht haben, so sucht lieber eine professionelle Kraft dafür auf und lasst euch prüfen. Das bedarf einiges an Zeit, ist aber deutlich akkurater und seriöser, als so manche Tests, die man im Internet findet. Zumindest der Test, den du unten verlinkt hast, lässt eine seriöse Aussage verlauten, dass dieser Test keine eindeutigen Resultate liefert und dass diese Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Ob es trotzdem den Test dadurch als seriöser darstellen und gleichzeitig suggerieren möchte, dass du dort in guten Händen seist, sei mal dahin gestellt.

    Freundes-Code (N3DS): 4854-6473-1482
    Aktuelle Spiele: MHGen, Metroid: Samus returns, Monster Hunter Stories, Pokémon Ultra Sun
    NNID (Wii U): Herr-der-Zeiten
    Aktuelle Spiele: MH3U, Hyrule Warriors
    PS4-Name: Azure-Phoenix55
    Aktuelle Spiele: Horizon Zero Dawn, Dragonball Z Xenoverse 2, Blazblue Central Fiction


    Falls wer kämpfen will oder Hilfe braucht: die Einladung zu einem heißen Tänzchen lehne ich nie ab! ;)
    (Einfach per PN anfragen.)

  • Ob der Test seriös ist oder nicht lassen wir mal vorweg. Ich bin mir aber sicher das Merkmale ubd einige Fakten definitv der Wahrheit entsprechen die du genannt hast:)
    Weswegen icj das meiste bei mir auch wieder finde und ich hatte mich immer gefragt warum ich so schnell down bin und verletzlich manchmal. Oder so Sacheb mit der Gerechtigkeit.


    Also ich gehe mal dsvon aus dass ich auch ubter Hochsensibilität "leide". Ich sehe das aber nicht wirklich als leiden an.


    Sorry für Tippfehler. Bin am Handy . Passenderweisw in einem dunklen Raum xD

  • Das Thema ist wirklich sehr faszinierend, generell würde ich mich aber den Ausführungen des guten Herrn der Zeiten anschließen.


    Auf Anhieb konnte ich mich auch in den meisten der Punkten, die aufgeführt wurden, wiederfinden, ohne bisher zusätzlich den Test gemacht zu haben. Heißt das deshalb, dass ich ein HSP bin? Ich denke, eher weniger. Ich bin auch eine recht melancholische Persönlichkeit, was nicht bedeutet, dass ich gleich Depression habe, auch wenn sich einige Merkmale überschneiden mögen.
    Ich würde generell immer davor warnen, als Laie eine Diagnose anhand von Beschreibungen zu tätigen. Generell interessiere ich mich sehr für Medizin und Psychologie und bin eine Zeit lang auch davon ausgegangen, dass ich mich damit "gut" auskennen würde, nur weil ich die Behandlungsbücher aus dem Bücherregal meiner Eltern geklaut habe. Doch musste ich schnell feststellen, dass das blankes Halbwissen ist, die einer Beurteilung eines wirklichen Experten in keiner Weise gleich kommt.
    Sowieso bin ich kein Freund von solch starren Einteilungen, denn die Grenzen sind fließend und die Persönlichkeit des Menschen ist so vielfältig wie die Menschheit selbst. Ich will damit nicht sagen, dass es deshalb Unsinn ist, solche Einteilungen überhaupt vorzunehmen, sie bieten schließlich eine Orientiereung, aber eben nur eine Orientierung und kein absolutes Maß. Nur weil jemand sehr intelligent ist (oder erscheinen mag), ist er nicht gleich hochbegabt. Und wenn jemand von Natur aus eher emotional und feinfühlig ist, dann ist er noch lange kein HSP.

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

  • Ich stimme in den Chor von Herr der Zeiten und Kria mit ein: Vorsicht mit Selbstdiagnosen. Insbesondere mit Blick auf die angesprochene sich selbst erfüllende Prophezeihung. Um mit dem, was ich aus meinen paar Psychologievorlesungen habe, den Versuch einer Erklärung zu unternehmen:


    Wenn ein Mensch glaubt, bspw. HSP zu haben -dafür kann auch eine Vermutung reichen-, wird er stärker als sonst auf die Zeichen achten, welche diese Annahme stützen. Er beobachtet es bei sich selbst, weil Dinge wie das Gerechtigkeitsempfinden oder eine besondere Liebe zu Tieren dann eben mit der HSP erklärt werden. Das kann umgekehrt dazu führen, dass er sich zunehmend stärker der HSP entsprechend verhält.


    Wir Menschen streben danach, dass in unserem Erleben alles zusammenpasst. Finden wir einen Erklärungsansatz, der zu unserer Situation zu passen scheint, ist das attraktiv, weil einfach. Das hat was vom Götterglauben.


    Aber wie schon gesagt: Das Thema ist definitiv interessant! Nur ein Thread zur Selbstdiagnose sollte das hier wohl lieber nicht werden. Das birgt eben immer die Gefahr der self fullfilling prophecy. Und vor allem im Bereich der Psyche sollten Diagnosen nur von studierten Fachleuten vorgenommen werden.

  • Wow, ich wusste echt nicht, dass es quasi ne "Krankheit" gibt in der Richtung. Ist echt intressant zu lesen.


