Behinderte Kinder - Schwangerschaftsabbruch?

  • Cool, dass du das fragst, da kann ich direkt mal ein bisschen Lari-Fari-Blabla kundtun :xugly:
    Nee, ehrlich, freut mich, dass du so nachfragst :)


    Ich habe nämlich für mich ganz bewusst keine festen Zeitpunkt a la "ab 2 Monaten Schwangerschaft" definiert. Wir haben uns im Ethikunterricht ausführlich mit dem Thema "Pränatale Diagnostik" beschäftigt und auch mit den dadurch neu hinzukommenden ethischen Problemen, und schon da hat es mir gestunken, dass ein "Zellhaufen" nur bis zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt nicht als Lebewesen betrachtet wird und dann quasi von einem Tag auf den anderen als bewusstseinsfähiges Wesen.
    Ab dem Zeitpunkt der nachweisbaren Schwangerschaft zählt der Zellhaufen für mich als Lebewesen und insofern hat ein Richtig oder Falsch einer Abtreibung für mich absolut nichts mit Zeit zu tun.


    Auch verstehe ich deinen Einwand bez. "jedes Leben ist lebenswert", aber trotzdem frage ich mich... selbst wenn ein Leben im Selbstmord endet, ich kenne keinen Menschen, der nicht zumindest einmal im Leben gelacht hat, sich geliebt gefühlt hat, selbst geliebt hat, etc.pp. Nur, weil ein Selbstmord dieses Leben frühzeitig beendet, kann er diese glücklichen Momente - die für mich das Leben lebenswert machen - nicht auslöschen. Deswegen auch diese Aussage; ich kann es natürlich nicht wissen, aber ich glaube einfach, dass ein suizidbeendetes Leben trotzdem noch "schöner" oder besser ist als gar kein Leben.


    Ich würde nun nicht soweit gehen, jede Eizelle als Leben zu bezeichnen, denn erst die Verschmelzung von Eizelle und Spermium gibt dem ja letztlich diesen Funken Leben. Einzeln für sich sind in meinen Augen weder Eizelle noch Sperma schützenswert oder "lebendig", erst mit deren Verschmelzung ist dann dieses Potential da.
    Insofern könnte man wahrscheinlich sagen, dass ab Verschmelzung für mich tatsächlich alles schon Leben ist.

  • Gerade der Zeitpunkt ab dem leben existiert ist doch so interessant. Vorallem, weil es dazu von allen standpunkten unterschiedliche Meinungen gibt.


    Es gibt den Standpunkt (midna) dass schon bei der Befruchtung Leben entsteht. Wobei dieses Leben erst noch eine Hürde überwinden muss, bevor es tatsächlich zu Leben werden kann: Die Nidation, sprich Einnistung in die Gebärmutter. Ich weiß nicht, wie viele sich dessen bewusst sind, aber es kann passieren, dass eine befruchtete Eizelle mit der Monatsblutung aus dem Körper gespült wird und somit kein Leben bringt.


    Daher die Zweite Ansicht: Die Nidation bestimmt den Anfang des Lebens (mein übrigens auch meine ehem. Ethiklehrer). Erst wenn die befruchtete Eizelle sich einnistet und somit vom Körper der Mutter versorgt wird, wächst aus der befruchteten Eizelle ein Fötus heran. Wichtiger Punkt dieser Ansicht: In vitro (lat.: im Glas) befruchtete eizellen entwickeln sich nur bis zu einem bestimmten Punkt und sterben dann ab. Sind sie dann potenzielles Leben, immerhin kann aus ihnen kein Leben entstehen, wenn sie sich nicht einnisten...


    Andere Idee: Das Leben bedeutet ein autarkes Stoffwechselsystem. Frühchensterblichkeit hat einen Grund: Zu früh geborene Kinder sind meist nicht weit genug entwickelt um außerhalb der Gebärmutter überleben zu können... Kann man einen nicht voll entwickelten Fötus, der vll gerade mal ein Herz, aber keine Lunge und keinen Verdaungstrackt hat als Lebensfähig und somit Leben bezeichnen?


    Die Kirche hat übrigens einen leicht widersprüchlichen Standtpunkt: Menschliches Leben beinhaltet laut Kirchendoktrin die Seele. Problem: Die Seele entsteht erst im dritten Schwangerschaftsmonat oder so. Abtreibung vorher müsste legitim sein, weil, ist ja keine Seele in dem Fötus...


    Und dann noch die ganz alte und vor Allem veraltete Ansicht: Das Leben beginnt mit der Geburt. Da gibt es nichts zu erklären, denke ich...


    Alle diese ansichten nur mal als kleiner Gedankenanstoß.

  • Ich greife noch mal kurz etwas auf, was Midna noch mal sehr schön verdeutlicht hat. Ich hab es schon beim Thema "Kinderwunsch" bemerkt und Midna hat mich wieder daran erinnert.


    In all diesen Diskussionen wird es bei jedem einen bestimmten Punkt geben in dem er/sie sich nie ändern wird. Und zwar den Punkt ob man das Leben für etwas Tolles oder eher schweres hält. Denn mir scheint das dass physische Ursachen hat (so wie auch Depressionen physisch sind, da das Gehirn ja letztlich fehlerhaft funktioniert - Über zu viel Glückshormone würde ich mich aber auch nicht beschweren :D ).


    Was ich damit sagen will ist: Manche Menschen sehen das Leben zwangsläufig als etwas an das es zu ertragen gilt. Unabhängig davon ob es ihnen gut oder schlecht geht. Und diese Menschen können auch Menschenfreundlich, hilfsbereit und wundervolle Menschen sein, aber das Leben im allgemeinen sehen sie aus ihrer eigenen Perspektive nicht als etwas unglaublich tolles an, was sich schon lohnt wenn man auch nur selten lacht. Sie könnten sogar ein recht gutes und zufriedenes Leben führen und trotzdem dieser Meinung sein.


    Im Buddhismus und Hinduismus gibt es ja etwas Ähnliches. Da versucht man den ewigen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt zu durchbrechen, den man als leidvoll ansieht.



