Religionsunterricht

  • Ich war mit jetzt nicht sicher ob das in den Disskussionthreat gehört :kA:


    Um zur Sache zu kommen: Ich habe gerade meine Abmeldung vom Religionunterricht für dieses Schuljahr getippt. Man musste einen Grund angeben, warum man aus dem Religionsunterricht raus will und stattdessen lieber Ethik haben will. Mein Grund war folgender:

    Zitat

    Der Religionsunterricht spricht mich weniger an als der Ethikunterricht. Da ich bereits letztes Schuljahr Ethik als Fach hatte und ich mich mit diesem Fach besser identifizieren kann als mit dem Religionsunterricht, würde ich gerne noch ein weiteres Jahr Ethikunterricht haben.


    Mich würde jetzt auch interessieren, wie ihr alle dazu steht:
    Was spricht euch mehr an: Ethik- oder Religionsunterricht und warum?


    Um meinen Standpunkt nochmal zu verdeutlichen: Ich bin ja allgemein der katholischen Kirche und dem Glauben abgeneigt, trotz der Tatsache, dass ich getauft bin (war ja damals nicht meine Entscheidung). Dementsprechend Bezweifle ich so ziemlich alles, was im Religionsunterricht gepredigt wird, davon mal abgesehen, dass es einfach nur langweilig ist. Philosophisches und moralisches Denken unbeeinflusst von religiösen Vorschriften dagegen spricht mich schon viel eher an, gerade wenn solche Fragen wie: Was ist Recht? im Raum stehen. Während die Kirche sagen würde: Gott sagt, es ist Recht den Mörder zu töten, (eigentlich ein schlechtes Beispiel, das wird einem im Religionsunterricht ja nicht wirklich beigebracht) würde der Philosoph da wohl eher die Gegenfrage stellen: Macht das Töten des Mörders nicht selbst zum Mörder?
    Ich denke viel lieber, als auf etwas zu hören, dessen Existenz nicht einmal bewiesen ist.


    Now it`s your turn! :D

  • Hm....


    Ehrlich gesagt, jede Art von Unterricht, in der moralische Angelegenheiten diskutiert werden, kann so oder so ausfallen. Es kommt ganz allein auf den Lehrer an und wie er den geforderten Stoff rüber bringt.
    Ich kann nur von meiner eigenen Schulzeit her sagen, dass mit den passenden Lehrern sogar das trockenste Thema spannend und tiefgründig sein kann, und andersherum, wenn man von einem Faultier unterrichtet wird, auch an sich spannende Themen in den Schlund der Langeweile hinunter gesogen werden können.


    Du musst natürlich wissen, wie es auf deiner Schule zu geht und wenn die Ethik-Lehrer wirklich so dermaßen cooler sind als die der Katholischen Religion, dann würde wohl auch ich versuchen, dem zu entgehen. Doch mach nicht den Fehler zu sagen, katholischer Religionsunterricht sei grundsätzlich weniger ansprechend als Ethik. Und nimm auch nicht den Glauben als Argument, darum geht es nämlich nicht im Unterricht. Bei uns gab es regelmäßig bekennende Atheisten in sämtlichen Reli-Kursen, die dennoch nicht schlechter waren als ihre Mitschüler. Das liegt daran, dass es um nichts anderes geht als Inhalte. Ihr lernt das ganze Zeug über Gott und die Welt nicht, damit ihr dem glaubt, sondern damit ihr Grundwissen aufbaut und euch eine eigene Meinung bilden könnt. Klar neigt Religion immer wieder dazu, euch das ganze als bare Münze zu verkaufen, doch man muss ich davon ja auch nicht irritieren lassen.


    Mein Rat: Wenn du mit deiner Bitte nicht durchkommst, dann geh einfach zu deinem Religions-Lehrer und sag, du bist bekennender Atheist. Damit zwingst du ihn, einen offenen Unterricht zu führen, in dem alles objektiv hinterfragt wird. Wenn nicht, dann kannst du es ja persönlich hinterfragen.

  • Ich kann nicht viel zum Ethikunterricht sagen, da ich immer in den Ev. Religionsunterricht gegangen bin. Ich muss sagen, dass es nie das Fach war, welches mich übermäßig begeistern konnte.
    Aber es kommt auf jeden fall auch auf den Lehrer an, hatte Lehrer bei denen man wirklich nur im Unterricht saß weil man musste und ohne danach in irgend einer weise was auf dem Lebensweg mitzunehmen.
    Aber es gab auch Lehrer bei denen man eben schon was mitgenommen hat, ob das jetzt morz religös war sei mal dahingestellt. Aber das muss es auch nicht, es ging für mich im Religionsunterricht nicht darum übermäßig viel was über Gott, Jesus und allem drum herum zu erfahren.