    Einige der Punkte treffen auch auf mich zu. Aber deshalb werd ich jetzt nich gleich davon ausgehen, dass ich Hochsensibel bin. Da schließe ich mich definitv meinen Vorpostern an =)

  • Klar sind Selbstdiagnosen mit Vorsicht zu genießen, aber es ist ja jetzt nicht so unwahrscheinlich, dass es zum Beispiel auf Koko zutrifft. Ich hab schon öfter von HSP gehört, mein Exfreund meinte mal, dass ich vielleicht auch hochsensibel sein könnte, aber ich bezweifle das sehr, ich bin doch ein ziemlich positiver Mensch und kann viel wegstecken, wenn ich will. Ich find's aber grundsätzlich immer gut, wenn über sowas aufgeklärt wird, wenn man im Hinterkopf behält, dass es Leute gibt, die sehr empfindlich auf Worte reagieren und leicht verletzbar sind, geht man vielleicht rücksichtsvoller durch die Welt. Ich hab lange lernen müssen, zu denken, bevor ich spreche und zu verstehen (Und es gibt leider Leute, denen ich das auch attestieren würde), wie andere meine Aussagen aufnehmen könnten hat mir dabei sehr geholfen.
    Aber nun nochmal zu Kokos Annahme, in sich selbst einen HSP-Betroffenen gefunden zu haben: 15-20% aller Menschen, das sind jeder 5.-6. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass ich nicht HSP bin, Eliriel nicht, Kria auch nicht, Lotti (sorry, ich find's grade zu gut) nicht und Jaffar auch nicht, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Koko betroffen ist, gar nicht so gering ^^" (ich weiß, so funktioniert Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht xD). Ob es nun zutrifft oder nicht, wenn es einem hilft, etwas über sich selbst zu lernen und vielleicht auch mit seiner Umwelt besser umzugehen, finde ich es völlig in Ordnung, sich das selbst zuzuschreiben, ob man nun damit in irgendein konkretes von Psychologen festgelegtes Raster fällt oder nicht, halte ich dabei für nebensächlich. HSP ist ja jetzt keine gefährliche Krankheit oder so, es ist eine Reihe von Merkmalen, die bei manchen Menschen stärker ausgeprägt sind und es ihnen deswegen manchmal erschweren, in der Gesellschaft Anschluss zu finden oder verstanden zu werden. Man sollte dem finde ich nicht so viel Bedeutung zumessen.


    EDIT: Ich habe grade auch noch den Test gemacht, den Koko verlinkt hat. Dieser bescheinigt mir mit 188 Punkten HSP, aber ich erwähnte ja schon, dass ich das für falsch halte. Einige Fragen verleiten aber auch dazu, einen hohen Wert zu vergeben (wer würde sich schon gern eingestehen, dass sein "Innenleben" flach und einschichtig ist? xD)

  • Ich habe mir jetz nicht alle Beiträge durchgelesen von jedem, dazu fehlt mir leider grad die Zeit :(
    Trotzdem möchte ich dazu etwas sagen:


    HSP habe ich bei mir auch vor einem guten Jahr festgestellt, zumindest habe ich alles, was ich darüber gelesen habe....naja, es kam mir so vor, als schreibt man dort über mich.
    Ich kann nicht alles zu 100% auf mich übertragen (z.B. Schmerzempfindung - die habe ich zwar, ich brauch mich nur irgendwo stoßen und zack, blauer Fleck, aber beim verletzen mit spitzen/scharfen Gegenständen, verspüre ich z.B, keinerlei Schmerz. Meine Tattowierung am Fuß, eine der sensibelsten Stellen, habe ich kaum gespürt).


    Aber ja, ich gehöre LEIDER zu dieser Sorte Mensch. Wieso leider?
    Weil Leute, die HSP haben bzw sind, in der Gesellschaft oft als zickig, nervig und anstrengend empfunden werden.
    Ich kann z.B. sagen das ich auf der Arbeit absolut pingelig arbeite, nichts anderes als 100% kommt für mich in Frage. Außerdem recherchiere ich über Sachen, wie sie angewendet werden, ich lasse mir nicht stumpf Arbeit beibringen, ich bringe sie mir selbst bei, verfeinere Sie und hinterfrage sie stets. Arbeite ich wirklich richtig nach strengen Vorschriften oder weiche ich ab? Bringt man mir einen Prozess bei, der über die Jahre vom Soll abgewichen ist? Ist dieser Vorgang bereits veraltet und muss erneuert werden?
    Leider macht man sich dadurch bei Kollegen nicht immer beliebt, vorallem dann nicht, wenn diese ihren "Standard" behalten wollen und Veränderung negativ betrachten. Dann hat man es leider oft schwer, sich - vorallem wenn man so jung ist wie ich - irgendwie durchzusetzen.
    Momentan hatte ich das Problem auf Arbeit. Ich arbeite im Labor, höchsten Präzision und strenges arbeiten nach ISO ist eigentlich ein MUSS und eine Selbstverständlichkeit. Leider nicht für einige Kollegen, mit denen ich dann oft angeeckt bin, da sie ihre gemütliche Arbeitshaltung natürlich beibehalten wollten, ohne Rücksicht auf Verluste.


    Desweiteren ecke ich oft mit Freunden an, da ich Dinge wie Streitigkeiten, nicht einfach "vergessen" kann. Über die Jahre habe ich gelernt, was wichtig ist, was wirklich ein "wir haben es ausdiskutiert und können uns wieder gern haben" ist, welche Kriterien nach einem Streit zur Versöhnung wichtig sind. Das habe ich aber nur gelernt, in dem ich viele, viele Freunde verloren habe. Es gibt kaum eine Hand voll, wo ich es bereue und diese Leute gern in meinem Leben wieder hätte...
    Aber das sind Dinge, die ich nicht wieder ins Reine bekomme, weil mein Kopf, meine Gefühle, alles, was ich an den Momenten des Streits spürte, nicht weg lassen kann. Es kommt immer, immer wieder - auch wenn ich das nicht will.


    Mein Freund z.b., als ich ihm all diese Artikel gezeigt hatte, was ist HSP usw. der hat das schönste gemacht, was es gibt, ein absoluten Liebesbeweis. Er ist bei mir geblieben, obwohl ich ihm oft echt schlimme Dinge vorgeworfen habe. & auch heute, wenn wir streiten...er weiß, wie er mit mir umgehen muss....er weiß, was er sagen kann und was nicht. Klar, das klappt nicht immer, er hat auch seinen eigenen Kopf, seine eigenen Emotionen. Aber er versucht es immer und immer wieder, sich diese paar wichtigen Punkte zu merken und mich nicht weiter hoch zu pushen, weiter in Wut steigen zu lassen. & das ist verdammt viel Wert.