    Und auf der anderen Seite haben wir Menschen die das Leben aus ihrer eigenen Perspektive heraus als überwiegend positiv sehen. Egal was alles Schlimmes passiert, es gibt auch gute Momente und allein das macht für sie das Leben schon Lebenswert. Midna scheint mir so jemand zu sein und ich find es toll dass es solche Menschen gibt. Es gibt Momente da bin ich auch so, aber im Großen und Ganzen bin ich zu verkopft und grüblerisch um das insgesamt und auf Dauer so zu sehen. Wenn aber alle Menschen das Leben, und besonders ihr eigenes Leben so sehen würden, dann wäre das Leben in der Tat etwas was man niemandem vorenthalten sollte.



    Leider weiß ich nicht wie diese zwei Ansichten in der Weltbevölkerung verteilt sind. Wenn man alles erlernte, alles anerzogene weglässt. Wie viele Menschen haben dann eher eine distanzierte Meinung vom Leben und wie viele eine überwiegend positive... Ich schätze dafür gibts keine Statistiken ^^ (nein die Umfragen über die Lebenszufriedenheit zählen nicht, da sie zu unspezifisch sind, meiner Meinung nach)

  • Stimmt genau, Darungo! :nick:
    Mensch, diese Diskussion ist richtig schön produktiv =)


    Was mir aber noch eingefallen ist: Wie du schon sagst, wie ein Mensch das Leben sieht scheint ja irgendwie "vorprogrammiert" zu sein; zumindest könnte ich mir angesichts meiner Vergangenheit nun nicht herleiten, warum ich mehr Grund hätte, das Leben als was tolles zu sehen, als andere.
    Unter diesem Gesichtspunkt also... darf man einem Lebewesen die Chance auf genau diese Lebenssicht ("Das Leben ist schön.") verwehren, indem man das Leben wortwörtlich im Keim erstickt? Einzig aus Angst, es könnte ein Mensch werden, der das Leben eher als Last denn als Geschenk sieht?

  • Tja das ist die große Frage. Ich hätte zum Beispiel Angst das Mein Kind die Welt dann genauso sehen würde wie ich, physisches lässt sich ja vererben. Aus meiner Sicht mache ich mir also schon Gedanken ob es richtig wäre ein nicht körperlich oder geistig behindertes Kind in die Welt zu setzen. Weil ich so schon fürchte das es das Leben nicht als etwas tolles ansehen kann. Wenn es dann noch eine Behinderung hätte die ihm das Leben noch schwerer machen würde. Aus meiner Perspektive heraus wäre das für mich unverantwortlich. Aber das gilt eben nur für mich, ich werde mich hüten das anderen Leuten bei ihren Kindern aufzudrängen.


    Aber so kann eben die eine wie die andere Seite nicht aus ihrer Haut =/

  • Ich denke nicht, dass das einfach direkt vererbt wird; eigentlich gehe ich eher davon aus, dass das ein polygenetisch vererbtes Merkmal wäre... also, es muss ja nicht sein, dass ein Kind eines "Pessimisten" (ich nenn das jetzt einfach mal so) auch einer wird.


    Ich hatte da auch schonmal eine Unterhaltung mit einem guten Freund, der auch meinte, er möchte nicht, dass sein Kind eines Tages kommt und quasi fragt "wieso hast du mich in diese Welt gesetzt?". Aber das ist halt der Punkt - man WEISS ja nicht, ob es wirklich dazu käme. Oder ob nicht gar das Kind seinen Eltern in Hinsicht auf Lebensfreude noch was beibringen kann.


    Ich gebe auch zu, ich denke nicht, dass ich diese eher "schwere" Lebensart wirklich verstehen könnte... ich sehe einfach jeden Menschen als eigenverantwortlich, unabhängig an, und daher steht es mir meiner Überzeugung nach nicht zu, dann einem anderen Menschen das Leben zu verbieten, weil ich von mir auf andere schließe. Ich würde ja niemals jemandem verbieten, keine Kinder zu wollen (hey, ich wollte bis vor kurzem selbst keine!), aber ich sehe es schon als falsch an, erst Leben zu schaffen und es dann wieder verbieten zu wollen aus "unlauteren" Gründen. Eben wie bspw. "mein Kind könnte ein trauriges Leben führen", "mein Kind könnte depressiv sein", "mein Kind könnte behindert sein". Wie schon gesagt, wenn es für einen selbst wirklich absolut nicht vertretbar wäre, das Kind zur Welt zu bringen - bspw. weil man schon allein durch die Geburt oder Schwangerschaft eine schwere Schuld oder Last tragen würde, weil das Kind aus einer Vergewaltigung stammt - nur dann finde ich eine Abtreibung auch sinnvoll. Die "Pille danach" finde ich bspw. auch noch vertretbar, denn Unfälle passieren mal. Wenn man aber zu sorglos ist, die Pille danach zu nehmen und sich dann nach 4 Wochen entscheidet abzutreiben, dann finde ich das nicht mehr in Ordnung.


    Mag sein, dass ich inkonsequent bin in der Hinsicht ^^

  • Nun ja, ich bin mir ziemlich sicher das keiner 4 Wochen wartet und dann abtreiben lassen würde nur weil er/sie Angst hat das das Kind ein trauriges oder depressives Leben führen würde. Ich denke die leute die sich deshalb so den Kopf darüber zebrechen, sind verantwortungsbewusst genug sich das vorher genau zu überlegen. Die Gemeinsamkeit meiner Spezies (wie ich es mal nennen will ^^) ist ja, dass wir uns eher zuviel als zu wenig Gedanken machen.


    Ich kann mir auch vorstellen trotz meiner Gedanken, mit meiner Partnerin ein Kind zu haben. Aber aus meiner Sicht heraus stellen die mir bereits bewussten Risiken (Sichtweise, evtl. Erbkrankheiten soweit vorhanden), schon die maximale Grenze dar. Also die Grenze bei der ich sage: Ja wir wollen dieses Kind auf jeden Fall. - Aber jede weitere negative Konstante (oder wäre das eine variable?), wie zum Beispiel eine schwere Behinderung würde dieses "Ja auf jeden Fall" schwer erschüttern.

