In Berlin regnete es gestern im Strömen... ob es daran lag, dass im Berliner Tempodrom die Hymne des Sturms magisch eingeübt wurde, kann man nur vermuten. Es hielt aber nicht die zahlreichen Zelda-Fans davon ab, sich bei dem schlechten Wetter vor dem Tempodrom zu versammeln und sehnsüchtig den Einlass zu erwarten. Wir waren auch dabei und wollen an der Stelle unsere Eindrücke zu dem einmaligen Konzert schildern.
Die Idee zur Symphony of the Goddesses entstand ursprünglich aus den drei Konzerten in London, Tokyo und Los Angeles, welche in 2011 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Zelda-Reihe stattfanden. Produzent Jason Michael Moore formte dann daraus die uns bekannte Tour, welche 2012 in über 20 Städten aus den USA und Kanada auftrat. Zum Abschluss ging es dann noch in internationale Gefilde mit Konzerten in Sydney, London, Paris und schlussendlich Berlin.
Und da standen wir nun, in strömenden Regen vor den Toren des Tempodroms, in dessen Hallen das Konzert stattfand. Vielleicht lag es am schlechten Wetter, vielleicht sind die deutschen Fans auch einfach nicht sonderlich extrovertiert, aber allzu viele verrückte Cosplayer gab es bei der Veranstaltung nicht zu sehen. Ein Link da, eine Medolie hier, aber ansonsten waren hauptsächlich Zelda-Shirts und -Accessoires angesagt, wie z.B. eine flotte Ezelo-Mütze. Auf jeden Fall war es aber ein schönes Gefühl, sich unter so vielen Gleichgesinnten zu befinden, die alle aus demselben Grund gekommen waren: Zelda.
In der Vorhalle konnte man auch zur Symphony of the Goddesses T-Shirts für 25€ und Poster für 10€ erstehen, wo natürlich das größte Gedränge war - auch egal, Hauptsache es steht "Zelda" drauf. Im Gegensatz zu London, wo die Sachen schnell ausverkauft waren, war hier aber reichlich für alle da, so dass man sogar nach dem Konzert noch etwas erstehen konnte. Wer sich Tickets für 99€ gesichert hatte oder nach dem Konzert beharrlich genug war, bekam auch ein Booklet dazu geschenkt, welches die Verantwortlichen des Konzerts, sowie alle 16 Haupttitel der Zelda-Reihe mittels Artwork und Cover präsentiert, gepaart mit Zitaten aus der Fachpresse über die Bedeutungsschwere von Zelda in Englisch, Deutsch und Französisch.
An den Merchandise-süchtigen Massen vorbei ging es dann in die große Konzerthalle, wo das eigentliche Geschehen stattfand. Mit den "billigeren" Plätzen im Oberrang konnte man eigentlich recht zufrieden sein - man hatte einen guten Ausblick auf das gesamte Orchester, den man in der Manege so nicht gehabt hätte, auch wenn man dort näher am Geschehen sitzt. Nachteil der hinteren Plätze war aber sicherlich, dass es doch etwas leise war. Während die Manege, der Unterrang und die mittleren Blöcke des Oberrangs bis auf vereinzelte Plätze gänzlich gefüllt waren, blieben die vier äußeren Blöcke des Oberrangs aber nahezu leer, was einen eher traurigen Eindruck machte und wo wahrscheinlich auch Plätze umverteilt worden sind. Aber angesichts der Tatsache, dass das Konzert in der mittelsten Woche stattfand, kann man mit den Verkaufszahlen wohl auch nicht unzufrieden sein.
Während der Wartezeit wurde man übrigens mit verschiedenen Hintergrundmusiken aus der Zelda-Reihe unterhalten, darunter Titel aus Four Swords Adventures oder die Musik vom Waldtempel aus Ocarina of Time - Lieder, die nicht Teil des Konzerts waren und damit noch mehr Abwechslung an diesem Abend boten.
Einen seltenen Anblick boten auch die zahlreichen Nintendo 3DS-Besitzer, welche die Wartezeit damit verbrachten, ordentlich auf dem Gerät die Tasten zu polieren. Selten hat man so viele Nintendo 3DS in Aktion gesehen. Grund dafür war wohl die Begrenzung auf 10 StreetPass-Begegnungen in der Mii-Lobby, wodurch sich einige genötigt gefühlt haben, vor und nach dem Konzert, sowie während der Pause Puzzle-Teile einzutauschen und "Rettet die Krone" zu spielen, damit mehr Leute nachrutschen können... Wer sich die Mühe gemacht hat, konnte aber dutzende StreetPass-Empfänge nutzen, um seine Puzzle-Sammlung zu vervollständigen. Sicherlich eine seltene Gelegenheit.
