Welches ist deine religiöse Gesinnung?

  • Ich bin Atheist und glaube an keine Macht, die höher ist als die der Naturgesetze. Der Punkt, den Vyserhad ansprach, ist aber durchaus interessant, Religionen waren lange Zeit ein wichtiger Bestandteil vieler Kulturen. Ich würde zwar behaupten, dass sich das nach und nach ändert weil viele Religionen nur noch teilweise mit modernen Kenntnissen in Einklang bringen lassen und dadurch auch an Glaubwürdigkeit in ihrer Absolutheit verlieren. Beispiel: Die (katholische) Kirche hat erst 1970 zugegeben, dass Galileo Galilei recht hatte. Quelle ist in diesem Fall mein Physiklehrer, habe selbst jetzt keine nähere Rechersche betrieben. Religion wandelt sich in unserer aufgeklärten Gesellschaft immer mehr zu einem Kompromiss, den manch einer schließt weil er nicht vollständig auf den Glauben an höhere Mächte und die Traditionen verzichten will. Ich nehme niemandem diese (unbewusste) Entscheidung übel, aber ich selbst bin stolz darauf ohne derartige Kompromisse mit der Realität Einklang zu finden. Die einzige "Religion" mit der ich einigermaßen was anfangen kann ist der (Zen-)Buddhismus, obwohl ich da nicht wirklich mit der Bezeichnung als Religion einverstanden bin, eher als Philosophie.


    Die Ergebnisse der Umfrage haben mich schon etwas überrascht, ich hätte nicht erwartet das die Überzahl der Abstimmenden Christen sind, aber vielleicht wird sich der Umfragespiegel ja noch mal ändern wenn das Forum wieder auf diesen Thread aufmerksam ist. Ich bin gespannt.

  • Zitat

    Original von All
    Ich bin Atheist und glaube an keine Macht, die höher ist als die der Naturgesetze. Der Punkt, den Vyserhad ansprach, ist aber durchaus interessant, Religionen waren lange Zeit ein wichtiger Bestandteil vieler Kulturen. Ich würde zwar behaupten, dass sich das nach und nach ändert weil viele Religionen nur noch teilweise mit modernen Kenntnissen in Einklang bringen lassen und dadurch auch an Glaubwürdigkeit in ihrer Absolutheit verlieren. Beispiel: Die (katholische) Kirche hat erst 1970 zugegeben, dass Galileo Galilei recht hatte. Quelle ist in diesem Fall mein Physiklehrer, habe selbst jetzt keine nähere Rechersche betrieben. Religion wandelt sich in unserer aufgeklärten Gesellschaft immer mehr zu einem Kompromiss, den manch einer schließt weil er nicht vollständig auf den Glauben an höhere Mächte und die Traditionen verzichten will.


    Ich glaube nicht, dass Religion deshalb unwichtig wird, bzw. an Boden verliert. Es mag in Deutschland und Teilen der westeuropäischen Kultur so scheinen, aber jenseits davon ist es wohl eher anders herum. Die Menschen sehnen sich oft nach etwas Sinnstiftendem, dass ihnen die jetzige Gesellschaft oft nicht mehr vermitteln mag. Gerade diejenigen, welche nicht zu den absolut unabhängigen und Priviligierten ihrer jeweiligen Region, Kultur und Gesellschaft gehören, finden in Gläubigkeit und Religion die Antworten oder den nötigen Halt.
    Man muss nur mal in die USA sehen. Es ist nicht einfach nur eine leere Phrase, dass dort jeder, vom Präsidenten jeder Partei, bis zum kleinen Mann vor Gericht, der etwas beeidigt, dies mit einem Schwur auf Gott tut, Gott als Zeuge angerufen, oder sein Segen für diese oder jene Sache erfleht wird. Politiker, die nicht glauben, haben in beiden Parteien keine besonderen Chancen Karriere zu machen. Selbst unter den aufgeklärtesten Zeitgenossen finden sich m. E. in den USA immer noch weitaus mehr bekennde Christen irgendeiner Strömung. Wenn ich in US Foren manchmal Diskussionen sehe, die sich um Religion drehen, bin ich als Europäer da oft verwundert. Es ist da eine Selbstverständlichkeit Gott, Jesus und alles Religiöse zu huldigen, sei es zu Feiertagen oder irgendwelchen anderen Anlässen. Man sollte dort sich eher zurückhalten, mit zu kritischen Äußerungen zur Religion und eventuellen Fehlern, die man aus Bibel zu erkennen meint. Religion und Waffen sind Lieblingsthemen und "heilige Kühe" in den Staaten.
    Die Säkularisierung fand hauptsächlich in Europa statt, wo man im Zuge der Glaubenskriege, der französischen Revolution und ihrer Nachfolge, sich nicht nur vom Adel, sondern auch von der Vormacht des Klerus lossagte. In den USA und in den Kolonien war das anders. Dorthin wanderten ja jene Gruppen aus, welche hier ob ihres Glaubens verfolgt wurden und sie bestimmten die Kolonien und damit ist eine starke Religion und Gläubigkeit eines der Fundamente jener ehemaligen Kolonien und dort noch bis heute wirksam.
    Ebenso gab es wohl auch in Asien nie die Emmanzipierung von strengem Glauben und Religiosität. Im Islam sowieso nicht. Wenn man jetzt mal schaut, welche Teile der Welt enormen Aufschwung haben, wo aber auch das höchste Bevölkerungswachstum stattfindet, dann sind das ausgerechnet die Bereiche, wo auch kulturell die Religion noch immer eine wichtige Rolle spielt. Die "Ungläubigen" mit der attheistischen, selbstverliebten Emmanzipation und Post-68er Revoluzzermanie vermehren sich eben nicht sonderlich gut. Die fundamentaleren Gesellschaften oder Kulturen mit stärker konservativen Familienbildern und Religiösität hingegen schon. :zwinkern:

  • Keine strikte Religion, aber Nihilist. Diese Weltanschauung entstand erst innerhalb der letzten 5-8 Jahre - nach ausgiebigen Beobachtungen und Erfahrungen im Leben mit den Menschen auf diesem Planeten.


    Allerdings heißt das nun nicht, dass ich automatisch alle Religionen verteufle. Ich lasse den Menschen ihren Glauben. Das ist okay so, schließlich hat jeder das Recht, sich frei zu entscheiden. So lange wie mir Niemand seinen Glauben aufzwingen will. Auch kritisieren würde ich keine Religion direkt, höchstens das Religionsbild als Solches, welches meiner Meinung nach für die meisten der bisherigen Kriege verantwortlich ist. Den Brauch des Chruistentums empfinde ich als etwas befremdlich, ein bisschen wie die pseudo-glückselige Flucht aus der Realität da draußen, aber auch da gibt es ja Solche und Solche. Ich bewerte letztendlich immer noch den Menschen als Solchen und nicht nach seiner religiösen Einstellung. Am ehesten zugeneigt bin ich dem Buddhismus, welchen ich als sehr vernünftig erachte und der besonders im sprituellen Bereich für einen erweiterten Horizont des Menschen sorgen könnte/tut.