  • Zitat

    Original von Midna
    Auch verstehe ich deinen Einwand bez. "jedes Leben ist lebenswert", aber trotzdem frage ich mich... selbst wenn ein Leben im Selbstmord endet, ich kenne keinen Menschen, der nicht zumindest einmal im Leben gelacht hat, sich geliebt gefühlt hat, selbst geliebt hat, etc.pp. Nur, weil ein Selbstmord dieses Leben frühzeitig beendet, kann er diese glücklichen Momente - die für mich das Leben lebenswert machen - nicht auslöschen. Deswegen auch diese Aussage; ich kann es natürlich nicht wissen, aber ich glaube einfach, dass ein suizidbeendetes Leben trotzdem noch "schöner" oder besser ist als gar kein Leben.


    Das ist so eine Sache, die niemand so recht nachvollziehen kann, solange er eine solche Phase nicht selbst durchlebt hat, glaube ich.^^
    Ich sage nicht, dass ein Selbstmord ein Leben sofort als "nicht lebenswert" hinstellen sollte. Es gibt bestimmt genügend Menschen, die jahrelang glücklich gelebt haben, bis ein einziger Schicksalsschlag sie dazu gebracht hat, sich das Leben zu nehmen. Wenn man da die Bilanz zieht, dann ist klar, dass dieser Mensch ein tolles Leben hatte und größtenteils froh darüber war, geboren worden zu sein. Doch das ist nur im Idealfall so.
    Ich bin mir sicher, es gibt Menschen, die waren nur ganz selten in ihrem Leben glücklich. Diese Menschen können sehr alt werden, sodass sie an Altersschwäche sterben, statt an Selbstmord. Dennoch, egal ob sie verfrüht starben oder nicht, ihr Leben war letzten Endes wohl mehr Folter als Vergnügen. Ich bin mir bewusst, dass kein Außenstehender jemals in der Lage sein wird, mit Gewissheit zu sagen, ob dem nun tatsächlich so war oder nicht, doch ich vermute es einfach mal. Nur die Betroffenen könnten sich ein Urteil darüber bilden, wären sie dazu noch in der Lage.


    Ich kenne mich jetzt nicht so gut mit Erbkrankheiten aus, doch es gibt bestimmt ein paar, bei denen die Erfahrung zeigt, dass eine große Mehrheit der Betroffenen kein glückliches Leben führen konnte. Womöglich eine Krankheit, durch die der Betroffene durchgehend starke Schmerzen hat und außerdem für immer ans Bett gefesselt ist. In so einem Fall halte ich es für besser, die Schwangerschaft abzubrechen um dem Kind diese Qual zu ersparen.

  • Ich bin da ganz offen und ehrlich:
    Ich persönlich würde selbst wenn ich es wüsste, ein behindertes Kind zur Welt bringen. Denn es ist schließlich mein Kind, egal ob es behindert ist oder nicht.
    Es hat das selbe Recht zu leben wie die anderen Kinder auch. Für mich wäre Abtreibung außerdem Mord. Ich finde auch, wenn man zum Beispiel in den Nachrichten behinderte Kinder sieht und was ihre Eltern alles für sie tun....das ist wirklich ein sehr schöner Moment. Denn dieses Lächeln auf dem Gesicht dieser Kinder...das ist einmalig.....Dieses Lächeln sieht man bei nicht behinderten Kinder nur noch sehr selten. Weil diese Kinder leben einfach...sie brauchen sich um nichts zu kümmern oder haben keine Schmerzen. Aber andere Kinder, die ständig auf jemanden angewiesen sind, die Schmerzen haben und deren Leben vielleicht kürzer ist, die freuen sich über jede kleine Hilfe. Deswegen würde ich auch ein behindertes Kind erziehen, denn sie sind auch nur Menschen, welche dieselbe Liebe wie die anderen Kinder brauchen und wollen.

  • Ich finde, man kann nicht direkt sagen, dass jeder der sein Kind abtreiben lässt ein schlechter Mensch ist. Ich meine, vielleicht ist er einfach nicht in der Lage, sei es, weil die Person vielleicht physisch oder gar psychisch gar nicht da mit klar kommt. Das kann man ja nie wissen, denn wenn man ein Kind mit starker Behinderung auf die Welt bringt, hat man schon eine sehr große Verantwortung, da sich das Kind ganz anders entwickelt als Kinder ohne erkennbare Behinderung.


    Daher finde ich es teilweise schon gut, dass es, auch wenn es wenige sind, Ärzte gibt, die PID praktizieren. Für die, die nicht wissen was die PID ist, dass ist der Eingriff von einem Arzt, an dem Embryo, um gewisse Genveränderungen vor zunehmen.
    In Deutschland war die Rechtslage bis 2005 noch ziemlich unklar, ob diese Methode erlaubt ist oder nicht. Daher hatte sich auch der Gynäkologe Mathias Bloechle, der sich durch die Rechtslage unsicher war, selbst angezeigt. Später kam heraus, dass die PID in Deutschland erlaubt ist.


    Natürlich gibt es dann auch Menschen, die genaug Geld haben, die die PID dazu nutzen um sich ihr Wunschkind zu bauen, da man jegliche Genveränderungen machen kann.
    Für so etwas würde ich das nie im Leben gut heißen, aber es gibt natürlich auch Behinderungen, die im Mutterleib schon festgestellt werden können, wie zum Beispiel die Sichelzellenkrankheit.
    Dabei verformen sich halt die roten Blutkörperchen und verstopfen somit die kleinen Blutadern und Glietmaßen oder Organe können wegen mangelder Sauerstoffversorgung absterben.
    In so einem Fall würde ich die PID schon empfehlen, weil man so dem Kind ein Leben ermöglicht, welches es so nie haben wird, da es, wenn man es schon von Geburt hat, sehr früh sterben wird.


    Es ist natürlich schwer die Grenze zu ziehen, wo man sagt, dass die PID dem Kind helfen würde und wo nicht. Das muss natürlich jeder selber wissen, daher finde ich, dass es wirklich jedem selbst überalssen ist, ob er mit einem Kind, welches eine Behinderung hat, zurecht kommt oder nicht, sei es, ob man es letzendlich auch zur Adoption frei gibt.