StreetPass, Merchandise und Cosplay sind natürlich aber nur Nebensächlichkeiten. Der eigentliche Grund, warum wir alle gekommen waren, war die wundervolle Musik, die vom Deutschen Filmorchester Babelsberg in Begleitung des Berliner Stabschor vorgetragen wurde. Komponiert wurden die Stücke von Chad Seiter, der an der Seite von Michael Giacchino an verschiedenen J.J. Abrams-Produktionen mitgewirkt hat, u.a. LOST und Star Trek. Dirigiert wurde das Orchester von der jungen Eímear Noone, die man für ihre Arbeit an World of Warcraft, Starcraft und Diablo kennt. Sie dirigierte auch schon die Aufnahmen, die für die The Legend of Zelda: 25th Anniversary Special Orchestra CD gemacht worden sind, welche in limitierter Fassung dem Spiel Skyward Sword beilag. Sie kann übrigens auch sehr gut Deutsch und nutzte dies, um sich nach dem Eröffnungsstück erst einmal selbst vorzustellen.
Dann trat Produzent Jeron Moore auf die Bühne, der zwischendurch immer wieder die nächsten Stücke angekündigte und deren Intention erklärte. Moore gibt sich als Zelda-Fan der ersten Stunde zu erkennen, der mit dieser Produktion seiner Leidenschaft zu Zelda Ausdruck verleihen wollte, und das merkte man ihn auch an. Souverän verstand er es die verschiedenen Musikstücke einzuleiten und das Publikum zu begeistern. Hier stand ein echter Zelda-Fan vor uns, dem wir dieses einmalige Erlebnis zu verdanken haben.
Bei Weitem nicht so souverän war leider Moores "Übersetzer", der ihn zur Seite gestellt wurde, um sein Englisch ins Deutsche zu übertragen, daran aber kläglich scheiterte. Zum einem lag das daran, dass diese Person, die man wohl am Besten als "Hampelmann" beschreiben könnte, wahrscheinlich bis kurz vor dem Konzert noch nie etwas von Zelda gehört hatte und damit gar nicht in der Lage war, Moores Aussagen zu erfassen. Zum anderen hatte man den Eindruck, dass der Übersetzer hinter der Bühne irgendetwas eingeworfen hatte und auch gar nicht voll der englischen Sprache mächtig war. Daraus ergaben sich dann Sätze wie "Prinzessin des Zwielichts" oder "Wasser, Sturm, Ozean", bis hin zur glatten Arbeitsverweigerung in Form von "Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen, bitte nochmal Applaus." Nicht mal den Titel der Veranstaltung konnte er korrekt übersetzen, so wurde daraus "Symphonie FÜR die Göttinnen"... Da konnte man sich nur fragen, ob der eigentliche Übersetzer krank war und man einfach irgendeinen Komiker als Ersatz auf die Bühne gezerrt hatte.
Glücklicherweise ist der Großteil der deutschen Zelda-Fans aber durchaus der englischen Sprache mächtig, weshalb Moore auch ohne Übersetzung sein Publikum fand. Nach einer Weile gewann man sogar den Eindruck, dass die Nummer mit dem Übersetzer als eine Art Komik-Einlage gemacht wurde, um den ein oder anderen Lacher zu erzielen. Es hätte nur noch gefehlt, dass Mario Barth auf die Bühne kommt, um sich darüber lustig zu machen, wie blöd sich seine Freundin doch beim Zelda-Spielen anstellt. Ärgerlich war dieser Umstand aber sicherlich für alle, die nicht Englisch können und gerne verstanden hätten, was Moore gesagt hat. Und für alle anderen war es einfach nur peinlich, denn bei so einer professionellen Veranstaltung erwartet man doch etwas anderes.
Die mangelnde Übersetzung änderte aber nichts daran, dass die Musikauswahl das Publikum durchaus zufrieden stellen konnte. Wer sich die Orchester-CD zum 25-jährigen Jubiläum schon mal angehört hatte, dem waren einige Stücke, die an dem Abend gespielt worden sind, bereits vertraut. Allerdings ist es natürlich eine ganz andere Erfahrung, wenn diese Titel live von einem Orchester vorgetragen werden. Wer sowas noch nie erlebt hat, dem kann diese Erfahrung fast schon surreal vor. Auch waren über die Hälfte der Stücke nicht auf der CD mit drauf und damit eine gänzlich neue Erfahrung.