    Soweit dazu. ^^

  • Irgendwie erscheint mir deine Aussage etwas widersprüchlich in diesen Sätzen:


    Zitat

    Original von Audi~
    Allerdings heißt das nun nicht, dass ich automatisch alle Religionen verteufle. Ich lasse den Menschen ihren Glauben. Das ist okay so, schließlich hat jeder das Recht, sich frei zu entscheiden. So lange wie mir Niemand seinen Glauben aufzwingen will. Auch kritisieren würde ich keine Religion direkt, höchstens das Religionsbild als Solches, welches meiner Meinung nach für die meisten der bisherigen Kriege verantwortlich ist.


    und:


    Zitat

    Original von Audi~Ich bewerte letztendlich immer noch den Menschen als Solchen und nicht nach seiner religiösen Einstellung.


    Du kritisierst die Religion nicht, sondern den Menschen, der sie nutzt, aber die (oder eine bestimmte?) Religion, bzw. ihre Lehren und Weisheiten (also das Bild, dass sie dem Menschen vermitteln und mit auf dem Weg geben soll) ist verantwortlich für Kriege? ?( Dabei sind fast, wenn nicht sogar alle, der großen Weltreligionen, die heute noch praktiziert werden, extrem friedfertig in ihren Lehren und Idealen, die sie den Gläubigen nahe bringen. Die drei Monotheistischen geben ebenso ein Leben des Verzeihens und der Gewaltlosigkeit, sowie Verachtung gegenüber diversen Unmenschlichkeiten als Ratschlag mit auf den Weg. Es waren also nicht die Aufrufe der Religion, die Menschen geboten Kriege zu führen. Es waren einzelne Menschen selbst, die den Glauben lediglich missbrauchten und die Schriften so auslegten, dass sie ihnen in den Kram passten. Nicht umsonst durfte die Bibel lange nur in einer Sprache verfasst und gelesen werden, welche die meisten Menschen (sog. Normalbürger) gar nicht verstanden und damit die Aussagen einiger Eiferer nicht zu hinterfragen vermochten.
    Nicht die Religionen sind verantwortlich für Leid, wir sind es selbst. Um es mit den Worten eines fiktiven Priesters aus dem Film "The Mission" zu sagen, als diesem von einem Massaker an der indigenen Bevölkerung, welche sich seinem Schutze zu unterwerfen suchte, am Ende berichtet wird:


    You had no alternative, Your Eminence. We must work in the world. The world is thus.


    No, Señor Hontar...thus have we made the world.


    Anders gesagt, Gott mag vielleicht die Welt erschaffen haben, aber wir selbst haben sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist. Nicht Religion hat Kriege geschaffen und geführt, sondern die Menschen selbst. Es braucht nicht mal Religionen dafür, die blutigsten Kriege, welche die Menschheit bisher erlebt hat, wurden aufgrund ganz anderer Ideoligien geführt und einige werden mit Sicherheit noch folgen.

  • Ich habe für Atheist gestimmt.


    Wobei ich früher evangelisch Erzogen wurde, doch auf grund der schon genannten Vergangenheit und Gegenwart der Kirche, habe ich dieser Religion abgeschworen, ich habe mich nicht mehr wie eines Gottes Kindern gefühlt, wie früher als Kind, sondern, wie ein Gefangener mit Himmel und Hölle...


    Es gab entschiedene Punkte, die mich dazu brachten, ich bin ein Realist und analytisch, weshalb mir das ganze schon als Kind ziemlich schwerfiel.


    Ich glaube deswegen, an die wissenschaftliche Art, wie alles entstanden ist, wobei ich sagen muss, dass ich hier von irgendwem was gelesen hatte, was mir wieder logisch erschien, nämlich, dass es ja auch etwas gegeben haben muss, was den Urknall angeregt hat und dieses etwas kann ich für mich selbst akzeptieren.


    Besonders angetan hat es mir aber im Moment der Polytheismus der Griechen.


    Ich wollte noch dazu sagen, dass ich keiner Religion negativ eingestellt bin oder sie verurteile oder was sonst noch, es ist ihr Glauben und den akzeptiere ich.


    Was mich nur stört, war neulich ein Post: Viele Atheisten etc. sagen immer zu mir :
    ,,Warum trägst du Kopftuch ? Du sahst ohne schöner aus ! "
    ODER (im Sommer )
    ,,Es ist doch voll heiß brennst du nich unter dem Ding "?! -,-
    Doch meine Antwort auf solche fragen ist immer diese : ,, Mir ist villeicht heiß und ich möge hier vielleicht brennen , aber glaub mir während ich meinen Tot genießen und im Paradies sein werde, weil ich ein Muslime bin , wirst du dagegen in der Hölle brennen und verrecken ! ; -D


    So etwas finde ich ziemlich dreist, denn sie wollen, dass man ihre religion tolleriert, aber sie selbst finden, dass sie es wohl nicht nötig haben....

  • Ich bin auf jeden Fall Atheistin.


    Ich hatte auch noch nie wirklich eine andere Einstellung. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Schon von Anfang an hab ich nicht verstanden, was es bringen soll, in die Kirche zu gehen und einen, für mich, nicht vorhandenen Gott anzubeten.
    Durch verschiedene Ereignisse in meinem Leben kann ich auch nicht an so etwas glauben, das immer gütig zu den Menschen sein soll. Ich kann nicht und ich will nicht. Deswegen war auch meine Konfirmanten-Zeit ne ziemliche Herausforderung für mich. Jeden Sonntag in die Kirche zu gehen war schon fast eine Tortur.

  • Vorab... ich glaube an Gott. Das mag sich vielleicht seltsam anhören, aber mein Ansicht werde ich ja im folgenden relativieren.


    Meiner Weltsicht nach ist alles, was so passiert, durch vorhergehende Ereignisse festgelegt. Auf eine bestimmte Ausgangssituation kann nur ein bestimmtes Resultat folgen, welches wiederum als Ausgangssituation ausschlaggebend ist für darauf folgende Ereignisse. Dieses Konzept nennt sich "Determinismus", und dazu sei gesagt, dass mir dieser Begriff nicht im Religionsunterricht untergekommen ist. Vielmehr ist er mir im Informatikunterricht begegnet, im Zusammenhang mit Endlichen Automaten. Darüber habe ich dann nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Leben ebenfalls als deterministischer endlicher Automat abstrahieren ließe. Ein Automat mit einer nicht ersichtlichen Anzahl genau definierter Zustände.
    Ich hab das dann gegoogelt und hab dann entdeckt, diese Denkweise existiert wirklich. Und... ja, seitdem bin ich dem treu geblieben. Nicht nur aus dem Grund, dass es für einen sehr rationalen Denker wie mich sehr überzeugend ist, sondern auch weil ich selbst zu diesem Schluss gekommen bin. Vielleicht ist es das, was in religiösen Texten als Erleuchtung beschrieben wird...
    Nach einer Weile habe ich mich dann mit meinem Religionslehrer darüber unterhalten, jemandem, der manchmal auch Predigten in der evangelischen Kirche abhält, ein sehr aufgeschlossener, liberaler Mensch, der Glaubensfragen sehr objektiv gegenüber steht und die Bibel dementsprechend offen interpretiert.
    Jedenfalls sind wir dazu gekommen, dass sich der Glaube an Gott nicht mit dieser Ansicht beißt. Immerhin, alles muss irgendwann seinen Anfang nehmen. Diese Singularität, dieser Bereich, den wir nicht kennen... das, was vor dem Urknall statt gefunden hat, eröffnet noch immer die Perspektive, dass all das von einem höheren Wesen in die Wege geleitet wurde, was auch immer das ist.
    Das bedeutet allerdings auch, dass Gott nicht über jeden von uns wacht und uns zuletzt in den Himmel oder die Hölle verweißt. Gott hat nur Materie geschaffen, die sich nach bestimmten Regeln verhält. Es herrscht keine Form von direkter Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, zumindest keine ersichtliche. Was Gott nun aber eigentlich ist, das steht vollkommen im Raum. Im Endeffekt ist er nur eine Variable, sozusagen ein Platzhalter für das, was davor kam. Ob man es nun personifiziert oder nicht, spielt ja eigentlich keine Rolle.