  • Ich muss zugeben, dass ich mit der Zeit die Beiträge nur noch überflogen habe, aber mir fällt stark auf, dass eigentlich (fast) alle Frauen hier, die sich zu Wort gemeldet haben, alle "brav" aussagen, selbst ein behindertes Kind zur Welt bringen könnten.
    Es ist mir auch schon in meinem persönlichen Umfeld aufgefallen, dass Frauen interessanterweise wesentlich unkritischer bzw. "scheinheiliger" zum Thema Abtreibung antworten als Männer - und hier muss ich auch Audi und Mereko danken für ihre Beiträge, da sie genau so formuliert sind, wie ich selber denke - aber lassen wir das mal beiseite, wieso Frauen offenbar des öfteren glauben, sie müssten "heilig" sein (ja, das ist jetzt mal ganz frech eine kleine Spitze, die hoffentlich eher zum Nachdenken als zum Schimpfen anregt ;-))


    Ich würde selbst ein nicht-behindertes Kind abtreiben, wenn ich das Gefühl habe, ich bin noch absolut nicht in der Lage, diesem Kind das zu bieten, was ich eigentlich gerne tun würde. Wie eine gesicherte Existenz, ein schönes Zuhause, eine stabile Familiensituation, ein gutes Umfeld, bei dem es nie Angst haben muss vor... der Welt.
    Absolut nicht in der Lage wäre ich jemals für ein behindertes Kind. Das wusste ich schon früh. So wie Mereko habe auch ich den größten Respekt vor allen Menschen, die sich so herzlich und fabelhaft um diese Personen kümmern. Aber für mich wäre das einfach unerträglich und eine Strafe. Für mich, für das Kind, für alle rund um uns herum. Es wäre einfach unfair, für alle Beteiligten. Und das sehe ich nicht ein, wieso ich MEIN Leben, das MIR gehört und über das ICH entscheiden darf, vermiesen muss, weil ich entweder a) einen Fehler bei der Verhütung gemacht habe oder b) ein Fehler bei der Verhütung durch andere gemacht wurden. Ja, das gibts auch, dass das Kondom reißt und der Mann NICHT Bescheid sagt - ist einer Bekannten von mir passiert. Das war ein Malheure... Das Kind ist jetzt 5 Jahre alt ;-)
    Es ist eigentlich vielmehr verantwortungslos zu behaupten, man nimmt die Bürde auf sich und gebärt ein (behindertes) Kind, das man gar nicht wollte, nur um DANN angebliche Verantwortung zu beweisen. Ich mein - hä? Was kann denn jetzt ein evtl. neues Leben dafür, dass man mal nicht aufgepasst hat oder weil was schief gelaufen ist? Was beweist das schon, dass man jetzt auch noch das Leben von gleich mind. 2 Menschen den Bach runtergehen lässt? Und wenn man mit dem Zellhaufen-Argument daherkommt: Kratz ich mir Haut ab, kratz ich DNA, also potentiell lebensfähige Materie, ab ;-) Dem weint aber keiner nach^^ (Achtung, das ist gewollt an den Haaren herbeigezogen!)
    Es wurde aber eh schon super gesagt/gefragt: Ab wann ists denn Leben? Für mich ist ein Zellhaufen, wie er zu unbeschreiblich hoher Vielzahl an und in meinem Körper vorkommt, kein schrecklicher Verlust.


    Um am Ende jetzt nicht ganz abgeschweift zu sein: Für mich wäre es eine Strafe und daher würde ich mich jederzeit gegen ein behindertes Kind entscheiden. Es ist, wie gesagt, mein Leben. Ich habe das Recht, es unbeschwert in einer sehr beschwerlichen Welt "genießen" zu dürfen, ohne Vorwürfe etwaiger scheinheiliger Moralapostel, die heimlich trotz so viel Toleranz mit dem Finger auf andere zeigen.
    Ich respektiere es, wenn Frauen sagen, sie möchten das nicht und bekommen ein Kind unter allen Umständen. Aber mit dem "Es ist doch Leben! Hach!"-Argument daherzukommen ist einfach so ... Uäh. Es passt doch, wenn ihr das Kind wollt, aber versucht nicht so billig zu rechtfertigen, wieso ihr es haben möchtet. Weil mit dem "Es ist doch Leben!"-Argument impliziert ihr augenblicklich, dass alle Frauen, die abtreiben (würden) also keinen Wert auf das Leben geben. Ich finde das unverschämt und gedankenlos. Jeder wie er möchte und in der Lage dazu ist.

  • Verstehen kann ich beide Parteien, aber es ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage. Natürlich hat jeder, auch (oder insbesondere, wie manche sagen) ungeborene Kinder, das Recht auf Leben. Andererseits bringt es unter Umständen schwerwiegende Folgen mit sich, ein behindertes Kind zu haben. Um ehrlich zu sein: Ich glaube, da es sich bei vielen der genannten Faktoren um höhere oder niedriere Wahrscheinlichkeiten handelt, wie die Chancen darauf, dass das Kind selbst nicht mit seinem Handicap zurecht kommt oder die Erziehenden, die sich um es kümmern, kann man das nicht so prinzipiell sagen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Grenze überschritten werden muss, damit das Leben des eigenen Kindes als "unzumutbar" gilt.


    Und ich für meinen Teil würde all diese Dinge gut abwägen; es käme auf die Situation an. Wenn mein Arzt mir ins Gesicht sagt, dass mein Kind taub, blind und querschnittsgelähmt auf die Welt kommt, wäre es sicher subjektiv einfacher zu entscheiden als wenn es "nur" mit einer Verhaltensstörung leben müsste. Andere würden vielleicht sagen, dass selbst ein Kind, das niemals auch nur einen Piepton von der Außenwelt mitbekommen wird, dasselbe Recht dazu habe, auf die Welt zu kommen - und wieder andere würden vielleicht beide Kinder abtreiben, in der Hoffnung, ihrem Kind damit ein qualvolles suizidales Ende zu ersparen oder weil sie sich der Herausforderung nicht gewachsen fühlen.


    Worauf es aber auch ankommt, ist die aktuelle Lebenssituation der Eltern; immerhin ist es auch ein wichtiger Aspekt dieses Puzzles. Getrennt lebende Eltern hätten sicherlich weitaus mehr Probleme, ein behindertes Kind großzuziehen als ein glückliches Ehepaar, und Menschen, deren finanzielle Situation es gerade einmal zuließe, ein gesundes Kind zu ernähren, werden es sich sicherlich öfter überlegen als eine Familie, die im Geld schwimmen kann.


