Suizid - freie Entscheidung oder unantastbar?

  • Am 10.09. war mal wieder der seit 2003 einberufene Welttag der Suizidprävention, eine Vereinigung, welche sich vorgenommen hat die Menschen vor Suizid zu schützen. Im Kern dieser Prävention wird Suizid als psychische Krankheit dargestellt, welche es zu bekämpfen gilt, so dass der Betroffene wieder Freude am Leben empfindet und nicht weiter über einen möglichen Freitod nachdenkt.


    Ich finde diese Vorgehensweise aber bedenklich, da ich die Meinung vertrete, dass jeder selbst über sein eigenes Leben zu entscheiden hat und ob/wann er es beenden möchte. Natürlich sind Suizide für die Angehörigen zumeist ein Schock, ein langjähriges Trauerereignis wäre die Folge, verständlich... aber trotzdem...darf man den Betroffenen deshalb verurteilen? Mit Begründungen wie, "er habe seine Familie im Stich gelassen" oder gar "Er habe das Geschenk des Lebens als unwürdig empfunden." Nicht selten, bekommt man solche Sprüche an den Kopf geknallt, wenn man derartige Thesen zu diesem Tabuthema vertritt.


    Suizid ist immer eine rein persönliche Sache und es gibt seit jeher unterschiedliche Motive, um darüber nachzudenken. Das kommt auch immer auf den Lebenumstand des einzelnen menschen an und wie er schwierige Situationen aufgrund seines Wesens verarbeiten kann.


    Doch die zentrale Frage bleibt: Darf man jemanden so etwas verbieten? Ich rede hier nicht von ausreden, sondern wirklich von verbieten.


    Mich interessieren eure Meinungen zu diesem heiklen Thema.

  • Prinzipiell würde ich sagen, dass Suizid komplett eigene Entscheidung ist. Ich persönlich wäre, wenn jemand aus meinem direkten Umfeld sein Leben beenden würde zwar verletzt und würde trauern, doch würde ich diese Entscheidung auch respektieren. Wüsste ich vorher davon, würde ich versuchen, es derjenigen Person auszureden und sie auch im Notfall davon abzuhalten, denn oftmals überlegt man sich das doch nicht so gut, wie man es sich einbildet. Doch ich würde niemals sagen, dass ich es verbiete. Höchstens bitten, die Sache zu überdenken, und wenn die Entscheidung dann dennoch aufs Beenden des Lebens herausläuft, dann muss ich das auch irgendwie hinnehmen. Man ist nun mal frei in seinen Entscheidungen und das Beenden des Lebens ist keine verwerfliche. Nur sollte man sich vorher wohl fragen, ob die Leere des Todes die Erlösung ist, die man sich erhofft. Man setzt dem eigenen Leid ein Ende, doch wird man auch niemals wieder Positives schaffen, man zeugt sogar noch mehr Leid. Doch für manche mag dies der einzige verbleibende Weg sein, oder zumindest so scheinen, und das gilt es zu respektieren.

  • Mann kann Suizid sicherlich nicht verbieten.
    Denn diejenigen die sich umbringen wollen, werden dass auch irgendwie schaffen. Egal ob sie auf freiem Fuß sind, oder in einer psychischen Anstalt untergebracht sind.
    Das einzige was man tun kann, ist, diesen Menschen zu helfen.
    Man sollte mit ihnen über dieses Thema reden und ihnen klar machen,
    dass das Leben lebenswert ist und das man selber einzigartig ist.
    Mit all seinen Talenten und seinen Macken. Viele wissen nicht, was in ihnen steckt und denken sie wären Nichts-Nutze.
    Man müsste ihnen seelische Unterstützung geben, und sie wieder auf den richtigen Weg bringen.


    Jedoch sieht das bei sehr Kranken Menschen, bei denen klar ist, dass sie nicht mehr lange zu leben haben und nur noch leiden, anders aus.
    Wenn ein Mensch sich in seinen letzten Jahren/Wochen/Tage nur noch durchs Leben quält und jeden Tag ungeheurere Schmerzen erleiden muss, sollte man verstehen, dass für diese Menschen eine Erlösung wohl besser wäre. Wenn sie der festen Überzeugung sind, ihr Leben zu beenden, denke ich, sollte man ihnen glauben.
    Aber dieses Thema geht mir zu weit.


    Im Großen und Ganzen gibts da viel zu diskutieren und zu tun.
    Ein sehr schwieriges Thema

  • Nun wenn ich wüsste dass jemand aus meinem Umfeld Suizidgefärdet ist, würde ich ihn/sie schon versuchen davon abzubrinden, jedoch nicht abzuhalten wenn der entschluss Tatsächlich so fest steht das die Person es wirklich nicht anders aushält oder ähnliches.


    Was die Suizidprävention in Kliniken angeht, ich sehe deren Arbeit wenn sie Ordentlich ausgeführt wird nicht als bedenklich. Dennoch kommt es darauf an warum die Patienten dort eingeliefert wurden und vor allem ob sie auf eigenen Wunsch dort sind. Wenn dem der Fall ist, bedeutet das ja das sie sich selbst helfen lassen wollen und da finde ich es schon sehr gut das es eine Möglichkeit gibt für Suizidgefärdete sich behandeln zu lassen.
    Was natürlich icht geht ist, jemanden zu zwingen sich eine Therapie zu unterziehen, sowas sollte immer auf eigenen Wunsch bzw. Zustimmung der Betroffenen geschehen.


    Um explizit auf die Frage einzugehen ob Suizid verboten gehört:
    Definitiv Nein. Wer sterben möchte darf das, ich finde das Leben gehört demjenigen der es leben muss, somit darf man es auch hergeben, solange man damit niemanden direkt schädigt, damit meine ich dass man beim Selbstmord jemand anderen mitverletzt oder ähnliches.


    Das es problematisch ist, wenn sich beispielsweise der Alleinerziehende Vater mehrerer Kinder selbst umbringt steht außer frage, hier muss man einfach auf die Vernunft der Menschen hoffen, ein verbot bringt dahingehend eh nichts. Aber leider hört man auch immer wieder wie ein Familienmitglied sich und seine Familie tötet. :(
    Wenn von derartiger Absicht verdacht besteht ist das allerdings was anderes denn das wäre dann nicht mehr nur Selbstmord und gehört verhindert wenn möglich.

  • Zitat

    Original von Audi~
    Im Kern dieser Prävention wird Suizid als psychische Krankheit dargestellt, welche es zu bekämpfen gilt, so dass der Betroffene wieder Freude am Leben empfindet und nicht weiter über einen möglichen Freitod nachdenkt.