    Soviel dazu.^^

  • Finde ich eigentlich ganz schick diese Ansicht. Ich für meinen Teil glaube nicht wirklich an ein Ende oder einen Anfang. Nur weil man sich nicht vorstellen kann, dass etwas nicht anfängt oder aufhört, muss das nicht heißen, dass es nicht möglich ist. Es könnte auch einfach ein gewaltiger Kreislauf sein. Laut einer definition von Zeit ist dies ein Vorgang bei dem sich Materialien aufspalten und zersetzen. Das bedeutet Zeit = veränderung, bis alles was existiert vollständig zersetzt ist. Das wiederum könnte letztendlich dermaßen viel Energie erzeugen, dass es zu einem Urknall oder ähnlichem kommt.


    Ob diese Energie nun von einem Gott stammt, oder einfach nur als eine Art Stoff betrachtet werden kann, weiß ich nicht und ich finde das ist auch ziemlich egal. Denn selbst wenn es einen Gott gibt oder gab, dann müsste auch irgendetwas diesen erschaffen haben, was wieder dazu führt, dass es keinen Anfang gibt.
    Es ist doch ziemlich verbreitet, dass alles was wissenschaftlich, oder durch menschliches Vorstellungsvermögen nicht erklärt werden kann, durch etwas übernatürliches ersetzt wird. So war es früher schon bei einfachen Sachen wie Blitzen, oder einer Sonnenfinsternis, heute sind wir mit den Erklärungen eben weiter, aber man stößt nach wie vor an nur weiter ausgedehnte Grenzen.


    Woher Energie auch immer kommen mag, ich glaube nicht dass der Ursprung sich irgendwie um uns oder den Planeten schert, weswegen ich spontan nicht an einen Himmel, an ein göttliches Gericht, oder eine Hölle glaube. Ich bin eher der Meinung dass nichts sein wird und wir nicht unglücklich damit sein werden. Ich meine wenn nichts ist, wer hat dann noch Grund traurig zu sein?


    Aber ich bin mir nicht sicher, weswegen ich einfach abwarte. Woran ich jedenfalls nicht glaube sind irgendwelche Propheten, "heilige" Schriften im Detail etc.
    Das Meiste davon ist zwar in der Kernaussage dasselbe und gut durchdacht (= seid nett zueinander, dann sind wir alle am besten dran), aber mir geht diese Ausschmückung mit irgendwelchen Engeln und Ritualen und Schießmichtot auf die Nerven. Das braucht wirklich niemand und das ist letztendlich auch der sinnlose Grund für viele Kriege und Vorurteile.


    Woran man getrost glauben kann ist in meinen Augen schlichtes Karma. Das tut niemandem weh, funktioniert teilweise ziemlich sicher (= bist du nett zu mir, bin ich nett zu dir) und hilft für ein besseres Zusammenleben solange es dauert.



    Edit: Habe übrigens Agnostiker gewählt.

  • Nusma, das ist mit das schlüssigste was ich je in Bezug auf Religion gehört habe!
    Klingt auf jeden fall interessant, damit werde ich mich mal auseinander setzen.



    Ich persönlich glaube an keinen Gott.
    Ich sehe "mich" als Mittel-, Dreh- und Angelpunkt meines Lebens. Ich glaube nicht, das irgendeine höhere Macht hinter allem steht und das jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist.
    Prinzipiell habe ich Fragmente aus vielen Religionen in meinen eigenen, persönlichen Glauben übernommen. So finde ich beispielsweise Karma sehr glaubwürdig, nicht unbedingt in dem Sinne der Wiedergeburt, sondern das, wer schlechtes tut auch schlechtes zurückbekommt und dies genauso auch für gutes gilt.
    Jedoch kann ich dem Glauben an "Schicksal", also dem völlig unzusammenhängenden eintreffen von Ereignissen auch nichts absprechen, weil mir das Leben oft genug so erscheint.


    Ich denke, ich habe garkeinen richtigen Glauben in dem Sinne, ich habe ein paar vage Vorstellungen von dem, was in meinen Augen sein könnte und was nicht, aber keine genaue "Gesinnung", weswegen mein text hier auch etwas wirr erscheinen mag.


    Ich habe auch gegen niemanden was. Gerade anhängern der "alternativen" Subkulturen wird ja oft nachgesagt, sie seien gegen das Christentum...
    hm, nö. gegen fanatische Anhänger ebendessen, durchaus, aber das gilt für alle fanatisten.
    Leben und Leben lassen. Soll jeder Glauben was er möchte und wenn jemand an Jesus und den christlichen Gott glaubt, dann ist das etwas schönes für denjenigen, und das Recht dies zu zerstören habe ich nicht.

  • Ich glaube, aber ich bin nicht religiös.


    Im großen und ganzen gilt für mich vieles von dem, was Nusma bereits gesagt hat. Es gibt Ursachen und es gibt Wirkungen und diese Wirkungen führen zu oder sind selber Ursachen für weitere Zustände und Ereignisse. Was nicht heißt, dass der Mensch in der Lage wäre all diese Ursachen und Wirkungen auch tatsächlich zu verstehen oder überhaupt wahr zu nehmen. In meinen Augen ist er dafür viel zu beschränkt. In diesem Sinne fühle ich mich dem Zen sehr nahe, der besagt dass der Mensch lernen muss, abseits von seinem Leben, seinen Wünschen und überhaupt allem was ihn irgendwie beeinflusst zu denken. Erst dann kann so etwas wie Erleuchtung eintreten und diese ist dann weder vermittel- noch erlernbar. Tatäschlich bin ich dem Zen sogar so nahe, dass ich mich mit den Koans (kurzen, scheinbar sinnlosen Gedankenrätseln) befasse und mehrfach in der Woche meditiere. Das sehe ich zwar als Glauben an, nicht aber als Religion.


    Allerdings muss man auch sagen: Jeder Mensch glaubt. Ob er nun glaubt dass Gott im Himmel existiert, dass die Bilder die er im Mikroskop sieht wahr sind oder dass einfach nichts existiert. Alle glauben ab einem bestimmten Punkt einfach nur noch, denn in letzter Konsequenz ist einfach zu viel nicht beweisbar um von "Wissen" zu reden. Diese Einstellung hat mir übrigens meine Mutter nahegebracht, die ein sehr gläubiger Mensch ist, aber sich von der Religion der sie ursprünglich anhing (namentlich der baptistischen Kirche) stark losgesagt hat.


    Nur so meine zwei Cents zu dem Thema.