    Leider neigen HSP dazu, Einzelgänger zu sein. Das muss ich auch bejahen. Eigentlich bin ich sehr kontaktfreudig, habe aber keine Lust auf einige Sorten von Mensch. Ich akzeptiere und respektiere jeden Menschen, aber meine eigene Meinung kann ich nicht einfach...nicht haben. Ich spreche sie nicht immer aus, aber ich halte mich von Leuten fern, bei denen ich meine, mit diesen keinerlei Gemeinsamkeiten zu haben. Außerdem habe ich echt ein Problem, wenn Leute in meinen Augen eine falsche Wahrnehmung vom Hier & Jetzt haben.
    Beispiel: ich kann Leute nicht verstehen, die sich nur von materiellen Dingen abhängig machen bzw. sich einen Status damit geben wollen. Klar ist ein tolles neues Samsung Galasy S irgendwas schön und schick...und ein neuer Flachbildschirm mit 4K und 3D...aber was nützt mir das, wenn ich an diesen Dingen gebunden bin, aber sie nichtmal nutze, um zu erfahren, was grad auf der Welt passiert? Klar kann jeder selbst bestimmen, worüber er Bescheid wissen will und worüber nicht, jedem selbst überlassen - aber ich kann gewisse Verhalten nicht nachvollziehen und mich darüber auch mit keinem austauschen. Also..meide ich diese Leute.


    Ich hoffe, dass der ein oder andere nun nicht schlecht von mir denkt. Ich bin keineswegs jemand, der Böse von anderen denkt, aber...mein "ich" bestimmt nunmal, wer ich bin, was ich tue, was ich denke und wie ich handle. Manchmal bin ich gestraft durch mein eigenes ich, aber manchmal ist es für mich kostbar und wichtig. Es ist vorallem wichtig, das andere auf einen positiv reagieren und einem auch zuhören wenn man sagt "Sorry, aber du verletzt mich" und das nicht als Scherz abtun und belächeln, denn durch sowas, reitet man jemanden in starke Depressionen (die ich zum Glück bislang nie hatte) - aber ich kenne genug Leute, die diese Depressionen haben und nicht mehr raus kommen, weil ihre Umwelt sie so negativ geprägt haben, das sie jeden weiteren, schmerzlichen Kontakt vermeiden möchten.


    Nachtrag: ich würde mich im Übrigen freuen, wenn es mal mehr Studien zu HSP gäbe. Im Moment laufe ich nicht rum und sage "Hey, ich bin hochsensibel, du hast dies und dies zu beachten", aber es wäre schön, wenn man dann in der Gesellschaft etwas offener empfangen und nicht als eine Art "Spielverderber" abgestempelt wird. Nur wenige schätzen wirklich die Stärken, die jemand mit sich bringt.
    Ich will auch nicht, dass man mich als jemand mit Krankheit oder Behinderung ansieht, um Gottes Willen. Ich kann es z.B. auch nicht leiden, wenn man jemand im Rollstuhl z.B. wie ein Kleinkind mit Samthandschuhen anfässt. Als ob es diesen Leute 24/7 schlecht geht und man sie zu jeder Sekunde umsorgen müsse - furchtbar. Ich möchte einfach in gewissen Punkten und Situationen nicht so kritisch beäugt werden, nicht belächelt oder ausgelacht werden.

    Nintendo Network-ID: akii_2510
    Nintendo New 3DS Freundescode: 2895-9618-0769


    it's for you ... take it.


    Einmal editiert, zuletzt von akii ()

  • Ich bin selber HSP, und manchmal ist es für mich selber unangenehm, kommt aber immer auf die Situation an. Zb, wenn ich mich aus dem Nichts schlecht fühle. Nervig sind aber diese Leute, die denken, Hochsensibilität sei eine psychische Krankheit.

  • So auch ich habe mich mal ein bisschen hierzu eingelesen, bzw mich selbst mal daran ausprobiert, um ähnlich wie Koko beschrieben, mich mal selbst zu hinterfragen/zu verstehen.


    Es ist tatsächlich ein sehr interessantes Thema, wobei ich schnell bemerkt hatte, dass einige aufgeführte Punkte auch zu mir passen.


    Natürlich stimme ich dem hinzu, das Selbsttests keine eindeutige Erkenntnis für jemanden sind, doch wie bereits von anderen hier erwähnt, es zeigt eine gewisse Tendenz zu etwas hin.


    Was soll ich sagen... da ich nichts zu verheimlichen habe, erwähne ich kurz : Hinter meiner harten Schale steckt eben doch ein weicher Kern.


    Nur - Ist das jetzt gut oder schlecht für mich?


    Vor allem ist es schwer, gerade im Berufsalltag, wo eher hartgesottnere Männer den Alltag dominieren, den Menschen darüber Bericht zu erstatten.


    Vielen Kollegen, die mich gerne mit Dingen aufs Korn nehmen, erzähle ich dann, ich bin äußerst gutgläubig und neige dazu falsche Tatsachen dann schnell als richtig zu interpretieren.
    Also was ich sagen will, auch ich halte vieles schnell für bare Münze.
    Das tolle an meinem Beruf ist, dass man nur durch eigene Erfahrung das wirklich einzig wahre kennenlernt, unabhängig von dem was Kollegen dir erzählen wollen. Es hat sich bisher immer bewiesen, dass man nach einem Fehler, der anfangs einen schon extrem wurmt, ihm spätestens beim zweitmal nicht wieder vergisst.
    Doch trotzdem, wenn ich eine Ansprache/Anschiss von jemanden bekomme, wurmt mich das schon für einen längeren Zeitraum. Noch schlimmer ist es, wenn es vor "versammelter Mannschaft" passiert.
    Doch auch wenn es ein zwei Tage her ist mit der Ansprache; die Kollegen bereits mit dir wieder völlig normal reden; bin ich dann noch immer ein klein wenig beleidigt, was ich dadurch zum Ausdruck bringe, indem ich mich gegenüber der Person, die mir den Rüffel gab, äußerst still verhalte.
    Das ist eines der negativen Seiten von HSP die sich so bei mir zeigen.
    Es gibt aber auch gute Seiten, wie zum Beispiel die Beobachtungsgabe.
    Beispiel:
    Ich war in meiner alten Abteilung drin, um nach Verbrauchsmaterial zu fragen, als die Kollegen dort seit einem Tag wussten, dass diese Abteilung dicht gemacht wird. Natürlich kam eine eher freche Antwort: "Hol es dir aus dem Lager.. Guck nicht so.! " Daraufhin bin ich stille abgedüst und habe mich erstmal nicht blicken lassen. Doch übel, habe ich es den Personen nicht genommen. Im Gegenteil ich habe um so mehr Mitleid mit den Kollegen dort.
    Im Nachhinein hat der Kollege, der mich so rabiat ansprach, durch die Blume versucht sich zu entschuldigen, indem er vorsichtig nachfragte was ich denn so mache (also was meine Arbeitsaufgabe denn aktuell wäre).