    Und um aber noch eben was zu dem beispiel zu sagen:


    Zitat

    Gott sagt, es ist Recht den Mörder zu töten, (eigentlich ein schlechtes Beispiel, das wird einem im Religionsunterricht ja nicht wirklich beigebracht) würde der Philosoph da wohl eher die Gegenfrage stellen: Macht das Töten des Mörders nicht selbst zum Mörder?


    Ich bin nicht Bibelfest oder so, aber meines wissens nach sagt Gott nicht das ok ist den Mörder zu töten. Es finden sich aber viele wiedersprüchliche Passagen in der Bibel.


    Wenn man "Auge um Auge, Zahn um Zahn" wörtlich nimmt wäre es in der tat ok den Mörder zu töten. Aber das ist auslegungsache.


    Denn ebenso steht in den 10 Geboten:
    "Du sollst nicht töten."


    Und meiner meinung nach sollten für einen gläubigen Christen die 10 Gebote über alles stehen. Demnach darf man nicht töten. Notwehr ist jetzt eher was wo ich sage da kann "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zählen.


    Nun wie auch immer, jedem ist das selbst überlassen. Ich selber bin nicht der absolut bekennende Christ, aber ich finde dass einige Christliche ansichten gewiss nicht falsch sind, andere aber wiederum schon nicht allzu zeitgemäß darum finde ich kann der Glauben nur eine Hilfe oder eine Orientierung sein nach dem man sich etwas richtet.

  • Ich hatte damals auf der Realschule gar nicht einmal die Wahl zwischen Ethik oder KR, es gab nur letzteres und auf dem Gymnasium war die Alternative dann Philosophie, welche ich damals zwar wählte, wo ich mir heute allerdings nicht mehr sicher wäre, ob ich diese Entscheidung noch einmal treffen würde.
    Auf der Berufsschule gibbet dann wieder nur den Religionsunterricht, den ich zwar abwählen könnte, aber da wir nur zwei Personen sind, die den Unterricht irgendwie voran bringen, wäre das eher kontraproduktiv, zumal Religion meist eh nur dann ins Gespräch kommt, wie bestimmte Dinge vor religiösem Hintergrund zu begründen wären, bzw. wie so etwas wie ein Amoklauf oder religiöser Fanatismus vor einem gütigen Gott zu erklären seien. Alles in allem also eher distanziert und eher weniger manipulativ.


    Tatsächlich geht es im Religionsunterricht nicht mehr um Indoktrination, als im Ethikunterricht, immerhin bekommt man ja bei beiden eigentlich nur moralische Standarts vorgekaut, die immer als das Maß aller Dinge herangezogen werden. Im Endeffekt wird dir in beiden Fächern das Gleiche beigebracht, nur vor einem anderen Hintergrund. Was einen da mehr interessiert, muss man da selber wissen, bei den richtigen Lehrern ist beides gleich gehaltvoll und kaum noch voneinander zu unterscheiden. Fundamentalistische, erzkonservative oder klar religionsfeindliche Lehrer sind dagegen einfach nur ein Graus und lehren nur eindimensionalen Bullshit.
    Wie Nusma also schon sagte, kommt es vor allem auf den richtigen Lehrer an


    Zitat

    Ich bin nicht Bibelfest oder so, aber meines wissens nach sagt Gott nicht das ok ist den Mörder zu töten. Es finden sich aber viele wiedersprüchliche Passagen in der Bibel.


    Naja, man muss auch immer bedenken, dass die Bibel aus mehreren Quellen zusammengesetzt wurde, zwischen denen teilweise viele Jahre liegen, zumal auch immer der historische Kontext mit einbezogen werden muss. Da kann es schon mal zu Widersprüchen kommen.

  • Kleiner Hinweis: Wir haben bereits einen (zwar älteren) Thread mit derselben Thematik, daher habe ich beide zu einem zusammengefügt. Das Thema passt auch in die Diskussionsecke.

    »Zeit entschwindet, Menschen scheiden ...

    In ewig wie des Wassers Fluss ...