  • Wenn ich eine Religion wählen muss, dann Agnostiker. Dazu hab ich was Witziges gefunden^^:


    Zitat

    Ein Agnostiker ist ein Mensch, der so viel über die Existenz Gottes nachdachte, bis er deprimiert bemerkte, dass es keine zufriedenstellende Antwort gibt. Anstatt sich also auf eine der beiden Seiten (Gott existiert / Gott existiert nicht) zu stellen, nimmt er keine eindeutige Stellung zum Thema ein, weil sie für ihn in keiner logischen Antwort endet. Es wird oft fehlerhaft behauptet, dass Agnostiker eine Glaubensrichtung wäre, was jedoch falsch ist. Der Agnostiker definiert sich eher dadurch, keiner Glaubensrichtung anzugehören, aber auch nicht eindeutig gegen irgendeine Glaubensrichtung zu sein, was seine Existenz so verwirrend macht, dass er von kaum jemandem verstanden wird. Denn auch die Lehre des Agnostikers, den Agnostizismus, kann nur verstehen, wer diesen langen, nüchternen Gedankengang nachgegangen ist. Und das geht meist schon über die Hirnkapazität der Menschen hinaus. Quelle: Stupidedia


    Ich glaube an keinelei Götter oder so irgendetwas. Mir ist ehrlich gesagt auch egal, solange ich mein eigenes Leben im Griff habe, muss ich mir auch keine Gedanken um irgendwas machen. Meine Großeltern haben ja versucht mich katholisch zu erziehen, hat nicht geklappt. Das an "Gott glauben" und Kirche gehen und so, dazu bin ich ehrlich gesagt zu faul und ich brauche es nicht. Mein Leben hat ja bisher ganz gut geklappt.
    Was ich auch noch anmerken möchte, ist, das die Menschheit an sich vielleicht einfach mal aufhören sollte alles wissen zu "wollen" und sich stattdessen einfach mal darauf konzentrieren, was nötig ist zu wissen. Und ich finde es nicht nötig nach einem Beweis für Gott zu suchen, vermutlich gibt es nicht mal einen. Und ab da hilft nur noch der Glaube: Manche Leute glauben eben, andere nicht. Und ich eben nicht, und mit ist es auch egal.

  • Zuerst muss ich mal sagen: Ich bin echt beeindruckt, dass Ihr so eine klare Meinung zu diesem Thema habt. Mir sind eben beim Durchlesen sehr viele Dinge bewusst geworden, über die ich in gewisser Weise noch nicht nachgedacht habe. :-)
    Ich selbst bin evangelisch, glaube an Gott und fühle mich auch in der Kirche sehr wohl.
    Das alles wurde mir aber nie anerzogen oder gar aufgezwungen. Ich bin mit sechs Jahren selbst auf meine Mutter zugegangen und habe ihr gesagt, dass ich getauft werden möchte.
    Ich hatte auch Phasen im Leben, in welchen ich viel darüber nachgedacht habe, ob ich mich damit und auch mit der Konfirmation richtig entschieden habe. Vieles ist mir durch den Kopf gegangen: Was hat mich so sicher gemacht, dass es Gott wirklich gibt?
    Aber trotzdem muss ich sagen, dass ich nie wirkliche Zweifel hatte. Gedanken ja, Zweifel nein.
    Ich habe meinen Weg da quasi selbst hingefunden und darauf bin ich in gewisser Weise auch stolz, auch wenn sich diese innere Sicherheit bei mir erst mit der Zeit herauskristallisiert hat.
    Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber Ihr wisst ja, dass man in seinem Leben gewisse Dinge durchläuft. Viele sind wunderschön, andere sind schwierig. Man nimmt aus den schönen Zeiten unendlich viel mit, aber ich glaube, dass es gerade die schwierigen Phasen sind, in welchen sich zeigt, was einem wirklich wichtig ist. Bei mir war es beispielsweise so, dass ich den Zeiten, in denen es mir nicht so gut ging, angefangen habe bedachter zu beten. Nicht nur für mich, auch für andere. Und wie soll ich das sagen, es hat sich bei mir einfach was verändert. Ich habe viel für mich gelernt. Dankbarkeit zum Beispiel.
    Ich bete seither jeden Abend und es fühlt sich für mich einfach richtig an. Und ich glaube, das ist das Allerwichtigste. Dass man sich mit seiner Überzeugung wohlfühlt. So war's auch bei mir. Es entstand irgendwie aus einem tiefen, inneren Gefühl und daraus hat sich eine Überzeugung entwickelt, die sich für mich richtig anfühlt und in meinem Leben in gewisser Weise Sinn macht.


    Generell muss ich aber sagen, dass ich mich absolut davon distanziere, anderen Leuten zu sagen: Das ist richtig, das ist falsch!
    Weil hey, wer bin ich, dass ich so etwas sagen kann? Wie ich schon erwähnt habe, ich denke, jeder muss für sich selbst herausfinden, an was er glaubt und an was nicht. Das ist wirklich etwas sehr Persönliches. Menschen, die ständig versuchen, jemandes Meinung zu beeinflussen, kann ich nur schwer ertragen. Vorurteile schon gar nicht. :-)

    "When opportunity knocks, always answer the door. Come on Crosby, we're going up!"


    - Jack, Jack and the Beanstalk (1974)

    Einmal editiert, zuletzt von Ianaria ()

  • Nusma, ich muss sagen, deine Art die Dinge zu sehen ist beeindruckend, so habe ich dass alles noch nicht betrachtet... aber du hast Recht, finde ich, es hört sich vollkommen logisch an.


    Und einen Religionslehrer wie den deinigen hätte ich gerne gehabt, unsere Lehrerin war zwar auch eine nette Person, doch hatte ich bei ihr nie das Gefühl, das man mit ihr über solche Themen reden kann.

  • Ich bin katholischer Christ und habe das - Überraschung - auch gewählt.


    Ich sehe den Glauben als Begleiter, als Freund. Von Kind auf wurde ich mit damit in Behrührung gebracht, es gab aber nie einen Zwang. Meine Eltern haben es immer mir selbst überlassen, ob ich an Gott glauben will oder nicht. So habe ich das für mich durch sehr freundliche und gute Menschen wie unseren ehemaligen Pfarrer entdeckt. Ich sehe die Art und Weise, wie die (heutige!) kath. Kirche das Glauben definiert, größtenteils richtig und schließe mich dem an. Dennoch kann ich nicht die Meinung mancher konservativerer Seiten in den höheren Rängen teilen, dass z.B. Homosexualität falsch ist. Ebenso sind mir die Verbrechen der Kirche wie der Ablasshandel, die Hexenverfolgung oder die Kinderkreuzzüge bekannt. Doch alles in Allem gehe ich gerne in die Messen, um etwas nachzudenken und Ruhe zu finden oder spreche gern mit unserem (erstaunlich liberalen und weltoffenen!) Pfarrer (das soll nicht heißen, dass alle Geistlichen erzkonservativ sein sollen - es entspricht nur nicht unbedingt der öffentlichen Meinung ^^).
    Für meinen Glauben brauche ich keine Argumente, es reicht mir, ihn auszuüben und dennoch weltoffen und aktuell zu sein; es besteht niemals die Dringlichkeit, sich sprichwörtlich wie ein Heiliger aufzuführen oder völlig weltabgewandt zu leben. Religion hat bereits alle Zeiten überlebt und sollte, denke ich, freiwillig sein. Ich sehe sie als Begleiter.


    Das nicht jeder in der heutigen Zeit der Aufklärung an etwas glauben will oder kann, das nicht absolut rational zu erklären ist, sich nicht beweisen oder mit den eigenen Absichten vereinen lässt, verstehe und respektiere ich, ebenso wie die Anhänger anderer Religionen. :)

  • Atheist aus Überzeugung, mir fehlt die Veranlagung an irgendwelchen Überwesen Halt zu finden (Den finde ich in mir selbst und manchen Mitmenschen), davon abgesehen fehlt mir schlicht und einfach der Glaube.

