Bildung ist Ländersache, das bedeutet, dass der Unterricht an den Schulen in jedem Bundesland natürlich anders gestaltet ist, von den natur- bis zu den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern. Mich würde jedenfalls interessieren, welche Erfahrungen ihr in eurer Schulzeit mit dem Religionsunterricht im Speziellen gemacht habt oder eben noch macht (sofern ihr einen solchen hattet oder habt; in manchen Bundesländern ist er ja bereits standardmäßig durch ein Fach wie Philosophie ersetzt). Sagt daher am besten dazu, welche Schulart ihr in welchem Bundesland besucht und was für einen Unterricht ihr habt.
Weiter kann die generelle Frage diskutiert werden, ob der konfessionsgebundene Religionsunterricht überhaupt sinnvoll ist oder ob man, wie es ja in einigen Bundesländern schon der Fall ist, stattdessen von Anfang an ein Fach wie Philosophie haben sollte.
Ich war an einem Gymnasium in Bayern und saß lange Zeit im katholischen Religionsunterricht. In den unteren Klassen (oder schon in der Grundschule) hat mich der Unterricht wenig gestört. Man erfährt die Inhalte der eigenen Religion, lernt etwas über die Bibel und den Glauben generell, was ja an sich interessant ist.
Wobei ich sagen muss, dass der Religionsunterricht damals recht lasch war und zu wenig Informationen vermittelte. Das verstehe ich wiederum nicht - wieso in diesem Fach solche Schonung, wenn es in den anderen Fächern von Anfang an zur Sache geht? Die Mitschüler im evangelischen Religionsunterricht haben sich oft auf die Stunden gefreut, denn ... häufig haben sie Mandalas ausgemalt, während im Hintergrund leise, entspannende Musik lief. Wir durften dafür beispielsweise eine bunte Karte von Ägypten malen, um dann irgendwelche biblischen Szenen dort einzuzeichnen (das war in der fünften oder sechsten Klasse am Gymnasium).
In den höheren Klasse kam es schließlich dazu, dass man gesellschaftliche Themen bespricht. An sich klingt das auch nicht schlecht, man kann ja erfahren, wie die Religion zu gewissen Themen steht. Problem war nur, dass nicht sachlich die Argumentation des katholischen Glaubens dargelegt wurden, sondern man diese Argumentation zugleich vertreten musste.
Ich möchte nur ein Beispiel (von vielen) aufgreifen: In der Neunten hatten wir das Thema Abtreibung und die Lehrerin wollte uns einen Film zeigen, in dem eine solche - angeblich, wie sie im Normalfall immer gemacht wird - vorgenommen wird. Vorweg sagte sie, dass es sehr heftig sei und jeder die Möglichkeit habe, den Raum zu verlassen, sobald es ihm zu viel werde. Der Film war tatsächlich heftig und am Ende saß nur noch ein Bruchteil der Klasse im Raum.
Ich bin aus Prinzip geblieben und habe mir alles angesehen. Mit etwas Recherche ließ sich nämlich herausfinden, dass dieser Film absolut falsche Fakten vermittelt, die vorgenommene Abtreibung keine normale ist, sondern zu einem Zeitpunkt der Schwangerschaft stattfindet, an dem es nur noch in Ausnahmefällen zulässig ist. Man hat schlichtweg versucht, uns zu manipulieren, indem man uns eine falsche Wahrheit vorsetzt.
Am Anfang der elften Klasse hatte ich endgültig keine Lust mehr, mir den Religionsunterricht noch länger anzutun, zumal wir einen Lehrer bekamen, der in dieser Hinsicht sehr genau war. Leider hat sich ein Wechsel als schwierig herausgestellt: Man musste ein Formular ausfüllen, um sich offiziell vom Religionsunterricht befreien zu lassen. Der Direktor hat es abgelehnt, da das Schuljahr bereits angefangen hatte. So saß ich nochmals in Religion fest. Dieses letzte Jahr war dann tatsächlich das schlimmste (wenigstens konnte ich mir mit blanken Fakten sehr gute Noten sichern ... schöne Ironie).
Wir haben alles aus religiöser (katholischer) Sicht betrachtet und mussten auch nach diesen Maßstäben die Themen beurteilen. Was die Religion sagt, ist richtig. Eigene Meinung, ade! Gelernt hat man dabei auch nicht sonderlich viel, da sich der Informationsgehalt auf ein Minimum beschränkte.
Nach diesem Jahr konnte ich endlich (und nun, da es Kollegstufe war, plötzlich ohne großen Aufwand) in das Fach Ethik wechseln, mit dem man Religion bei uns ersetzen kann, und das ich dann in der zwölften und dreizehnten Klasse belegt habe. In diesen zwei Jahren habe ich mehr gelernt als im gesamten Religionsunterricht zusammen. Das Klima im Kurs war auch sehr angenehm, es ging locker zu, ohne dass der Inhalt zu kurz kam, und es wurde regelmäßig diskutiert, so dass die eigene Meinung gefördert wurde. Von Mitschülern, die dagegen nach wie vor im Religionsunterricht saßen, erfuhr ich, dass sich nichts an der Herangehensweise dort geändert hatte. Und Religion ist als Abiturfach möglich.
Für mich ist nach diesen Erfahrungen klar: Religionsunterricht ist, spätestens am Gymnasium, absolut fehl am Platz. Ich hatte in der Schulzeit mehrere, verschiedene Religionslehrer und keiner hat wirklich etwas Sinnvolles aus diesem Fach machen können. Meiner Meinung nach sollte stattdessen ein Fach wie Ethik oder Philosophie Pflicht werden, den Religionsunterricht schafft man dafür völlig ab.
... jetzt ihr! xD