    Zu königlichem Streben reift des Kindes Mut ...

    Junger Liebe Knospen erblühen groß und stark ...«

    – Shiek in »The Legend of Zelda: Ocarina of Time«

  • Zitat

    Original von TheAdi1004
    Während die Kirche sagen würde: Gott sagt, es ist Recht den Mörder zu töten, (eigentlich ein schlechtes Beispiel, das wird einem im Religionsunterricht ja nicht wirklich beigebracht) würde der Philosoph da wohl eher die Gegenfrage stellen: Macht das Töten des Mörders nicht selbst zum Mörder?
    Ich denke viel lieber, als auf etwas zu hören, dessen Existenz nicht einmal bewiesen ist.


    Dazu muss ich nun einfach auch noch was sagen :D


    Im Grunde verdrehst du hier ein bisschen die Tatsachen. Gerade in Ethik wirst du viel eher mit "grausamen" Ansichten konfrontiert als im Religionsunterricht. Zu deinem Beispiel fiel mir sofort der Utilitarismus (Jeremy Bentham) ein. Wenn es um die Situation "Töte ich einen Serienkiller, wenn ich die Gelegenheit habe?" ginge, würde der Utilitarismus - wird in Ethik behandelt, nur zur Erinnerung - eindeutig mit "JA!" antworten, während der Religionsunterricht im religiösen Kontext viel weiter differenzieren und womöglich mit "Nein" antworten würde.


    Ich hatte zum Glück einen erstklassigen Religionslehrer, den ich in der Oberstufe nur noch in Philosophie genießen durfte, da ich selbst auch Ethik gewählt habe (und zwar allein deswegen, weil ich durch meine Familie ohnehin schon genügend über die Bibel wusste). Dass dieser Mann Religion und Philosophie unterrichtet hat zeugt in meinen Augen schon vom wahren Charakter des Religionunterrichts. Er war zwar gläubig, aber das konnte man weder am Religion- noch am Philosophieunterricht erkennen können.


    Auch möchte ich auf Martikhoras letzten Absatz hinweisen. Die Bibel ist längst nicht so einseitig zu sehen wie es bei dir leider rüberkam, TheAdi ^^"

  • Ich gehe in den Religionsunterricht und finde ihn keineswegs schlimm. Ich finde ihn viel eher großartig.
    Allerdings muss man sagen, dass es nicht Recht ist, einen Serienmörder zu töten. Die Grundlage des Christentums, auf der alles aufbaut: Nächstenliebe. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Ich erinnere an die Ehebrecherin. Ein Serienmörder würde aus ethischer Sicht umgebracht werden, um andere zu schützen. Doch: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein." Wie man daran merkt, ist die Bibel sogar wesentlich menschenfreundlicher.
    Und zum Thema Bibel: Die meisten dieser Äußerungen stehen im AT, im NT steht oft Gegenteiliges. Außerdem ist sie nicht immer wörtlich zu nehmen. Vieles kann man auch einfach übertragen.

  • Ich hab schon seit zwei Jahren keinen Religionsunterricht mehr. Hat irgendwann nach der 7. KLasse aufgehört. ( Genauso wie Musik und Kunst )Ich weiß auch nicht wiso. Eigentlich fand ich unseren Lehrer sogar ganz lustig. Er ist in jeder Situation ganz ruhig geblieben. Die ganze Klasse war laut und er erzählt einfach weiter.


    War eigentlich ganz praktisch. Diejenigen, die mal die Kappe gehalten haben, bekamen sofort ´ne eins. Bedeutet allerdings auch, das keiner wirklich was gelernt hat. Fragt mich also blos nicht über 10. Gebote und so was aus.

  • Midna: es stimmt, im ethikunterricht, wird man mit viel krasseren Situationen konfrontiert, aber, anders als im religionsunterricht, in dem man, zumindest an meiner Schule, nur die Sichtwiese der Kirch/Bibel/Religion/Lehrer erfährt, arbeit man im Ethikunterricht die verschiedenen ethischen Bewegungen durch, um dann differenzieren zu können. Es gibt Situationen, in denen man utilitaristisch handeln sollte, wie es auch Situationen gibt, in denen sich das mit dem kategorischen Imperativ (Kant) überschneider, oder auch mit dem egoismus nach Hobbes. Und gerade das halte ich für so wichtig: Das man lernt, dass es verschiedene Sichtweisen gibt, man aber, durch Betrachtung dieser verschiedenen Sichtweisen, lernt, den richtigen udn moralisch vertretbaren Weg zu finden.
    Ich persönlich kam mir im Reli-Unterricht nie vor, als würde mir geholfen ein eigenes moralisches Gewissen zu entwickeln...