  • Ich bin stolzer Pastafari und glaube an das fliegende Spaghettimonster das die Welt erschaffen hat, nein echt!


    Und vergib uns unsere Reisbällchen, denn wir wissen nicht was wir tun.

    - Zitat aus dem FSM Kodex


    Du befindest dich hier in der Diskussionsecke, was bedeutet, dass gehaltvolle Beiträge erwünscht sind, mit denen man aufeinander eingehen kann. Ein bisschen Jux mag mal angehen, aber du fällst mir in den letzten Tagen vermehrt negativ auf; bitte achte also auf dein Verhalten in den Diskussionsforen und achte unsere Netiquette.


    - Si'naru

  • Lange her, dass ich in diesen Thread geschrieben habe. Lange genug, um mich weiterentwickelt zu haben.


    Ich schrieb damals, ich wäre der Ansicht, unser Universum würde deterministisch ablaufen. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion, nach fest definierten Regeln. Dadurch schloss ich aus, dass Gott einen direkten Einfluss auf die Welt ausüben würde, außerdem stellte ich in Frage, ob es sich bei ihm überhaupt um ein intelligentes Wesen handelt, und behandelte ihn schlussendlich als Variable, die den Rand unserer Erkenntnis darstellt und für das steht, was dahinter liegt.


    Zu dieser Meinung stehe ich bis heute, bisher ist mir nichts begegnet, was mir plausibler erschienen wäre.
    Wie sollte ich also damit umgehen? Ohne Gott, ohne objektive Moral, sogar ohne freien Willen verbrachte ich viel Zeit damit, in meinem Leben einen Sinn zu suchen. Irgendwann kam ich dahinter, dass Sinn nichts als eine abstrakte Form der Wertschätzung ist, subjektiver Natur, zweifellos. Ich folgerte, meine Leben habe keinen höheren Sinn, nur jenen, den ich ihm eigenständig zuweise, auch wenn dies keineswegs meine souveräne Existenz rechtfertigt, da es unmöglich ist, sich selbst zu definieren und zu legitimieren. Nun, da jedoch im Grunde alles, wenn man es weit genug abstrahiert, als einzelne Existenz betrachtet werden kann, ist nichts legitim. Die Welt ist nicht legitim, das Universum hat keinen Sinn, so meine Schlussfolgerung. Aufgrund meiner vielen Abstraktionen war ich außerdem an dem Punkt angelangt, zu glauben, Leben generell würde nicht existieren, da es sich dabei im Grunde ebenfalls nur um eine menschlich-abstrakte Einordnung handelte.
    So, und jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich darüber nachdenke, ob die Existenz des Universums nicht sogar nichtig ist. Natürlich im physikalischen Sinne, nicht im rationalen Sinne. Offensichtlich existiert da doch irgendwas, sonst würde ich hier nicht annähernd so munter vor mich hin texten. Dennoch, in der Quantenphysik gibt es einen Grundsatz, der lautet: Wenn etwas sein Umfeld nicht beeinflusst, dann existiert es nicht.
    Gehen wir das Ganze mathematisch an: Unser Universum ist 0. Null bedeutet, es ist nichts, allerdings kann man 0 auf verschiedene Arten ausdrücken. 2 + (-2) = 0. Demnach ist Null die Bilanz eines Prozesses, der sich schlussendlich perfekt ausgleicht. Darstellen kann man das auch anhand zwei entgegengesetzt voneinander verlaufender Vektoren bzw. Kraftpfeile <------x------> , die sich somit gegenseitig aufheben. Vektor - Gegenvektor, Kraft - Gegenkraft. Baum - Gegenbaum? Antibaum? Antimaterie?
    Mir kam die Idee, man könnte den Punkt x, von dem die Vektoren weg laufen, als Ort des Urknalls festsetzen. Demnach gäbe es für jedes Subatomare Teilchen ein identisches Gegenteilchen, direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Universums, nur eben punktsymmetrisch gespiegelt. Wenn man das mit den Gesichtspunkten des Determinismus verbindet, dann wäre auf der gegenüberliegenden Seite des Universums genau dieselbe Erde mit genau denselben Leuten und genau dem gleichen Nusma, der gerade über verrücktes Zeug nachdenkt, da dort ja alles identisch entwickelt sein muss.
    Gruselig wird es dann, wenn ein Mensch nun in ein Raumschiff steigt und zum Zentrum des Universums fliegt, zum Punkt x, dort wo der Urknall stattgefunden hat. Wenn man rein aus Spaß annimmt, dass dort keine Hindernisse wären, dann müsste dieser Mensch dort seinem punktsymmetrischen Doppelgänger begegnen, da dieser nach den Gesetzen des Determinismus am anderen Ende des Universums ebenfalls zur gleichen Zeit auf die Idee gekommen sein muss. Also steigen beide Raumfahrer in ihren Raumanzügen aus ihren Raumschiffen aus und nähern sich einander. Das erste, was für sie komisch wäre, ist, dass beide, relativ zueinander, auf dem Kopf stehen. Natürlich versuchen sie, das zu beheben, und drehen sich mit den Düsen ihrer Raumanzüge zur Seite, doch da sie beide identische Doppelgänger sind, kommen sie gleichzeitig auf den Gedanken und fangen gleichzeitig an, sich zu drehen, wodurch sie nichts erreichen und punktsymmetrisch zueinander verbleiben. Sie denken gleichzeitig, merken gleichzeitig, dass das nichts bringt, und halten gleichzeitig an. Dann versuchen sie, zu kommunizieren, doch da ihnen diese Idee gleichzeitig in den Sinn kommt, sagen sie beide das gleiche zur gleichen Zeit, was dazu führt, dass sie sich gegenseitig ins Wort fallen, obwohl sie eigentlich das gleiche gesagt haben. Dann erkennen sie, dass sie sich ohnehin nichts sagen könnten, was der andere nicht ohnehin schon wüsste, geben sich ein punktsymmetrisches High-Five und ziehen wieder ihrer Wege. Leider haben beide, durch das viele drehen und fliegen bei dem Versuch, die Punktsymmetrie zu überwinden, den Überblick verloren, welches Raumschiff nun das ihre ist, und da nicht nur die Raumschiffe, die Funkfrequenz der Raumschiffe, der Asteroid, neben dem sie es geparkt haben, sowie der gesamte Sternenhimmel dahinter gleich ist, gibt es auch keinen Weg für sie, das herauszufinden. Also ziehen beide wieder ab, gleichzeitig, versteht sich, und fliegen zurück auf ihren Planeten, auf dem noch alles genauso ist, wie gehabt (*Relativitätstheorie ignorier*), und sie werden nie erfahren, ob sie nun richtig sind, oder ob ihr richtiger Planet doch am anderen Ende des Universums liegt. Dafür haben sie jedoch ein ziemlich stichhaltiges Indiz für die Existenz von Determinismus herausgefunden, nur ein empirisches, aber dafür ein ziemlich überzeugendes. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann gibt es sie noch doppelt.


    -The End



    Scheiße, dabei sollte ich doch eigentlich Mathe lernen…

  • Ach du meine Güte! Wie konnte ich nur diesen Thread übersehen! So ein unendlich wichtiges Thema; kaum etwas hat unsere Kultur so dermaßen beeinflusst, ja beeinflusst es sogar heutzutage noch so sehr, wie das Thema der Religion. Natürlich möchte ich auch hier meinen Senf dazugeben, denn es gibt hierzu, denke ich, noch soviel mehr zu sagen.