Das komplette Programm schaute wie folgt aus:
- "Overture"
- "Dungeons"
- "Kakariko Village"
- "Songs of the Hero"
- "Prelude ~ The Creation of Hyrule"
- "Movement 1: Ocarina of Time"
- "Movement 2: The Wind Waker"
- "Fairy Fountain"
- "Movement 3: Twilight Princess"
- "Movement 4: A Link to the Past"
- "Ballad of the Wind Fish"
- "Gerudo Valley"
- "Suite from Majora's Mask"
Bei der Ouvertüre, der Eröffnung des Konzerts, handelte es sich um das Medley, welches auch zur E3 2011 gespielt wurde, um die Zelda-Konzerte einzuleiten. Mit "Dungeons" bewegten wir uns dann musikalisch durch die dunklen Kerker der ersten vier Zelda-Titel, darunter die Lichtwelt-Verliese aus A Link to the Past, die Djinn Grotte aus Link's Awakening und natürlich die klassische Level-Musik aus The Legend of Zelda. Auch wurde hier mit der beliebten Palast-Musik das einzige Stück aus Zelda II - The Adventure of Link gespielt - von den Ohrwürmern dieses Spiels hätten wir sicherlich gern mehr gehört.
"Kakariko Village" deckte sowohl die klassische Fassung aus A Link to the Past und Ocarina of Time, als auch die Variante aus Twilight Princess ab, die man bereits von der Orchester-CD kannte. In dem Stück "Songs of the Hero" wurden verschiedene Okarina-Lieder aus den beiden Nintendo 64-Klassikern gespielt, und zwar die Hymne der Zeit, die Serenade des Wassers, das Lied der Befreiung und die Hymne des Sturms.
Im Kern war die Symphony of the Goddesses aber wie eine klassische Sinfonie in vier Stätzen aufgebaut. Diese behandelten die Spiele Ocarina of Time, The Wind Waker, Twilight Princess und A Link to the Past mit je einem umfassenden Medley. Den Anfang machte das allseits beliebte Ocarina of Time, welches mit einem separaten Stück zur Entstehungsgeschichte von Hyrule eingeleitet wurde - eine wahre Symphonie der Göttinnen. Aus dem Spiel wurde dann u.a. die Intro-Melodie, die Musik des Deku-Baums und der Kampf gegen Ganondorf gespielt
Ein weiteres Highlight spielte sich vor dem zweiten Satz ab. Für das Medley zu The Wind Waker legte Dirigentin Eímear Noone ihren normalen Taktstock ab und entnahm aus einer mit einem Triforce versehenen Schatulle eine Replik des Taktstock des Windes, mit dem sie dann das restliche Konzert dirigierte. Auch hier war Jubel und Beifall garantiert. Das Medley selber entsprach im Großen und Ganzen dem auf der Orchester-CD, was übrigens auch beim dritten Satz zu Twilight Princess der Fall war.
Nach The Wind Waker gab es eine kurze Pause, die dann mit der klassischen Feenquellen-Melodie beendet wurde, die seit A Link to the Past das Hauptmenü aller Zelda-Spiele untermalt hatte. Auch dieses Stück kann man sich auf der Orchester-CD anhören, wer daran interessiert ist.
Als Moore die vier Sätze mit dem Aufbau der Zeitlinie aus Hyrule Historia verglich, ließ er die Fans raten, was denn der letzte Satz wäre. In Paris fiel an der Stelle wohl Einwurf "Skyward Sword", welches übrigens nur mit der Hymne der Göttin in der Ouvertüre dran kam, aber die deutschen Fans waren hier etwas "smarter" und begrüßten unter jubelndem Applaus A Link to the Past als das Finale. Viele der größeren Melodien aus Ocarina of Time, wie Zeldas Wiegenlied, stammten nämlich ursprünglich aus diesem Teil, weshalb sich dieser seinen eigenen Satz verdient hatte. Und von der berüchtigten Schattenwelt-Melodie kann man sowieso nie genug bekommen. A Link to the Past war sicherlich eines der größten Highlights auf dem Konzert und ein fantastischer Abschluss für die Sinfonie.
Wir hätten uns im Voraus über das komplette Programm informieren können, taten es aber nicht und wurden dadurch mit den letzten drei Stücken überrascht, die quasi als Zugabe behandelt wurden (obwohl sie fest im Programm verankert sind). Dies führte dazu, dass es insgesamt viermal Standing Ovations gab, bevor das Konzert tatsächlich vorbei war! Es wurde geklatscht, bis die Hände wund waren. Der viele Applaus fiel aber völlig zurecht und das Publikum war über jeden weiteren Titel, den Moore angekündigte, haushoch begeistert.