    Naja jetzt rede ich wieder viel über den krisenhaften Alltag in einem Luftfahrttechnik Betrieb, bei dem erneut viele Menschen demnächst entlassen werden. Ich habe Gott sei dank die Abteilung rechtzeitig gewechselt. Ich kann nun mit gestärkter Brust zur Arbeit gehen und sagen, du bist safe, die anderen wollten ja nicht, bzw machten sich noch darüber lustig, dass ich in die andere Abteilung gehe.


    Eigentlich gehört das letztere eher in den Auskotz Thread !


    Aber toll Koko, dass du dieses Thema ans Tageslicht gebracht hast.


    Wenn man von sich selber weiß oder es feststellt, dass er eine HSP hist, stärkt dieses dann im Nachhinein wieder sein Selbstbewusstsein, weil er ja nun weiss, warum er so reagiert hat! Also die blöden Hintergedanken fallen dann ja weg....

  • Ehrlich gesagt habe ich schon länger den Verdacht hochsensibel zu sein, aber leider werde ich wohl lange nicht den Luxus haben irgendeiner dieser Diagnosen zu bekommen, da mein letzter Versuch eine Therapie zu bekommen ein absoluter Griff ins Klo war. Ich bin schon sehr oft mit meiner sensiblen Art angeeckt und es ist für mich auch anstrengend mich von Menschen zu umgeben die eher empathielos sind.


    Mal ganz davon abgesehen würde ich mir gerade als Betroffene wünschen, dass man sich für solche Themen mehr sensibilisiert (sprichwörtlich). Denn mir ist es in den letzten Jahren sehr oft passiert wie ich teilweise sehr von oben herab behandelt wurde. Was mich am meisten stört war der Fakt, dass das von Menschen kam die sich selbst als tolerant und weltoffen bezeichnen.


    Ich verstehe wenn vieles von Social Media (TikTok, usw.) kritisiert wird, aber ich finde die jetzige Generation (wir), aber auch unsere Nachfolger machen etwas was wir uns damals nicht getraut haben. Wir sprechen diese Themen an und versuchen auf Probleme in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Womöglich wäre es mir damals besser ergangen hätte ich z.B. schon von meinen Autismus Verdacht gewusst. Denn ich hatte auch so unter dem Außenseiter-sein in der Schule gelitten und ich hatte nie verstanden was mit mir los war. Im Gegenteil: Eine neurodiverse Diagnose wurde bei mir stets ausgeschlossen da ich ja eine Frau bin. Früher wurde halt aus Prinzip der Autismus/ADHD/S mehr auf Jungs geschoben, da man es (warum auch immer) nicht für möglich hielt, dass das auch für Frauen gelten kann.


    Mittlerweile habe ich wirklich diverse Kontakte mit neurodiversen Personen und weiß, dass sich viele der Verhaltensweisen mit meinen deckeln. Und ich bin auch froh in einem verständnisvolleren Umfeld zu sein. Trotzdem wurde ich schon etliche Male dafür beleidigt und niedergemacht wenn ich mich einfach offen meinen Verdacht mitgeteilt habe. Selbst meine Mutter (und die ist in manchen Punkten wirklich noch etwas konservativer als ich) empfindet eine Verdachts-Diagnose als nichts Schlimmes. Warum also diverse, angeblich aufgeschlossene Menschen im Internet?


    Ich weiß das hat jetzt wenig mit HSP zu tun. Doch es schlägt in dieselbe Kerbe.

    Weil Leute, die HSP haben bzw sind, in der Gesellschaft oft als zickig, nervig und anstrengend empfunden werden.

    Diese Unterstellungen sind generell ein absolutes Unding. Das sind in meinen Augen meist nur Vorurteile, die dafür sorgen, dass die Toleranz eingedämmt wird.


    Ich muss Mal einen Beitrag von mir zitieren den ich auf Youtube geschrieben habe. Der hat auch sehr viel Likes und Antworten bekommen weil ich anscheinend damit auch einen wunden Punkt getroffen habe. (In dem Video geht's eigentlich um Germanys Next Topmodel, aber da kam auch ein Model vor, die selber schon sehr hart attackiert wurde, weil sie ähnlich wie ich sehr nah am Wasser gebaut ist).



    Das war und ist für mich bis heute einer der schlimmsten Vorurteile. Und es mag sein, dass es Menschen gibt die wirklich (wie man es nennt) Krokodilstränen haben, aber fernab davon, dass es okay sein sollte Gefühle zu zeigen ist das für mich einfach ein großes Stigma in der Gesellschaft von der nicht nur Männer, sondern auch beide Geschlechter betroffen sind. Männer natürlich immer noch mehr, weil sich die Vorurteile aufrecht erhalten wie ein "Mann zu sein hat". 🙄

  • Mittlerweile habe ich wirklich diverse Kontakte mit neurodiversen Personen und weiß, dass sich viele der Verhaltensweisen mit meinen deckeln. Und ich bin auch froh in einem verständnisvolleren Umfeld zu sein. Trotzdem wurde ich schon etliche Male dafür beleidigt und niedergemacht wenn ich mich einfach offen meinen Verdacht mitgeteilt habe. Selbst meine Mutter (und die ist in manchen Punkten wirklich noch etwas konservativer als ich) empfindet eine Verdachts-Diagnose als nichts Schlimmes. Warum also diverse, angeblich aufgeschlossene Menschen im Internet?