  • Die Diskussion wurde hier eigentlich schon aus allen Blickwinkeln beleuchet, weshalb ich persönlich anfügen muss, dass ich es im Nachhinein sehr schade finde, damals nicht Ethik gewählt zu haben. Ich wurde dummerweise so erzogen, dass man Religion in der Schule haben muss, während man auf Ethik wohlweise verzichten kann. Heute sehe ich das eher andersherum. Ich denke Ethik setzt sich mit dem Leben als Solches viel realistischer auseinander, als es Religion tut. Ich denke, es stimmt zwar, dass das Kind bei Ethikwahl krasser bzw. früher mit Grausamkeiten der Welt konfrontiert wird, dadurch aber auch früher und/oder schneller versteht, wie die Mechanismen in der Welt gegenwärtig funktionieren. Natürlich kann man das nicht allein auf Ethikunterricht stützen, aber das ist auch auf keinen Fall ein zu unterschätzender Teil. Demnach...ein bisschen Wehfühlen meinerseits, wenn ich mir diesen Thread so durchlese. Und an alle, die gerade Ethik in der Schule haben: Nutzt eure Chance! Ethik ist ein sehr wichtiges wie wissensreiches Fach, welches viele Lehren für das moderne Leben mit sich bringt.

  • Ich grab den Fred mal aus, da er sehr interessant ist ;)


    Ich gehe in Bayern auf ein Gymnasium und da ist es ja ganz schlimm mit der Religion vor allem hier auf dem Land (zum Glück wohn ich nicht in Oberbayern, da hätt ich mir die Kugel gegeben).
    Ich bin Atheist, aber weil ich mit meine ganzen Kumpelz in den KRU gehen, mach ich es auch. Wir machen da so ziemlich alles, was nicht mit Religion zu tun hat und müssen es aber aus religiösem Blickwinkel betrachten, was ich ziemlich ätzend finde. Entweder Religionsunterricht und Philosophie/Soziologie whatever getrennt oder garnicht, aber doch nicht gemischt oO Die Themen dort sind auch eher langweilig, meistens sinds nur solche sentimentalen Dinge, eher wenige weltliche, deshalb eignet sich der KRU auch gut zum schlafen/Hausaufgaben machen/Quatsch machen. Ethik wäre zwar interessanter, allerdings will ich mich nicht in eine Klasse sitzen, wo ich kein Schwein kenne und notentechnisch klappt es im KRU auch gut ohne nur ein bisschen zu lernen xD

  • Naja, dann hast du aber auch keinen Grund zu meckern, Gyorg. Immerhin könntest du auch die ganz normale Ethik wählen. Ich halte Ethik sowieso für die bessere Wahl, denn sie ist das Fundament einer Religion - ohne den ganzen Firlefanz drum herum. Unterm Strich lehren die meisten Religionen dasselbe, nur mit anderen Geschichten und anderen Helden.

  • Ich gehe in einem Gymnasium in Niedersachsen zur Schule. Soweit ich weiß, ist Niedersachsen eher evangelisch geprägt.


    In der Grundschule war es nach meinem Wissen ein Pflichtfach, während man dann von der 5. bis zur 9. entscheiden konnte, ob man ev. Religion oder "Werte und Normen" (WuN) nimmt. In der 5. und 6. kamen bloß keine WuN Kurse zustande mangels Teilnehmer. Diejenigen, die nicht Religion machen wollten, haben dann einfach frei gehabt.
    Ab der 10. konnte man dann noch Philosophie oder kat. Religion machen. Viele sind einfach nur zu Philosophie gewechselt, weil das allgemeine Meinungsbild war, dass dieses einfacher wäre.