    Pardon, aber: Damit tust du dieser Organisation durchaus Unrecht. Wenn man sich nämlich auf der Homepage der Suizidprävention Deutschland mal deren Grundsätze ansieht, wird man schnell auf folgenden Paragraphen treffen:


    Zitat

    Suizidalität ist ein komplexes Phänomen


    Suizidalität umfasst gesellschaftlich-kulturelle, individuell-psychologische und biologische Aspekte. Suizid und Suizidalität berühren u. a. Philosophie, Religionswissenschaften, Rechtswissenschaften, Soziologie, Literaturwissenschaften, Medienwissenschaften, Pädagogik, Psychologie, Medizin, Biologie und Neurowissenschaften. Suizidprävention ist daher nur interdisziplinär unter Beteiligung aller betroffenen Berufsgruppen sowie auch Laien möglich.


    Was ich damit sagen will: Du kannst nicht äußern, dass Suizid von diesem Interessenverband lediglich als "psychische Krankheit" dargestellt wird; das wäre eine unzulässig grobe Vereinfachung und klingt, als würdest du es diesen Leuten gar nicht zutrauen, überhaupt einen Zugang zur Thematik zu haben. Nur weil jemand das Leben als ein wertvolles Geschenk empfindet und dies auch anderen Menschen vermitteln möchte, heißt das nicht, dass dieser Jemand sich als Heiler einer Krankheit o.Ä. betrachtet oder gar selbst noch nie Zweifel am Sinn seines Daseins hatte: Im Gegenteil, eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Thema ist doch überhaupt erst Voraussetzung, um daraus den Willen zu schöpfen, dagegen anzugehen. Man muss allerdings auch nicht zwangsläufig einen Suizidversuch unternommen haben, um dieses Phänomen zu begreifen. (Es kann helfen. Muss es aber nicht.)
    Wo ich dir allerdings recht gebe: Die schwierigste Frage zu diesem Thema ist in der Tat die Frage nach der egoistischen Komponente. Nüchtern betrachtet könnte man konstatieren: Ein Selbstmörder ohne Angehörige, Freunde oder Bekannte verursacht signifikant weniger Leid als einer mit Frau und Kindern und so weiter. Dies auf die Realität anzuwenden ist freilich vergebens, da zwischen Einzelfällen dringlichst unterschieden werden muss, wie Hellton bereits anschnitt. Seine Formulierung, man müsse in vielen Fällen "auf Vernunft hoffen", finde ich da auch sehr treffend.


    Man sollte generell stets Folgendes im Hinterkopf haben: Zwischen dem Gedanken daran & der eigentlichen Tat liegen Welten, d.h. zumeist viele Jahre, in denen sich der psychische Zustand des Menschen zunehmend und dauerhaft verschlechtern muss, damit er diese Möglichkeit auch wirklich in Erwägung zieht. Wer sich ernsthaft aus der Welt karren will, der ruft auch nicht vorher noch Freunde & Bekannte an und informiert sie über seinen Zustand oder so'n Quatsch. Der MACHT einfach.
    Verbieten im herkömmlichen Sinne lässt sich Suizid daher schon mal überhaupt nicht. Wer bereit ist, diesen Akt zu vollziehen, der kann es mit ausreichender Vorbereitung und entsprechendem Hintergrundwissen ausführen, ohne dass jemand vorher davon Wind bekommt. Hinzu kommt, dass das Übergehen eines Verbotes im Gesetzesalltag üblicherweise mit einer Strafe geahndet wird; einen Selbstmörder zu bestrafen erscheint allerdings doch eher unsinnig. Wo keine Strafe möglich, da kein Verbot möglich. Juristisch gesehen ist das Thema ziemlich einfach, im Hinblick auf Psychologie und soziales Miteinander hingegen sehr schwierig.


    Als Literatur zum Thema empfehle ich das Standardwerk "Gebrauchsanleitung zum Selbstmord" von Claude Guillon. Da das Buch in Deutschland auf dem Index steht, ist es leider nich ganz einfach zu bekommen. Aber es lohnt sich.
    Weiterhin wäre "Du darfst leben" von Numa Tétaz auch noch eine Erwähnung wert...

    I've seen a lot in my journey up the ranks. An endless cycle of violence, now broadcast as a spectator sport. Why do so many assassins join if we're all going to end up killing each other in the end? We've all become trapped, don't you see? Addicted to the violence, to a life in the shadows.
    Once we join the ranks, we can never get out.



    You are incredible. Everything I hoped for.
    "Promise me you won't forget... There once was an assassin named Alice."

  • Ich musste gerade - trotz des eigentlich ernsten Themas - ein wenig schmunzeln, denn die Frage, ob man Suizid verbieten sollte, ist in etwa so sinnig, wie einem Menschen das Atmen zu verbieten. Solange man nicht jeden Einzelnen überwachen tut, kann man den Einzelnen nicht davon abhalten, Suizid zu begehen.


    Aber zum eigentlichen Thema:
    Nein, Suizid gehört nicht verboten und sollte auch nicht durch moralische oder gar religiöse Ansichten derart tabuisiert werden, dass sich Menschen, die eigentlich mit ihrem Leben abschließen wollen, sich aus absurden Gründen zum Weiterleben genötigt fühlen würden. Wenn ein Mensch sich aber dazu beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, so ist das ganz allein seine freie Entscheidung und sollte auch von niemanden unterbunden werden - zumindest in der Theorie.


    Wie ich mich im Detail verhalten würde, wenn einer meiner Bekannten suizidgefährdet wäre, weiß ich nicht, doch wie ich mich kenne, würde ich versuchen, mit dieser Person zu reden. Könnte ich dann völlig unvoreingenommen an dieses Thema herangehen, was sicherlich schwer ist, wenn man im persönlichen Umfeld damit konfrontiert wird, so würde ich es der Person gar nicht ausreden wollen, sondern sie lediglich zum Nachdenken anregen. Wenn sie sich dann noch immer dafür entscheiden würde, ihrem Leben ein Ende zu setzen, so müsste ich es hinnehmen, denn schließlich sollte ich meinen eigenen Egoismus nicht über den sehnlichsten Wunsche eines anderen Menschen stellen - selbst wenn dieser Wunsch der Tod ist.