    Diverser, angeblich ausfgeschlossener Mensch aus dem Internet hier. *meld*


    Das Problem mit Verdachts-Diagnosen ist, dass es keine Diagnosen sind - die gibt es (sorry für den Captain Obvious) vom Arzt und das hat auch seine Richtigkeit. Ich glaube es ist sehr sehr leicht, sich selbst in stimmigen Beschreibungen, Symptomen und Äußerungen wiederzuerkennen. Und es ist auch nicht falsch, sich damit auseinander zu setzen und das zu hinterfragen bzw. zu recherchieren, wenn man zum Beispiel das Gefühl hat, einem geht es nicht gut, et cetera. Denn das kann der erste richtige Schritt in die Richtung zu sein, überhaupt zu erkennen, dass man vielleicht etwas hat, wobei man Hilfe braucht.
    Die Falle ist hier, sich auf Basis dessen (oder durch Bestätigung durch andere) selbst zu diagnostizieren, wenn es keine medizinische Grundlage oder Prüfung dafür gegeben hat. Und ich kann es auch keinem verdenken, dass er bei sowas erstmal die Augenbraue hebt, denn wir leben in einer Gesellschaft, die für unser modernes Verständnis wissenschaftliche Grundlagen und Beweisführungen erhebt. Und dann zu sagen "ja, ich hab mir das selbst diagnostiziert" oder einen Verdacht so zu behandeln, als hätte man bereits eine Diagnose bekommen, wenn man kein Arzt/Wissenschaftler ist oder eine entsprechende Ausbildung hat, ist allein schon deshalb nicht sehr glaubwürdig und wirft eher Zweifel am kritischen Verstand desjenigen auf, als dass es Verständnis schafft.

    Ich fürchte, es ist auch relativ einfach, das für sich selbst mal eben so festzulegen. Würde aber ein anderer Mensch auf dich zugehen, und dir zum Beispiel ankreiden, dass du (oder jemand anderes), als Extrembeispiel eine soziopathische Störung hättest, weil er meint, die entsprechenden Symptome bei dir zu sehen, obwohl er weder Psychologe noch Psychiater ist, fändest du das wahrscheinlich auch nicht schick. Die Ironie dabei ist leider, dass die Grundnahme der "Verdachts-Diagnose" aber in beiden Fällen dieselbe ist - nämlich Küchentischpsychologie.

    Und daher finde ich es absolut gerechtfertigt, solchen Äußerungen mit Vorsicht und Skepsis zu begegnen. Es ist für mich auch schwer nachzuvollziehen, weshalb solche Diagnosen mit scheinbar weniger Ernsthaftigkeit behandelt werden, als andere Krankheits- oder Störungsbilder.

    Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass irgend jemand nicken und Amen sagen würde, wenn jemand behaupten würde, dass er sich selbst mit Verdacht auf Krebs diagnostiziert, weil seine Symptome dazu passen. Man würde ihn zum Arzt schicken. Und womit? Mit Recht. Ich für meinen Teil würde nämlich nicht wollen, dass irgendein Laie, Quacksalber oder Tik-Toker mir so etwas ausstellt, sondern jemand, der die entsprechenden Bescheinigungen dafür besitzt. Sonst bewegen wir uns nämlich auch ganz schnell wieder rückwärts in unserem Fortschritt.


    Das muss man natürlich nicht unfreundlich äußern. Ich finde es aber auch auf der anderen Seite auch nicht unbedingt sensibel, so etwas anderen Leuten einfach hinzuwerfen. Einmal, weil es wie gesagt schon logisch keine gute Grundlage bietet, aber auch zwischenmenschlich nicht der geschickteste Zug ist, wenn es Verständnis ist, auf das man abziehlt. Erkläre ich gerne genauer:


    Die zweite Falle ist nämlich, anzunehmen, dass es irgendwem was bringt, oder sich alles automatisch bessert, sobald man jemandem eine Verdachts-Diagnose oder auch eine tatsächliche Diagnose vorsetzt.

    Grundsätzlich ist es natürlich eine tolle Sache, dass wir in einer Zeit und Gesellschaft leben, in der psychische Krankheiten und Befindlichkeiten weniger stigmatisiert sind und mit mehr Toleranz und Sichtbarkeit behandelt werden - das macht es insbesondere tatsächlich Betroffenen einfacher, Hilfe zu kriegen.

    Allerdings heißt das nicht, dass sich jeder automatisch deshalb damit auskennt. Der Ottonormalbürger hat vielleicht eine grobe Vorstellung davon, was eine Depression ist. Die meisten Laien können aber nicht einmal den Unterschied zwischen Schizophrenie und Multipler Persönlichkeitsstörung benennen (bzw. wird gerne angenommen, es sei dasselbe). Da ist für mich die Frage: Was bringt es jemandem zu sagen "Ja ich habe XYZ, bitte nimm Rücksicht!"?

    Anstatt seinen Mitmenschen einfach nur Diagnosen hinzuwerfen bzw. etwas vorauszusetzen, was sie im Zweifel nicht wissen können, scheint es mir sinnvoller, jemandem konkrete Hinweise an die Hand zu geben. Viele Menschen im Raum machen dich nervös? Du schaust Leuten nicht gern in die Augen? Du wirst manchmal unvermittelt von heftiger Traurigkeit geschüttelt und beginnst kontextlos zu weinen?