    Zunächst einmal möchte ich aber 2 Sachen zum Thread selbst anmerken. Erstmal das Wichtigere: „Welches ist deine religiöse Gesinnung“ suggestiert auch beim Atheismus eine Religion. Das ist eine krasse Missrepräsentation dessen, was Atheismus eigentlich bedeutet. Atheismus erfüllt nicht die substantialistischen und funktionalistischen Definitionen einer Religion und ist damit auch selbst keine; es handelt sich dabei nicht einmal um eine Weltanschauung; dazu die Begriffserklärung: Theismus ist der Glaube an Götter im Allgemeinen (Monotheismus= Glaube an einen Gott; Polytheismus = Glaube an viele Götter). Die Vorsilbe A heißt nicht: Atheismus – Nicht an Götter glauben. Es ist damit nur, und wirklich nur, die Ablehnung einer Vorstellung eines Gottesbildes. Im weiteren Sinne verwendet man es aber auch als Ablehnung jeglicher religiösen Vorstellung, ohne, dass man selbst eine auf die Beine stellt. Der Eingangspost lässt vermuten, dass dem Threadersteller dies nicht bekannt war; deshalb empfehle ich eine Umbenennung des Threadtitels in z.B.: „Wie stehst du zum Thema Religion?“, da diese Formulierung neutraler ist und den Atheismus auch Atheismus sein lässt.


    Zweitens ist die extra-Auflistung des Punktes Agnostiker ebenfalls irreführend, da es hier falsch verwendet wird. Hier wird es dargestellt, als sei es einfach eine schwächere Form des Atheismus; ein Atheist meine zu wissen, dass man die Nichtexistenz Gottes beweisen kann, der Agnostiker hingegen sei einfach der Meinung, man habe nicht genug Beweise um Theist oder Atheist zu sein. Tatsächlich ist aber die Definition eine ganz andere: Gnostiker kommt vom Wort „gnosis“ und bedeutet „Erkenntnis“. Ein Gnostiker ist also ein Wissender; im Zusammenang mit Religion also einer, der über religiöses Wissen verfügt. Ein Agnostiker ist also einer, der das nicht hat – ein nicht wissender also. Damit ist es aber keine religiöse Ansicht, sondern eine reine Feststellung, ob man etwas weiß oder nicht weiß. Ob man religiös ist oder nicht ist eine Glaubenssache – keine Wissenssache. Damit kann man auch z.B. ein agnostischer Theist, oder aber ein agnostischer Atheist sein – also einer, der den Glauben an Götter ablehnt, obwohl er einsieht, dass es weder genug Beweise für oder gegen diese Ansicht gibt. Menschen, die Agnostiker angeben missverstehen meist die Verwendung dieses Wortes und halten es für den „vernünftigen Mittelweg“, wenn man eigentlich auf dem Weg ist, sich dem Atheismus zuzuwenden, da Atheisten oft als radikal angesehen werden.
    Dementsprechend würde ich empfehlen, diesen Punkt – der Richtigkeit halber – aus der Liste der Auswahlmöglichkeiten zu entfernen.


    Bevor ich jetzt eigentlich erst mit meiner Antwort loslege (ach du meine Güte) möchte ich darauf hinweisen, dass nichts, was ich schreibe, persönlich gemeint ist, sondern nur sachlich um der Diskussion willen erläutert wird. Ich schreibe das hier extra dazu, weil ich mit Religion oftmals die Erfahrung gemacht habe, dass viele, viele Menschen sehr empfindlich darauf reagieren. Das ist auch weiter nicht verwunderlich – schließlich geht es um das Weltbild des Menschen.


    Und bevor ich zu meiner eigenen religiösen Einstellung komme, wollte ich erst auf Nusma antworten :)


    Zitat

    Ich schrieb damals, ich wäre der Ansicht, unser Universum würde deterministisch ablaufen. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion, nach fest definierten Regeln. Dadurch schloss ich aus, dass Gott einen direkten Einfluss auf die Welt ausüben würde, außerdem stellte ich in Frage, ob es sich bei ihm überhaupt um ein intelligentes Wesen handelt, und behandelte ihn schlussendlich als Variable, die den Rand unserer Erkenntnis darstellt und für das steht, was dahinter liegt.


    Das ist durchaus keine schlechte Ansicht. Wir können physikalische Gesetze bis zu einem gewissen Grad bevolgen; sicherlich wissen wir noch lange nicht alles, aber das, was wir wissen, deutet darauf hin, dass sich auf diese physikalische Weise früher oder später alles wird erklären lassen, und ja, dadurch wird ein eigenständig handelnder Gott unwahrscheinlich. Allerdings empfinde ich an dieser Stelle bei dir ganz stark den christlich erzogenen: Bei deiner Überlegung, wie das Universum funktionieren könnte, verspührst du das Bedürfnis, einen Gott irgendwo einzubauen. Du machst das Vernünftige: Gott passt nicht so recht ins Bild, also stellst du ihn als die Figur dar, die das Unwissbare repräsentiert. Aber: Warum? Wozu? Wenn du nicht erst von der Bedigung ausgegangen wärst: Irgendwo und in irgendeiner Form muss es Gott geben, wärst du nie zu diesem Schluss gekommen. Wenn du rein auf vernunfbasierter Grundlage argumentierst und keine Annahmen machst (Gott muss es irgendwie geben), sondern rein auf deine Gedanken basiert deine Schlüsse ziehst, wird es nicht nötig zu sagen: Das was dahinter ist, ist Gott. Auch funktioniert deine Ansicht an dieser Stelle auch wunderbar, wenn man Gott nicht noch mit einbaut.


    Zitat

    Zu dieser Meinung stehe ich bis heute, bisher ist mir nichts begegnet, was mir plausibler erschienen wäre.
    Wie sollte ich also damit umgehen? Ohne Gott, ohne objektive Moral, sogar ohne freien Willen verbrachte ich viel Zeit damit, in meinem Leben einen Sinn zu suchen. Irgendwann kam ich dahinter, dass Sinn nichts als eine abstrakte Form der Wertschätzung ist, subjektiver Natur, zweifellos.
    Ich folgerte, meine Leben habe keinen höheren Sinn, nur jenen, den ich ihm eigenständig zuweise, auch wenn dies keineswegs meine souveräne Existenz rechtfertigt, da es unmöglich ist, sich selbst zu definieren und zu legitimieren. Nun, da jedoch im Grunde alles, wenn man es weit genug abstrahiert, als einzelne Existenz betrachtet werden kann, ist nichts legitim. Die Welt ist nicht legitim, das Universum hat keinen Sinn, so meine Schlussfolgerung.


    Das ist eine sehr richtige, erwachsene und gesunde Ansicht. Statt davon auszugehen, dass es eine objektive Moral einer übersinnlichen Gottheit gibt, sodass man Ethik (wieso kommen wir immer auf dieses Thema zu sprechen? :ugly: ), die auf Vernunft und Empathie basiert möglicherweise aufrund einer religiösen Schrift ablehnt, gehst du hier davon aus, dass Ethik subjektiv ist und wir dementsprechend durch geistiges Voranschreiten und durch Aufklärung in der Lage sind, selbstständig eine Welt der guten Moral zu bauen.
    Allerdings ist die Folgerung mit der Legitimierung des Menschen als Unmöglichkeit aufgrund fehlendem vorangegangenen Sinn nicht unbedingt die logische Konsequenz aus den vorangegangenen Gedanken. Vielmehr schätze ich es als gesünder zu sagen: Ich existiere, und damit soll es mir genug sein. Ich existiere aus dem reinen Zufall heraus, aber ich beeinflusse direkt und auf ganz starke Art meine direkte Umwelt, und jenachdem, was ich aus meinem Leben mache, vielleicht auch die menschliche Gesellschaft an sich. Die Frage nach einer Legitimierung finde ich hier nicht nötig.