    Was ich aber absolut nicht gutheißen oder gar tolerieren kann, sind Menschen, die Suizid begehen, und dabei andere Menschen schaden. Hierbei denke ich beispielsweise an Leuten, die vor einem Zug springen und damit den Zugfahrer traumatisieren (Klassiker) oder gar an einen Elternteil, der nicht mehr leben will, und seine Familie mit ihn den Tod reißt.
    Suizid ist eine ganz persönliche Sache und sollte nie darauf hinauslaufen, dass man anderen Menschen auf den genannten Arten schädigt. Möchte beispielsweise ein Vater sich das Leben nehmen ist das schön und gut, doch können weder seine Kinder etwas dafür, noch sollte man sie aus purem Egoismus mit sich nehmen. In solchen Fällen sollte man, wie Hellton es auch schon sagte, die Tat unterbinden, da durch den Suizidgedanken auch noch Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.


    Gewiss spreche ich als Laie und kann nur meine eigenen Gedanken zu der Thematik liefern, doch grundsätzlich Suizid aus egoistischen, gesellschaftlichen, religiösen oder moralischen Gründen zu verbieten halte ich für falsch. Ebenso die Tabuisierung des Themas. Statt sich über die Thematik auszuschweigen sollte man sich vermehrt mit ihr auseinandersetzen und nicht, ohne sich je mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben, diese totschweigen.

  • Suizid verbieten? Möglich wäre es, aber es ist sinnlos. Wie Sirius bereits gesagt hat: Einen Selbstmörder zu bestrafen bringt nicht viel. Und die Hinterbliebenen dafür zur Verantwortung zu ziehen, ist auch daneben.
    Und rein moralisch gesehen finde ich auch, dass man Suizid nicht verbieten sollte. Wenn ein Mensch sich dazu entscheidet sich das Leben zu nehmen, ist das seine Entscheidung. Wenige Leute werden das Befürworten und ich finde auch, dass man wenigstens versuchen sollte, den Suizidgefärdeten von dem Gedanken abzubringen, vorallem wenn besagte Person nicht verlieren will. Aber das sollte man nicht mit Gewalt tun. Steht sein Gedanke endgültig fest, muss man das akzeptieren.
    Personen, die mit dem Gedanken an Suzid spielen, haben meistens ein wirklich beschissenes Leben, leiden ein Depressionen oder ähnlichem und sehen im Selbstmord die letzte Lösung. Das eigene Leben zu beenden ist keine einfache Entscheidung. Ich glaube ja, dass es bestimmt sowas wie ein "Leben nach dem Tod" gibt, aber ob das besser ist wie dieses Leben, kann ich nicht sagen.
    Ich sehe daran nichts verwerfliches und solange man keine anderen Leben mit einem Suizidversuch in Gefahr bringt oder beeinträchtigt, sollte das jeder für sich selbst entscheiden.

  • Ich muss ehrlich sagen, das ich ehrlich gesagt, von der Meinung hier nicht nur Enttäuscht sondern sogar geschockt bin! Alles auf Religion herunterzuziehen oder als Moralisch nicht vertretbar bezeichnen, das ist echt Übel. Und dann auch noch die Frechheit besitzen, das Leute, die den Menschen helfen, als Egoistisch zu bezeichnen...


    Eine Freie Entscheidung oO? Sicher nicht, es ist meist nur ein Verzweiflungsakt, weil die meisten Suizid gefährdeten glauben, es gibt keinen anderen Ausweg mehr. Und es ist absolut Unverantwortlich, wenn es Mitmenschen gibt, die es einfach nein Hinnehmen oder besser gesagt, sogar quasi damit bei der Sache unterstützen.


    Und Egoistisch, wenn man ihnen es nicht erlaubt? Jemand der sowas behauptet, hat anscheinend noch nie jemand nahestehndes Verloren. Wenn jemand Stirbt ist er Tod und wird begraben, man kann nie wieder mit dieser Person sprechen oder was unternehmen, man kann nie wieder dessen Lebhaftes Gesicht etc sehen. Dieser Mensch ist wortwörtlich getilgt von der Welt und das einzige was bleibt sind erinnerungen! Und wenn man durch solchen "feigen" Umständen stirbt, ist es nur noch umso schlimmer.


    Warum Feige? Weil ich überhaupt nichts heroisches oder mutiges daran finde, sich um zu bringen. Sich schnell selber denn Rest zu geben, dazu braucht man viel. Aber wieder aufzustehen und weiterleben, dazu braucht man mut, kraft etc...
    Und daher liegt es an unserer Verantwortung, (vorallem nahenstenden) Menschen von sowas abzuhalten und ihnen zu helfen, und ihnen damit zeigen das man nach auch solcher Qualen etc wieder ein schönes und freudiges Leben führen zu können.


    Das mag zwar vieles auch sehr Optimistisch klingen und für manche hier unrealistischer, aber Pessimitischt zu sein macht die Welt auch nicht schöner, nur etwas leichter, weil man immer gleich vom schlimmsten Ausgehen kann und damit seltener unschöne Überraschungen machen. Aber nur mit einer Optimistischen Einstellung kann man diese Welt hier besser gestalten!!!


    So das war es von mir...

  • Interessante Ansicht...


    Dazu mal eine Gegenfrage: Wer hat mich gefragt, ob ich auf die(se) Welt kommen wollte?


    Mag jetzt auch dogmatisch klingen, aber Suizid als Egoismus zu bezeichnen, ist doch recht weit hergeholt, wenn es sich um ernsthafte Überlegungen außerhalb der Aufmerksamkeitsspanne gibt. Denn dazwischen trenne ich auch nochmals. ;)


    Sicher, für die Nahestehenden ist es selbstverständlich extrem traurig, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber haben Sie deshalb automatisch das Recht, jemanden davon abzuhalten?

  • Zitat

    Original von Hellton
    Das es problematisch ist, wenn sich beispielsweise der Alleinerziehende Vater mehrerer Kinder selbst umbringt steht außer frage, hier muss man einfach auf die Vernunft der Menschen hoffen, ein verbot bringt dahingehend eh nichts. Aber leider hört man auch immer wieder wie ein Familienmitglied sich und seine Familie tötet. :(
    Wenn von derartiger Absicht verdacht besteht ist das allerdings was anderes denn das wäre dann nicht mehr nur Selbstmord und gehört verhindert wenn möglich.


    So sehe ich das in dem Fall auch. Schwieriger wird es bei dem Thema, das Kharaz ja schon angesprochen hat: "Personenschaden", die abgeschwächte Bezeichnung für Leute, die sich vor Züge werfen. Hier wird augenscheinlich nur der Selbstmörder getötet, und doch kann es sein, dass er jemanden mit sich in den Tod zieht. Es ist kein Geheimnis, dass Lokführer, die den Menschen quasi überfahren, ohne dass sie es verhindern könnten, ebenfalls Selbstmord begehen oder für ihr Leben gezeichnet sind. Kommt immer ganz darauf an, was für ein Mensch der Lokführer ist und inwiefern er darauf vorbereitet wurde (bzw. wie gut die therapeutische Nachversorgung ist). Aber manchmal hilft auch die beste Vorbereitung nichts.
    Vor einiger Zeit sah ich mal eine Doku über jene Lokführer, von denen sich einige davon erholen konnten, andere aber bis heute ein Trauma für's Leben mit sich herumschleppen. Es endete dann mit einer Aussage, die in etwa lautete: "Und das alles nur, weil irgend so ein Mensch des Lebens überdrüssig wurde und mich dafür benutzen musste, sich umzubringen."