    Gib anderen Menschen doch lieber erstmal solche Hinweise, und sag ihnen konkret, wie sie darauf Rücksicht nehmen oder was sie in so einem Fall tun können. Lass sie wissen, was es bedeutet und was nicht, was du grad brauchst oder was man lieber lässt. Nicht jeder hat davon Ahnung (und steht auch nicht in der Verantwortung, sie zu haben) oder kann mit Fachbegriffen etwas anfangen. Meiner Erfahrung nach erreicht man andere Menschen auch eher, wenn man ihnen dahingehend "auf Augenhöhe" begegnet (auf der man ja auch betrachtet werden möchte), anstatt einfach eine Erwartungshaltung zu haben oder etwas vorauszusetzen.

    Ich finde es toll, dass heute offen über Themenen wie Hochsensibilität und so weiter gesprochen werden kann. Aber es verlangt Feinfühligkeit in beide Richtungen. Sowohl für die Betroffenen, als auch für die, die damit umgehen sollen, wie für die Ernsthaftigkeit solcher Themen insgesamt, sollen sie auch von der breiteren Masse verstanden und ernstgenommen werden.

  • Ich verstehe deine Argumentation. Allerdings sehe ich einen starken Unterschied zwischen einer Verdachts-Diagnose und einer für sich selbst fest gelegten Diagnose. Der Unterschied ist, dass bei einem Verdacht einfach noch keine Diagnose erfolgt ist. Während das Verweigern einer Diagnose etwas ganz anderes ist.


    Bei einer Sache muss ich dir jedoch verneinen: Ein Arzt muss nicht zwingend das Wissen für neurodiverse Diagnosen haben. Ich bin ja in Kontakt mit vielen Autisten/ADHS'lern. Viele davon haben im Übrigen auch erst im späten Alter eine Diagnose erhalten. Was leider auch zufolge hatte, dass sie mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten. Eine nicht entdeckte Diagnose kann für Betroffene etwas sehr Schlimmes sein, da viele davon unter anderem auch in Burn-Out und Depression rutschen können.


    Zudem ist nicht gesagt, dass der Arzt aufgeklärt genug über diesen Bereich ist. Eine Bekannte von mir hat ADHS und Autismus (mit Diagnose). Jedoch hatte sie schon sehr viele Zentren vorher besucht, die für diesen Bereich arbeiten und ich weiß aus eigener Erfahrung (im Therapiebereich), dass dort noch sehr viel geforscht werden muss. Was noch dazu kommt ist, dass so eine Diagnose nicht von der Krankenkasse bezahlt wird. Bisher noch nicht. Ob sich das in Zukunft ändert... i don't know.


    Jedenfalls möchte ich darauf hinaus, dass es ein Privileg ist das Geld für eine Diagnose aufzubringen. Die kann alleine schon um die 1.000€ kosten. Und das ist übrigens keine Übertreibung. Ich bin selbst schon sehr informiert in dem Thema, da ich diesen Verdacht schon seit einigen Jahren haben.


    Was noch hinzu kommt ist auch das Stigma über neurodiverse Menschen, was sich leider weiterhin aufrecht erhält. Den meisten ist einfach nicht klar was für ein Kampf es ist überhaupt sich bis zu so einer Diagnose durchzukämpfen. In dem Punkt schätze ich mich glücklich, dass die neue Generation bei diesem Thema wesentlich mehr Offenheit zeigt als die ältere Generation. Doch es gibt Ausnahmen. Ich versuche das Mal mit etwas anderes zu verbeispielen.


    Du meintest doch: Eine Verdachts-Diagnose reicht nicht aus um jemanden anderen zu behandeln. Man kann ihn doch einfach anhand seiner Issues behandeln (in dem man Rücksicht nimmt). Das ist natürlich schon Mal ein guter Schritt, aber wie auch bei anderen medizinischen Notwendigkeiten gehst du (Mal abgesehen von der jährlichen Arztkontrolle) niemals ohne einen Verdacht zum Arzt. Die meisten Autismus- und ADHS-Diagnosen werden nicht (wie man annimmt) im Kindesalter entdeckt, da früher einfach das Wissen noch nicht so vorhanden war. Einer der Gründe warum heutzutage auch sehr viele Erwachsene straucheln, da man ihnen A. die Diagnose nicht abkauft oder B. ihnen schlichtweg die Ressourcen fehlen.


    Mit Ressourcen meine ich:


    - Selbst der Anruf kann schon anstrengend für einen neurodiversen Menschen sein. Das heißt bis es überhaupt so weit kommt, dass man einen Termin bekommt können Wochen und Monate ins Land ziehen.


    - Was noch hinzu kommt sind die finanziellen Ressourcen. Ich kenne viele Autisten/ADHSler denen es schlichtweg an Geld und finanzieller Unterstützung fehlt. Meist muss man aus eigener Tasche das Geld zusammen sparen, was wiederum auch wieder ein langer Aufwand sein kann. Ich setze die Kosten jetzt einfach Mal mit dem Kauf eines neuen PC's gleich. Auf den muss man ja auch lange sparen.


    - Was noch hinzu kommt... ich weiß nicht ob der Begriff Masking dir geläufig ist, aber viele Autisten/ADHSlern verhalten sich unter Menschen meist gar nicht so neurodivers und eher a-typisch. Einfach weil es auch oftmals von ihnen verlangt wird (im Arbeitsleben, beim Arzt, usw.). Das bekommt man also nicht immer gleich mit. Ich hab mich da auch mit einer Bekannten ausgetauscht, die auch sagt, dass es für sie teils auch schwer ist nicht vor Ärzten zu masken (ist mir selber oft genug passiert, weil man es einfach so gewohnt ist). Und so kann es sogar zu einer Fehldiagnose kommen (wenn man denn Mal soweit ist).


    - Hinzu kommt (das weiß ich auch nur durch die Bekannte), dass man teilweise auch Eltern (was ist wenn man keinen Kontakt mehr dazu hat?) und andere Dokumente (bspw. Zeugnisse - da stehen ja oft die Verhaltensweisen der Kinder drinnen) vorweisen muss. Es braucht natürlich einiges damit man so eine Diagnose machen kann. Das ist sehr Kräfte zerrend und mit fehlender Unterstützung kann es auch dazu kommen, dass die Betroffene Person eventuell niemals eine Diagnose kommt.