    Generell habe ich nie das Bedürfnis verspürt, etwas anderes als ev. Religion zu machen, auch wenn ich Atheist bin. In der Grundschule habe ich das, was uns dort an Wissen vermittelt wurde, mehr oder weniger einfach nur zur Kenntnis genommen. Wir sollten zwischendurch das Vaterunser auswendig lernen und aufsagen, haben einen Ausflug in die katholische Kirche nebenan gemacht, haben unkompliziertere Bibelstellen besprochen und erklärt bekommen und durften uns unser eigenes Paradies malen. Bei dem Ausflug und dem Aufsagen des Vaterunsers musste niemand mitmachen, wenn man nicht christlich war. Das betraf dann immer die Muslime in der Klasse und mich.
    Ich habe dabei das, was uns erzählt wurde, also die christlichen Werte, nie als falsch empfunden, konnte mich aber auch nie wirklich damit identifizieren.


    (An den Unterricht in der 5. und 6. Klasse kann ich mich leider nicht mehr sonderlich erinnern.)
    Auf den Reli Unterricht von der 7. bis zur 10. Klasse habe ich mich dann immer sehr gefreut. Das lag aber hauptsächlich am Lehrer, denn wir hatten einen zeimlich kritischen und tolleranten. (Interessant ist, dass er erzählt hat, er sei katholisch aufgewachsen, hat katholische Theologie studiert, hat uns aber in ev. Reli unterrichtet und immer wieder den Katholizismus kritisiert. o.o) Bei ihm ging es hauptsächlich darum, über (gesellschaftliche) Probleme zu sprechen, sie zu verstehen, sich seine eigene Meinung dazu zu bilden und die christliche Sicht darauf zu verstehen. Wer eine andere Meinung hatte, auch als er, der war immer willkommen, sofern er sich erklärte und seine Ansichten nicht aus der Luft griff. So habe ich dann auch immer meine 1 bekommen, obwohl er genau wusste, dass ich nicht an Gott glaube. Ich denke sogar, ihn hat meine Sicht auf die Dinge dann immer besonders interessiert.
    Zwischendurch ging es dann auch noch um die Theodizefrage und Gründe, nicht an Gott zu glauben. Was mir dabei gefallen hat, war, dass die Themen und Argumente in dem Zusammenhang nicht vermittelt wurden à la "Nur das Christentum hat recht".
    Was ich bloß etwas schade fand, war dass sich der Unterricht größtenteils nur auf das Christentum bezog. Einmal, relativ kurz, ging es um den Islam und ein Halbjahr um den Buddhismus. Diese Abschnitte haben mir am meisten Spaß gemacht, aber ich hätte gerne auch noch einmal über weitere Religionen wie den Hinduismus gesprochen.


    Jetzt in der 11. habe ich eine neue Lehrerin bekommen und ich muss gestehen, dass ich im Vorherein etwas nervös war. Ich war mir nicht sicher, ob ich eine derartige Tolleranz gegenüber meiner Nichtgläubigkeit, wie ich sie von meinem ehemaligen Reli Lehrer erfahren habe, auch von der neuen Lehrerin erwarten konnte. Im schlimmsten Falle würde ich dann eine intollerante bekommen, die mir aus Prinzip eine schlechte Note gäbe. Ich wollte aber auch nicht wechseln, weil ich Religion immer sehr interessant gefunden habe.
    Jetzt ist ein Halbjahr bei ihr vorbei. Ich bin zwar nicht der allergrößte Fan ihrer Art, aber ich kann nicht sagen, dass sie sich als "fanatisch" herausgestellt hat. Allerdings war ich auch etwas vorsichtiger, weil zu Anfang jemand aus meinem Kurs, der vorher schon einmal bei ihr hatte, zu mir meinte, ich solle mich da vorsehen, weil er diesbezüglich schon einmal Probleme mit ihr hatte. (ebenfalls Atheist und hat deshalb eine schlechte Note bei ihr auf dem Zeugnis bekommen). Doch auf mich hat die Lehrerin bisher nicht einen solchen Eindruck gemacht...


    Zum Abschluss würde ich sagen, dass Religionsunterricht durchaus sinnvoll ist, wenn man dort die religiöse Sicht vermittelt bzw. erklärt bekommt und nicht aufgezwungen, wie es anscheinend bei ein paar meiner Vorposter der Fall gewesen zu sein schien. Das ist durchaus interessant, gerade wenn man Athesit ist. So lernt man dann quasi die andere Seite besser kennen und verstehen.
    Wer darauf aber keine Lust hat, der sollte nicht dazu gezwungen werden, sondern es sollte von Anfang an die Option geben, stattdessen Fächer wie Werte und Normen, Ethik oder Philosphie zu belegen. Dann lernt man in diesem Fall halt eine eher neutrale Sicht auf (gesellschaftliche) Probleme kennen. Aber generell diese Probleme und die verschiedenen Sichtweisen darauf aufgezeigt zu bekommen, ist, wie ich finde, unerlässlich in der Schulbildung.