    Schwierig. Mir ist sehr wohl bewusst, dass Selbstmörder in dem Moment, in dem sie den Schritt wagen, an nichts denken außer an den Ausweg aus ihrer Qual - der Lokführer, der Mensch, der ihn tot im Zimmer/Wald/wasauchimmer vorfinden wird und auch Familie und Freunde, die wegen ihm Leid erfahren werden. All das ist zweitrangig, einfach weil der Schmerz zu groß ist. Insofern betrachte ich Aussagen wie "Er war egoistisch, er hat uns mit seiner Tat das Leben zur Hölle gemacht, er hat uns im Stich gelassen" mit gemischten Gefühlen. Ich kann diese Gefühle durchaus nachvollziehen (vor allem dann, wenn sich ein Mensch umbringt, von dem man in jungen Jahren eventuell abhängig ist, wie die Mutter oder der Vater), doch ich sehe auch ein, dass dieser vom Leben gezeichnete Mensch eine Art Tunnelblick im Hinblick auf seine Tat hatte, weil sein Leid einfach alles überschattet hat. Um so einen Schritt zu wagen, gehört schließlich einiges dazu, immerhin lässt sich der eigene Selbsterhaltungstrieb nicht mal eben so nebenbei ausschalten.
    Ich könnte mich da jetzt ewig im Kreis drehen.. es ist einfach sehr sehr schwierig.


    Es zu verbieten ist natürlich Schwachsinn. Der Mensch ist frei in seinen Entscheidungen und kann meiner Meinung nach sein Leben beenden, wann immer er möchte (wobei ich mit Sicherheit auch versuchen würde, einen mir liebgewonnenen Menschen, der so eine Absicht hegt, im ersten Moment davon abzuhalten. Wer kann da schon sagen "Ja, ist ja deine Entscheidung. Leb wohl.."? Natürlich denkt man da auch an sein eigenes Leid. Doch es ist, wie TheAdi sagte:

    Zitat

    Wenige Leute werden das Befürworten und ich finde auch, dass man wenigstens versuchen sollte, den Suizidgefärdeten von dem Gedanken abzubringen, vorallem wenn besagte Person nicht verlieren will. Aber das sollte man nicht mit Gewalt tun. Steht sein Gedanke endgültig fest, muss man das akzeptieren.

    ). Wenn allerdings andere Menschen während seiner Tat zu Schaden kommen, dann sieht das schon anders etwas aus. Doch wie will man beispielsweise verhindern, dass sich Menschen auf die Gleise werfen? Verbieten kann man das einfach nicht, das hat Sirius ja schon ausgeführt. In solchen Fällen muss man, wie Hellton so schön sagte, auf Vernunft hoffen.

    "The thing under my bed waiting to grab my ankle isn't real, I know that.
    And I also know that if I'm careful to keep my feet under the covers, it will never be able to grab my ankle."

    - Stephen King

  • Das ist nicht nur traurig, das ist schlimm Oo. Wenn jemand stirbt ist es für den betroffenen ja nicht mehr weiterschlimm, weil er ja so oder so tod ist und nichts mehr davon mitbekommt, aber die Nachwelt bzw Mitmenschen, sind die die es am Meisten trifft.


    Dann die Gedanken, wenn mans nicht gemerkt hat oder nix dagegen machen konnt, wird einem ewig verfolgen, das ist nicht eine Sache die man vergisst. Zu guter Letzt, so schrecklich das auch meinerseits auch klingen mag, ist eine Beerdiegung sehr kostspielig. Den betroffenen, die das übernehmen ist es ja zu jener Zeit eh ned wichtig, das sie über geld etc anchdenken müssen, sie wollen halt, das wenigstens der Verstorbene eine Anständiges Begräbnis bekommen(verständlich), aber im Nachhinein kann das schon problematisch werden...


    Und hier geht es sicher nicht um Recht sondern um Pflicht! Denn bei Recht geben sich beide nicht viel. Auf der einen Seite, gegen den meschlichen Freien willen zu gehen, auf der anderenseite, und wehe man kommt wieder mit Egoistmus, denn Gefühle kann man halt nicht lenken, wird definitiv jemand verletzt dabei, wenn man sich umbringt...


    Ich mein, es lässt sich noch drüber streiten, wenn jemand gerade im sterben liegt und man denjenigen eh nicht mehr helfen kann, außer sein Leiden zu erleichtern. Aber Menschen die sich umbringen (wollen) weil sie keinen Sinn mehr im Leben sehen, weil sie evtl Kind&Frau verlassen hat, oder der Job gekündigt hat, ist für mich undiskutabel. Solche Leute kann man Helfen und sollte man helfen und es ist ja nicht so, als wenn nur solche Leute betroffen sind. 1000de Mensche auf der Welt passieren schlimme Dinge(sogar schlechtere als sowas) und schaffens trotzdem wieder aufzustehen und weiterzuleben(und ggf. erneutes Glück zu finden). In der Hinsicht zeigt sich die wahre Charakterstärke eines Menschen und Leute, die sowas nicht besitzen denn sollte man helfen, damit sie keine Fehler begehen...


    So sehe ich das zumindesten...


    Celestial:
    Das Problem dabei ist, das IMMER jemand dabei zu schaden kommt. Ob es Verwandte, bekannte etc sind. Oder obs nur die Polizei etc ist die ihren Job machen. Ob jemand brutal ermordert wird, oder sich jemand selbst umbringt, ist in der Hinsicht eher irrelevant. Nur weil Polizisten eine Ausbildung haben, heißt es nicht, das sie Tote einfach ma so wegstecken können. Sie können sich vielleicht daran etwas gewöhnen und dabei die Fassung behaltne, aber leicht ist es sicher nie.... der einzige der es hier am leichtesten hat, ist der Selbstmörder!!