    - Was ich noch kenne... und das haben auch sehr viele erwachsene Neurodiverse. Das ist ein weiterer Fachbegriff. Er nennt sich Imposter Syndrom.


    Hier gibt's auch einen Link dazu, falls du die Zusammenhänge davon verstehen möchtest:


    ADHS und die Überwindung des Imposter-Syndroms - Diagnostik des Geistes
    Der Begriff Impostor-Syndrom wurde 1978 von den klinischen Psychologen Dr. Pauline Clance und Suzanne Imes geprägt. Er wird zur Beschreibung von…
    www.diagnostik-des-geistes.de


    Gib anderen Menschen doch lieber erstmal solche Hinweise, und sag ihnen konkret, wie sie darauf Rücksicht nehmen oder was sie in so einem Fall tun können. Lass sie wissen, was es bedeutet und was nicht, was du grad brauchst oder was man lieber lässt. Nicht jeder hat davon Ahnung (und steht auch nicht in der Verantwortung, sie zu haben) oder kann mit Fachbegriffen etwas anfangen. Meiner Erfahrung nach erreicht man andere Menschen auch eher, wenn man ihnen dahingehend "auf Augenhöhe" begegnet (auf der man ja auch betrachtet werden möchte), anstatt einfach eine Erwartungshaltung zu haben oder etwas vorauszusetzen.

    Das Problem ist, dass das für Betroffene schon anstrengend werden kann. Also in meinen persönlichen Umfeld weiß z.B. jeder von meinen Autismus Verdacht und da ist das auch keine große Sache. Nur wenn du keine Diagnose hast wird solchen Menschen gerne zugeschoben, dass sie eine Extra-Behandlung haben wollen. Das wurde mir gerade in meinen letzten Job immer wieder vorgeworfen und es hat mich unheimlich belastet. Ich wurde absolut nicht ernst genommen. Die meisten die ich kenne verschweigen entweder ihren Verdacht oder versuchen anzupassen (Masking). Und meist sind sie am Ende des Tages auch richtig erschöpft davon, weil es Kraft kostet sich der Normalität anzupassen.


    (Normalität soll übrigens kein negativer Begriff sein. Es geht einfach um den Unterschied zwischen a-typisch und neurodivers).


    Und bis ich der Person erklärt habe was sie alles beachten soll bei mir schüttelt sie eher mit dem Kopf oder rollt mit den Augen. Es ist schon schlimm genug, dass man in den eigenen Kreisen teilweise kein Verständnis bekommt.


    Was den Punkt mit Ärzten angeht: Mein letzter Versuch einen Therapieplatz zu bekommen endete bei einem Therapeuten, der mich aufgrund meines Körper ge-bodyshamed hat. Das mag erst Mal ein Einzelfall sein, aber Therapeutensuche ist verdammt anstrengend. Ich denke ich muss dich nicht über den Mitarbeiter-Mangel an (eigentlich jeder Stelle des Berufsfelds heutzutage) aufklären. Gerade Therapeuten wie diese findet man nicht wie Sand am Meer.


    Ist zwar jetzt nichts Psychologisches, aber um es mit meiner Ohren OP zu vergleichen: Es gibt in Deutschland gerade einmal drei spezialisierte HNO Kliniken. (Ich meine damit nicht die einfacheren HNO-Ärzte, sondern Krankenhäuser). Mein Glück war, dass ich nahe an einer dieser Kliniken gewohnt habe. Andere müssen wiederum teilweise 3-4h mit dem Auto/Zug fahren damit sie diese erreichen.


    Spezialisten (auch im Falle einer psychologischen oder neurodiversen Diagnose) sind so wenig vorhanden, dass es wirklich schwer ist. Und ich freue mich auch über jeden der es schafft eine zu bekommen (und vor allem dann keine Zweifel daran hat). In meinen Augen wir das Imposter-Syndrom leider auch sehr durch so veraltete Einstellungen unterstützt.


    Neurodiversität ist kein Trend. Der Unterschied ist, dass man heutzutage solche Themen anspricht. Während es damals kein Social Media gab. Ähnlich ist es mit der LGBTQ+ Bewegung. Es wäre einfach schön wenn wir eine offenere Gesellschaft wären, die sich nicht bei jeder Absonderlichkeit querstellen würde. Ich weiß auch nicht was man dabei zu verlieren hat wenn man einfach versucht auf andere zuzugehen. Für mich war es bisher keine Hürde mich der Gesellschaft anzupassen.


    z.B. poste ich meine Social Media Bilder nur noch mit ALT-Texten, weil ich weiß, dass ich auch Blinde diese nutzen und am Leben teilhaben wollen. Genauso ist das bei diesem Thema. Man kann natürlich nicht in die Köpfe der Menschen schauen und erkennen was sie haben, aber wenn man davon weiß ist (finde ich) der erste Schritt sich zu überlegen wie man beidseitig gut miteinander leben kann. :)

    Und daher finde ich es absolut gerechtfertigt, solchen Äußerungen mit Vorsicht und Skepsis zu begegnen. Es ist für mich auch schwer nachzuvollziehen, weshalb solche Diagnosen mit scheinbar weniger Ernsthaftigkeit behandelt werden, als andere Krankheits- oder Störungsbilder.

    Das ist schade, dass du so denkst. Ich höre aus deinen Worten sehr viele Vorurteile heraus. Verdachts-Diagnosen haben definitiv ihre Berechtigung. Denn ohne würde niemals einfach Mal so freiwillig 1000€ für eine Diagnose hinblättern. Und es gibt heutzutage immer noch genug Ärzte, die nicht informiert sind und deswegen gar nicht die Fähigkeit haben so etwas überhaupt festzustellen. Ähnlich wie in anderen Berufsgruppen auch gibt es welche die ihren Job gut ausüben und andere wiederum die diesen besser nicht gemacht hätten.