    Zitat

    Aufgrund meiner vielen Abstraktionen war ich außerdem an dem Punkt angelangt, zu glauben, Leben generell würde nicht existieren, da es sich dabei im Grunde ebenfalls nur um eine menschlich-abstrakte Einordnung handelte.


    Auch hier fehlt mir die Verbindung zum vorangegangenen; die bisherigen Gedanken lassen einen zwar fragen: Was ist Existenz? Es bietet mehr Raum für weitere Überlegungen und für eine tiefere Philosophie, aber die Aussage, Leben würde nicht existieren, scheint hier ein wenig aus der Luft gegriffen. Und bei der Existenzfrage allgemein würde ich mich immer nach Descartes richten: Cogito ergo sum. Die Existenz können wir, soweit es geht, wissenschaftlich nachweisen. Ob es dabei natürlich jetzt nur eine Illusion ist oder tatsächliche Existenz, das können wir einfach nicht wissen. Aber von „nicht wissen“ zu „gibt es nicht“ ist es noch ein langer Weg.


    Zitat

    So, und jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich darüber nachdenke, ob die Existenz des Universums nicht sogar nichtig ist. Natürlich im physikalischen Sinne, nicht im rationalen Sinne. Offensichtlich existiert da doch irgendwas, sonst würde ich hier nicht annähernd so munter vor mich hin texten. Dennoch, in der Quantenphysik gibt es einen Grundsatz, der lautet: Wenn etwas sein Umfeld nicht beeinflusst, dann existiert es nicht.


    Eigentlich genau dasselbe wie eben. Wir wissen nicht, wie real tatsächlich alles ist, aber wieso sollte man deswegen die Existenz davon anzweifeln? Aber hier gehst du langsam in die Naturwissenschaften über...


    Zitat

    Gehen wir das Ganze mathematisch an: Unser Universum ist 0. Null bedeutet, es ist nichts, allerdings kann man 0 auf verschiedene Arten ausdrücken. 2 + (-2) = 0. Demnach ist Null die Bilanz eines Prozesses, der sich schlussendlich perfekt ausgleicht. Darstellen kann man das auch anhand zwei entgegengesetzt voneinander verlaufender Vektoren bzw. Kraftpfeile <------x------> , die sich somit gegenseitig aufheben. Vektor - Gegenvektor, Kraft - Gegenkraft. Baum - Gegenbaum? Antibaum? Antimaterie?


    Ok, hier werde ich versuchen vorsichtig zu sein, denn wir bewegen uns jetzt in einem Bereich, in dem ich gar keine Ahnung habe und nicht mit reiner Logik arbeiten kann xD
    Klingt bisher recht verständlich, nur: Wieso ist Universum 0? Meinst du im Sinne von: Das Universum „sei“ 0? Oder worauf basiert die Überlegung, das Universum sei 0?



    Zitat

    Mir kam die Idee, man könnte den Punkt x, von dem die Vektoren weg laufen, als Ort des Urknalls festsetzen. Demnach gäbe es für jedes Subatomare Teilchen ein identisches Gegenteilchen, direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Universums, nur eben punktsymmetrisch gespiegelt. Wenn man das mit den Gesichtspunkten des Determinismus verbindet, dann wäre auf der gegenüberliegenden Seite des Universums genau dieselbe Erde mit genau denselben Leuten und genau dem gleichen Nusma, der gerade über verrücktes Zeug nachdenkt, da dort ja alles identisch entwickelt sein muss.
    Gruselig wird es dann, wenn ein Mensch nun in ein Raumschiff steigt und zum Zentrum des Universums fliegt, zum Punkt x, dort wo der Urknall stattgefunden hat. Wenn man rein aus Spaß annimmt, dass dort keine Hindernisse wären, dann müsste dieser Mensch dort seinem punktsymmetrischen Doppelgänger begegnen, da dieser nach den Gesetzen des Determinismus am anderen Ende des Universums ebenfalls zur gleichen Zeit auf die Idee gek...ste, geben sich ein punktsymmetrisches High-Five und ziehen wieder ihrer Wege. Leider haben beide, durch das viele drehen und fliegen bei dem Versuch, die Punktsymmetrie zu überwinden, den Überblick verloren, welches Raumschiff nun das ihre ist, und da nicht nur die Raumschiffe, die Funkfrequenz der Raumschiffe, der Asteroid, neben dem sie es geparkt haben, sowie der gesamte Sternenhimmel dahinter gleich ist, gibt es auch keinen Weg für sie, das herauszufinden. Also ziehen beide wieder ab, gleichzeitig, versteht sich, und fliegen zurück auf ihren Planeten, auf dem noch alles genauso ist, wie gehabt (*Relativitätstheorie ignorier*), und sie werden nie erfahren, ob sie nun richtig sind, oder ob ihr richtiger Planet doch am anderen Ende des Universums liegt. Dafür haben sie jedoch ein ziemlich stichhaltiges Indiz für die Existenz von Determinismus herausgefunden, nur ein empirisches, aber dafür ein ziemlich überzeugendes. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann gibt es sie noch doppelt.


    Ok, doch nicht so wahnsinnig stark von Wissenschaft geprägt, also doch nicht so schlimm :ugly:
    Zwar interessante Überlegungen, aber ich halte sie trotzdem für nicht ganz schlüssig.
    Lassen wir das Universum tatsächlich 0 sein, so muss es natürlich in der Rechnung auf beiden Seiten klar aufgehen. Aber wie du schon sagtest: 2-2=50-50 (wow bin ich einfallsreich) ergibt auch eine richtige Aussage, zeigt aber auch direkt wo das Problem liegt: Man kann auf verschiedenste Art und Weise die 0 erreichen, und so muss das Universum an sich nicht zwangsläufig punktsymmetrisch sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass die gegenüberliegende Seite auch nur annähernd so aussieht wie hier ist unendlich klein; lediglich die Bilanz aus dem Ganzen würde sich gleichen – also die Menge an Energie, Raum, Masse usw.


    Zudem halte ich es für sehr unwahrscheinlich, weil ich die Idee des Determinismus nicht für sonderlich haltbar befinde. Es ist eine Idee, die sich insbesondere aus den Gesetzen der Thermodynamik gebildet hat – Es kann keine Energie erzeugt oder zerstört werden, und die Umwandlung muss eine Ursache haben – Aktion und Reaktion. Unabhängig davon, ob wir einen echten freien Willen haben oder nicht – das können wir wann anders ausdiskutieren – ignoriert die strikte Annahme, dass der Determinismus überall anwendbar sei, leider die Realität der Probabilität – der Stochastik. Es ist nunmal so, dass viele Sachen zu einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zufällig auftreten, und es kann so determiniert sein, wie man will, den Einfluss des Zufalls kann keiner bestreiten. Und bei gleicher Wahrscheinlichkeit kann man nicht davon ausgehen, dass sich auf beiden Enden des Universums – sofern wir vorherigen Punkt außer Acht lassen – zufällig immer dasselbe Ergebnis gibt. Tatsächlich gibt es auch Wissenschaft-Philosophische Ansätze, die von Paralleluniversen sprechen – es gibt unendlich viele Universen, in jedem Universum ist ein bestimmtes Ereignis zufällig verlaufen. Entscheidest du dich morgen z.B., mit einem blauen Hut aus dem Haus zu treten, hast du damit ein neues Paralleluniversum geschaffen, da du in einem anderen mit einem roten Hut das Haus verlassen hast, in einem anderen wiederum gar keinen Hut usw. – denn die Realität ist im Endeffekt nur eine Summe aller Wahrscheinlichkeiten lt. dieser Theorie. Du hast vorhin Quantenmechanik erwähnt – auch dort wird diese Aussage gemacht.