  • Dass immer Menschen zu Schaden kommen werden ist klar. Die Familie und die Freunde nehmen zwangsläufig Schaden, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ein Mensch frei über sein Leben bestimmen kann. Ich sagte ja bereits, dass es nicht falsch ist, zu versuchen dem Menschen dies auszureden und ihm zu helfen, aber wenn er keinen Ausweg mehr sieht und einfach nicht mehr stark sein kann, dann sollte man sich dem beugen. Doch ein Selbstmörder kann eben auch mehr Schaden verursachen, als den, der ohnehin entsteht. Sei es in Form von Kindern, die ebenfalls getötet werden, weil sie "mitgenommen" werden sollen, oder des Lokführers, der den Selbstmörder quasi überfahren muss. Dies ist etwas, wo ich sagen würde: Wenn man das verhindern könnte, dann sollte man das tun.


    Um aber nochmal auf ein anderes Zitat von dir einzugehen:


    Zitat

    Original von LightningYu
    Warum Feige? Weil ich überhaupt nichts heroisches oder mutiges daran finde, sich um zu bringen.


    Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand der Meinung ist, Selbstmord sei eine Heldentat und verdiene Respekt. Da hast du die Beiträge hier falsch verstanden.
    Selbstmord ist traurig und schlimm, da eine Person in ihrem Leben so viel Leid und Schmerz erlitten hat, dass sie nicht mehr weitermachen will. Er ist der letzte Ausweg eines verzweifelten Menschen, und wenn dieser es schlussendlich getan hat, wird niemand sagen: "Mensch, der hatte aber Mut. Respekt für diese Leistung, hat er toll gemacht!" Die Hinterbliebenden werden leiden, sich mit dem Warum auseinandersetzen und gegebenfalls auch wütend sein. Alles vollkommen natürlich und verständlich. Es geht einfach um die Frage, ob man ihn dafür in einem solchen Ausmaß verurteilen kann, dass man sagt, er hätte das unter keinerlei Umständen tun dürfen. Und da frage ich mich: Warum sollte er es nicht dürfen? Es ist sein Leben, und wenn er für sich keine Lösungen mehr sieht und der Schmerz nicht mehr tragbar ist, dann kann er sich dafür entscheiden, so sehr es auch wehtut. Nicht jeder Mensch kann stark sein und mit allen Schicksalsschlägen umgehen, die ihn treffen. Ich kann mich durchaus in Leute hineinversetzen, die sich im Stich gelassen fühlen und auch wütend sind. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, wie das eigene Leid die Sicht auf das Umfeld einschränkt. Und im Falle eines Selbstmords ist dieses Leid zwangsläufig unermesslich groß, denn wie ich schon sagte - den Selbsterhaltungstrieb und die Angst vor Schmerzen oder dem Tod an sich kann man nicht wegen irgendeiner Lappalie einfach so abschalten.

    "The thing under my bed waiting to grab my ankle isn't real, I know that.
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    - Stephen King

    2 Mal editiert, zuletzt von Celestial ()


  • Ich gehe mal erstmal auf das Thema selbst ein...


    Suizid ist nicht wirklich eine "rein persönliche Sache". Wie es diese Vereinigung schon darstellt sind Suizidgedanken allem voran Folgen eines gestörten Hormonhaushalts im Gehirn.


    Zitat

    Original von Audi~
    Dazu mal eine Gegenfrage: Wer hat mich gefragt, ob ich auf die(se) Welt kommen wollte?


    Suizidgedanken oder -vorhaben mit einer solchen Frage zu legitimisieren ist nicht richtig. Wie schon erwähnt sind Suizidgedanken - vor dem Suizid selbst - meist das Endstadium einer psychischen Krankheit. Die Allgemeinheit wäre schon ein ganzes Stück weiter, wenn man endlich anfangen würde, Depressionen/Suiziddenken mehr mit Zyklusstörungen als mit freien Entscheidungen gleichzusetzen. So unglaublich es für einen Depressiven auch klingen mag: Den Suizid zu wählen hat in etwa genau so viel mit Entscheidungsfreiheit zu tun, wie sich einen Darminfekt einzuholen.


    Verbieten kann man Selbstmord auf keinen Fall. Es hätte schlicht keine Wirkung. Denn: Wer bereits an Suizid denkt, denkt schon lange nicht mehr an Regeln. Man ist zuerst bereit, Regeln zu brechen, bevor man bereit ist, sich sein eigenes Leben zu nehmen.


    Ich finde LightningYus Herangehensweise aber auch unsinnig. Falsch nicht unbedingt; aber unsinnig und auch verständnislos. Nimm dir irgendeine andere Krankheit, bspw. Schizophrenie (um mal mit etwas weniger fatalen Beispielen arbeiten zu können). Nun stelle dir mal Frodo aus Herr der Ringe vor; getrieben von Stimmen, die nur er hören kann, KANN er manchmal gar nicht anders, als diesen Stimmen zu folgen und zu tun, was sie von ihm wollen. Manchmal antwortet der Schizophrene diesen Stimmen dann auch, unterhält sich mit nicht anwesenden Personen - wie würdest du so etwas verbieten?
    (Im Übrigen: Ein Schizophrener, der sich umbringt, hatte wahrscheinlich noch nichtmal den Suizid vor, sondern hat lediglich der Stimme gehorcht, die ihm wieder und wieder über Stunden hinweg die Anweisung gegeben hat, doch mal zu fliegen zu versuchen. Wie könntest du in so einem Fall noch an so etwas wie Rücksicht plädieren?)
    Kurz: Ein Mensch, der schon so weit ist, dass er infolge eines Traumas und möglicherweise einer Disposition zu psychischen Krankheiten kann schlichtweg nichts dafür, so tief in ein Loch zu fallen, dass er sich umbringen möchte. Da kann man noch so viel zetern und diskutieren, es ist einfach medizinische Tatsache. Entweder du wirst psychisch krank (sei es akut oder chronisch) oder nicht, aber du kannst sowas nicht beeinflussen und deswegen finde ich es auch absolut fehl am Platze, suizidgefährdeten auch noch Vorwürfe zu machen.

  • Zitat

    Original von LightningYu
    Das Problem dabei ist, das IMMER jemand dabei zu schaden kommt.


    Ja. In jedem Falle seelisch, in äußerst tragischem Falle auch körperlich.


    Das weißt du und das weiß ich, aber sobald man (aufgrund von Depressionen) in die Lage kommt, über Selbstmord nachzudenken, entwickelt man äußerst fokussierte und eingeschränkte Denkmuster. Man will sich nicht nur selbst von dem Leid erlösen, sondern unter Umständen auch andere - in dem Glauben, ihnen durch die eigene Krankheit oder Fehlbarkeit zur Last zu fallen. Man empfindet sich selbst nicht länger als bereichernder Teil der Familie, des Freundeskreises oder der Gesellschaft im Allgemeinen. Man glaubt, die "Welt sei ohne einen besser dran".