    Man würde ihn zum Arzt schicken. Und womit? Mit Recht. Ich für meinen Teil würde nämlich nicht wollen, dass irgendein Laie, Quacksalber oder Tik-Toker mir so etwas ausstellt, sondern jemand, der die entsprechenden Bescheinigungen dafür besitzt. Sonst bewegen wir uns nämlich auch ganz schnell wieder rückwärts in unserem Fortschritt.

    Ich kritisiere TikTok auch und ja es gibt eine Menge schwarzer Schafe in der Internetlandschaft, aber in meinen Augen haben diese beiden Themen nichts miteinander zu tun. Für mich ist es eher ein Rückschritt wenn man versucht Social Media zu instrumentalisieren um seine Meinung zu bekräftigen. Es gibt genug Gründe warum man sich bei dieser Thematik öffnen sollte. Ich weiß leider auch nicht wie dein Umfeld aussieht, noch wie du überhaupt auf Social Media oder im Internet unterwegs ist. In meinem Falle kann ich nur für die Betroffenen sprechen die ich kenne. Und viele davon sind nicht einmal auf TikTok unterwegs. Diese haben sich schon Jahre vorher sehr intensiv damit auseinander gesetzt.


    Deswegen empfinde ich es als sehr unfair, dass man sofort mit solchen Menschen ins Boot gesteckt wird. Denn genauso wie es damals schon "cool" war sich als Punk zu kleiden, sich zu ritzen und bei Tumblr Depression verherrlicht wurde ist das heutzutage auch nicht anders.


    Dafür mischen heute auch noch diese ganzen unsäglichen rechten Menschen mit, die ihre konservative Lebensweise auf allen Social Media Plattformen verteilen. Da geben sich beide nicht viel.


    Jedoch hat das in meinen Augen nichts mit der ernsthaften Auseinandersetzung dieses Themas zu tun. Sondern lenkt eher vom eigentlichen Problem ab.

  • Ich habe jetzt deinen Post zwei Mal gelesen und ich mich beschleicht leider der Verdacht (no pun intended), dass du entweder überhaupt nicht richtig gelesen hast, was ich geschrieben habe, oder dass du es schlichtweg als etwas vollkommen anderes intepretierst hast, als das, was da buchstäblich steht. Niemand hat Behauptungen über Trends oder dergleichen aufgestellt, noch habe ich Vorurteile in den Raum geworfen und ebensowenig habe ich irgendwo geschrieben, dass eine Verdachts-Diagnose nicht ausreicht, um einen Menschen zu behandeln. Es ist sehr irritierend, hier einerseits Worte in den Mund gelegt zu bekommen, die man nicht geäußert hat und auch, wenn von Einem ohne erkennbaren Zusammenhang aufs Andere geschlossen wird.

    Das ist nicht böse oder abwertend gemeint, erschwert es aber in meinen Augen allerdings, einen fruchtbaren Austausch zu ermöglichen.


    Aus deinen Worten spricht sehr viel Persönliches und auch persönliche Enttäuschungs-Erfahrungen. Das ist sehr bedauerlich und ich wünsche mir für dich, dass du bei deinem nächsten Versuch, dir Hilfe zu suchen, auch eine vernünftige Anlaufsstelle findet, die dir - in welcher Form auch immer - eine angemessene Unterstützung zuteil werden lässt.


    Viel mehr möchte ich da auch gar nicht zu sagen, da ich nicht den Eindruck habe, dass wir hier bei dem Start auf einen grünen Zweig kommen. Ich möchte dir deine Meinung auch gar nicht absprechen, du kannst sie haben, ich habe eine andere Haltung dazu, let's agree to disagree, ich bin vollkommen fine damit.


    Lediglich eine Sache möchte ich einmal thematisch und sachlich kurz richtig stellen, da sie sich in deinem Beitrag leider gefährlich missverständlich (im Sinne einer Falschinformation) liest, auch wenn das gewiss nicht deine Absicht war.

    Und zwar ist es richtig, dass Diagnosen und Behandlungen stets mit Kosten verbunden sind, aber das ist auch jeder Arztbesuch, jede Verschreibung eines Medikaments, jede Überweisung und jeder KH-Aufenthalt. Und die werden in der Regel (oder auf Antrag) von der Krankenkasse (oder auch weiteren Förderungsträgern) übernommen - das gilt auch für psychotherapeutische und psychiatrische Diagnostik und Behandlungsformen, unter die auch die anerkannten ICD-Klassifikationen für Autismus und ADHS fallen.

    Es ist faktisch nicht korrekt, dass eine Autismus- oder ADHS-Diagnose oder Behandlungsformen grundsätzlich aberhunderte Euros kostet. Wenn eine anerkannte Diagnose vorliegt, greift auch die Krankenkasse bei der Versorgung, sowie auch im Vorfeld bei Untersuchungen und Diagnostik. Private Kosten müssen vor allem dann getragen werden, wenn eine privatärztliche oder alternative allgemein nicht kassenärztlich geförderte Versorung in Anspruch genommen wird. Manche Leuten nehmen privatärztliche Behanldungen in Anspruch, in der Regel weil sie es sich entweder leisten können und wollen, oder aufgrund der tatsächlich leider ungünstigen Situation, dass es sehr schwer ist, in vielen Fällen (auch bei Depressionen und Co) zeitnah einen Therapieplatz oder jederorts ambulante Hilfe zu bekommen, die über ein probatorisches Erstgespräch oder sozialer Auffangberatung hinaus geht. Es ist in der Tat leider traurige Realität, dass einige Menschen sich gezwungen fühlen, sich in den Konsteaufwand alternativer oder privater ärztlicher Versorung stürzen, weil sie aufgrund eines gegebenen Fachkräfte- und entsprechenden Plätzemangels keine andere Option für sich sehen. Aber das heißt nicht, dass es diese Option der krankenkassengetragenen Versorgung nicht grundsätzlich nicht gibt und hier bitte ich ganz klar zwischen persönlichen Schwierigkeiten und gegebenen Fakten zu differenzieren.


    Ich denke wir kommen an dieser Stelle auch vom eigentlichen Oberthema - nämlich HSP - ab.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!