    Übrigens sollte diese Entscheidung den Eltern obliegen, und den Eltern allein; wobei der Frau vielleicht ein Veto-Recht zugesprochen werden sollte, da sie das Kind austragen muss und - im Falle des Falles - sogar eigene Beeinträchtigungen riskiert. Wäre diese Frage gesetzlich geregelt, müsste es folglich eine tabellarische Liste körperlicher und geistiger Benachteiligungen ungeborenen Lebens geben, in der man sich per Kreuzchen informieren kann, ab wann eine Abtreibung denn nun gestattet oder verboten ist, und das kann ja wohl nicht die Lösung sein; selbiges gilt für Gerichtsverfahren in Einzelfällen.


    Also, um es nochmal abschließend zu sagen: Meiner Meinung nach muss man die genauen Umstände kennen, bevor man seine Antwort pauschalisiert, und sich dann fragen ob es für einen selbst die richtige moralische Entscheidung wäre. Ich für meinen Teil würde mich entscheiden, sobald es soweit ist, und mir dann auch ausreichend Zeit für die Entscheidung lassen. Generell darüber bestimmen, ob eine Abtreibung behinderter Kinder nun eher einem Mord oder einem Geschenk ähnelt und Betroffene für ihre Entscheidungen zu verurteilen, sollten weder Staat noch Kirche, geschweige denn die Allgemeinheit. Das sollte jeder für sich selbst überlegen dürfen, zumal diese Thematik überhaupt keine klaren Grenzen zulässt. Als ob es für die armen Eltern noch nicht schwierig genug wäre, wenn sie sich mit solchen Fragen herumquälen, kommen dann auch noch viele Leute drauf mit dem Finger zu deuten und "Mörder!" zu schreien. Finde ich nicht richtig.

  • Ich bin grad mal drauf aufmerksam geworden, und im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass es immer etwas anderes ist, wenn man einmal selbst in so einer Situation ist. Insgesamt kann ich mir nicht vorstellen, eine Schwangerschaft abzubrechen, aber wie gesagt, will ich nicht sagen, dass das zu 100% so bleibt, falls ich in -zum Beispiel- so einer Situation fest stecke.


    Das einzige, was ich dazu sichersagen kann: Wir sind ne verdammt große Familie. Eigene Kinder im alter von 20, 18, 16, 10 Jahren, wovon bis auf den 20Jährigen noch alle zu Hause wohnen, und dann noch 2 Langzeitpflege Kinder aus unterschiedlichen Familien im Alter von 5 und 6 Jahren. Beide Kinder haben ein Handycap, der eine Fetales Alkohol Syndorm (FAS) und der andere hat einen Chromosomfehler. Nicht Trisomie21 oder so was bekanntes, und heftiges, es fehlt "nur" ein kleines Stück eines weniger wichtigen Teiles.
    Letzteres ist weniger gravierend im alltäglichen Umgang. Es kann Zeitweise anstrengend sein, dreimal hintereinander ein und die selbe, oder auch unterschiedliche Fragen gestellt zu bekommen, wobei jeder satz unnormal lange dauert, worauf er die Antwort eigentlich kennt. Zusätzlich muss man sich durch mangelnde Muskelentwicklung ständig sorgen machen, weil er natürlich genauso klettert/klettern will wie alle andern, und das halt manchmal nicht so hinhaut.
    Nervenaufreibender ist mein andere kleiner Bruder, mit FAS. Wer damit nix anfangen kann, zumindest mit den Auswirkungen nicht, kleine Kostprobe.
    Mama telefoniert, klein Lenny hat nix zu tun, alles so langweilig, weil auch niemand anders da ist. Was machen? Klar, Kühlschrank auf, 1l Tetrapack Apfelsaft genommen, aufgeschraubt, überkopf mitten in die Küche gehalten, bis es leer ist, zurückstellen, verschwinden.
    Solche und ähnliche Katastrophen sind jeden Tag ungezählt an der Reihe. Zusätzlich kommt eine grundlegende Erziehungsresitenz im wörtlichen Sinne. Stell dir ein total, wirklich total, verzogenes Einzelkind vor, dass sich ungefragt nimmt, was es braucht, sich absolut nix sagen lässt, und in keinster Weise daran denkt, auf dich zu hören, egal bei was. Teils 'nen saumäßiges Benehmen.
    Und das liegt nicht an meinen Eltern, ohne sie in Schutz nehmen zu wollen, sondern rein faktisch, sondern halt am FAS.


    Man sieht, beides keine wirklich heftigen Dinge an sich, aber auch das ist verdammt anstrengend.
    Ich weiß nicht, was besser ist. Eine Schwangerschaft (Wenn dann bitte überhaupt nur rechtzeitig) abzubrechen, wovon die Mutter definitiv psychischen Schaden nehmen würde, oder dem Kind nicht das zu Hause bieten zu können, was es benötigt.
    Die Sache mit der Adoption ist immer eine Sache eben, weil das für das Kind doppelt schwer wird .
    Das is ein Punkt, wo ich mir auch bei meinen 2 echt sorgen mache :/

  • Zitat

    Original von Luana
    Ich würde selbst ein nicht-behindertes Kind abtreiben, wenn ich das Gefühl habe, ich bin noch absolut nicht in der Lage, diesem Kind das zu bieten


    [...]


    Um am Ende jetzt nicht ganz abgeschweift zu sein: Für mich wäre es eine Strafe und daher würde ich mich jederzeit gegen ein behindertes Kind entscheiden. Es ist, wie gesagt, mein Leben. Ich habe das Recht, es unbeschwert in einer sehr beschwerlichen Welt "genießen" zu dürfen, ohne Vorwürfe etwaiger scheinheiliger Moralapostel, die heimlich trotz so viel Toleranz mit dem Finger auf andere zeigen.


    Auf einen derartigen Beitrag warte ich schon lange in diesem Thema, um einzustimmen. So wie du denkst, denke ich nämlich ebenso. Kinder bekommen ist für mich ohnehin ein Thema, vor dem ich ganz bewusst Abstand halte. Nicht nur, weil ich mir kaum vorstellen kann eine Mutter zu sein, sondern weil ich weiß, dass ich dem Kind, wie du bereits von selbst sagtest, in meiner momentanen Lebenslage absolut nichts bieten kann, sondern einfach, weil ich mich noch nicht bereit dafür fühle selbst eine Mama zu werden.