    Der Gedanke daran, dass Menschen, die einen lieben, unter einer solchen Entscheidung sehr leiden würden, kann diese Entscheidung positiv beeinflussen - wichtig sind hier klärende Gespräche, in denen Unterstützung zugesichert wird, anstatt Anschuldigen zu formulieren. Eine schwere Depression ist etwas, die einen ein Leben lang begleitet, das handelt man nicht in ein paar Monaten Klinikaufenthalt ab. Es besteht die Möglichkeit, "damit" zu leben, aber nicht "ohne" es (insbesondere, wenn es genetisch veranlagt ist). Es wird immer wieder Situationen geben - selbst wenn man als "geheilt" gilt - die einen auf die Probe stellen. Ein Umfeld mit intakten Beziehungen ist neben der persönlichen Einstellung zum Leben das A und O. Eine Therapie kann einen auf den richtigen Weg dahin bringen.


    Prävention halte ich daher für die einzige Möglichkeit, suizidgefährdeten Menschen zu helfen. Ein Verbot wäre dauerhaft nicht umsetzbar; wer einmal den Entschluss gefasst hat (oder aus einem Impuls heraus reagiert), wird seinen Masterplan auch irgendwie umzusetzen wissen. Zudem ist es äußerst anmaßend, anzunehmen, man wisse, wie sich die betroffene Person fühlen würde und dass man ihr vorschreiben könnte, wie sie mit ihrem Leben umzugehen hätte. Geht gar nicht.


    Außerdem darf man nie vergessen - und das ist bisher leider noch nicht in allen Köpfen unserer Mitbürger angekommen - dass es sich bei Depression um eine Krankheit handelt. *Midna Recht geb*


    Was ich außerdem in dem Zusammenhang ansprechen möchte, ist der assistierte Selbstmord. Zum Beispiel Ärzte, die auf die Bitte eines ohnehin todkranken Patienten diesen beim Suizid unterstützen, indem sie ihm beispielsweise entsprechende Medikamente geben. Diese Entscheidung sollte nur ein einziger Mensch treffen dürfen: Der Mensch, um dessen Leben es da geht. Niemand kann nachvollziehen, wie sehr man tatsächlich leidet, ohne in derselben Haut zu stecken. Folglich kann das auch niemand anderes beurteilen als man selbst, sollte man in diese Lage kommen. Und ich persönlich habe wenig Lust, eines Tages unheilbar krank und von Schmerzen geplagt irgendwo mein Leben auszuhauchen und mir anhören zu müssen: "Nee, machen wir net. Das Gesetz möchte, dass du auf "natürliche" Weise stirbst, indem du dich zu Tode quälst."

  • Würde ich jetzt schreiben, was ich gedacht habe, als ich die gazen Posts hier gelesen habe, würde ich LightningYu Wort für Wort zietieren.
    Leute ich bin geschockt davon, wie isoliert ihr die einzelnen Menschen seht. Zugegeben, ich war auch einmal der Meinung, Freitod=freie Entscheidung, aber ich habe eingesehen dass es nicht so ist.
    Gleich vorweg: Sorry für wiederholungen von anderen Usern, aber ich will ungern nur schreiben, dass ich User "X" und "Z" zustimme.


    Ich persönlich halte Selbstmörder für sehr feige und egoistische Menschen. Selbstmord zu begehen, weil mein keinen Sinn mehr sieht, heißt, dass man die Hoffnung verloren hat es könnte besser werden. Gleichzeitig vergessen solche Leute aber, dass es Menschen auf der Welt gibt, denen es weitaus schlechter geht und die trotzdem voller Lebensmut und Freude durchs Leben gehen können. Ich finde es Feige, einfach vor dem Leben davon zu laufen und sich nicht seinen Problemen zu stellen, sich nicht helfen zu lassen.
    Und zum Egoismus: Jeder Mensch hat durch sein Leben eine verantwortung, ob es ihm gefällt oder nicht. Jeder Mensch hat durch sein Leben die Verantwortung, das Leben seiner Mitmenschen zu berreichern und zu verschönern und ihnen ein Vorbild zu sein, wie man das Leben nutzt. Sich für den Tod zu entscheiden, obwohl man sich physisch bester Gesundheit erfreut, heißt, dass man das Geschenk des Lebens wegschmeißt, dass man die vielen Chancen nicht nutzt und vor allem: Man verletzt seine Mitmenschen.
    Keinem von euch scheint richtig klar zu sein, wie sehr jeder sein Umfeld beeinflusst. Es sind nicht nur Angehörige und Freunde die trauern, es können auch Leute sein, die ihr gar nicht bemerkt, aber die euch bemerken, und euch auch gerne sehen. Sei es der kleine Nachbarsjunge, der sich den coolen Kerl von Nebenan zum Vorbild auserkoren hat, oder sei es die Verkäuferin in eurem Supermarkt, die euch immer so unglaublich nett und aufmerksam findet.


    Und noch ein kleines Beispiel aus "meinem" Leben: Heute ist die Mutter der Freundin meines Mitbewohners gestorben. Die Freundin war mit ihrem Vater gestern zu einer Reise aufgebrochen und direkt nach der Landung erfahren sie, ihre Mutter/Frau ist tot. Mein Mitbewohner weiß noch nicht, ob es Selbstmord war, aber er betet dafür, dass es nicht so ist. Warum? weil er weiß, dass seine Freundin ihres Lebens nicht mehr froh werden würde, wenn ihre Mutter tatsächlich Selbstmord begangen hat. Für die Freundin war ihre Mutter Dreh- und Angelpunkt ihrer Welt und die bricht jetzt zusammen.
    Hat auch auch nur einer von euch "Freitod-Befürwortern" auch nur einmal im entferntesten daran gedacht, was der Selbstmörder seiner Familie antut? Tiefste Trauer, Unverständnis, Ohnmacht, Selbstvorwürfe!


    Ich finde, Selbstmord zu begehen ist moralisch mehr als nur verwerflich. Ein Verbot ist freilich sinnlos, aber wie andere schon gesagt haben, Prävention ist wichtig. Wie einige Andere hier schon gesagt haben: Selbstmord resultiert aus so vielen Faktoren, aber ein wichtiger ist und bleibt: Der betreffende Mensch ist krank. Seien es Depressionen oder eine tatsächliche psychische Gestörtheit, der Mensch ist krank und ihm muss geholfen werden.