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

  • @Gyorg


    Wie Gizmo schon sagte, das hat man dann auch erst nachher erfahren. Es war ein ewiges Hin und Her und am Ende hat man dann einfach gesagt, WuN kann nicht stattfinden. Manche Eltern bzw. Kinder haben dann gesagt, "OK, dann machen wir Reli" und andere hatten dann halt frei. Da stand dann auf dem Zeugnis "Religion: nicht erteilt, Werte und Normen: nicht erteilt". Und tatsächlich waren es nur ganz wenige aus der Klasse, die das betraf. So einfach wurde es uns dann doch nicht gemacht. ^^

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

  • Ich bin strikt gegen den Religionsunterricht (mit ein Grund warum ich auch jetzt unter anderem Philosophie und Ethik auf Lehramt studiere). Ich bin der Meinung, dass die Schüler sowohl ein Werte und Normgerüst (bzw. die Fähigkeit sich dies selbst aufzubauen) als auch das Wissen über Religion vermittelt bekommen sollen. Dazu ist der Religionsunterricht strukturell jedoch kaum in der Lage.


    Wie unterscheidet sich der Religionsunterricht denn von anderen Fächern?
    Nach dem Ende des zweiten Weltkrieg wollte man in Westdeutschland natürlich die Entnazifizierung voran treiben. Ein Bestandteil davon war es, allen Kindern zentral durch die Schule Werte und Normen zu vermitteln. Da man das dem gerade aus dem dritten Reich kommenden Staat nicht zugetrauen wollte, gab man der Religion diese Aufgabe, daher ist der Religionsunterricht das einzige Schulfach, welches in der Verfassung geschützt ist (bis auf ein paar Fächer in den Landesverfassungen). Ziel dieses Religionsunterricht war es ausdrücklich nicht ausgewogen über Religion zu vermitteln, sondern die Lehren und Ansichten der Kirchen an die Schüler weiter zu geben. Daher wird auch nach Konfession getrennt.
    Organisatorisch ist es ja so, dass die Lehrpläne eines jeden Faches von Didaktikern in Kultusministerien zusammengestellt werden. Was in Religion unterrichtet wird entscheidet jedoch die jeweilige Landeskirche. Die Landeskirche besitmmt auch wer Religionslehrer wird. Das heißt die Kirche entscheidet wer Lehrer wird und was unterrichtet wird und daher ist der Religionsunterricht gewollt einseitig. Mal kurz den Buddhismus und andere Religionen durchzunehmen macht ihn nicht weniger einseitig.


    In einem Staat, in dem Staat und Kirche getrennt sind kann es daher nicht sein, dass die Kirche an staatlichen Schulen unterricht macht. Daher bin ich strikt dagegen. Weiterhin finde ich die kirchliche Moral höchst unpassend als Wegweise für die eigene Wertorientierung. Dazu gibt es die Ethik. Religionsgeschichte wird auch nicht ausgewogen dargestellt (die evangelische Kirche verschweigt zum Beispiel den extremen Antisemitismus des Martin Luther). Natürlich sollen Kinder was über die Religion lernen, aber ich bringe ja auch keinen ehemaligen (immer noch überzeugten) SS-Offizier in die Schule, um den Kindern das dritte Reich näher zu bringen. Daher sollte der kulturelle und der Geschichtliche Aspekt von Religion in Geschichte und Sozialkunde behandelt werden. Weiterhin ist es auch nicht sinnvoll diesem Inhalt jede Woche 2 Stunden zu geben während man die komplette andere Geschichte und Sozialkunde ebenfalls nur so wenige Stunden für alles andere hat.


    Dafür plädiere ich dafür den Religionsunterricht komplett zu streichen. Ethik und Philosophie ersetzen die Norm und Wertfindung. Der geschichtliche und kulturelle Anteil kann wie gesagt in Geschichte und Sozialkunde objektiv beigebracht werden. Damit kann man diesen Fächern auch mehr Stunden pro Woche einräumen, den sie auch bitter benötigen.


    In my time we didn't depend on hi-tech gadgets like you do, we didn't need a mechanical washing unit to wash our clothes, we just used a washing machine. [Philip J. Fry]

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