    Okay! Damit bin ich mit diesem Punkt fertig, und ich komme abschließend zu meiner persönlichen Meinung bzgl. Religion.


    Es war denke ich nicht schwer herauszulesen (wer bis hierhin mitgelesen hat), dass ich Atheist bin. Ich bin generell bei der Frage, ob es Gottheiten gibt oder nicht, ein agnostischer Atheist: Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, da wir es einfach nicht wissen können, aber ich sehe keinen Grund darin, an irgendwelche Götter zu glauben. Im Hinblick auf Götter der gängisten Religionen heutzutage – ich denke dabei vor allem an die abrahamitischen Religionen, aber auch an den Hinduismus – bin ich aber der Meinung zu wissen, dass es sie nicht gibt. Man kann zwar keine Beweise dagegen aufzeigen – man kann nämlich NIEMALS ein Negativ ent-weisen (sucht mal Beweise gegen Einhörner...) – aber man kann Fehler in ihrer Definition anhand ihrer heiligen Schriften entdecken – und derer gibt es jede Menge, z.B. einem alles-vergebenden Gott, der aber die komplette Welt überflutet und damit fast alle Menschen und Tiere der Welt zerstört – das ist ein Paradox, und demnach muss die Definition dieser Gottheit falsch sein, ergo, es gibt ihn nicht.


    Bei der Frage, ob man jetzt allgemein an eine übersinnliche Macht glaubt oder nicht, werde ich oft gefragt, warum ich denn so überzeugt sei, es müsse doch mehr geben als das, was wir bisher wissen usw. – dazu kommt jetzt meine Erklärung.


    In der Welt kann man allgemein nur schwierig absolute Wahrheiten feststellen, weil es eben soviel gibt, was wir noch nicht wissen. Allerdings arbeitet unsere moderne Wissenschaft mittlerweile mit der Wissenschaftlichen Methode und der Nullhypothese, und an die halte ich mich wenn es darum geht, Wahrheiten zu erfassen:


    Man legt eine Nullhypothese fest. Diese Nullhypothese ist die als wahr anzuerkennende Position. Sie muss leicht widerlegbar sein, d.h. ein kleiner Beweis muss ausreichen, umd es als falsch anzuerkennen – dann wird die Alternative als Wahr angenommen und als neue Nullhypothese definiert. Solange die Nullhypothese nicht widerlegt wird, wird sie als wahr anerkannt, denn es gibt keinen vernünftigen Grund davon auszugehen, sie sei nicht wahr – außer man hat eben entsprechende Beweise, und dann wird die Nullhypothese ja auch direkt als falsch eingestuft.


    Wenden wir diese Methode also auf die Wahrheit der Gottesfrage an, sieht es ähnlich aus. Die Aussage „Es gibt keinen Gott“ muss die Nullhypothese sein, weil „Es gibt Gott“ nicht zu ent-beweisen ist – nicht weil die Gottesposition so überzeugend ist, sondern weil man wie oben schon gesagt einen Negativ nicht beweisen kann. Man kann genauso wenig beweisen, dass es Einhörner, Trolle oder sonstwas in der Realität gibt. Also: „Es gibt Gott“ kann nicht Nullhypothese sein, weil es unmöglich ist das Gegenteil zu beweisen. Dementsprechend muss „Es gibt keinen Gott“ unsere Nullhypothese sein; es passt auch deshalb, weil es einfach ist das Gegenteil zu beweisen: Ein kleiner Beweis für die Existenz Gottes reicht aus.


    Also: Ich halte an die Nullhypothese fest, dass es keine Gottheit gibt, und das solange, bis ich einen Grund habe diese Überzeugung aufzugeben. Natürlich kann es Gottheiten geben, aber ich habe keinen Grund solch eine Annahme zu machen. Wozu auch?


    Ein anderer, weniger methodisch basierter Grund wäre aber auch die folgende Überlegung:
    Jede Religion, jede Fraktion dieser Religionen, und jede Sekte macht den Anspruch, den richtigen Weg innezuhalten. Jede dieser Religionen usw. hat massenhaft Menschen, die behaupten, dass sie mit ihrer Gottheit oder sonstwas sprechen können oder Erfahrungen gemacht haben, die sie absolut überzeugt haben (Unfall knapp überlebt oder eine schlimme Krankheit überwunden o.Ä.) und sind deswegen absolut davon überzeugt, ihr Weg sei der richtige. Wo ist aber bitte der Unterschied? Wieso ist Religion A besser als Religion B, wenn beide dieselben „Beweise“ an den Tag Bringen? Man kann es mit folgendem Gedankenspiel beschreiben: Stell dir vor, du stehst in einem kreisförmigen Raum; es gibt allerdings im Raum tausende Türen, die aus den Raum hinausführen. Du nimmst die erste Tür und läufst eine Weile einen Gang entlang. Immer mal wieder taucht eine Person auf, die dir sagt „Ja, du befindest dich auf dem richtigen Weg! Nur weiter so!“ Irgendwann überlegst du dir aber „Ach, das war vielleicht doch die falsche Tür“, gehst zurück und probierst eine andere. Auch hier triffst du in regelmäßigen Abständen eine Person, die dich dazu ermutigt weiterzumachen. Irgendwann kommt dann hoffentlich die Überlegung: Egal, welchen Weg ich nehme, überall treffe ich auf andere Leute, die von der Richtigkeit dieses Weges überzeugt sind. Ich kann unmöglich alle Wege ausprobieren; dazu fehlt mir die Lebenszeit. Ich muss also entweder hoffen, dass mein Weg der richtige ist, denn ich habe nur noch für diesen Weg genug Zeit.“
    Wenn die Überlegungen sogar noch besser und weiter gehen, stellt man irgendwann fest, dass dieses Spiel UNMÖGLICH zu gewinnen ist. Man könnte meinen Atheismus also so definieren:
    Die Ablehnung, ein unmögliches Spiel zu spielen, und mich stattdessen auf rationale Sachen zu konzentrieren.


    Sooooooo
    Ich bin endlich fertig :ugly:
    Ich hoffe, dass ich für den einen oder anderen einige interessante Punkte erläutert habe, und für den einen oder anderen ist jetzt hoffentlich die Position des Atheisten etwas logischer nachvollziehbar. Ich habe jetzt absichtlich die Ethik (fast) komplett außen vor gelassen, denn bisher haben wir uns nur damit befasst, warum es unnötig ist eine Religion zu haben. Mit der Ethik kommen wir dann in einen etwas kontroverseren und schwierigeren Bereich hinein, den ich hier wenn möglich eher vermeiden möchte.


    Sry für den langen Text, und auch viel Spaß beim Lesen (falls es lesbar ist).


    LG
    Tido


    Edit: Morgen geht die Schule wieder los, und ich schreibe hier Romane...

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