    Der Tod ist niemals etwas, was zu befürworten ist, erst recht nicht der Selbstmord. Stellt euch doch einfach einmal die Frage: Wenn der Mensch, der euch gerade am nächsten ist, der für euch der wichtigste Mensch auf der Erde ist, sich morgen umrbingen würde, würdet ihr dann seine Entscheidung respektieren? Würdet ihr Verständnis dafür zeigen und wirklich denken "Es war seine/ihre Entscheidung, er/sie hatte das Recht dazu."? Ich denke nicht.



    Sorry, falls mein Text verwirrend und unstrukturiert ist. Die Mischung aus dem was ich hier gelesen habe und dem Todesfall in meinem Bekanntenkreis hat mich dünnhäutig gemacht.

  • Nur eine Sache schnell, Mereko...


    dieser Standpunkt, den du da vertrittst, ist purer Egoismus.


    "Der darf sich nicht umbringen, weil ICH sonst traurig bin!"
    Jeder darf mit seinem Leben anfangen, was er will, solange er anderen dabei keinen körperlichen oder seelischen Schaden zufügt. Vor dem Tod kann niemand beschützt werden, JEDER wird damit konfrontiert, insofern kann man das schwerlich als aktives Zufügen seelischen Schadens darstellen.


    Ganz ehrlich, in meinen Augen sind die Menschen, die Suizidtäter als Egoisten bezeichnen, selbst die weitaus schlimmeren Egoisten. Und das meine ich nun wirklich nicht beleidigend, aber es ist einfach enorm engstirnig, so zu denken.


    Edit:
    Und nochmal... ich mein's echt nicht beleidigend. Aber bei dir hört es sich echt so an, als hättest du einfach keine richtige Vorstellung davon, wie tief sowas sitzen kann. Ich kann's halt einfach echt nicht verstehen, wie man anderen Vorwürfe dafür machen kann, dass es ihnen dreckig geht...

  • Mereko, ich bin schockiert, wie wenig du von dem gelesen zu haben scheinst, was Midna und Râhume angebracht haben. Selbstmord als feige und egoistisch hinzustellen, zeugt von grobem Unverständnis einer so schweren Krankheit wie Depressionen gegenüber. Jemand, der in diesem Kreis gefangen ist, kann schlichtweg nicht mehr daran denken, dass er anderen schadet, wenn er abtritt. Er sieht seine eigene Existenz als unnütz an, betrachtet sich als Last für alle anderen. Positive Punkte werden verleugnet. Wenn man einmal im Loch drinsteckt, bringt ein einfaches "nimm den Arsch hoch" nichts. Bei echten Depressionen sind Feingefühl und Fachkenntnis gefragt, sonst kann man den Menschen, der einem am Herzen liegt, kaum davon abhalten, seinem Leben ein Ende zu setzen.


    Und ich spreche da sowohl aus der Erfahrung mit einer lieben Freundin, die jetzt tot ist (auch wenn sie letztlich nicht dazu kam, es selbst zu tun) und auch auf Grundlage der Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe. Mit mir ganz allein. Man ist gefangen und Gedanken in dieser Richtung kehren immer wieder. Wenn man Glück hat, läuft das Leben dann ganz gut und man kann es abschalten. Wenn man Pech hat, gerät man durch äußere Umstände wieder in die Scheiße und schon betrachtet man sich selbst wieder als Last für die ganze Welt. Das ist nicht egoistisch, das ist krankhaft und ein Kampf gegen sich selbst, den man nur mit viel Hilfe und Durchhaltevermögen gewinnen kann.



    Zitat

    Hat auch auch nur einer von euch "Freitod-Befürwortern" auch nur einmal im entferntesten daran gedacht, was der Selbstmörder seiner Familie antut? Tiefste Trauer, Unverständnis, Ohnmacht, Selbstvorwürfe!


    Hast du schon mal daran gedacht, dass diese Selbstvorwürfe in vielen Fällen sogar berechtigt sind? Dass man nicht zugehört hat? Nicht genug für den anderen da war? Nicht genügend Gelegenheit geboten hat, dass er sich mal aussprechen kann?


    Ich fände es gut, wenn du bei diesem Thema mit etwas mehr Sensibilität herangehen könntest. Ich schätze dich sehr und kann mir denken, dass dieser Fall sich jetzt erst mal bei dir eingebrannt hat, aber mit Allgemeinaussagen solltest du dich zurückhalten, denke ich. Suizid ist, wie Sirius schon zitierte, hochkomplex und kann nicht noch mit Vorwürfen bedacht werden. Die macht ein Depressiver sich allein schon zur Genüge. Und das sollte man niemals vergessen.




    Zur Frage des Themas selbst möchte ich mich erst äußern, wenn ich tatsächlich alles eingehend gelesen habe, da ich nach Möglichkeit auch einen anderen Punkt aufwerfen möchte.

  • Achso - und sich selbst umzubringen - geschieht aus reiner nextenliebe. Ist klar.
    Nicht mehr weiterzukämpfen und sich selbst umzubringen, und dabei noch anderen schadet, ist genauso "purer" Egoismus!


    Und NOCHMAL Midna... JEDER Mensch erlebt mal harte Zeiten, in denen es (auch richtig) Dreckig geht. Würde ich mich reflektieren müssen, könnte man mich ebenfalls als Suizid gefährdeter einstufen(allerdings nicht so schlimm wie andere), da ich in der Schulzeit ein absolutes Mobbing Opfer war. Es war schon so WEIT, das ich mich nicht mehr in die Schule getraut habe und ich ins Krankenhaus musste. DORT habe ich Leute mit echten Problemen gesehen und das waren erst Kinder/Jugendliche!!!!!!!!!!!Mal abgesehen davon, das in meinem Umfeld ebenfalls eine Person gab, die genau solche Probleme hatte(war allerdings noch zu Jung um es verstehen zu können)


    Ich find das sowas von Umverschämt, wie DU uns beleidigst, obwohl DU NULL Plan von uns, unserer Vergangenheit und Persönlichkeit hast.


    Es heißt immer, in unserer Zeit, stecken zuviele Leute, in zuviele Sachen die nase rein, aber ich sehe es genau andersrum... Es ist aber genau andersrum. Eben weil sich die Leute keine Mühe mehr geben, andere zu verstehen, ihnen zu helfen etc, gibt es soviele Probleme auf der Welt. UND wenn es Probleme gibt, sehen alle einfach nur weg und kommen mit so schwachssinnigen Aussagen "Ihr Ding, ihre Entscheidung, ich misch mich nicht ein". DABEI betrifft uns sovieles auch! Aber klar, man kann alles schön runterspielen. "Er tut mir ja so leid, er ist so arm, er hat das Recht sich umzubringen, weil es seine Entscheidung ist und sein leben...."