Zunächst gab es die Ballade des Windfisch, welche hier wirklich unbeschreiblich schön inszeniert wurde und einen direkt in die Kindheit zurückversetzte, als man mit dem GameBoy in der Hand die Instrumente der Sirenen vor dem Ei auf dem Tamaranchberg spielte. Danach bekam einer der beliebtesten Titel aus Ocarina of Time sein eigenes Stück gewidmet: das Gerudotal. Und besonders erfreulich war natürlich die bizarren Klänge zu Majora's Mask zum Schluss - ein Spiel, was man andernfalls sicher vermisst hätte. Hier wurden die Musik aus der Anfangssequenz, Lieder zu Majora, dem Weltuntergang und Unruhstadt gespielt.
Auch wenn der ein oder andere Musikexperte mit geschultem Ohr vielleicht ein paar Fehler raushören konnte, kann man schon sagen, dass das Filmorchester Babelsberg voll hinter der Musik stand und sich ordentlich ins Zeug legte. Auf der großen Leinwand konnte man hin auch wieder interessante Nahaufnahmen des Zusammenspiels der verschiedenen Instrumente verfolgen.
Hauptsächlich wurde die Leinwand aber für Spielszenen verwendet, die wirklich perfekt die Musik begleitet haben, sogar mit einigen gekonnten Übergängen. Als beispielsweise die Musik von Unruhstadt die düsteren Töne des dritten Tages annahm, wurde passend der dritte Tag auf der Leinwand eingeleitet. Ebenso war bemerkenswert, dass man sich bei der Wahl des Bildmaterials auch nicht vor kurioseren Szenen gescheut hatte. So durfte man einen Mythenstein bestaunen, als er wie eine Rakete abhebt, Link dabei beobachten, wie er von Hühner massakriert wird, oder mit einer Möwe einen Rundflug um Port Monee erleben. Schön. Aber auch vor Spoilern hat man sich nicht gescheut, so wurden die Endkämpfe aus A Link to the Past, Ocarina of Time, Majora's Mask, The Wind Waker und Twilight Princess gezeigt.
Das grandiose Zusammenspiel von Musik und passenden Spielszenen sorgte sicherlich für viel Gänsehaut unter dem Publikum und auch für die ein oder anderen Tränen, vielleicht als besondere Kindheitserinnerungen wiedererweckt wurden. Links neben einem wurde geweint, rechts neben einem gejubelt. Das Konzert war Emotion pur. Leider muss man dazu sagen, dass es aufgrund des wesentlich jüngeren Publikums auch vereinzelte Leute gab, die so ein Konzert mit einem Fußballspiel verwechselt haben. Aber zum Glück hielt sich das in Grenzen und eventuelle Störenfriede ließen auch mit sich reden.
Die Symphony of the Goddesses ist definitiv einer der Abende, von denen man sich wünscht, dass er niemals endet. In jedem Fall lässt er einem mit dem Verlangen nach mehr zurück und es wäre sicherlich wünschenswert, wenn es irgendwann ein Album mit dem kompletten Programm geben würde. Auch wurde einigen Spielen wie Skyward Sword oder The Minish Cap gar keine oder nur wenig Beachtung geschenkt, wo es natürlich schön wäre, hier mehr in der kommenden 2. Staffel zu hören, die übrigens bereits am 6. Juni in Atlanta startet.
Einen wichtigen Teil des Abends machten aber auch die vielen Zelda-Fans aus. Uns alle verbinden die schönen Erinnerungen, die wir mit den Zelda-Spielen haben und die man nun zusammen in einem wundervollen Abendprogramm noch einmal durchleben konnte. Und wenn man sonst vielleicht der Sonderling ist, weil einem die Schattenwelt-Musik mehr begeistert als der neueste Song von David Guetta, so war man hier unter hunderten Gleichgesinnten. Ein schönes Gefühl. Dies war auch die perfekte Gelegenheit, um mal einige der Gesichter aus den deutschen Zelda-Foren kennen zu lernen. Von ZeldaEurope waren Jade, Jeanne, Aki, Râhume, Si'naru, fowo, Vyserhad, Akira Gin, Chibikeks, Martikhoras, Lux, Frankenlink, Mabim (im Link-Cosplay!) und meine Wenigkeit (TT) mit dabei. Und auch von unseren Kollegen bei Zfans waren zahlreiche weitere User vor Ort, was nach dem Konzert zu einer geselligen Runde geführt hat.
Die Musik und die Leute machten diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis und wir würden uns sehr darüber freuen, wenn nächstes Jahr die zweite Staffel der Symphony of the Goddesses nach Deutschland zurückkehren würde!