    Da dies allerdings nicht wirklich mit dem Thema harmoniert und eher in den Grad "Kinderwünsche" geht, lenke ich hier jetzt ein und komme zu dem eigentlichen: Ich verstehe jeden der sagt, er würde das Kind trotzdem kriegen, ob nun mit oder ohne Behinderung. Ich allerdings sage, dass ich, ob Kinderleben oder nicht, immer erst auf mich schauen würde. Ich würde das Kind definitiv abtreiben, wenn ich mir selbst absolut sicher bin dass ich dem Kind nichts bieten könnte, oder auch seelisch nicht dazu in der Lage wäre ein behindertes Kind zu erziehen.


    Auch wenn es nicht ganz zu dem Thema "behinderte Kinder" passt, kann ich da nur ein Beispiel nennen, auch wenn dieses sehr krass ist. Eine... nennen wir sie entfernte Bekannte wurde mit ihrem fünfzehnten Lebensjahr schwanger, und hat sich dazu entschieden das Kind zu kriegen, obwohl sie ohnehin schon eine sehr schlechte Schülerin war und Glück haben würde, einen Hauptschulabschluss zu erlangen. Mit dem Vater hatte sie da schon keinen Kontakt mehr, ist wohl 'nen Knasti gewesen, viel älter als sie, Drogenproblem, solche Dinge. Und trotz alledem hat sie sich entschieden das Kind zu kriegen. Die Kleine ist nun 1 Jahr alt, die Mutter musste die Schule abbrechen, kommt in betreutes wohnen und hat keinerlei Abschluss und keine Zukunftsaussichten. Auch hat sie kein Bock auf das Kind - so ihre eigene Aussage. Da frage ich mich: Warum treibt man dann nicht ab? So falsch ist das nicht. Sie hat nämlich nicht nur das Leben des Kindes zerstört, sondern vor allem auch ihres !


    Und genau darum geht es, auch wenn es sehr eigenwillig klingen mag. Ich würde zuerst mein eigenes Leben in Betracht ziehen. Ich würde kein Kind kriegen wollen wenn ich damit mein eigenes Leben zerstören würde, und mit damit das meines Kindes, wenn ich es bekommen würde, da ich ihm keinerlei schöne Dinge bieten könnte.


    Also, um es kurz zu sagen, ich bin ebenso für Abtreibung; und natürlich finde ich es absolut legitim, wenn sich eine werdende Mutter dazu entscheidet ihr behindertes oder nicht behindertes Kind abzutreiben.

  • Zitat

    Original von Maya-Bo
    Eine Schwangerschaft (Wenn dann bitte überhaupt nur rechtzeitig) abzubrechen, wovon die Mutter definitiv psychischen Schaden nehmen würde, oder dem Kind nicht das zu Hause bieten zu können, was es benötigt.


    Ich kenne genügend Frauen, die eine Abtreibung hatten. Ich kenne keine, die ihre Entscheidung bereute. Eher den Zeitpunkt, aber im Grunde genommen fand und findet es jede nach wie vor richtig, was sie getan hat. Dass sie sich für ihr Leben entschieden haben und daraus erst einmal etwas zu machen, um anschließend fähig zu sein, eine Ehe zu führen UND anschließend noch ein Kind dem Ganzen hinzuzufügen.
    Es ist extrem dreist von dir zu behaupten, man würde DEFINITIV einen psychischen Schaden nehmen. Frauen, die zwangsweise abtreiben, weil ihr Mann sie sonst verlässt oder sonstiges (und ja, von den Geschichten habe ich leider auch schon gehört, teilweise in der eigenen Familie) ist etwas anderes. Weißt du, was wirklich traumatisierend an einer Abtreibung ist? Menschen, die einen verurteilen. Menschen, die heimlich mit dem Finger auf einen zeigen und leise ihre Gehässigkeit aussprechen. Menschen, die Frauen, welche abtreiben, als Mörderinnen beschimpfen und sie für ihre Entscheidung derartig heftig kritisieren, als hätten sie einen Genozid angezettelt.
    Da wird mir kotzübel, ehrlich. DESHALB sind Frauen so verstört bei dem Thema. Und ich kenne bei Gott leider keine einzige Frau, welche eine Abtreibung vornehmen hat lassen, die nicht hinter vorgehaltener Hand scheu über das Thema redet. Es verletzt diese Frauen unheimlich und es scheint jedem egal zu sein. Und Menschen wie du, die einer solchen Frau von vornherein anhängen, dass sie psychisch geschädigt sein muss, tragen nur dazu bei, dass dieses Thematik weiterhin als Tabuthema gehandelt wird.


    Und Ilithyia: Ja, solche Geschichten kenne ich leider auch wiederum zu gut. Man fragt sich letzten Endes wirklich, wieso Frauen überhaupt Kinder in die Welt setzen, deren Leben sie dann so gezielt zerstören müssen. Es ist ein Trauerspiel mit dieser ewigen Heuchelei und der puren Selbstüberschätzung (aber gut, bei Teenager ists fast weniger ein Wunder *hüstel*) ...

  • Luana
    Gut, dann tut's mir Leid. Ich hab selbst noch nicht abgetrieben, und kann nur sagen, was ich gehört habe. Wenn es genügend Frauen gibt, die damit gut klar kommen, soll es von mir aus so sein. Nur weil ich gesagt habe, dass ich mir jetzt, ganz ohne in der Situation zu stecken, nicht vorstellen kann, ab zu treiben, heißt das lange nicht, dass ich jegliche Frauen die das tun verurteile. Im Gegenteil, ich will selbst in keinster Weise garantieren, niemals abtreiben würden zu wollen. Ich bin grad mal 16, will jetzt definitiv auch noch keine Kinder, und momentan auch langfristig und später nicht, aus verschiedenen Gründen. Wenn ich jetzt also, weshalb auch immer Schwanger werden würde, möchte ich jetzt, ohne in der Situation zu sein, nicht sagen, wie ich handeln würde.
    Ich find den Standpunkt von Die und Ilithyia durch aus legitim, und hab nicht gesagt, dass es falsch wäre. Ich hab sogar versucht mittels dem erklären meiner Familie anzudeuten, dass ich zumindest ein ansatzweises Verständnis dafür habe, mit Behinderten Kindern um zu gehen, und es sind nichtmal meine und trotzdem ist es auch eine Belastung für mich.
    Also tut's mir Leid, wenn ich mit der Aussage falsch lag, und nehm sie gern zurück, aber ich hab eigentlich keine Lust, deswegen so unfreundlich behandelt zu werden .___.