    Sorry, aber solche AUssagen machen mich krank! Wir Menschen haben ein kurzes Leben, und sollten es daher schätzen das wir auf der Welt sind. Und genauso sollten wir das Leben anderer schätzen. Wenn man aber jemand einfach sich umbringen lässt, dann ist einem anscheinend das Leben nicht wert genug, und da geht es nicht um "Mimimi ich will nicht das er stirbt" sondern darum, das ich gerne nicht Menschen sterben sehe, weil es etwas kostbares und unschätzbares ist, was man einfach wegen einem Tief nicht wegwerfen soll


    Und vorallem mir ist klar, das Depressionen keine einfache Sache sind. Die Lustlosigkeit am Leben, das Gefühl nicht bedeutend oder Existenz zu sein, die Frage warum man lebt, wenn man sich innerlich so leer fühlt etc. Aber wer sich statt helfen zu lassen, den Freitod wählt, der läuft wirklich nur von seinen Problemen weg und hat auch keinen Respekt von mir.


    Aber was solls, mich kotzt der Thread hier so oder so an...ich äußere mich hier gar nicht mehr drauf....

  • Na, na, LightningYu, kein Grund, hier mit Zeter und Mordio anzukommen ^^ Ich habe extra betont, dass ich es nicht beleidigend meine. ("Unsinnig" war getreu seiner Bedeutung gemeint: ohne Sinn)


    Zitat

    Und NOCHMAL Midna... JEDER Mensch erlebt mal harte Zeiten, in denen es (auch richtig) Dreckig geht. Würde ich mich reflektieren müssen, könnte man mich ebenfalls als Suizid gefährdeter einstufen(allerdings nicht so schlimm wie andere), da ich in der Schulzeit ein absolutes Mobbing Opfer war. Es war schon so WEIT, das ich mich nicht mehr in die Schule getraut habe und ich ins Krankenhaus musste. DORT habe ich Leute mit echten Problemen gesehen und das waren erst Kinder/Jugendliche!!!!!!!!!!!Mal abgesehen davon, das in meinem Umfeld ebenfalls eine Person gab, die genau solche Probleme hatte(war allerdings noch zu Jung um es verstehen zu können)


    Ich glaube, da gibt es ein Missverständnis.
    Suizidgefährdet heißt nicht einfach, dass man in 'ner bloden Situation steckt. Es heißt, ernsthaft daran zu denken, nicht mehr länger leben zu wollen.


    Ein Mensch, dessen Gehirnhaushalt noch gesund funktioniert, schafft es in der Regel, Dinge wie Mobbing etc. zu verarbeiten (hängt aber auch von der Kindheit, dem Wesen, den momentanen Lebenumständen, etc. ab). Ein Mensch, dessen Gehirn NICHT normal funktioniert, kann sowas nicht einfach wegstecken. Gewissermaßen gehen dir die Instinkte flöten.
    Ich sage nicht, dass man sich nicht am Leid anderer beteiligen sollte. Nichts brauchen solche Menschen mehr als Zuwendung, Unterstützung und Beistand. Aber es ist einfach sinnlos, gegen Depressive mit Vernunft oder allgemein von einem außenstehenden Standpunkt zu argumentieren. Wie Si'naru schon angedeutet hat: bloße Worte helfen da nicht. Man fühlt sich ohnehin schon unverstanden. Meist ist jede Zuwendung, die man aufgrund seiner Krankheit bekommt, auch schon ein Schritt in die falsche Richtung ("Jetzt falle ich ihnen noch mehr zur Last").


    Ich finde es schade, dass verzweifelte Menschen keinen Respekt von dir mehr bekommen.


    Ich selbst habe jahrelang von psychisch kranken Menschen mitbekommen, habe Menschen gesehen, die von ihrer Familie aufgrund ihrer Krankheit verlassen wurden, kenne Menschen, die sterben wollten. Glaub mir, ein Mensch, der nicht selbst dort war, KANN gar nicht fassen, wie es ist, emotional so tief zu stehen.


    Und ich möchte anmerken... ein Suizidgefährdeter wird sich von deinem letzten Post weitaus mehr getroffen fühlen als von meinen Worten. Vielleicht reden wir auch gerade einfach ein bisschen aneinander vorbei (hoffe ich ^^).


    Nochmal: Ich bin sehr dafür, echt verzweifelten Menschen zu helfen, so gut es nur geht. Aber man sollte einfach inzwischen mit dem Gedanken klarkommen - so desillusionierend es auch ist - dass eine Psychose / psychische Krankheit meistens nicht allein durch Reden, sondern durch zusätzliche Gabe der passenden Medikation geheilt werden kann.
    Genau wie ein Darmpilz, eine bakterielle Erkältung, etc. pp...


    Denn tatsächlich ist eine psychische Krankheit genauso organischen Ursprungs wie jede Erkältung oder jeder Infekt auch...

  • Mein Bruder macht einen Ausbildung zum Ergotherapeuten, und er hat mir erzählt das das größte Problem bei Selbstmördern nicht die Depressionsphase ist, sondern die wo sie gerade anfangen Mut schöpfen wieder Dinge zu tun. Wenn sie so euphorisch sind denkt man meistens nicht daran dass sie sich umbringen.


    Ich bin kein Befürworter von Selbstmorden, ich sehe die Sache eher wie Mereko und LightningYu. Ein Selbstmörder hinterlässt tiefe seelische Wunden. Stellt euch mal vor ihr kommt in einen Raum und seht dort einen Toten hängen. Je nach dem wie er gestorben ist sieht man nicht mal mehr ein Gesicht. Ich wüsste nicht wie ich damit klar kommen soll. Noch Krasser finde ich die Menschen die sich von Hochhäusern werfen. Man sitzt unten lebt in seinen Tag hinnein und plötzlich fällt ein Toter vom Himmel. Ich will nicht daran denken wie viele unschuldige nun von diesen Tot betroffen und traumatisiert sind. Aber die Spitze sind ja die die sich vor einen Zug werfen. Ich meine erstmal sind die Leute am Bahnhof verstört dann wäre aber noch der Zugfahrer, der nun damit klar kommen muss einen Menschen überfahren zu haben. Tut mir Leid ich will keins haben und habe kein Verständnis für Menschen die anderen so etwas antun. Das ist nicht nur egoistisch sondern auch Krank. Aber ich bin überzeugt dass es eine Krankheit ist die sich heilen lässt, und ich glaube nicht das die betroffenen Menschen das selber können, das wäre ein wenig unfair. Das Umfeld muss genauer hinsehen. Und reagieren.


    Ich hoffe ich trete hiermit keinen auf die Füße.

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