  • Zitat

    Original von Luana


    Und Menschen wie du, die einer solchen Frau von vornherein anhängen, dass sie psychisch geschädigt sein muss, tragen nur dazu bei, dass dieses Thematik weiterhin als Tabuthema gehandelt wird.


    Ich bin zwar kein Moderater, aber so eine Ansage ist eigentlich nicht weniger weniger pejorativ und fragwürdig, als genau die Einstellung, die Du Maya vorwirfst...


    Dass das Thema heikel ist und einem persönlich sehr nahe gehen kann, will ich gar nicht in Frage stellen.


    Aber wenn Du schon behauptest, dass "solche Menschen" dazu beitragen, dass solche Themen als Tabu gehandelt werden, dann nimm Dir bitte wenigstens die Zeit, auch konkrete Aussagen zu machen, was man denn dazu beitragen kann, um es besser zu machen.
    Den Leuten einfach nur falsche Annahmen oder Unwissenheit vorzuwerfen, hilft niemanden weiter - und es regt die Angesprochenen eher selten dazu an, ihren Standpunkt zu überdenken. :-(


    Unabhängig davon:


    Ich glaube, das große Problem an dieser ganzen Diskussion ist, dass man sich bereits verantworten muss, bevor man überhaupt eine wirkliche Meinung haben kann.
    Und sobald man seine jeweilige Einstellung (und sei es auch vom Ausgangspunkt der Selbstkritik!) kundtut, wird man bereits dafür zum Galgenvogel ernannt - ob man es nur gedacht hat oder lediglich den Austausch sucht, spielt scheinbar keine Rolle.


    Dabei ist es doch irgendwie ironisch, wie sich da die Gemüter spalten.


    Sagt man: "Abtreibung? Generell ja." Wird einem oft sofort fehlende Menschlichkeit, Egoismus, Sünde, Mord, oder sonst was angehangen.


    Sagt man: "Abtreibung bei potenzieller Behinderung? Generell ja."
    Ist man gleich sogar ein noch schlimmerer Mensch. Nicht nur, dass man ein Menschenleben wegwirft, sondern mann wirft es auch noch aufgrund möglicher Defekte und Komplikationen fort.


    Sagt man: "Abtreibung? Aus Prinzip nein!", ist man "mutig" und man hat zwar das Gute-Mensch-Gütesiegel sicher, aber man wird trotz allem von anderen belächelt, für unvernünftig oder naiv gehalten, da man ja dadurch "sein ganzes Leben ruiniert".



    Und wer sagt, es käme ganz auf die Situation an, dem hält man wahrscheinlich noch vor, er hätte keine Meinung, das wäre genauso furchtbar, ignorant oder verantwortungslos.



    Mir scheint, was man auch tut, man begibt sich sogleich ins Kreuzfeuer, was es einem wirklich nicht einfach macht, dieses Thema in Ruhe zu besprechen, ohne gleich vor dem moralischen Hochgericht zu landen...



    Die einzige Meinung, die ich eigentlich persönlich zu diesem Thema habe, ist, dass es jedem selbst überlassen sein sollte, so eine Entscheidung zu treffen - im Bezug auf sein Recht, eine Abtreibung durchzuführen, aber auch auf sein Recht, höchst persönliche Beweggründe dafür zu haben.
    Wir kennen oft die individuellen Hintergründe nicht und verurteilen einander anhand unserer eigenen Maßstäbe, obwohl uns das nicht immer zusteht. Nicht jede Schwangerschaft war geplant. Nicht jeder Wunsch nach Abtreibung speist sich aus purem Egoismus oder Unzulänglichkeit. Und das sind nur zwei von tausenden von Möglichkeiten.


    Wir können einander raten und anregen, sich damit auseinander zu setzen. Wir können einander raten, sich aufklären zu lassen.


    Jeder einzelne von uns könnte und sollte, im Rahmen seiner Möglichkeiten, Verantwortung für solche Handlungen und Entscheidungen übernehmen.
    Schließlich weiß hier ja wohl auch jeder, dass Kinder nicht vom Storch gebracht werden... Und wenn man ein Kind in die Welt setzt, sollte man das, so finde ich, auch aus dem Grund tun, diesem Kind ein Leben bieten zu können, in dem es glücklich sein kann. Und nicht einfach nur,
    weil man es kann oder gerade mal Bock drauf hat - so banal es auch klingt.
    Denn es ist ja wahr: Wer Kinder hat, dem gehört sein Leben nicht mehr nur ihm selbst...Ich finde es sehr wichtig, sich selbst mit solchen Fragen auseinander zu setzen, bevor man überhaupt auf andere mit dem pädagogischen Zeigefinger zeigen will, wenn es um Fragen wie Abtreibungen geht.

  • Ein zwei Seiten Thread - in dem es eigentlich nur darum geht anderen seine Meinung aufzudrängen und sich als "Gut-Mensch" darzustellen. Meine Güte was muss die Welt für einige hier klein und traurig sein.


    Seht das doch mal so:


    1. JEDE Frau, jedes Paar, darf für sich selber entscheiden wie man damit umgeht.
    2. Habt Respekt vor den Leuten die so eine Abtreibung vorziehen.
    3. Habt Respekt vor den Leuten die ein behindertes Kind behalten.
    ... denn beide Wege sind nicht einfach.


    Und die Mädels die hier GEGEN Abtreibungen sind und das auch noch Begründen wie im Mittelalter möchte ich mal sehen wenn sie nach einer Vergewaltigung schwanger sind.


    Eigentlich braucht man über so ein Thema gar nicht diskutieren denn zum Glück kann das, wie schon gesagt, jeder selbst entscheiden.


    Wenn sie vorbeigeht dann scheint es wie ein Feuerwerk, vor einem Himmel ist es sie die ich bemerk.
    Ihrer Königlichkeit ist nur ein König wert. Wenn sie tanzt dann tanzt alles - ihre Hüften und Arme.
    Alles erhellt sich im Licht dieser Dame. Sie hat den Anmut und die Reinheit die die anderen nicht haben.
    Es gibt Grenzen die man trotz Millionen von Soldaten wegwischt.
    Aber unsere überwindet man nicht.
    Man kann so vieles ändern wenn man zu kämpfen bereit ist.
    Aber nicht diese Ungerechtigkeit.

  • Dienen Themen hier nicht dazu, um sich mit anderen über das Thema auszutauschen und etwas über deren Meinung zu erfahren? Nur weil etwas bereits fest geregelt ist und so gemacht wird, ist dies noch lange kein Grund nicht darüber zu diskutieren (andernfalls hätten die Politiker noch mehr Langeweile :xugly: ).


    Außerdem sehe ich niemanden, der sich gegen eine Abtreibung im Falle einer Vergewaltigung stellte - darüber hinaus jemanden solch eine Situation zu wünschen nur weil seine Meinung nicht mit deiner oder der "Regelung" konform geht, ist schlichtweg unangebracht.


    Aber zurück zum Thema:


    Ich erinnere mich gut an die Schule zurück in der das Thema ausgiebig im Religionsunterricht besprochen wurde. Selbst der Lehrer, der in einer modernen Welt lebt und sich bemüht trotz seines Alters in dieser mitzuhalten, war gegen Abtreibung, denn für ihn beginnt das Leben mit der Befruchtung (ganz egal ob die Frau darüber Bescheid weiß oder nicht). Für mich hingegen ist es erst dann ein Lebewesen sobald ein sobald dieses auch versteht was um sich herumpassiert. Ansonsten ist es für mich eine Häufung von Zellen, die noch nicht zu leben begonnen haben. In den ersten drei Monaten ist dies noch nicht der Fall (korrigiert mich wenn ich falsch liege).


    Ich habe ein Jahr damit verbracht mit Menschen, die eine Behinderung besaßen, zu arbeiten und es ist anstrengend. Wer dieser Aufgabe dee Pflege und Betreuung - dies hört im Erwachsenenalter immerhin nicht auf - nicht gewachsen ist tut sich meiner Meinung nach besser, das Kind abzutreiben, als später diesem nicht die nötige Aufmerksamkeit und Pflege zukommen zu lassen, die es benötigt. Naturlich freut sich auch ein Mensch mit Behinderung über Dinge, die uns ebenfalls Freude bereiten, aber das als Grund zunehmen nicht abzutreiben und dabei zu ignorieren ob man überhaupt in der Lage ist sich darum zu kümmern ist verantwortungslos. Hilfen durch den Staat mag es geben (und ich weiß nicht wie hoch diese ausfallen), jedoch erhielten die Teilweise erwachsenen Menschen mit denen ich arbeitete, so wenig Geld, dass sie zusätzlich arbeiten mussten. Wer weiß ob dies dann dafür reicht um gerechte Einrichtung etc. zu kaufen und es künftig zu pflegen.


    Für mich steht fest: Die Entscheidung ob eine Frau ihr behindertes Kind zur Welt bringen will oder nicht liegt in ihrer Entscheidungsgewalt und der des dazugehörigen Mannes und niemand anderem.

  • Hach ja, das erinnert mich an den Religionsunterricht und die Diskussion mit einem , etwas religionsfanatischen, Mitschüler (man bemerke -> männlich), der immer alles besser wusste :lol:



    Zitat

    Für mich hingegen ist es erst dann ein Lebewesen sobald ein sobald dieses auch versteht was um sich herumpassiert. Ansonsten ist es für mich eine Häufung von Zellen, die noch nicht zu leben begonnen haben. In den ersten drei Monaten ist dies noch nicht der Fall (korrigiert mich wenn ich falsch liege).


    Wenn ich mich richtig erinnere gibt es einige Annahmen dazu. Die Frage ist demnach, ab wann ein menschliches Leben eines ist und bis wann eben noch nicht. Die einen sagen sofort nach der Befruchtung der Eizelle, die anderen erst ab dem dritten Monat (wenn ich mich recht entsinne).
    Ich selber gehöre da wohl zu den anderen. Was mich jedoch auch nicht dann davon abhalten würde noch abzutreiben.
    Das ist ein echt komplexes Thema, bei dem, schätze ich, alle Antworten richtig sind. Man muss halt selbst damit leben können.


    Vorallem finde ich aber, muss das eine Frau wissen. Klar, im besten Fall trifft man Entscheidungen zu zweit, aber (und jetzt seid nicht beleidigt liebe Männer) in erster Linie trägt die Frau das Kind aus. Wenn sie sich also nicht bereit für ein behindertes Kind fühlt, dann ist es das beste abzutreiben. Denn, man bedenke, ein behindertes Kind, oder auch Mensch, ist unglaublich zeitaufwändig und auch kostspielig.


    Zitat

    Sagt man: "Abtreibung? Generell ja." Wird einem oft sofort fehlende Menschlichkeit, Egoismus, Sünde, Mord, oder sonst was angehangen. Sagt man: "Abtreibung bei potenzieller Behinderung? Generell ja." Ist man gleich sogar ein noch schlimmerer Mensch. Nicht nur, dass man ein Menschenleben wegwirft, sondern mann wirft es auch noch aufgrund möglicher Defekte und Komplikationen fort. Sagt man: "Abtreibung? Aus Prinzip nein!", ist man "mutig" und man hat zwar das Gute-Mensch-Gütesiegel sicher, aber man wird trotz allem von anderen belächelt, für unvernünftig oder naiv gehalten, da man ja dadurch "sein ganzes Leben ruiniert". Und wer sagt, es käme ganz auf die Situation an, dem hält man wahrscheinlich noch vor, er hätte keine Meinung, das wäre genauso furchtbar, ignorant oder verantwortungslos


    Ich finde, das hier trifft es ziemlich auf den Punkt.
    Wer kann schon von vornherein sagen, was in diesem Fall richtig oder falsch ist ohne in einer solchen Situation gewesen zu sein?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!